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THEMA:   Weihnachts-Kurz-Prosa

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Anton Stephan Reyntjes begann die Diskussion am 30.12.02 (14:10) mit folgendem Beitrag:

NOCH WAS GESCHEITES WEIHNACHTLICHES; SATIRISCHES VON EINEM MEISTER:

Aus: Sigismund von RADECKIS Essay "Merkblatt für den Reiseteufel"

(Dort gibt der Ober-Belzebub Satanas Anweisungen an einen Unterteufel, der bisher sein Arbeitsgebiet noch nicht optimal diabolisch bewältigt hat:)

"Denken Sie an die Erfolge, die wir beim Weihnachtsfest erzielt haben! Was könnte uns zuwiderer sein als sein Anlaß? Aber nun sehen Sie, wie genial Ihr Kollege [der Weihnachts-Fachteufel] eine Nebenerscheinung von Weihnachten, nämlich das liebevolle Schenken, zur Hauptsache gemacht hat. Er hat es erreicht, daß eine gebieterische Aufforderung zum Geschenkekaufen bereits drei Monate vor dem Termin einsetzt. Durch psychologische Aufpeitschung nimmt das endlich die Dimensionen einer allgemeinen Schenk- und Kaufhysterie an, so daß erstens kein Mensch mehr an das bedauerliche Geschehnis denkt, welches dazu den Anlaß gab, und zweitens die Erwachsenen über die kostspielige Plage so verstört sind, daß alle aufatmen, wenn das Fest mit seinen Magenverstimmungen vorüber ist. Eine im besten Sinne diabolische Taktik: das Fest nicht abschaffen, nicht bekämpfen, sondern durch unmerkliche Zentralisierung einer Nebensache um seinen Sinn bringen."
(S.v.R.: Im Vorübergehen. München. 1959. S. 12)