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THEMA:   Schreibspiel - Kurzgeschichte

 35 Antwort(en).

hl begann die Diskussion am 30.09.02 (09:43) mit folgendem Beitrag:

Dieses Schreibspiel habe ich in einem anderen Forum gefunden und ich denke, es könnte einigen unserer Schreiber hier auch Freude machen. Es müssen ja nicht immer Gedichte sein.

Es empfiehlt sich, den Text mit Word oder einem anderen Schreibprogramm, das Wörter zählen kann zu schreiben , mit kopieren/einfügen lässt sich der fertige Text dann hier einfügen. Nachstehend ein Beispiel


hl antwortete am 30.09.02 (09:44):

Abenteuer in Venedig

„Nachdem Sie sich mit gekühlter Melone und Parmaschinken gestärkt haben, empfehlen wir eine geruhsame Fahrt auf einer Gondel durch die Kanäle...“ entnervt schlug ich den Reiseführer zu.

„Venedig, Marcus-Platz.“, nicht die richtige Lektüre bei 35°C im Schatten. Die Sonne brannte gnadenlos auf den beiseite geschobenen Teller. Die Spaghetti hatten inzwischen das Aussehen eines getrockneten Knäuels von Würmern angenommen.

Aber ein Schluck von dem noch kühlen Wein aus dem Weinkühler neben mir, prickelnder fruchtiger Frasquati, führte meine Gedanken wieder nach Italien zurück: Karneval in Venedig, das war ein Erlebnis besonderer Art. Genüsslich streckte und räkelte ich mich auf den weichen Kissen meines Liegestuhls.

Letztes Jahr im Februar war es. Ich hatte mir am Nachmittag die „Corteo di apertura del carnevale“ auf der Piazza San Marco angesehen und war gerade vollkommen durchgefroren in meinem Hotelzimmer angekommen, als das Telefon klingelte.

„Pronto“ hörte ich eine heisere Männerstimme sagen, der Rest bestand aus einem italienischem Redeschwall von dem ich kein Wort verstand. Der Unbekannte wechselte in ein halbwegs verständliches Englisch. Eine Einladung zu einer privaten Karnevalsveranstaltung, er will mich um 20 Uhr abholen. Ein Kostüm für mich würde gleich im Hotel abgegeben. Fassungslos legte ich den Hörer auf. Der Anrufer hatte mir keine Gelegenheit zur Antwort gegeben.

Schon klopfte es an der Zimmertüre. Der Hotelpage brachte ein Riesenpaket und grinste über beide Ohren. „Prego, Signora!“ Ich gab ihm ein paar Lire und löste dann vorsichtig die Verpackung. Auch wenn ich nicht daran dachte die Einladung des Unbekannten anzunehmen, so wollte ich doch wenigstens das Kostüm ansehen.

Sorgsam eingebettet in Seidenpapier bot sich meinem erstaunten Blick ein prachtvolles goldgrünes Gewand. Darunter eine kleine goldene Maske an einem zierlich gewundenen Stiel. Das musste ich doch anprobieren. Das Kostüm passte als wäre es massgeschneidert. Fassungslos betrachtete ich mich in dem großen Spiegel. Das war eine andere, mir völlig fremde Frau, die dort aus dem Spiegelglas herausschaute. Übermut überfiel mich, „Warum nicht? Niemand kennt mich hier und mein vor Jahren heimlich absolvierter Karatekurs wird mich wohl vor tätlichen Angriffen bewahren“.

Ein lautes Klopfen schreckte mich aus meinen Gedanken. Verwirrt blickte ich auf. Gleissende Helligkeit überfiel mich. Es klopfte immer noch. Mit zusammengekniffenen Augen versuchte ich meine Umgebung zu erkennen. Ach ja, ich lag auf meiner Terasse im Liegestuhl und meine inzwischen nach Hause gekommene Tochter klopfte energisch von innen an die Fensterscheibe um mich darauf aufmerksam zu machen, dass die Sonne inzwischen gewandert ist und der Sonnenschirm mir keinen Schatten mehr spendet.
(407 Wörter)


hl antwortete am 30.09.02 (10:02):

nachgesetzt :-)

das war die Vorgabe für das obige Beispiel:

Erlaubte Wörterzahl: 200 – 500
Geforderte Wörter (Beugungen sind erlaubt):
Melone- Spagetti- Venedig- Marcus Platz- Gondel- Karneval- Wein- Kanäle
Geforderter Satz: Die Sonne brannte gnadenlos...
Verbotene Wörter:- Essen- Eis- Herr- Frau


hl antwortete am 30.09.02 (10:04):

Nun eine neue Vorgabe. Es können bis zum 31. Oktober d.J. beliebig viele Texte eingesetzt werden. Wenn genügend Interesse besteht, geht es im November mit neuen Vorgaben weiter.

Erlaubte Wörterzahl: mindestens 200 – max. 450
Gefordete Wörter: Internetcafé – Herbst – Sonne – Straße – Schokolade – Brief –Enkelkind – Überraschung
Geforderter Satzteil: Die Blätter leuchten in allen Farben..
Verbotene Wörter: man – Auto – Bildschirm
------
Einen schönen Wochenanfang wünsche ich allen SchreiberInnen und recht viel Kreativität :-))


WANDA antwortete am 30.09.02 (13:02):

Das ist wirklich was Feines und eine Super-Idee. Wenn ich trotz Garten, am 15. fängt die Uni wieder an und bis dahin muss ich ihn fertig haben, dazu komme, mache ich mit, habe allerdings noch nie von einem Wörterzählprogramm gehört.


rona antwortete am 30.09.02 (16:24):

Word2000 hat ein Zeichen- und ein Wörter-Zählprogramm.


lachmöwe antwortete am 30.09.02 (16:28):

"Fortsetzungs-Programme" könnten wir uns hier auch einrichten.
Jemand schreibt den Anfang und viele andere die Fortsetzungen.
Bestimmte Wörter sind dabei nicht vorgegeben. Anzahl der Wörter ist im ST festgelegt.


hl antwortete am 30.09.02 (21:14):

@ Wanda:
der Vorteil dieses Themas ist gerade, dass nicht alles so superinternetschnell gehen muss. Wenn die Zeit bis Ende Oktober nicht reicht, dann verlängern wir eben. :-))


@ Rona/Lachmöwe
:-)) Gute Idee,mit der Fortsetzungsgeschichte. Hast Du Lust den Anfang unter einem neuen Thema zu machen? Wir sollten uns aber dabei auf ca. 250 Wörter je Fortsetzung beschränken. Nach meinen Erfahrungen mit Fortsetzungsgeschichten in anderen Foren reicht das aus. :-)

Wäre schön, wenn diese beiden Themen ins Rollen kämen :-)


rona antwortete am 01.10.02 (07:55):

@ hl,
das mache ich gern - sobald ich Zeit habe.


WANDA antwortete am 01.10.02 (13:56):

Erst stöhnen, und dann zwei im Kopf schon fertig haben, das bin ich.
Eine muss ich zu Papier bringen, sonst enststeht im Kopf die dritte. Wie soll das vor sich gehen, hier in dieser Rubrik - mit Namen oder geheim halten und erst am 31. loslassen?


WANDA antwortete am 01.10.02 (13:59):

Warum nur allen Schreiberinnen ? sind nicht Schreiber genau so zu behandeln !
entschuldigt, ich fühle mich pilli verpflichtet!!!


RoNa antwortete am 01.10.02 (15:12):

Wir können es doch einmal probieren. Bei "webstories" wird das viel gemacht.
Ich setze jetzt gleich einmal nebenan ein neues Thema "Fortsetzungs-Geschichte" ein und dazu den Eröffnungstext, der genau 200 Wörter hat.
**************
Danach möchte ich mich aus dem ST verabschieden, wobei ich allen Wohlgesonnenen danke. (Dies soll - bitte! - nicht diskutiert werden.)

Internet-Tipp: https://www.webstories.cc


hl antwortete am 01.10.02 (15:24):

*lach* schreib schnell Deine Geschichte hier in dieses Thema,liebe Wanda, damit Du Platz für weitere Geschichten bekommst. :-))

Natürlich kann jede und jeder sofort und jederzeit hier posten. Mit Namen fände ich schöner.
---

Rona, ich freue mich schon auf den Anfang Deiner Fortsetzungsgeschichte. :-)


WANDA antwortete am 02.10.02 (09:10):

@RoNa Du willst es nicht diskutiert haben, das akzeptiere ich. Du sollst aber wissen, dass mich das traurig macht, vielleicht macht mich auch traurig, dass wir untätig zusehen müssen, wie jemand, der eigentlich gern hier ist, nun geht.


WANDA antwortete am 02.10.02 (10:55):

Mein Name ist Robin Winkelmann, bin Journalist und hab grad angefangen hier beim Merkur.
Wer hier arbeitet, muss meschugge sein, Auftragsarbeit vom Chef, soll über den Herbst schreiben.
So was Blödes, gehört ins vierte Schuljahr, warum gibt er so’n Thema nicht ner Frau.
Ich weiss schon, was er will, weisse Nebel wallen, bunte Blätter fallen und so’n scheiss.
Oder die Blätter leuchten in allen Farben, so’n Schwachsinn, is doch nur das letzte Aufflackern, die wissen ganz genau, dass bald Sense is, einmal noch Sonne tanken und das bis zum Abwinken.
Könnt ja auch über den Herbst des Lebens schreiben, wär vielleicht ‚ne Idee.
Nee, is auch ga-ga, kommt ne Überraschung, Schlaganfall oder Herzinfarkt und schon is Winter, steht das Packeis vor der Tür – kannste nur noch auf Weihnachten hoffen und denn musste die Schokolade mit nem Strohhalm trinken.
Hab Durst, geh jetzt essen, Mittagstisch im Internetcafe`- oh, jede Menge Kastanien auf der Strasse, man könnt ja auch über Eicheln, Nüsse und Kastanien schreiben, wär mal was anderes.
Was denn, alle Rechner besetzt, und wieder ne Oma mit Enkelkind da, die soll doch lieber Briefe schreiben, na ja, sind Herbstferien.
Was gibt’s zu essen , heute - was – wieder Gemüseauflauf ? Ja, fällt euch denn gar nichts ein , könnt ihr nicht mal was herbstliches auf en Tisch bringen !


hl antwortete am 02.10.02 (21:33):

:-)) phantastisch umgesetzt, liebe Wanda und eine sehr amüsante story.

Allerdings ein klitzekleiner Fehler drin. Das Wort "man" gehörte zu den verbotenen. :-) Ist mir auch bei der Beispielsstory passiert. Garnicht so einfach, wenn man einmal im Schreibfluss ist.

Ob sich wohl noch mehr Geschichten hier einfinden?


WANDA antwortete am 02.10.02 (22:20):

Schreibe morgen noch eine - die letzte - vorausgesetzt, dass nicht wieder ein Fehler enthalten ist. Das man hätte ich ja ersetzen können, kein Problem, aber ich habe es einfach übersehen.


hl antwortete am 03.10.02 (05:35):

Wenn die zweite Geschichte genauso gut ist wie Deine erste, dürfen gerne sämtliche "verbotenen" Wörter darin enthalten sein, liebe Wanda :-))

Falls das nicht richtig rüber gekommen ist: Ich bin hellauf begeistert von Deiner Story und Deinem Schreibstil :-)

---

Auch alle anderen können hier noch ihre Schreibversion hier einbringen.


WANDA antwortete am 03.10.02 (08:00):

Es ist mir eine Ehre, dass Sie sich für mich, meine Familie und meine Behausung interessieren. Sehen Sie, hier auf der rechten Seite ist das Regal für die Materialien, wie Papier, Patronen usw. Links haben wir die Abstellfläche
Für das, was hier so nebenbei verkauft wird.




Das Glück war mit uns, als schon, bevor die Kinder geboren wurden, ein Mars-Riegel hinterwärts durchrutschte und genau vor unserer Hütte – entschuldigen Sie, wenn ich übertreibe- liegenblieb.
Die Bedingungen für meinen Wurf sind hier ideal, stellen Sie sich vor, die verstehen bereits alle vier Sprachen, am Tage heisst es still sein, zuhören und aufpassen. Diese vielen Leute hier, eigentlich wollen sie nur einen Brief schreiben, aber ununterbrochen unterhalten sie sich.
Wenn der Abend kommt, beginnt das Trainig, sie werden lachen, aber das ist das A und O bei uns. Geschicklichkeit mit Wendigkeit gepaart garantiert unser Leben.
Der Schokoladenriegel hat genau die Ausmasse, die erforderlich sind.
Raufklettern, drei Schritte balancehaltend laufen und dann die Wende, diese Wende auf äusserst kleinem Raum ist das Schwierigste und sie wird von allen meinen Kindern anders genommen, Es würde zu weit gehen, weiter darauf einzugehen, jedoch meine 2. ist so geschickt, dass sie das linke Vorderpfötchen hebt und piaffenartig den ganzen Körper in die andere Richtung mitzieht, während der drei Schritte vor der nächsten Spitzkehre beruhigt sich der Atem und das kleine Herz. Leider gibt es in diesem Kaff keine Ballettschule, sonst hätte ich sie längst angemeldet.
Nach dem sportlichen Teil warten wir ab, bis die Sonne ganz untergegangen ist und der Mond scheint. Die Blätter leuchten in allen Farben, wenn der Vollmond hereinscheint, das ist die angenehme Seite des Materials,
Aber die Tintenpatronen mit ihrem Geruch haben bei meiner Frau zu einem Karbolasthma geführt, das sie zwang das Internetcafe zu verlassen und gleich über die Strasse beim Italiener einzuziehen.
Zwei meiner Kinder gingen mit, nicht wegen der Mutter, aber wegen der italienischen Sprache, diese Vorlieben sind ganz unterschiedlich ausgeprägt, mein Vorletzter kriegt eine Gänsehaut, wenn er russisch hört.
Ach, übrigens soll ich rüber kommen, es gibt eine Überraschung, ich bin Grossvater geworden.
Vielleicht können Sie sich vorstellen, dass das im Moment nicht geht. Das erste Herbstlaub ist noch knackig und voller Saft – ein Besuch dort drüben würde einer Alpenüberquerung gleichkommen und das kann ich mir in meinem Alter nicht mehr leisten, zumal der rechte Knöchel instabil ist.
Hoffentlich habe ich Sie nicht gelangweilt, es kommt selten vor, dass mir jemand so lange zuhört und ich hoffe auch, dass Sie keinerlei Fragen mehr haben, ich muss mich nämlich jetzt um den Transport eines Mars-Riegels in die Pizzeria bemühen, die kleinen haben schon Haare und werden bald anfangen zu laufen, und was tut ein Opa nicht alles für die Enkelkinder.


hl antwortete am 04.10.02 (10:23):

Mäuse-Opas haben's schwer :-))) was für eine schöööne Geschichte, bitte mehr davon :-)


DorisW antwortete am 04.10.02 (11:45):

Wanda, ich finde die Geschichte total klasse!
Daß du die "leuchtenden Blätter" in einen anderen Zusammenhang gebracht hast (kein Herbstlaub), hat mir besonders gut gefallen :-)


WANDA antwortete am 04.10.02 (16:58):

@DorisW, ich bin manchmal etwas widerspenstig und bei den Vorgaben hatte ich das Gefühl, dass man unbedingt ein Lob auf den Herbst wollte, und deshalb wollte ich das eben nicht.


WANDA antwortete am 04.10.02 (17:09):

Habe unter Allgemeines gerade angeregt, dass wir mehr Sprichwörter gebraten, deshalb
@DorisW " ich roch den Braten"


DorisW antwortete am 04.10.02 (22:09):

Und schon bist du "gegen den Strom geschwommen", statt "mit den Wölfen zu heulen" :-)


WANDA antwortete am 05.10.02 (12:34):

@hl ich weiss nicht, wer Du bist, aber auf jeden Fall meinst Du es gut mit mir.
So will ich es denn auch gut mit Dir meinen - ich finde dieses "Spiel", die Betonung liegt auf Spiel sehr schön, aber wenn nicht mindestens 10 von uns in einem Monat mitmachen, dann hat es keinen Zweck und trifft eben nicht den Geschmack, obwohl doch Schriftsteller unter uns sein sollen.
Auf jeden Fall habe ich meinen Teil getan und werde mich erst im November wieder melden, vorausgesetzt, dass es dazu kommt, dass Du es weiterlaufen lässt.


hl antwortete am 05.10.02 (22:01):

Nun Wanda, hl sind meine Initialen (Heidi Lachnitt), ob du mich dadurch besser kennst weiß ich nicht. Ist auch nicht so wichtig :-)

Ich weiß nicht ob sich noch weitere Schreiber hier einfinden, es ist ein Spiel und es ist zweckfrei. Jeder der möchte, kann jederzeit ein neues Thema mit anderen Wortvorgaben oder überhaupt anderen Vorgaben eröffnen. Das ist nicht an mich gebunden.

Wer Lust hat am Schreiben, der schreibe :-))


hl antwortete am 06.10.02 (01:53):

Zwischendurch:
Ich will einmal erzählen warum mir dieses Schreibspiel soviel Freude macht.

Da sind Worte, einfach aus der Luft gegriffen, eine Vorgabe. Ich lese sie, ich stelle mir etwas vor, ganz leise entsteht eine Idee, ich fange an zu schreiben.

Am Anfang achte ich noch darauf, die "verbotenen" Worte nicht zu benutzen. Ich überlege, wie ich den vorgegebenen Satz einsetzen kann. doch dann verselbständigt sich die Geschichte, ich schreibe und schreibe und bin mitten drin in dem Erdachten.

Die Phantasie schlägt Purzelbäume und erst am Ende der Geschichte, denke ich wieder an die Vorgaben. Also nochmal genau durchlesen, Wörter ersetzen, etwas kürzen und fertig.

Natürlich habe auch ich ein "verbotenes" Wort in meiner Beispielsgeschichte übersehen. :-)) Aber das ist nicht weiter wichtig.

Die Freude am Schreiben und an der fertigen Kurzgeschichte das ist wichtig.

Und die Freude beim Lesen der Geschichten von anderen
das ist wichtig.

Einen schönen Sonntag wünsche ich allen SchreiberInnen und LeserInnen.

..Heidi


Florentine Brendeke antwortete am 06.10.02 (10:17):

Guten Morgen,
gern möchte ich Ihnen (Euch?) etwas mitteilen. Leider weiß ich nur noch nicht wie. Anscheinend bin ich nicht geschaffen für Internet und so.
Schreibspiele kenne ich, habe viele Jahre in Schreibwerkstätten gelernt und auch einiges - einfaches
- geschrieben - Aber was muß ich tun, bei Ihnen/Euch mitzumachen. Angefragt hatte ich schon.
Liebe Grüße und einen guten Ernte-Dank-Sonntag wünscht
Florentine


hl antwortete am 06.10.02 (10:28):

Guten Morgen, Florentine

Genauso, wie Du soeben Deinen Beitrag hier geschrieben hast, so kannst Du auch Deine Geschichte hier einsetzen.:-)

Vielleicht vorschreiben in Word oder einen anderen Textprogramm, dann Text kopieren und hier im Antwortfeld einfügen.

Ich bin gespannt auf Deine Geschichte. :-)

Herzlichen Gruss ..Heidi


DorisW antwortete am 06.10.02 (14:19):

Jetzt geht *das* wieder los.
Kaum habe ich mich von dem Frühlingsgesülze erholt: "Frühling läßt sein blaues Band" und so weiter. "Vom Eise befreit". Ach du meine Güte.
Der Sommer ist so eine wunderbar harmlose Jahreszeit. Die Leute sitzen auf der Straße, genießen die Sonne oder schimpfen über die Hitze, aber wenigstens sind sie ehrlich und geradeheraus. Der Sommer darf einfach sein, wie er ist.
Aber jetzt: kaum sinkt die Außentemperatur unter 16 Grad, schon bricht die Platitüdenflut über unsereins herein, egal ob in der Zeitung, im Internetcafé oder im Fernsehen.
"Herr: es ist Zeit": na so eine Überraschung. Als ob der gute "Herr" das nicht von selber wüßte, er macht diese Geschichte schließlich seit Anbeginn mit, ich möchte mal sagen, es ist seine Erfindung! "Die Blätter leuchten in allen Farben"? Seien Sie ehrlich: haben Sie wirklich schon mal Blätter leuchten sehen? Gehn Sie doch mal nach Anbruch der Dunkelheit durch einen herbstlichen Wald. Leuchtet da vielleicht was? Na also.
"Seltsam, im Nebel zu wandern..." Was soll daran so seltsam sein? Ein bißchen kondensierte Feuchtigkeit, na und?
Keine Floskel, die unausgesprochen bleibt. Kein dürres vergilbtes Blatt, das nicht gleich zum Symbol der Vergänglichkeit hochstilisiert wird.
Kein Enkelkind, das jetzt nicht Kürbisse schnitzen und Kastanien suchen muß und davon dann auch noch in einem Brief an die Oma berichten soll.
Ach, übrigens, der Brief, die Oma! Vanessa! Hast du der Oma schon geschrieben? Erzähl ihr von dem schönen Spaziergang, den wir gemacht haben!
Von dem herrlichen Altweibersommer und den glänzenden Kastanien, von den röhrenden Hirschen, den wallenden Nebeln, dem bunten Laub, den Stoppelfeldern...
Meine Güte, laß dir halt was einfallen! Nein, vorher gibts keine Schokolade. Du schreibst jetzt den Brief, aber dalli! So eine widerspenstige Göre!


dirgni antwortete am 06.10.02 (14:39):

Natürlich haben sie alle Recht: Wenn ich keinen Herzinfarkt bekommen will, ist Erholung angesagt. Aber jetzt im Herbst? Die Sonne des heißen Sommers hab ich in den Straßen der Stadt nicht genießen können – Staub –Hitze – Lärm, während die anderen Menschen am Meer die Brise genossen.

Aber jetzt im Herbst; natürlich die Blätter leuchten in allen Farben, also am besten in den Wald, die Ruhe, die Einsamkeit! Und nun bin ich da, wo sich Fuchs und Maus Gute Nacht sagen. Ach nein das, heißt ja Fuchs und Hase. Komisch sind unsere Redensarten! Wie komme ich nur auf Maus? Internetsüchtig wie mein Enkelkind? Ob ihm wohl jemand Schokolade bringt, während ich mich hier langweile? Oder besser gesagt, erholen soll, denn es regnet in Strömen, es ist kalt, die Tropfen klatschen gegen die Scheiben. Was soll ich hier nur anfangen!

Stand da nicht im Prospekt was von Internetcafé? Träge mache ich mich auf die Suche, schon ist es draußen dunkel. Surfen wird mich ablenken, verdammt nochmal, auch das macht keinen Spaß! Ich werde mal chatten, habe ich zwar noch nie gemacht, vielleicht entspannt das wirklich. Was soll denn das? Ein Chat mit Rätselstube? Welche Überraschung, da schau ich hinein.

Die machen ja ein richtiges Quiz. Nun da habe ich keine Chance mit meinem Tippen im Adlersystem (über der Tastatur kreisen, Buchstabe finden, zuhacken). Außerdem haben die längst angefangen. Die Eremitage? Ha, das weiß ich, dort war ich, welch schöne Erinnerung! Tippen, konzentrieren – träumen, erinnern kommt nachher. .....
Uff, das war aber ganz schön anstrengend, eine Stunde lang spontan vergrabenes Wissen aus dem Gehirnspeicher zu holen. Hab auf das schlechte Wetter vergessen, den Ärger über das schlechte Bett und und. Hat richtig Spaß gemacht. Dieser Quizmaster und die, die Fragen zusammenstellen und die Punkte zählen, machen sich wirklich viel Mühe. Aber mir hat das richtig Spaß gemacht, jetzt hole ich meinen Regenmantel, drunter ziehe ich einen warmen Pullover an und mache noch eine runde durch den Ort. Ob die wohl eine Bibliothek haben? Möchte wieder einmal einen Goethe oder Schiller lesen, oder ein Pflanzenlexikon, damit ich das nächste Mal weiß, daß pak soi eine asiatische Kohlart ist.

Und einen netten Brief, d.h. natürlich eine E-Mail an den Quizmaster schreib ich morgen, für das nächste Quiz finde ich auch sicher Zeit – wie sagt Bruno immer "gute Entscheidung".


WANDA antwortete am 06.10.02 (15:21):

Na, also - mein Sonntag ist gerettet, ich freue mich wirklich und finde beide Geschichten sehr spannend.


Frieder antwortete am 06.10.02 (15:51):

Vorgaben : Internetcafe-Herbst-Sonne-Strasse-Schokolade-Brief-Enkelkind-Überraschung-Die Blätter leuchten in allen Farben. Verboten : man- Auto-Bildschirm
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Es ist Sonntag nachmittag. Um 15 Uhr sollen die Gäste zur Geburtstagsfeier meines 60 jährigen Vaters - einem Rabauken und Egoisten, einem verschwitzten Choleriker, einem.......kommen. Mutter ist oft am Ende.

Meine Eltern streiten sich wieder, besser immer noch. Doch das ist jeden Tag so. Mich ekel`s an.
Wie dann die Onkels und Tanten, die etepetete Fam. von Steingarten, der abgestürzte Herr Faust mit Enkelkind - - er brachte mir, einem 19 jährigen eine Tafel Schokolade mit, ich mime die gelernte Überraschung -- um den großen Tisch sitzen, da tun die Eltern so, als gäbe es bei ihnen nur Sonnenschein und Liebesküsschen.

Nach einer Stunde stehle ich mich davon. Werfe mir einen Anorak über. Schon bin auf der Straße. Soll ich nun in "mein" Internetcafè gegenüber gehen. Nein, doch lieber Richtung Wald, lieber der Baumallee entlang. . Die Sonne wirft lange Schatten. Die Luft ist frisch. Ich rieche den Herbst. Die Blätter leuchten in allen Farben. Ich atme tief ein und gedrückt wieder aus. Da braust an mir ein Rot Kreuz Rettungswagen mit tatü tata vorüber. Ich dreh mich um . Er hält vor unser Haus. Sie tragen einen Mann heraus. Ein Sekunde lang denke ich ........
...an meine Mutter. Wenn`s der Vater ist.


Renate Wagner antwortete am 22.10.02 (23:20):

Ein Sonntag im Oktober


Sie wohnt schon sehr lange alleine in der Großstadt, nein, sie ist nicht einsam, einmal wöchentlich trifft sie sich mit Freundinnen im Cafe, oft geht sie spazieren, schwimmen, liest, sieht fern, aber heute fehlt ihr die Energie irgend etwas zu tun.
Seit Tagen regnet es – die Stimmung sinkt in den Keller, die Strasse ist leer, ein Blick durchs Fenster des Internetcafes bringt sie auf die Idee, ihrem Enkelkind wieder einmal einen Brief zu schreiben um den Kontakt nicht ganz abreissen zu lassen. Es ist Herbst und da sollten doch die Blätter in allen Farben leuchten – aber es regnet und regnet.
Oder doch nicht nur einen Brief, lieber ein Päckchen? Die Kleine ist acht, würde sie sich noch über Süßigkeiten und Schokolade freuen?
Und dann der plötzliche Entschluß: Kein Brief, kein Päckchen, ein Besuch – ganz spontan – sie packt die Koffer, soll sie vorher anrufen? Nein, dann wäre es keine Überraschung – also schnell zum Bahnhof – in zwei Stunden ist sie bei den Kindern......
Das Rattern der Räder macht so schön schläfrig, sie träumt von Sonne und Meer und Urlaub – und dann ist sie da, noch zehn Minuten und sie ist nicht mehr allein – soll es doch weiter regnen........


hl antwortete am 24.10.02 (16:12):

Moderne Dinge

Es ist Herbst, der Monat Oktober neigt sich dem Ende zu. Oktober.. dieser Monat war lange Zeit ein Schreckensmonat für mich. In diesem Jahr hat er erstmals wieder seine alte Bedeutung zurück gewonnen: Sonne, kalte klare Luft, blauer Himmel und die Blätter leuchten in allen Farben. Auf den Straßen ein goldenes Rascheln, in meiner Wohnung der Duft von heißer Schokolade.

Ich liebe diese Jahreszeit, die die ganze Farbpalette des Frühjahrs wiederbringt, zwar um einige Töne dunkler dafür mit einer großen Leuchtkraft als wolle Mutter Natur noch einmal ihre ganze Schönheit präsentieren, ehe der Winter ihr den weichen weißen Mantel über zieht.

Gedankenversunken lasse ich meine Füße durch das Laub schlurfen, als mich eine ältere Dame anspricht. „Entschuldigen Sie bitte, aber können Sie mir sagen, ob es hier im Ort ein Internetcafé gibt?“ Die Überraschung musste wohl von meinem Gesicht abzulesen sein, denn sie setzte mit einem leisen Lächeln dazu:“Nein, ich bin zu alt für diese modernen Dinge, aber mein Enkelkind kommt in den Ferien zu mir“, dabei hält sie mir einen Brief unter die Nase, „Svenja ist schon 14 Jahre alt und sie will nur herkommen, wenn es hier auch ein Internetcafé gibt, sie schreibt, sie müsse unbedingt jeden Tag ihre Mails abholen und auch welche an ihre Freunde schicken“.

Ich lachte und sagte“Es gibt hier speziell für die Jugendlichen des Ortes ein Internetcafé und gleich nebenan ist auch ein Jugendtreff. Ihre Enkeltochter wird sich also nicht langweilen in ihren Ferien“

Erleichtert seufzt die ältere Dame auf „Ach, das ist gut! Ich habe mich doch so auf den Besuch der Kleinen gefreut, aber den ganzen Tag mit mir alten Frau zu verbringen, das will ich ihr doch nicht zumuten. Ich danke Ihnen sehr für ihre Auskunft. Jetzt will ich gleich nach Hause gehen und meine Enkelin anrufen“. Mit energischen Schritten setzt sie ihren Weg fort.

Ich muss noch ein wenig in mich hinein lächeln über das „moderne Ding“ namens Internet.Ob diese Dame sich wohl vorstellen kann, wie viele Senioren es im Internet gibt? Etwas schnelleren Schrittes mache ich mich auf den Heimweg. Diese nette kleine Geschichte will ich doch gleich im Forum des Seniorentreffs posten.


hl antwortete am 24.10.02 (20:28):

Die Kurzgeschichte von Schorsch wurde unter einem neuen Thema eingesetzt, damit weitere SchreiberInnen nicht irritiert werden. Hier bitte nur gemäß den obigen Schreibspielvorgaben schreiben. :-)