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THEMA: Der Herbst als Färber
5 Antwort(en).
Elke Peyerl
begann die Diskussion am 29.11.01 (10:53) mit folgendem Beitrag:
Ich suche für meine Tante das Gedicht "Der Herbst als Färber". Es muß um die Jahrhundertwende (19./20. Jh.) an den Bürgerschulen im Lyrikunterricht verwendet worden sein. Ihre Mutter hat es ihr immer vorgesagt und sie würde es so gerne noch einmal hören, bevor ihr Leben endet. Sie kann sich nur an den Titel erinnern "Der Herbst als Färber" und an die Zeile "Der Schlimmste ist er zwar noch nicht, der kommt erst mit dem Schneegesicht.". Vielleicht kennt es jemand, ich suche schon seit drei Jahren danach.
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Ingrid Steiner
antwortete am 29.11.01 (20:20):
Hallo Elke,
meine Suche im Netz hat leider nur ergeben, daß ein Michael Peyerl im Nov. 1998 für seine Tante dieses Gedicht gesucht hat. Offenbar sucht eine ganze Familie schon seit Jahren darnach. Werde meine Gedichtbände durchsuchen. Wenn ich es finde, melde ich mich wieder.
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Erika Kalkert
antwortete am 30.11.01 (16:38):
Liebe Elke,
ich habe das Gedicht vor Jahren schon für Bekannte gesucht und in einem fast 100 Jahre alten Lesebuch gefunden. Nachstehend der Text:
Der Herbst als Färber.
Da steigt der Herbst frisch von den Bergen nieder, und wie er wandert durch den grünen Wald, gefällt ihm nicht, daß überall das Laub dieselbe Farbe hat. Er sagt: "Viel hübscher ist`s rot und gelb, das sieht sich lustig an."
So spricht er, und gleich färbt der Wald sich bunt. - Und wie der Herbst drauf durch den Garten geht und durch den Weinberg, spricht er: "Was ist das? Der Sommer tat so groß mit seiner Hitze, und Wein und Obst hat er nicht reif gemacht?
Schon gut, so zeig ich, daß ich`s auch versteh!" Und kaum gesagt, so haucht er Wein und Obst mit seinem Atem an, und siehe da: die Äpfel und die Pflaumen und die Trauben, zusehends reifen sie voll Duft und Saft.
Drauf kommt der Herbst zur Stadt und sieht die Knaben in ihrer Schule sitzen voller Fleiß. Da ruft er ihnen zu, "Grüß Gott ihr Buben! Heut ist Sankt-Michaelis-Tag, da gibt es lange Ferien. Kommt zu mir auf`s Land!
Ich hab den Wald sein Laub schön bunt geblasen; ich hab den Apfel rot gefärbt die Backen; ich will euch klar und blank die Augen wehen, und Eure Backen will ich tüchtig bräunen, wie sich`s für Buben schickt. Versteht ihr mich?"
So spricht der Herbst und jubelnd ziehn die Knaben auf seinem Ruf durch Berg und Wald und Feld und kehren heim mit neuer Lust zur Arbeit.
Robert Reinik
Liebe Grüße Erika
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Stephan Drissen-Reyntjes
antwortete am 04.12.01 (00:15):
Auch ein herbstliches Farbengedicht, von Gert Sattler, Recklinghausen
Sammeln
Herbstsonett
Es zeigt der Herbst das Jahresende an, weil Sonnenstrahlen immer mehr ermüden, die Nachtigallen fliegen in den Süden, weil man dort besser überwintern kann.
Ob Marc Chagall, da Vinci, ob Cezann' Sie hörten Herbstgebraus, den manchmal rüden, beeindruckt von des Farbenspiels Etüden und malten, was Naturgewalt ersann.
Den Blätterfall und auch die Dunkelheit im Kranz des Jahres braucht man nicht zu scheuen; denn immer wieder naht die Frühlingszeit.
Sie wird das Sonnenspiel des Lichts erneuen und Bäume knospen lassen, lenzbereit, die Schicksalsblätter in den Äther streuen.
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Schorsch
antwortete am 04.12.01 (09:32):
Sieh`, die letzten Blätter fallen; ich fühle, dass ich ähnlich bin: Wir stürzen uns in Winters Krallen und faulen friedlich vor uns hin!
4. Dezember 2001, Schorsch
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Monika
antwortete am 04.12.01 (22:51):
Hier noch ein Kindergedicht, das auch den Herbst als Färber beschreibt.
DER HERBST STEHT AUF DER LEITER
Der Herbst steht auf der Leiter Und malt die Blätter an. Ein lustiger Waldarbeiter, ein froher Malersmann.
Er kleckst und pinselt fleißig auf jedes Blattgewächs, und kommt ein frecher Zeisig, schwupp, kriegt der auch nen Klecks.
Die Tanne spricht zum Herbste: Das ist ja fürchterlich. Die andern Blätter färbste, was färbste nicht mal mich?
Die Blätter flattern munter und finden es so schön. Sie werden immer bunter. Am Ende falln sie runter.
Peter Hacks
(Internet-Tipp: https://www.gedichtsuche.de.vu)
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