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THEMA:   Gedichte und Geschichten von T.heo

 57 Antwort(en).

admin für T.heo begann die Diskussion am 14.04.02 (22:07) mit folgendem Beitrag:

Zur Erinnerung
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Gereimtes,
Gesammeltes,
Gedanken
Dieses Buch ist meiner Familie gewidmet
In diesem Buch will ich meine Gedanken
welche ich in Versen, Reimen und Gedichten sowie
kleinen Geschichten verfaßt habe, niederschreiben
Möge jeder darüber urteilen wie er mag
aber ich bitte mir aus, daß man mich nicht auslacht
bevor er es selber besser macht
23.02.1945
Meine selbst geschriebenen Sachen unterzeichne
ich mit dem Kürzel: T.heo
1.04.1945
Heute möchte ich allen denen Dank sagen,
die mir geholfen haben, mein Gereimtes fertigzustellen.
Da ist als erstes meine Frau. Meine Kinder,
die angeheirateten Kinder, meine Enkel.
Euch allen gilt mein Dank, aus übervollem Herzen.
Sollte es mir gelungen sein, Dir, lieber Leser,
etwas Freude gemacht zu haben, oder zum Nachdenken
angeregt, oder sogar ein kleines Schmunzeln entlockt
zu haben, so war mein Schreiben nicht umsonst.
Ich selbst hatte viel Spaß und Freude daran.


Anna antwortete am 14.04.02 (22:56):

Spaziergang
Das Wetter, das ist heute schön,
ich will doch mal nach draußen gehn.
Etwas abseits fließt ein kleiner Bach durch eine Wiese und
und da ist eine alte Bank. Ich sitze hier im Sonnenschein
und schaue mir alles genau an. Am Bache blühn Schwertlilien,
Sumpfdotterblumen, Vergißmeinnicht, Schilf und Butterblumen.
Über dem Wasser schwirren Libellen, Fliegen, Mücken und Käfer.
Die Schalben und Bachstelzen suchen hier ihr Futter.
Noch viele andere Vögel trinken hier ihr Wasser.
Hinter dem Bach ist ein kleiner Wald, da stehn tausend
Buschwindröschen und Schlüsselblumen in Blüte und
der wilde Flieder knospt. Auf der Wiese blühn Löwenzahn
Margariten, Kuckucksblumen, Marienblümchen.
Die Hummeln und Bienen finden einen gedeckten Tisch. Ein
Marienkäfer ist auf meine Hand geflogen, so ein kleiner Käfer.
Abseits zirpt eine Grille und vom Walde ruft der Kuckuck
seinen Namen. Eine Lerche steigt zum Himmel auf und singt
ihr Tirili, der Star singt und die Amsel sucht Futter
für ihre Jungen.
Alles regt sich und ich sehe zu, nehme alles das in mich auf.
Jetzt, in der Mittagsstunde, wird es ruhig am Bach und auf
der Wiese. Ich gehe nun auch, es war ein schönes Erlebnis.
Ich sollte das öfter machen - mal sehen.
Für heute genug, es klingt ja noch in mir nach.

T.heo


admin antwortete am 15.04.02 (15:34):

nachfolgend weitere T.heo - Texte, die in "Eigene Lyrik" dann gelöscht werden


admin (für T.heo) antwortete am 15.04.02 (15:35):

Der Prasser


Jeden Mittag, nach dem Essen
Hab die Sorgen ich vergessen
Herrlich voll ist dann der Magen
Überall, bis an den Kragen
Alles soll der Magen fassen
Ist kein essen mehr, ist prassen

Trinken kommt dann noch dazu
Danach ein paar Stunden Ruh
Steh ich dann vom Schlafen auf
Dann beginnt von vorn der Lauf
Anders hab ich kein Begehr
Ja das Leben, es ist schwer


admin (für T.heo) antwortete am 15.04.02 (15:36):

Menschen

Es gibt im Leben oftmals Menschen
Die sich gar nichts dabei denken
Andern etwas aufzubürden
Was sie selbst nicht machen würden

Für ihn ist es sonnenklar
Daß die andern für ihn da
Achtlos spricht er alles hin
Ohne Inhalt, ohne Sinn

Wenn mal einer aufbegehrt
Und sich endlich mal beschwerd
Ist er gar nicht mal bedrückt
Spricht, die andern sind verrückt


admin (für T.heo) antwortete am 15.04.02 (15:37):

Der Hering und der Kabeljau (1946)


An der irländischen Küste, wo seit unendlicher Zeit die Heringsströme oder Wanderungen vorbei kommen, war auch dieses Jahr wieder Hochbetrieb.
Der Andrang war groß, denn die Heringe waren auf ihrer Wanderung etwas aufgehalten worden.
Zudem war es seit sechs Jahren nicht mehr recht geheuer im Wasser, man hatte doch auch den Krieg zu spüren bekommen.
Aber jetzt hatte es sich so langsam herumgesprochen, daß der Krieg aus und das Wasser wieder rein sei.
So hatte man unterwegs einige alte Bekannte getroffen oder aufgesucht, von denen man annahm, sie seien längst tot oder verschollen.
Überall wurde allgemein festgestellt, daß die Bekannten und Verwandten an Länge und Breite zugenommen, kleine Heringe groß und fett geworden waren.
Auch war man selber langsamer und behäbiger geworden. Also, nun traf man sich hier und ließ sich Zeit zu einem Plauderstündchen.
Da trafen sich der Hering Flinkeschwanz und der Kabeljau Großkopf. Beide hatten sich schon vor langer Zeit kennengelernt als man damals beinah den Fischern ins Netz gegangen war.
Damals hatte man sich gerade kennengelernt, als der Tanz angefangen war. Ganz plötzlich waren die Fischer da gewesen mit ihren Netzen. Es war ein großes Durcheinander gewesen.
Plötzlich saß Piter Flinkeschwanz im Netz und wurde mit vielen seiner Artgenossen an Bord gezogen.
Aber er hatte Glück.
Beim Sortieren der Beute wurde er für zu klein befunden und wieder über Bord geworfen.
Das waren böse Minuten gewesen. Sein Freund Klaas Großkopf sollte an Bord bleiben. Er machte ein paar heftige Schläge mit dem Schwanz, überschlug sich ein paarmal, kam bei einem Haufen kleiner Fische zu liegen und wurde wieder über Bord geworfen.
Dieses Abenteuer hatten sie damals gut überstanden.
Inzwischen hatten sie viele Nachkommen hinterlassen, so um ein paar Millionen herum.
Nun schwammen beide mitten zwischen vielen tausend Fischen langsam daher und erzählten von vergangenen Tagen.
Aber das Gedränge wurde immer größer und größer.
Die Heringe flitzten aufgeregt durcheinander und es war ein toller Wirbel.
Piter Flinkeschwanz und Klaas Großkopf wußten gleich,was los war.
Beide schossen sie nach rechts, um auszubrechenaber schon nach einer kurzen Strecke merkten sie, daß es hier kein Durchkommen mehr gab.
"Zurück, zurück".
Klaas und Piter bewegten ihre Flossen und den Schwänze.
Sie machten sich davon, um auf der anderen Seite ihr Glück zu versuchen.
Wieder war es umsonst, sie waren eingekreist.
Es wurde immer voller und voller.
Keiner konnte mehr schwimmen, Piter verlor seinen Freund aus den Augen und wurde mit ein paar tausend Kameraden ins Fischerboot geworfen.
Als er zwischen all seinen Kameraden lag und die Kiemen verzweifelt aufriß, um noch etwas zu leben, da erblickte er seinen alten treuen Freund, den Kabeljau Klaas Großkopf.
Der lag etwas abseits und blickte zu ihm herüber.
Seine Augen hatten schon vieles von ihrem Glanz verloren und er rang schwer nach Luft.
Piter überdachte noch einmal sein ganzes Leben.
Seine Kiemen arbeiteten immer heftiger und seine Lungen drohten zu platzen.
Er schaute noch einmal zu Klaas hinüber.
Der lag still und zufrieden zwischen seinen Kameradenund rührte sich nicht mehr.
Er hat es schon überstanden, dachte Piter noch.
Dann stieg, eine helle, blanke Träne, in sein Auge und während die Sonne langsam unterging, brach das Auge des braven Herings Piter Flinkeschwanz.


admin (für T.heo) antwortete am 15.04.02 (15:38):

Erzählung
Es war im September vorigen Jahres, ein besonders schöner Sommertag, voll Wärme und Sonne. Wir waren hinaus aufs flache Land gefahren, zu einem kleinen Dorf, das ich ganz gut kannte, hatte ich doch nach dem Kriege acht Monate bei einem Bauern Unterkunft und Verpflegung gefunden.
Von hier aus konnte ich meine Familie besser versorgen als in der Stadt.
Das war also etwa von Juli 1945 bis März 1946.
Da waren wir heute gewesen, hatten da gegessen und wollten uns nun das Dorf ansehen.
Vieles hatte sich verändert. Die Handwerksbetriebe waren aus dem Dorf ins Industriegebiet verlegt worden.
Zwei Siedlungen waren neu erstanden, ein Schulzentrum, ein Golfplatz und vier Tennisplätze. Wie immer und auch anderswo gingen wir auch die Kirche besichtigen.
Auch hier hatte sich einiges geändert.
Wir hatten noch viel Zeit. So waren wir auch zum Friedhof gegangen.
Um ein großes Teil hatte man ihn erweitert.
Auch eine Trauerhalle gab es, ein schöner Bau ganz in Klinker, ein Schmuckstück, Eichen-Bestuhlung, Kupferlampen, Fenster vom Künstler entworfen, Kälteanlage für die Toten, alles fein 'rausgeputzt. Einige Namen waren mir noch gut im Gedächtnis oder vom Sehen her bekannt.
Nun besuchten wir den alten Teil des Friedhofes, noch im vorigen Jahrhundert erbaut.
Viele Steine waren schon verwittert oder schief, die Namen kaum oder gar nicht
mehr zu lesen.
Die meisten Gräber hatte man schon eingeebnet.
Ein alter Friedhof, wie er auf dem Lande überall anzutreffen ist.
Auf einer Bank am Ende des Friedhofes, wo die Mauer war, saß ein alter, wirklich alter Mann in der Sonne, mit Blick auf die Mauer. Da war doch kaum noch ein Grab. Er mußte die
Bank wohl zur Mauer hingedreht haben.
Als er unsere Schrittehörte, sah er kurz zu uns 'rüber, wendete seinen Kopf.
Ich sah, wie er sich mit der Hand über die Augen wischte.
Er hatte wohl geweint. Wir wollten schon an dem alten Herrn vorbeigehen, aber etwas
sagte mir, nein.
Ob es erlaubt sei, fragte ich. Er nickte, sagte gewiß, die Bank sei ja für alle da.
Langsam kamen wir ins Gespräch. Zuerst über den sonnigen Tag, über die neue Trauerhalle, den neu angelegten Friedhof bis zu den Toten und das Sterben.
Er erzählte uns, daß er seit neun Jahren allein sei, seine Frau läge auf dem neuen Teil des Friedhofes.
Hier an der Mauer läge seine Tochter, keine neunzehn Jahre alt sei sie geworden.
Lange schwieg er. Aber da war es ihm wohl ein Bedürfnis zu reden.
Und er redete sich seinen Kummer vom Herzen.
Wir hörten zu,ohne ihn zu unterbrechen. Es war wohl mehr eine Beichte,eine Selbstanklage.
Etwa so: heute bin ich das letzte mal hier, vorläufig wenigstens.
In ein oder zwei Wochen soll ich in ein Altersheim.
Es ist kein Platz mehr für mich im Haus. Über 85 Jahre habe ich da gelebt, bin da geboren, zur Schule gegangen, habe geheiratet. Meine Kinder, Enkel und Urenkel haben in demHaus gelebt. Ich werde bald meinen Frieden haben. Er machteeine längere Pause und war sichtlich erregt.
Wir warteten still.
Ich bin hier, weil ich den Tod meiner Tochter mit verschuldet habe. Ich hätte ihn verhindern können, sogar verhindern müssen. Aber ich war zu schwach, zu feige, warumwar ich ein so schlechter Vater damals? In all den vielen Jahren habe ich es bitterlich bereut. Nacht für Nacht die Gewissensbisse und die Selbstvorvürfe. Schwer lastet dieSchuld auf meiner Seele.
Wo sollte ich Vergebung finden?
Ich habe mich selber so oft zur schwersten Strafe verurteilt, ich habe gebetet und um Verzeihung gebettelt bei meiner Tochter und beim Herrgott.
Vielleicht ist er mir gnädig und verzeiht mir meine Schuld.
Heute habe ich noch einmal mit meiner Tochter Zwiesprache gehalten, sie um Vergebung gebeten und bin ruhiger geworden. Sie hat mir bestimmt verziehen, es sind ja vierzig Jahre her. Lange, lange habe ich mein Herz nicht so erleichtern können wie jetzt.
Es hat mir gut getan und Sie haben zugehört. Damals, als es geschah, haben alle gesagt, meine Frau und ich hätten recht getan.
Später hat man an uns vorbei gesehen oder ist uns aus dem Weg gegangen.
Später ist ja wohl Gras darüber gewachsen und die jungen Leute wissen nichts davon und haben eigene Probleme.
Wieder machte er eine Pause und ich hoffte, er würde weiter erzählen. Die Pause wurde länger, wir dachten schon daran, weiterzugehen. Er hatte wohl nachgedacht, ob er uns alles
erzählen sollte. Und so erzählte er weiter. Wir waren gute Zuhörer, lauschten, unterbrachen nicht und so erfuhren wir die Wahrheit, wie es damals zu dem Geschehen kam.

T.heo 26. August 1987


admin (für T.heo) antwortete am 15.04.02 (15:39):

Die Wahrheit
Im zweiten Weltkrieg, als Holland, Belgien und Frankreich von den Deutschen besetzt waren, wurden gefangene Soldaten bei uns zur Arbeit eingesetzt.
Der Sohn wurde eingezogen und ein Gefangener kam als Arbeitsersatz.
Der wurde des morgens gebracht und abends mußte er wieder ins Lager.
Es war ein junger Franzose, er war umgänglich und willig, sprach ein paar Worte deutsch.
Es war verboten daß die Gefangenen mit uns an einem Tisch aßen, aber wer hielt sich schon daran.
Ich muß sagen, daß wir zwei Töchter hatten, die älteste 23 Jahre alt, dazwischen der Sohn und
die an der Mauer, knapp achtzehn Jahre alt.
So ein junges, nettes Blut. Damals, ohne das wir es gemerkt haben, hatten sich die beiden wohl gern. Bei schlechtem Wetter, wenn es draußen nichts zu tun gab, lehrte er unsere Tochter französisch und umgekehrt versuchte sie, ihm deutsch beizubringen. Wir dachten doch alle daran, daß der Krieg bald gewonnen und daß der Jean, so hieß er, wieder nach hause ging.
Alles, alles ist anders gekommen.
Es lag eine tiefe Verbitterung in seiner Stimme.
Wieder eine Pause, aber nicht lange. Ja und so ist es dann passiert. Als die zwei allein waren, haben sie sich geliebt.
Zuerst fiel es meiner Frau auf und sie machte mir so Andeutungen, aber ich hatte taube Ohren und dachte doch nicht an etwas Böses. Als ihr immer öfter schlecht wurde und ihr Leib
immer fülliger, stellte ich sie zur Rede.
Sie gab alles zu, sagte, daß sie sich liebten. In meiner blinden Wut hätte ich sie fast totgeschlagen.
Ich wollte das Kind aus ihren Leib schlagen. Voller Zorn und Rachedurst ging ich am anderen Morgen zum Parteibüro.
Sie sollten den Gefangenen bestrafen, aufhängen, erschießen, erschlagen, mir war damals alles egal, ich wollte nur meine Rache.
Und meine Frau schürte meine Wut noch.
Diese Schande, meine Tochter bekam ein Kind von unserem Feind, so dachte ich damals.
Verblendet von dem, was damals geredet wurde, heute denke ich ganz anders.
Der Gefangene wurde verhört, unsere Tochter auch. Beide sagten aus, daß es Liebe, nur reine, ehrliche Liebe, keine Vergewaltigung war.
Der Franzose kam in ein anderes Lager. Er wurde noch mehrmals verhört und von Gendarmen schwer mißhandelt und zusammengeschlagen, aber nicht verurteilt.
Nun lag alle Schuld bei meiner Tochter, sie wurde noch ein paarmal verhört und schwer gedemütigt.
Wir selber sprachen nur noch das Notwendigste mit ihr und verachteten sie, machten ihr Vorhaltungen. Meine Frau machte ihr jeden Tag Vorhaltungen und setzte ihr, zu wo es nur ging.
Die älteste Tochter ging aus dem Haus und hier habe ich als Vater versagt. Ich hätte sie in die Arme nehmen, ihr Trost und Hilfe geben, verzeihen hätte ich ihr müssen, in ihrer Not helfen und Beistand geben sollen.
Auch hätte ich mal in der Bibel lesen sollen. Wie hatte Jesus gesagt, als er bei Maria Magdalena war:
"Wer von euch ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein".
Ich aber war zu feige, hatte nicht den Mut, den anderen die Stirn zu bieten.
Hörte auf das, was die anderen mir ins Ohr flüsterten.
Von Schande, daß ein deutsches Mädchen sich mit unserem Feind eingelassen hatte. Was das Kind nun sei: deutsch? oder Franzose? Ein Bastard, ein Bankart. Ich allein hätte alles in die Hand, in die richtige Ordnung bringen können.
Wir, meine Frau und ich haben versagt, was waren wir doch für traurige Eltern.
Ja, und da kam das schlimme Ende.
Beim Mittagessen stand sie auf und ging nach draußen, wir dachten, ihr sei wieder schlecht, aber sie blieb und blieb, langsam wurden wir unruhig, denn der Hofhund bellte so laut,
zerrte an seiner Kette, jaulte und winselte.
Wir fanden sie in der Scheune, sie hatte sich erhängt, mit dem Kind im Leibe.
Schon im siebten Monat. Wir hatten ihre Tat auf dem Gewissen.
Wir hatten sie in den Tod getrieben. Jetzt waren wir Mörder, sogar Doppelmörder. Nun hatten wir keine Freunde mehr.
Man gab uns die Schuld und auch zu recht.
Die Geistlichkeit wollte sie nicht aussegnen, verweigerte ihr den Beistand der Kirche und sie mußte am Ende des Friedhofes an der Mauer begraben werden, ohne Grabstein.
Wir alle, die ganze Familie, waren nur mit halben Herzen dabei. Jeder suchte die Schuld bei
anderen, nur nicht bei sich.
Wenn wir ins Dorf mußten, zum Einkaufen, war es wie Spießrutenlaufen. Das dauerte
20 Jahre, bis endlich Gras darüber gewachsen
Meine Schuld war es, aber bald bin ich am Ende meines Lebens angelangt.
Ich möchte gerne sterben. Unser Herrgott hat mich 40 Jahre büßen lassen.
Meine Schuld war doch wohl zu groß.
Nun weinte er bitterlich und schluchzte leise. Uns wurde auch das Herz schwer und wir konnten nicht sprechen.
Ich nahm seine rechte Hand in meine linke. Mit leisem Druck hielt er sie fest. Ich streichelte mit meiner rechten seine Hand und er entspannte sich. Er wurde ruhiger und weinte nicht mehr. Ich sprach ihm Trost zu, sagte, daß der Herrgott seiner Tochter lange schon verziehen habe und auch er finde oben bei seiner Tochter und Frau den Frieden.
Gott sei unser aller Vater und verstoße seine Kinder nicht.
Auch ihm habe er längst verziehen.
Er sah zum Eingangstor und sagte, er würde gleich abgeholt, wenn sie uns zusammen sehen, fragen sie so viel.
Er sei froh, daß er mal sein Herz habe öffnen können.
Wir gaben uns noch mal die Hände und er schaute jetzt ganz anders drein. Sein Blick war freier und offener, irgendwie erleichtert.
Für uns wurde es allerhöchste Zeit, wir gingen und er schaute wieder zur Mauer. Unterwegs trafen wir ein altes Ehepaar.
Wir fragten nach dem Namen des Greises und sie kannten ihn und sagten seinen Namen. Es war ein ereignisreicher Tag gewesen.
Aber jetzt wollte ich mehr wissen, mein Interesse war geweckt. Es dauerte lange Wochen, bis ich alles zusammen getragen hatte und wußte, wie es damals geschehen war. Es waren verschiedene Versionen, Widersprüche und Glaubwürdiges. So oder ähnlich sei es gewesen oder habe sich zugetragen. Nachdem sich das Mädchen erhängt hatte und nach der Anzeige der Eltern, wurde der Franzose in Handschellen abgeführt.
Der Dorfpolizist, ein 200% NAZI hatte nun doch Gelegenheit, seine Macht zu zeigen und seinen Zorn abzureagieren.
Hatte doch seine Tochter zwei Jahre zuvor einen Sohn geboren, aber nie den Namen des Vaters preisgegeben. Nun mußten die beiden alles ausbaden. Beide hat er geschlagen und verächtlich gemacht.
Er war auch mitschuldig am Tod des Mädchens. Nachher hat er sich 'herausgeredet von Pflicht und Treue zum Vaterland und Reinhaltung der deutschen Rasse.
Und die Schuld hätten die beiden allein gehabt. Sogar der Pastor war seiner Meinung. Und gerade er hätte ihr Hilfe bringen sollen, mit den Eltern reden und eine tragbare Lösung finden können. Auch er trägt Schuld. Er hatte die Eltern in ihrem Tun noch bestärkt. War aber gegen Abtreibung. Es hätte viel Überredungskunst bedurft, daß sie doch noch mit dem Segen der Kirche beerdigt wurde an der Mauer. Das Kind hätte doch bei Freunden oder Verwandten zur Welt kommen können. Auf dem Hof war genug Platz und genug zu essen, um es großzuziehen.

Letztes Kapitel.
Der alte Herr ist nicht mehr ins Altersheim gekommen.
Er wurde krank, hatte eine Lungenentzündung und ist nach 16 Tagen gestorben.
So wurde ihm sein letzter Wunsch noch erfüllt, daß er in seinem Haus sterben durfte.
Ich gönne ihm seinen Frieden
und daß er mit seiner Tochter und seiner Frau vereint ist.
Für die Wahrheit dieser Geschichte verbürge ich mich.

T.heo 26. August 1987


Anna für T.heo antwortete am 15.04.02 (19:38):

Unser Stern
Gehe ich von dieser Welt
Möchte ich am Himmelszelt
Als ein kleines Sternlein stehn
Und auf Euch hernieder sehn

Wollt' euer guter Stern nur sein
Immer über euch zu gehn
Ließ euch niemals mehr allein
Könnt euch immer sehn

Immer schaute ich hernieder
Auf euch Kinder, immer wieder
Hielt die Sorgen von euch fern
Bin ja euer guter Stern

Geht ihr dann ins Bett hinein
Schaue ich zum Fenster rein
Halte da getreulich Wacht
Bis ihr fröhlich seid erwacht

Eines müßt ihr mir versprechen
Euren Stern nicht zu vergessen
Der am Himmel für euch ist
Seine Kinder nie verläßt

T.heo
19.03.1944


schorsch, alias Georg von Signau antwortete am 16.04.02 (10:39):

Schade, dass ich T.heo nicht persönlich kennen lernen durfte.

Schorsch


Anna für T.heo antwortete am 16.04.02 (14:59):

Abschied
Abschied nehmen muß ich heut
Von dem trauten Heim und Haus
Zu den Waffen ist gerufen
Heute noch muß ich hinaus

Frau und Kinder schweren Herzens
Laß ich nun allein zurück
Sie sind meines Herzens Freude
Meines Daseins einzges Glück

Um sie werd' ich immer bangen
Wenn ich in der Fremde bin
Um sie werd' ich männlich streiten
Denken ihr mit jedem Sinn

Sollten wir uns Wiedersehn
Was von uns so heiß erfleht
Danken wir, der uns erschaffen
Der hoch über allem steht
T.heo
3.04.1945


Anna für T.heo antwortete am 16.04.02 (15:03):

So ein Scheiß

Langsam, ganz langsam
Geht das Leben voran
Erst ist man Kind, dann Jüngling, dann Mann
Danach wird man älter
Wird langsam zum Greis
Schnell kommt das Ende, so ein Scheiß

T.heo
9.05.1987


Anna für T.heo antwortete am 16.04.02 (15:06):

Gefeiert muß sein

Ein Fest wird gefeiert
Im Pokal goldener Wein
Mit fröhlichen Gästen
Gefeiert muß sein

Wir haben zum Feiern
Uns oft schon gefunden
Und bleiben in Treue
Zusammen verbunden

So wie sie fallen
So feiern wir Feste
Und jeder gibt nun
Vom Guten das Beste

Und dann wird gesungen
Mit Tenor und mit Baß
Und allen den Gästen
Hat es Freude gemacht

Es naht nun die Stunde
Nun müssen wir gehen
Bei der nächsten Feier
Wird es wieder so schön

Drumm reicht Euch die Hände
Und schenkt nochmal ein
Seid fröhlich im Herzen
Gefeiert soll sein


T.heo
July 1987


Anna für T.heo antwortete am 17.04.02 (15:22):

Die Hose

Ein Mann hat Ärger mit seiner Hose
Der Knopf am Träger, der ist lose
Oh, Unglück gar nun ist er ab
Die Hose ihm herunter sackt
Er hat die Hände beide voll
Die Hose aber rutscht wie toll
Da naht ein Mädchen, das hat ein Herz
Sie hilft dem Mann in seinem Schmerz
Sie nimmt ihm seine Sachen ab
Er rasch nach seiner Hose schnappt
Das Unglück, das ist nun gebannt
Der Mann sich herzlich nun bedankt
Wie hätte er sich nur benommen
Wer dieses Mädchen nicht gekommen
Drum Männer, schaut nach euerer Hose
Ob da nicht ist ein Knopf, der lose

T.heo
2.10.1988


Anna für T.heo antwortete am 17.04.02 (15:27):

Delikatessen

Die Woche war ich ganz versessen
Auf leckere Delikatessen
Ich dacht' an Trüffel, Kaviar
An Hummer, Seelachs und Tartar

An Krabben in Aspik und so
Lufttrockner Schinken so wie so
Getränke nur die allerbesten
Ich wollte alles, alles testen

Russische Eier in Gelee
Wollt trinken echten Cylon Tee
So schön mit Kluntjes aufgebrüht
Aus Tasse, indischblau verziert

So hatte ich mir das gedacht
Da bin vom Traum ich aufgewacht
Bei mir da gab's zum Morgenbrot
Marmelade, Cornflakes, Knäckebrot.

T.heo
26.07.1989


Anna für T.heo antwortete am 26.04.02 (17:18):

Sonntag im Mai
Sonntag im Mai, so voller Regen
Kamst mir doch so ungelegen
Möcht so gern nach draußen gehn
Muß nun hinterm Fenster stehn

Kann nun durch die Scheiben sehn
Wo ich wollt spazieren gehn
Muß nun warten immerdar
Bis ein Sonntag hell und klar

Jeder Sonntag ist nicht schön
Dieses mußt ich heute sehn
Hat' mir soviel vorgenommen
Und zu nichts bin ich gekommen

Schuld ist dran der Maienregen
Der mit seinem goldnen Segen
Die Natur so frisch erquickt
Mich jedoch ins Haus geschickt

T.heo
14.05.1944


Anna für T.heo antwortete am 26.04.02 (17:18):

Ein Strauß von Blumen

Ein Strauß von Blumen
Will ich schenken
Liebe Mutter
Dir zum Gruß

Muttertag ist heute wieder
Jedes Jahr ist er auf's neu
Du gibst uns von Deiner Liebe
Dafür danken wir mit Treu

Waren wir nicht brav und artig
Gabst Du uns von Deiner Liebe
Kamen wir mal ab vom Wege
Führst Du uns mit Mutterliebe

Um den Dank Dir abzustatten
Stehn wir tief in Deiner Schuld
Doch der Herrgott möge segnen
Deine Liebe, Deine Huld

T.heo
22.04.1945


Anna für T.heo antwortete am 26.04.02 (17:22):

Zeit

Eine Spanne Zeit bleibt mir noch zu leben,
und da möcht ich noch erleben,
daß einer sagt, ich bin bereit
ich habe wirklich für Dich Zeit.
Bist du erst Rentner, meine Zeit
so hast du alles, nur keine Zeit.
Bist stets und ständig nur am hetzen
mußt stets und ständig immer wetzen.
Wie war das vormals noch so schön
konnt man des Morgens zur Arbeit gehn.
kam man dann doch müd nach Haus,
ruhte sich bei Mutter aus
das liegt nun schon so weit
niemand hat noch etwas Zeit,
Zum Schreiben bin ich gern bereit
doch als Rentner hab ich keine Zeit.


T.heo 1992


Anna für T.heo antwortete am 19.05.02 (12:01):

Das Pfingstglöcklein

Pfingstglöckleins Klang dringt an mein Ohr
So silberhell wie Engelschor
In der Bedrängnis Bitterkeit
Als wie ein Licht in Dunkelheit

In der Verzagtheit großer Not
Als wie ein zartes Morgenrot
Gleich wie der Born zur Lebensquell
Gleich einer Kinderstimme hell

Ertönt in mir des Glöckleins Klang
Und sage meinem Herrgott Dank
Daß er ein Lichtschein mir geschickt
Und ich die Hoffnung neu erblickt

Das danke ich dem Pfingstglöcklein
Mit seinem Schall so silberrein

T.heo
14.05.1945 (in Gefangenschaft)


Anna für T.heo antwortete am 19.05.02 (12:07):

We obrecht döör datt Leaben geiht

We obrecht döör datt Leaben geiht
We ümme siene Arbeit deit
We annre helpet in de Naut
Un fast ob usern Herrgott baut
We guet is tegen Veh und Lüh
Un is dobie noch echt un trüh
Ob de man sik verlohten kann
Datt is en echt westfölsken Mann

Un auck de Frauen ut dat Land
De sind begehrt un so Kurant
Sind klauk un trüh wahrt Hus un Herd
Drümm sin se so begehrenswert
Se sind en Segen vöhr dat Hus
Holt als binnen un drächt nix rut
Dümm vivat haug de Frauenstand
De Frauen ut dat Mönsterland

So kann dat Land auk guet gedeihn
Et is je oeweall te seihn
Dör Fliet un Arbeit överall
In Feld un Busch im Huus un Stall
En guedes Wocht es in de Naut
Helpt ümme oft bis in den Daut
So sall et sien hollt Pohl un Stand
Lerw haug mien leiwet Mönsterland

T.heo
1987



Dieses Gedicht ist vielleicht nur für Münsterländer Pohlbürger (nicht die Hunderasse) verständlich. Ich will versuchen es ins Hochdeutsche zu bringen.
Gruß zu Pfingsten Anna


Anna für T.heo antwortete am 19.05.02 (12:18):

Heinrich Kneilmann

Zwischen Nordkirchen und Selm hatte der Bauer Heinrich Kneilmann seinen Hof.
Er hatte drei Töchter und einen Sohn.
Wurde eine Tochter geboren, pflanzte er hundert Weiden oder Pappeln. Nach zwanzig Jahren wurden sie abgeholzt, das Geld war für die Aussteuer.
Sein Freund war Max Große-Holz aus Ermen, zwischen Nordkirchen und Lüdinghausen, so ungefähr zehn Kilometer Luftlinie.
Beide Veteranen von Vierzehn-Achtzehn.
Max Große-Holz brachte einen verkrüppelten Unterarm nach Hause.
Trug aber einen ledernen Arm mit Fingern, die er mit der rechten Hand einstellte.

Nun die Kurzgeschichte !

In der Kirche St. Mauritius in Nordkirchen hatte jeder seinen eigenen Platz.
Ein Schild aus Messing zeigte an, wer wo saß.
Links zuerst Kneilmann mit seiner Frau, dann Max Große-Holz und seine Frau.
Danach Kleine-Weischer.
War noch Platz, setzten sich auch Leute aus dem Dorf dazu.
Der Kollektant fing immer hinten links an, danach nach rechts zu den Großbauern.
Unsere Freunde hatten die vierte Bank. Nun war der Kollektant noch zwei Reihen hinter ihnen.
Kneilmann zeigte ein neues, blankes Fünfzigpfennigstück. Max zeigte eine Mark.
Kneilmann zeigte ein Fünfmarkstück.
Max Große-Holz zeigte einen Zehnmarkschein.
Frau Kneilmann steckte ihrem Mann einen Zwanziger zu.
Er mußte jetzt spenden. Langsam legte er den Schein ins Körbchen.
Max steckte sein Geld ein und ließ die fünfzig Pfennige ins Körbchen fallen.
Aber beide trugen es sich nicht nach. Kleinigkeiten !
Zwei Wacholder, zwei Bier: Alles OK.

T.heo 30.03.1991


(so genannte Pohlbürger)


Anna für T.heo antwortete am 13.06.02 (19:09):

Das Wetter


Nachhersage - Vorhersage
Alles ohne Gewähr

Das Frühjahr war, Ihr lest es gleich
Mal gut, mal schlecht, abwechselungsreich

Der Sommer fand dies Jahr nicht statt
Weil es soviel geregnet hat

Doch im Herbst, Ihr werdet es sehn
Da wird das Wetter richtig schön

Im Winter erst, Ihr werdet es erleben
Wird es den schönsten Sommer geben

T.heo
20.06.1987


Anna für T.heo antwortete am 13.06.02 (19:11):

Rien neva plus


Wer immer nur arbeitet auf Deubel komm raus
Dem kann ich nur sagen, das hälst Du nicht aus
Wer immer nur liebt bei Tag und bei Nacht
Der hat ja viel Schönes vom Leben gehabt
Doch im Alter ist alles Perdue
Nicht's geht mehr, Rien neva plus


T.heo
13.07.1987


Anna für T.heo antwortete am 13.06.02 (19:14):

Urlaub auf Balkonia


Auch dieses Jahr waren wir wieder da
Im Urlaub auf Balkonia
Von Blumen ringsherum umgeben
Ein wirklich schönes, freies Leben
Weiße Wolken am Himmelszelt stehn
Blauer Himmel ist zu sehn
Lauer Abend, milder Wind
Sterne hoch am Himmel sind
Auf den Tisch Pokal mit Wein
Und im Arm ein Weiblein fein
In der Nacht noch Mondenschein
Und dazu zu zwein allein
Ja was könnte schöner sein
So ist er noch in jedem Jahr
Der Urlaub auf Balkonia
Am Abend wenn die Nachtigall singt
Am Morgen der Vöglein Lied erklingt
Da lebt es sich doch wunderbar
Im Urlaub auf Balkonia
Und wißt ihr was, im nächsten Jahr
Gehts wieder nach Balkonia

T.heo
13.07.1987


Anna für T.heo antwortete am 13.06.02 (19:16):

Der Haustrottel

Ich bin im Haus der rechte Mann,
Auf den man nicht verzichten kann.
Mir kommt es gar nicht in den Sinn,
Daß ich vom Dienst der Trottel bin.

Geht etwas schief bei uns im Haus,
Sieht gleich man nach dem Schuldgen aus.
Sie schauen alle zu mir hin,
Weil ich vom Dienst der Trottel bin.

Geht bei uns etwas mal entzwei,
Ein Glas, ein Teller, einerlei.
Da schauen alle nach mir aus,
Ich bin der Trottel hier im Haus.

Gibt's eine Arbeit, höchst unangenehm,
Und für die andern unbequem.
Gleich schauen alle zu mir hin,
Weil ich im Haus der Trottel bin.

Soll's mal geschehn nach meinem Wille,
Da heißt es gleich: "Sei Du doch stille".
Ich sage nichts, ich bin schon still,
Weil ich im Haus der Trottel bin.

Und hat die Frau 'nen schlechten Sinn,
Und brummt am Tage vor sich hin.
So bade ich das wieder aus,
Ich bin der Trottel hier im Haus.

Wenn ich mich dann zur Ruh' begebe,
Den Tag noch einmal überlege.
Da raste ich noch manchmal aus,
Ich bin der Trottel hier im Haus.

Gehn wir zum Essen einmal aus,
Da schaut man den Bezahler aus.
Das bin dann ich, so sieht das aus,
Ich bin der Trottel hier im Haus.

Man hat mich gern in diesem Haus,
Drum hat man mich befördert auch.
So bitte ich jetzt um Applaus,
Bin jetzt der Obertrottel hier im Haus.

Ist was verloren, nicht mehr da:
"Das war der Trottel, sonnenklar."
Bin fast am Ende, alles aus,
Es grüßt der Trottel aus dem Haus.

T.heo
September 1987


Anna für T.heo antwortete am 13.06.02 (19:19):

Unsere Tante


Unsere herzengute Tante
Unsere liebe Anverwandte
Hat in ihren jungen Jahren
Wahre Liebe nicht erfahren
Erst sollte es ein Jüngling sein
So groß, so blond, so fein
Nie war ihr einer schön genug
Den Kopf sie immer höher trug
Sie hatte aber gar kein Glück
Sie blieb allein im Haus zurück
So ist es dann dazu gekommen
Das keiner sie zur Frau genommen

So vergingen Jahr für Jahr
Nie kam sie zum Traualtar
Nun wollte sie einen reichen Mann
Der ihr auch vieles bieten kann
Auch damit hatte sie kein Glück
Sie zogen alle sich zurück
Sie schaute lange danach aus
Sie blieb allein in ihrem Haus
Was sie behütet in ihrem Leben
Das hätte sie gerne hingegeben
Was nützt ihr die Enthaltsamkeit
Das Leben ist nur schön zu zweit

So fing das Altern langsam an
Sie war noch immer ohne Mann
Sie hätte jeden gern genommen
Ach wär doch einer nur gekommen
Sie wurde nicht mehr richtig froh
Wo sind die Männer, wo ja wo
Nun wurde sie auch alt und älter
Ihr armes Herz es wurde kälter
Mit einem Mann wird's nichts mehr werden
So wird sie wohl auf dieser Erden
Mit ihrer holden Unschuld sterben


T.heo
10.10.1988


schorsch antwortete am 14.06.02 (12:48):

Schon manche, die keinen Täuberich fand,
war dann froh um den Spatz in ihrer Hand!

Schorsch


Anna für T.heo antwortete am 14.06.02 (18:01):

Feierabend eines Vaters

Vater kommt von Schicht nach Haus
Ruht sich auf dem Sofa aus
Legt sich lang und mächtig nieder
Streckt und dehnt nochmal die Glieder
Denkt, was er den Tag gemacht
Wünscht sich selber Gute Nacht
Langsam dämmert er hinüber
Senkt die schweren Augenlider

Doch da brummt es sehr verdächtig
So ein Brummer, groß und mächtig
Fliegt um Vaters Nase 'rum
Diesem wird es bald zu dumm
Doch das Tierchen unbefangen
Läßt sich nicht von Vater fangen
Unaufhörlich summ, summ, summ
Fliegt es um die Nase rum

Ganz verborgen in dem Schrank
Findet Vater, Gott sei Dank
Einen Fliegenfänger fein
Das soll seine Rettung sein
Und dann macht er mit der Zwecke
Einen Fänger an die Decke
Mit dem Band verlängert er
Diesen Fänger mehr und mehr
Bis er seinem Zweck entspricht
Baummelt grad vor dem Gesicht

Dieser lange, gelbe Streifen
ist beschmiert mit Honigkleister
Zäh und klebrig seine Massen
Der wird keine Fliege lassen
Selbst der Brummer fällt drauf rein
Und klebt schon am Fliegenleim
Vater schon im Schlafe liegt
Und in Träumen sanft sich wiegt

In der Träume Wunderland
Sieht der Vater allerhand
Was im Leben ihm vergönnt
Hier ist alles ihm gegönnt
Alles wird ihm dargebracht
Vaters Herz vor Freude lacht
Seine Nerven sind erregt
Vater sich nach vorn bewegt

Will etwas mit Händen greifen
Und hängt schon am Fliegenstreifen
Die Ernüchterung ist groß
Doch wie kommt er davon los?
Dieser Honigstreifen klebt
Vater schon vor Ärger bebt
Bis die Mutter ihn befreit
Von der großen Klebrigkeit
Fliegen will er nicht mehr fangen
Dies will ihm als Lehre langen

Vater geht nach dem Malhör
Eine Zeitlang brummig her
Bis er dann zum Garten geht
Der in voller Blüte steht
Sein Gesicht vor Freude strahlt
Als er sich sogleich ausmalt
Was er alles ernten soll !
Sieht die Voratskammer voll

Wie Vater durch den Garten geht
Und an seinem Schnurrbart dreht
Sieht er seine Erbsenpracht
Von den Hühner ausgemacht
Nun überlegt er hin und her
Wie dem abzuhelfen wär
Holt den Hühnerhund herbei
Läßt ihn in den Garten frei

Steckt sich dann ein Pfeifchen an
Geht zum Nachbarn nebenan
spricht sich seinen Kummer aus
Kommt danach zu sich nach Haus
Doch sein Hund hat unterdessen
Eins der Hühner aufgefressen

So wie dieser Tag begonnen
Ist er auch zu Ende gekommen
Vater hat den Hund gehauen
Der läßt sich schon nicht mehr schauen
Endlich ist er noch entlaufen
Vater muß 'nen neuen kaufen

Um den Kummer zu vergessen
Ist der Vater nach dem Essen
Zu dem Gastwirt hingegangen
Tut sich ein paar Schnäpse langen
Bis sein Kleingeld er verzehrt
Und nach Hause hinbegehrt
Um von Mutter dann umhegt
Endlich sich zur Ruhe legt

T.heo
2.04.1946

Schorsch wie recht Du hast. (Wilhelm)


schorsch antwortete am 15.06.02 (14:00):

Schad dass Theo husch, husch, husch,
entschwunden ist mit Wilhelm Busch.

Ach wär es mir doch vergönnt,
dass ich so gut dichten könnt!

Schorsch


Anna für T.heo antwortete am 01.07.02 (19:28):

Der Dieb


Ein Dieb, der schaut in dunkler Nacht,
wo er heut leichte Beute macht.
Beim Wirt, hat er sich vorgestellt,
da ist immer sehr viel Geld.
Auch Schnaps und Bier wird es hier geben,
das wird bestimmt ein lustig Leben.
Gedacht, getan und unser Mann
fängt erst mal bei der Kasse an.
Vorm Automaten unverweilt
er dann in die Küche eilt.
Und in der Küche, wie ihr wißt
kommt stets das Beste auf den Tisch.
Da gibt es Speck, Schinken, Lachs und Kaviar
vom Allerfeinsten ist was da.
Er ißt sich satt, er trinkt in Ruh,
dann fallen ihm die Augen zu.
Der Wirt in seinem Bette schläft,
wo er an einem dicken Aste sägt.
Nun wird er wach und langsam munter,
er hat so'n Durst, nun eilt er runter.
Erstmal ein Bier, ganz sachte dann,
da sieht er sich den Schläfer an.
Die Polizei kommt nun hinzu,
vorbei ist nun die schöne Ruh.
Wie die Geschichte weiter geht,
auf keinem Blatt geschrieben steht.
Es bleibt euch allen überlassen,
mit Phantasie ein Happyend zu schaffen.

T.heo 8.10.91


Anna für T.heo antwortete am 01.07.02 (19:34):


Gedanken 3


Wenn ich einmal im Himmel steh
und auf die Welt herunter seh
so seh ich nur die Menschen eilen,
keiner hat Zeit mal, zu verweilen.
Mal bei einer Blume stehn
und von Nahem sie besehn.
Und doch ist diese schöne Pracht
für unser Auge nur gemacht.
In jungen Jahren hat keiner Zeit
Nur weiter, weiter, keine Zeit.
Im Alter, da ist wohlgetan,
da fängt der Mensch zu denken an.
Da bleibt er bei einer Blume stehn,
die er ansonsten nicht gesehn.
So ab und zu, so dann und wann,
fängt er auch mal ein Schwätzchen an.
Und nun da merkt er endlich dann,
wie doch das Leben schön sein kann.
Und wenn ich nun vom Himmel seh',
die Welt, die ist doch wunderschön.

T.heo 9.10.91


Anna für T.heo antwortete am 01.07.02 (19:35):

Der Ritter


In einer mondhellen Nacht,
der Ritter von wüstem Traum erwacht.
Er kämpfte gegen eine große Schaar,
er besiegte alle ganz und gar.
Er schaute Mond und Sterne an,
sein Blick geht in den Burghof dann.
Da steht ein Ritter, die Rüstung blank,
ein blitzend Schwert in seiner Hand.
Er nimmt seinen Helm, sein Schild und Schwert,
fragt nun nach des Ritters Begehr.
Der beugt das Knie und senkt sein Haupt,
dann steht er auf, wohl mit Verlaub
Ich bin es, Vater, dein jüngster Sohn,
den du glaubst verschollen schon.
Der König schlug mich zum Ritter dann,
danach bin ich ein freier Rittersmann
Sie liegen sich schon Arm in Arm,
wie schlagen ihre Herzen warm.
Dein sei die Burg, von heute an,
mein Sohn, du stolzer Rittersmann.


T.heo 10.10.91


Anna für T.heo antwortete am 21.07.02 (13:57):

Trinken möcht ich immer wieder

Trinken möcht ich immer wieder
Singen möcht ich frohe Lieder
Fröhlich lieben, herzen, küssen
Aber niemals leiden müssen

Leben dann in vollen Zügen
Mich an allem zu vergnügen
Gar nicht denken erst an Morgen
Gar nicht kennen erst die Sorgen

Klopft der Tod dann bei mir an
Sehe ich ihn lachend an
Lachend aus dem Leben gehn
Denn es gibt ein Wiedersehn

T.heo
22.04.1944


Anna für T.heo antwortete am 06.08.02 (18:46):

Schlaraffenland

Ein Mensch, sein Name ist mir nicht bekannt
Der wollte ins Schlaraffenland
Ihr wißt ja alle, dieses Land
Als Schlemmerland ist uns bekannt
Es ist für uns gar nicht zu glauben
Es sollen fliegen gebratene Tauben
Auf dieses Land war er versessen
Hat sich durch alles durchgefressen
Er hat das Land rundum bereist
Hat sich, was es gab, verspeist
Doch im Lande der Schlaraffen
Sah er nicht einen einzigen Affen
Doch andere haben einen gesehn
Der konnte weder gehn noch stehn
Er trank den Wein gleich aus Karaffen
Und hatte selbst den schönsten Affen


T.heo
25.05.1987


Anna für T.heo antwortete am 06.08.02 (18:52):

Moritat

Die Tat sie geschah in finsterster Nacht
Da hat er sein Opfer umgebracht
Der Stoß kam von Hinten direkt ins Herz
Und der Tod kam ganz schnell, fast ohne Schmerz
Er nahm ihm sein Geld und den Führerschein
Und flüchtete ins Dunkel der Nacht hinein
Er irrte umher, was hat er gemacht ?
Nur wegen des Geldes jemand umgebracht

Nun kehrt er zurück im Morgengrauen
Um erstmal nach seiner Beute zu schauen
Er brauchte viel Geld, um die Schulden zu zahlen
Die er gemacht in wenigen Jahren
An der Börse spekulieren, danach stand ihm der Sinn
Da ging alles verloren, da ging alles hin
Von Frau und Kindern verlassen, so stand er da
Als in finsterer Nacht die Bluttat geschah

Die Beute war groß, die er gemacht in der Nacht
Das Opfer verblutete allein in der schrecklichen Nacht
Am nächsten Tag, da ist es ihm überkommen
Wem hatte er das viele Geld abgenommen ?
Er holte sich den Führerschein und warf nur einen Blick hinein
Mit irrem Blick schaut er hinein
Da bricht er zusammen
Es war seines Vaters Führerschein

Der hatte ein Darlehn aufgenommen
Um seinen Sohn zur Hilfe zu kommen
Nun schrieb er der Mutter von der bösen Tat
Voll Reue um Vergebung und Milde er bat
Sie sollten für beide schaufeln ein Grab
Und senken sie beide in die Erde hinab
Dann hat er sich das Leben genommen
Und beide sind in ein Grab gekommen

Die Mutter allein in ihrem Schmerz
Steht da verlassen, mit gebrochenem Herz
So ist sie auf der Welt ganz allein
Und möchte am liebsten auch begraben sein
Sie betet und fleht den Herrgott an
Er möge sie holen zum Sohn und zum Mann
Sie hat noch gelebt so manches Jahr
Bis sie alle zusammen vereinigt waren

Und die Moral von der Geschicht
Erstech' nie einen andern nicht

T.heo
August 1987


Anna für T.heo antwortete am 25.08.02 (15:22):

Spaziergang

Das Wetter, das ist heute schön,ich will doch mal nach draußen gehn.
Etwas abseits fließt ein kleiner Bach durch eine Wiese und
und da ist eine alte Bank.
Ich sitze hier im Sonnenschein und schaue mir alles genau an.
Am Bache blühn Schwertlilien, Sumpfdotterblumen, Vergißmeinnicht, Schilf und Butterblumen.
Über dem Wasser schwirren Libellen, Fliegen, Mücken und Käfer.
Die Schalben und Bachstelzen suchen hier ihr Futter.
Noch viele andere Vögel trinken hier ihr Wasser.
Hinter dem Bach ist ein kleiner Wald, da stehn tausend
Buschwindröschen und Schlüsselblumen in Blüte und
der wilde Flieder knospt.
Auf der Wiese blühn Löwenzahn Margariten, Kuckucksblumen, Marienblümchen.
Die Hummeln und Bienen finden einen gedeckten Tisch.
Ein Marienkäfer ist auf meine Hand geflogen, so ein kleiner Käfer.
Abseits zirpt eine Grille und vom Walde ruft der Kuckuck
seinen Namen.
Eine Lerche steigt zum Himmel auf und singt ihr Tirili, der Star singt und die Amsel sucht Futter für ihre Jungen.
Alles regt sich und ich sehe zu, nehme alles das in mich auf.
Jetzt, in der Mittagsstunde, wird es ruhig am Bach und auf
der Wiese.
Ich gehe nun auch, es war ein schönes Erlebnis.
Ich sollte das öfter machen - mal sehen.
Für heute genug, es klingt ja noch in mir nach.

T.heo Mai 1992


Anna für T.heo antwortete am 25.08.02 (15:26):

Fragen

Ihr könnt mich nicht fragen,
ich könnt Euch nichts mehr sagen.
das Leben geht so schnell vorbei,
gelebt, geliebt, vorbei, vorbei.

T.heo 1992


Anna für T.heo antwortete am 25.08.02 (15:27):

Gedanken

Manchmal hab ich Gedanken über Dinge
und flugs setz ich mich hin und schreibe sie auf.
Die Gedanken gehen hin und her,
mal kreuz und mal quer
Ich hoffe es wird mir gelingen,
alles ins rechte Licht zu bringen.
Ist erst der Anfang gemacht,
so wird das Ende auch geschafft.
Das Versemachen fällt nicht schwer,
das Geschriebene lesen um so mehr.

T.heo 1992


Anna für T.heo antwortete am 25.08.02 (15:29):

Wispern

Liebe Leser, Ihr alle wißt,
daß Wispern keine Tugend ist.
Hinter vorgehaltener Hand einsteht die Mär,
ob es nicht doch ganz anders wär.
So zwischendurch und dann und wann
fängt man auch noch zu flüstern an.
Was ich nun sage, meiner Treu
ist ganz geheim und noch ganz neu.
Und nun, ich muß Euch das noch fragen,
ihr dürft das keinem andern sagen.
So wispern sie von Frau zu Mann
kommt bei dem ersten Wisperer an
Der lacht in sich, ist frohgemut,
das ist doch längst ein alter Hut.

T.heo 1992


Anna für T.heo antwortete am 25.08.02 (15:31):

Der gute, gute Stern

Für jedes Kind auf dieser Welt,
da steht ein Stern am Himmelszelt.
Der hält getreulich Tag und Nacht,
bei seinem Kind die gute Wacht.
Er hält das Unglück von ihm fern
der gute, gute Stern.

T.heo 1992


Anna für T.heo antwortete am 07.09.02 (15:57):

Ein kleines Lied

Ein kleines Lied, das wollen wir singen
von Regen, Sonnenschein und Wind
weil wir so lustige Brüder sind.
So ziehen wir durch die Stadt,
an der Klampfe weht ein lustiges Band.
Der Vöglein Lied klingt an unser Ohr
und alle singen wir im Chor.
Drum frohe Sänger, groß und klein
wir singen noch ein Liedchen fein
von Scherzen und vom Fröhlichsein
Nun stoßen wir die Gläser an
und singen alle Mann für Mann
Das Lied von Liebe und Herzenslust.

T.heo


Anna für T.heo antwortete am 07.09.02 (15:59):

Eins, zwei, drei, vier


Wenn die Äpfelbäume blühn
und die Wiesen werden grün
Unsere Herzen werden weit
es ist allerhöchste Zeit.
Die Liebe zieht in unser Herz,
mit ihr ein bittersüßer Schmerz.
Ist der Frühling nun vorbei,
folgt die Sommerzeit, juchhei
Urlaub, Ferien, Reisezeit
wieder mal ist es soweit
Ferne Länder zu bereisen
Städte sehen, Leute preisen:
Nächstes Jahr, um diese Zeit,
ist es Sommer, liebe Leut.
Jetzt ist es schon Herbsteszeit,
Die Natur, sie trägt ihr schönstes Kleid.
Die Blätter werden gelb, rot und braun
es ist so herrlich, hinzuschauen.
Viele Hände sich nun regen,
die Ernte brachte reichen Segen.
Frühling, Sommer, Herbst vergangen,
der Winter wird nun bald anfangen.
Der Winter ist ein guter Mann,
alles bedeckt er mit Schnee sodann.
Die Bäume tragen weisse Mützen,
Schnee wird junge Saat beschützen.
Und für die Skifahrer, meine Zeit,
beginnt die schönste Urlaubzeit.
Die Berge sind nun alle weiss,
voll bedeckt mit Schnee und Eis.

T.heo


Anna für T.heo antwortete am 07.09.02 (16:28):

Von der Seele geschrieben
oder Reste

Bei uns im Haus bin ich der Beste
Seit vierzig Jahren ess' ich vom Tag vorher die Reste
Am Sonntag da kommt auf den Tisch
Das feinste Essen, gut und frisch
Am Montag essen alle da
Was noch vom Sonntag übrig war
Am Dienstag ist frisches Essen da
Ich krieg den Rest vom Montag, klar
Acht Tage esse die Reste ich risch
Am Sonntag esse ich wieder frisch

Doch langsam wurd es mir zu bunt
Ich kaufte einen großen Hund
Der war auf Reste ganz versessen
Hat alle Reste aufgefressen
Doch nach drei Monaten ungefähr
Da fraß er keine Reste mehr
Die kamen ihm zum Halse raus
Da lief er fort aus unserm Haus

Ich dachte, was wird nun wohl sein
Ich kaufte uns ein Läuferschwein
Das sollt die Reste all verzehren
Es war im Stall, konnt sich nicht wehren
Erst fraß es gut, doch nach und nach
Der Appetit ließ merklich nach
Es ließ die Reste unbeachtet
Da haben wir es notgeschlachtet

Der übernächste Nachbar, gar nicht weit
Der hatte einen Karpfenteich
Ihr werds nicht glauben, in der Nacht
Hab ich die Reste hingebracht
Vier Monate durfte ich die Fische loben
Dann schwammen sie mit dem Bauch nach oben
Mir war natürlich sofort klar
Das es die Restevergiftung war

Und laden wir uns ein mal Gäste
Da gibt es nur das Allerbeste
Und große Mengen müssen's sein
Es sollen große Reste sein
Von Allerheiligen bis Mitte März
Ess' ich nur Reste, es ist kein Scherz
Und jeden Tag krieg ich gesagt
Daß ich doch gerne Reste mag
Was wohl passiert, wenn ich nicht mehr bin
Wo gehen bloß die Reste hin ?

Da fiel mir ein, es war nicht schwer
Eine Resteabfallgrube mußte her
Einen Meter breit, zwei Meter tief
Drei Meter lang, sie so verlief
Hier kamen alle Reste hin
Die Grube hatte ihren Sinn
Doch hat ich nicht vorhergesehn
Was nachher würde wohl geschehn
Das Grundwasser war bald verseucht
Ich wurde furchtbar aufgescheucht

Das dicke Ende ist zu klagen
Ich mußte alle Kosten tragen
Für mich ist wohl das Allerbeste
Bis an mein Lebensende: Reste, Reste
Doch ganz zum Schluß, ich muß gestehn
Ich kann die Reste nicht mehr sehn.

T.heo
Ostern1989


Anna für T.heo antwortete am 07.09.02 (16:30):

Das Sommerloch

In jedem Jahr, ihr wißt es doch
Gibt es das große Sommerloch
Und immer ist es auch so weit
Es kommt die saure Gurkenzeit.
Die Zeitungsleute sind am klagen
Haben nichts zum schreiben, nichts zu sagen
Die Nachrichten, die doch nicht taugen
Tun sie sich aus den Fingern saugen.
Da wird geschrieben und frisiert
Der Leser, der wird angeschmiert.
Das Fernsehn tut sich auch so schwer
Das Sommertheater, das muß her.
Wie das so ist in unserm Leben
Für alles wird's eine Lösung geben.
Ob Sommerloch ob Gurkenzeit
Ich denk mal nach, bin gleich so weit.
Das kann doch nicht so schwierig sein
Ins Sommerloch kommen Gurken rein.
Das Loch ist voll, es ist doch klar
Ein Übel ist jetzt nur noch da.
So nach und nach werden unterdessen
Die sauren Gurken aufgegessen
Und wie ihr, seht so eins, zwei, drei
Das Sommerloch ist auch vorbei
Und freuen tun sich alle doch
Im nächten Jahr auf's Sommerloch.
In einem Jahr ist es soweit
Das Sommerloch, die Gurkenzeit.

T.heo
29.08.1989


Anna für T.heo antwortete am 07.09.02 (16:31):

Frauen

Die Gemüsefrau

Die Frauen, das ist allbekannt
Sind in Geschäften sehr gewandt
Frau König, die schöne Annette
Hat eine ganze Gemüsekette
Fünf Wochenmärkte sie besucht
Sie ist noch jung, doch sehr betucht
Wie hat die Frau das nur geschafft?
Allein so alles hoch geschafft
Im kleinen erstmal angefangen
Kann man zu Reichtum schnell gelangen
Es ist fast alles wie im Traume
Sie schaffte es mit einer Pflaume

Die Näherin

Und da war noch die Näherin
Die hat für alles einen Sinn
Tut Tag für Tag zur Arbeit gehen
Drei Häuser hat sie am Stadtrand stehen
Macht sieben Stunden Stich für Stich
Am Abend geht sie auf den Strich.

T.heo
27.08.1989


Anna für T.heo antwortete am 07.09.02 (16:34):

Kein Urlaubsgeld


Zwei junge Leute aus Marten
Die wollten in den Urlaub starten
Sie sahen nicht die weite Welt
Denn beide hatten sie kein Geld
Nun sparen sie ein ganzes Jahr
Dann sind genug Moneten da

Die junge Frau aus Seesen
Das war ein lustig Wesen
Sie hat den B.H. richtig voll
Das fand ihr Mann ganz einfach toll
Drum waren sie oft liebestoll

Freiherr Constantin von Heeremann
Der führt bei uns die Bauern an
Oft läd man ihn zum Essen ein
Fragt da der Wirt, wie war es denn
Da macht er schnell ein Bäuerchen

Und war das Essen gut und fein
Macht er ein schönes Bäuerlein

Der Hülswitt, der hat einen Tick
Er meint, der könnt einen Limerick
Soll er's doch mal versuchen
Und kommt dann nichts dabei heraus
Prost Mahlzeit, Pustekuchen

T.heo
30.09.1989


Anna für T.heo antwortete am 29.09.02 (19:13):

Meine Füsse

Meine Füsse sind so schwer
Das Gehen, es geht bald nicht mehr
In Pantoffeln sie zu stecken
Meilenweit von mir zu strecken
Auf dem Rücken dann zu liegen
Langsam dann im Schlaf sich wiegen
Ohne jede Erdenschwere
Ohne daß mich's einer wehre
In ein Federbett zu fallen
Wär das Schönste wohl von allen


T.heo
22.04.1944


Anna für T.heo antwortete am 29.09.02 (19:15):

Der Tod auf der Erde

Ein Kindlein krank darnieder lag
Die Mutter voller Sorgen
Durchwacht bei ihm die ganze Nacht
Bis endlich naht der Morgen
Da naht der Tod, der Knochenmann
Er holt das Kind mit festem Griff
Die Mutter doch in ihrem Schmerz
Läßt er allein zurück
Da klagt die Mutter bitterlich
In ihrem tiefen Schmerz
Doch er, der Tod lacht fürchterlich
Der Tod, der hat kein Herz

T.heo
8.12.1944


Anna für T.heo antwortete am 29.09.02 (19:19):

Über den Krieg

Tränen sind genug geflossen
Herrgott, gib der Erde Ruh
Warum dieses Blutvergießen
Warum lässest Du das zu ?
Allgewaltig Deine Macht
Straf', die dieses angefangen
Die aus ihrer dunklen Macht
Sich zu Solchem unterfangen

Die die Welt mit Krieg bedachten
Die nicht Platz genug auf Erden
Die das Volk ins Unglück stießen
Selbst zum Gotte wollten werden
Strafe, Gott, Du diese Menschen
Laß' nicht ungestraft sie gehn
Zuviel Leid und zuviel Elend
Sind durch diese Zucht geschehn

Darum wende ab das Unglück
Wende Dich der Erde zu
Schirme Du die Heimat wieder
Führ' uns nun den Frieden zu
Tränen sind genug geflossen
In der Erde heiligem Schoß
Tiefer woll'n die Knie wir beugen
Neigen unser Haupt vor Gott

T.heo
9.02.1945


Das kleine Blümlein

Ein Blümlein bunt und fein
An einem Wiesenrain
Das möchte gar zu gern
Ein großes Blümlein sein

So im Verborgenen stehn
Das fand es gar nicht schön
Da blüht es schön und mild
Und ward ihr Wunsch erfüllt

Es wurde groß und schön
Auch prächtig anzusehn
Doch ward es bald gepflückt
Und in ein Glas gesteckt

So in des Zimmers Luft
Verschwand ihr schöner Duft
Es wurde welk und taub
Verkam nacher im Staub

Da klagt es bitterlich
Ich möcht so gern zurück
Im Freien möcht ich sein
Ein Blümlein schön und fein

Dort so im Freien stehn
War herrlich und so schön
Es kam nicht mehr zurück
So endet sein Geschick


T.heo
11.02.1945

Lob der Sonne

Göttlich strahlend früh am Morgen
steigt die Sonne hoch empor
Über Menschen gut und böse
Schalt der Vöglein heller Chor

Vöglein singen Gott zu Ehren
Menschen danken im Gebet
Und die Sonne über alles
Strahlend hoch am Himmel steht

T.heo
9.02.1945

Das Bergkirchlein

Vom grünen Laub verborgen
Steht auf des Berges Höhn
Ein Kirchlein ohne Schmuck und Glanz
Für's Auge kaum zu sehn

Dort in des Waldeseinsamkeit
Lenk ich in Not den Schritt
Dort bete ich zu Gott dem Herrn
Und nehm den Frieden mit

Auch diesmal bat ich nicht umsonst
Mir ist so licht und froh
Drum bitt' und dank' ich Gott sogleich
im Kirchlein auf der Höh

T.heo
19.04.1945

Kelch des Schicksals

Kelch des Schicksals bis zur Neige
Muß ich kosten ohne Schuld
Schwer geächtet und geknechtet
Trag ich Leiden mit Geduld
Die mich trafen ohne Wollen
Büßen muß ich anderer Schuld

Ohne Fragen und Bedenken
Gab ich Namen und Vertrauen
Jetzt in dieser Schicksalswende
Ist die Zukunft voller Grauen
Dunkel, düster ist das Kommen
Nirgends ist ein Licht zu schauen
Aus der Wirrnis dunkler Schoß
Steigt das Unheil riesengroß

Ungewollt ist es gekommen
Von der Schuld fühl ich mich frei
Doch wer fragt heut noch nach Rechte
Heute bin ich Vogelfrei
Trag die Sorgen um die Zukunft
Trag die Schuld der andern mit
Wird das Schicksal sich erfüllen
So erfüllt sich mein Geschick

T.heo
22.04.1945


Anna für T.heo antwortete am 09.10.02 (14:26):

Es ist schon oftmals vorgekommen

Es ist schon oftmals vorgekommen
Daß der, der sich was vorgenommen
Im Leben es zu nichts gebracht
Und wird darob noch ausgelacht
Die denken: "Der hat nichts im Hirn,"
Er denkt: "Himmel, Arsch und Zwirn."

Da hat Fortuna über Nacht
Dem armen Schlucker Glück gebracht
Für all die Schmach und all den Hohn
Gewann er eine Million
Ein jeder ihn beim Namen nannt
Die ihn früher nicht gekannt
Die sagten, er sei ohne Hirn
Er aber: "Himmel, Arsch und Zwirn."

Er wird von allen anerkannt
Von jedem nur noch Freund genannt
Er wird noch was in seinem Leben
Übt sich im Schreiben und im Lesen
Er strengt sich an
Er schlaucht sein Hirn
Nun sagt er: "Himmel, Gesäß und Zwirn."

T.heo
7.-8.05.1987



Kein Schwein gehabt

Ein Jüngling wollt' zum Mädchen drinnen
Danach schlich er sich leis' von hinnen
Ich frag' mich nun vor allen Dingen
Was wollt' er bei den Mädchen drinnen
Weil er so leis sich schlich vonhinnen

Bald kriegte er es doch heraus
Er war im ganz verkehrten Haus
Da geht er niemals mehr hinein
Er war in einem Altenheim
Und darin hatte er kein Schwein

Ach hätt' ich dies doch nicht geschrieben
Und wär der Schrieb bei mir geblieben
Dann hätte ich mich nicht blamiert
Am besten wär's wohl auf dem Clo
Nur einen Zweck erfüllt es so

T.heo
27.-28.06.1987

Sauereien

Es waren mal drei wilde Sauen
Die tobten durch Felder, Wiesen und Auen
Sie liefen in den Wald hinein
Und machten viele Schererein
Da kam der junge Jägersmann
Den griffen sie als ersten an
sie taten ihn gleich attakieren
Er mußte schleunigst retterieren
Ein Eichenbaum, ganz in der Nähe
Den klomm er eiligst in die Höhe
Die Keiler sausten rundherum
Wohl um den Eichenbaum herum
Der Jäger dachte in seinem Sinn
Das kriege ich schon wieder hin
Er lud mit Blei die Flinte nun
Und sah sich nach den Keilern um
Er zielte kurz, der Knall erschallt
Das Echo hallte durch den Wald
Das Laub im Walde färbt sich rot
Die arme Sau, die ist nun tot
Die andern fingen an zu schrein
Und liefen in den Wald hinein
Der Jäger aber, jung an Jahren
Der konnte die fette Sau nicht tragen
Das Schwein am Baume fest er band
Damit er es auch wieder fand
Das sahen doch zwei Bäuerlein
Die holten sich das fette Schwein
Sie brachten es zu sich nach Haus
Und waideten es erst mal aus
Dort wurde es nun gleich zersägt
Geschnitten und auch fein zerlegt
Der Förster kam beim Baume an
Wo er die Sau gebunden dran
Die Sau war weg, das Seil war leer
Er selbst versteht die Welt nicht mehr
Der Bauer rief beim Förster an
Ob er ihn mal besuchen kann
Er klingelt an des Försters Tür
Der fesche Förster kam herfür
Er hätte grad geschlacht ein Schwein
Und lade ihn zum Essen ein
Das sei im Lande hier so Brauch
Und der Herr Nachbar käme auch
Der Jäger kam und auf Verdacht
Hat er zwei Flaschen mitgebracht
Das Essen wurde groß genossen
Mit Schnaps und Korn noch übergossen
Auf Du und Du hat man getrunken
Und alle sind ins Stroh gesunken
Die Freundschaft war nun fest beschlossen
Und all der Schnaps war nun versoffen
Doch als der Förster kehrte heim
Da freute sich das Bäuerlein
Der Förster hatte ungeniert
Den Schnaps und auch die Sau spendiert

T.heo
18.06.1987


Anna für T.heo antwortete am 20.10.02 (16:56):

Der Globetrotter (oder So ein Mist.)

Ein Mensch, der unzufrieden ist
Ist meistens nicht ein Optimist
Ist unzufrieden mit der Welt
Hängt nur sein Herz an Gut und Geld
Die Heimat ist ihm oft zu klein
Er möchte in die Welt hinein
So fliegt er nach Amerika
Nach Hongkong und nach Kanada
Nach Rußland, Jawa und Hawaii
Nach China, Rom und der Türkei
Fährt zu den Niagarafällen
Nach Rio und zu den Seychellen
Fährt auch noch zu den Pyramiden
Nach England und den Hybriden
Nach Luxor und nach Akkabar
Nach Irland und nach Granada
In Kuba ist er auch gewesen
Und gleich danach bei den Chinesen
Fliegt durch die Welt wohl kreuz und quer
Zur Krim, Alaska, Rotes Meer
War in Jordanien, Island, Jugoslawien
Letzlich in Kuweit
Kennt jeden Emir, jeden Scheich
War in Italien, neulich in Australien
Ist unterwegs zu den Mongolen
Afganistan, Kirgisen, Polen
Nach Chile und nach Feuerland
Nach Kamerun, zum Eismeerstrand
War auch schon mal in Honolulu
Bei Indianern und dem Zulu
Nun hat er diese Welt gesehn
Jetzt will er seine Heimat sehn
Vorbei soll nun das Reisen sein
Es ist genug, nun will er heim
Will Deutschland sehen mit seinen Auen
Die Schönheit seiner Heimat schauen
Die Nordsee und den Ostsee-Strand
Das Flachland und das Alpenland
Die Schlösser, Burgen und die Höhn
Die Flüsse, Bäche und die Seen
Die Fluren, Wiesen und den Wald
Von der Eifel bis zum Münsterland
Nach Baden-Württemberg und Hessen
Ostfriesland, Emsland nicht vergessen
Den Spessart und den Odenwald
Westfalen, Schleswig, Siegerland
Den Hunsrück, Chiemgau, Helgoland
Den Bodensee, das Ammerland
Den Schwarzwald und den Hohentwiel
Dreisessel, Hamburg, Ulm, Berlin
Vom Reisen will er ruhen aus
Nun endlich will er sein zuhaus
So hatte er sich das gedacht
Da hat der Herr ein End' gemacht
Er stürzte ab ins tiefe Meer
Die Heimat sieht er nimmermehr
Da liegt er nun der Reisemann
Sieht sich die Welt von Unten an
Alles geht einmal zu Ende
Ich mache Schuß, bin auch am Ende
Indem das so nun einmal ist
So bleib ich doch ein Optimist
Sooo ein Mist.
Ende, Aus, Fini !!!

T.heo
Ostern 1987

Der Purzelbaum

Einem kleinen Kind, drei Jahre kaum
Gelang einmal ein Purzelbaum
Darob geriet es in Extase
Doch fiel es kräftig auf die Nase
Ihr lieben Leut', Ihr glaubt es kaum
Das war sein erster Purzelbaum

Die Schule ist ihm ein Verdruß
Weil er da so viel lernen muß
Den Abschluß, ja den schafft er kaum
Doch schlug er einen Purzelbaum

Nun mußte er zum Militär
Der Spieß macht ihm das Leben schwer
Zwei Jahre um, aus ist der Traum
Schon wieder einen Purzelbaum

Nun freite er auch eine Maid
Aus Liebe und zum Zeitvertreib
Die Nacht war voller süßer Träume
Sie schlugen viele Purzelbäume

Dreiviertel Jahr nach diesem Traum
Da gab's den kleinen Purzelbaum
Es gab noch viele schöne Träume
Und auch noch viele Purzelbäume

Hat er im Leben was erreicht
Und sich darüber sehr gefreut
Ihr lieben Leut', ihr glaubt es kaum
Dann schlug er einen Purzelbaum

Nun ward er alt, um seine Zeit
Zum Sterben ist er nun bereit
Sein letzter Wunsch, sein letzter Traum
Ihr lieben Leut', ihr glaubt es kaum
Ein Purzelbaum, ein Purzelbaum

T.heo
April 1987

Sonnenwende (Oder so ein Unsinn)

Der längste Tag, die kürzte Nacht
Darüber hab' ich nachgedacht
Dabei hab' ich heraus gefunden
Der längste Tag, die kürzte Nacht
Hat auch nur vierundzwanzig Stunden

T.heo
19.06.1987

Unsinniges

Ein Mann allein sinnt vor sich hin
Daß er allein so sinnt dahin

Man könnte ja zu zweien sinnen
und über manche Sachen sinnen

So sinnten sie zu zweit dahin
Und sinnen weiter ohne Sinn

So sinnen sie noch lange innig
Das ganze war nun doppelsinnig

Ich sinne auch für mich allein
Es mag der größte Schwachsinn sein

T.heo
28.06.1987

Der alte Eichenbaum

Ein Eichbaum auf dem Hügel stand
Er schaute weit ins Vaterland
Schon hundert Jahre ist er alt
Uns allen ist er wohlbekannt

Sein Stamm, der ist so dick und mächtig
Sein Laubwerk ist so dicht und prächtig
Und willst Du einmal gar nichts tun
In seinem Schatten kannst Du ruhn

Und hör ihm zu mit hellen Sinnen
Er wird zu reden gleich beginnen
In seiner Sprache, ihm zu eigen
Mit seinen Ästen, seinen Zweigen

Viel Freude gab's in seinem Leben
Und vieles leid mußt er erleben
Manch Jüngling und manch Mägdelein
Die trafen sich zum Stelldichein

In seinen Zweigen gab's manch Nest
Und unterm Baum manch Hochzeitsfest
Er sah die Herzen höher fliegen
Zu allem hat er stets geschwiegen

Die Alten hat man zu Grabe getragen
Das alles weiß er Dir zu sagen
Drei Kriege mußte er überstehn
Viel Traurigkeit hat er gesehn

Und wachst Du auf, aus diesem Traum
Steht über Dir der Eichenbaum
Er wachte über Dich und Du
Du fand's in seinem Schatten Ruh

Da steht er nun schon hundert Jahr
Und ist für alle, für uns da
So mag es bleiben immerdar
Vielleicht noch einmal hundert Jahr


T.heo
July 1987


Anna für T.heo antwortete am 02.11.02 (20:48):

Des Jägers Lust und Freud

Ein Jäger, so jung, so chick und so fein
Er wollte ein echter Jägersmann sein
Und er geht auf die Pirsch
Und in den Wald hinein
Da nimmt er sein Horn
Und da stößt er hinein

Er heget das Wild
Und er heget den Wald
Zur Jagdzeit seine Büchse erschallt
Und erlegt Reh, Hirsch und auch Schwein
Dann nimmt er sein Horn
Und da stößt er hinein

Kommt er zurück nach Haus von der Jagd
Und er hat ein Wildbrett mitgebracht
Und er sieht sein Haus
Im Abendsonnenschein
Dann nimmt er sein Horn
Und da stößt er hinein

Und in der Nacht, ich soll es euch sagen
Da hat er sein Weibchen ins Bett reingetragen
Das war eine Nacht voll Verlangen
Und Liebe so fein
Dann nahm er sein Horn
Und da stieß er hinein

Ist die Nacht nun vorbei, der Tag erwacht
Die Sonne hoch vom Himmel lacht
Da geht er in seinen Wald hinein
Wie könnte es auch anders sein
Und dann nimmt er sein Horn
Und da stößt er hinein

T.heo
August 1987


Anna für T.heo antwortete am 05.11.02 (14:27):

Das Ammerland

Komm doch zu uns ins Ammerland
Das Land, das allen so bekannt
Wo die Luft so klar und die Flüsse rein
Hier kannst Du frei und fröhlich sein
Wo die Wolken am blauen Himmel stehn
Ja dieses Land das sollst Du sehn

Den besten Aal im ganzen Land
Gibt's nur bei uns im Ammerland
Als Gast bist Du hier stets willkommen
Und wirst so herzlich aufgenommen
Und manche Freundschaft, das ist wahr
Besteht schon viele, viele Jahr

Der Ammerländer Schinken, der ist ja weltbekannt
Der wird verschickt bis in das fernste Land
Die Wiesen, Auen, Felder
Die Teiche, Seen, Wälder
Das gibt es nur im Ammerland
Komm her zu uns und sei bedankt

Wo die Lerche sich hoch zum Himmel schwingt
Ihr frohes Lied für uns erklingt
Wo Korn sich leicht im Winde wiegt
Wo Schmetterling und Biene fliegt
Hier ist die Welt noch heil und ganz
Hier ist das echte Ammerland

T.heo
November 1988


Das fünfte Rad am Wagen

Als fünftes Kind kam ich zur Welt
Neun Monate voll ausgetragen
Doch blieb ich nur mein Leben lang
Das fünfte Rad am Wagen
Die andern wurden fein rausgeputzt
Da gab es keine Fragen
Ich durfte die alten Sachen tragen
Ich war ja dafür da
Als fünftes Rad am Wagen

Im Leben hab ich nie gefreit
Das durfte ich nicht wagen
Ich bitte Euch, fragt nicht warum
Ihr kennt die Antwort alle schon
Als fünftes Rad am Wagen
Als unsere liebe Mutter starb
Vier Brüder haben sie zu Grabe getragen
Ich stand nur stumm herum
Als fünftes Rad am Wagen

Das Erbe wurde aufgeteilt
Was soll ich da noch sagen
Ich habe nichts gesehn davon
Als fünftes Rad am Wagen
Und wenn Du einmal älter bist
Wird niemand Dich was fragen
Auch wenn es weh tut Du bleibst doch
Als fünftes Rad am Wagen

Und wenn man Dich zu Grabe fährt
Auf einem Totenwagen
Da wird so mancher sich dann sagen
Er war ja gar nicht mal so schlecht
Nur's fünfte Rad am Wagen
Nun lieg ich hier
Zwei Meter unterm Rasen
Mir ist so leicht
Mir ist so frei
Und jedem möcht ich sagen
Hier unten fühle ich mich nicht
Als fünftes Rad am Wagen

Und steh ich vor dem Himmelstor
Hör ich den Petrus sagen
Sei uns willkommen lieber Freund
Und laß es Dir gleich sagen
Bei uns im Himmel bist Du nicht
"Das fünfte Rad am Wagen"

T.heo
20.01.1988











Der Weg am Waldrand

Den Weg am Waldrand geh ich gerne
Mein Blick geht weit in die Ferne
Am Himmelszelt die Wolken ziehn
Der weite Wald er ist so grün
Die Welt ist hier noch heil und echt
Es ruft der Kuckuck und der Specht
Es fliegt vorbei eine Vogelschar
Die Lerche tiriliert, es singt der Star
Die Kühe auf den Wiesen gehen
Am nahen Zaune bleib ich stehn
Nun bin ich alt und nicht mehr jung
Wehmutsschwer ist die Erinnerung
Was man einst leicht hat hingenommen
Macht heute mir das Herz beklommen
Bin dankbar heut für jeden Tag
Den ich nun noch erleben darf

T.heo
26.02.1989

Ein Vöglein


Ein Vöglein sitzt auf seinem Ast,
tut sich des Lebens freuen.
Es singt ein lustig Lied im hellen Sonnenschein.
Und vom Gesange angezogen,
Da kommt der Nachbar angeflogen.
Nun singen beide frisch und froh
Zusammen ein Gesangsduo

Ein Dritter, Vierter kommt dazu
Sie singen um die Wett
Und siehe da, nun singen sie ein
Herrliches Quartett
Und da erschallt im ganzen Wald
Für's Herz und unser Ohr
Vielstimmig voller Lust und Freud
Ein ganzer Vogelchor.

T.heo
5.02.1989


Schlechte Ernte


Um den Weizen auf dem Ackerfeld
Da ist es dies Jahr schlecht bestellt
Es fehlten Regen, Wind und Sonnenschein
Die Halme kurz, die Körner klein
Im nächsten Jahr wird's besser sein
Mit Regen, Wind und Sonnenschein
Denn ohne alle diese Dinge
Kann eine Ernte nicht gelingen
Drum nehmt das Wetter wie es ist
Und mäkelt nicht daran herum
Der Herrgott weiß schon was er macht
Drum liebes Menschenkind bleib froh und stumm

T.heo
15.02.1989


Was der Herrgott


Was der Herrgott für mich getan hat
Das darf ich nicht vergessen
Er gab mir das Leben
Zu trinken und zu essen
Das Augenlicht hat er mir gegeben
Die Stimme, den Verstand
Hat treulich mich geführt
Mein ganzes leben lang
Und waren die Zeiten manchmal schwer
Und wollt man schier verzweifeln
Da war der Herrgott wieder da
Und stand an meiner Seiten
Nun geh ich auf die 80 zu
Und gehöre zu den Alten
Bis hierher hat der liebe Herr
Seine Hände über mich gehalten
Er hat das Leben mir geschenkt
Es kam aus seiner Hände
Und ist es aus mit mir
Und bin ich dann am Ende
Leg ich mein Leben still zurück
In seine guten Hände

T.heo
26.02.1989


Die Fliege Klitzeklein

Auf unserer Fensterbank im Sonnenschein,
Sitzt eine Fliege, klitzeklein.
Ich sehe zu, wie sie sich putzt,
Den warmen Sonnenschein benutzt.

Beschaulich und in aller Ruh',
Seh ich der kleinen Fliege zu.
Ist es ein Weibchen oder Mann ?
Man so es nicht erkennen kann.

Ich wollte wissen, was es ist,
Besann mich da auf eine List.
Einen Spiegel klein hab' ich zur Hand,
Den leg ich auf die Fensterbank.

Nur etwas abseits, zwei-drei-vier,
Da kommen hin drei Tropfen Bier.
Ich konnte da ganz sicher sein,
Die Fliege fiel darauf herein.

Sie schaut sich erst den Spiegel an,
Putzt sich und schaut sich wieder an.
Da wußte ich es ganz genau,
Die Klitzeklein war eine Frau.

Doch, ach, oh Schreck, was seh ich hier,
Nun trinkt sie von dem schönen Bier.
So eilt sie hin im Wechselgang,
Liegt nun volltrunken auf dem Spiegel blank.

Nun schau ich ganz betroffen drein,
Mag es ein Weib, ein Männlein sein ?
Mit meiner Weisheit steh' ich allein,
Allein weiß es nur die Fliege Klitzeklein

T.heo
25.06.1989


Anna für T.heo antwortete am 09.11.02 (19:55):

Zu Weihnachten

Durch die Täler eilt die Kunde
Durch die Zweige raunt der Wind
Und es ist in aller Munde
Diese eine frohe Kunde
Daß nun kommt das Christus Kind

Und die Welt ist voller Segen
Und das Herz ist voller Lust
Bei den Großen, bei den Kleinen
Die beim Christfest sich vereinen
Zieht der Friede in die Brust

Gottes Segen fällt hernieder
Auf die fromme Kinderschar
Selbst der abseits steht im Leben
Dem die Welt nichts hat zu geben
Stehet stumm ergriffen da

Weihnachtsfest, Du Fest des Friedens
Mit der Fülle deiner Kraft
Ob wir gut, ob schlecht im Leben
Alles hast Du uns gegeben
Gnade in der heiligen Nacht

T.heo
26.11.1944


Anna für T.heo antwortete am 09.11.02 (19:57):

Raureif

Raureif über Berg und Tal
An den Sträuchern, an den Bäumen
Selbst der finstere Tau im Reif
Möcht vom Winter träumen

Herrlich die bizarren Formen
Für das Auge sind zu schauen
Menschenauge darf alleine
Gottes Wunder schauen

Darum all ihr Erdenmenschen
Darum wollen wir bedenken
Alles dies im Reifgewand
Das schuf Gottes Segenshand

T.heo
6.01.1945


Anna für T.heo antwortete am 09.11.02 (20:02):

Ein jeder hat es in seinem Leben

Ein jeder hat es in seinem Leben
Ein jeder kann es dem anderen geben
Es ist schon so alt und stets wieder neu
Es ist die Liebe und es ist die Treu
Warum ist es hier auf Gottes Welt
Mit der Liebe und Treue so schlecht bestellt ?
Ein jeder denkt nur an sich allein
und läßt seinen Bruder in Not allein
Die Erde sei für den Menschen da - so sprach der Herr
Du, Mensch, willst mehr und immer noch mehr
Du bist doch hier nur Knecht und Gast
Drum Menschenkind, bedenke das
Was Du besitzt auf dieser Welt - Du nennst es Dein Eigen
Bist Du mächtig und reich - da wird es sich zeigen
Wie es bei Dir ist als Mensch auf der Welt
Und bist Du gestorben - ob arm oder reich
vor dem Richter da oben sind alle gleich
Drum gib ab von dem Reichtum - zeige Mut
Der Herrgott im Himmel, der schreibt es Dir gut

T.heo
September 1987


Anna für T.heo antwortete am 13.11.02 (21:40):

Der Sprung ins Wasser

Zum nahen Bache wollt ich heut' gehn
Um reines Wasser, Schilf und Ufer zu sehn
Sumpfdotterblumen sah ich stehn
Und langsam tat ich weiter gehn
Ein Laubfrosch sich im Gras bewegte
Libellen übers Wasser schwebten
Auch Fische waren im Wasser drin
Ich sah das alles mit frohem Sinn
So bin ich langsam weiter gegangen
Und sah, wie Jungens übers Wasser sprangen
Sie sprangen hin und sprangen her
Für sie wars leicht und gar nicht schwer
Das wollte ich von nahen sehn
Ging hin und blieb bei ihnen stehn
Sie luden mich zum springen ein
Doch ich blieb standhaft, sagte nein
Da hat der Teufel mich geritten
Und bin fünf Schritt zurück geschritten
Da sprang ich los, doch weh und ach
Ich landete mitten drin im Bach
Sie haben mich wieder rausgezogen
Da stand ich nun mit nassen Hosen

Fazit:

Der Sprung wär mir bestimmt gelungen
Wär ich vor sechzig Jahren gesprungen

T.heo
30.10.1988


Anna für T.heo antwortete am 15.12.02 (18:17):

Etwas über den Aal

Der Aal, auch Edelfisch genannt,
er ist uns allen bestens bekannt.
So frisch geräuchert, fünfhundert Gramm schwer,
schmeckt er am besten, bitte sehr

In ihm ist das ganze ABC versteckt,
Das A für Aal, das H für Hecht,.
Der allein gegessen schon gut schmeckt,
Das K für Karpfen, zu Weihnachten ist seine Zeit.

Das L wohl für den Lachs hier steht,
der auf der Zunge fast zergeht.
Das W ist für den Wels gedacht
Weil der Zander nun das Ende macht.

All diese Fische sind im Aal,
probiert ihn nur, schmeckt ideal.
Petri heil. Petri dank.

T.heo
25.06.1991

Der Teich

Ein Bauer geht zu seinem Teich,
der ist sein zweites Königreich.
lange hat er nachgedacht,
dann hat er sich ans Werk gemacht.
Nun steht er hier, vor seiner Pracht,
wie hat er das bloß allein geschafft.
Die Seerosen, das Schilf, so grün,
Rote, weiße und gelbe Seerosen blühn.
Die Karpfen, die im Teiche sind,
das ist des Bauern liebstes Kind.
Zu Weihnachten, er ist geehrt,
sind seine Karpfen sehr begehrt.
So geht er frohgemut und heiter,
rund um den Teich und langsam weiter.
Es ist sein zweites Königreich,
ein glücklicher Mensch, mit seinem Teich.

T.heo 7.10.91