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THEMA:   BERTOLT BRECHT's Mahnung zum Wiener Völkerkongress für Frieden im Jahre 1952

 1 Antwort(en).

Wolfgang begann die Diskussion am 22.01.03 (00:20) mit folgendem Beitrag:

"Das Gedächtnis der Menschheit / für erduldete Leiden / ist erstaunlich kurz / ihre Vorstellungsgabe / für kommende Leiden ist fast noch geringer."


Antonius Reyntjes antwortete am 23.01.03 (08:42):


Ja, in politisch-psychologischen Dingen ist B.B. fast unschlagbar, auch in seiner Lyrik (mal abgesehen von einigen arg pornografischen Detail-Klamotten...); also noch was zum möglichen Frieden von B.B.:
"Krieg wird sein, solange auch nur ein Mensch noch am Krieg verdient!"

Insofern haben wir doppelt Recht, uns n i c h t an dem Krieg "reiche Supermacht gegen verarmtes Araberland" zu beteiligen: Wir haben (satirisch gesprochen) noch mehr als eine Milliarde D-Mark (!) aus dem 1. Golf-Ölkrieg gut, als ein christlich-sozialer Finanzminister unter Kohl es sich zu schade war, das vorausgezahlte Kriegsgeld von den USA zurückzufordern - oder es für Medikamente für irakische Kinder auszugeben.

Ansonsten finde ich in Wolfgang Borcherts Antikriegs-Manifest "Dann gibt es nur eins!" eine befriedigende Antwort auf Kriegstreiberei:

"Du. Dichter in deiner Stube. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst keine Liebeslieder, du sollst Hasslieder singen, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN! ..."
Und:
"Du Pilot auf dem Flugfeld. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst Bomben und Phosphor über die Städte tragen, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!"
Und:
"Du, Pfarrer auf der Kanzel. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst den Mord segnen und den Krieg heilig sprechen, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!"
(Von den Kirchen und vom Papst aus ist diese menschenfreundliche Haltung ja auch bekräftigt.)
Was würde Borchert den US-Amerikanern heute schreiben? Vielleicht so?

"Du, Bürger der USA, glaube nicht, dass der Anschlag vom 11. September ein Angriff einer faschistischen N a t i o n auf dein Land war - wie es der japanische Angriff auf Pearl Harbour war.
Du, Soldat, mach dir klar, dass es im Irak mehr Arme, Unschuldige und Opfer von Mord und Terror gibt als in deinem eigenen Land, ja, vielleicht in keinem anderen Land der Gegenwart überhaupt."