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THEMA:   Tierische Gedichte

 12 Antwort(en).

Claudia begann die Diskussion am 12.08.02 (15:33) mit folgendem Beitrag:

Hallo alle miteinander,
zwar gehöre ich noch nicht zum Kreise der senioren (bin 33),
lese aber mit genuß euer gedichteforum, da ich immer auf der suche nach etwas neuem bin. Aus welchem grund verrate ich euch auch: Ich singe in einem Chor und mach bei konzerten auch die Ansagen. Ich versuche, diese immer etwas lustig zu gestalten, wobei mir Gedichte sehr hilfreich sind.
Nun zu meiner Frage: Ich suche für unser nächstes Konzert DRINGEND tierische gedichte, beim Hahn oder Huhn angefangen über Mücken und Frösche usw.... Super wären lustige gedichte. Kann mir jemand weiterhelfen?
Claudia


DorisW (ebenfalls 33) antwortete am 12.08.02 (16:57):

Hallo Claudia,

ich besitze ein ganzes Buch speziell mit lustigen Tiergedichten. Wenn du deine Wünsche erst mal auf ein oder zwei Tiere eingrenzen könntest, schreibe ich dir gerne ein paar auf!


pilli antwortete am 12.08.02 (18:29):

@ Claudia

plant ihr vielleicht die aufführung des "Karnevals der Tiere" von "Camille Saint-Saens"?

@ Doris W

dann sind u.a. auch löwen, maulesel,schildkröten,elefanten und schwäne gefragt...:-))

nette grüsse


Salvador Dali antwortete am 12.08.02 (21:53):

Schwäne spiegeln Elefanten.


Salvador Dali antwortete am 12.08.02 (23:24):

Lösung:
siehe internet-tipp :-))

Internet-Tipp: https://www.bildungsservice.at/faecher/be/diab511a_k.htm


Edith antwortete am 13.08.02 (11:09):

Möwenlied

Die Möwen sehen alle aus,
als ob sie Emma hießen.
Sie tragen einen weißen Flaus
und sind mit Schrot zu schießen.

Ich schieße keine Möwe tot,
und laß sie lieber leben -
und füttre sie mit Roggenbrot
und rötlichen Zibeben.

O Mensch, du wirst nie nebenbei
der Möwe Flug erreichen.
Wofern du Emma heißest, sei
zufrieden, ihr zu gleichen.

Christian Morgenstern


Die Mausefalle

Palmström hat nicht Speck im Haus,
dahingegen eine Maus.

Korf, bewegt von seinem Jammer,
baut ihm eine Gitterkammer.

Und mit einer Geige fein
setzt er seinen Freund hinein.

Nacht ists, und die Sterne funkeln.
Palmström musiziert im Dunkeln.

Und derweil er konzertiert,
kommt die Maus hereinspaziert.

Hinter ihr, geheimerweise,
fällt die Pforte leicht und leise.

Vor ihr sinkt in Schlaf alsbald
Palmströms schweigende Gestalt.

Morgens kommt v.Korf und lädt
das so nützliche Gerät

in den nächsten, sozusagen
mittelgroßen Möbelwagen,

den ein starkes Roß beschwingt
nach der fernen Waldung bringt,

wo in tiefer Einsamkeit
er das seltne Paar befreit.

Erst spaziert die Maus heraus
und dann Palmström, nach der Maus.

Froh genießt das Tier der neuen
Heimat, ohne sich zu scheuen.

Während Palmström, glückverklärt,
mit v.Korf nach Hause fährt.

Christian Morgenstern


Claudia antwortete am 13.08.02 (11:20):

Hallo Ihr Lieben,
@Doris, danke für dein Angebot. tatsächlich suche ich am dringensten gedichte über Frösche und über Bienen. Wäre toll, wenn du etwas findest.
@pilli, nein es geht nicht um "karneval der tiere", sondern ganz einfach um viele verschiedene Chorstücke in denen Tiere eine Rolle spielen, z. B. "Hochzeit der Frösche" oder "Der Hahn von Onkel Giacometo", oder"Hase und jäger" usw.
Hier ist übrigens ein Gedicht von James krüss, das einen ganzen zoo beinhaltet:



Der Sperling und die Schulhofkinder
Ein Sperling, der von ungefähr
zu einem Schulhof kam,
erstaunte über das, was er
auf diesem Hof vernahm.

Ein Mädchen sprach zu Meiers Franz:
"Du alter Esel du!"
Da sprach der Franz:"Du dumme Gans
bist eine blöde Kuh!"

Der Walter sprach zum dicken Klaus:
"Mach Platz, du fetter Ochs!"
Da rief der Klaus:"Du fade Laus,
paß auf, daß ich nicht box!"

Zum Peter sprach Beate nun:
"Du Affe, geh hier weg!"
Da rief der Peter:"Dummes Huhn,
ich weiche nicht vom Fleck!"

Der Sperling meint er hör nicht recht.
Es tönte allenthalb:
"Du Schaf! Du Floh! Du blöder Hecht!
Du Hund! Du Schwein! Du Kalb!"

Der kleine Sperling staunte sehr.
Er sprach:"Es schien mir so,
als ob ich auf dem Schulhof wär;
doch bin ich wohl im Zoo!"
James Krüss

Viele Grüße
Claudia


schorsch antwortete am 13.08.02 (16:18):

Ich hatte mal den Spleen, zu jeder Briefmarke einen Zwei- oder Vierzeiler auf das Couvert zu drucken. Da gibts ja manchmal ganze Serien, auch von Tieren. Da war z.B. mal ein Esel drauf. Er bekam folgenden Vers:

Der Esel sei, so meint doch Jeder,
verbissen, stur und dumm.
Doch, so denkt der Mann der Feder,
zeigt er ganz einfach Mumm!?


DorisW antwortete am 13.08.02 (20:29):

J.W. Goethe: Die Frösche

Ein großer Teich war zugefroren;
Die Fröschlein, in der Tiefe verloren,
Durften nicht ferner quaken noch springen,
Versprachen sich aber, im halben Traum:
Fänden sie nur da oben Raum,
Wie Nachtigallen wollten sie singen.
Der Tauwind kam, das Eis zerschmolz,
Nun ruderten sie und landeten stolz
Und saßen am Ufer weit und breit
Und quakten wie vor alter Zeit.



Unbekannter Verfasser: Andacht

Eine Wassermaus und eine Kröte
stiegen eines Abends spöte
einen steilen Berg hinan.
Sprach die Wassermaus zur Kröte:
"Warum gehst du abends spöte
diesen steilen Berg hinan?"
Sprach zur Wassermaus die Kröte:
"Zum Genuss der Abendröte
geh' ich diesen Abend spöte
diesen steilen Berg hinan."

Dies ist ein Gedicht von Goethe,
das er eines Abends spöte
auf dem Sofa noch ersann.


DorisW antwortete am 13.08.02 (20:49):

Heinz Erhardt: An die Bienen

Bienen! Immen! Sumseriche!
Wer sich je mit euch vergliche,
der verdient, daß man ihn töte!
Daß zumindest er erröte!
Denn, wie ihr in Tal und Berg schafft
ohne Zutun der Gewerkschaft,
ohne daß man euch bezahle
ohne Streik und Lohnspirale,
täglich, stündlich drauf bedacht,
daß ihr für uns Honig macht,
ihr seid's wert, daß man euch ehre!
Wobei vorzuschlagen wäre -
ob nun alt ihr, ob Novizen -
euch von heute ab zu siezen!
Unser Dank, unser Applaus
säh in etwa dann so aus:
"Sehr geehrte Honigbienen!
Wir Verbraucher danken Ihnen!"


Nuxel antwortete am 13.08.02 (20:55):

Morgenstund hat Gold im Mund,sprach der Hahn und verschlang einen Regenwurm-
es ist noch nicht aller Tage Abend,dachte dieser und kroch hinten wieder raus!

Verfasser unbekannt

Die Krähe lacht,die Krähe weiss,was hinter Vogelscheuchen steckt,
und dass sie nicht wie Huhn mit Reis und Curry schmeckt.

Joachim Ringelnatz

Die Flöhe und die Wanzen gehören auch zum Ganzen

Goethe


DorisW antwortete am 13.08.02 (21:00):

Benno Burkhardt: Bienenstich

Mal ehrlich:
Ist ein Bienenstich gefährlich?
Nein: Nur wenn du dich vergißt
und gleich mehr als sechs Stück ißt.


Das folgende handelt zwar weder von Fröschen noch von Bienen, ist aber putzig:

Fred Endrikat: Die Wühlmaus

Die Wühlmaus nagt von einer Wurzel
das W hinfort, bis an die -urzel.
Sie nagt dann an der hintern Stell
auch von der -urzel noch das l.
Die Wühlmaus nagt und nagt, o weh,
auch von der -urze- noch das e.
Sie nagt die Wurzel klein und kurz,
bis aus der -urze- wird ein -urz--.

Die Wühlmaus ohne Rast und Ruh
nagt von dem -urz-- auch noch das u.
Der Rest ist schwer zu reimen jetzt,
es bleibt zurück nur ein --rz--.
Nun steht dies --rz-- im Wald allein.
Die Wühlmäuse sind so gemein.


... und nun zu guter Letzt eins meiner liebsten Tiergedichte:

Christian Morgenstern: Das Gebet

Die Rehlein beten zur Nacht,
hab acht!

Halb neun!

Halb zehn!

Halb elf!

Halb zwölf!

Zwölf!

Die Rehlein beten zur Nacht,
hab acht!
Sie falten die kleinen Zehlein,
die Rehlein.


Silberling antwortete am 14.08.02 (12:29):

Hallo Claudia,

noch ein Frosch-Gedicht:

Der Frosch sitzt in dem Rohre,
Der dicke, breite Mann,
Und singt sein Abendliedchen,
So gut er singen kann.
Quak, quak!

Er meint, es klingt gar herrlich,
Könnts niemand so wie er;
Er bläst sich auf gewaltig,
Meint wunder, was er wär.
Quak, quak!

Mit seinem breiten Maule
Fängt er sich Mücken ein,
Guckt mit den dicken Augen
Froh nach der Sonne Schein.
Quak, quak!

Das ist ein ewig Quaken;
Er wird es nimmer müd,
Solange noch ein Blümchen
Im Wiesengrunde blüht.
Quak, quak!

Herr Frosch, nur zugesungen!
Er ist ein lustger Mann;
Im Lenz muss alles singen,
So gut es singen kann.
Quak, quak!
Verf.: Christian Dieffenbach


Liebe Grüße und viel Spass! Silberling