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THEMA:   Lesen büldet! – Bildet Lesen?

 4 Antwort(en).

Johannes Michalowsky begann die Diskussion am 17.12.02 (17:50) mit folgendem Beitrag:

Ob das Lesen bildet, hängt bestimmt einerseits davon ab, was man liest – wenn man es überhaupt tut – und andererseits davon, was man unter Bildung versteht.

Wenn man aber die Grundaussage als Tatsachenbehauptung nimmt, dann sind mir da Zweifel gekommen, als ich mal im Schopenhauer nachschaute (wurde dadurch nahegelegt, daß neulich hier jemand heftig Schopenhauer zitierte):

„Wann wir lesen, denkt ein anderer für uns: wir wiederholen bloß einen mentalen Prozeß ... Daher kommt es, daß wer sehr viel ... liest, die Fähigkeit selbst zu denken allmählich verliert.“

Meine Denkfähigkeit würde ich nicht so gerne drangeben, also sollte ich lieber die Finger von Büchern lassen?


Angelika antwortete am 17.12.02 (20:17):

Oh Johannes - ein Mann des 20.Jahrhunderts sollte sich nicht an einem genial-pessimistischen Menschenverachter wie Schopenhauer orientieren (von seinem fragwürdigen Frauenbild und Antisemitismus will ich gar nicht erst reden:-).
Das von Dir gepostete Zitat sagt mir eigentlich nur so viel:
Wenn Schopenhauer "WIR" schreibt, dann meint er "IHR, DIE ANDEREN, MEINE LESER" und wenn er "ein anderer" schreibt, dann meint er "SICH" ...
Ok, ok, er ist eine der deutschen Ikonen, die man genau so wenig ankratzen darf wie Goethe .. m.E. wird er wirklich überbewertet - wär da nicht seine hinreissende Mutter Johanna, die eine überaus eifrige Autorin und weltoffene Frau war und über eine Postkutschenreise von Weimar an den Niederrhein und nach Belgien und von Köln nach Frankfurt ein wundervolles Buch schrieb - Söhne von soclhen Lichtgestalten von Frau müssen wohl Misantropen werden :-)

Aber zu Deinem Zitat: Ich würde hinzufügen: Nicht nur lesen bildet ...und: es kommt immer auf den Kopf an, der hinter dem Buch steckt ...


pilli antwortete am 17.12.02 (20:37):

"Bildung" aus der sicht von Wilhelm Raabe:

"Dem ungebildeten Mensche erscheint alles als Einzelheit, dem gebildeten alles im Zusammenhange. Es gibt da aber allerlei Nuancen.


"Lesen" aus der Sicht von R. Tagore:

"Lesen, ohne zu denken, ist dasselbe, wie wenn man Baustoffe anhäuft, ohne etwas damit zu bauen."

die kunst ist meiner meinung nach, das eine vom anderen unterscheiden zu lernen um so "eigene erkenntnisse" zu erhalten.

p.s.
dann klappt`s auch mit der "Büldung"


schorsch antwortete am 18.12.02 (11:13):

Fazit: Lesen bildet eben doch - die Frage ist nur, ob zum Guten oder zum Schlechten.
Beispiele: 1.) Jemand liest ein Lexikon, weil er einen Begriff nicht kennt und sich diesen erklären lassen will. Also bildet er sich weiter im Guten. 2.) Jemand liest einen Horrorroman und bezieht daraus eigene Ideen, jemanden umzubringen. Also bildet er sich weiter im Schlechten.
Schade eigentlich, dass Herr Schopenhauer nicht nocht gestanden hat, wer ihn lese, verdumme!


Poldi antwortete am 18.12.02 (12:32):

Immer wie es grade in den Kram passt. Das kennen wir ja.