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THEMA: Gedichte Kapitel 28
128 Antwort(en).
team seniorentreff
begann die Diskussion am 28.09.02 (10:17) mit folgendem Beitrag:
Kapitel 28 wird eröffnet mit dem letzten Beitrag von Rosmarie V.
Bitte
Sei sanft, wenn du kannst, das Leben Ist sowieso hart und schwer. Vielleicht hat es das früher gegeben, Jetzt gibt es das nicht mehr: Leicht sein und einfach leben Ohne Nutzungs- und Musterungsschein. Wenn wir uns nicht Liebe geben, uns umfangen und uns erheben, Betonieren sie uns ein.
Eva Strittmatter
Internet-Tipp: /seniorentreff/de/diskussion/archiv4/a359.html
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sieghard
antwortete am 28.09.02 (15:11):
Verschlossen
Wir sehen aus der Entfernung den Landsitz des Herrn von Ribbeck zu Ribbeck. Die Bäume werden noch immer Birnen tragen, aber das Schloss erscheint uns, wenn wir vorüberfahren, wie ein glitzerndes Trugbild.
Alles ist unerreichbar hinter den Hecken, rankenden Blumen, flatternden Blättern. Das große lockende, geschwungene Tor wird uns immer verschlossen bleiben, obwohl wir den freundlichen Namen klingen hörten vor langer Zeit.
[Sarah Kirsch]
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hl
antwortete am 28.09.02 (22:16):
Wiegenlied für Erwachsene
Schlaf, schlaf, wo wohnt denn dein Träumlein im Haus, im Haus, im Haus Schlaf, heut nacht geht dein Träumlein fort zieht aus, zieht aus ist das Haus auch alt und rauh ist der Bulldozer jung und glatt Morgen früh. morgen früh morgen früh, wenn du erwachst hat ein Loch die Stadt
Schlaf, schlaf, wo geht denn dein Träumlein im Wald, im Wald, im Wald Schlaf, heut nacht muss dein Träumlein dort verschwinden bald sind die Bäume auch aus Holz ist die Säge doch aus Stahl Morgen früh, morgen früh morgen früh, wenn du erwachst ist der Hügel kahl
Schlaf, schlaf, wo schwimmt denn dein Träumlein im See, im See, im See Schlaf, heut nacht sieht dein Träumlein dort viel Weh, viel Weh ist der See auch tief und blau der Kanal ist schwarz und lang Morgen früh, morgen früh morgen früh, wenn du erwachst sind die Fische krank.
Schlaf, schlaf, wo fliegt denn dein Träumlein im Wind, im Wind, im Wind Schlaf, heut nacht wird dein Träumlein dort vor Kummer blind Denn der Wind ist schwarz von Rauch und die Luft ist grau von Staub Morgen früh, morgen früh morgen früh, schläfst du so tief wie das dürre Laub
Arik Brauer (1971)
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Rosmarie.V.
antwortete am 29.09.02 (17:52):
Weiden _______
Einst hab ich drei Weiden besungen. Eine ist nur geblieben. Ich habe drei Weiden besungen. So sind auch drei Weiden geblieben.
Eva Strittmatter
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dela
antwortete am 30.09.02 (11:23):
Herbsthauch
[Friedrich Rückert]
Herz, nun so alt und noch immer nicht klug, Hoffst du von Tagen zu Tagen, Was dir der blühende Frühling nicht trug, Werde der Herbst dir noch tragen!
Läßt doch der spielende Wind nicht vom Strauch, Immer zu schmeicheln, zu kosen. Rosen entfaltet am Morgen sein Hauch, Abends verstreut er die Rosen.
Läßt doch der spielende Wind nicht vom Strauch, Bis er ihn völlig gelichtet. Alles, o Herz, ist ein Wind und ein Hauch, Was wir geliebt und gedichtet.
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sieghard
antwortete am 01.10.02 (23:17):
Herbst
Herbstschwere Sonne, glasharte Disteln am Rain, weißer Apfelduft aus den Körben, hinter Scheibenwischern Heidekraut.
Die tonroten Blätter wurden im Ofen des Herbstes gebrannt. Sein Herz, die Kastanie, pocht in der Kinderfaust.
[Gerhard Portele *1933] .
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Rosmarie V
antwortete am 02.10.02 (19:28):
Bald beginnen die Herbstnebel. Dazu das Nebelgedicht von Hermann Hesse!
Im Nebel _________
Seltsam, im Nebel zu wandern! Einsam ist jeder Busch und Stein, kein Baum sieht den andern, Jeder ist allein.
Voll von Freunden war mir die Welt, Als noch mein Leben licht war; Nun, da der Nebel fällt, ist keiner mehr sichtbar.
Wahrlich, keiner ist weise, Der nicht das Dunkel kennt, Das unentrinnbar und leise Von allen ihn trennt.
Seltsam, im Nebel zu wandern! Leben ist Einsamsein. Kein Mensch kennt den andern, Jeder ist allein.
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sieghard
antwortete am 02.10.02 (22:08):
Das Lied der Deutschen
Deutschland, Deutschland über alles, Über alles in der Welt, Wenn es stets zu Schutz und Trutze Brüderlich zusammenhält; Von der Maas bis an die Memel, Von der Etsch bis an den Belt: Deutschland, Deutschland über alles, Über alles in der Welt!
Deutsche Frauen, deutsche Treue, Deutscher Wein und deutscher Sang Sollen in der Welt behalten Ihren alten, schönen Klang, Uns zu edler Tat begeistern Unser ganzes Leben lang: Deutsche Frauen, deutsche Treue, Deutscher Wein und deutscher Sang!
Einigkeit und Recht und Freiheit Für das deutsche Vaterland! Danach lasst uns alle streben Brüderlich mit Herz und Hand! Einigkeit und Recht und Freiheit Sind des Glückes Unterpfand: Blüh im Glanze dieses Glückes, Blühe, deutsches Vaterland.
[August Heinrich Hoffmann von Fallersleben 1798-1874] .
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Rosmarie.Vancura
antwortete am 04.10.02 (17:31):
An eine Fee ___________
Ich wünsche mir eine magische Flasche leer und mit festem Verschluss.
Eingefangene glückliche Stunden will ich durch gläserne Wände anschauen und das gehabte Glück neu fühlen.
Ich möchte Zeiten der Schwere leicht und aus sicherem Abstand betrachten ohne Schmerzen.
Und ich will Stunden, die ich verträumte, vertrödelte, fortwarf,sammeln und sie dort sicher verwahren als Vorrat wenn mir die Zeit nicht reicht.
Helga Zeun *1939 Rentnerin Hermannsburg in Lyrik heute
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dela
antwortete am 05.10.02 (17:41):
MEIN GARTEN
Margit Bachler-Rix, aus: DAS GEDICHT EDITION L
In der Tiefe meines Gartens Weiß ich mich stets gut geborgen, Hänge meine trüben Sorgen Wie ein Netz in das Geäst, Wo der Wind es schwingen läßt. Fein gesponnen sind die Fäden, Die sich stets auf’s neu verweben, Aus Gedanken, Wünschen, Träumen Nistet es in dunklen Bäumen Als ein Teil von meinem Ich. Seltsam fremd Und doch für mich.
In der Tiefe meines Gartens Spüre ich die Zeit verweilen, Nicht mit lauten Schritten eilen. Sanft verrinnen hier die Stunden. Oft schon habe ich gefunden Was ich längst verloren glaubte, Da der Lärm die Ruh’ mir raubte. Unterm grünen Blätterdach Hänge ich Gedanken nach, Manchmal leicht Und manchmal schwer, Wie der Duft rings um mich her.
In der Tiefe meines Gartens Kann ich Angst und Leid vergraben, Brauche mich nicht zu beladen Mit des Tages Zentnerlast. Suche mir zur stillen Rast Eine Bank am Regenteich Wo die Vögel märchengleich Harfenhelle Lieder singen Und Libellen tanzend springen In den Abend dämmerweit. Insel der Vergessenheit.
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Erika Kalkert
antwortete am 05.10.02 (23:52):
Welkes Blatt
Jede Blüte will zur Frucht, jeder Morgen Abend werden. Ewiges ist nicht auf Erden als der Wandel, als die Flucht.
Auch der schönste Sommer will einmal Herbst und Welke spüren. Halte, Blatt, geduldig still, wenn der Wind dich will entführen.
Spiel dein Spiel und wehr dich nicht, laß es still geschehen. Laß vom Winde, der dich bricht, dich nach Hause wehen.
Hermann Hesse
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dela
antwortete am 06.10.02 (22:42):
Marina Zwetajewa 26.9.1892, Moskau - 31.8.1941, Freitod in Jelabuga
Da ich die Dinge bald verlasse, Denk ich mit großer Zärtlichkeit Wem bleibt mein Wolfspelz überlassen Und wem das eingewohnte Plaid
Der schlanke Stock mit Windhundzwinge Wer hält ihn bald in seiner Hand Wen schmücken die Türkisenringe An welchem Arm mein Silberband
Und alle Zettel, alle Blumen bleiben Ich habs nicht über mich gebracht... Und wem den Endreim aufzuschreiben Und wem du - meine letzte Nacht
(aus dem Russischen von Christa Reinig)
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hl
antwortete am 10.10.02 (14:49):
Oktober
Oktober kommt mit blauem Rauch, der Wind will Äpfel pflücken, und gelbe Birnen gibt es auch, und Süßes reift im Brombeerstrauch, du brauchst dich nur zu bücken!
So rot und gold wie Feuerschein steht nun der Wald am Hügel. Das Eichhorn sammelt Nüsse ein, der Falter sitzt am warmen Stein und breitet weit die Flügel.
Ein Spinnwebfaden fliegt im Wald, es raschelt auf den Wegen. Der Häher schreit, die Nacht wird kalt, und auf die Wiesen wird sich bald der erste Rauhreif legen.
Ursula Wölfel
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Adolf
antwortete am 12.10.02 (00:47):
Mögest in deinem Herzen du so manchen reichen Lebenstag in Dankbarkeit bewahren. Mit den Jahren wachse jede Gabe, die Gott dir einst geliehen, um alle, die du liebst, mit Freude zu erfüllen, In jeder Stunde, Freud und Leid, lächelt der Menschgewordene dir zu, bleib du in seiner Nähe! Aus dem alten Irland Mögest in deinem Herzen du so manchen reichen Lebenstag in Dankbarkeit bewahren. Mit den Jahren wachse jede Gabe, die Gott dir einst geliehen, um alle, die du liebst, mit Freude zu erfüllen, In jeder Stunde, Freud und Leid, lächelt der Menschgewordene dir zu, bleib du in seiner Nähe! Aus dem alten Irland
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hl
antwortete am 12.10.02 (00:54):
Wer hockt hinterm Berge, verhutzelt und grau? Die alte Hexe, die Nebelfrau.
Sie schöpft aus der Pfütze, kocht graudicke Grütze. Mischt Wasser mit Luft, mengt Sonne mit Tau. Das gibt eine Suppe! Das gibt ein Gebrau!
Ein Löffel Warm, zwei Handvoll Kalt - schon brodelt's am Berge. Schon dampft es im Wald.
Eine Prise Wind, halb kalt, halb lau. - Hihi, so schmeckt es der Nebelfrau.
Die Grütze blubbert, steigt über den Rand. Hu, was für ein Nebel! Verschwunden das Land.
Hanna Hanisch
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sieghard
antwortete am 12.10.02 (08:00):
Die große Fracht
Die große Fracht des Sommers ist verladen, das Sonnenschiff im Hafen liegt bereit, wenn hinter dir die Möwe stürzt und schreit. Die große Fracht des Sommers ist verladen.
Das Sonnenschiff im Hafen liegt bereit, und auf die Lippen der Galionsfiguren tritt unverhüllt das Lächeln der Limuren. Das Sonnenschiff im Hafen liegt bereit.
Wenn hinter dir die Möwe stürzt und schreit, kommt aus dem Westen der Befehl zu sinken; doch offnen Augs wirst du im Licht ertrinken, wenn hinter dir die Möwe stürzt und schreit.
[Ingeborg Bachmann 1926 - 1973] .
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Rosmarie Schmitt
antwortete am 12.10.02 (09:11):
Lieber Adolf,
mir scheint, dein Segensspruch ist sehr ähnlich wie mein altirischer Lieblingssegensspruch. Den wollte ich mal meiner Freundin und ihrem Mann auf ihrer Hochzeit aufsagen. Ich konnte ihn sehr gut auswendig. Aber durch den vorherigen Sekt bin ich schmählich stecken geblieben und den Text hatte ich nicht dabei... :-(
Nicht, dass keine Wolke des Leides über dich komme, nicht, dass dein künftiges Leben ein langer Weg von Rosen sei, nicht, dass du niemals eine Reueträne vergießen mögest, nicht, dass du niemals Schmerz fühlen solltest, nein, das alles wünsche ich dir nicht.
Mein Wunsch für dich ist: Dass du in deinem Herzen immer bewahren mögest die goldene Erinnerung an jeden reichen Tag deines Lebens. Dass du tapfer seist in der Stunde der Prüfung, wenn das Kreuz auf deine Schultern gelegt wird, wenn der Berg, den du zu besteigen hast, überhoch scheint und das Licht der Hoffnung sehr fern. Dass jede Gabe, die Gott dir geschenkt hat, wachsen möge und dass sie dir dazu diene die Herzen derer, die du liebst, mit Freude zu erfüllen.
Altirischer Segensspruch
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Nuxel
antwortete am 12.10.02 (10:11):
Liebe Rosmarie Schmitt
das ist ein sehr schöner Spruch,der mich nachdenklich macht. ich habe ihn kopiert...
wir nehmen so gerne alle guten und angenehmen Ereignisse in unserem Leben an,freuen uns darüber...und können dann "grosszügig" zu anderen Menschen sein. Wenn Kummer Leid,oder Schwierigkeiten Schatten werfen und unseren Einsatz fordern,hadern wir allzu ungerecht mit dem "Schicksal"---- Gutes,Schönes und Angenehmes ist weder Verdienst noch selbstverständlich--jeder kann und hat sicher auch Leidvolles erlebt----es wäre sonst kein Leben---- Licht und Schatten,Freud und Leid ist,wie kommen und gehen. Was wir daraus machen,kennzeichnet uns. Denke ich
Einen Spruch meiner Mutter,Hanne Braeuner, möchte ich hierherschreiben:
Leucht' dir ein Licht in deinen Tag, trags hin,zu einem,der's grad dunkel haben mag.
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Adolf
antwortete am 12.10.02 (13:28):
Liebe Rosmari Schmitt, Danke für Deine lieben Zeilen. Auch Dein Gedicht ist sehr schön, ich habe es mir gleich kopiert. Herzlichen Gruß Adolf
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Adolf
antwortete am 12.10.02 (13:32):
Liebe Nuxel, Dein Spruch ist sehr gut, ich habe ihn mir kopiert. Herzlichen Gruß Adolf
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Medea
antwortete am 12.10.02 (19:50):
Dieses Herbstgedicht hat mich immer besonders berührt:
Herr, es wird Zeit - der Sommer war sehr groß. Leg Deinen Schatten auf die Sonnenuhren und in den Fluren laß die Winde los. Befiehl den letzten Früchten voll zu sein, gib ihnen noch zwei südlichere Tage, treibe sie zur Vollendung hin und jage die letzte Süße in den schweren Wein.
Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr ... wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben, wird lesen, lange Briefe schreiben und in den Alleen hin und her unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.
Herbstliche Grüße von Medea.
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hl
antwortete am 12.10.02 (20:27):
Oktoberlied
Der Nebel steigt, es fällt das Laub; schenk ein den Wein, den holden! Wir wollen uns den grauen Tag vergolden, ja vergolden!
Und geht es draussen noch so toll, unchristlich oder christlich, ist doch die Welt, die schöne Welt, so gänzlich unverwüstlich!
Und wimmert auch einmal das Herz - stoss an und lass es klingen! Wir wissen s doch, ein rechtes Herz ist gar nicht umzubringen.
Der Nebel steigt, es fällt das Laub; schenk ein den Wein, den holden! Wir wollen uns den grauen Tag vergolden, ja vergolden!
Wohl ist es Herbst; doch wartet nur, doch wartet nur ein Weilchen! Der Frühling kommt, der Himmel lacht, es steht die Welt in Veilchen.
Die blauen Tage brechen an und ehe sie verfliessen, wie wir wollen sie, mein wackrer Freund, geniessen, ja geniessen.
Theodor Storm
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hl
antwortete am 12.10.02 (20:32):
Ich sah ein großes Herbstblatt, das der Wind Die Straße lang trieb, und ich dachte: Schwierig Den künftigen Weg des Blattes auszurechnen!
Bertolt Brecht
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Adolf
antwortete am 12.10.02 (22:33):
Herbstzeit
Raschelndes Laub unter meinen Füßen, feucht und nach Erde riechend.
Die Spätsommerträume sind alle schon vergangen und doch halten sie uns noch umfangen.
Die Sonne scheint mit letzter Kraft, ihre Strahlen berühren die letzten Rosen, sie streicheln mein Gesicht.
Ich schau in den Himmel, seh die Wildgänse ziehen und ich weiß, im Frühjahr werde ich sie wiedersehen.
Jede Jahreszeit hat seine Reize, so wie es auch mit jedem Lebensalter ist, auch wenn man das im Alltag nur all zu oft vergisst.
Unbekannt Einen schönen Sonntag wünscht allen Adolf
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Medea
antwortete am 13.10.02 (10:01):
Mir ist eben noch ein wunderschönes Herbstlied eingefallen:
Bunt sind schon die Wälder, gelb die Stoppelfelder und der Herbst beginnt..... Rote Blätter fallen, graue Nebel wallen Kühler weht der Wind.
Dazu gibt es noch zwei weitere Strophen.
Der wilde Wein an meiner Hauswand ist auch rot-gelb gefärbt.
Herzliche Grüße Medea
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hl
antwortete am 13.10.02 (11:51):
:-) ja, ein schönes Herbstlied, Medea. Hier ist es vollständig:
Johann Gaudenz Frhr. v. Salis-Seewis "Herbstlied" 1782
Bunt sind schon die Wälder, Gelb die Stoppelfelder, Und der Herbst beginnt. Rote Blätter fallen, Graue Nebel wallen, Kühler weht der Wind.
Wie die volle Traube Aus dem Rebenlaube Purpurfarbig strahlt! Am Geländer reifen Pfirsiche, mit Streifen Rot und weiß bemalt.
Flinke Träger springen, Und die Mädchen singen, Alles jubelt froh! Bunte Bänder schweben Zwischen hohen Reben Auf dem Hut von Stroh.
Geige tönt und Flöte Bei der Abendröte Und im Mondesglanz; Junge Winzerinnen Winken und beginnen Frohen Erntetanz.
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hl
antwortete am 13.10.02 (11:57):
Hier gibt es die Melodie als Midi :-)
www.herbert-fritz.de/volksliedermidi/Bunt_sind_schon.mid
Internet-Tipp: https://www.herbert-fritz.de/volksliedermidi/Bunt_sind_schon.mid
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Erika Kalkert
antwortete am 13.10.02 (17:07):
Im Herbst
Nun prangt das Feld mit goldnen Garben, der Fruchtbaum hat sich tief gebückt und mit des Jahres dunklern Farben die Flur noch einmal sich geschmückt.
Doch schauern kalt die Abendwinde, die Sonne ward so krank und blaß; und leise zittert von der Linde das welke Laub ins welke Gras.
Ich ahne schon des Winters Tosen und gäbe gern, so karg ich bin, für eine Handvoll Frühlingsrosen des Herbstes ganzen Reichtum hin.
Friedrich Wilhelm Weber
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Medea
antwortete am 13.10.02 (23:54):
Liebe hl
Mit der Melodie zu "Bunt sind schon die Wälder..." und den restlichen drei Strophen zu dem Lied hast Du mir eine große Freude gemacht. Ich habe gleich mitgesungen. Mir gefällt es, wenn dann und wann die passende Musik ertönt. Danke.
Medea
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Margret
antwortete am 14.10.02 (22:34):
Herbstgespräch mit dem lieben Gott
Lieber Gott, ganz ehrerbötig: War es wirklich dringend nötig, dass alljährlich Jahreszeiten wechseln hier in diesen Breiten? Muss es sein, dass kühl und prompt, Herbst nach jedem Sommer kommt? Und viel schlimmer, noch dahinter dieser endlos lange Winter? Könntest du, statt dieser Sachen, nicht auf Dauer Frühling machen und uns Herbst und Winter sparen etwa wie auf den Kanaren? Uns mit Schnee stets einzudecken: Willst du was damit bezwecken? Missversteh´dies nicht als Klage - war ja nur mal so´ne Frage. Wenn du meinst, es muss so sein, na dann stecken wir´s halt ein. Dann lass es hier auf Erden demnächst wieder Winter werden .... In Gottes Namen! AMEN! (Verfasser unbekannt)
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Adolf
antwortete am 16.10.02 (23:32):
Unverzagt
Sieh nur, wie sie sich bemühn, die Geranien, in dem Schutz der Kästen im November noch einmal zu blühn unter all den kahlgefegten Ästen!
Aussichtslos, dies Unterfangen, wo es vielleicht bald schon schneit, noch zu blühen und zu prangen; ist das nicht Vermessenheit ?
Solltest dir ein Beispiel nehmen, könntest gar nichts Besseres tun: vor dem Ende dich nicht grämen und dich regen, statt zu ruhn. Elli Michler Allen Nachteulen eine schöne Nacht, den andern eine guten Tag. Herzliche Grüße Adolf
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sieghard
antwortete am 17.10.02 (09:11):
War das die Liebe, die mich gestern streifte, wie eines seidenen Gewandes Atem im Dunkel, wie ein windvertragner Duft, wie Harmonien aus der blauen Nacht, woher, du weißt es nicht, doch stockt dein Blut und horcht in die Geheimnisse der Dinge... und all dein Wesen flutet zögernd aus, du fühlst dich wie ein Strom die Welt durchrinnen und ahnst doch noch ein Mehr-als-diese-Welt, wie hinter feiner Schleier Wehr noch wartend, ein Himmelreich voll Blüten, Früchten, Sonnen, und lächelnd winkt, die dich so sehr gerührt.
[Christian Morgenstern 1871-1914] .
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Adolf
antwortete am 17.10.02 (22:02):
Ein Lächeln andern zugedacht behält und hat stets große Macht, erhellt es doch die Seele gleich, als wie ein warmer Sonnenstreich!
Oft ist's dies kleine Lächeln nur, das uns den Tag verschönt und uns so unser Tagesmüh'n erleichtert und verschönt! Unbekannt
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sieghard
antwortete am 18.10.02 (18:20):
Mein blaues Klavier
Ich habe zu Hause ein blaues Klavier Und kenne doch keine Note.
Es steht im Dunkel der Kellertür, Seitdem die Welt verrohte.
Es spielen Sternenhände vier - Die Mondfrau sang im Boote - Nun tanzen Ratten im Geklirr.
Zerbrochen ist die Klaviatür... Ich beweine die blaue Tote.
Ach liebe Engel öffnet mir - Ich aß vom bitteren Brote - Mir lebend schon die Himmelstür - Auch wider dem Verbote.
[Else Lasker-Schüler] .
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Wolfgang
antwortete am 18.10.02 (23:43):
Für mlB...
Comme un plant de mais déplanté de sa terre, Une vieille coquille oubliée par la mer, À côté de la vie
Je me tourne vers toi qui a osé m'aimer Viens avec moi, parton, je voudrais retrouver Les traces de la nuit.
Michel Houellebecq
Wie ein Setzling Mais, aus seiner Erde gerissen / Eine leere Muschelschale, vom Meer vergessen / Am Rande des Lebens
Wende ich mich an Dich, die mich zu lieben gewagt hat / Komm mit mir, lass uns gehen, ich möchte wiederfinden / Die Spuren der Nacht.
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Heidi
antwortete am 18.10.02 (23:49):
Für mlB..
Ich bin wie ein Kind, das nicht mehr weinen darf, Führ mich in das Land, wo die gutmütigen Menschen leben Führ mich durch die Nacht, umhülle mich mit einem Zauber Ich möchte so gern Wesen begegnen, die anders sind.
Ich trage tief in mir eine uralte Hoffnung ..
Michel Houellebecq
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britt
antwortete am 19.10.02 (08:44):
Bohnen und Birnen
Bevor die grünen Dotter welken, - die Hennen brüten einen frühen Herbst, - jetzt gleich, bevor die Scherenschleifer den Mond mit hartem Daumen prüfen, der Sommer hängt noch an drei Fäden, den Frost verschließt ein Medaillon, noch eh der Schmuck, verwandt dem Regen wandert, noch eh die Hälse nackt, vom Nebel halb begriffen, bevor die Feuerwehr die Astern löscht und Spinnen in die Gläser fallen, um so der Zugluft zu entgehen, vorher, bevor wir uns verkleiden, in ärmliche Romane wickeln, laßt uns noch grüne Bohnen brechen. Mit gelben Birnen, einer Nelke, mit Hammelfleisch laßt uns die grünen Bohnen, mit schwarzer Nelke und mit gelben Birnen, so wollen wir die grünen Bohnen essen, mit Hammelfleisch mit Nelke und mit Birnen.
Günter Grass
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Adolf
antwortete am 22.10.02 (18:04):
Viele Dinge kann man nicht mit Geld bezahlen, aber mit einem Lächeln und einem herzlichen Dankeschön
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dela
antwortete am 22.10.02 (21:22):
Astern, schwälende Tage, Alte Beschörung, Bann Die Götter halten die Waage Eine zögernde Stunde an.
Noch einmal die goldenen Herden Der Himmel, das Licht, der Flor, Was brütet das alte Werden Unter den sterbenden Flügeln vor?
Noch einmal das Ersehnte Den Rausch der Rosen Du -, Der Sommer stand und lehnte Und sah den Schwalben zu,
Noch einmal ein Vermuten Wo längst Gewissheit wacht; Die Schwalben streifen die Fluten Und trinken Fahrt und Nacht.-------
Gottfried Benn
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britt
antwortete am 24.10.02 (11:27):
Nur zwei Dinge
Durch so viel Formen geschritten, durch Ich und Wir und Du, doch alles blieb erlitten durch die ewige Frage: wozu?
Das ist eine Kinderfrage. Dir wurde erst spät bewußt, es gibt nur eines: ertrage - ob Sinn, ob Suche, ob Sage - dein fernbestimmtes: Du mußt.
Ob Rosen, ob Schnee, ob Meere, was alles erblühte, verblich, es gibt nur zwei Dinge: die Leere und das gezeichnete Ich.
Gottfried Benn, 1953
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sieghard
antwortete am 24.10.02 (18:43):
Herbst Herbstschwere Sonne, glasharte Disteln am Rain, weißer Apfelduft aus den Körben, hinter Scheibenwischern Heidekraut. Die tonroten Blätter wurden im Ofen des Herbstes gebrannt. Sein Herz, die Kastanie, pocht in der Kinderfaust.
[Gerhard Portele *1933] .
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Adolf
antwortete am 25.10.02 (04:05):
WARNUNG
[Eugen Roth]
Ein Mensch, verführt von blindem Zorn Bläst in das nächste beste Horn.
Nun merkt er, nach dem ersten Rasen, Daß er ins falsche Horn geblasen.
Zu spät! Der unerwünschte Ton Ist laut in alle Welt entflohn.
Wenn schon Moral, dann wär es diese: Daß man am besten gar nicht bliese! Einen schöne Tag wünscht Adolf
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Rosmarie V.
antwortete am 26.10.02 (17:25):
Allerheiligen _____________
Heut hält das Leben Den Atem an, Es spinnt der Herbst Sein Seidengewand.
Faden um Faden Hüllt ein die Welt Novembernadel Umstrickt das Feld.
Ins tote Laub Kein Windhauch fährt. Keine Blume sprengt Die trauernde Erd'.
Kein Vogelflug Lenkt ab die Schau Vom glatt gefegten Himmelsblau-
So still der Tag, So kahl, so rein, Gefangen in Kristallnem Schein.
Erde harrt auf Wunder, Der Mensch mit ihr - Alle Heilgen gehen vorüber Heute und hier.
Gefunden in: Das Schönste von Anne Mottow Lindbergh. Herausgegeben von Elisabeth Pieper Sehr lesenswert!
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Nuxel
antwortete am 26.10.02 (20:31):
@Rosmarie V.
kleine Frage: Könnte es ein Schreibfehler von Dir sein,dass da steht: Anne Mottow Lindbergh ?
Du meinst doch sicher:
Anne Morrow Lindbergh
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Adolf
antwortete am 27.10.02 (01:55):
Oktoberlied Der Nebel steigt, es fällt das Laub; Schenk ein den Wein, den holden! Wir wollen uns den grauen Tag Vergolden, ja vergolden!
Und geht es draußen noch so toll, Unchristlich oder christlich. Ist doch die Welt, die schöne Welt, So gänzlich unverwüstlich! Und wimmert auch einmal das Herz –
Stoß an und laß es klingen! Wir wissen's doch, Ein rechtes Herz Ist gar nicht umzubringen.
Der Nebel steigt, es fällt das Laub; Schenk ein den Wein, den holden! Wir wollen uns den grauen Tag Vergolden, ja vergolden!
Wohl ist es Herbst; doch warte nur, Doch warte nur ein Weilchen! Der Frühling kommt, der Himmel lacht, Es steht die Welt in Veilchen.
Die blauen Tage brechen an, Und ehe sie verfließen, Wir wollen sie, mein wacker Freund, Genießen, ja genießen! Theodor Storm
Einen schönen Sonntag wünscht Adof
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Erika Kalkert
antwortete am 28.10.02 (14:47):
Herbstgeruch
Wieder hat ein Sommer uns verlassen, starb dahin in einem Spätgewitter. Regen rauscht geduldig, und im nassen Walde duftet es so bang und bitter.
Herbstzeitlose starrt im Grase bläßlich und der Pilze wucherndes Gedränge. Unser Tal, noch gestern unermeßlich weit und licht, verhüllt sich und wird enge.
Enge wird und duftet bang und bitter diese Welt, dem Lichte abgewendet. Rüsten wir uns auf das Spätgewitter, das des Lebens Sommertraum beendet.
Hermann Hesse
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sieghard
antwortete am 28.10.02 (16:52):
Musical von Jerry Herman [Musik] und Harvey Fierstein [Text]:
Ein Käfig voller Narren
Die schönste Zeit ist heut, was blieb vom Sommer - nur ein Edelweiß. Die schönste Zeit ist heut, was kommen wird, wer weiß?
Ergreif den Augenblick, du lebst und liebst nie mehr so jung wie heut und blicke nicht zurück, erkenn die schönste Zeit ist heut. .
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Adolf
antwortete am 31.10.02 (00:12):
Etwas zum nachdenken, Adolf
Bekehrung Als ich unzufrieden werden wollte über die nachlassende Kraft meiner Augen, begegnete ich einem Blinden.
Als ich zu jammern begann, weil der Fuß mich schmerzte, fuhr ein Mann ohne Beine in einem Rollstuhl an mir vorüber.
Als ich Klage erhob über mein Alter, hörte ich von einer Frau, die schon in jungen Jahren sterben musste.
Und als ich jene, denen es besser zu gehen schien als mir, um ihren Reichtum beneidete, bat mich ein Bettler am Rande der Straße um Linderung seiner Not.
Da ging ich hinein in das Gotteshaus, mischte mich still unter jene, die nur um zu bitten gekommen waren, und stellte zufrieden und dankbar die Frage: Herr, womit habe ich all deine Güte verdient? Elli Michler
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dela
antwortete am 01.11.02 (18:22):
DAS GEFIEDER DER SPRACHE
Das Gefieder der Sprache streicheln Worte sind Vögel mit ihnen davonfliegen
(Hilde Domin)
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dela
antwortete am 02.11.02 (20:07):
wie treffend und erheiternd liest sich dieses zitat, meint dela.
ZITAT: Joachim Ringelnatz, (1883-1934)
Ob ich Biblio- was bin ? Phile? "Freund von Büchern" meinen Sie ? Na, und ob ich das bin ! Ha ! und wie ! Mir sind Bücher, was den anderen Leuten Weiber, Tanz, Gesellschaft, Kartenspiel, Turnsport, Wein und weiß ich was, bedeuten. Meine Bücher --- wie beliebt ? Wieviel ?
Was, zum Henker, kümmert mich die Zahl. Bitte, doch mich auszureden lassen. Jedenfalls: viel mehr, als mein Regal Halb imstande ist zu fassen.
Unterhaltung ? Ja, bei Gott, das geben Sie mir reichlich. Morgens zwölfmal nur Nüchtern zwanzig Brockhausbände heben --- Hei ! das gibt den Muskeln die Latur.
Oh, ich mußte meine Bücherei, Wenn ich je verreiste, stets vermissen. Ob ein Stuhl zu hoch, zu niedrig sei, Sechzig Bücher sind wie sechzig Kissen.
Ja natürlich auch vom künstlerischen Standpunkt . Denn ich weiß die Rücken So nach Gold und Lederton zu mischen, Daß sie wie ein Bild die Stube schmücken.
Äußerlich ? Mein Bester, Sie vergessen Meine ungeheure Leidenschaft, Pflanzen fürs Herbarium zu pressen. Bücher lasten, Bücher haben Kraft.
Junger Freund, Sie sind recht unerfahren, Und Sie fragen etwas reichlich frei. Auch bei andern Menschen als Barbaren Gehen schließlich Bücher mal entzwei.
Wie ? - ich jemals auch in Büchern lese ?? Oh, sie unerhörter Ese--- Nein, pardon! - Doch positus, ich säße Auf dem Lokus und Sie harrten Draußen meiner Rückkehr, ach dann nur Ja nicht länger auf mich warten. Denn der Lokus ist bei mir ein Garten, Den man abseits ohne Zeit und Uhr Düngt und erntet dann Literatur.
Bücher - Nein, ich bitte Sie inständig: Nicht mehr fragen ! Laß dich doch belehren ! Bücher, auch wenn sie nicht eigenhändig Handsigniert sind, soll man hochverehren.
Bücher werden, wenn man will, lebendig. Über Bücher kann man ganz befehlen. Und wer Bücher kauft, der kauft sich Seelen, Und die Seelen können sich nicht wehren.
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Wolfgang
antwortete am 03.11.02 (00:14):
Brote und Fische (von DAVID WHYTE)
Dies ist nicht das Informationszeitalter. Dies ist NICHT das Informationszeitalter.
Vergesst die Nachrichten und das Radio und das unscharfe Fernsehbild.
Dies ist die Zeit der Brote und Fische.
Die Menschen haben Hunger, und ein gutes Wort ist Brot für tausend.
Übersetzung des amerik. Originals... "Loaves and Fishes" from "House of Belonging" (by DAVID WHYTE), Many Rivers Press, 98 pps., ISBN: 0962152439, Publication Date: March 1998
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britt
antwortete am 03.11.02 (09:03):
Stilles Reifen
Alles fügt sich und erfüllt sich, mußt es nur erwarten können und dem Werden deines Glückes Jahr und Felder reichlich gönnen.
Bis du eines Tages jenen reifen Duft der Körner spürest und dich aufmachst und die Ernte in die tiefen Speicher führest.
Christian Morgenstern
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hl
antwortete am 05.11.02 (09:44):
imagine
Stell dir vor, es gibt kein Himmelreich, es ist leicht es zu versuchen, keine Hölle unter uns, über uns nur Himmel. Stell dir vor, alle Menschen, leben für das "heute". Stell dir vor, es gibt keine Länder, es ist nicht schwer es zu tun, nichts wofür man morden oder sterben müßte, und auch keine Religion. Stell dir vor, alle Menschen leben in Frieden. Du wirst vielleicht sagen, ich bin ein Träumer aber ich bin nicht der Einzige. Ich hoffe du wirst dich eines Tages uns anschließen, und die Welt wird eins sein. Stell dir vor es gibt keinen Besitz, ich frag mich ob du das kannst, kein Grund für Gier oder Hunger, alle Menschen wären Brüder. Stell dir vor, alle Menschen teilen sich die Welt. Du wirst vielleicht sagen ich bin ein Träumer aber ich bin nicht der Einzige. Ich hoffe du wirst dich eines Tages uns anschließen, Und die Welt wird eins sein.
von John Lennon
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Erika Kalkert
antwortete am 05.11.02 (18:59):
Herbstbild
Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah! Die Luft ist still, als atmete man kaum, und dennoch fallen raschelnd, fern und nah, die schönsten Früchte ab von jedem Baum.
O stört sie nicht, die Feier der Natur! Dies ist die Lese, die sie selber hält, denn heute löst sich von den Zweigen nur, was vor dem milden Strahl der Sonne fällt.
Friedrich Hebbel
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Adolf
antwortete am 05.11.02 (22:36):
Ach, was sind wir dumme Leute- Wir genießen nie das Heute, Unser ganzes Menschenleben Ist ein Hasten, ist ein Streben, Ist ein Bangen, ist ein Sorgen- Heute denkt man schon an morgen, Morgen an die spät're Zeit- Und kein Mensch genießt das Heut'-. Auf des Lebens Stufenleiter Eilt man weiter, immer weiter. Nutz den Frühling deines Lebens Leb im Sommer nicht vergebens Denn gar bald stehest du im Herbste Bis der Winter naht, dann sterbstet. Und die Welt geht trotzdem heiter Immer weiter, immer weiter... Otto Reutter
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Pamina
antwortete am 10.11.02 (01:44):
Die Zeder
Ich wachse langsam, meine Zeit ist eine lange Geduldigkeit. Ich wachs an allem, was mir ward, kein Sturm zu zäh, kein Frost zu hart.
Ich wachs am Dunkel, daraus ich stieg, ich wachs am Licht darin ich mich wieg. Ich wachs am Wurm, der an mir nagt, ich wachs am Sturm, der durch mich jagt.
Verwandelnd zwing ich jede Kraft hinaufzudehnen meinen Schaft. Ich dulde Blitz und Glut und Guss und weiß nur, dass ich wachsen muss.
Und kommt die Stunde, die mich fällt und scheid ich einst aus dieser Welt, schmück Tempel ich und Paradies des Gottes, der mich wachsen ließ.
Bertram
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sieghard
antwortete am 10.11.02 (22:04):
Laterne, Laterne
überliefert aus Norddeutschland
Laterne, Laterne, Sonne Mond und Sterne! Brenne auf mein Licht, brenne auf mein Licht, aber nur meine liebe Laterne nicht.
Laterne,Laterne, Sonne Mond und Sterne, Sperrt ihn ein den Wind, Sperrt ihn ein den Wind, er soll warten, bis wir zu Hause sind, Laterne,Laterne, Sonne Mond und Sterne,
Laterne,Laterne, Sonne Mond und Sterne, bleibe hell mein Licht, bleibe hell mein Licht, denn sonst strahlt meine liebe Laterne nicht. Laterne,Laterne, Sonne Mond und Sterne.
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Gerlinde
antwortete am 15.11.02 (18:41):
Lange habe ich dieses Gedicht gesucht, möchte es Euch nicht vorenthalten, weil es gut zu dieser Jahreszeit passt!
Der verspätete Wanderer
Wo aber werd' ich sein im künft'gen Lenze? So frug ich sonst wohl, wenn beim Hüteschwingen Ins Tal wir ließen unser Lied erklingen, Denn jeder Wipfel bot mir frische Kränze.
Ich wußte nur, daß rings der Frühling glänze, Daß nach dem Meer die Ströme leuchtend gingen, Von fernem Wunderland die Vögel singen, Da hatt' das Morgenrot noch keine Grenze.
Jetzt aber wirds schon Abend, alle Lieben Sind wandermüde längst zurückgeblieben, Die Nachtluft rauscht durch meine welken Kränze, Und heimwärts rufen mich die Abendglocken, Und in der Einsamkeit frag ich erschrocken: Wo werde ich wohl sein im künft'gen Lenze?
Josef von Eichendorff
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Adolf
antwortete am 16.11.02 (03:28):
Übereinstimmung Wenn du einem Baum in die Seele schauen willst, so betrachte ihn nicht nur im Frühling. Denn dann siehst du sein Bild in der überschwänglichen Blüte, die dich verführt, an ihre Dauer zu glauben. Betrachte ihn nicht nur im Sommer und auch nicht nur im Herbst. Denn dann versteckt er sich unter der Macht seiner Krone oder schmückt sich mit der Pracht seines farbigen Laubs.Betrachte ihn im Winter, noch bevor es geschneit hat. Betrachte ihn in all seiner Nacktheit, wenn er nichts anderes ist als er selbst. Sieh ihn an, wie er seine mächtigen Arme ausstreckt, wie er sich reckt bis in die fingrigen Spitzen seiner gegabelten Aste und Zweige hinein, tiefschwarz und leuchtend die Rinde vor dem Hintergrund des blauen Himmels. Und du erkennst seine Kraft, sein Ausgeliefertsein, sein Streben nach oben, seine Ausdauer, seinen Mut, seine Hoffnung, seinen tapferen Willen, standhaft zu bleiben: seine tiefe Verwandtschaft mit dir selbst. Elli Michler
Herzliche Güße und ein schönes Wochenende,Adolf
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britt
antwortete am 17.11.02 (10:03):
... passend zum Sonntag...
Der Schauende
Ich sehe den Bäumen die Stürme an, die aus laugewordenen Tagen an meine ängstlichen Fenster schlagen, und höre die Fernen Dinge sagen, die ich nicht ohne Freund ertragen, nicht ohne Schwester lieben kann.
Da geht der Sturm, ein Umgestalter, geht durch den Wald und durch die Zeit, und alles ist wie ohne Alter: die Landschaft, wie ein Vers im Psalter, ist Ernst und Wucht und Ewigkeit.
Wie ist das klein, womit wir ringen, was mit uns ringt, wie ist das groß; ließen wir, ähnlicher den Dingen, uns so vom großen Sturm bezwingen, - wir würden weit und namenlos.
Was wir besiegen, ist das Kleine, und der Erfolg selbst macht uns klein. Das Ewige und Ungemeine will nicht von uns gebogen sein. Das ist der Engel, der den Ringern des Alten Testaments erschien: wenn seiner Widersacher Sehnen im Kampfe sich metallen dehnen, fühlt er sie unter seinen Fingern wie Saiten tiefer Melodien.
Wen dieser Engel überwand, welcher so oft auf Kampf verzichtet, der geht gerecht und aufgerichtet und groß aus jener harten Hand, die sich, wie formend, an ihn schmiegte. Die Siege laden ihn nicht ein Sein Wachstum ist: Der Tiefbesiegte von immer Größerem zu sein.
Rainer Maria Rilke
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sieghard
antwortete am 18.11.02 (15:18):
Der Engel in dir freut sich über dein Licht weint über deine Finsternis (aus Psalm 91) Aus seinen Flügeln rauschen Liebesworte, Gedichte, Liebkosungen Er bewacht deinen Weg Lenkt deinen Schritt engelwärts
Rose Ausländer 1901 - 1988 .
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hl
antwortete am 18.11.02 (15:31):
der teufel in dir sucht die finsternis, scheut das licht der engel.
aus seiner dunklen seele schüttet er hass, gier und blinde gleichgültigkeit. er lenkt deine schritte in den abgrund der menschlichen hölle kriegwärts
schutzengel, wo seid ihr?
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Marie2
antwortete am 19.11.02 (12:25):
An meinen Schutzengel Den Namen weiß ich nicht. Doch du bist einer der Engel aus dem himmlischen Quartett, das einstmals, als ich kleiner war und reiner, allnächtlich Wache hielt an meinem Bett.
Wie du auch heißt - seit vielen Jahren schon hältst Du die Schwingen über mich gebreitet und hast, der Toren guter Schutzpatron, durch Wasser und durch Feuer mich geleitet.
Du halfst dem Taugenichts, als er zu spät das Einmaleins der Lebensschule lernte. Und meine Saat mit Bangen ausgesät, ging auf und wurde unverhofft zur Ernte.
Seit langem bin ich tief in deiner Schuld. Verzeih mir noch die eine - letzte – Bitte: Erstrecke deine himmlische Geduld auch auf mein Kind und lenke seine Schritte.
Er ist mein Sohn. Das heißt: Er ist gefährdet. Sei um ihn tags, behüte seinen Schlaf. Und füg es, dass mein liebes schwarzes Schaf sich dann und wann ein wenig weiß gebärdet.
Gib du dem kleinen Träumer das Geleit. Hilf ihm vor Gott und vor der Welt bestehen. Und bleibt dir dann noch etwas freie Zeit, magst du bei mir auch nach dem Rechten sehen. Mascha Kaleko
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Adolf
antwortete am 19.11.02 (18:43):
Ein Engel ist jemand, den Gott dir ins Leben schickt, unerwartet und unverdient, damit er dir, wenn es ganz dunkel ist, ein paar Sterne anzündet. PhilBosmans
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Marie2
antwortete am 20.11.02 (12:30):
@ Adolf. Das Gedicht von Phil Bosman kannte ich noch nicht. Es ist sehr schön. Ich habe es gleich meinen Engelgedichten hinzugefügt.
Engel Es müssen nicht Männer mit Flügeln sein, die Engel. Sie gehen leise, sie müssen nicht schrein, oft sind sie alt und hässlich und klein, die Engel.
Sie haben kein Schwert, kein weißes Gewand, die Engel. Vielleicht ist einer, der gibt dir die Hand, oder er wohnt neben dir, Wand an Wand, der Engel.
Dem Hungernden hat er das Brot gebracht, der Engel. Dem Kranken hat er das Bett gemacht, er hört, wenn du ihn rufst, in der Nacht, der Engel.
Er steht im Weg, und er sagt: Nein, der Engel, groß wie ein Pfahl und hart wie ein Stein-es müssen nicht Männer mit Flügeln sein, die Engel.
Rudolf Otto Wiemer
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sieghard
antwortete am 21.11.02 (09:17):
Mein sind die Jahre nicht, Die mir die Zeit genommen; Mein sind die Jahre nicht, Die etwa möchten kommen;
Der Augenblick ist mein, Und nehm ich den in acht So ist der mein, Der Jahr und Ewigkeit gemacht.
Andreas Gryphius (1616-1664) .
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Adolf
antwortete am 22.11.02 (23:22):
Suche Lautlose Schritte in der Dunkelheit Verirrte Gedanken in der Nacht. Ein Sternenlicht, sich mit einer Seelenträne fest verbindet, ungesehen zu Boden fällt. Versteckte Sehnsucht, das sie niemand findet, auf der Suche nach dem Licht der Welt. Ein aufregender Flügelschlag Vom Schrei der Einsamkeit erschreckt. Verzeih mir Vogel der Nacht, ich wollte deine Träume nicht berühren. Unbekannt
Eine Gute Nacht und ein frohes Wochenende wünscht Adolf.
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Wolfgang
antwortete am 23.11.02 (18:35):
Die Vier Mütter (von MUCHTAR SCHACHANOW, 1987)
Hüte Dein Schicksal vor der Krankheit der Vergesslichkeit, Auf seinem langen, schweren Weg hat jeder Mensch Ausser seiner Mütter, die ihn aus ihrem Leib gebar, Noch vier Mütter, gleich vier Flügeln: Die HEIMATLICHE ERDE, unser Wesen und den Grund der Gründe, Das VERTRAUTE WORT, das uns die Ahnen hinterliessen, Im SCHATZ DER SEELE und der BRÄUCHE, segensreiche Spuren, Heiss geblieben durch die Finsternis der Jahre, Wie auch immer unsre EIGENE GESCHICHTE, Bitter, traurig, qualvoll, schwer... Keine Gottheit gleicht den Vier Müttern: Ohne sie bleibst Du nur Staub im Wind. [...]
MUCHTAR SCHACHANOW: Irrweg der Zivilisation. Ein Gesang aus Kasachstan - Kapitel III: Am Scholtoksan-Platz oder Rebellion zum Schutz der vier Mütter Pendo, Zürich 1999, S. 138
Internet-Tipp: https://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/385842353X/avantart/302-3399750-9671247
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sieghard
antwortete am 23.11.02 (20:39):
Einst, um eine Mittnacht graulich, da ich trübe sann und traulich müde über manchem alten Folio lang vergess'ner Lehr' - da der Schlaf schon kam gekrochen, scholl auf einmal leis ein Pochen, gleichwie wenn ein Fingerknochen pochte, von der Türe her. "'s ist Besuch wohl ", murrt' ich, "was da pocht so knöchern zu mir her - das allein - nichts weiter mehr."
E.A.Poe, Der Rabe
1. Strophe, das Ganze wäre auf einmal zu lang, höchstens sukzessive. Wer hätte es gern? liebe Grüße sieghard .. l
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dela
antwortete am 23.11.02 (22:02):
.....gerne, lieber sieghard,
und schon jetzt gespannt
gruesst dela
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Heidi
antwortete am 23.11.02 (23:46):
Ich hätte den Raben gerne komplett als gesondertes Thema :-)
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Heidi
antwortete am 23.11.02 (23:59):
Denk daran
Denk an den Himmel, unter dem du geboren wurdest; vergiß nicht die Geschichte eines jeden Sterns. Denk an den Mond; vergiß nicht, wer er ist. Denk an die Geburt der Sonne in der Morgendämmerung; das ist der mächtigste Augenblick. Denk an den Sonnenuntergang, wenn alles der Nacht weicht. Denk an deine Geburt; wie deine Mutter sich mühte, dir Gestalt und Atem zu geben. Du bist ein Zeuge ihres Leben und des Lebens ihrer Mutter und deren Mutter. Denk auch an deinen Vater; auch er ist dein Leben. Denk an die Erde, deren Haut du bist; rote Erde, schwarze Erde, gelbe Erde, weiße Ede, braune Erde. Wir sind Erde. Denk an die Pflanzen, die Bäume, die Tiere, die auch alle ihre Sippen haben, ihre Familien, ihre Geschichten. Sprich mit ihnen, hör ihnen zu; sie sind lebende Dichtung. Denk an den Wind; denk an seine Stimme; er kennt den Ursprung dieses Universums. Denk daran, daß du alle Menschen bist und daß alle Mensch du sind. Denk daran, daß du dieses Universum bist und daß dieses Universum du ist. Denk daran, daß alles in Bewegung ist, wächst, du ist. Denk daran, daß daraus Sprache entsteht. Denk daran, daß Sprache ein Tanz ist; daß Leben ein Tanz ist. Denk daran.
Joy Harjo, Cree-Inianerin (Indianischer Sonnengesang, Rudolf Kaiser)
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Adolf
antwortete am 24.11.02 (00:54):
Ich wünsche dir Offenheit
Ich wünsche dir offene Augen, in denen der Himmel sich spiegeln kann. Nur wenn sie zur Offenheit taugen, ziehn sie ein anderes Augenpaar an. Ich wünsche dir offene Ohren, zu lauschen dem Wort, dem Gesang. Als Hörender bist du erkoren,. Glück zu erfahren durch Klang. Ich wünsche dir offene Arme, in denen sich Freundschaft beweist, und daß dein Verstand nicht verarme, auch einen aufgeschlossenen Geist. Ich wünsche dir offene Sinne, es öffne dein Herz sich ganz weit wie einst bei den Sängern der Minne, die Laute zum Klingen bereit. Sich öffnen, das mag dazu führen, dem andern entgegen zu gehn. Dann wird vor verschlossenen Türen kein Mensch mehr als Fremder stehn.
Allen die noch da sind,eine Gute Nacht. Ansonsten wünsche ich einen schönen Sonntag,Adolf
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Adolf
antwortete am 24.11.02 (00:58):
Nachtrag zu "Ich wünsche dir Offenheit", Autorin ist Elli Michler
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britt
antwortete am 24.11.02 (09:15):
Schwebender Genius über der Erdkugel,
mit der einen Hand nach unten, mit der andern nach oben deutend
Zwischen oben, zwischen unten, Schweb ich hin zu muntrer Schau, Ich ergötze mich am Bunten, Ich erquicke mich im Blau.
Und wenn mich am Tag die Ferne Luftiger Berge sehnlich zieht, Nachts das Übermaß der Sterne Prächtig mir zu Häupten glüht,
Alle Tag und alle Nächte Rühm ich so des Menschen Los; Denkt er ewig sich ins Rechte, Ist er ewig schön und groß.
Johann Wolfgang Goethe (...so im reclam...)
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Adolf
antwortete am 24.11.02 (22:28):
Ich wünsch Dir eine Zuflucht
Barbara Cratzius
Ein Dach wünsch ich Dir, unter dem Du geborgen, eine Hütte, eine Zuflucht jeden Abend, jeden Morgen.
Einen Schutz wünsch ich Dir, vor der Hitze, vor dem Regen, einen Mund, der Dich tröstet, eine Hand, Dir zum Segen.
Die Barmherzigkeit Gottes, sie hüllt schützend Dich ein; sie behütet und bewahrt Dich. Du bist nicht allein.
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Marie2
antwortete am 25.11.02 (11:12):
Was tut wohl die Rose zur Winterszeit?
Was tut wohl die Rose zur Winterszeit? Sie träumt einen hellroten Traum. Wenn der Schnee sie deckt um die Adventszeit, Träumt sie vom Holunderbaum. Wenn Silberfrost in den Zweigen klirrt, Träumt sie vom Bienengesumm, Vom blauen Falter, und wie er flirrt... Ein Traum, und der Winter ist um!
Und was tut die Rose zur Osterzeit? Sie räkelt sich, bis zum April. Am Morgen, da weckt sie die Sonne im Blau, Und am Abend besucht sie der Frühlingstau. Und ein Engel behütet sie still - Der weiß ganz genau, was Gott will! - Und dann über Nacht, wie ein Wölkchen, ein Hauch, Erblüht sie zu Pfingsten am Rosenstrauch.
Kaleko, Mascha (1912-1975
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Marie2
antwortete am 29.11.02 (14:34):
Gedichte Gedichte sind gemalte Fensterscheiben! Sieht man vom Markt in die Kirche hinein, da ist alles dunkel und düster; und so sieht’s auch der Herr Philister. Der mag denn wohl verdrießlich sein und lebenslang verdrießlich bleiben.
Kommt aber nur einmal herein! Begrüßt die Heilige Kapelle; da ist’s auf einmal farbig helle, Geschicht und Zierrat glänzt in Schnelle, bedeutend wirkt ein edler Schein. Dies mag euch Kindern Gottes taugen, erbaut euch und ergötzt die Augen. _Goethe-
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Adolf
antwortete am 29.11.02 (22:31):
Lieber Gott, gib uns ein verständiges Herz, damit wir von deiner Schöpfung nicht mehr nehmen, als wir geben, damit wir nicht willkürlich zerstören, nur um unserer Habgier willen, damit wir niemals von der Erde nehmen. was wir nicht wirklich brauchen. - Indianisches Gebet -
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sieghard
antwortete am 30.11.02 (17:15):
ADVENT
Der Frost haucht zarte Häkelspitzen perlmuttergrau ans Scheibenglas. Da blühn bis an die Fensterritzen Eisblumen, Sterne, Farn und Gras.
Kristalle schaukeln von den Bäumen die letzten Vögel sind entflohn. Leis fällt der Schnee. In unsern Träumen weihnachtet es seit gestern schon.
- Mascha Kaleko - .
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Marie
antwortete am 01.12.02 (10:04):
Verse zum Advent Noch ist Herbst nicht ganz entfloh'n, aber als Knecht Ruprecht schon kommt der Winter hergeschritten, und alsbald aus Schnees Mitten klingt des Schlittenglöckchens Ton. Und was jüngst noch, fern und nah, bunt auf uns hernieder sah, weiß sind Türme, Dächer, Zweige, und das Jahr geht auf die Neige, und das schönste Fest ist da. Tag du der Geburt des Herrn, heute bist du uns noch fern, aber Tannen, Engel, Fahnen lassen uns den Tag schon ahnen, und wir sehen schon den Stern. Theodor Fontane
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britt
antwortete am 02.12.02 (20:38):
...mhm...
Das sah ich heut auf abendlichen Höhn: - in meinem Herzen brannte alle Glut - Es ist doch alles nur aus Liebe schön! Es ist doch alles nur aus Liebe gut!
Will Vesper
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sieghared
antwortete am 03.12.02 (18:02):
Advent
Es treibt der Wind im Winterwalde Die Flockenherde wie ein Hirt, Und manche Tanne ahnt, wie balde Sie fromm und lichterheilig wird;
Und lauscht hinaus. Den weißen Wegen Streckt sie die Zweige hin - bereit, Und wehrt dem Wind und wächst entgegen Der einen Nacht der Herrlichkeit.
Rainer Maria Rilke (1875 - 1926) .
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Wolfgang
antwortete am 03.12.02 (22:19):
Stille Nacht, heilige Nacht! (von DIETER SÜVERKRÜP)
Weihnachtsgeld wird gebracht durch Herrn Ruprecht vom Lohnbüro. Schweigend geht die Belegschaft aufs Klo, zählend, wie viele Krümel gnädig vom Herrntisch gefalln. Stille Nacht, heilige Nacht! Falscher Trost. Oh, wie lacht der Direktor mit randvollem Mund, singt uns gnädig zur göttlichen Stund': "Arbeitsfriede auf Erden!" Wir fall'n mal wieder drauf rein. Billige Nacht, eilige Nacht! Ratenkauf, leichtgemacht durch der Engel Alleluja. Die gehören zum Werbe-Etat. Denn der Vater im Himmel ist Präsident vom Konzern. Stille Nacht, heilige Nacht! Lichterbaum angemacht. Und ein liebliches Liedlein gesingt! Und ein Eierlikörchen getrinkt! Und die Kinder geprügelt, bis sie hübsch andächtig sind. Gute Nacht, peinliche Nacht! Fernsehspiel ausgemacht. Und im Magen ein flaues Gefühl, weil die Liebe nicht hochkommen will. Noch zwei Nächte zum Schlafen. Dann wieder rinn in' Betrieb! Stille Nacht, heilige Nacht! Weihnachtsfest rumgebracht. Grosses Gähnen im Portemonnaie. Überstunden tun immer noch weh. Falschen Frieden auf Erden feierten wir mit den Herrn. Wilde Nacht, streikende Nacht! Eines Tages, nicht ganz sacht, pfeifen wir auf die Gnade der Herrn, übernimmt mal das Volk den Konzern und die Führung im Staate. Das wird ein Weihnachtsfest wer'n!!!
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Heidi
antwortete am 03.12.02 (22:23):
und weil es so gut passt singen wir jetzt alle zusammen:
Morgen, Kinder, wird's nichts geben! Nur wer hat, kriegt noch geschenkt. Mutter schenkte euch das Leben. Das genügt, wenn man's bedenkt. Einmal kommt auch eure Zeit. Morgen ist's noch nicht soweit.
Doch ihr dürft nicht traurig werden. Reiche haben Armut gern. Gänsebraten macht Beschwerden. Puppen sind nicht mehr modern. Morgen kommt der Weihnachtsmann. Allerdings nur nebenan.
Lauft ein bisschen durch die Straßen! Dort gibt's Weihnachtsfest genug. Christentum, vom Turm geblasen, macht die kleinsten Kinder klug. Kopf gut schütteln vor Gebrauch! Ohne Christbaum geht es auch.
Tannengrün mit Osrambirnen - Lernt drauf pfeifen! Werdet stolz! Reißt die Bretter von den Stirnen, denn im Ofen fehlt's an Holz! Stille Nacht und heil'ge Nacht - Weint, wenn's geht, nicht! Sondern lacht!
Morgen, Kinder, wird's nichts geben! Wer nichts kriegt, der kriegt Geduld! Morgen, Kinder, lernt fürs Leben! Gott ist nicht allein dran schuld. Gottes Güte recht so weit ... Ach, du liebe Weihnachtszeit!
Erich Kästner
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Dietlinde
antwortete am 05.12.02 (10:42):
Gestern am 4. 12. hatte Rainer Maria Rilke Geburtstag. Zum Andenken an ihn und seinen Geburtstag hier zwei Gedichte von ihm:
Die Engel
Sie haben alle müde Münde und helle Seelen ohne Saum. Und eine Sehnsucht (wie nach Sünde) geht ihnen manchmal durch den Traum.
Fast gleichen sie einander alle; in Gottes Gärten schweigen sie, wie viele, viele Intervalle in seiner Macht und Melodie.
Nur wenn sie ihre Flügel breiten, sind sie die Wecker eines Winds: als ginge Gott mit seinen weiten Bildhauerhänden durch die Seiten im dunklen Buch des Anbeginns
Rainer Maria Rilke
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Lied vom Meer
Capri. Piccola Marina
Uraltes Wehn vom Meer, Meerwind bei Nacht: du kommst zu keinem her; wenn einer wacht, so muss er sehn, wie er dich übersteht: uraltes Wehn vom Meer welches weht nur wie für Ur-Gestein, lauter Raum reißend von weit herein...
O wie fühlt dich ein treibender Feigenbaum oben im Mondschein.
Rainer Maria Rilke, vor dem 26.1.1907, Capri
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Allen Freunden und Gästen des Seniorentreffs wünsche ich eine besinnliche Vorweihnachtszeit.
Liebe Grüße Dietlinde
Internet-Tipp: https://www.haikulinde.de
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sieghard
antwortete am 06.12.02 (08:44):
Am fünften Dezember
Wer hat uns die silberne Nuss auf die Schwelle gelegt? Es kleben drei schwarze Haare aus einem Borstenschwänzchen daran.
Wer hat auf der finsteren Kellertreppe den Handschuh verloren, der weißer als Schnee ist? Er duftet so seltsam nach Äpfeln und Weihrauch.
Wer holt heut nacht aus dem Bäckerladen heimlich die süßen Kletzenbrote und streut den Vögeln Rosinen im Schnee?
Womit wird er alles bezahlen: Nüsse, Äpfel und Pfefferkuchen? Schau durchs Fenster: mit goldenen Sternen.
[Christine Busta 1915 - 1987] .
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sieghard
antwortete am 07.12.02 (17:48):
Brief ans Christkind
Was ich mir wünsche? Dass die, die ich liebe, mich für das Weilchen, das ich noch lebe, wirklich lieb hat, und dass ich ihr das immer leicht machen kann. Vielleicht vergisst sie mich dann auch nachher nicht ganz.
[Christine Busta 1915-1987]
. Gruß auch an Maria
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Dietlinde
antwortete am 09.12.02 (11:18):
Winter
Die Kälte kann wahrlich brennen Wie Feuer. Die Menschenkinder Im Schneegestöber rennen Und laufen immer geschwinder.
O, bittre Winterhärte! Die Nasen sind erfroren, Und die Klavierkonzerte Zerreißen uns die Ohren.
Weit besser ist es im Summer, Da kann ich im Walde spazieren, Allein mit meinem Kummer, Und Liebeslieder skandieren.
Heinrich Heine (1797-1856)
aus: Neue Gedichte Zur Ollea V
Biographielink: https://gutenberg.spiegel.de/autoren/heine.htm
Internet-Tipp: https://www.haikulinde.de
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sieghard
antwortete am 09.12.02 (22:41):
Weihnacht 1890 Noch einmal ein Weihnachtsfest. Immer kleiner wird der Rest, Aber nehm ich so die Summe, Alles Grade, alles Krumme, Alles Falsche, alles Rechte, Alles Gute, alles Schlechte - Rechnet sich aus all dem Braus Doch ein richtig Leben raus. Und dies können ist das Beste Wohl bei diesem Weihnachtsfeste. Theodor Fontane .
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Marie2
antwortete am 11.12.02 (19:10):
Dezembernächte Es gibt so wunderweiße Nächte, drin alle Dinge Silber sind. Da schimmert mancher Stern so lind, als ob er fromme Hirten brächte zu einem neuen Jesuskind. Weit wie mit dichtem Demantstaube bestreut, erscheinen Flur und Flut, und in die Herzen, traumgemut, steigt ein kapellenloser Glaube, der leise seine Wunder tut. Rainer Maria Rilke
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sieghard
antwortete am 18.12.02 (09:04):
Weihnachtsabend
Am dunklen Fenster stand ich lang Und schaute auf die weiße Stadt Und horchte auf den Glockenklang. Bis nun auch er versungen hat.
Nun blickt die stille reine Nacht Traumhaft im kühlen Winterschein. Vom bleichen Silbermond bewacht. In meine Einsamkeit herein.
Weihnacht! - Ein tiefes Heimweh schreit Aus meiner Brust und denkt mit Gram An jene ferne, stille Zeit. Da auch für mich die Weihnacht kam.
Seither voll dunkler Leidenschaft Lief ich auf Erden kreuz und quer In ruheloser Wanderschaft Nach Weisheit, Gold und Glück umher.
Nun rast ich müde und besiegt An meines letzten Weges Saum, Und in der blauen Ferne liegt Heimat und Jugend wie ein Traum.
Hermann Hesse .
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sieghard
antwortete am 19.12.02 (13:39):
Der Mensch war Gottes Bild. Weil dieses Bild verloren, wird Gott als Menschenbild in dieser Nacht geboren.
[Andreas Gryphius] .
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eva3
antwortete am 19.12.02 (15:14):
Dieses Gedicht ist aus dem Gedächtnis zitiert und daher vielleicht fehlerhaft; es gehört zu meinen Lieblingen :
Hätt´ einer vielleicht auch mehr Verstand als alle drei Weisen aus Morgenland, und wenn er meinte, er wäre wohl nie dem Sternlein nachgereiset, wie sie - so fällt doch, wenn das Weihnachtsfest seine Lichtlein wonniglich leuchten läßt, auch auf sein verständig Gesicht, er mag es wollen oder nicht, ein freundlicher Strahl des Wundersternes von dazumal.
glaublich Theodor Storm - oder Wilhelm Busch ??
Ich wünsche allen ein frohes Weihnachtsfest ! eva3
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Marie2
antwortete am 19.12.02 (18:51):
Hallo eva3 - das Gedicht ist von Busch und Dein Gedächtnis gut.
Weihnachtswunsch eines Liebhabers
Hol Dir beim Einkauf nicht den Rest und gib nicht zuviel aus: Ich wünsche mir zum Weihnachtsfest nur dich, wenn auch frei Haus.
Wenn du's genau nimmst, sparst du dir dadurch enorm viel Last. a) brauchst du kein Geschenkpapier und weißt, dass du mir passt.
b) ist die Gabe endlich mal was Ungewöhnliches und außerdem auf jeden Fall was sehr Persönliches.
c) wäre ich bei dem Geschenk vor Weihnachtsfreude stumm. Und dann sei dessen eingedenk: ich tausch dich niemals um. Mia Jertz
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Adolf
antwortete am 20.12.02 (22:57):
Weihnachtszeit
O schöne, herrliche Weihnachtszeit! Was bringst du Lust und Fröhlichkeit! Wenn der heilige Christ in jedem Haus teilt seine lieben Gaben aus. Und ist das Häuschen noch so klein, so kommt der heilige Christ hinein, und alle sind ihm lieb wie die Seinen, die Armen und Reichen, die Grossen und Kleinen. Der heilige Christ an alle denkt, ein jedes wird von ihm beschenkt. Drum lasst uns freuen und dankbar sein! Er denkt auch unser, mein und dein! Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)
Einen schönen vierten Advend wünscht Adolf
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Marie2
antwortete am 21.12.02 (13:58):
Du findest den Weg ....
Wieviel Meilen nach Babylon ? Siebzig. Wenn`s hoch kommt, noch zehn. Kann ich dorthin bei Kerzenlicht ? Ja, auch zurück kannst du gehn : Wenn deine Fersen flink sind und leicht, Kommst du bei Kerzenlicht hin - vielleicht.
Wieviel Meilen nach Bethlehem ? Unterm Stern dort das letzte Stück. Kann dorthin meine Seele gehn ? Ja, und muss nie mehr zurück : Wenn dein Glaube und deine Hoffnung reicht, Findest du den Weg nach Bethlehem leicht.
Weihnachtsstrophe aus dem englischen Volksgut (übersetzt von Erich Fried)
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dela
antwortete am 22.12.02 (12:38):
frohe festtage und ein gesundes 2003 wuensche ich euch. gruss dela _______________________________________________________
Die Luft riecht schon nach Schnee Die Luft riecht schon nach Schnee, mein Geliebter Trägt langes Haar, ach der Winter, der Winter der uns Eng zusammenwirft steht vor der Tür, kommt Mit dem Windhundgespann. Eisblumen Streut er ans Fenster, die Kohlen glühen im Herd, und Du Schönster Schneeweißer legst mir deinen Kopf in den Schoß Ich sage das ist Der Schlitten der nicht mehr hält, Schnee fällt uns Mitten ins Herz, er glüht Auf den Aschekübeln im Hof Darling flüstert die Amsel
(Sarah Kirsch)
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Gila
antwortete am 22.12.02 (14:51):
Ladislaus und Annabella
In der Ecke eines Fensters Unten rechts im Warenhaus, Sitzt die Puppe Annabella Mit dem Bären Ladislaus.
Annabella weint und jammert, Ladislaus, der grunzt und schnauft: Weihnachtsabend ist gekommen, Und die zwei sind nicht verkauft.
"Armer Bär!" seufzt Annabella, "Arme Puppe" schluchzt der Bär. Tränen kullern in die Ecke, Und das Herz ist beiden schwer.
In dem leeren Warenhause Löscht man langsam Licht um Licht, Nur in diesem einen Fenster, Da verlöscht die Lampe nicht.
Voller Mitleid mit den beiden Läßt der brave alte Mann Von der Wach- und Schließgesellschaft Diese Lampe an.
Dann verläßt er Annabella Und den Bären , welcher klagt, Und mit sehr gepreßter Stimme "Lebewohl" und "Servus" sagt.
In der menschenleeren Straße, Abendstill und schneeverhüllt, Sind die beiden in dem Fenster Ein betrüblich Jammerbild.
Traurig vor der großen Scheibe Fallen Flocken, leicht wie Flaum, Und im Haus gegenüber Glänzt so mancher Lichterbaum.
Zehn Uhr schlägt's vom nahen Turme, Und fast schlafen beide schon, Da ertönt im Puppenhause Laut das Puppentelefon.
"Hallo!" fragt der Bär verschlafen. "Hier im Kaufhaus. Wer ruft an?" Da vernimmt er eine Stimme, Und die brummt: "Der Weihnachtsmann!"
Oh!" ruft Ladislaus erschrocken. "Was darf's sein ich bitte sehr?" "Eine schöne Puppenstube, Eine Puppe und ein Bär!"
"Das ist alles noch zu haben!" Ruft die Puppe Annabella. "Kommen Sie zum Warenhause Unten rechts, doch bitte schnell!"
Das ist eine Überraschung! Ladislaus kämmt schnell den Schopf Und die Puppe Annabella Flicht ein Schleifchen in den Zopf.
Und schon zehn Minuten später Kommt ein Schlitten, kommt ein Roß, Und ein Alter steigt vom Schlitten, Und ein Schlüssel knarrt im Schloß.
Ladislaus, der quiekt und jodelt, Annabella lacht und singt, Als der Weihnachtsmann die beiden In den Pferdeschlitten bringt.
Grad in diesem Augenblicke Kommt der brave alte Mann Von der Wach- und Schließgesellschaft Wieder zur Kontrolle an.
Höflich grüßt er die Gesellschaft, Springt zurück ins Warenhaus, Holt die schöne Puppenstube, Und dann trägt er sie hinaus.
Leise sagt er zu der Puppe: "Frohes Fest, mein kleines Kind!" Während eine kleine Träne in den großen Schnurrbart rinnt.
"Frohes Fest!" sagt Annabella. "Frohes Fest sagt Ladislaus, Dann wird's dunkel in dem Fenster Unten rechts im Warenhaus.
James Krüss (1926)
Frohe Weihnachten wünscht Gila
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Erika Kalkert
antwortete am 22.12.02 (16:45):
Liebe Gila, das Gedicht von Ladislaus und Annabella ist ganz reizend. Frohe Weihnachten wünscht Erika
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Erika Kalkert
antwortete am 22.12.02 (16:46):
Liebe Gila, das Gedicht von Ladislaus und Annabella ist ganz reizend. Frohe Weihnachten wünscht Erika
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hl
antwortete am 24.12.02 (20:17):
FRIEDEN AUF ERDEN
Morgen brennt 'nur' ein Land, dann die Welt. Überall zündeln kleine Flammen des Krieges: der Westen zündet den Osten an, der Norden verbrennt den Süden. Atomare Streichhölzer in den Händen von Wahnsinnigen.
Vor langer Zeit wurde Wasser zu Wein verwandelt, so steht es geschrieben. Wenn es wahr ist wäre es an der Zeit, den Wein in Wasser zu verwandeln denn es wird viel Wasser brauchen um die Flammen zu löschen und dem WORT "Frieden auf Erden" einen Sinn zu geben
hl
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sofia204
antwortete am 27.12.02 (11:57):
Neujahrs-Glocken
von Conrad Ferdinand Meyer
In den Lüften schwebendes Gedröhne, Leicht wie Halme beugt der Wind die Töne:
Leis verhallen die zum ersten riefen, Neu Geläute hebt sich aus den Tiefen.
Große Heere, nicht ein einzler Rufer !
Wohllaut flutet ohne Strand und Ufer
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dela
antwortete am 29.12.02 (11:10):
Nie
(Rose Ausländer)
Nie werde ich die Drossel erreichen
nie mit drei Lauten umzugehen wissen als wären sie alles
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sieghard
antwortete am 29.12.02 (11:52):
Anbetung des Kindes Josef Weinheber
Als ein behutsam Licht stiegst du von Vaters Thron. Wachse, erlisch uns nicht, Gotteskind, Menschensohn!
Sanfter, wir brauchen dich. Dringender war es nie. Bitten dich inniglich, dich und die Magd Marie -
König, wir Bürgersmann, Bauer mit Frau und Knecht: Schau unser Elend an! Mach uns gerecht!
Gib uns von deiner Güt nicht bloß Gered und Schein! Öffne das Frostgemüt! Zeig ihm des andern Pein!
Mach, daß nicht allerwärts Mensch wider Mensch sich stellt. Führ das verratne Herz hin nach der schönern Welt!
Frieden, ja, ihn gewähr denen, die willens sind. Dein ist die Macht, die Ehr, Menschensohn, Gotteskind. .
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Marie2
antwortete am 30.12.02 (17:21):
Sylvester
Was fange ich Silvester an? Geh ich in Frack und meinen kessen Blausamten Strümpfen zu dem Essen, Das Herr Generaldirektor gibt? Wo man heut´ nur beim Tanzen schiebt? Die Hausfrau dehnt sich wild im Sessel - Der Hausherr tut das sonst bei Dressel, - Das junge Volk verdrückt sich bald. Der Sekt ist warm. Der Kaffee kalt - Prost Neujahr - ! Ach, ich armer Mann! Was fange ich Silvester an?
Wälz ich mich im Familienschoße? Erst gibt es Hecht mit süßer Sauce, Dann gibt's Gelee. Dann gibt es Krach. Der greise Männe selbst wird schwach. Aufsteigen üble Knatschgerüche. Der Hans knutscht Minna in der Küche. Um zwölf steht Rührung auf der Uhr. Die Bowle - ? ( Leichter Mosel nur - ) Prost Neujahr! Ach, ich armer Mann! Was fange ich Silvester an?
Mach ich ins Amüsiervergnügen? Drück ich mich in den Stadtbahnzügen? Schrei ich in einer schwulen Bar: "Huch, Schneeballblüte! Prost Neujahr - !" Geh ich zur Firma Sklarz Geschwister - Bleigießen? Ist`s ein Fladen klein: Dies wird wohl Deutschlands Zukunft sein... Prost Neujahr! Helft mir armem Mann! Was fang ich bloß Silvester an - ?
(Kurt Tucholsky)
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Rosmarie.V. (Ruzenka)
antwortete am 04.01.03 (16:03):
So wie die Jahreszeiten sich vom klimatischen her unterscheiden, unterscheiden sie sich auch in der Küche. Jede Jahreszeit hat ihre spezifischen Gerichte. Typisch ist da wohl das Sauerkraut. Mein Landsmann Fridolin Tschudi hat darüber ein wie ich meine, recht hübsches Gedicht verfasst:
Sauerkraut __________
Wohl denen, welche Sauerkraut und Speck vertragen und Räucherwurst mit rosig zartem Rippenstück! Die Backen glänzen feist vor Wohlbehagen, und aus den Äuglein strahlt ein irdisch reines Glück.
Ein leichter Landwein muß die frohe Mahlzeit krönen, nicht allzu säuerlich,jedoch auch nicht zu rund, kredenzt von einer würtembergisch drallen Schönen mit Wangengrübchen, blondem Haar und weichem Mund.
Dazu gehört ein warmes Jägerstübchen, voll Zinngeschirr auf dunkelbrauner Täfelung, und, wie gesagt, der Sinn für kecke Wangengrübchen, nebst einem Schuß Romantik und Begeisterung.
Wohl denen, welche Sauerkraut zu schätzen wissen und denen sich dabei der Magen nicht verkrampft wenn zu den liebevoll geschilderten Kulissen das Herz sich kindlich freut und die Kartoffel dampft.
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Adolf
antwortete am 05.01.03 (02:51):
Zu Neujahr Will das Glück nach seinem Sinn Dir was Gutes schenken, Sage Dank und nimm es hin Ohne viel Bedenken. Jede Gabe sei begrüßt, Doch vor allen Dingen: Das, worum du dich bemühst, Möge dir gelingen. Wilhelm Busch Einen schönen Sonntag wünscht Adolf
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Cara
antwortete am 05.01.03 (14:49):
Heute fürchte ich nichts, heute zeige ich mich freimütig schutzlos dem Tag und wage mich zu freuen, weil ich lebe weil ich auf eine Art lebe, die nur ich weiß und kann, ein Leben unter Milliarden, aber das meine, das etwas sagt, was kein anderer sagen kann. Das Einmalige eines jeden Lebens. Es macht heiter zu wissen, dass jeder recht hat mit sich selbst.
Schön ist es älter zu werden, erlöst von sich selbst, von der gewaltigen Anstrengung "etwas zu werden", etwas darzustellen in dieser Welt, gelassen sich einzufügen irgendwo, wo gerade Platz ist und überall man selbst zu sein und zugleich weiter nichts als einer von Milliarden.
Luise Rinser
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sieghard
antwortete am 05.01.03 (18:09):
Ein neues Jahr tritt froh herein mit aller Welt in Frieden! Vergiss, wie viel der Plag und Pein das alte Jahr beschieden. Du lebst, sei dankbar, froh und klug, und wenn drei bösen Tagen ein guter folgt, sei stark genug, sie alle vier zu tragen.
[Friedrich Wilhelm Weber] .
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Adolf
antwortete am 05.01.03 (18:29):
Das neue Jahr hat grad begonnen, die ersten Vorsätze sind zerronnen. Was soll’s! Es gibt jetzt kein Zurück! Zum neuen viel Erfolg und Glück! Ein Jahr ist nichts, wenn man’s verputzt, ein Jahr ist viel, wenn man es nutzt. Ein Jahr ist nichts, wenn man’s verflucht, ein Jahr ist viel, wenn man es ganz durchdacht. Ein leeres Jahr ist Wahn, ein volles wahr. Sei jedem voll dies gute, neue Jahr. Ich bringe euch zum neuen Jahr die allerbesten Wünsche dar und hoffe, dass es bis zum Ende euch lauter gute Tage sende! Prosit Neujahr - rufen wir nun aus. Das neue Jahr bringt Glück ins Haus! Was wir im alten falsch getan, das fangen wir von neuem an. Wirds besser? Wird’s schlimmer? fragt man alljährlich. Seien wir ehrlich: Leben ist immer lebensgefährlich! Erich Kästner
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Rosmarie.V. (Ruzenka)
antwortete am 06.01.03 (16:54):
Winternacht ___________
Nicht ein Flügelschlag ging um die Welt, still und blendend lag der weiße Schnee, Nicht ein Wölklein hing am Sternenzelt, keine Welle schlug im starren See.
Aus der Tiefe stieg der Seebaum auf, Bis sein Wipfel in dem Eis gefror, An den Ästen klomm die Nixe herauf, Schaute durch das grüne Eis empor.-
Auf dem dünnen Glase stand ich da, Das die schwarze Tiefe von mir schied; Dicht ich unter meinen Füßen sah Ihre weiße Schönheit Glied für Glied.
Mit ersticktem Jammer tastet sie an der harten Decke her und hin. Ich vergaß das dunkle Antlitz nie, Immer, immer liegt es mir im Sinn.
Gottfried Keller
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Marie2
antwortete am 06.01.03 (22:35):
Januar
Das Jahr ist klein und liegt noch in der Wiege.
Der Weihnachtsmann ging heim in seinen Wald.
Doch riecht es noch nach Krapfen auf der Stiege.
Das Jahr ist klein und liegt noch in der Wiege.
Man steht am Fenster und wird langsam alt.
Die Amseln frieren und die Krähen darben.
Und auch der Mensch hat seine liebe Not.
Die leeren Felder sehnen sich nach Garben.
die Welt ist schwarz und weiß und ohne Farben
und wär so gerne gelb und blau und rot.
Umringt von Kindern wie der Rattenfänger
tanzt auf dem Eise stolz der Janauar.
Der Bussard zieht die Kreise eng und enger.
Es heißt, die Tage werden wieder länger.
Man sieht es nicht. Und trotzdem ist es wahr.
Die Wolken bringen Schnee aus fernen Ländern,
und niemand hält sie auf und fordert Zoll.
Silvester hörte man's auf allen Sendern,
dass sich auch unterm Himmel manches ändern soll.
Das Jahr ist klein und liegt noch in der Wiege
und ist doch hunderttausend Jahre alt.
Und träumt von Frieden - oder träumt's vom Kriege?
Das Jahr ist klein und liegt noch in der Wiege
und stirbt in einem Jahr. Und das ist bald.
Erich Kästner
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Rosmarie.V.(Ruzenka)
antwortete am 07.01.03 (17:50):
Vertrauen _________
in die Falten der Nebelwand zog der Wind ein Muster.
In eine Nische des Musters baute ein Vogel sein Nest.
Die hielt die Zeit den Atem an.
Anneliese Eberling-Ostertag
aus Lyrik heute.Edition L
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Dietlinde
antwortete am 08.01.03 (15:46):
Winter Du lieber Frühling! Wohin bist du gegangen? Noch schlägt mein Herz, was deine Vögel sangen. Die ganze Welt war wie ein Blumenstrauß, längst ist das aus! Die ganze Welt ist jetzt, o weh, Barfüßle im Schnee. Die schwarzen Bäume stehn und frieren, im Ofen die Bratäpfel musizieren, das Dach hängt voll Eis. Und doch: bald kehrst du wieder, ich weiß, ich weiß! Bald kehrst du wieder, o nur ein Weilchen, und blaue Lieder duften die Veilchen! Arno Holz
Mit ein wenig Hoffnung auf den Frühling, läßt sich der kalte Winter besser ertragen!
Liebe "Frühlingsahnungs-Grüßchen"! Herzlichst Dietlinde
Internet-Tipp: https://www.haikulinde.de
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Dietlinde
antwortete am 11.01.03 (10:45):
alle, welche dich suchen versuchen dich. und die, so dich finden, binden dich an bild und gebärde.
ich aber will dich begreifen, wie dich die erde begreift. mit meinem reifen reift mein reich.
ich will von dir keine eitelkeit, die dich beweist. ich weiß, dass die zeit anders heißt als DU
tu mir kein wunder zulieb. gib deinen gesetzen recht, die von geschlecht zu geschlecht sichtbarer sind.
r.m.rilke
Ich wünsche allen Freunden und Gästen des Seniorentreffs ein wunderschönes Wochenende!
Schneeflockengrüßchen Dietlinde
Internet-Tipp: https://www.haikulinde.de
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britt
antwortete am 11.01.03 (13:17):
.... ja - so schön ... hier auch noch ein anderes...
O Das Neue, Freunde, ist nicht dies, daß Maschinen uns die Hand verdrängen. Laßt euch nicht beirren von Übergängen, bald wird schweigen, wer das <Neue> pries.
Denn das Ganze ist unendlich neuer als ein Kabel und ein hohes Haus. Seht, die Sterne sind ein altes Feuer, und die neuern Feuer löschen aus.
Glaubt nicht, daß die längsten Transmissionen schon des Künftigen Räder drehn. Denn Äonen reden mit Äonen.
Mehr, als wir erfuhren, ist geschehn. Und die Zukunft faßt das Allerfernste ganz in eins mit unserem innern Ernste.
R. M. Rilke
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Iris
antwortete am 11.01.03 (14:11):
Heute ein Rilke-Tag?
Wachsende Ringe
Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen, die sich über die Dinge ziehn. Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen, aber versuchen will ich ihn.
Ich kreise um Gott,um den uralten Turm, und ich kreise jahrtausendelang; und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm oder ein großer Gesang.
Rainer Maria Rilke
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waltraud fuchs
antwortete am 11.01.03 (16:39):
Die Angst vor einem Krieg der USA gegenüber dem Irak hat schon viele erfaßt. Erheben wir unsere Stimme, dass unser Land sich nicht daran beteiligt. Zum Thema ein Gedicht von Wolfgang Schwarz, ersch.in Nationalbibliothek des deutschsprachigen Gedichtes, Ausgewählte Werke,I:
ICH SEHE WAS , WAS DU NICHT SIEHST...!
Ich sehe was, was du nicht siehst; Not und Leid und Angst und Schmerz; Menschen, die der Hunger quält; Systeme - blind und ohne Herz.
Nur stumpfer Haß regiert die Köpfe; Morden um des Glaubens willen; Ein Gott als Vorwand für das Grauen, nur um die Mordeslust zu stillen.
Die Angst frißt alle Seelen auf; der Wunsch nach Freiheit wird erdrückt; ein Widerstand wird nicht geduldet und mit Gewalt im Keim erstickt.
Ich sehe was, was du nicht siehst; ein Mensch der hier in Frieden lebt; der immer dann die Augen schließt, wenn's and'ren an den Kragen geht.
Der sagt:" Was kann denn ich schon tun? Ich habe alles schon versucht." In Wahrheit hat er unentwegt nur für sich den Weg gesucht.
Geh nicht blind durch unsre Welt in der auch du gefordert bist, damit du nicht mehr nur das Licht, sondern auch den Schatten siehst.
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sieghard
antwortete am 12.01.03 (22:05):
Einst, wenn der Winter begann, du hieltest von seinen Schleiern, den Dämmerdörfern, den Weihern die Schatten an.
Oder die Städte erglommen sphinxblau an Schnee und Meer - wo ist das hingekommen und keine Wiederkehr.
Alles des Grams, der Gaben früh her in unser Blut - : wenn wir gelitten haben, ist des dann gut?
[Gottfried Benn 1886-1956] .
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britt
antwortete am 13.01.03 (13:17):
... wenn wir gelitten haben, ist es dann gut??.... Viele Herbste
Wenn viele Herbste sich verdichten in deinem Blut, in deinem Sinn und sie des Sommers Glücke richten, fegt doch die fetten Rosen hin,
den ganzen Pomp, den ganzen Lüster, Terassennacht, den Glamour-Ball aus Crepe de Chine, bald wird es düster, dann klappert euch das Leichtmetall,
das Laub, die Lasten, Abgesänge, Balkons geranienzerfetzt - was bist du dann, du Weichgestänge, was hast du seelisch eingesetzt?
Gottfried Benn (1953)
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ewita
antwortete am 13.01.03 (17:54):
Komm kleiner Vogel.....
Komm,kleiner Vogel,denn es schneit setz dich auf meine Hand es bleibt uns nur noch wenig Zeit vorm Einbrechen der Dunkelheit vertrau dich meiner Hand.
Bleib kleiner Vogel,denn es stürmt schlupf unter meine Hand- wenn sich die schwarze Wolke türmt bist du hier drinnen wohl beschirmt. vertrau dich meiner Hand.
Komm mit mir,ich muss weitergehn gen unbekanntes Land dort weiss ich eine Mauer stehn zu hoch,um drüberweg zu sehn- flieg über diese Wand.
Dann,kleiner Vogel,komm zurück. Sag,liess man dich hinein und sag,erspähtest du ein Stück vom prophezeiten Jenseitsglück??? Ich würd gern sicher sein.
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Sonnenblume
antwortete am 13.01.03 (22:15):
Mascha Kaléko Das graue Haar Ein welkes Sommerblatt fiel mir zu Füßen. —Dein erstes graues Haar. Es sprach zu mir: Mai ist vorbei. Der erste Schnee lässt grüßen. Es dunkelt schon. Die Nacht steht vor der Tür. Bald wird der Sturmwind an die Scheiben klopfen. Im Lindenbaum, der so voll Singen war, Hockt stumm und düster eine Krähenschar. Hörst du den Regen von den Dächern tropfen?
So sprach zu mir das erste graue Haar. Da aber ward ich deinen Blick gewahr, Da sah ich, Liebster, lächelnd dich im Spiegel. Du nicktest wissend: Ja, so wird es sein.
Und deine Augen fragten mich, im Spiegel, lässt mich die Nachtigall im Herbst allein? Und meine Augen sagten dir, im Spiegel: Kommt, Wind und Regen, kommt! Wir sind zu zwein.
Das graue Haar, ich suchte es, im Spiegel. Der erste Kuss darauf, das war mein Siegel.
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Dietlinde
antwortete am 14.01.03 (13:41):
Heute hat Albert Schweitzer Geburtstag:
14.1.1875: Albert Schweitzer (†4.9.1965)
Französischer evangelischer Theologe, Arzt, Musiker und Philosoph. 1905 teilte er seinen Verwandten und Freunden mit, dass er sich entschlossen hätte, Arzt in Äquatorialafrika zu werden und daher Medizin zu studieren. Zwischen 1905 und 1912 war er, nebst seinem Medizinstudium, in seinen drei Hauptgebieten Theologie, Philosophie und Musik äußerst aktiv und veröffentlichte mehrere Bücher. Schweitzer verschrieb sich der Bekämpfung von Tropenkrankheiten, besonders Lepra, in dem von ihm 1913 gegründeten Krankenhaus von Lambarene. Für sein Lebenswerk erhielt Schweitzer 1952 den Friedensnobelpreis.
www.pcisys.net/~jnf/...
Private Homepage mit einer umfangreichen Sammlung von Zitaten aus Schweitzers Schriften und Werken über ihn. (Englisch)
www.schweitzer.org...
Homepage der Albert-Schweitzer-Stiftung mit Informationen zu Leben und Werk Schweitzers. (Englisch, Französisch, Deutsch, Niederländisch, Italienisch)
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Im Anschluß noch wunderbare Gedanken von ihr:
Internet-Tipp: https://www.haikulinde.de
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Dietlinde
antwortete am 14.01.03 (13:48):
Hier sind wunderbare Gedanken von Albert Schweitzer:
Du bist so jung wie deine Zuversicht ____________________
Jugend ist nicht ein Lebensabschnitt - sie ist ein Geisteszustand. Sie ist Schwung des Willens, Regsamkeit der Phantasie, Stärke der Gefühle, Sieg des Mutes über die Feigheit, Triumpf der Abenteuerlust über die Trägheit. Niemand wird alt, wenn man seinen Jdealen Lebewohl sagt. Mit den Jahren runzelt die Haut, mit dem Verzicht auf Begeisterung aber runhzelt die Seele. Sorgen, Zweifel, Mangel an Selbstvertrauen, Angst und Hoffnungslosigkeit, das sind die langen,langen Jahre die das Haupt zur Erde ziehen und den aufrechten gang in den Stab beugen. Ob siebzig oder siebzehn, im Herzen eines jeden Menschen wohnt die Sehnsucht nach dem Wunderbaren das erhebende Staunen, beim Anbick der ewigen Sterne ud der ewigen Gedanken und Dinge, das furchtlose Wagnis, die unersättliche, kindliche Spannung, was der nächste Tag bringen möge, die ausgelassene Freude und Lebenslust. Du bist so jung wie deine Zuversicht, so alt wie deine Zweifel. So jung wie deine Hoffnung, so alt wie deine Verzagtheit. Solange die Botschaften der Schönheit, Freude, Kühnheit, Größe, Macht von der Erde den Menschen und dem Unendlichen dein Herz erreichen, solange bist du jung. Erst wenn die Flügel nach unten hängen und das Innere deines Herzens vom Schnee des Pessimismus und dem Eis des Zynismus bedeckt sind, dann erst bist du wahrhaftig alt geworden. Albert Schweitzer
Liebe Grüße und einen schönen Dienstag wünscht Dietlinde
Internet-Tipp: https://www.haikulinde.de
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Adolf
antwortete am 16.01.03 (21:50):
Hallo Waltraud, ist schön wieder etwas von Dir hören. wir wünschen Euch ein gutes und gesundes Neues Jahr. Nach Deinem Schreiben nach geht es Dir nicht gut. Schreib mal wieder. Herzliche Grüße Adolf Leider stimmt Dein Adresse "wafu.36@aol.com" nicht mehr, darum im ST.
Ein Lächeln andern zugedacht behält und hat stets große Macht, erhellt es doch die Seele gleich, als wie ein warmer Sonnenstreich!
Oft ist's dies kleine Lächeln nur, das uns den Tag verschönt und uns so unser Tagesmüh'n erleichtert und verschönt! Unbekannt
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Marie2
antwortete am 17.01.03 (14:14):
Erstes Schneeglöckchen Verlassen steht im Januar das Weißhäuptlein, das kleine. Einsam an der Südwand blüht das Schneeglöckchen, das meine.
Kein Bienchen ist bei ihm, nicht eines wagt sich zum Loch heraus. Nur ich besuch das Frühlingskind, das mutige. vor meinem Haus. - Josef Guggenmos –
In unserem Garten blühen sie.
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sieghard
antwortete am 17.01.03 (15:54):
Für Einen
Die Andern sind das weite Meer. Du aber bist der Hafen. So glaube mir: kannst ruhig schlafen, Ich steure immer wieder her.
Denn alle Stürme, die mich trafen, Sie ließen meine Segel leer. Die Andern sind das bunte Meer, Du aber bist der Hafen.
Du bist der Leuchtturm. Letztes Ziel. Kannst, Liebster, ruhig schlafen. die Andern...das ist Wellen-Spiel, Du aber bist der Hafen.
Mascha Kaléko .
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hl
antwortete am 18.01.03 (15:07):
für einen toten Dichter
"It's a Small World"
It's a world of laughter A world of tears It's a world of hopes And a world of fears There's so much that we share That it's time we're aware It's a small world after all There is just one moon And one golden sun And a smile means Friendship to ev'ryone Though the mountains divide And the oceans are wide It's a small world after all
It's a small world after all It's a small world after all It's a small world after all It's a small, small world
(Richard S. Sherman and Robert B. Sherman)
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