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THEMA: Freude am Dialekt
11 Antwort(en).
juergen_schmidbauer
begann die Diskussion am 11.03.02 (08:52) mit folgendem Beitrag:
Hallo, die zehnte Version des "Oachkatzlschwoaf-Poems"(siehe Platt-Steirisch...) hat mich beflügelt, mal nachzusehen, ob unter dialekt.de was zu finden wäre. Es wurde: Darin habe ich, obwohl ansonsten sehr unterbelicht, diese Website, ein kleines Wörterbuch, Serviettengrösse, gefunden:
Rahdscho = Radio Bladdnschbilor = Plattenspieler Schgadahmd = Skatabend Glemdnor = Klemptner Farschdul = Fahrstuhl Bieramidngärdse = Pyramidenkerze Bargbladswäschdor = Parkplatzwächter Schlübbor = Schlüpfer Nizuglom = nicht zu glauben Säschellboud = Segelboot Haddnmoroh = Hatten wir auch Nachellagg = Nagellack Bardeiuffdrach = Parteiauftrag Gorschnsieor = Korkenzieher Wachnhäwor = Wagenheber Gombschudereggsbärde = Computerexperte Färschdor = Förster Bärschormesder = Bürgermeister Biordägl = Bierdeckel Bärschsiesche = Bergziege Hammorni = Haben wir nicht Nähschor = Neger Schwieschormuddor = Schwiegermutter offgegnöbld = aufgeknöpft Ginnergordn = Kindergarten Gorridordiere = Korridortür Daaflkreede = Tafelkreide
so kann man Dialekte lernen!!!! ;-)), in diesem Beispiel Sächsisch.
Gruss Jürgen S.
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Ursel R.
antwortete am 11.03.02 (11:34):
Das nenne ich 'Völkerverständigung'. :-)
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Socke
antwortete am 12.03.02 (19:24):
Sehr gut Jürgen Schmidtbauer!
auf = uff
Bäume= Beeme
Beine = Beene
Neuigkeiten = Neiichkeet'n
Gurke = Jurke
Trübsinn = Tribsinn
kurz = kortsch
gehen = jeh'n
Gebet = Jebät
Haste nich'n Schtrick for mich, der Hund der will nich mit mit mich.
Ist doch ganz leicht die Sachen mit mir und mich. Zum Beispiel: Jib mich ma das Buch her un mir woll'n na Warltz fahr'n.
Sachsen/Anhalt lässt grüßen Socke
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Richard
antwortete am 17.03.02 (13:44):
Liebe Dialekt-Freunde/Innen, dass Dialekte auch Freude bereiten können, hatte auch die liebe Lene Vogt schon gewusst, sie kam auf die Idee, viele unserer klassischen Gedichte ins Sächsische zu übersetzen, hier eine kleine Kostprobe:
Dr Erlgeenich
Ä Babba, där reidet mit Gustav, sein Sohn, seit anderthalb Schtunden dorchs Rosendahl schon. Dr Doktor, der hatn Bewäächung emfohln, die will sich dr Alde nu jede Nacht holn.
Sei Gleener wärd ängstlich un meent:»Gugge da, dr Erlgeenich schbukt dort, schon gommtr ganz nah!« »Ächa, dummes Gind«, brillt dr Babba zurick, »De bist ähm schon schläfrich, da flimmert dr Blick.«
»Ich sähn awer doch, dorten feixtr im Busche, äs Mondlicht, das fälltn diräkt uff de Gusche.« »Ich weeß gar nich, Gustav, was du heite hast, das is weitr nischt wie ä schimmlicher Ast.«
»Nee, nee, gannst mrsch gloom, 's is ä Gärl un drhintr da schwähm seine Dechter. Verbibbch, sin das Ginder! De eene, die winkt mitn Schnubbduch un lacht, ach Babba, is das eene gomische Nacht!«
Dr Alde wärd ärcherlich, reidet wie dumm un meent zu sein Jung: »Gugg dich bloß nich mähr um! de schteckst een ja dadsächlich an mit dein Bleedsinn. Wie gann bloß ä neinjährches Gind so verdreht sin!«
Un doller noch reidet dr Babba drufflos, wild fliechen de Fätzen von Ärde un Moos, dr Gaul schnauft wie närrsch, wärft de Mähne gen Himmel un denkt: Was mei Reider is, där hatn Fimmel! ---
Na endlich da landense, 's wärd schon bald helle. Dr Alde greift hintr sich ---- läär is de Schtelle. Da ruftr un gratzt sich drbei hintern Ohrn: »So 's richtch, jetz habbch Gustaven glicklich verlorn!«
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Hans-Jürgen
antwortete am 17.03.02 (19:07):
Hallo "Socke",
mit "Warltz" ist vermutlich "Wörlitz" gemeint. Ich war, vom Norden aus, schon ein paarmal dort. Zauberhaft, der Park und seine Umgebung!
Herzliche Grüße nach Sachsen-Anhalt, Hans-Jürgen.
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Rosmarie Schmitt
antwortete am 17.03.02 (19:25):
Lieber Richard,
dein Erlkönig ist mir schrecklich-schön ans Herz gegangen. Herrlich!
Vor Jahren habe ich mal die böhmische (?) Version des Tauchers vorgetragen bekommen. Ob die wohl jemand hat?
Ich finde es sehr, sehr schade, dass ich von Haus aus keinen Dialekt habe (dabei konnte ich als Kleinkind noch Unterfränkisch sprechen)!
Herzliche Grüße Rosmarie
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Socke
antwortete am 17.03.02 (23:53):
Hallo Hans Jürgen , klar Warlz ist Wörlitz mit seinem wunderschönen Park und ich bin in OObom geboren. Leitschruch Wo jelacht word, da schteckt Lä'm. Alle Sorjn, fliejn weck. Darum hat dor Tribsinn ä'm meestens jarnich ville Zweck.- Wenn De in de richt'je Lare hier uff unsn Schtarn Dein Brot ißt, freiste Dich dor kortschen Tare. weil De doch vill länger tot bist!
Gruß Socke
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Richard
antwortete am 19.03.02 (00:51):
Liebe Rosmarie, hier noch eins von der Sorte, von Lene Voigt
Ridder Gurds Braudfahrd
Dr Ridder Gurd schbrang uff sei Färd, zur Drauung wolltr reiden un grinden sich ä eechnen Härd bei sießen Ehefreiden.
Doch underwägs im finstern Wald da gam sei Feind geridden, un mit zwee Schtunden Aufenthalt ham die sich rumgeschtritten.
Bis ändlich bei där Geilerei dr Ridder Gurd tat siechen, dn Gechner hautr fast zu Brei, härnachens ließrn liechen.
Dann gabr wieder'n Ross de Schborn un flog zur holden Minne, da rief was ausn Hagedorn: »Bst! He! Mir wohn hier hinne!«
Was dänktr wohl, wär das dad sin? Sei friehrer Schatz, de Liese, die hauste mit ihrn Seichling drin im Freiluftbaradiese.
Nadierlich musst als Gavalier dr Ridder Gurd ä bisschen verweiln jetzt bei dän Beeden hier, 's gab manches saftche Gisschen.
Doch schließlich dachtr an de Braut un schtiech uffs Färd behände, de Liese rief'n nach noch laut: »Dänk an de Alimände!«
Un alsr ridd zum Dore rein, war Jahrmarktsrummel grade, schnäll gooftr fier de Braud was ein, besondersch Schokelade.
Da gam sei Gleibcher Deodor, där brillte: »Halt, mei Guder! Ich schoss dir doch zähn Daler vor, Jetzt zahlste die, du Luder!«
Dr Ridder schbrach: »Das gann ich nich.« Dr andre rief de Wache, die hatte Gurd schon uffn Schtrich un machte gurz de Sache.
So dorfte schtatt ins Hochzeitsbätt Ins Giddchen Gurdchen wandern, de Braud fand sowas gar nich nätt un nahm aus Wut ä andern.
Lene Voigt
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Rosmarie Schmitt
antwortete am 19.03.02 (09:15):
Lieber Richard,
war das ein Spaß zum guten Morgen! Ich lache jetzt noch! Ist das sächsisch?
Herzlichen Dank und dir und allen einen wunderschönen Tag Rosmarie
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seewolf
antwortete am 21.03.02 (22:04):
Liewer Richard - eene Bidde:
gannsde uns ooch noch "De Bärchschaft" von Lene Voigt zun Bäsdn gähm?
's wär groose glasse...
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Richard
antwortete am 22.03.02 (13:14):
Liewer Seewolf, weil de so scheen beddelst habch mich breedschlagn lassn. Viel Freide dran un ooch noch scheene Grieße von Richard
De Bärchschaft
Es war mal ä gans gemeener Dyrann, där schnauzte bloß egal de Untertan' an. die musst'n sich schinden bei schbärlichen Habben un dorften drzu rächt viel Schteiern berabben.
Da meente Härr Damon, ä Demograd: »Jetzt Brieder, basst uff: ich dreh' änne Dad!« Un schon wärchtr nein in de Aktenmabbe fimf Handgranaden, die warn nich von Babbe.
Druff schlichr sich hin bei dn beesen Dyrann un brannte drzu 'ne Zigarre sich an. (Das dorftr nich machen, die hatn verraten, 's war ähmd noch ä Neiling in Addendads-Daden.)
Nu wurde mei Damon mit großem Gebrill vorn Härrscher geschleeft, un där fragt, wasr will. »Ich wollte dich eechentlich greilich ermorden, doch --- wiede ja siehst --- is nu nischt draus geworden.«
Druff feixte rächt hehnisch dr beese Dyrann: »De wolltest mich deeden? Nu gugge doch an!« Da riefr de Gnächte, zwee rohe Ganallchen: »Gommt här jetz un leiert dän Gärl nuff an Galchen!«
»Nu, musses dänn gleich sin? Das geht nich so schnäll«, schbrach Damon, dr Handgranaten-Rebäll. »ärscht muss ich mal runter nach Wurzen, mei Bäster, da heirat de Glara, von mir änne Schwäster.
Ihr Liebster is Garle, von dämse ä Sohn hat, un nu isse schon widder im siemten Monat. Ich schtäll ooch ä Bärchen, dn Baule aus Borne. Dän gannste an meiner Schtatt murksen im Zorne.«
»Na scheen«, meente Dyonis, gondle nur zu, mir isses gans worscht, bammelt Baul oder du.« (Dänn dass dr Damon gäm widder zurick, das gloobte dr Härrscher nich een Oochenblick.)
Gaum war nu de Glara de Frau von ihrn Mann, lief heeme Härr Damon so schnäll alsr gann. Doch gurz vorm Ziele, da fängts an ze gießen, als wollte de Ärde in Subbe zerfließen.
»Härrjeh«, schrie där Arme, »soll ich dänn verdärm? Das is ja abscheilich - da nitzt ooch gee Schärm.« Un weil ja ä Unglick gommt sälten alleene, rutscht ooch noch de Bricke fort; das war gemeene.
Gee Gahn war zu sähn. Da rief Damon: »Verdimmich!« Ich bin ja zwar wasserschei, awer jetz schwimm ich!« Un glicklich erreichtr de andere Seite. Da hubbt uffn zu änne grässliche Meite.
Von Reiwern un Märdern mit Schbießen un Schtang, die wolln sich Härrn Damon zum Ahmbrote fang. Där awer, nich faul, bocht se alle vorn Gobb un flitzt dann drufflos in geschtrecktem Galobb.
Doch gaum isr zwanzich Minuten gerannt, da gommt änne Dame, dodschick, elegant. Die schmeißtn ä Blick zu, där gehtn dorchs Mark. Jetz, Damon, sei dabfer! Jetz, Damon, sei schtark!
»Mir genn uns doch, Gleener«, meent zärtlich de Sieße. Schon zittern Härrn Damon de Gnie un de Fieße, da dänktr an Baulchen un brillt: »Heite nich!« De hibsche Gogotte zieht weiter ihrn Schtrich.
Un wilder dud Damon druff rasen un jagen. Schon sihtr von Färne de Gärchdärme ragen, da fiehltr: ähmd jetz wärd ergriffen dei Baul! Un saust nachn Ziel wie ä wahnsinncher Gaul.
Verliert seine Laatschen, dn Schärm un de Brille. doch's isn egal, geen Moment schtehtr schtille, fliecht iwer ä Wärschtchenmann, stärzt durch 'ne Scheibe Un landet vorm Galchen mit bibberndem Leibe.
»Hah«, brilltr zum Hänker, »das gennt eich so bassen! Gleich lässte mei Baulchen los! Mich musste fassen!« »Nanu«, meent bedäbbert dr beese Dyrann, »da gommt ja weeßgnebbchen där Esel noch an!«
Doch weil alle Leite so jubeln un Schrein, da lädr die Beeden zum Dauerschkat ein un flistert zum Scharfrichter: »Bis ohne Sorchen, mr hängse in aller Gemiedlichgeet morchen!«
Lene Voigt
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Rosmarie Vancura
antwortete am 12.04.02 (16:09):
Obe u unde __________
Damit kejne sich wungeret es git söttigi obe und söttigi unde bsunderi u gwöhnlichi. Ej Tejl vo de ober si bsungeri u eij Tejl vo de ungere si gwöhnlichi ej Tejl vo de obere sie gwöhnlichi u ej tejl vo de ungere si bsunderi
Damit sich kejne wungeret ou gwöhnlichi si bsungeri doch oberi u ungeri das sind immer zwojerlej.
Übersetzung aus dem Berndeutschen:
Damit keiner sich wundert es gibt solche oben.
Und solche unten besondere und gewöhnliche.
Ein Teil der oben sind Besondere ein Teil der Unteren sind Gewöhnliche Ein Teil der oberen sind gewöhnliche und ein Teil der unteren sind Besondere.
Damit sich keiner wundert auch Gewöhnliche sind Besondere doch obere und untere das sind immer zweierlei.
Von Mani Matter
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