Archivübersicht | Impressum

THEMA:   Leben, das ist...

 8 Antwort(en).

Pierre Helmer begann die Diskussion am 23.07.00 (19:00) mit folgendem Beitrag:

Leben, das ist..
tief in sich selbst spüren,
dass außen wirklich nur außen ist
und dass es mir nichts anhaben kann,
wenn ich es so will.

Leben ist--
bei jedem Atemzug spüren,
dass das Universum tief in mich eindringt,
seine Spuren hinterlässt, mich mit seiner Kraft wandelt,
wenn ich es zulasse.

Leben ist-
wenn ich aufmerksam meinem Herzschlag zuhöre,
fühle wie die neue Kraft in meinem Körper kreist,
jedem Organ neue Energien bringt,
wenn ich es spüren will.

Leben ist..
auf meinen Bauch viel mehr hören als auf meinen Verstand,
dieses tiefe, innere Wissen heraufkommen lassen
in mein Bewusstsein und mit ihm leben,
wenn ich bereit bin.

Leben ist--
bei jedem Schritt fühlen, dass er mich voranbringt,
wenn der Umweg auch noch so groß ist,
was auch die Anderen sagen und denken,
weil ich Ich bin und nicht sie.

Leben ist-
die Energie des Planeten Erde in mich kommen lassen,
sie dankbar anzunehmen und mich von ihr aufrichten lassen,
sie ist jederzeit verfügbar,
wenn ich sie rufe.

Leben ist-,
jeden Tag die Schönheit um mich herum und in mir selbst erkennen,
sie anzunehmen und in mir zu pflegen
als ein kostbares Geschenk,
wenn ich sie sehen will.

Leben ist--
im Anderen und in mir das Positive zu erkennen,
es auszusprechen, anzusprechen
und als Hinweis für meinen Weg zu nehmen,
wenn ich ihn gehen will.

Leben ist--
das Böse und das Unrecht als Spiegel zu sehen,
wie wir einmal waren oder vielleicht sein können:
uns im Verstehen zu üben,
der erste Schritt zur Liebe.

Lieben ist--
erst einmal in mich selbst reinzufühlen,
was in mir ist, wie ich mich sehe und fühle,
ob ich mich annehmen kann oder will
so wie ich bin.

Lieben ist,.
mich selbst zu lieben, intensiv und ohne Vorbehalte,
und damit mich wohlzufühlen,
Vertrauen in mich und meine Entscheidungen zu haben,
weil ich mich liebe.

Lieben ist--
meine Gefühle anderen zeigen zu können,
ausstrahlen meine Freude und mein Vertrauen
als Geschenk für die Menschen um mich herum,
weil ich sie liebe.

Lieben ist--
auch für die dazusein, die noch in sich verschlossen sind
und sich nicht öffnen können,
es könnte ihr Schlüssel sein zu dem versteckten inneren Schloss,
sie nehmen es an.

Lieben ist--
die Menschen zu lieben ohne Bedingungen,
anzunehmen so wie sie sind,
denn ich will ja auch angenommen werden
so wie ich bin.

Leben ist bedingungslos lieben


Pierre Domaine Viva Nordia 1986


Friedgard Seiter antwortete am 25.07.00 (07:57):

Darf ich auf dieses wunderschöne Gedicht mit einem - eigenen - Liebesgedicht antworten?

Sieh, meine Liebe ist ein Schmetterling,
ein zahmer zwar, der sich auf deine Hand
sanft niedersetzt, wenn du ihn lässt,
doch such ihn nicht zu fangen,
nicht zu fassen,
sonst würde er den zarten Staub,
der seine Flügel schimmern macht,
an deinen Händen lassen.

Sieh, meine Liebe ist ein Fels im Meer,
mit grünem Strand
und einer sandig-warmen Bucht.
Hier kannst du Zuflucht finden,
wenn von Stürmen schwer
gebeutelt
deiner Seele Boot die Ruhe sucht.

Sieh, meine Liebe ist ein Baum im Wind,
vom Sturm geschüttelt
und vom Hagel arg zerfetzt,
und manchmal klammre ich
an seinen Stamm mich blind,
wenn du mit deinen Wettern
mir zu heftig zugesetzt.

Sieh, meine Liebe ist ein klarer Bach:
er fließt und fließt wohin er will
und ich steh da
und seh ihm nach -

Friedgard Seiter


Eva Wenzel antwortete am 26.07.00 (14:30):

Lieber Pierre,
ich musste Deine Worte und ebenfalls die von Friedgard erst einmal mehrere Male lesen, auf mich wirken lassen und immer noch faellt es mir schwer, eine Antwort darauf zu geben.
Das ist alles wahr, aber fuer das Leben, wie es wirklich ist, doch wohl traumhaft und nicht in den Alltag umzusetzen.Man koennte sich einen dieser vielen Gedanken fuer einen Tag zu Herzen nehmen, dann haette man wohl schon viel erreicht.

Vielen Dank, Eva


Pierre Helmer antwortete am 26.07.00 (17:18):

Liebe Eva,

Deine Antwort hat mich bewegt, ist sie doch der Grund für nichterreichte Ziele. Stecken wir uns ein gerade mal "erreichbares" Ziel, können wir nie darüber hinaus kommen.

Haben wir dagegen den intensiven Wunsch, ein
"fast unerreichbares" Ziel zu erreichen, dann kommen wir auf jeden Fall weiter.

Aber natürlich mußt Du von Dir und Deiner eigenen Kraft überzeugt sein.

Ein kleines Beispiel: Ich mache seit Jahrzehnten ganz regelmäßig Heilmeditationen. Eines Tages kamen Freunde mit einem von Geburt her schwerstbehinderten Sohn. Ich nahm in in meine Meditation auf. Nach 2 Jahren sah ich ihn wieder, es hatte sich nichts zu besseren verändert. In dieser Zeit hatte ich mehr als 100 mal mit ihm meditiert.

Nun fragte ich meinen spirituellen Lehrer: "Was soll das, ich mühe mich ab und nichts geschieht!" (Bei vielen anderen hatte ich dagegen gute Ergebnisse.)

Antwort: "Pierre, ist Deine Meditation rein?"

"Bitte, was ist eine reine Meditation?"

Lehrer: "Eine Meditation ohne jeden Zweifel zum Beispiel."

" Natürlich habe ich Zweifel, ob ich diesem wirklich schwerstbehinderten helfen kann" meinte ich.

Antwort: "Warum meditierst Du dann?"

Liebe Eva, vielleicht hilft Dir das weiter. Deshalb die für viele vielleicht idealen Gedanken, aber mir scheint so kommen wir weiter.

Alles Liebe

Pierre


Friedgard Seiter antwortete am 27.07.00 (20:28):

Pierre Teilhard de Chardin schreibt:
"Ich sehe noch immer nur den einen Ausweg: immer weiter voranschreiten und immer mehr glauben.
Der Herr erhalte mir meine Leidenschaft für die Welt und eine große Sanftmut und helfe mir, bis zuletzt
ein ganzer Mensch zu sein."
Es ist ein weiter Weg, aber Schritt für Schritt kommt man voran, vor allem, wenn man nach oben schaut, und nicht nach unten.
Friedgard Seiter


Gerlinde antwortete am 09.08.00 (22:01):

Wenn man weiß

Still und rein sind die Tage,die in einer Stadt
man zu zweit in der Fremde verbringt,
wenn man weiß,daß man nichts mehr zu sagen sich hat;
und man lebt seltsam leicht und beschwingt.
Ein, zwei Tage noch bleibt man zu zweit, eh man zieht,
und ist lieb zu einander und gut:
denn man weiß,diesem Tag folgt kein Tag, und man sieht
sich nie wieder,und so ist es gut.

Und man zieht durch die Straßen und steht lang im Licht
der bedeutsamen Plätze,um acht
hat man abends einander und reicht zum Gericht
sich den Wein und erwartet die Nacht.
Ein, zwei Nächte liebt man wie nie sich und flieht
nicht die Wünsche, nach denen man tut:
denn man weiß, keine Nacht folgt der Nacht, und man sieht
sich nie wieder, und so ist es gut.

Und sein besseres Wissen behält man für sich,
hilft dem anderen und glättet den Bug
früh beim Packen und läßt ihn nicht merken den Stich
und begleitet ihn lächelnd zum Zug.
Ein-, zweimal noch scheu tastet die Hand, es geschieht,
daß sie schwer in der andern lang ruht:
denn man weiß,diesem Druck folgt kein Druck, und man sieht
sich nicht wieder, und so ist es gut.


Heidi Lachnitt antwortete am 05.09.00 (21:25):

..
Die schönste Zeit in meinem heute:
wenn die geballten Tagesfäuste
sich verwandeln
in warme zärtliche Nachthände,
streichelnd Deine Wärme fühlen,
wenn unsere Zweisamkeit
sich wie eine warme Kuppel
über uns senkt
und die Welt
aussperrt.
hl/40


Ilse Fahl antwortete am 14.09.00 (21:05):

tief beeindruckt haben mich diese Gedichte! Aber sie haben mir auch deutlich gemacht, wie weit ich von diesen Möglichkeiten entfernt bin! Kann man so mit sich zufrieden sein? Bleiben nicht immer größte Zweifel? Mir scheint alles so herrlich und ideal - aber wohl für mich nie erreichbar!?
Ich werde noch oft Eure Gedichte lesen, um darüber nachzudenken! Vielleicht finde ich einen guten Weg, weiterzukommen! Ich danke Euch!
Seid gegrüßt von Ilse Fahl


Gerlinde antwortete am 05.10.00 (22:35):

Ferne Gedanken lassen in deinem
Unbewußten die Erinnerung an das
Gestern bestehen.

Lange, viel zu lange scheint es dir, sind sie vorbei,
die Tage der Fülle in deinem Herzen,
und die Tage der Weite deines Geistes.

Irgendwo hast du noch ein Stückchen Erinnerung daran,
das du wie einen Schatz im Safe der Unvergeßlichkeit
verstaut hast.

Erst wenn das Habenwollen mit dem Seinlassen
und das Nehmen mit dem Geben tauscht,
dann wird aus der Erinnerung wieder Wirklichkeit werden.

Geborgen unter den Schwingen des Vertrauens
kannst du deine Seele bereits
in die Zukunft fliegen lassen.