Archivübersicht | Impressum

THEMA:   Kommt Kunst von Können?

 20 Antwort(en).

Frieder begann die Diskussion am 16.11.02 (15:27) mit folgendem Beitrag:

Max Liebermann (1847-1835) sagte einmal:
"Kunst kommt von Können, käme sie von wollen, so würde sie Wulst heißen".
Mit Können meinte er sicherlich nicht nur die handwerkliche Fertigkeit im Umgang mit
den Materialien und Formen, den Farben, der Kombination oder dem Sujets.
(Thema einer künstlerischen Darstellung)

Spontan fällt mir das Wort °Fantasie° ein. Ich halte sie für die Sonne der Künstler.
Sie ist die Mutter der Kreativität. Sie bringt Leben. Oder, (bei TH. Storm abgeguckt)
"Da ist der leise Atem eines Engels zu hören"

Was meinen Sie? Kommt Kunst von Können?


bello antwortete am 16.11.02 (19:58):

Vielleicht käme man so der Sache näher:
beide Begriffe kommen sicherlich aus dem Lateinischen.
"Kunst" heißt dort "ars".
Weiß jemand, was "können" auf Lateinisch heißt?
Kann man eines vom anderen ableiten (lateinisch)?


Monika antwortete am 16.11.02 (23:22):

In diesem Fall kommt einmal das Wort nicht aus dem Lateinischen, sondern aus dem Althochdeutschen bzw. Germanischen. Bei den indogermanischen Sprachen findet sich da noch eine Verwandtschaft. can = können. Und es kommt tatsächlich von können. Können bedeutete früher "geistig vermögen, wissen, verstehen". Auch kennen und kühn sind aus diesem Wort entstanden. Kunst heißt also eigentlich. Wissen,Verstehen . (Herkunftswörterbuch Duden) Um die Entwicklung von können zu Kunst zu verstehen, beachte man: gönnen - Gunst
brennen - Brunst
Das lateinische ars hat mit können nichts zu tun. Auf lateinisch heißt können: posse.
Beste Grüße

Monika


bello antwortete am 17.11.02 (07:06):

Pot est!


WANDA antwortete am 17.11.02 (08:24):

Wenn man auf die sprachliche Abstammung ganz verzichtet, sondern die Anwendung des Wortes sieht, dann kann man sagen
Kunst kommt von Können, aber Wollen kann zu Können führen.


Thalia antwortete am 17.11.02 (10:31):

die Frage war -primär- ob Kunst von Können kommt, oder?
Woher der die Begriffe ars und posse stammen ist ja nun geklärt.
Die kreative Gestaltung, die Fantasie, in allen Kunstbereichen, ist nach wie vor die Urmutter, ja.
Diese Kreativität und Fantsie, die doch zuerst im Kopf, im Geist des Kunstschaffenden entsteht, wäre jedoch ohne das erlernte handwerkliche Können nichts. Denn die Umsetzung der
geistigen Vorstellung in ein "Werk", ob Musik oder darstellende Kunst, das allein ist Kunst.
Liebe Grüsse
Thalia

Internet-Tipp: https://www.bonhoeffer-chor-werne.de


Frieder antwortete am 17.11.02 (11:55):

Ich möchte meine Frage - kommt Kunst von Können - über die Wortabstammung (Etymologie lt. Lexikon) ausdehnen, denn °die° Kunst, die wir z.B. in Galerien besichtigen, will sich ja vom Kunsthandwerk unterscheiden. Diese Kunst will mehr zeigen als Fertigkeit, Begabung, Beschäftigung mit Formen und Farben.

Fragen über Fragen: Will der Künstler sein Erleben- und Fühlen- können zeigen, seine Freiheit im Auswählen?
Ist da auch Eitelkeit - anerkannt zu werden - mit im Spiel?
Macht er gerne das, was der Betrachter sehen will?
Kann man Kunst machen lernen?
Grüße von Frieder


Thalia antwortete am 17.11.02 (12:36):

Nein, Frieder, ich bin nicht der Ansicht, dass man
"Kunst machen" lernen kann. Die Inspiration, die dem Künstler gegeben ist, mehr noch, wenn er sie gar umsetzen kann, das kann man nicht lernen, es muss in einem sein.
Liebe Grüsse
Thalia


wese antwortete am 17.11.02 (13:09):

Selbstverständlich kann man Kunst lernen. Dafür gibt es Universitäten, Hochschulen und Akademien. Insbesonders bildende Kunst wie Bildhauerei, Töpferei usw. setzen einen kontinuierlichen Lernprozess voraus.

Inspiration kann man allerdings nicht lernen, das ist vollkommen richtig. Aber Inspiration setzt auch das Verstehen und Begreifen von Kunst voraus. Und genau das ist erlernbar. Wäre es nicht so, dann könnte man ALLES zur Kunst erklären.


Johannes Michalowsky antwortete am 17.11.02 (13:36):

Anscheinend denkt Ihr in erster Linie an darstellende Kunst. Wie sieht es mit Musik, Dichtung, Schriftstellerei, evt. auch reproduzierender Kunst - Musiker, Schauspieler - aus?

Klar müssen die alle ihre Technik erlernen, jeder große Musiker, die ganz großen nicht ausgenommen, haben ihre Lehrmeister gehabt. Aber Genie kann man nicht erlernen, das muß man mitbringen.


Thalia antwortete am 17.11.02 (14:20):

Da haben wir uns nun gründlich mißverstanden.
"Lernen kann man eigentlich alles", nicht wahr. Aber das Talent, das in uns steck, von mir auch das Genie, nein, das kann man nicht erlernen. Und das meinte ich mit:"Nein Kunst machen kann man nicht erlernen."
Im übrigen sollte wir uns nicht um des Kaisers Bart streiten.Letztendlich kommt es darauf an, wen und was ich mit meiner "Kunst" erreichen will. Als ausübende Musikerin reproduziere ich. Aber ich interpretiere auch. Und wenn ich weiss, dass ich mit dem, was ich meinen Zuhören anbiete, auch ihre Herzen erreicht, dann ist es zumindest für mich wohltuend, wenn auch niemals zufriedenstellend für mich persönlich.
Ich übe zwar die Kunst aus, betrachte mich dennoch nicht als Künstlerin, dazu fehlt mir das "Einmalige"; der Hang zur Perfektion ist leider keinem Menschen gegeben. Darum sind viele berühmte Künstler mit ihrem Ringen nach Perfektion an sich selbst gescheitert. Nicht umsonst ist die wahre Kunst auch etwas Göttliches, etwas von Gott gegebenes, das Talent, das Genie, die göttliche Inspiration.
Ich sage hier einmal ganz provozierend: Kein Mensch kann niemals perfekt sein. Perfekt ist nur der, der uns "gemacht
hat". Haltet mich von mir aus für eine Spinnerin, aber dies ist meine feste Überzeugung.
Ich gehe niemals "befriedigt" von der Bühne - auch früher nicht, als ich dies noch alles hauptberuflich gemacht habe
-Singen (Mezzosopran)-. Immer ist das Suchen nach Vollkommenheit, nach neuen Deutungen, einhergehend mit der Inspiration -zumindest für mich, sehr wichtig-.
Noch etwas: Jeder Mensch hat ein Talent in sich. Dieses Talent zu entdecken und zu fördern -auch fordern-,es zum Kunstwerk zu machen, ist nicht vielen gegeben; ich nehme mich da nicht von aus.
Gruss
Thalia


schorsch antwortete am 17.11.02 (20:17):

Da noch kein Meister vom Himmel gefallen ist, ist wohl anzunehmen, dass ein Meister zu werden gelernt werden kann. Nur ein Meister kunn Kunst können!


wese antwortete am 17.11.02 (20:50):

Es hätte eine wirklich interessante Diskussion werden können, wenn man den "lieben Gott" aus dem Spiel gelassen hätte.


sofia204 antwortete am 17.11.02 (21:40):

also wenn das der Hinterungsgrund ist, ieber wese, mußt du ihn auch beweisen;-)


Thalia antwortete am 17.11.02 (22:00):

ich wusste nicht, dass es in diesem Forum ein Makel ist das Wort "Gott" zu benutzen. Schade.
Trotzdem liebe Grüsse - nunmehr jedoch ohne weitere Beteiligung-
Thalia


wese antwortete am 17.11.02 (23:15):

@ sofia204:

Was soll ich beweisen? Die Überschrift des Themas kann doch jeder nachlesen. Sie lautet: Kommt Kunst von Können?" Diese Frage hat mein Interesse geweckt.

Wäre die Frage gewesen: "Kommt Kunst vom lieben Gott?", dann hätte ich mich an der Diskussion nicht beteiligt. Wenn ich etwas über den "lieben Gott" wissen will, dann frage ich meinen Pfarrer oder meinen Apotheker....


Petra antwortete am 18.11.02 (00:28):

"Perfekt ist nur der, der uns gemacht hat" ???

Nur warum so unperfekt?


Frieder antwortete am 18.11.02 (10:52):

In den o.a. Reaktionen kommt von Thalia ein interessanter Gedanke ins Spiel. Sie schreibt: "Die °Umsetzung° der geistigen Vorstellung °ist° Kunst. So auch die Meinung von Wese, Inspiration könne man nicht erlernen.

Die Inspiration - so meine ich - ist ja wie eine Erfindung machen, ein Einfall, eine Eingebung, die niemand im Versandhaus bestellen kann. Sie setzt eine Reihe von Erfahrungen, Kenntnisse und Motive voraus und ihre Umsetzung in Erlebares - sehen, hören, empfinden - können wir Kunst nennen. Und nur ein °Meister° - wie Schorsch schreibt - kann Kunst können. Und in meinem Lehrbuch steht auch, daß Kinder keine Kunst machen können. Warum wohl? Sie haben doch Fantasie, Einfälle, Begeisterung und Interesse.


Frieder antwortete am 18.11.02 (11:06):

Noch ein Wort zu Aussage v. Wese: "Es hätte eine interessante Diskusions....wenn man Gott aus dem Spiel gelassen hätte".
Lieber Wese. Für alle die an Gott glauben ist Gott immer im Spiel. Gott sei Dank.


wese antwortete am 18.11.02 (12:41):

Lieber Frieder,

meine Aussage bezog sich auf meine eigene Person. Ich habe die Angewohnheit, nur für mich selbst zu sprechen. Das sollte mir eigentlich gestattet sein. Es ist Dir und anderen Personen unbenommen, auch weiterhin über den "lieben Gott" zu diskutieren. Ich selbst habe dazu keine Veranlassung. Das ist alles, was ich mit meinem Zwischenruf sagen wollte.


schorsch antwortete am 18.11.02 (13:05):

Ich habe Gott gefragt, was er von diesem Thema halte. Er hat geschwiegen. Ich deute sein Schweigen so: "Ich habe dir eine Gehirn eingebaut, auf dass du selber denken sollest - glaubst du, dass ich trotzdem noch für dich denken soll?" (;--))))