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THEMA: Gedichte Kapitel 18
136 Antwort(en).
admin
begann die Diskussion am 30.09.01 (12:27) mit folgendem Beitrag:
eva antwortete am 30.09.01 (11:45):
Wo sind denn die Teilnehmer des Gedichtforums geblieben ?? Es darf doch nicht sein, dass unserer Kriegsgeneration durch den Terroranschlag alle Lebensfreude genommen wurde !! Ich habe für diesen Nebelsonntag ein Gedicht von Theodor STORM ausgewählt (der es in seinem Leben auch nicht leicht hatte, die "gute alte Zeit" gab es nie !!), und ich hoffe, es ist der Beginn neuer Aktivität :
Oktoberlied
Der Nebel steigt, es fällt das Laub; Schenk´ ein den Wein, den holden ! Wir wollen uns den grauen Tag vergolden, ja vergolden !
Und geht es draußen noch so toll, Unchristlich oder christlich, Ist doch die Welt,die schöne Welt, So gänzlich unverwüstlich !
Und wimmert auch einmal das Herz, - Stoß an und laß es klingen ! Wir wissen doch, ein rechtes Herz Ist gar nicht umzubringen.
Der Nebel steigt, es fällt das Laub; Schenk´ ein den Wein, den holden ! Wir wollen uns den grauen Tag Vergolden, ja vergolden !
Wohl ist es Herbst; doch warte nur, Doch warte nur ein Weilchen ! Der Frühling kommt, der Himmel lacht, Es steht die Welt in Veilchen.
Die blauen Tage brechen an, Und ehe sie verfließen, Wir wollen sie, mein wackrer Freund, Genießen, ja genießen !
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admin
antwortete am 30.09.01 (12:45):
Kapitel 17 ist unter /seniorentreff/de/diskussion/archiv4/a171.html archiviert.
(Internet-Tipp: /seniorentreff/de/diskussion/archiv4/a171.html )
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A la votre!
antwortete am 30.09.01 (13:55):
A la votre!
So trolln wir uns ganz still und sacht
von Weingelag und Bratenschmaus.
Ja wenn Dir der Tod sagt : Gute Nacht
Dein Stundenglas rinnt aus.
Ja wer heut noch frech den Schnabel wetzt
und meint ein großer Herr zu sein,
ja paß auf, der Schreiner hobelt schon
auch jetzt an Deinem Schrein.
Scheint das Grab Dir tief und dumpf sein Druck,
A la votre, ja so nimm noch einen Schluck.
Einen oder zwei, oder auch drei
Dann stirbst Du sorgenfrei.
... Doch was hilfts, wenn Du vor Wut ausspuckst,
dem Tod ist keine Münze feil.
Denn von jedem Schlückchen das Du schluckst,
hat schon der Wurm sein Teil.
Ob niedres Pack, ob hohe Herrn,
am Ende sind wir Brüder doch.
Dann scheint der gleiche Abendstern
Ins selbe finstre Loch.
Scheint das Grab Dir tief und dumpf sein Druck
A la votre so nimm noch einen Schluck
Einen oder zwei, oder auch drei
Und vielleicht... ja vielleicht stirbst Du dann sorgenfrei
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sieghard
antwortete am 30.09.01 (19:48):
Engel
Ich drehe mich im Kreis, Ich stecke fest In meinen Gedanken. Sie schnüren mir den Atem zu.
Ich bin voller Sorgen, Sehe keinen Ausweg, Komme nicht mehr los Von mir.
Ich wünsche mir Glück Und ich finde nichts als Schillernde Seifenblasen
Ich versuche vorsichtig Einen Gedanken an Gott Vielleicht er? Ich versuche es: Vielleicht DU?
Und es geschieht Und die Schnüre lösen sich Und die Sorgen entsorgen sich Und das Schwere wird leicht Und der Horizont öffnet sich
Und das Glück ist ein Engel, Der mich beflügelt.
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Brita
antwortete am 30.09.01 (21:25):
Von zwei Rosen...
Von zwei Rosen duftet eine anders, als die andre Rose.
Von zwei Engeln mag so einer anders, als der andre schön sein.
So in unzähl- baren zarten Andersheiten mag der Himmel,
mag des Vaters Göttersöhne- reich seraphisch abgestuft sein...
Christian Morgenstern
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Heidi
antwortete am 01.10.01 (11:25):
zum wiederholten Male und aktueller als je zuvor , obwohl - manchmal muss man 1 oder 2 Schritte rückwärts gehen um weiter zu kommen. Ich wünsche allen einen schönen Oktober!
Oktober
Fröstelnd geht die Zeit spazieren. Was vorüber schien, beginnt. Chrysanthemen blühn und frieren. Fröstelnd geht die Zeit spazieren. Und du folgst ihr wie ein Kind.
Geh nur weiter. Bleib nicht stehen. Kehr nicht um, als sei´s zuviel. Bis ans Ende mußt du gehen. Hadre nicht mit den Alleen. Ist der Weg denn schuld am Ziel?
Geh nicht wie mit fremden Füßen, und als hätt'st du dich verirrt. Willst du nicht die Rosen grüßen? Laß den Herbst nicht dafür büßen, daß es Winter werden wird.
An den Wegen, in den Wiesen leuchten, wie auf grünen Fliesen, Bäume bunt und blumenschön. Sind's Buketts für sanfte Riesen? Gehn nur weiter. Bleib nicht stehn.
Blätter tanzen sterbensheiter ihre letzten Menuetts. Folge folgsam dem Begleiter Bleib nicht stehen. Geh nur weiter. Denn das Jahr ist dein Gesetz.
Nebel zaubern in der Lichtung eine Welt des Ungefährs. Raum wird Traum. Und Rauch wird Dichtung. Folg der Zeit. Sie weiß die Richtung. »Stirb und werde!« nannte er's
Erich Kästner
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KarinD
antwortete am 01.10.01 (16:00):
Schön, liebe Heidi! Genau - so ist es...... Ich schließe mich dem Herbst an :-) STORM haben wir ja hier schon, also:
Herbst
Rings ein Verstummen, ein Entfärben: Wie sanft den Wald die Lüfte streicheln, Sein welkes Laub ihm abzuschmeicheln; Ich liebe dieses milde Sterben.
Von hinnen geht die stille Reise, Die Zeit der Liebe ist verklungen, Die Vögel haben ausgesungen, Und dürre Blätter sinken leise.
Die Vögel zogen nach dem Süden, Aus dem Verfall des Laubes tauchen Die Nester, die nicht Schutz mehr brauchen, Die Blätter fallen stets, die müden.
In dieses Waldes leisem Rauschen Ist mir als hör' ich Kunde wehen, daß alles Sterben und Vergehen Nur heimlich still vergnügtes Tauschen.
(Nikolaus Lenau)
Grüße an alle, KarinD.
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KarinD
antwortete am 01.10.01 (16:36):
Hallo,
Willy Schneider hat folgendes mal gesungen:
Wenn auch der Sommer vergeht blühen noch Rosen wenn man auch älter schon wird lacht noch das Glück.
------------------ Weiß hier vielleicht jemand, wie das ganze Lied geht? Das wäre sehr schön... Hab's nirgendwo sonst gefunden.
Gruß von Karin.
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Brita
antwortete am 01.10.01 (17:05):
Sommerbild
Ich sah des Sommers letzte Rose stehn, Sie war, als ob sie bluten könne, rot; Da sprach ich schaudernd im Vorübergehn: So weit im Leben, ist zu nah am Tod!
Es regte sich kein Hauch am heißen Tag, Nur leise strich ein weißer Schmetterling; Doch, ob auch kaum die Luft sein Flügelschlag Bewegte, sie empfand es und verging.
Friedrich Hebbel
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sieghard
antwortete am 01.10.01 (18:23):
Ein grünes Blatt
Ein Blatt aus sommerlichen Tagen, Ich nahm es so im Wandern mit, Auf dass es einst mir möge sagen, Wie laut die Nachtigall geschlagen, Wie grün der Wald, den ich durchschritt.
[Theodor Storm]
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Herbertkarl Huether
antwortete am 01.10.01 (20:42):
unheil
knaeuel von ideen gesammelter absurditaeten haengen wie ein wolke vorm stern solltemalanderswerden
blitze aus dem chaos schluende tun sich auf seinem urheber selbst zu verschlingen wahnwitz sich zu wehren
wenn das grosse feuer kommt verbrennen gebirge tosen die winde aechzen menschenleiber
geheul wie aus dem vorhof der hoelle gewalt gebiert gewalt frieden ist einhalten
so kommt stahl auf stahl blut auf blut aufgerissene leiber traenken den boden
kein gewissen dem ganzen unaufhoerlich weitergehend sich wiederholend in den zeiten ist nicht das letzte mal
hkh
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Heidi Lachnitt
antwortete am 01.10.01 (22:52):
".. sich wiederholend in den zeiten ist nicht das letzte mal"
Auf einmal aber kommt ein großes Sterben ... Oktober 1911
Auf einmal aber kommt ein großes Sterben. Die Wälder rauschen wie ein Feuermeer Und geben alle ihre Blätter her Die in dem leeren Luftreich blind verderben.
Die Tiere schreien in dem kalten Neste. Die Raben steigen in die Abendröte. Und plötzlich darret trocken das Geäste.
Die Schiffer aber fahren trüb im Ungewissen, Auf grauem Strom die großen Kähne treibend In schiefen Regens matten Finsternissen.
Durch leerer Brücken trüben Schall, und Städte Die hohl wie Gräber auseinanderfallen, Und weite Öden, winterlich verwehte.
Kurz ist das Licht, das Stürme jetzt verdecken. Und immer knarren laut die Wetterfahnen Die rostig in den niedern Wolken stecken.
Und viele Kranke müssen jetzt verenden, Die furchtsam hüpfen in den leeren Zimmern, Zerdrückt im Leeren von den hohen Wänden.
Georg Heym
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Heidi
antwortete am 01.10.01 (22:54):
Themawechsel :-)
Ode auf die Lässigkeit Sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht I Drei Wesen konnt ich eines Morgens sehn, Gebeugt, halb abgekehrt und Hand in Hand, Und heiter nach und nach vorübergehn, In leichten Schuhn und weißem Schmuckgewand; Sie schwanden, wie Figurn im Marmorglanz Auf Urnen, die man vor den Augen dreht; Sie kamen neu - als sei das Drehn vollführt Und zeige die Gestalten wieder ganz; Und fremd warn sie mir, wie’ s wohl dem ergeht Mit Vasen, der an Phidias’ Künsten rührt.
II Was hab ich, Schatten! euch nur nicht erkannt? Was kamt ihr so maskiert und stumm verhüllt? Habt ihr im stillen tief-verkappt geplant, Ihr stehlt euch fort, daß meinen Tag nichts füllt Als Trägheit? Reif war diese Stunde Schlaf; Vor selger Sommerlässigkeit mein Blick Ganz starr; mein Puls verflachte mehr und mehr; Kein Schmerz, der stach, kein Glück, das Blumen warf: O, warum wicht ihr nicht, ließt mich zurück Und meinen Sinn, erfüllt von Nichts nur - leer?
III Ein drittes Mal noch zogen sie vorbei Und wandten sich mir zu in dem Moment; Da brannte ich auf Flügel, diesen drei Zu folgen, denn sie waren mir nicht fremd: Erst kam das hübsche Kind, das Liebe heißt; Dann kam der Ehrgeiz, blaß und abgezehrt Und müden Augs, doch schlafend nie; Zuletzt, mir mehr lieb, je mehr Schmach ihr Geist Erträgt, Elfe am ehesten entehrt - Sah ich meine Dämonin Poesie.
IV Sie schwanden - wahrlich! Flügel wollte ich. O Torheit! Liebe - was ist sie! und wo? Und Ehrgeiz - dieser kurze Fieberstich, Der eines Menschen kleinem Herz entfloh. Dann Poesie! - nein, nichts, das sie besitzt - Für mich niemals - vom Schlaf im Mittagslicht, Vom Abend, süß durchtränkt mit Lässigkeit. O, eine Zeit, vor Plagen so geschützt - Ich wüßte, wie die Monde wechseln, nicht Und wäre taub für rege Nüchternheit!
V Ein drittes Mal kamen sie - ach! warum? Mit trüben Träumen war mein Schlaf bestickt; Der Rasen meiner Seele war rundum Mit Blumen, Licht und Schattenspiel geschmückt; Bewölkt der Morgen, doch nicht regennaß, Nur seine Augen tränten süß vom Mai; Durchs Fenster, in das knospend Wein sich brach, Kam warmer Duft und Drossels Lied herbei - O Schatten! Zeit, Lebwohl zu sagen, war’s! Nicht eine Träne weinte ich euch nach.
VI Darum adieu, ihr Geister! Für euch fährt Mein Haupt nicht auf vom kühlen Bett im Gras; Denn ich will nicht, daß man mit Lob mich nährt, Ein Schoßlamm in einer gefühlvollen Farce! Weicht meinem Blick und setzt ein weitres Mal Das Maskenspiel auf diesem Traumkrug fort. Lebt wohl! Visionen nachts hab ich schon meist Und zarte für den Tag in großer Zahl. Verlaßt, Phantome! meinen trägen Geist, Fort in die Wolken, und bleibt ewig dort!
John Keats
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KarinD
antwortete am 02.10.01 (07:51):
Das Geheimnis der Blüte
Kennst du die Tage und die Stunden, in denen Trübsal dich erdrückt und dadurch alle offnen Wunden zum Mittelpunkt des Daseins rückt ?
Dann denkst du nicht an Herzensfrieden, an Gott und seinen Schöpfungstraum, Du gärst in Kesseln, die noch sieden vor Lebensfrust und Zweifelsschaum.
Doch es gibt Wege zum Entkommen aus Düsternis und Schmerzensweh'n Du hast zum Teil sie schon erklommen. wenn du beschließt, zum Wald zu geh' n.
Stell dich an den Waldesrand und werfe allen Seelenschmerz, der dich an dein Leiden band, in aller Elfen Mitleidsherz.
Dann sieh in eine Blumenblüte und öffne jeden Sinn dafür, dass Gottes unfassbare Güte sich offenbart durch diese Tür.
Wenn jetzt Vertrauen prägt dein Sein, wird alles weitere gescheh' n. Du gehst den Schritt zu Gott hinein, doch Er kommt dir entgegen zehn.
Die Folge ist, dass alle Freude, die diese Blüte dir geschenkt, in dir beginnt zu wachsen heute und auch dein Leben sinnvoll lenkt.
(Hans Peter Neuber)
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Hanna
antwortete am 02.10.01 (10:41):
Danke für viele schöne gedichte und mit ihnen viele Erinnerungen. Ein Gedicht von Hilde Domin
Ein blauer Tag
Ein blauer tag Nichts Böses kann dir kommen aneinem blauen Tag. Ein blauer Tag die Kriegserklärung. Die Blumen öffneten ihr Nein die Vögel sangen Nein, ein König weinte. Ein blauer tag und doch war Krieg.
Gestorben wird auch an blauen Tagen bei jedem Wetter. Auch an blauen Tagen wirst du verlassen und verläßt du, begnadigst nicht und wirst nicht begnadigt. Auch an blauen Tagen wird nichts zurückgenommen. Niemand kann es glauben: Auch an blauen Tagen bricht das Herz.
Gruß an alle HANNA
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sieghard
antwortete am 02.10.01 (22:46):
Mondesaufgang
An des Balkones Gitter lehnte ich Und wartete, du mildes Licht, auf dich. Hoch über mir, gleich trübem Eiskristalle, Zerschmolzen schwamm des Firmamentes Halle; Der See verschimmerte mit leisem Dehnen, Zerflossne Perlen oder Wolkentränen? Es rieselte, es dämmerte um mich, Ich wartete, du mildes Licht, auf dich.
Hoch stand ich, neben mir der Linden Kamm, Tief unter mir Gezweige, Ast und Stamm; Im Laube summte der Phalänen Reigen, Die Feuerfliege sah ich glimmend steigen, Und Blüten taumelten wie halb entschlafen; Mir war, als treibe hier ein Herz zum Hafen, Ein Herz, das übervoll von Glück und Leid Und Bildern seliger Vergangenheit.
Das Dunkel stieg, die Schatten drangen ein - Wo weilst du, weilst du denn, mein milder Schein? Sie drangen ein, wie sündige Gedanken, Des Firmamentes Woge schien zu schwanken, Verzittert war der Feuerfliege Funken, Längst die Phaläne auf den Grund gesunken, Nur Bergeshäupter standen hart und nah, ein düstrer Richterkreis, im Düster da.
Und Zweige zischelten an meinem Fuß Wie Warnungsflüstern oder Todesgruß; Ein Summen stieg im weiten Wassertale Wie Volksgemurmel vor dem Tribunale; Mir war, als müsse etwas Rechnung geben, Als stehe zagend ein verlornes Leben, Als stehe ein verkümmert Herz allein, Einsam mit seiner Schuld und seiner Pein.
Da auf die Wellen sank ein Silberflor, Und langsam stiegst du, frommes Licht, empor; Der Alpen finstre Stirnen strichst du leise, Und aus den Richtern wurden sanfte Greise, Der Wellen Zucken ward ein lächelnd Winken, An jedem Zweige sah ich Tropfen blinken, Und jeder Tropfen schien ein Kämmerlein, Drin flimmerte der Heimaltlampe Schein.
O Mond, du bist mir wie ein später Freund, Der seine Jugend dem Verarmten eint, Um seine sterbenden Erinnerungen Des Lebens zarten Widerschein geschlungen, Bist keine Sonne, die entzückt und blendet, In Feuerströmen lebt, im Blute endet - Bist, was dem kranken Sänger sein Gedicht, Ein fremdes, aber o! ein mildes Licht.
[Droste 1797 - 1848]
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Heidi
antwortete am 02.10.01 (23:05):
Abendlich schon rauscht der Wald Aus den tiefsten Gründen, Droben wird der Herr nun bald An die Sternlein zünden. Wie so stille in den Schlünden, Abendlich nur rauscht der Wald.
Alles geht zu seiner Ruh. Wald und Welt versausen, Schauernd hört der Wandrer zu, Sehnt sich recht nach Hause. Hier in Waldes stiller Klause, Herz, geh endlich auch zur Ruh.
Joseph von Eichendorff
Gute Nacht! :-)
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Luzia
antwortete am 03.10.01 (00:12):
N a c h t
Nacht ist schon hereingesunken, schließt sich heilig Stern an Stern, große Lichter, kleine Funken glitzern nah und glänzen fern; glitzern hier im See sich spiegelnd, glänzen droben klarer Nacht, tiefsten Ruhens Glück besiegelnd herrscht des Mondes volle Pracht.
Goethe
Allen eine angenehme Nachtruhe.
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Rosmarie Vancura
antwortete am 03.10.01 (01:45):
Eine Welt in der Welt ______________________
Es gibt eine Welt in der Welt, die ganz anders ist.
In sie hineinzuwachsen, um mehr und mehr ein Teil von ihr zu werden, ist das schönste Bild des Lebens, das ich mir machen kann - zu malen mit in den Farben der Liebe und Verzauberung auf der Leinwand des Vertrauens.
Hans Kruppa
Ich wünsche Euch alle, dass Ihr Euch verzaubern lässt....
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Brita
antwortete am 03.10.01 (08:53):
...vielen Dank für die lieben Abend-, Nacht- und Zaubergrüße, ein neuer Tag beginnt so wunderschön....
Spätsommer
Noch schenkt der späte Sommer Tag um Tag Voll süßer Warme. Über Blumendolden Schwebt da und dort mit müdem Flügelschlag Ein Schmetterling und funkelt sammetgolden.
Die Abende und Morgen atmen feucht Von dünnen Nebeln, deren Naß noch lau. Vom Maulbeerbaum mit plötzlichem Geleucht Weht gelb und groß ein Blatt ins sanfte Blau.
Eidechse rastet auf besonntem Stein, Im Blätterschatten Trauben sich verstecken. Bezaubert scheint die Welt, gebannt zu sein In Schlaf, in Traum, und warnt dich, sie zu wecken.
So wiegt sich manchmal viele Takte lang Musik, zu goldener Ewigkeit erstarrt, Bis sie erwachend sich dem Bann entrang Zurück zu Werdemut und Gegenwart.
Wir Alten stehen erntend am Spalier Und wärmen uns die sommerbraunen Hände. Noch lacht der Tag, noch ist er nicht zu Ende, Noch hält und schmeichelt uns das Heut und Hier.
Hermann Hesse
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sieghard
antwortete am 03.10.01 (16:44):
Mondnacht
Leise naht die Nacht... Sieh nur, wie sie sacht sich vom Himmel neigt, wie der Mond auf Seidenschuhen von den Bergen, die schon ruhen, sanft herniedersteigt,
Dort am Kirchendach, hier in Teich und Bach blitzt sein Lächeln auf; unter heimlichem Geläute führt er weiße Nebelbräute hoch den Hang hinauf.
Weithin ausgespannt, über Fluss und Land ist nun seine Flut - alle drin vergehen müssen, die, von seinen Silberküssen trunken, ausgeruht.
Roderich Menzel .
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Anne 3.10.01 16.55
antwortete am 03.10.01 (16:56):
Herbsttag
Herr: Es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß. Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren, und auf den Fluren lass die Winde los.
Befiehl den letzten Früchten voll zu sein, gib ihnen noch zwei südlichere Tage, dränge sie zur Vollendung hin und jage die letzte Süsse in den Wein.
Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr. Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben, wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben und wird in den Alleen hin und her unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.
Rainer Maria Rilke
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Rosmarie S
antwortete am 03.10.01 (17:36):
Lieber Sieghard und alle anderen lieben Fleißigen,
für dein langes Gedicht "Mondesaufgang" möchte ich mich besonders bedanken. Ich habe mal in dem Turmzimmer der Meersburg hoch über dem Bodensee gestanden, in dem dieses Gedicht entstanden ist. Ich war damals von der relativ einfachen Ausstattung der Wohnräume und besonders des Schlaf- und Sterbezimmers von Anette von Droste-Hülshoff angerührt. Auch über die wunderschönen anderen Gedichte von Eichendorff, Goethe, Hesse, Menzel und Rilke habe ich mich sehr gefreut. Ich genieße diese Art von Gedichten ganz besonders! Danke!
Rosmarie
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Heidi
antwortete am 03.10.01 (23:51):
Nachdenkliches zur Nacht (gerade von einem guten Freund erhalten)
Im Herbst
Der Herbst sich anschickt dieses Jahr Früh, kalte Winde wehen. Sie treiben vor sich eine Schar von Blättern, die fallend noch im Kreis sich drehen.
Das fahle Laub, vom Baum gerissen, weiß nicht wohin, liegt überall verstreut. Die frühere grüne Pracht ist arg zerschlissen. Und noch ein Wind. Die Blätter heben sich erneut.
Und werden weggekehrt in irgendwelche Ecken mit einigem Geschick. Man meint, man müßte sie verstecken. Zumindest für den Augenblick
sind sie jetzt nicht mehr Blätter, die sich dreh'n. Doch kommen neue Winde mit dem Wetter, die wieder Blätter von den Bäumen weh'n.
Es werden mehr. Sie tanzen taumelnd einen Reigen. Sie jetzt zu packen wird sehr schwer. Sie sind recht viele. Ihr'n Übermut sie gerne zeigen.
Sie gehen vor, und gehen gleich darauf zurück. Sie sind nicht wiederzuerkennen. Sie spielen lachend in dem dargebotenen Stück, und rennen
dem Wind davon. Und bleiben dann ermattet liegen, um gleich darauf schnell aufzuspringen. Schon haben sie gelernt, in Formation zu fliegen.
Ein Kampf entbrennt. Das Urteil ist gefällt: Man will sie fangen. Sie wehren sich. Sie sind sehr stark. Geschickt. Gestählt. Wir schauen zu. Und hoffen. Andere bangen.
wml
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KarinD
antwortete am 04.10.01 (14:07):
Nur einen "kleinen" Goethe :-))
Die ganze Natur ist eine Melodie, in der eine tiefe Harmonie verborgen ist. Die Natur schafft ewig neue Gestalten; Was da ist, war noch nie, was da war - kommt nicht wieder - alles ist neu und dennoch immer das Alte.
(J.W. von Goethe)
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sieghard
antwortete am 04.10.01 (23:09):
Es ist seltsam mit dem Alter, wenn man zehn und noch ein Kind, weiß man glasklar, dass das Alter so um zwanzig rum beginnt.
Ist man aber selber zwanzig, denkt man nicht mehr ganz so steif, glaubt jedoch, genau um vierzig sei man für den Sperrmuell reif.
Vierziger, schon etwas weiser und vom Leben schon geprägt, haben den Beginn des Alters auf Punkt sechzig festgelegt.
Sechziger, mit Hang zum Grübeln sagen dumpf wie ein Fagott, achtzig sei die Altersgrenze und von da an sei man Schrott.
Doch die Achtziger, die Klugen, denken überhaupt nicht dran. Jung sind Alle, die noch lachen, leben, lieben, weitermachen.
Alter...? faengt mit Hundert an.
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KarinD
antwortete am 05.10.01 (07:45):
Feuer unter der Erde
Es ist Feuer unter der Erde, und das Feuer ist rein.
Es ist Feuer unter der Erde, und flüssiger Stein.
Es ist ein Strom unter der Erde, der strömt in uns ein.
Es ist ein Strom unter der Erde, der sengt das Gebein.
Es kommt ein großes Feuer, es kommt ein Strom über die Erde.
Wir werden Zeugen sein.
(Ingeborg Bachmann)
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Brita
antwortete am 05.10.01 (21:44):
...wünsche eine gute Nacht...
Der unsichtbare Steuermann
Es gleitet des Lebens Nachen weglos im Nebelgrau. Ob wir träumen oder wachen, keiner weiß es genau. Die wütende Woge brandet brüllend um Bug und Kiel. Keiner weiß, wo er landet, keiner kennt das Ziel. Bis wir in Nacht und Grauen, wind- und wetterumweht, mit Augen der Ewigkeit schauen Den, der am Steuer steht.
Manfred Kyber
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Herbertkarl Huether
antwortete am 05.10.01 (22:34):
gewissenlos
gewissenlos der gesang enthalster schwaene des federkleids beraubter beine des bleiernen windes aus rotost
hurtige spaene kuehlen das eisige feuer ohne glut raum nimmt zukuenftige zeit in geistlicher klage
katzentisch in der buehne des saals lianen geschmeidig vom boden herab eisberge auf olivenoel
geduenstete paletten angehaeufter geschmeide geschmiedet vom geist mirgehtesimmernochgut
granataepfel zerschossener gedanken aus weh und fernweh gruene karoffeln der geistigen garbe unkraut am wegesrand immernurweiter
stiebende lohe vom gebratenen schnee der verlorenen vergangenheit schnuersenkel vom schuh wirstdumichweiterhintragen
hkh
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Heidi
antwortete am 06.10.01 (05:30):
treiben
dem faehrmann das ruder aus der hand genommen
treiben zum fernen ufer schweigen nachdenken
bis der kurs sich ändert das boot sinkt zu schnell
aber wir können schwimmen
hl
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KarinD
antwortete am 06.10.01 (08:12):
Letzte Warnung
Wenn wir nicht aufhören uns mit unseren kleinen täglichen Sorgen und Hoffnungen unserer Liebe unseren Ängsten unserem Kummer und unserer Sehnsucht zu beschäftigen dann geht die Welt unter.
Und wenn wir aufhören uns mit unseren kleinen täglichen Sorgen und Hoffnungen unserer Liebe unseren Ängsten unserem Kummer und unserer Sehnsucht zu beschäftigen dann ist die Welt untergegangen
(Erich Fried)
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Rosmarie S
antwortete am 06.10.01 (22:29):
Mit einem herzlichen Gruß in die Runde! Ich wünsche allen einen sonnigen Herbstsonntag! Rosmarie
Herbst des Jahres - Herbst der Jahre
Du, Erde, trägst die nasse Last des Herbstes, der Jahre Fülle - reife, lange Zahl. Du gilbst die Buche – und mein Haar, du färbst es und bleichst das Morgenlicht in nebelgrau und fahl.
Du dämpfst und dringst mit traurigen Gedanken mir mitten in die Seele ein, bringst Baum und Dach bis in das Mark zum Wanken, wehst tote Blätter über frierendes Gestein.
Doch plötzlich öffnest du den Wolkenhimmel, blickst blauen Auges in das triste Grau. Frechkeck geworden dreht der Wind Gewimmel aus Blättern golden, violett und blau.
Du, Erde, schenkst die Fülle später Jahre, auch warmer Sonne gold´nen Glanz. Du senkst ins Herz das Klare und das Wahre erfüllest dankbar mir die Seele ganz.
rsch
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Rosmarie S
antwortete am 07.10.01 (09:27):
Guten Morgen miteinander,
etwas zu Heidis und Hans-Jürgens dichterischem Dialog in "Terror - und was nun?": Ich halte ein Gedicht weit mehr für den Spiegel der Persönlichkeitsstruktur des Dichters als für einen Spiegel der Umwelt.
Hermann Hesse schrieb im dritten Kriegsjahr:
Wenn auch der Abend kalt und traurig ist und Regen rauscht: Ich singe doch mein Lied zu deinem Frieden. Weiß nicht, wer lauscht.
Wenn auch die Welt in Krieg und Angst erstickt, an manchem Ort braut heimlich doch, ob niemand sie erblickt, die Liebe fort.
Allen einen friedvollen Sonntag! Rosmarie
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sieghard
antwortete am 07.10.01 (09:36):
Wo ist die Hand so zart, dass ohne Irren Sie sondern mag beschränkten Hirnes Wirren, So fest, dass ohne Zittern sie den Stein Mag schleudern auf ein arm verkümmert Sein? Wer wagt es, eitlen Blutes Drang zu messen, Zu wägen jedes Wort, das unvergessen In junge Brust die zähen Wurzeln trieb, Des Vorurteils geheimen Seelendieb? Du Glücklicher, geboren und gehegt Im lichten Raum, von frommer Hand gepflegt, Leg hin die Waagschal', nimmer dir erlaubt! Lass ruhn den Stein - er trifft dein eignes Haupt! -
[Droste] .
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KarinD
antwortete am 07.10.01 (12:52):
Der Garten trauert, Kühl sinkt in die Blumen der Regen. Der Sommer schauert Still seinem Ende entgegen.
Golden tropft Blatt um Blatt Nieder vom hohen Akazienbaum. Sommer lächelt erstaunt und matt In den sterbenden Gartenraum.
Lange noch bei den Rosen Bleibt er stehen, sehnt sich nach Ruh. Langsam tut er die (großen) Müdgewordnen Augen zu.
Hermann Hesse (1877-1962)
Schönen Sonntag Euch allen wünscht Karin.
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KarinD
antwortete am 08.10.01 (14:20):
Vielleicht Lied des Tages??
Universal Soldier by Buffy Sainte-Marie © Caleb Music-ASCAP
He's five feet two and he's six feet four He fights with missiles and with spears He's all of 31 and he's only 17 He's been a soldier for a thousand years
He's a Catholic, a Hindu, an atheist, a Jain, a Buddhist and a Baptist and a Jew and he knows he shouldn't kill and he knows he always will kill you for me my friend and me for you
And he's fighting for Canada, he's fighting for France, he's fighting for the USA, and he's fighting for the Russians and he's fighting for Japan, and he thinks we'll put an end to war this way
And he's fighting for Democracy and fighting for the Reds He says it's for the peace of all He's the one who must decide who's to live and who's to die and he never sees the writing on the walls
But without him how would Hitler have condemned him at Dachau Without him Caesar would have stood alone He's the one who gives his body as a weapon to a war and without him all this killing can't go on
He's the universal soldier and he really is to blame His orders come from far away no more They come from him, and you, and me and brothers can't you see this is not the way we put an end to war.
(Gefunden im Netz).
Fragt mich nicht nach einer genauen Übersetzung. Ich kann's auch nur so "gerade eben".
Gruß von Karin.
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sieghard
antwortete am 08.10.01 (22:37):
Im Oktober
Nun braunt es herbstlich auf den Auen, den bunten Forst entlaubt der Nord und schwirrend steuert hoch im Blauen der Zug der Wandervögel fort.
Geheime Schwermut rieselt bange mir durch’s Gemüt im Windeswehn – fahr‘ wohl, mein Wald am Bergeshange! Und werd‘ ich grün dich wiedersehn?
Ach, sicher trägt der Schwan die Kunde, wann’s Zeit zu wandern, in der Brust; doch wer verkündet dir die Stunde, o Herz, da du von hinnen musst?
[Emanuel Geibel] .
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KarinD
antwortete am 09.10.01 (07:38):
Nun gab's auch die Übersetzung zum "Universal Soldier":
Der ewige Soldat
Er ist klein und schwach, er ist groß und stark; Er kämpft mit Bomben, Colt und Speer, Ist ein Kerl, ein Supermann, ist blutjung, fast noch ein Twen Und Soldat seit tausend Jahren und mehr. Er ist Muselmann, ist Hindu, Buddhist und Atheist, Ist Jude, Katholik und Protestant. Und es heißt: Du sollst nicht töten! In der Bibel, im Koran. Ist er blind? Sieht er die Schrift nicht an der Wand? Er kämpft für USA und Vietnam, Für Kuba, Pakistan, er geht als Söldner in das fernste Land; Kämpft für China und Formosa, für Franco und de Gaulle. Ist er blind? Sieht er die Schrift nicht an der Wand?
Und er kämpft so für den Westen, für den Osten unentwegt; Es liegt allein in seiner Hand, ob man Länder ausradiert, Ob ein ganzes Volk krepiert. Ist er blind? Sieht er die Schrift nicht an der Wand? Ohne ihn hätt' Hitler niemals halb Europa unterjocht. Und Nero hätte niemals Rom verbrannt. Er alleine muß bezahlen mit dem letzten Tropfen Blut. Ist er blind? Sieht er die Schrift nicht an der Wand? Er wird ewig ein Soldat sein, und der Krieg wird weitergehn, Bis zum Tag, wo alle Waffen man verbannt, Und keiner ihm, wie gestern und auch heut', Sand in die Augen streut und er dann endlich Die Schrift sieht an der Wand!
(von mir nur übertragen).
Gruß von Karin.
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KarinD
antwortete am 09.10.01 (08:06):
Spätsommer
Die Farben der Anemonen werden bleich
Mach dir nichts vor es geht zu Ende
Unsichtbare Raubtiere schleichen um deine Lebenslust
Angst durchbohrt deinen Sommertraum
Bald blühen Eisblumen
Erfinde ein Apfellied
(Rose Ausländer)
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Rosmarie Vancura
antwortete am 09.10.01 (17:18):
Was du mir bist _______________
Du bist das klare Licht hoch über meiner tiefen Welt. die sanfte Dämmerung vor meinem Abend.- Die Sanftheit deines Wesens spiegelt mein Angesicht.
Als Morgensonnenstrahl wirst du mir groß in meiner Dunkelheit, wirst mir zum tiefen Meer, zum stillen Inseltraum zu meiner stillen Bucht.-
Auch bist du sanfte Nacht, die warm mich birgt in ihres Dunkels Schutz, dem mütterlichen Schoß. Und weites Land bist du, voll guter Einsamkeit.
Doch wenn das Herz geängstigt ist, daß Traumwelt du mir einst entrückst, wird tiefes Sein, das mir bewusst, zur fremden Wirklichkeit - schmerzhaft im Morgenlicht!
Erfaßt dein Blick noch meine Welt, bin ich in deinem Herzen noch, verging ich dir - ein Traumgesicht? Spür ich das Tasten deiner Hand? Erkenne ich mich noch in dir, vereinsamt und mir selber fremd?
Ich glaub an dich! Du bist ihn mir lebendiger als Tag und Traum, mir Lichtgestalt im Morgenlicht! Ich halte dich, wenn alles fällt allein die Liebe bleibt zuletzt im Menschenmeer voll Einsamkeit.
Gebhard Schuhböck Antennen geheimer Botschaften
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KarinD
antwortete am 10.10.01 (08:10):
Guten Morgen! Das ist zwar ein Lied-Text, ich denke, er paßt aber auch hier hinein:
Die Freiheit
Vor ein paar Tagen ging ich in den Zoo, die Sonne schien, mir war ums Herz so froh. Vor einem Käfig sah ich Leute stehn, da ging ich hin, um mir das näher anzusehn.
"Nicht füttern" stand auf einem großen Schild und "bitte auch nicht reizen, da sehr wild!" Erwachsene und Kinder schauten dumm, und nur ein Wärter schaute grimmig und sehr stumm.
Ich fragte ihn: "wie heißt denn dieses Tier?" "Das ist die Freiheit!" sagte er zu mir, "die gibt es jetzt so selten auf der Welt, drum wird sie hier für wenig Geld zur Schau gestellt."
Ich schaute und ich sagte: "Lieber Herr! Ich seh ja nichts, der Käfig ist doch leer!" "Das ist ja grade", sagte er, "der Gag! Man sperrt sie ein und augenblicklich ist sie weg!
Die Freiheit ist ein wundersames Tier und manche Menschen haben Angst vor ihr. Doch hinter Gitterstäben geht sie ein, denn nur in Freiheit kann die Freiheit Freiheit sein.
(G. Danzer)
Viele Grüße von Karin.
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sieghard
antwortete am 10.10.01 (08:55):
Alle Tage
Der Krieg wird nicht mehr erklärt, sondern fortgesetzt. Das Unerhörte ist alltäglich geworden. Der Held bleibt den Kämpfen fern. Der Schwache ist in die Feuerzonen gerückt. Die Uniform des Tages ist die Geduld, die Auszeichnung der armselige Stern der Hoffnung über dem Herzen.
Er wird verliehen, wenn nichts mehr geschieht, wenn das Trommelfeuer verstummt, wenn der Feind unsichtbar geworden ist und der Schatten ewiger Rüstung den Himmel bedeckt.
Er wird verliehen für die Flucht von den Fahnen, für die Tapferkeit vor dem Freund, für den Verrat unwürdiger Geheimnisse und die Nichtachtung jeglichen Befehls.
[Ingeborg Bachmann]
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Rosmarie Vancura
antwortete am 10.10.01 (09:23):
So war alles nicht gewollt! ____________________________
Das Haus hatten wir anders geplant, diese Politik nicht gewollt.
Die Zigeuner verjagen wollten wir nicht!
Es war nicht so gedacht mit der Vergasung der Juden!
Die Geschichte, die hätte ganz anders verlaufen sollen!
Indianer töten,das wollten wie nie!
Die Umwelt zerstören? Wir doch nicht?
Waffen liefern, Terroristen den Terror erst möglich machen? Nie haben wir das gewollt!
Wir haben doch nichts davon gewusst, alles viel später erst erfahren, leider zu spät!
Wir wollten das doch nicht, Nein wir nicht!
Nicht so und nicht das und nicht jenes!
Unwissenheit schützt nicht vor Strafe und das Gewissen geht eigene Wege!
RV
Die
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Wolfgang
antwortete am 10.10.01 (12:54):
Krieg dem Kriege (von Kurt TUCHOLSKY, 1919)
Sie lagen vier Jahre im Schützengraben. Zeit, große Zeit! Sie froren und waren verlaust und haben daheim eine Frau und zwei kleine Knaben, weit, weit -!
Und keiner, der ihnen die Wahrheit sagt. Und keiner, der aufzubegehren wagt. Monat um Monat, Jahr um Jahr... Und wenn mal einer auf Urlaub war, sah er zu Haus die dicken Bäuche. Und es fraßen dort um sich wie eine Seuche der Tanz, die Gier, das Schiebergeschäft.
Und die Horde alldeutscher Skribenten kläfft: "Krieg! Krieg! Großer Sieg! Sieg in Albanien und Sieg in Flandern!" Und es starben die andern, die andern, die andern...
Sie sahen die Kameraden fallen. Das war das Schicksal bei fast allen: Verwundung, Qual wie ein Tier, und Tod. Ein kleiner Fleck, schmutzigrot - und man trug sie fort und scharrte sie ein. Wer wird wohl der nächste sein?
Und ein Schrei von Millionen stieg auf zu den Sternen. Werden die Menschen es niemals lernen? Gibt es ein Ding, um das es sich lohnt? Wer ist das, der da oben thront, von oben bis unten bespickt mit Orden, und nur immer befiehlt: Morden! Morden! - Blut und zermalmte Knochen und Dreck... und dann hieß es plötzlich, das Schiff sei leck.
Der Kapitän hat den Abschied genommen und ist etwas plötzlich von dannen geschwommen. Ratlos stehen die Feldgrauen da. Für wen das alles? Pro patria?.
Brüder! Brüder! Schließt die Reihn! Brüder! das darf nicht wieder sein! Geben sie uns den Vernichtungsfrieden, ist das gleiche Los beschieden unsern Söhnen und euern Enkeln. Sollen die wieder blutrot besprenkeln die Ackergräben, das grüne Gras? Brüder! Pfeift den Burschen was! Es darf und soll so nicht weitergehn. Wir haben alle, alle gesehen, wohin ein solcher Wahnsinn führt -
Das Feuer brannte, das sie geschürt. Löscht es aus! Die Imperialisten, die da drüben bei jenen nisten, schenken und nie wieder Nationalisten. Und nach abermals zwanzig Jahren kommen neue Kanonen gefahren. - Das wäre kein Friede. Das wäre Wahn. Der alte Tanz auf dem Vulkan. Du sollst nicht töten! hat einer gesagt. Und die Menschheit hörts, und die Menschheit klagt. Will das niemals anders werden? Krieg dem Kriege! Und Friede auf Erden.
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Heidi
antwortete am 10.10.01 (12:54):
Die weißen Tauben (Hans Harz)
Komm her, Marie, ein letztes Glas, genießen wir den Augenblick, ab morgen gibt's statt Wein nur Wasser. Komm her und schenk uns noch mal ein, so viel wird morgen anders sein! Marie, die Welt wird langsam blasser. Die weißen Tauben sind müde, sie fliegen lange schon nicht mehr. Sie haben viel zu schwere Flügel, und ihre Schnäbel sind längst leer. Jedoch die Falken fliegen weiter! Sie sind so stark wie nie vorher, und ihre Flügel werden breiter, und täglich kommen immer mehr, nur weiße Tauben fliegen nicht mehr.
Bleib noch, Marie, der letzte Rest reicht für uns beide allemal, ab morgen gibt's statt Brot nur Steine Komm her und schenk uns noch mal ein, denn so wie heut wird's nie mehr sein. Marie, die Welt reißt von der Leine.
Die weißen Tauben sind müde, sie fliegen lange schon nicht mehr. Sie haben viel zu schwere Flügel, und ihre Schnäbel sind längst leer. Jedoch die Falken fliegen weiter! Sie sind so stark wie nie vorher, und ihre Flügel werden breiter, und täglich kommen immer mehr, nur weiße Tauben fliegen nicht mehr.
Sieh her, Marie, das leere Bett, der Spiegel uns'rer großen Zeit; ab morgen gibt's statt Glas nur Scherben. Komm her und schenk uns noch mal ein, den letzten Schluck vom letzten Wein. Marie, die Welt beginnt zu sterben.
Die weißen Tauben sind müde, sie fliegen lange schon nicht mehr. Sie haben viel zu schwere Flügel, und ihre Schnäbel sind längst leer. Jedoch die Falken fliegen weiter! Sie sind so stark wie nie vorher, und ihre Flügel werden breiter, und täglich kommen immer mehr, nur weiße Tauben fliegen nicht mehr.
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Heidi
antwortete am 10.10.01 (12:57):
Der Graben Kurt Tucholsky Mutter, wozu hast Du Deinen aufgezogen, Hast Dich zwanzig Jahr' um ihn gequält? Wozu ist er Dir in Deinen Arm geflogen, Und Du hast ihm leise was erzählt? Bis sie ihn Dir weggenommen haben Für den Graben, Mutter, für den Graben! Junge, kannst Du noch an Vater denken? Vater nahm Dich oft auf seinen Arm, Und er wollt' Dir einen Groschen schenken, Und er spielte mit Dir Räuber und Gendarm Bis sie ihn Dir weggenommen haben Für den Graben, Junge, für den Graben!
Werft die Fahnen fort! Die Militärkapellen spielen auf Zu Eurem Todestanz!
Seid Ihr hin? Seid Ihr hin?
Ein Kranz von Immortellen, Das ist dann der Dank des Vaterlands!
Hört auf Todesröcheln und Gestöhne! Drüben stehen Väter, Mütter, Söhne, Schuften schwer, wie ihr, um's bißchen Leben. Wollt Ihr denen nicht die Hände geben? Reicht die Bruderhand als schönste aller Gaben Über'n Graben, Leute, über'n Graben!
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KarinD
antwortete am 10.10.01 (14:39):
Vielleicht mal wieder etwas sanfter? (Zum Thema):
Nein, meine Söhne geb' ich nicht
Ich denk' ich schreib euch besser schon beizeiten, und sag euch heute schon endgültig ab. Ihr braucht nicht lange Listen auszubreiten, um zu sehen, dass ich auch zwei Söhne hab. Ich lieb die beiden, dass will ich euch sagen, mehr als mein Leben, als mein Augenlicht. Und die, die werden keine Waffen tragen:
|: Nein, meine Söhne geb ich nicht. :|
Ich habe sie die Achtung vor dem Leben, vor jeder Kreatur als höchstem Wert, ich habe sie Erbarmen und Vergeben, und wo immer es ging Lieben gelehrt. Nun werden Ihr sie nicht mit Hass verderben, kein Ziel und keine Ehre, keine Pflicht, sind's wert, dafür zu töten und zu sterben.
|: Nein, meine Söhne geb ich nicht. :|
Und sicher nicht für euch hat Ihre Mutter sie unter Schmerzen auf die Welt gebracht. Nicht für euch, und nicht als Kanonenfutter, nicht für euch hab' ich manche Fiebernacht verzweifelt an dem kleinen Bett gestanden, und kühlt' ein kleines glühendes Gesicht, bis wir in der Erschöpfung Ruhe fanden,
|: Nein, meine Söhne geb ich nicht. :|
Sie werden nicht in Reih' und Glied marschieren, nicht durchhalten, nicht kämpfen bis zuletzt, auf einem gottverlassnen Feld erfrieren, während Ihr euch in weiche Kissen setzt. Die Kinder schützen vor allen Gefahren ist doch meine verdammte Vaterpflicht. Dass heißt auch, sie vor euch zu bewahren.
|: Nein, meine Söhne geb ich nicht. :|
Ich werden sie den Ungehorsam lehren, den Widerstand und die Unbeugsamkeit. Gegen jeden Befehl aufzubegehren, und nicht zu buckeln vor der Obrigkeit. Ich werd' sie lehren ihr' n eignen Weg zu gehen, vor keinem Popanz, keinem Weltgericht, vor keinem, als sich selber gerad' zu stehen,
|: Nein, meine Söhne geb ich nicht. :|
Und eher werde ich mit ihnen fliehen, als dass ich sie zu euren Knechten mach. eher mit ihnen in die Fremde ziehen, in Armut, und wie Diebe in der Nacht. Sie haben nur dies eine kurze Leben, Ich schwör' s und sag's euch gerade ins Gesicht: Sie werden es für euren Wahn nicht geben!
|: Nein, meine Söhne geb ich nicht. :|
(Reinhard Mey)
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KarinD
antwortete am 10.10.01 (14:45):
Oder dieses hier:
Ich setze auf die Liebe
Wenn Sturm mich in die Knie zwingt Und Angst in meinen Schläfen buchstabiert Ein dunkler Abend mir die Sinne trübt Ein Freund im anderen Lager singt Ein junger Mensch den Kopf verliert Ein alter Mensch den Abschied übt
Das ist das Thema Den Hass aus der Welt zu entfernen Und wir bereit sind zu lernen Dass Macht Gewalt Rache und Sieg Nichts anderes bedeuten als ewiger Krieg Auf Erden und dann auf den Sternen
Die einen sagen es läge am Geld Die anderen sagen es wäre die Welt Sie läg' in den falschen Händen Jeder weiß besser woran es liegt Doch es hat noch niemand den Hass besiegt Ohne ihn selbst zu beenden
Er kann mir sagen was er will Und kann mir singen wie er's meint Und mir erklären was er muss Und mir begründen wie er's braucht Ich setze auf die Liebe! Schluss.
(v. Hanns Dieter Hüsch)
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Heidi
antwortete am 10.10.01 (15:21):
Georg Danzer
Frieden
Ned nur I hab so a Angst ned nur I hab so an Haß auf Euch
die ihr uns regiert's tyrannisiert's in Kriege führt's wir san nur Dreck für Euch.
Vier Milliarden Menschen vier Milliarden Träume über die ihr lacht's.
Vier Milliarden Hoffnungen die ihr mit einem Schlag zunichte macht's. Und ihr baut's Raketen und Atomkraftwerke und dann Bunker - wo ihr Euch versteckt's. Aber diesmal meine Herren könnt's Euch sicher sein daß ihr mit uns verreckt's.
Vier Milliarden Leben vier Milliarden Tode doch des is euch gleich. Hört's ihr Wissenschaftler ihr Politiker ihr Mächtigen wir fordern jetzt von Euch:
Gebt's uns endlich Frieden gebt's uns endlich Frieden gebt's uns endlich Frieden für die Welt !
Gebt's uns endlich Frieden gebt's uns endlich Frieden gebt's uns endlich Frieden für die Welt !
Gebt's uns endlich Frieden gebt's uns endlich Frieden wir woll'n nix als Frieden Frieden für die Welt !
Am Himmel steht die Sonn die Kinder spiel'n im Park und es is Frieden. -
I sitz auf ana Bank die Blumen blühn im Gras und es is Frieden.
I hab die Menschen gern I steh auf meine Freund und es is Frieden. -
Ka Hunger und ka Haß ka Habgier und ka Neid und es is Frieden.
Ka Führer und ka Staat ka Ideologie und es is Frieden.
Ka Mißgunst und ka Angst und Gott statt Religion und dann is Frieden. -
Ka Macht für niemand mehr und niemand an die Macht und es is Frieden.
Ka oben und ka unt dann is die Welt erst rund und es is Frieden.
Gebt's uns endlich Frieden gebt's uns endlich Frieden
gebt's uns endlich Frieden für die Welt !
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Richard
antwortete am 10.10.01 (15:36):
Nicht von der Hand zu weisen
Nach jedem Kriege reden sie emphatisch, die Herren an der Spitze der Nation, vom Frieden philantropisch hochdramatisch, ergriffen von der eignen Emotion: »Wir wollen alle hüten ihn und hegen. Kein Mann braucht künftig wieder ein Gewehr auf einen andern Menschen anzulegen. Wir wollen Menschen und kein Militär.«
Die dies mit einem Bibber uns versprochen und Kloß im Halse vor Ergriffensein, die haben schon sehr bald ihr Wort gebrochen und ziehn die jungen Männer wieder ein. Verdrehen uns mit honigsüßen Worten ins Gegenteil was vorher sie gesagt. Und sie befehlen wieder aller allerorten, wenn uns auch diese Willkür nicht behagt.
Den bunten Rock, das Ehrenkleid, zu tragen. Gewaltsam steckt man sie in die Montur. Sie pflegen sie nicht lange erst zu fragen, ob sie das möchten, aber keine Spur! Der Eingezogene hat sich zu fügen. Er kriegt per Post .... »Sie haben sich.......! Man kennt die Tonart sie macht kein Vergnügen. Und weigert man sich, wird es fürchterlich.
Gesetzt den Fall, dies einmal angenommen, die Jungen hätten in der ganzen Welt, wenn die Befehle mit der Post gekommen, sich völlig unberührt dazu gestellt. Und Jeder hätte diesen Wisch zerrissen, wie einen x-beliebigen Prospekt. Ihn axelzuckend ins Klosett geschmissen. Welch ein epochemachender Effekt!
Da blieben unbevölkert die Kasernen. Die Mäuse wohnten friedlich dort im Spind. An diesem Beispiel könnte man viel lernen, wie machtlos doch die Vorgesetzten sind. mit offnen Mäulern hätten sie gestanden. Was nun? Herr Hauptmann? Herr General? Ganz plötzlich kein Interesse mehr vorhanden? Der Menschenmarkt ist lustlos. Ein Skandal?
Da könnten alle Panzer und Gewehre verrosten, denn die fasst kein Mensch mehr an. Und auch das sogenannte Feld der Ehre mit seinem Heldentod wär endlich dann undenkbar, wenn an diesem schönen Tage die Jugend einer jeglichen Nation erklärte --- das kommt nicht in Frage. Doch leider bleibt dies vorerst Illusion. Robert T. Odeman
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KarinD
antwortete am 10.10.01 (15:56):
Abendgebet 1943
Wir hocken in modernen Katakomben. (Schon wieder Krieg, und noch nicht mein Geschmack!) Behüt uns, Herr, vor allen fremden Bomben und, wenn du kannst, auch vor der eignen Flak.
(Erich Kästner)
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RosmarieVancura
antwortete am 10.10.01 (18:05):
Alter (1 ) ________
Was ist mit dir du alter Mensch im dunklen Verliess deiner Gedanken denkst du noch oder wohin bist du schon gegangen?
Wie nimmst du mich wahr- bin ich ein Freund eine Liebe oder schon ein Niemand?
Spürst Du die Zärtlichkeit meiner Gedanken meine Wehmut die Trauer und meine Ohnmacht?
Und spürst du dass du mir mehr bist als die Hülle des Jemand der du einst warst ehe du zum Niemand geworden bist?
Weisst du dass mir dein Gesicht, deine Hände, deine Gestalt Geschichten erzählen aus der Zeit in welcher du warst was ich heute bin?
Ein Jemand der versucht im dunklen Verließ deines Lebens Einlass zu finden um aus dem Niemand wieder ein Jemand werden zu lassen.
RV
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KarinD
antwortete am 11.10.01 (13:20):
Altwerden
All der Tand, den Jugend schätzt, Auch von mir ward er verehrt, Locken, Schlipse, Helm und Schwert Und die Weiblein nicht zuletzt.
Aber nun erst seh ich klar, Da für mich, den alten Knaben, Nichts von allem mehr zu haben. Aber nun erst seh ich klar, Wie dies Streben weise war.
Zwar vergehen Band und Locken Und der ganze Zauber bald; Aber was ich sonst gewonnen, Weisheit, Tugend, warme Socken, Ach auch das ist bald zerronnen, Und auf Erden wird es kalt.
Herrlich ist für alte Leute Ofen und Burgunder rot Und zuletzt ein sanfter Tod - Aber später, noch nicht heute!
(Hermann Hesse)
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KarinD
antwortete am 11.10.01 (13:20):
Spätsommer
Noch schenkt der späte Sommer Tag um Tag voll süßer Wärme. Über Blumendolden schwebt da und dort mit müdem Flügelschlag ein Schmetterling und funkelt sammetgolden. Die Abende und Morgen atmen feucht von dünnen Nebeln, deren Naß noch lau. Vom Maulbeerbaum mit plötzlichem Geleucht weht gelb und groß ein Blatt ins sanfte Blau. Eidechse rastet auf besonntem Stein, Blätterschatten Trauben sich verstecken. Bezaubert scheint die Welt, gebannt zu sein, in Schlaf, in Traum, und warnt dich, sie zu wecken. So wiegt sich manchmal viele Takte lang Musik, zu goldener Ewigkeit erstarrt. Bis sie erwachend sich dem Bann entrang zurück zu Werdemut und Gegenwart. Wir Alten stehen erntend am Spalier und wärmen uns die sommerbraunen Hände. Noch lacht der Tag, noch ist er nicht zu Ende. Noch hält und schmeichelt uns das heut und Hier.
(Hermann Hesse)
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Rosmarie Vancura
antwortete am 11.10.01 (15:33):
Geborgenheit für wp ____________________
Du legst dein Gesicht in meine Hände und ich kann dir nicht sagen wann endlich die Welt so warm wird wie diese.
Du legst deine Hand in die meine und ich kann dir nicht sagen warum du dich in der Welt nicht so geborgen fühlst, wie deine Hand in der meinen.
Ich weiss nur das und das gewiss: meine Wärme wird dich begleiten ein Leben lang und darüber hinaus!
RV
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Rosmarie Vancura
antwortete am 11.10.01 (15:59):
Was bist du? ____________
Wortspielerei für einen "Macher"
Du bist halt das was du machst aus dem was du bist!
Machst Du's dann bist Du's!
Machst du's nicht dann bist du's nicht!
Aber was machst du wenn du nicht kannst?
Auch können müsste man können!
RV
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KarinD
antwortete am 11.10.01 (16:34):
Liebe Rosemarie!
Ich finde Deine Gedichte wunderschön!
Ein bißchen verunsichert bin ich allerdings, wenn ich die verschiedenen Rubriken sehe. Du schreibst EIGENE Gedichte in die Rubrik "Gedichte". Ich dachte, dort hinein gehören "gesuchte und gefundene" Gedichte von anderen Dichtern?
Bin ganz verunsichert, denn meine eigenen stelle ich in die Rubrik "Eigene Lyrik"?
Ist das nun alles wurscht, oder wie? Oder bin ich zuu ordentlich? :-))
Lieben Gruß von Karin.
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Heidi
antwortete am 11.10.01 (16:48):
Hallo, Karin Zu Deiner Frage: In 'Gedichte' gibt es keine Einschränkung - eigene oder fremde Gedichte - ist egal. In 'eigene Lyrik' sollten jedoch, wie der Titel sagt, nur "eigene" eingesetzt werden.
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Heidi
antwortete am 11.10.01 (17:07):
Lied von denen auf die alles zutrifft und die alles schon wissen
Daß etwas getan werden muß und zwar sofort das wissen wir schon daß es aber noch zu früh ist um etwas zu tun daß es aber zu spät ist um noch etwas zu tun das wissen wir schon
und daß es uns gut geht und daß es weiter so geht und daß es keinen Zweck hat das wissen wir schon
und daß wir schuld sind und daß wir nicht dafür können daß wir schuld sind und daß wir daran schuld sind daß wir nichts dafür können und daß es uns reicht das wissen wir schon
und daß es vielleicht besser wäre die Fresse zu halten und daß wir die Fresse nicht halten werden das wissen wir schon das wissen wir schon
und daß wir niemanden helfen können und daß uns niemand helfen kann das wissen wir schon
und daß wir begabt sind und daß wir die Wahl haben zwischen nichts und wieder nichts und daß wir dieses Problem gründlich analysieren müssen und daß wir zwei Stück Zucker in den Tee tun das wissen wir schon
und daß wir gegen die Unterdrückung sind und daß die Zigaretten teurer werden das wissen wir schon
und daß wir es jedesmal kommen sehen und daß wir jedesmal recht behalten werden und daß daraus nichts folgt das wissen wir schon
und daß das alles wahr ist das wissen wir schon
und daß das alles gelogen ist das wissen wir schon
und daß das alles ist das wissen wir schon
und daß Überstehn nicht alles ist sondern gar nichts das wissen wir schon
und daß wir es überstehn das wissen wir schon
und daß das alles nicht neu ist und daß das Leben schön ist das wissen wir schon das wissen wir schon das wissen wir schon
und daß wir das schon wissen das wissen wir schon
Hans Magnus Enzensberger
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KarinD
antwortete am 11.10.01 (17:19):
Danke, Heidi, jetzt weiß ich Bescheid!
SCHÖN, das Gedicht von Enzensberger. Ja, er weiß das(schon).
Lieben Gruß von Karin.
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Elke Reich
antwortete am 11.10.01 (22:51):
Ich möchte mich bei allen bedanken, die zu dieser schönen Herbstgedichtsammlung beigetragen haben. Ich habe sie mir alle ausgedruckt und werde - wie sicher viele andere -noch viel Freude daran haben.
Elke
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Brita
antwortete am 12.10.01 (07:58):
... hier noch ein Herbstgedicht, Elke :-))
Die große Fracht
Die große Fracht des Sommers ist verladen, das Sonnenschiff im Hafen liegt bereit, wenn hinter dir die Möwe stürzt und schreit. Die große Fracht des Sommers ist verladen.
Das Sonnenschiff im Hafen liegt bereit, und auf die Lippen der Galionsfiguren tritt unverhüllt das Lächeln der Lemuren. Das Sonnenschiff im Hafen liegt bereit.
Wenn hinter dir die Möwe stürzt und schreit, kommt aus dem Westen der Befehl zu sinken; doch offnen Augs wirst du im Licht ertrinken, wenn hinter die die Möwe stürzt und schreit.
Ingeborg Bachmann
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:-) Heidi
antwortete am 12.10.01 (07:59):
Englisches Kurzgedicht zum Wochenende:
Let's make love not war
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KarinD
antwortete am 12.10.01 (08:03):
Ach, Heidi! Das könnten sich viele Menschen zu Herzen nehmen, gelle?
Schönen Tag für Dich und alle hier! Gruß, Karin.
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KarinD
antwortete am 12.10.01 (08:06):
Damit die Sammlung der "Herbstgedichte" (hallo, Elke!) vervollständigt wird:
TO AUTUMN (William Blake)
O Autumn, laden with fruit, and stained With the blood of the grape, pass not, but sit Beneath my shady roof; there thou may'st rest, And tune thy jolly voice to my fresh pipe; And all the daughters of the year shall dance!
"The narrow bud opens her beauties to The sun, and love runs in her thrilling veins; Blossoms hang round the brows of morning, and Flourish down the bright cheek of modest eve, Till clust'ring Summer breaks forth into singing, And feather'd clouds strew flowers round her head.
The spirits of the air live on the smells Of fruit; and joy, with pinions light, roves round The gardens, or sits singing in the trees." thus sang the jolly Autumn as he sat; Then rose, girded himself, and o'ver the bleak Hills fled from our sight; but left his golden load.
("The Portable BLAKE". Penguin Books, 1978)
Schönen Herbstgruß, Karin.
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sieghard
antwortete am 12.10.01 (10:00):
Enzensberger, ja, brutal aber wahr!!!
Let's make love not war
the more you know
besser D, gibts weniger Verständniszweideutigkeiten oder mehr!
Krieg und Frieden das zweite wir lieben Moral im Großen fordern im Kleinen nicht befolgen heucheln heucheln heucheln brutal aber wahr Worte nichts als Worte
sorry ich bin so!
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Elke Reich
antwortete am 12.10.01 (18:09):
KarinD: Du hast so eine wunderbare Übersetzung von The Universal Soldier gemacht, kongenial nennt man das ja wohl, nämlich nicht Wort für Wort, sondern so stimmig in Sinn und Gefühl. Willst Du es nicht auch einmal mit dem Blake-Gedicht versuchen. Ich fänd es schön!
Elke
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KarinD
antwortete am 12.10.01 (18:17):
Liebe Elke!
Danke für die Lorbeeren, aber sie gebühren nicht MIR! Ich schrieb "nun gab's auch eine Übersetzung.......", und zwar genau an der Stelle, wo ich das Lied "fand".
Ich hätte es nur bruchstückweise hinbekommen, nicht so "stimmig", wie Du schreibst.
Vielleicht gibt's zu dem Blake-Gedicht auch bald eine Übersetzung, aber nicht von mir. Ich kann auch das nur provisorisch.
Lieben Gruß von KarinD.
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KarinD
antwortete am 12.10.01 (18:18):
Und noch ein kleines zum Thema Herbst:
Herbstsonne
Herbstsonne die mir küsst die bleiche Hand bist du ein Gruß aus jenem Sehnsuchtsland, in das die Armen und Verbannten zu allen Zeiten ihre Herzen sandten?
Herbstsonne, bleich und kränklich, so wie ich, in deiner stillen Armut lieb ich dich. Könnt' ich, wie du, mit meinen siechen Händen ein wenig Glück noch einem Menschen spenden.
(Georg Trakl)
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KarinD
antwortete am 12.10.01 (18:24):
Und noch eines:
Herbst in der Heide
Ich liebe die Heide zur Herbsteszeit. Ich muß bewundern das Rot und das Braun. Wie schön ist sie im neuen Kleid, ich möchte sie heute noch schauen.
Die Birkenstämme beleben das Ganze mit frischem glänzenden Weiß. Es fliegen die Blätter in drehendem Tanze, ich muß in die Heide um jeden Preis.
Den Heidepfad, den will ich gehen, wo Gräser und Farne liegen geknickt. Oftmals muß ich bleiben stehen, weil so fein hat Natur das Herbstkleid gestickt.
Bevor will schlafen gehen die Heid, offenbart sie noch einmal ihre Pracht. Es scheint der Mond so tief, so weit, ich kann nicht scheiden bis es Nacht.
(Jakob Litsch -1956-)
Wünsche Euch ein schönes Herbstwochenende. Gruß von Karin.
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Herbertkarl Huether
antwortete am 12.10.01 (21:07):
lebensfaden
haare wie gedreht hervor aus dem leib lebensfaden angesengt mit dem staunenden licht des werdens
kursive gedanken an front der gedachten linien mit dem kaltem charm durchzechter gelage der art von orgien des paradoxen
wirf das handtuch des vorwurfsvollen schweigens dem tod nass vor die stirn
himmle an geleuchtete lampen der vibration des unerschwinglichen druecke platt den tiefschwarzen kaefer seelenlos
geh dem abgrund nicht aus dem weg zeige dein licht erhaben denen die sich zeigten in schwarzstiller nacht um frohlockend ihren schmerzruf niederzuspeien auf unseren geschändeten rücken der niederkunft des seligen vor dem eden
spiralhafte wesen scharren kristallklaren wassern entgegen das sich auf den folgen des erlebten daseins artig in das nest ungelegter eier wirft
schokoladenfarbige laken rupfen graus zu hauf zum weben der decke der hohlheit vor dem ungeschaffenen wahn
nun schlag an deine laute schierer unbekuemmertheit die weit sich schaffend dem volk ein untrueglich zeichen setzt
rufe an die geschlagenen der oberen mächte denn wollen sie das leben dann müssen sie erst sein
hkh
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Wolfgang
antwortete am 13.10.01 (18:36):
Sonderling (von Hermann HESSE)
Ich bin zuweilen wie ein wilder Mann, Der Götter höhnt und laute Nächte lang Mit rohen Kameraden zechen kann Und dem schon mancher scharfe Witz gelang.
Ich bin zuweilen wie ein schwaches Kind, Das ohne Schuld krank wurde und verdarb, Und dessen Lächeln ungeboren starb, Und dessen Träume voll von Engeln sind.
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Heidi
antwortete am 13.10.01 (19:58):
von BUFFY Sainte-Marie
Who knows what tomorrow brings in a world where few hearts survive All I know is the way I feel When it's real I keep it alive
The road is long There are mountains in the way but we climb a step every day
Love lift us up where we belong where the eagles cry on a mountain high Love lift us up where we belong far from the world we know up where the clear winds blow
Some hang on to used to be live their lives looking behind When all we have is here and now All our lives out there to find
The road is long There are mountains in the way but we climb a step every day
Love lift us up where we belong where the eagles cry on a mountain high Love lift us up where we belong far from the world we know up where the clear winds blow
Time goes by No time to cry Life's you and I Alive... today
Love lift us up where we belong where the eagles cry on a mountain high Love lift us up where we belong far from the world we know up where the clear winds blow
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Barbara
antwortete am 14.10.01 (18:11):
Hallo,liebe Freunde!Vielen Dank fuer die vielen schoenen Gedichte! ich habe eine grosse Bitte:Vor vielen.vielen Jahren mussten wir in der Schule ein wunderschoenes Gedicht lernen. Ich kenne nicht mehr den Dichter und nicht die UEBERSCHRIFT. Ich kenne nur noch einige Verse:"du gehst mir nicht rein, dein Vater ging unter und Momme mein Sohn drei Jahre verschollen ist Uwe schon,mein Uwe mein Uwe."
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Rosmarie Vancura
antwortete am 14.10.01 (19:31):
Guten Abend,liebe Barbara
Hier Dein gesuchtes Gedicht
Nis Randers ------------
von Otto Ernst
Krachen und Heulen und berstende Nacht, Dunkel und Flammen in rasender Jagd - ein Schrei durch die Brandung!
Und brennt der Himmel, so sieht man's gut: Ein Wrack auf de Sandbank!Noch wiegt es die Flut - gleicht holt's sich der Abgrund
Nis Randers lugt - und ohne Hast spricht er: " Da hängt noch ein Mann im Mast; wir müssen ihn holen."
Da fasst ihn die Mutter: " Du steigst mir nicht ein! Dich will ich behalten, du bliebst mir allein, ich wills, deine Mutter!
Dein Vater ging unter und Momme,mein Sohn, drei Jahre verschollen ist Uwe schon, mein Uwe, mein Uwe!"
Nis tritt auf die Brücke. Die Mutter ihm nach! Er weist nach dem Wrack und spricht gemach: " Und s e i n e Mutter"?
Nun springt er ins Boot und mit ihm noch sechs: hohes, hartes Friesengewächs - schon sausen die Ruder.
Boot oben, Boot unten, ein Höllentanz! Nun muss es zerschmettern...! Nein, es blieb ganz!... Wie lange, wie lange?
Mit feurigen Geisseln peitscht das Meer die menschenfressenden Rosse daher; sie schnauben und schäumen.
Wie hechelnde Hast sie zusammenzwingt! Eins auf den Nacken des anderen springt mit stampfenden Hufen!
Drei Wetter zusammen! Nun brennt die Welt! Was da? - Ein Boot, das landwärts hält.- Sie sind es"Sie kommen"
Und Augen und Ohr ins Dunkel gespannt...
Still - ruft da nicht einer?- Er schreit's durch die Hand; " Sagt Mutter, s'ist Uwe!"
ERNST Otto geboren 1862 in Ottensen bei Hamburg gestorben dasselbst 1926
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KarinD
antwortete am 14.10.01 (19:31):
Liebe Barbara!
Da kann ich Dir helfen, weil ich ihn mag, den Otto Ernst. Das Gedicht heißt "Nis Randers", ich füge es hier der Einfachheit halber gleich rein.
Nis Randers
Krachen und Heulen und berstende Nacht, Dunkel und Flammen in rasender Jagd – Ein Schrei durch die Brandung!
Und brennt der Himmel, so sieht man's gut: Ein Wrack auf der Sandbank! Noch wiegt es die Flut; Gleich holt sich's der Abgrund.
Nis Randers lugt – und ohne Hast Spricht er: »Da hängt noch ein Mann im Mast; Wir müssen ihn holen.«
Da faßt ihn die Mutter: »Du steigst mir nicht ein: Dich will ich behalten, du bliebst mir allein, Ich will's, deine Mutter!
Dein Vater ging unter und Momme, mein Sohn; Drei Jahre verschollen ist Uwe schon, Mein Uwe, mein Uwe!«
Nis tritt auf die Brücke. Die Mutter ihm nach! Er weist nach dem Wrack und spricht gemach: »Und seine Mutter?«
Nun springt er ins Boot, und mit ihm noch sechs: Hohes, hartes Friesengewächs; Schon sausen die Ruder.
Boot oben, Boot unten, ein Höllentanz! Nun muß es zerschmettern...! Nein: es blieb ganz!... Wie lange? Wie lange?
Mit feurigen Geißeln peitscht das Meer Die menschenfressenden Rosse daher; Sie schnauben und schäumen.
Wie hechelnde Hast sie zusammenzwingt! Eins auf den Nacken des andern springt Mit stampfenden Hufen!
Drei Wetter zusammen! Nun brennt die Welt! Was da? – Ein Boot, das landwärts hält – Sie sind es! Sie kommen! – –
Und Auge und Ohr ins Dunkel gespannt... Still – ruft da nicht einer? – Er schreit's durch die Hand: »Sagt Mutter, 's ist Uwe!«
Übrigens, falls es interessiert: Mein Lieblingsbuch von O.E. ist "Appelschnut", ein ganz reizendes Büchlein. Ebenso zu finden bei dem Link, den ich unten einfüge (online lesbar!).
Schönen Abend wünsche ich Dir. Lieben Gruß von Karin.
(Internet-Tipp: https://gutenberg.aol.de/index.htm)
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Rosmarie Vancura
antwortete am 14.10.01 (20:22):
Ich bin berührt worden _______________________
Ich spüre in mir eine Regung, die ich nicht kenne. Ich bin berührt worden in meinem Inneren. Es ist etwas losgegangen. Es ist ungeheuerlich schön. und doch habe ich Angst davor. Aber ich will, dass es weitergeht. Doch schaffe ich es, damit umzugehen?
Nie habe ich mich so gefühlt. Ich habe nicht gewusst, dass das Leben so sein kann. So tief und ergreifend, Aber kann ich so leben? Kann ich so noch ganz normale Dinge tun? Kann ich jemals wieder normal leben?
Ulrich Schaffer Berührungstexte In einer tiefblauen Nacht
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Iris Berghaus
antwortete am 14.10.01 (22:59):
ABENDGEDICHT
Der Abend kommt. Ich fühle mich besser, kann sogar lächeln, obwohl ich keinen Grund dazu habe. Ich lächle die Dunkelheit an, lächle den Kummer an, und ich weiß, morgen werde ich aufwachen und mich gut fühlen und nicht mehr fragen, warum du so viel aufgegeben hast, das du mit so wenig hättest retten können, und ich werde lächeln über das Kind in mir, das so schön von dir geträumt hat.
Hans Kruppa...FÜR IMMER *DU* Liebesgedichte
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sieghard
antwortete am 14.10.01 (23:16):
Mir ist der See ein trauter Freund, der mit mir lächelt, mit mir weint; ist, wenn er gründlich golden ruht mir eine sanfte Zauberflut, aus deren tiefen klaren Grund Gestalten meines Lebens steigen.
[Droste]
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sieghard
antwortete am 14.10.01 (23:22):
Altweibersommer
Septembergold und neuer Wein. Ich hab gewollt es war aus Stein, mein Herz aus Gold.
Oktoberrot und Hasenjagd. Die Liebe tot. Die Leiche fragt nach Lippenrot.
Novembergrau, die Toten ruhn. Mein Haar wird grau, ich färb es nun: Altweiberblau.
[Ingrid Noll] .
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Heidi
antwortete am 15.10.01 (00:03):
THEODOR FONTANE Aber es bleibt auf dem alten Fleck
"Wie konnt' ich das tun, wie konnt' ich das sagen",- So hört man sich auf, sich anzuklagen, Bei jeder Dummheit, bei jedem Verlieren Heißt es: "Das soll dir nicht wieder passieren". Irrtum! Heut traf es bloß Kunzen und Hinzen, Morgen trifft es schon ganze Provinzen, Am dritten Tag ganze Konfessionen, Oder die "Rassen, die zwischen uns wohnen", Immer kriegt man einen Schreck, Aber es bleibt auf dem alten Fleck.
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Rosmarie Vancura
antwortete am 15.10.01 (04:21):
Friedrich Hebbel ausgegraben...
HERBSTBILD ___________
Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah! Die Luft ist still, als atmete man kaum, und dennoch fallen raschelnd fern und nah, die schönsten Früchte ab von jedem Baum.
O stört sie nicht, die Feier der Natur! Dies ist die Lese, die sie selber hält; denn heute löst sich von den Zweigen nur, was vor dem milden Strahl der Sonne fällt.
Nein, nein, nicht der Schwabe Hebel....sondern
Friedrich HEBBEL, 1813 geb.in Wesselbüren (Holstein gestorben in Wien 1863
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KarinD
antwortete am 15.10.01 (07:41):
In den Nachmittag geflüstert
Sonne, herbstlich dünn und zag, Und das Obst fällt von den Bäumen. Stille wohnt in blauen Räumen Einen langen Nachmittag.
Sterbeklänge von Metall; Und ein weißes Tier bricht nieder. Brauner Mädchen rauhe Lieder Sind verweht im Blätterfall.
Stirne Gottes Farben träumt, Spürt des Wahnsinns sanfte Flügel. Schatten drehen sich am Hügel von Verwesung schwarz umsäumt.
Dämmerung voll Ruh und Wein; Traurige Gitarren rinnen. Und zur milden Lampe drinnen Kehrst du wie im Traume ein.
(von Georg Trakl)
Einen wunderschönen Montag wünscht Euch Karin.
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KarinD
antwortete am 15.10.01 (15:08):
Und noch'n Kruppa:
Gib gut auf deine Träme acht
Gib gut, auf deine Träume acht, ohne sie bist du verraten und verkauft. Gib ihnen nur das Beste, lies ihnen jeden Wunsch von den Augen ab - und laß sie niemals warten. Halt warme Kleidung stets für sie bereit, wenn sie spazieren wollen in der Weltgeschichte, in der es für sie, selbst im Hochsommer, oftmals schneit.
Mach deine Seele nicht zu einem Friedhof gestorbener Sehnsucht und vergeudeter Zeit.
Gib gut auf deine Träume acht, sonst fliegen sie davon - und mit ihnen deine Flügel.
(Hans Kruppa)
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Horst Großewiese
antwortete am 15.10.01 (19:30):
Wonach du sehnlichst ausgeschaut Es wurde dir beschieden. Du triumphierst und jubelst laut: Jetzt hab ich endlich Frieden.
Ach Freundchen werde nicht so wild. Bezähme deine Zunge. Ein jeder Wunsch, wenn er erfüllt, Kriegt augenblicklich Junge. Wihelm Busch
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KarinD
antwortete am 15.10.01 (20:03):
Es mag trübe Zeiten geben,
in denen die Hoffnung müde wird, weil der einstmals schäumende Brunnen des Lebens versiegt zu sein scheint. Aber es lohnt sich, alle die leeren Gefäße geduldig aufzubewahren, um von neuem aus der Freude schöpfen zu können, sobald der Lebensquell wieder sprudelt. Die Zeiten der Dürre dauern nicht ewig.
(Elli Michler)
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Brita
antwortete am 15.10.01 (21:12):
...rückblickend, hier noch ein paar Zeilen von G. Trakl...
Im Park
Wieder wandelnd im alten Park, O! Stille gelb und roter Blumen. Ihr auch trauert, ihr sanften Götter, Und das herbstliche Gold der Ulme. Reglos ragt am bläulichen Weiher Das Rohr, verstummt am Abend die Drossel. O! dann neige auch du die Stirne Vor der Ahnen verfallenem Marmor.
Georg Trakl
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sieghard
antwortete am 15.10.01 (21:56):
Ein wenig Sonne, und der Schnee schmilzt.
Ein wenig Wärme, und das Eis bricht.
Ein wenig Güte, und Menschen tauen auf.
[Heidi Lachnitt] .
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G. Segessenmann, alias Georg von Signau
antwortete am 15.10.01 (22:15):
Naja, wenn denn schon gemelancholiet werden soll.......
Es weht durch die Lüfte ein herbsüsser Duft, er färbt alle Blätter, er sättigt die Luft, lässt reifen die Trauben, die Äpfel, die Nüss`, er füllt mir die Lungen, wenn Liebchen ich küss`, er lässt mich gar Träumen, dass ewig es währt, dass ewig der Traum mich erquiket und nährt.
Ich lass mich verführen vom herbsüssen Duft und merk`doch, dass langsam mein Leben verpufft.
15.10.01,Schorsch
Gut Nacht in die Dichterrunde
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Heidi
antwortete am 16.10.01 (01:12):
Lassen wir die Melancholie :-) -
(für mlB)
Der Abend küsste geheimnisvoll Die knospenden Oleander. Wir spielten und bauten Tempel Apoll Und taumelten sehnsuchtsübervoll Ineinander. Und der Nachthimmel goss seinen schwarzen Duft In die schwellenden Wellen der brütenden Luft, Und Jahrhunderte sanken Und reckten sich Und reihten sich wieder golden empor Zu sternenverschmiedeten Ranken. Wir spielten mit dem glücklichsten Glück, Mit den Früchten des Paradiesmai, Und im wilden Gold Deines wirren Haars Sang meine tiefe Sehnsucht Geschrei, Wie ein schwarzer Urwaldvogel. Und junge Himmel fielen herab, Unersehnbare, wildsüsse Düfte; Wir rissen uns die Hüllen ab Und schrieen! Berauscht vom Most der Lüfte. Ich knüpfte mich an Dein Leben an, Bis dass es ganz in ihm zerrann, Und immer wieder Gestalt nahm Und immer wieder zerrann. Und unsere Liebe jauchzte Gesang, Zwei wilde Symphonieen!
Else Lasker-Schüler (1869-1945)
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Rosmarie S
antwortete am 16.10.01 (20:05):
Zu Schorsch.
>Ich lass mich verführen vom herbsüssen Duft >und merk`doch, dass langsam mein Leben verpufft.
Muss schließen das Leben mit einem Puff, so wünscht sich das mancher in glücklichem Suff... Doch, Schorsch, du endest noch nicht in Luft! Noch atmest du herbstlich süßen Duft, Und Gänschen und Zimtstern rücken schon nach. Die müde Nase wird wohl noch mal wach und schnüffelt und saugt bald Weihnachtsduft... Also nix: Noch wird nicht weggepufft!
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Pamina
antwortete am 17.10.01 (23:57):
Hier ist Pamina - guten Abend, ich bin ganz zeu in der Runde und möchte mich noch mit einem französischen Herbstgedicht beteiligen:
Les sanglots longs des violons de l'automne blessent mon coeur d'une langueur monotone
Tout suffocant et blème, quand sonne l'heure, je me souviens des jours anciens et je pleure.
Et je m'en vais au vent mauvais, qui m'emporte deca, delà pareil à la feuille morte.
(Verlaine)
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KarinD
antwortete am 18.10.01 (07:30):
Liebe Pamina!
Welch ein hübscher Name!!
Mag sehr schön sein das Gedicht, Danke dafür. Aber ich kann z.B. nur gaaanz wenig französisch, kriege die Übersetzung nicht zusammen. Kann frau da etwas machen?? Oder wer auch immer hier.... Das wäre sehr schön.
Gruß von Karin.
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Iris Berghaus
antwortete am 18.10.01 (09:03):
Für alle...die das "Schmunzeln" auch in trüben Zeiten...nicht verlernt haben ;-)))
Von Werner Finck
Ick warte und weeß nich uff wen und steh schon seit acht uff`n Posten und jetzt isses zehn. Man müßt mal in`n Lunapark jehn; das kann doch so ville nich kosten.
Wie machen die andern das bloß, die sieht man doch täglich poussieren, die werden es los. Mir setzt sich keen Aas uff`n Schoß wie soll man da eene vafieren?
Da wart man und wartet und wart` und keene kommt und sagt "Kleener, das Leben ist hart," "Komm` mit! Ick bezahl ooch die Fahrt." Und ick sehn mir doch so nach so eener.
Dat jibt es wohl bloß im Roman. Am besten bleibt`s, man vazichtet und jeht in`n Kahn und denkt, man hätt` es jetan, bis daß die Sehnsucht vaflichticht.
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Heidi
antwortete am 18.10.01 (09:22):
Hallo Karin und Pamina:-)
Eines der wenigen Gedichte die ich auswendig schreiben kann:
Wie die Geigen des Herbstes mein Herz verwunden mit tiefem Seufzen mit schwerem Sehnen
bleich mit stockendem Atem hör ich die Stunden schlagen gedenke vergangener Tage und weine
und wandern muss ich weiter im treibenden Wind hierhin und dorthin ein welkes Blatt
Paul Verlaine
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KarinD
antwortete am 18.10.01 (13:53):
Liebe Heidi,
DANKE SCHÖN! Ja - sehr hübsch, wie ich mir dachte. Ich weiß, daß Du Verlaine magst....
Aber Du mußt heute nicht weinen, gelle? :-))
Lieben Gruß von Karin.
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KarinD
antwortete am 18.10.01 (14:48):
Hast recht, Iris! Hier auch etwas zum Lächeln:
Widmung in ein Kochbuch
Es wird behauptet und mit Grund, Ein nützlich Werkzeug sei der Mund!
Zum ersten läßt das Ding sich dehnen Wie Guttapercha, um zu gähnen. Ach, Grete, wenn du dieses mußt, Tu es im stillen und mit Lust!
Zum zweiten: Wenn es grad vonnöten, Kann man ihn spitzen, um zu flöten. Sitzt dann der Schatz auch mal allein, Dies wird ihm Unterhaltung sein!
Zum dritten läßt der Mund sich brauchen, Wenn's irgend passend, um zu rauchen. Dies kannst du deinem guten Gatten, Der darum bittet, wohl gestatten.
Zum vierten ist es kein Verbrechen, Den Mund zu öffnen, um zu sprechen. Vermeide nur Gemütserregung, Sprich lieber sanft mit Überlegung, Denn mancher hat sich schon beklagt: »Ach, hätt' ich das doch nicht gesagt!«
Zum fünften: Wie wir alle wissen, So eignet sich der Mund zum Küssen. Sei's offen oder sei's verhohlen, Gegeben oder nur gestohlen, Ausdrücklich oder nebenher, Bei Scheiden oder Wiederkehr, Im Frieden und nach Kriegeszeiten: Ein Kuß hat seine guten Seiten!
Zum Schluß jedoch nicht zu vergessen: Hauptsächlich dient der Mund zum Essen! Gar lieblich dringen aus der Küche Bis in das Herz die Wohlgerüche.
Hier kann die Zunge fein und scharf Sich nützlich machen, und sie darf! Hier durch Gebrötel und Gebrittel Bereitet man die Zaubermittel In Töpfen, Pfannen oder Kesseln, Um ewig den Gemahl zu fesseln.
Von hier aus herrscht mit schlauem Sinn Die Haus= und Herzenskönigin. - Lieb's Gretchen! Halt dich wohlgemut, Regiere mild und - koche gut!
(W. Busch)
Schönen Resttag noch an alle. Gruß von Karin.
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KarinD
antwortete am 18.10.01 (15:01):
Hallo, Heidi + Pamina, hab auch einen Verlaine (auch wenn's nicht fröhlich ist. Aber schön!):
Die grosse Ruhe
Die große dunkle Ruh Sinkt über meine Brust: Schlaf ein, mein Hoffen du, Und du auch, süße Lust.
Ich sehe nimmer klar Und weiß schon lang nicht mehr, Was gut , was böse war; - O Dasein, trüb und leer.
Von sanfter Hand gewiegt Ich eine Wiege bin, Ins Dunkel eingeschmiegt; O Schweigen, nimm mich hin! -------------------------------- Un grand sommeil noir Un grand sommeil noir Tombe sur ma vie: Dormez, tout espoir, Dormez, toute envie!
Je ne vois plus rien. Je perds la mémoire Du mal et du bien ... O la triste histoire!
Je suis un berceau Qu'une main balance Au creux d'un caveau: Silence, silence!
(Paul Verlaine)
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Iris Berghaus
antwortete am 18.10.01 (16:54):
Thema EHE...
schaut mal...was GÜNTER GRASS darüber schreibt... ich finde...bestens beobachtet !! *grins*
EHE
Wir haben Kinder, das zählt bis zwei. Meistens gehen wir in verschiedene Filme. Vom Auseinanderleben sprechen die Freunde. Doch meine und Deine Interessen berühren sich immer noch an immer den gleichen Stellen. Nicht nur die Frage nach den Manschettenknöpfen. Auch Dienstleistungen: Halt mal den Spiegel. Glühbirnen auswechseln. Etwas abholen. Oder Gespräche, bis alles besprochen ist.
Zwei Sennder, die manchmal gleichzeitig auf Empfang gestellt sind. Soll ich abschalten? Erschöpfung lügt Harmonie. Was sind wir uns schuldig? Das. Ich mag das nicht:Deine Haare im Klo.
Aber nach elf Jahren noch Spaß an der Sache. Ein Fleisch sein bei schwankenden Preisen. Wir denken sparsam in Kleingeld. Im Dunkeln glaubst Du mir alles. Aufribbeln und Neustricken. Gedehnte Vorsicht. Dankeschönsagen. Nimm dich zusammen.
Dein Rasen vor unserem Haus. Jetzt bist Du wieder ironisch. Lach doch darüber. Hau doch ab, wenn Du kannst. Unser Hass ist witterungsbeständig.
Doch manchmal, zerstreut, sind wir zärtlich. Die Zeugnisse der Kinder müssen unterschrieben werden. Wir setzen uns von der Steuer ab. Erst übermorgen ist Schluss. DU. Ja DU. Rauch nicht so viel.
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Luzia
antwortete am 18.10.01 (19:10):
Hier ein "Guter Zuspruch" von Eugen Roth
Wenn sonst ein Gatte an was litt, beleidete die Frau ihn mit. Doch trifft man auch das Gegenteil - die Frau nur schimpft:"Natürlich, weil: du einfach nie zum Doktor gehst; barfuß auf kalten Böden stehst, nie pünktlich nimmst die Medizin, hinarbeitest selbst auf den Ruin, beim Baden immer untertauchst, den ganzen Tag Zigarren rauchst, hineinfrißt, was du nicht verträgst, am Ast, auf dem wir sitzen, sägst, zu jeder Warnung blöd nur lachst, nie ernstlich dir Gedanken machst -- Das würde dir vielleicht so passen, Als Witwe mich zu hinterlassen!" So schlägt sie nieder ihn mit Keulen und jetzt fängt sie gar an zu heulen. Der Mann, gelockert und bewässert, verspricht, daß er sich schleunig bessert. --
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sieghard
antwortete am 19.10.01 (08:12):
Spätsommer in der Heide
Die Hänge leuchten rosenrot in allen Abstufungen, unterbrochen von den silbernen Stämmen der Birken, unterbrochen durch die starren, straffen Ruten des Ginsters und die wirren Klumpen der verkrüppelten Kie- fern. Hier und da hebt sich ein grauer Findling aus dem ro- senroten Untergrund ab. Ein schmaler weißer Weg, gefällig gekrümmt, zeigt sich teilweise; das Blattwerk eines Stechpal- menhorstes wirft gleißende Lichter um sich. Die Sonne er- wärmt den Boden so, dass ich sehen kann, wie die Luft über dem Heidekraut flimmert. Ein schwerer Honiggeruch wogt über das ganze Land hin, und das Summen der Bienen klingt wie das Brausen un- sichtbarer Wellen. Die hohe Zeit der Heide ist gekommen. Aber auch später, wenn die Heide nicht mehr blüht und braun wird, ist es wunderbar schön hier. Dann werden aus den rosigen Blüten Silberper- len. Die Birken heben sich wie goldene Springbrunnen von der Heide ab. Jedes Stück Moorland wird vom Wollgrase wie mit Sommerschnee be- deckt. Selbst dann, wenn kalte Nebel vom Moore heraufstei- gen und jeden Zweig, jeden Stängel einspinnen, dass am andern Morgen die Heide ganz und gar versilbert ist, ist es herrlich hier.
[Hermann Löns 1866 - 1914]
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KarinD
antwortete am 19.10.01 (10:14):
Finde ich wunderschön, und kann sicher manche/r hier nachempfinden:
Trost
Ich möchte eine alte Kirche sein voll Stille, Dämmerung und Kerzenschein. Wenn du dann diese trüben Stunden hast, gehst du herein zu mir mit Deiner Last Du senkst den Kopf, die große Tür fällt zu. Nun sind wir ganz alleine, ich und du. Ich kühle dein Gesicht mit leisem Hauch, ich hülle dich in meinem Frieden auch, ich fange mit der Orgel an zu singen... Nicht weinen, nicht die Hände ringen! Hier hinten, wo die beiden Kerzen sind, komm setz dich hin, du liebes Menschenkind Ob Glück, ob Unglück, alles trägt sich schwer. Du bist geborgen hier, was willst du mehr? In den Gewölben summt' s, die Kerzenflammen Weh' n flackernd auseinander, weh' n zusammen. Vom Orgelfuß die Engel sehn dir zu Und lullen dich mit Flötenspiel zur Ruh. Ich möchte eine alte Kirche sein Voll Stille, Dämmerung und Kerzenschein. Wenn du dann diese trüben Stunden hast, gehst du herein zu mir mit deiner Last.
(Manfred Hausmann)
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Rosmarie Vancura
antwortete am 19.10.01 (13:35):
Sehnsucht nach grosser Ruhe ____________________________
Ruhe soll kommen. soll sich niederlassen wie ein Schwarm grosser Vögel wie eine dunkle Wolke wie ein schweres Gift soll sich senken und Grund schaffen
damit Gedanken hören könnnen damit das Hören denken kann damit in ihrem Schatten die Dinge sich setzen bleiben und vertraut werden damit Vertrauen sich vorsichtig nähern kann.
muss Ruhe kommen. He, Ruhe: Hörst du mich? Ruhe, hör doch: Ich rufe dich! Kommst du nun oder was? Gott ich werde ja noch ganz hibbelig hier.
Aus: Steffen Jacobs Geschulte Monade Collection S.Fischer (DM 16.-)
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KarinD
antwortete am 19.10.01 (14:18):
Bald ist die Zeit der Rosen (in der Natur) vorbei, daher heute eines von Hölderlin:
An die Rose
Ewig trägt im Mutterschoße, Süße Königin der Flur, Dich und mich die stille, große Allbelebende Natur.
Röschen! unser Schmuck veraltet, Sturm entblättert dich und mich; Doch der ew'ge Keim entfaltet Bald zu neuer Blüte sich.
(Friedrich Hölderlin)
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Luzia
antwortete am 19.10.01 (14:46):
Verklärter Herbst
Gewaltig endet so das Jahr mit goldnem Wein und Frucht der Gärten. Rund schweigen Wälder wunderbar und sind des Einsamen Gefährten.
Da sagt der Landmann: Es ist gut. Ihr Abendglocken lang und leise gebt noch zum Ende frohen Mut. Ein Vogelzug grüßt auf der Reise.
Es ist der Liebe milde Zeit. Im Kahn den blauen Fluß hinunter wie schön sich Bild an Bildchen reiht - das geht in Ruh und Schweigen unter.
------ Georg Trakl -----
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Brita
antwortete am 19.10.01 (22:20):
Die stille Stadt
Liegt eine Stadt im Tale, Ein blasser Tag vergeht; Es wird nicht lange dauern mehr, Bis weder Mond noch Sterne, Nur Nacht am Himmel steht.
Von allen Bergen drücken Nebel auf die Stadt; Es dringt kein Dach, nicht Hof noch Haus, Kein Laut aus ihrem Rauch heraus, Kaum Türme noch und Brücken.
Doch als den Wandrer graute, Da ging ein Lichtlein auf im Grund; Und durch den Rauch und Nebel Begann ein leiser Lobgesang, Aus Kindermund.
Richard Dehmel
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Herbertkarl Huether
antwortete am 19.10.01 (23:08):
kieselsteine
fetzen zwischen den lippen gedroehn aus schallendem gelaechter dem nichts entgegen
abgewiesene klagen der ehrfurcht vor dem erlebten
sirenengesaenge der verheissung vom blutigem orden
parade der angst im blicke des verstaendnisses ausgestreckter zeigerfinger auf zerfurchter stirn des ungewohnten gruebelns knistern der zehrenden feuer abgeschmackter brunnen mit tiefe ins innere des lebendigen verstaendnisses
irrtum in der scheide tutnichtgut sesambroetchen zur morgenroete des st nimmerleinstags gewebe verworfener leiden an scheinbarer welt
geschirr zerbrochen im anblick vergessener ehren des einsamen in der nichtzeit
enden der beschwerden in irdenen minuten der geistigen uhr ohne zeiger
schnuppern der tage von fern aus dunkelheiten hinter den sternen
beruehren der stroeme vergossener zeiten als urtaeler dem meere mitleidlos entgegenstroemten reissend mit sich die frucht des funkelns des smaragdenen mittags
ein verlieren in wollust mit pein kontakte mit sanfter haut sich vergebend und erlebend empfinden des anderen durch sich selbst
hefezoepfeflechtend heb ich das glas bis zum rand des vergorenen kelches einnehmend den raum den ich mir gab als liebesbeteuerungen den schwall der worte niederzwangen bereit zum austausch zahnloser muender gesteckt in neigungen der liebe vor geschehen des anfangs
nicht wieder schmerzen worte bedeutungen nieder ohne am bach einen abdruck zu hinterlassen
hkh
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Luzia
antwortete am 20.10.01 (11:04):
Hallo Schorsch, vielen Dank für Deine Zeilen - und hier noch etwas von Eugen Roth
Gesunde Umwelt
Gewiß, wir haben allen Grund zu lachen, wenn wir selbst gesund. Doch sei auch innig Gott gedankt, wenn niemand sonst im Haus erkrankt, wenn Weib und Kind und Ingesind wohlauf und ganz in Ordnung sind, Verwandte, Freunde sich nicht legen - gar mit dem Anspruch, sie zu pflegen; Wenn Milchmann, Krämer, Schneider, Schuster, nicht bettgefesselt sind als Huster, die Zeitungsträgerin jederzeit von Kraft erstrahlt und Rüstigkeit. Nur eins : halt deine frommen Triebe nicht gleich für reine Nächstenliebe: Gesundheit wünschst du allen ihnen, damit sie deinem Wohlsein dienen!!
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Heidi
antwortete am 20.10.01 (23:01):
Augenblick (Paul Celan: Gedichte 1938-1944)
Es pflügt die Nacht mein Blut mit Gold, daß Glanz durch tausend Furchen rollt.
Gespannter Fühler roter Samt ist in den Schluchten aufgeflammt.
Mit Riesenfingern krallt sich klar der Brand der Sterne in mein Haar.
Und züngelt wirr und bangt verrenkt, ob sich dein schwarzes Regnen senkt.
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Pamina
antwortete am 21.10.01 (00:46):
Hallo Heidi und Karin -
wunderschöne Übersetzung von "les sanglots" - danke!
Hier noch eins von Rilke, das ich auch sehr liebe:
Die Blätter fallen, fallen wie von weit, als welkten in den Himmeln ferne Gärten. Sie fallen mit verneinender Gebärde und in den Nächten fällt die schwere Erde aus allen Sternen in die Einsamkeit.
Wir alle fallen, diese Hand da fällt und sieh dir an'dre an, es ist in allen. Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen unendlich sanft in seinen Händen hält!
Grüße von Pamina
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sieghard
antwortete am 21.10.01 (08:49):
Apfelkantate
Der Apfel war nicht gleich am Baum Da war erst lauter Blüte. Das war erst lauter Blütenschaum und lauter Lieb und Güte. Dann waren Blätter grün an grün und grün an grün nur Blätter. Die Amsel nach des Tages Mühn, sie sang ihr Abendlied gar kühn und auch bei Regenwetter. Der Herbst, der macht die Blätter steif der Sommer muss sich packen. Hei! Dass ich auf die Finger pfeif da sind die ersten Äpfel reif und haben rote Backen. Und was bei Sonn` und Himmel war erquickt nun Mund und Magen und macht die Augen hell und klar. So rundet sich das Apfeljahr und mehr ist nicht zu sagen.
[Matthias Claudius 1740 - 1815] .
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KarinD
antwortete am 21.10.01 (12:05):
Guten Morgen!
Am 12.10. um 8.06 Uhr setzte ich ein englisches Gedicht von William Blake hier rein. Titel "Autumn". Da ich es nicht genau übersetzen konnte, kündigte ich eine eventuelle Übersetzung an. Diese kann ich jetzt anbieten, und zwar hat übersetzt: FRIEDGARD SEITER, der ich herzlich dafür danke. Sie läßt grüßen, hat aber im Moment keine Zeit, die Übersetzung selbst hier reinzustellen. Hier also ist sie:
***Übersetzung von Friedgard Seiter***
AN DEN HERBST (William Blake)
O Herbst, beladen mit Frucht und gefärbt mit dem Blut der Trauben, geh nicht, sondern bleib unter meinem schattigen Dach; dort magst Du ruhen, und erheb deine fröhliche Stimme zu meiner munteren Flöte; und alle Töchter des Jahres sollen tanzen!
Die feste Knospe öffnet ihre Schönheit der Sonne, und Liebe rinnt durch ihre zitternden Gefäße; Blumen hängen über die Augenbrauen des Morgens, und blühen herab über die leuchtenden Wangen des sanften Abends, bis der ausschwärmende Sommer ausbricht in Gesang, und fedrige Wolken Blumen um sein Haupt streuen.
Die Geister der Lüfte leben in den Düften der Früchte; und Freude, auf des Lichtes Flügelspitzen, umspinnt die Gärten, oder ruht singend in den Bäumen.“ so sang der fröhliche Herbst, als er ruhte; Dann erhob er sich, gürtete sich und über die rauhen Hügel floh er aus unserer Sicht; aber hinterließ seine goldene Last.
(„Der tragbare BLAKE“, Penguin-Bücher, 1978)
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Einen schönen Sonntag wünscht allen, Karin.
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sieghard
antwortete am 21.10.01 (21:54):
Chanson d'automne
Les sanglots longs Des violons De l'automne Blessent mon coeur D' une langueur Monotone.
Tout suffocant Et blême, quand Sonne l' heure, Je me souviens Des jours anciens Et je pleure;
Et je m'en vais Au vent mauvais Qui m' emporte Deç à, delà, Pareil à la Feuille morte.
[Paul Verlaine]
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Erika Kalkert
antwortete am 22.10.01 (00:00):
Im Nebel Seltsam, im Nebel zu wandern! Einsam ist jeder Busch und Stein, kein Baum sieht den anderen, jeder ist allein. - Voll Freunden war mir die Welt, als noch mein Leben licht war; nun da der Nebel fällt, ist keiner mehr sichtbar. - Wahrlich, keiner ist weise, der nicht das Dunkel kennt, das unentrinnbar und leise von allen ihn trennt. - Seltsam im Nebel zu wandern! Leben ist Einsamsein. Kein Mensch kennt den anderen, jeder ist allein.
Hermann Hesse
Gute Nacht Erika
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KarinD
antwortete am 22.10.01 (07:23):
Geradewegs
Was in uns lebt, soll immer in uns leben, wenn's gut ist, was immer sich auch mag begeben und wie auch immer uns zumut ist. Natürlich kommt's, daß wir zuweilen entgleisen. Dann kann kein Eigensinn das heilen.
Doch schon mit einem versuchsweisen, reuigen Lächelchen flickst du das eingerissene Löchelchen wieder zu. (Joachim Ringelnatz)
Allen einen schönen Tag wünscht Karin.
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Rosmarie V ancura
antwortete am 22.10.01 (08:28):
F ü l l e _________
Conrad Ferdinand Meyer
Genug ist nicht genug! Gepriesen werde der Herbst! Kein Ast der seiner Frucht entbehrte! Tief beugt sich mancher allzureich beschwerte, der Apfel fällt mit dumpfem Laut zur Erde.
Genug ist nicht genug! Es lacht im Laube! Die saft'gen Pfirsche winkt dem durst'gen Munde! Die trunknen Wespen summen in die Runde: Genug ist nicht genug!" um eine Traube.
Genug ist nicht genug! Mit vollen Zügen schlürft Dichtergeist am Borne des Genusses; das Herz, auch es bedarf des Überflusses; genug kann nie und nimmermehr genügen!
Ich wünsche Euch für Eure Herzen Überfluss dicke!!! Eure Rosmarie
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Rosmarie S
antwortete am 22.10.01 (10:16):
Liebe Rosmarie und ihr Lieben miteinander,
ach, ist das schön, das Gedicht von Conrad Ferdinand Meyer! Ich kannte es noch gar nicht. Aber auch eure anderen Gedichte sind mir jeden Tag eine Freude und Bereicherung. Besonders auch die Apfelkantate hat mir gefallen. Danke!
Einen schönen Tag miteinander! Rosmarie
Noch eine Frage an dich, liebe Rosmarie: Möchtest du, dass ich statt "Rosmarie S" zur besseren Unterscheidung "Rosmarie Schmitt" schreibe? Schließlich warst du vor mir da!
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Brita
antwortete am 22.10.01 (17:15):
Blassblaue Tage I
Blassblaue Tage halten die Herzen so milde süßer vertieft sich das Weh um den alten Verlust. Herbstfäden wehen silberlang über Gefilde, und der Alpdruck der Zeit fällt leicht von der Brust.
Nimm süßes Kind diese honigduftenden Reben, allen Sinnen zum Trost; auch die Nelke sei dein! Wolken sind nah wie der Traum und fern wie das Leben aber der hellblaue Stern dort läßt dich allein.
Werden die Möwen ihre Nähe verschmähen um dir zu huldigen, ach der Verzicht ist zu groß! Lass ihnen Freiheit! Nimm diese blassblauen Nähen diese schon welkenden Tage auf in dein Los!
Rose Ausländer
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KarinD
antwortete am 22.10.01 (18:16):
SIEGHARD stellte am 21.10. einen Verlaine (Chanson d'automne) hier rein, hier die Übersetzung, die ich IM NETZ FAND:
Wie die Geigen des Herbstes mein Herz verwunden mit tiefem Seufzen mit schwerem Sehnen
bleich mit stockendem Atem hör ich die Stunden schlagen gedenke vergangener Tage und weine
und wandern muss ich weiter im treibenden Wind hierhin und dorthin ein welkes Blatt
(Paul Verlaine)
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Rosmarie Vancura
antwortete am 22.10.01 (21:39):
Le temps perdu ______________
Devant la porte de l'usine
le travailleur soudain s'arrete le beau temps l'a tire par la veste et comme il se retourne et regard le soleil tout rouge, tout rond souriant dans son ciel de plomb il clingne l'oeil familierement Dis donc camerade Soleil tu ne trouve pas que c'est plutot con de donner une journee pareille a un patron?
Die verlorene Zeit ___________________
Vor dem Tor zur Fabrik hält der Arbeiter plötzlich an Das schöne Wetter hat ihn am Rock gezupft und als er sich umwendet und die Sonne betrachtet die rot leuchtet und blendet lächelnd im bleigrauen Himmel Zwinkert er ihr vertraulich zu Sag Kamerad Sonne Meinst du nicht auch man sollte sich verdammt bedenken Einen solchen Tag Dem Chef zu schenken?
Von Jacques Prevert deutsch Kurt Kusenberg
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eva
antwortete am 23.10.01 (09:11):
Ihr habt von mir lange nichts gehört, ich bin zur Zeit leider etwas verstört :
Ich hab einen Schlag auf´s Gemüt bekommen; nur seelisch, doch es dürfte genügen ... und nun versuche ich beklommen die Scherben zusammenzufügen.
Und an allem bin ich, bin ich nur schuld ! So muss ich den Kummer halt tragen; ich übe mich nun in Eselsgeduld und höre auf mit dem Klagen.
Doch warum verstehen die Menschen sich nicht ? Wir haben uns doch gern - wir schauen einander ins Angesicht wie Wesen von einem fremden Stern.
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KarinD
antwortete am 23.10.01 (14:52):
EVA, tut mir so leid!
FRIEDGARD, recht gute Besserung - weiterhin!
Für alle (im Netz gefunden):
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Ich wünsche Euch diesen Einen
Einen brauchst Du auf dieser Welt, der mit Dir weit und lacht, einen, der unbeirrt zu Dir hält, der Deine Probleme zu seinen macht.
Einen, der Dir Dein Glück nicht neidet, Dich über Schwellen trägt, einen, der Dir Freude bereitet und helle Spuren legt.
Einen, der Deine Träume kennt, Dir Deine Schwächen vergibt, einen, der Dich beim Namen nennt und froh ist, dass es Dich gibt.
Einen, dem Du vertrauen kannst, der Dich wortlos versteht, einen, mit dem Du Gespenster bannst, ehe Dein Mut vergeht.
Einen, der Dich in die Arme nimmt, wenn eine Hoffnung zerbricht, einen, der Deine Saiten stimmt. Einen brauchst Du als Licht.
(Emmy Grund)
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R.M.Rilke
antwortete am 23.10.01 (22:13):
Die Liebende
Ja ich sehne mich nach dir. Ich gleite mich verlierend selbst mir aus der Hand, ohne Hoffnung, daß ich das bestreite, was zu mir kommt wie aus deiner Seite ernst und unbeirrt und unverwandt.
...jene Zeiten: o wie war ich Eines, nichts was rief und nichts was mich verriet; meine Stille war wie eines Steines, über den der Bach sein Murmeln zieht.
Aber jetzt in diesen Frühlingswochen hat mich etwas langsam abgebrochen von dem unbewußten dunkeln Jahr. Etwas hat mein armes warmes Leben irgendeinem in die Hand gegeben, der nicht weiß was ich noch gestern war
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Rosmarie Vancuraa
antwortete am 23.10.01 (22:22):
Ich finde dieses Lied von Bettina Wegener so schön, und es ist, obwohl 1976 geschrieben und vertont, aktueller denn je. Ich hoffe, es berührt Euch ebenfalls.
K i n d e r ___________
Von Bettina Wegener
Sind so kleine Hände winzge Finger dran darf man nie drauf schlagen die zerbrechen dann.
Sind so kleine Füsse mit so kleinen Zehn darf man nie drauf treten könn sie sonst nicht gehn.
Sind so kleine Ohren scharf,und ihr erlaubt darf man nie zerbrüllen werden davon taub.
sind so klare Augen die noch alles sehn. Darf man nie verbinden könn sie nichts verstehn.
Sind so schöne Münder sprechen alles aus. Darf man nie verbieten kommt sonst nichts mehr raus.
Sind so kleine Seelen offen und ganz frei. Darf man niemals quälen gehn kaputt dabei.
Ist son kleines Rückgrat siehst man fast noch nicht. Darf man niemals beugen weil es sonst zerbricht.
Grade,klare Menschen wärn ein schönes Ziel Menschen ohne Rückgrat hab'n wir schon zuviel.
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sieghard
antwortete am 23.10.01 (22:45):
Friedrich Schnack (1888-1977)
Vater und Kind
Kleine Hand in meiner Hand ich und du im Kinderland gehn wir auf der langen Straße. Kleine Hand in meiner Hand, die einander zärtlich fassen: Ich und du, nichts hat Bestand. Einmal, ach! muss ich dich lassen, kleine Hand in meiner Hand, kleiner Schritt bei meinem Schritt einmal geh ich nicht mehr mit, einmal gehst du ohne mich, ein Traum, wie schnell die Kinderzeit verstrich!
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KarinD
antwortete am 24.10.01 (08:18):
Liebe RosemarieV!
Dieses Lied gehört auch bei mir zu den Lieblingsliedern, schon lange. Umso mehr, als ich inzwischen auch drei Enkelchen habe. Im Nu habe ich wieder einen "Ohrwurm" für heute - danke! Ich fand auch dieses von ihr, schon etwas länger her:
Als ich jünger war
Als ich jünger war und offen kannt' ich diese Angst noch nicht Frei war ich und voller Hoffen war kein Urteil, kein Gericht nur ein Vogel, bunt, mit Schwingen die kein Mensch zerbrochen hat kannte Schwerter nicht und Zwingen war im warmen Wind ein Blatt Hab auf einem Pferd gesessen das war alt, der Baum war grün Habe Zeit und Pflicht vergessen Prinz war ich und Harlekin Von Unsterblichkeit und Sinn hab ich meinen Traum verloren daß ich nicht so einsam bin hab ich Träumer mir geboren und ich wärm sie, wenn sie frieren und ich habe Angst um sie Nirgends soll' n sie mitmarschieren müde werden soll' n sie nie Alt und lauwarm die Gedanken Ich hab alles, was ich brauch klare Grenzen, schöne Schranken und die Alltagstode auch Bin ein Kerkermeister heute sperrte meine Seele ein daß sie nichts und niemand reute schläft sie in der Mauern Stein.
(Bettina Wegener - 1981)
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Dieses liebe ich auch über alles, kennen sicher viele (Meryl Streep spielt dieses Fingerspiel in dem Film "Sodbrennen", Partner war Jack Nickolson):
Incey Wincey Spider
Incey Wincey spider Climbing up the spout Down came the rain And washed poor Incey out.
Out came the sun And dried up all the rain Here comes Incey Wincey spider again. ***)
SPLAT! (stamp your foot!)
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Heidi
antwortete am 25.10.01 (09:17):
Blind?
ich sehe Mond, Sonne Wolkenspiele, Sterne, Himmel in allen Farben Lieber Gott, bist Du dort?
ich sehe Wiesen, Wälder grüne Blätter, bunte Blumen kahle Äste Lieber Gott, bist Du dort?
ich sehe Flüsse, Seen Kanäle, trübe Tümpel klare Quellen Lieber Gott, bist Du dort?
ich sehe Dörfer, Städte kleine Häuser, Fabriken grosse Wohntürme Lieber Gott, bist Du dort?
ich sehe Menschen, Völker alte Gesichter, junge Gesichter Kinderaugen, hell gross dunkel Lieber Gott, bist Du dort?
ich sehe Gleichgültigkeit Hass, Krieg Soldaten Lebende, Tote tote Kinder!
Lieber Gott, bist Du dort? oder bist Du am Ende
..fort?
hl
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Erika Kalkert
antwortete am 25.10.01 (11:07):
Über die Heide
Über die Heide hallet mein Schritt; Dampf aus der Erde wandert es mit.
Herbst ist gekommen, Frühling ist weit, gab es denn einmal selige Zeit?
Brauende Nebel geisten umher, schwarz ist das Kraut und der Himmel so leer.
Wär ich nur hier nicht gegangen im Mai! Leben und Liebe - wie flog es vorbei!
Theodor Storm
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Ingrid Steiner
antwortete am 25.10.01 (14:35):
Hallo RosemarieV,
Du schreibst die Verse Kinder von Bettina Vegener wurden vertont. Kannst Du mir sagen, wo ich dieses Lied finden kann? Hab auch ein Enkelkind und finde dieses Gedicht (oder sollte man es "Erziehungsanweisung" nennen) einfach bezaubernd.
Dankeschön Ingrid
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KarinD
antwortete am 25.10.01 (14:45):
Liebe Ingrid,
das Lied "Kinder", das Du suchst, i s t das von RosemarieV eingestellte Gedicht ...sind so kleine Hände... (steht auch in ihrer Überschrift!).
Gruß von Karin.
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KarinD
antwortete am 25.10.01 (14:48):
NICHT GESAGT
Nicht gesagt Was von der Sonne zu sagen gewesen wäre Und vom Blitz nicht das einzig richtige Geschweige denn von der Liebe.
Versuche. Gesuche. Mißlungen Ungenaue Beschreibung
Weggelassen das Morgenrot Nicht gesprochen vom Sämann Und nur am Rande vermerkt
Den Hahnenfuß und das Veilchen.
Euch nicht den Rücken gestärkt Mit ewiger Seligkeit Den Verfall nicht geleugnet Und nicht die Verzweiflung.
Den Teufel nicht an die Wand Weil ich nicht an ihn glaube Gott nicht gelobt Aber wer bin ich dass
(Marie-Louise Kaschnitz)
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KarinD
antwortete am 25.10.01 (16:15):
Es regnet
Im Herbst sind die Häuser heimatlos
In welches verirrst du dich
Du redest zur Wand über den Frühling
Das Fenster spannt auf einen Regenbogen
Kommen die Fremden suchen Wohnung ihre nassen Schritte klopfen an deinen Puls
du redest zur Wand über den fremden Frühling
Es regnet
(Rose Ausländer)
Allen einen schönen Abend von Karin.
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Rosmarie S
antwortete am 25.10.01 (18:04):
Liebe Heidi,
du hast mich mit deinem Gedicht "Blind?" zum Nach- und Weiterdenken angeregt...
Herzlichen Gruß an dich und die Runde! Rosmarie S
Ist Gott nicht immer schon entfernter, weiter weg, als er erwünscht? Gerufner Gott, wann endlich lernt er, die Welt zu machen, wie erwünscht?
Was Gott ist, liegt in unsern Augen. Was fragen wir, ob er recht tut? In dieser Welt kann nur das taugen, was Mensch verantwortet und tut.
Gott ist gewiss nicht der Bequeme, der unsern Mist ausbügelt mild. Nur der Mensch in seiner Häme hat dies bequeme Gottesbild.
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admin
antwortete am 26.10.01 (12:13):
Vorwarnung :-))
Morgen abend wird dieses Kapitel archiviert und Kapitel 19 wird eröffnet
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KarinD
antwortete am 26.10.01 (14:49):
Wenn jeder eine Blume pflanzte
Wenn jeder eine Blume pflanzte, jeder Mensch auf dieser Welt, und, anstatt zu schießen, tanzte und mit Lächeln zahlte statt mit Geld - wenn ein jeder einen andern wärmte, keiner mehr von seiner Stärke schwärmte, keiner mehr den andern schlüge, keiner sich verstrickte in der Lüge, wenn die Alten wie die Kinder würden sie sich teilten in den Bürden, wenn dies WENN sich leben ließ, wär`s noch lang kein Paradies - bloß die Menschenzeit hätt` angefangen, die in Streit und Krieg uns beinah ist vergangen.
(Mascha Kaléko)
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Brita
antwortete am 26.10.01 (22:01):
...leider, leider - älter - kälter...
Nicht alle Schmerzen sind heilbar, denn manche schleichen Sich tiefer und tiefer ins Herz hinein, Und während Tage und Jahre verstreichen, Werden sie Stein.
Du sprichst und lachst, wie wenn nichts wäre, Sie scheinen zerronnen wie Schaum. Doch du spürst ihre lastende Schwere Bis in den Traum.
Der Frühling kommt wieder mit Wärme und Helle, Die Welt wird ein Blütenmeer. Aber in meinem Herzen ist eine Stelle, Da blüht nichts mehr.
Ricarda Huch
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KarinD
antwortete am 27.10.01 (08:36):
Guten Morgen! Eines habe ich noch, bevor hier "abgeschlossen" wird:
Die Tauben auf dem roten Dach sind heute voller Sorgen. Sie denken still und ruhig nach: wer füttert uns wohl morgen?
Wie sie dann heftig flatternd eilen vom Dach hinab zum Futterplatz, wo sie die Körner müssen teilen mit einem dreisten Mini-Spatz.
Das bringt die Tauben sehr zum Murren ... Sie ziehn sich auf das Dach zurück. Dann hört man sie unwillig gurren. Den Spatzen stört das nicht -, zum Glück.
Der denkt so gar nicht weiter nach, was wohl aus seiner Nahrung werde, und setzt sich glatt mit Witz und Krach auf kleine Äpfel großer Pferde.
Dort pickt er fröhlich vor sich hin. Die Tauben machen runde Augen: sie hatten gar nicht so im Sinn, wozu noch Pferdeäpfel taugen.
(Von Elisabeth Franke)
Wünsche allen einen schönen Samstag. Karin
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