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THEMA:   Was ist Geschichte?

 13 Antwort(en).

Johannes Michalowsky begann die Diskussion am 04.11.02 (16:35) mit folgendem Beitrag:

Die Frage entstand bei einer Diskussion im Kreis von Bekannten, als jemand fragte, ob wohl die ersten Jahre nach dem II. Weltkrieg schon Geschichte seien.

Ich finde, alles, was vergangen ist, ist Geschichte, also schon das, was gestern geschah.

Was meinen andere dazu?


sofia204 antwortete am 04.11.02 (16:41):

Geschehenes aufgeschichtet


hl antwortete am 04.11.02 (16:47):

Der Begriff "Geschichte" im historischen Sinne, umfasst für mich in einem bestimmten vergangenen Zeitraum bestimmte abgeschlossene Ereignisse, die aufgrund ihres "Vergangenheitsstatus" auf unterschiedliche Art und Weise beurteilt und verglichen werden können.

Übrigens hatte ich gestern ein "geschichtliches" Erlebnis der besonderen Art ;-). Ich habe im St-Google alle Terror-Themen des vergangenen Jahres nachgelesen und mit den aktuellen Postings verglichen. Sehr amüsant :-))


henner antwortete am 04.11.02 (17:52):

@Jo,, neurdings ist es besonders einfach sich mit Geschichtsfragen der ganz jungen Geschichte (oder sagt man besser Vergangenheit)zu befassen.Da das noch so jugendliche Internet eine Fülle von Daten,Informationen,Wahrheiten,Lügen usw für uns abrufbar speichert.Leider gibt es keinen Trichter mit welchem man sich wenigstens einen geringen Teil dieses Wissens eintrichtern könnte,,,,oder ist das auch nicht mehr nötig bei den Möglichkeiten im Internet Wissen auszugraben ?

https://www-geschichte.fb15.uni-dortmund.de/links/


Frieder antwortete am 05.11.02 (09:39):

Was ist Geschichte.
Ich stimme Johannes zu. Alles Vergangene ist Geschichte. Es gibt dazu die Begriffe Natur- u. Weltgeschichte.
Aber alles was war, war in der Zeit. Doch Zeit gibt es nur für den Menschen, wenn er Vergangenes erinnernd
und Zukünftiges sich vergegenwärtigt. (Sonst gibt es nur Abläufe. Doch dazu gab es schon eine Diskussion)

Doch die Zeit erlebt jedes Subjekt anderst. Dazu ein Beispiel.
Ein junges Paar kauft Verlobungsringe. Später werden daraus Eheringe. Nach ihrem Tod bekommen sie die Kinder, dann die Enkel. Die Ringe bleiben dieselben, sie sind nicht Geschichte. Aber ihre °Bedeutung° für das Ehepaar, als Zeichen der Liebe,... für die Kinder, als Andenken an die wechselvolle Zeit, ...für die Enkel, als Zeichen ihrer Herkunft ....ändert sich.

Damit möchte ich verständlich machen, warum Historiker das Vergangene unterschiedlich deuten.
Ihre jeweilige Besonderheit, ihre sozio.- ökologischen Verhältnisse, ihr °in- der -Welt -Sein°
wie die Philosophen sagen, prägen ihre Deutung. Aber nicht nur dieHistoriker, auch uns.

Wohl gibt es konkrete Abläufe, aber erfassen können wir Menschen sie nur mit der eigenen Struktur unserer Persönlichkeit. So wie jede Sprache immer in einer Sprachgemeinschaft lebt, so entsteht jedes Geschichtsbild
in der jeweiligen Kulturgemeinschaft.

Liebe Grüße


WANDA antwortete am 05.11.02 (13:52):

Natürlich ist alles Vergangene bereits Geschichte, nur deuten wir es nicht so, wir sagen gestern, voriges Jahr oder vor fünf Jahren. Innerhalb meiner Familie beginnt Geschichte mit dem, was nur ich erlebt habe oder noch weiter zurückreichend. Wenn meine Enkel um eine Geschichte von früher bitten, so genügt es, wenn ich in die Kindheit ihrer Eltern zurückgehe.
Dies ist wie gesagt eine naive, familiäre Deutung.
Um genauers zu Wissen, sollte man einen Historiker fragen.
Eine Antiquität muss mindestens 100 Jahre alt sein, sonst ist es keine - da kenne ich mich besser aus :-).


Philanthrop antwortete am 07.11.02 (21:03):

Der Brockhaus definiert "Geschichte" folgendermaßen: "Ablauf und Zusammenhang alles an Zeit und Raum gebundenen Geschehens."
Das ist allerdings eine sehr allgemeine Begriffsbestimmung. Für mich ist "Geschichte" nicht viel mehr als eine Aufzählung der Verbrechen, Narrheiten und Unglücksfälle der Menschheit - ein Bericht von der Unvernunft der Mehrheíten. Manchmal aber auch die Lüge, auf die man sich geeinigt hat. Gewissermaßen die Tapete, welche der Mensch auf die Vergangenheit klebt.
Trotz dieser Erkenntnisse, möchte ich dennoch nicht zum Misanthrop mutieren.


WANDA antwortete am 08.11.02 (08:43):

Geschichte ist mehr, sie ist auch der Bericht von Glück, von Freude und persönlichem Erfolg.


marianne glueck antwortete am 08.11.02 (19:27):

im substantiv geschichte steckt das wort geschehen. so ist schon aus der selbsterklärung des wortes klar, dass ganz weit gefasst alles geschehen auch geschichte ist.im spezifischen versteht man eher die untersuchungen zu bestimmten teilaspekten des lebens in der gesamtsicht- vergangenes und gegenwärtiges. die auswahl des von uns als geschichtlich bezeichneten richtet sich wohl nach der bedeutsamkeit für das von uns gewählte thema. wenn in einer familie ein kind geboren wird, ist das für diese familie ein geschichtliches ereignis, wenn dieses kind z.b.mozart ist, ist diese geburt von musikgeschichtlicher bedeutung.
das problem bei gerade ablaufendem ist die erkennung als bedeutsames für das ganze, das zum thema einer untersuchung gemacht wird.


Felix antwortete am 10.11.02 (09:18):

Noch ein kleiner Denkanstoss:
Wenn Geschichte alles Geschehene ist ... was versteht man denn unter prähistorischen ... also vorgeschichtlichen Ereignissen?
Das Geschehene wird vielleicht erst zur Geschichte, wenn es in irgend einer Weise aufgezeichnet wird.
- Die Erdgeschichte z.B. durch Ablagerungen, Schichtenbildung, Fossilien, stoffliche Zusammensetzung etc.
- die Vorgeschiche durch Höhlenmalereien,Funde von Knochen, Werkzeugen, Waffen, Scherben, Schmuckstücke, Gebrauchsgegenstände etc.
- Die Geschichte im engeren Sinn beginnt mit der Erfindung der Schrift oder ähnlicher Zeichensysteme. (Symbole, Bildsprache)

Etwas abstrakt wäre Geschichte allgemein:
Die als zeitliches Geschehen deutbaren Spuren, Marken und Zeichen.


Felix antwortete am 11.11.02 (17:09):

Ausser Marianne, die per e-Mail reagiert hat, ging der Denkanstoss ins Leere...... scheint sonst niemanden zu interessieren?


Johannes Michalowsky antwortete am 11.11.02 (18:21):

Per Email? Da hat nur einer etwas von, was sollen wir dazu sagen? Es ist durchaus in Ordnung, eine Diskussion im Zwiegespräch per Email weiterzuführen, aber dann sollte es auch wirklich privat bleiben.

Und so übel sind die anderen Beiträge wahrhaftig nicht, wir befinden uns doch hier nicht in einem Gremium von Berufshistorikern. Wenn man solche Maßstäbe anlegt, dann vergraulen wir uns sicher den einen oder anderen Mitdiskutanten (wie neulich hier irgendwo jemand schrieb, das sei ihr zu "hochgestochen").


marianne antwortete am 11.11.02 (19:01):

an johannes
du hast recht, wenn du mich indirekt schiltst, aber ich bin ja, wie du gemerkt hast, neu im forum und wusste nicht, wie es geht. ich dachte, ich mache es richtig, wenn ich an denjenigen diskutanten maile, auf dessen beitrag ich mich bezieh.also: sorry.
übrigens, es standen durchaus keine geheimnachrichten in meiner mail an felix.also schließe ich meine mail ganz persönlich , indem ich mal so in den raum stelle,dass ich geschichten und somit auch geschichte liebe und dass für mich geschichte ein großer teil meines lebens einnimmt.


WANDA antwortete am 12.11.02 (08:24):

@felix, der Denkanstoss ging nicht ins Leere, denn ich lese alles und denke auch darüber nach, ganz besonders hat mir Dein letzter Kommentar juttam gegenüber gefallen.
Es würde zu weit gehen, wenn man jedem mitteilen würde, dass man ihm zustimmt, so melde ich mich nur dann, wenn ich ganz anderer Meinung bin.