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THEMA: Gedichte zum Thema Essen
16 Antwort(en).
Wolfgang
begann die Diskussion am 09.05.02 (06:51) mit folgendem Beitrag:
Bin am Sammeln. Wer kann mir helfen?
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kissme
antwortete am 09.05.02 (08:09):
Hallo Wolfgang,
hast ja nicht geschrieben, ob es von einem großen Meister oder von mir sein soll. Also hab ich mich für eins von mir entschieden. Fiel mir mal ein, als ich eine Kollegin bei ihrem täglichen Ritual des Obstschneidens beobachtete. Sie tat es mit solcher Inbrunst, da konnt ich nicht anders:-)))!!!
Gier
Das Messer ritzt die zarte Haut und Saft spritzt aus der Wunde, das Ritual ist fast vollbracht, es naht die Geisterstunde.
Noch 5 Minuten hat sie Zeit die Qualen zu beenden, vor Gier und Wollust zittert ihr das Messer in den Händen.
Punkt Mitternacht ist es geschafft, schnell noch mit Schnaps begießen, dann kann sie morgen hemmungslos den Obstsalat genießen.
kissme
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Gila
antwortete am 09.05.02 (12:58):
Hallo, liebe Esser und Trinker,
bevor Ihr Euch denn zu Tische setzet, leset aufmerksam Hans Sachsens Tischzucht, auf dass Ihr manierlich speiset und es Euch wohl bekomme!
Hans Sachs: Eine Tischzucht
Hör, Mensch! wenn du zu Tisch willt gahn, dein Händ sollt du gewaschen han. Lang Nägel ziemen gar nit wohl, die man heimlich abschneiden soll. Am Tisch setz dich nit oben an, der Hausherr wölls dan selber han! Der Benedeiung nit vergiß! In Gottes Nam heb an und iß! Den Ältesten anfahen laß! Nach dem iß züchtiglichermaß!
Nit schnaufe oder säuisch schmatz! Nit ungestüm nach dem Brot platz, daß du kein Geschirr umstoßen tust! Das Brot schneid nit an deiner Brust! Nehm auch den Löffel nit zu voll! Wenn du dich treifst, das steht nit wohl. Greif auch nach keiner Speise mehr, bis dir dein Mund sein worden leer!
Red nicht mit vollem Mund! Sei mäßig! Sei in der Schüssel nit gefräßig, der allerletzt drin ob dem Tisch! Zerschneid das Fleisch und brich den Fisch und käue mit verschlossem Mund! Schlag nit die Zung aus gleich eim Hund, zu ekeln! Tu nit geizig schlinken! Und wisch den Mund, eh du willt trinken, daß du nit schmalzig machst den Wein! Trink sittlich und nit hust darein!
Tu auch nit grölzen oder kreisten! Schütt dich auch nit, halt dich am weisten! Gezänk am Tisch gar übel staht. Sag nichts, darob man Grauen hat, und tu dich auch am Tisch nit schneuzen, daß ander Leut an dir nit scheuzen! Geh nit umzausen in der Nasen! Des Zahnstührens sollt du dich maßen!
Im Kopf sollt du dich auch nit krauen! Dergleichen Maid, Jungfrau und Frauen solln nach keinem Floh hinunterfischen. Ans Tischtuch soll sich niemand wischen. Auch leg den Kopf nit in die Händ! Leihn dich nit hinten an die Wänd, bis daß des Mahl hab sein Ausgang! Denn sag Gott heimlich Lob und Dank, der dir dein Speise hat beschert, aus väterlicher Hand ernährt!
Nach dem sollt du vom Tisch aufstehn, dein Händ waschen und wieder gehn an dein Gewerb und Arbeit schwer. So spricht Hans Sachs, Schuhmacher.
Guten Appetit allerseits wünscht Gila ;-)
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Nuxel
antwortete am 09.05.02 (13:06):
Mathias Claudius schrieb:
Pasteten hin,Pasteten her was kümmern uns Pasteten, die Kumme ist hier auch nicht leer und schmeckt so gut als "bonneschäär" von Fröschen und von Kröten!
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Gila
antwortete am 09.05.02 (13:07):
Pfannkuchen und Salat
Von Fruchtomletts, da mag berichten Ein Dichter aus den höhern Schichten. Wir aber, ohne Neid nach oben, Mit bürgerlicher Zunge loben Uns Pfannekuchen und Salat. Wie unsre Liese delikat So etwas hackt und zubereitet, Sei hier in Worten angedeutet.
Drei Eier, frisch und ohne Fehl, Und Milch und einen Löffel Mehl, Die quirlt sie fleißig durcheinand Zu einem innigen Verband. Sodann, wenn Tränen auch ein Übel, Zerstückelt sie und mengt die Zwiebel Mit Öl und Salz zu einer Brühe, Daß der Salat sie an sich ziehe.
Um diesen ferner herzustellen, Hat sie Kartoffeln abzupellen. Da heißt es, fix die Finger brauchen, Den Mund zu spitzen und zu hauchen, Denn heiß geschnitten nur allein Kann der Salat geschmeidig sein. Hierauf so geht es wieder heiter Mit unserm Pfannekuchen weiter.
Nachdem das Feuer leicht geschürt, Die Pfanne sorgsam auspoliert, Der Würfelspeck hineingeschüttelt, So daß es lustig brät und brittelt, Pisch, kommt darüber mit Gezisch Das ersterwähnte Kunstgemisch! Nun zeigt besonders und apart Sich Lieschens Geistesgegenwart,
Denn nur zu bald, wie allbekannt, Ist solch ein Kuchen angebrannt. Sie prickelt ihn, sie stockert ihn, Sie rüttelt, schüttelt, lockert ihn Und lüftet ihn, bis augenscheinlich Die Unterseite eben bräunlich, Die, umgekehrt, geschickt und prompt Jetzt ihrerseits nach oben kommt.
Geduld, es währt nur noch ein bissel, Dann liegt der Kuchen auf der Schüssel. Doch späterhin die Einverleibung, Wie die zu Mund und Herzen spricht, Das spottet jeglicher Beschreibung, Und darum endet das Gedicht.
Wilhelm Busch
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Nuxel
antwortete am 09.05.02 (13:09):
Mathias Claudius schrieb:
Pasteten hin,Pasteten her, was kümmern uns Pasteten, die Kumme ist hier auch nicht leer und schmeckt so gut als"bonneschäär" von Fröschen und von Kröten!
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Nuxel
antwortete am 09.05.02 (13:13):
Jetzt weiß ich endlich,warum meine Beiträge so oft nicht zu lesen sind,ich sie ein zweites Mal schreibe.....später sind dann beide zu lesen: in der Zwischenzeit war ein anderer "am Werk"
Nuxel schämt sich jetzt aber!!
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Gila
antwortete am 09.05.02 (13:40):
Hallo Nuxel,
kleiner Tipp von mir, weil mir früher doppelte Einträge auch oft passiert sind.
Es hat nicht unbedingt damit zu tun, dass zwischenzeitlich ein anderer am Werk war. Wenn ich den Button "publizieren" gedrückt habe, gehe ich ganz aus dem Thema raus, wechsle in ein anderes Diskussionsforum und klicke danach wieder das Forum und das Thema an, in dem ich einen Beitrag platziert habe. Dann sind alle neuen Beiträge zu sehen. Weiß der Geier, warum das so funktioniert, aber bei mir klappts seitdem.
Ich hoffe, mich verständlich ausgedrückt zu haben. Gruß Gila
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DorisW
antwortete am 09.05.02 (15:04):
Ein Mensch beim Essen ist ein gut Gesicht, wenn er nichts denkt und nur die Kiefer mahlen, die Zähne malmen und die Blicke strahlen von einem sonderbaren Urweltlicht.
Vorspeisen sind wie Segel über Buchten, schlank und zum Hafen schnellend in erregter Fahrt, indes die schweren Fleischgerichte wuchten gewaltig über Wiesen und Gemüsen zart.
Welch ein entzückendes Spiel: zu hohen Festen erlesener Bissen Liebreiz zu erflehen, und welche Lust: sich mächtig vollzumästen satt und mit Saft gefüllt vom Hals bis zu den Zehn.
Fischfleisch ist weiß und heilig oder rosen, und manchmal rauchgebeizt und lauchgewürzt. Auch kleine Fische gibt`s in blanken Dosen, die man wie Schnäpse jach hinunterstürzt.
Wildbret: Du Perle Cumberlands, von edler Fäule und nackter Horden rohgebratner Fraß! Wohl dem, der Schneehuhn oder Rentierkeule (gespickt mit Sahne) hoch im Norden aß.
Beefsteak tatare ist fast so stark an Gnade wie ein am Grill gebratnes Lendenstück und viele Götter leben im Salate, saftrot und samenkerngeschwellt das Weib Tomate, die kühlen Wässer und den warmen Mist.
Laßt mich hier schweigen vom Besoffensein, vom tiefsten, tödlichsten Hinübergleiten, vom hellsten, wachsten Indiewindereiten, die Welt ist groß und unser Wort ist klein.
Laßt mich hier schweigen von dem Blutgericht geheimster Liebe in verrauschten Zeiten - laßt mich nur essen, dankbar und bescheiden - ein Mensch beim Essen ist ein gut Gesicht.
(Carl Zuckmayer)
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Nuxel
antwortete am 09.05.02 (15:33):
@Gila
danke,für den tipp! Werds mal versuchen,muß sowieso noch Viiiiiel lernen
Tschühüß
Nuxel
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Geli
antwortete am 09.05.02 (18:39):
Das Schnitzel
Ein Mensch, der sich ein Schnitzel briet, Bemerkte, daß ihm das mißriet. Jedoch, da er es selbst gebraten, Tut er, als wär' es ihm geraten, Und, um sich nicht zu strafen Lügen, Ißt er's mit herzlichem Vergnügen.
(Eugen Roth)
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Gila
antwortete am 09.05.02 (20:02):
O weh, da mach ich's doch lieber wie Mascha Kaléko:
Wie wäre es mit einem "Borschtsch"?
Man nehme erstens zirka sieben Fein abgeschälte rote Rüben. Dann hacke man den Weißkohl klein, Tu Zwiebel, Salz und Essig rein. Mit Hammelfleisch muss das nun kochen, Auf kleiner Flamme, sieben Wochen. Jetzt Kaviar mit Wodka ran Nebst Zimt und frischem Thymian. Nun schüttet man das Ganze aus Und isst am besten --- außer Haus.
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schorsch
antwortete am 10.05.02 (10:09):
Auch das schönste und beste Essen verwandelt sich mal......
Das dressierte A..... ****************
Wenn man gut gegessen hat, beginnt der Magen seine Tat; initiiert zu unserer Erbauung nun mit Getöse die Verdauung. Dann geht der vorverdaute Brei, mit Magensäften noch dabei, in den Darm, wo das Gekröse, mit viel Rumpeln und Getöse, und sich`s nicht um Knochen handelt, seine einst bunten Farben wandelt. Und verlässt dann, kalorienarm, ganz zuunterst unseren Darm. Ein gut geformtes A...... sodann, welches man dressieren kann, dass es zu ganz bestimmter Zeit, dann öffnet seine Pforte wie, entlässt die Speisen an die Luft, mit einem lieblich-zarten Duft!
Der Dichter hat es selbst erfahren, dass ein A...... man mit den Jahren, sowohl bei Frau, wie auch Mann, sehr wohl gut dressieren kann.
Noch dies zur Kenntnis aller Esser: Je grösser das A......, desto besser!
Pardon!!!
September 1996, Schorsch, alias georg von Signau
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T.heo
antwortete am 10.05.02 (12:12):
Der Prasser
Jeden Mittag, nach dem Essen Hab die Sorgen ich vergessen Herrlich voll ist dann der Magen Überall, bis an den Kragen Alles soll der Magen fassen Ist kein essen mehr, ist prassen
Trinken kommt dann noch dazu Danach ein paar Stunden Ruh Steh ich dann vom Schlafen auf Dann beginnt von vorn der Lauf Anders hab ich kein Begehr Ja das Leben, es ist schwer
T.heo
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T.heo
antwortete am 10.05.02 (12:14):
Delikatessen
Die Woche war ich ganz versessen Auf leckere Delikatessen Ich dacht' an Trüffel, Kaviar An Hummer, Seelachs und Tartar
An Krabben in Aspik und so Lufttrockner Schinken so wie so Getränke nur die allerbesten Ich wollte alles, alles testen
Russische Eier in Gelee Wollt trinken echten Cylon Tee So schön mit Kluntjes aufgebrüht Aus Tasse, indischblau verziert
So hatte ich mir das gedacht Da bin vom Traum ich aufgewacht Bei mir da gab's zum Morgenbrot Marmelade, Cornflakes, Knäckebrot.
T.heo 26.07.1989
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Anna für T.heo
antwortete am 10.05.02 (12:20):
Eintopf
Herr Karl muß heute in die Stadt, weil er da was zu regeln hat. Ein Mensch, den er nur flüchtig kennt, ihm ein paar Restaurante nennt. "Da gehen sie mal heute rein. da können sie essen schniekefein." Vorm Restaurant "Vier Eichen" dann studiert er diese Karte dann. Von achtzig bis zweihundert, Herr Karl, der ist doch sehr verwundert. Vier Häuser weiter ist ein Eßlokal, und dort hin geht nun der Herr Karl. Bei einem Korn und einem Bier, studiert er nun die Karte hier. So zwischendurch, da liest er dann, wir preisen unsern Eintopf an. So fein gekocht, Hausfrauenart, Herr Karl glaubt, daß er das wohl mag. Eine Terrine Eintopf bestellt er dann, und fängt auch gleich zu essen an. Dazu eine Bockwurst riesengroß. Ein Essen, einfach grandios, Ein Korn, ein Bier noch, die Zigarre hinterher, Herr Karl, was willst du mehr ? Beim nächsten Stadtbesuch allemal, treffen wir Hern Karl im Eßlokal.
T.heo 14.08.91
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Erika Kalkert
antwortete am 10.05.02 (20:07):
Zu diesem Thema ein etwas anderes Gedicht.
Das Tischgebet.
An der Tafel im Gasthaus zum Goldenen Stern waren beisammen viel reiche Herrn. Vor ihnen standen aus Küch' und Keller gar lieblich lockend die Flaschen und Teller. Schon saßen sie da in plaudernden Gruppen. Die Kellner reichten die dampfenden Suppen, und mehr noch begann Gemüs' und Braten mit süßem Wohlgeruch zu laden. Da kam zur Türe still herein ein Fremder mit seinem Töchterlein und setzte sich unten am langen Tisch, um auch zu kosten von Wein und Fisch. Oben klirrten die Löffel und Messer, klangen die Gläser und scherzten die Esser, da tönt auf einmal gar hell und fein eine Stimme in den Lärm hinein. Wie wenn von fern ein Glöcklein klingt, wie wenn im Wald ein Vogel singt. Und wie auch der Strom der Rede rauscht, still wird es rings, und jeder lauscht, der Krieger, der von den Schlachten erzählt, der Kaufmann, der über die Zölle geschmält, die Reisenden, die von Abenteuern gesprochen und von Ungeheuern, die Stutzer, die von Pferd und Wagen und Hunden und Moden so vieles sagen. Und wie sie schauen nach dem Orte, von woher dringen die lieblichen Worte: mit gefalteten Händen das Mädchen steht und spricht sein gewohntes Tischgebet. Und wie beseelt von höherem Geist, falten auch sie die Hände zumeist und horschen alle mit rechtem Fleiße auf des betenden Kindes Weise. Drauf setzt es sich nieder mit stiller Freude und achtet nicht auf all die Leute. Die aber, ergriffen im tiefsten Innern, mußten sich oft noch daran erinnern; und mancher hat wieder gebetet fortan, was er schon lange nicht mehr getan.
Friedrich Güll
(Gefunden in einem Lesebuch aus dem Jahre 1904)
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