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THEMA: Lyrische Satire
63 Antwort(en).
Richard
begann die Diskussion am 24.09.01 (20:23) mit folgendem Beitrag:
Thematisch sind hier Poeten gefragt, die moralisch und trotzdem in spöttischer Art ihre ihre Gedichte schrieben. Busch, Kästner, Tucholsky, Ringelnatz, Odeman, Endrikat u.v.a., doch sollten hier, zu dieser Rubrik zählend, auch liebend gern Stücke aus eigener Feder zu lesen sein. Ich möchte diesen Reigen mit einem Gedicht von Robert T. Odeman eröffnen und würde mich freuen, wenn zu diesem neuen Thema recht viel Beteiligung zu verzeichnen wäre.
Die Güte in Person
Oft schau' ich mich per saldo an und komme langsam zu Entschlüssen, dass ich als ehrenwerter Mann muss schließlich mal was machen müssen. Und aus mir bricht die gute Tat, die in mir ruhte fest verriegelt, so geh' ich aufrecht durch die Stadt und fühl' mich seelisch neu gebügelt. Denn, man ist ja kein Schwein!
Die gute Tat wird erst geschätzt, kann man sie vor der Menschheit zeigen. Zum Beispiel, ist die Bahn besetzt, tu ich mich vor der Armut beugen, ich, der ich gut gekleidet bin, geb' meinen Sitzplatz edelmütig, der kleinen Frau im Volke hin; dann sagt man: der ist wahrhaft gütig. Denn, man ist ja kein Schwein!
Ein Bettler hockt am Dom-Portal armseelig auf den kalten Stufen, welch Wesen ist mir seine Qual, der kommt mir grade wie gerufen. Ich nehm' zwei Mark und denk', na gut, das wär' ja noch ein Schnaps gewesen und werf' das Geld in seinen Hut. Das buch' ich über Werbungsspesen. Denn, man ist ja kein Schwein!
Und hat der Irrtum Hand im Spiel, am Postamt-Schalter zum Exempel, bekam ich Geld heraus zuviel, drück' ich mir auf den Bravheitsstempel. Die Menge hört mich: »Lieber Mann, sie haben mir zuviel gegeben!« Ja, da stoßen sich die Leute an, mmmh, - wie wenig trifft man den im Leben. Denn, man ist ja kein Schwein!
Auch macht es mir zu Weihnachtsfest, ein ganz besonderes Vergnügen, wenn etwas sich verschenken lässt, was man noch hat von früher liegen, das passt so wunderhübsch sich ein; sag' zum Empfänger ganz bescheiden: »Aaach, von Dank kann keine Rede sein!« Solch einen Menschen mag man leiden. Denn, man ist ja kein Schwein!
Ja, ja, den Altruismus kann im Leben nicht genug man üben, dann sagt ein Jeder, solchen Mann, den muss man einfach herzhaft lieben. Das gute Beispiel braucht man nur, ganz einfach so an's Licht zu heben. Wer aber hat schon die Natur, - oh,ho,ho,ho. die ist nicht Jedem mitgegeben. Ja, sonst bist'e ja - ein Schwein!!!
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G. Segessenmann, alias Georg von Signau
antwortete am 24.09.01 (22:23):
Lieber Richard
Eigentlich hätte ich ja lieber etwas Satyrisches aus Deiner eigenen Feder hier gelesen!
Aber vielleicht liest Du mal auf meiner Homepage im ST die Kurzgeschichte "Korsebejewska"? Hier eine satyrische Abhandlung zu platzieren scheint mir ein bisschen riskant, da Satyre meistens etwas mehr Platz beansprucht als ein Gedicht.
Schorsch
(Internet-Tipp: https://www.seniorentreff.ch/fr-georg.html)
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Rosmarie S
antwortete am 25.09.01 (09:46):
Lieber Richard,
dein Odeman-Gedicht ist einfach köstlich! Du jemineh, wie habe ich mich selbst erkannt! :-)))
Herzliche Grüße in der Hoffnung, dass noch viel, viel mehr Derartiges hier erscheint! Rosmarie
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Friedgard
antwortete am 27.09.01 (09:08):
Da hab ich in der Fundgrube Wilhelm Busch's geblättert und bringe Euch heute:
Die Affen
Der Bauer sprach zu seinem Jungen: Heut in der Stadt, da wirst du gaffen. Wir fahren hin und sehn die Affen.
Es ist gelungen Und um sich schief zu lachen, Was die für Streiche machen Und für Gesichter, Wie rechte Bösewichter. Sie krauen sich, Sie zausen sich, Sie hauen sich, Sie lausen sich, Beschnuppern dies, beknuppern das, Und keiner gönnt dem andern was, Und essen tun sie mit der Hand, Und alles tun sie mit Verstand, Und jeder stiehlt als wie ein Rabe, Paß auf, das siehst du heute.
O Vater, rief der Knabe, Sind Affen denn auch Leute?
Der Vater sprach: Nun ja, Nicht ganz, doch so beinah.
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Richard
antwortete am 28.09.01 (16:00):
Lieber Schorsch, verzeih mir bitte, dass ich mich auf deine e-Mail (Aufforderung) erst jetzt melde, aber wie du selber weißt haben wir armen Rentner keine oder selten Zeit. Leider ist das, was ich an Qualität in Satire bieten kann nicht gerade gehobene Lyrik. Ich habe mich schon mehrmals in deine HP eingeklinkt. Deine Satire ist gut , doch ist sie wirklich recht anspruchsvoll auf Platz. Aber deine lyrischen Beiträge beim Seniorentreff sind doch nicht schlecht und es würde sicher nicht nur mich freuen, wenn du ab und an ein paar lyrisch-satirische Ergüsse dazu tust. Richard
Der Missionar
Ins ferne, schwarze Afrika zog einst ein Missionar und was ihm nie ein Engel sang, das wurde pötzlich wahr.
Kein Nashorn war's, kein Krokodil, nein, auch kein Elefant; was da vor ihm, ohn' groß' Gebrüll zwei Meter vor ihm stand.
'ne Löwin war's, ganz ungeniert beleckt sie sich ihr Maul, dem Pfäfflein war's jetzt nicht zu Mut', nach St. Peter und St. Paul.
Er warf sich hin auf seine Knie, sprach flehend ein Gebet: Den lieben Gott rief er zur Hilf'; ganz doll hat er gefleht.
Die Löwin, eine von den Schlanken liegt lauernd auf dem Bauch, sie hebt gen Himmel ihre Pranken, es sieht so aus, als bet' sie auch.
»Ein Wunder«, rief der Pfaff' recht froh; dankt seinem Herrgott laut, »ich dachte schon, die wollt' mich fressen und fühlte mich schon halb zerkaut«.
Die Löwin aber grollte hohl: Schluss mit der dummen Red', es war schon ein Gebet, - sehr wohl -, es war mein Tisch-Gebet!«
rei
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Richard
antwortete am 28.09.01 (16:14):
Liebe Rosemarie, es hat mich gefreut, das du dich bei dem Odeman-Gedicht erkanntest. Das wollte der Poet auch so. Schönes Wochenende Richard
Wohlriechendes
Es sprach ein Limburger zum Harzer: »Sie stinken einfach unerträglich! Sie sollten in den Glockenkarzer. Ist so was von Gestank denn möglich?«
Der Harzer schämte sich nun greulich ob dieses Limburger Tiraden, verlor die Fassung, wurde bläulich und wurmte sich ganz voller Maden.
So pflegt es auf der Welt zu gehen: Wer selber stinkt, wälzt dieses immer auf andre, die daneben stehen, und ist dabei noch zehnmal schlimmer.
Robert T. Odeman
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Richard
antwortete am 28.09.01 (18:04):
Liebe Friedgard, danke für das Busch-Gedicht. Es ist kein hinkender Vergleich. Bis bald! Richard
Dieses Ringelnatz-Gedicht erinnert mich an vergangene Zeiten, damals war es in vielen Familien üblich am Freitag die gründliche Körperreinigung vorzunehmen. Ganz anders heute, da kann man zu fast jeder Zeit, ein Bad nehmen.
Mein Wannenbad
Es muss wieder mal sein. Also: Ich steige hinein in zirka zwei Kubikmeter See. Bis übern Bauch tut es weh.
Das Hähnchen plätschert in schamlosem Ton, ich atme und schnupfe den Fichten-Ozon, Beobachte, wie die Strömung läuft. Wie dann clam, langsam mein Schwamm sich besäuft und ich ersäufe, um allen Dürsten gerecht zu werden, verschiedene Bürsten. Ich seife, schrubbe, ich spüle froh. Ich suche auf Ausguck vergebens nach einem ertrinkenden Floh, doch fort ist der Hausjuck.
Ich lehne mich weit und tief zurück, genieße schaukelndes Möwenglück. Da taucht aus der blinkenden Fläche, wie eine Robinsoninsel, plötzlich ein Knie; dann - massig - mein Bauch - eines Walfisches Speck. Und nun auf den Wellen (nach meinem Belieben herangezogen, davon getrieben), als Wogenschaum spielt mein eigenster Dreck und auf dem Gipfel neptunischer Lust, klebt sich der Waschlappen mir an die Brust.
Brust, Wanne und Wände möchten zerspringen, denn ich beginne nun, dröhnend zu singen die allerschwersten Opern-Kaliber. Das Thermometer steigt über Fieber, das Feuer braust und der Ofen glüht, aber ich bin schon so abgebrüht, dass mich gelegentlich Explosionen - - wenns an mir vorbei geht -- erfreun, weil manchmal dabei was entzwei geht, was Leute betrifft, die unter mir wohnen.
Ich lasse an verschiedenen Stellen nach meinem Wunsch flinke Bläschen entquellen, erhebe mich mannhaft ins Duschengebraus. Ich bück' mich. Der Stöpsel rülpst sich heraus und während die Fluten sich gurgelnd verschlürfen, spannt mich das Bewusstsein wie himmlischer Zauber, mich überall heute zeigen zu dürfen, denn ich bin sauber. ------
Joachim Ringelnatz
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Rosmarie S
antwortete am 28.09.01 (20:45):
Lieber Richard, du und Ringelnatz, ihr mögt mir verzeihen, dass ich sein Gedicht noch ein wenig weiter geführt habe... :-)))
Herzliche Grüße Rosmarie
Und in der Wanne klebt der Dreck! Wer macht den wohl mit Ekel weg? Das Eheweib, die treue Seele, schrubbt mit zugeschnürter Kehle, räumt Bürsten, Tücher, Seifenreste zur Seite; ist sie doch die Beste... Derweil ihr Mann im saubren Staat das erste Bierglas intus hat. Dann schäkert er im Treppenhaus mit Nachbars Weib - die sieht süß aus! So propper, frisch und ohne Härme treibt sie ins Herz ihm neue Wärme. Und sauber, wie er nun mal ist, wird frisch gebadet auch geküsst. Müd´ hinter seiner Wohnungstür trinkt nun die Alte auch ein Bier. Sie sinkt erschöpft gleich in die Kissen und tut vom Küssen gar nichts wissen. Und die Moral von der Geschicht: Trau einem saubren Männe nicht!
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Friedgard
antwortete am 29.09.01 (18:09):
Ein Heidenspaß, das Wochenbad von Ringelnatz und Rosmarie gibt noch ein bißchen Pfeffer drauf - das hätte wohl auch Ringelnatz gefallen.
Darf ich Euch heute mal ins Theater entführen mit Erich Kästner?
Hamlets Geist
Gustav Renner war bestimmt die beste Kraft im Toggenburger Stadttheater. Alle kannten seine weiße Weste. Alle kannten ihn als Heldenvater.
Alle lobten ihn, sogar die Kenner. Und die Damen fanden ihn sogar noch schlank. Schade war nur, daß sich Gustav Renner, wenn er Geld besaß, enorm betrank.
Eines Abends, als man "Hamlet" gab, spielte er den Geist von Hamlets Vater. Ach, er kam betrunken aus dem Grab! Und was man nur Dummes tun kann, tat er.
Hamlet war aufs äußerste bestürzt. Denn der Geist fiel gänzlich aus der Rolle. Und die Szene wurde abgekürzt. Renner fragte, was man von ihm wolle.
Man versuchte hinter den Kulissen ihn von seinem Rausche zu befrein, legte ihn langhin und gab ihm Kissen. Und dabei schlief Gustav Renner ein.
Die Kollegen spielten nun exakt, weil er schlief und sie nicht länger störte. Doch er kam! Und zwar im nächsten Akt, wo er absolut nicht hingehörte!
Seiner Gattin trat er auf den Fuß. Seinem Sohn zerbrach er das Florett. Und er tanzte mit Ophelia Blues. Und den König schmiß er ins Parkett.
Alle zitterten und rissen aus. Doch dem Publikum war das egal. So etwas von donnerndem Applaus gab's in Toggenburg zum ersten Mal.
Und die meisten Toggenburger fanden: Endlich hätten sie das Stück verstanden.
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Rosmarie S
antwortete am 29.09.01 (22:45):
Liebe Friedgard,
Kästner ist immer wieder köstlich! Ich habe viel Spaß daran, wie treffend manche Autoren den Finger genau dorthin legen, wo es uns allen weh tun könnte - oder uns eben zum Lachen reizt... :-)))
Herzliche Grüße an dich und in die Runde Rosmarie
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eva
antwortete am 30.09.01 (12:06):
Darf ich mich voll Entzücken in dieses Forum einklinken ? Haben auch absurde Gedichte hier ihren Platz ? Zum Exempel Christian MORGENSTERN :
Die Nähe
Die Nähe ging verträumt umher ... Sie kam nie zu den Dingen selber. Ihr Antlitz wurde gelb und gelber, und ihren Leib ergriff die Zehr.
Doch eines Nachts, derweil sie schlief, da trat wer an ihr Bette hin und sprach: " Steh auf, mein Kind, ich bin der kategorische Imperativ !
Ich werde dich zum Näher steigern, ja, wenn du willst, zur Näherin !" - Die Nähe, ohne sich zu weigern, sie nahm auch dies als Schicksal hin.
Als Näherin jedoch vergaß sie leider völlig, was sie wollte, und nähte Putz und hieß Frau Nolte und hielt all Obiges für Spaß.
Und aus meinem Hirnkastel :
Ein Seidelbast und ein Seidel Bier die haben nicht viel gemeinsam. Das Bierglas wohnt im Massenquartier; der Seidelbast steht einsam.
Der Seidelbast füllt mit seinem Duft die erste laue Frühlingsluft ; das Seidel Bier, auch nicht ohne, trägt aus Schaum eine schimmernde Krone.
Die beiden kennen einander nicht. Darum vereinte ich sie in diesem Gedicht. -
eKr
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Richard
antwortete am 30.09.01 (12:41):
Liebe Eva, auch ganz Absurdes passt hier rein, greif ins Gehirnkastel, in die Vollen, das ist es, was wir alle wollen. Die Hauptsach' ist, man bleibt hier fein. Denn man ist ja kein Schwein! Hallo, an Alle Richard
Ich fand noch einen empfehlenswerten Poeten:
Fred Endrikat
Der kluge Prophet
Ein Fröschlein sitzt im Schilf und Rohr und lugt zum Himmelszelt empor, wie es dort mit dem Wetter steht. Der Frosch ist, laut Beruf, Prophet. Bei Regen oder Sonnenschein ist es sehr leicht, zu prophezein, doch ist das Wetter ungewiss, traut selbst ein Frosch der Sache miss. Auf alle Fälle sagt er sich: Das Wetter ist »veränderlich«. Das macht nicht klüger und nicht dümmer, der gold'ne Mittelweg stimmt immer.
Bis bald! Richard
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Gila
antwortete am 30.09.01 (14:07):
Berliner Zehner
1 Von der großen Stadt Berlin kannst du viel erwarten. Solltest nur kein Weichei sein: Berlin ist mit den Harten.
2 In der großen Stadt Berlin mag dir manches glücken. Glückt es nicht, so tröste dich: Kein Heim ist frei von Tücken.
3 In der großen Stadt Berlin gibt es nichts zu meckern: Gesetzt du streichst den bittern Teil und hältst dich an den leckern.
4 In der großen Stadt Berlin kannst du deinen Schnitt tun. Geh nur immer schneidig ran: Mitleid ist nicht Mittun.
5 Durch die große Stadt Berlin darfst du paradieren. Solltest nur kein Kampfhund sein: Die l o v e endet bei Tieren.
6 In der großen Stadt Berlin musst du ständig lernen. Solltest bloß nicht fragen:Was? Das steht in den Sternen.
7 In der großen Stadt Berlin sagt sich's leicht: Man sieht sich. Schwerer ist das Wiedersehn: Diese Stadt, die zieht sich.
8 In der großen Stadt Berlin lässt sich alles finden: Im Reichstag wohnt die Redlichkeit und die Demut Unter den Linden.
9 In der großen Stadt Berlin kommst du auf die Kosten: Wenn der Westen es nicht bringt, gibt's ja noch den Osten.
10 In der großen Stadt Berlin kannst du Koffer packen. Doch glaub nicht, du könntest fliehn: Berlin bleibt an den Hacken.
Robert Gernhardt
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Richard
antwortete am 30.09.01 (15:56):
Fred Endrikat, frei nach Frank Wedekind: Ich hab' meine Tante geschlachtet......
Holzhacker wird sentimental
Ich hab' meinen Hauklotz geschlachtet. Er war, weiß Gott, nicht mehr neu. Ich hab' ihn voll Wehmut betrachtet, er diente mir tapfer und treu.
Ich habe manch' knorrige Eiche auf seinem Schädel zerschellt. Es krachten die wuchtigen Streiche. mein Hauklotz blieb stark wie ein Held.
Es sausten die Splitter der Buchen beim Hacken mir wild um den Kopp. Da half weder Schimpfen noch Fluchen, mein Hauklotz sprach mutig: »Hau dropp!«
Er, den ich geliebt und geachtet, das Schicksal zerkleinerte ihn. Ich hab' meinen Hauklotz geschlachtet, nun schmort er im trauten Kamin.
Zum Schornstein hinaus in die Ferne entschwebt er, so leicht wie ein Hauch. Fahr wohl, und grüß' mir die Sterne. mein Hauklotz, - ein Wölklein von Rauch.
Fred Endrikat
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Friedgard
antwortete am 30.09.01 (17:50):
Was für ein Spaß, diese satirische Lyrik! - Wie wäre es mal mit ein bißchen Surrealismus von Christian Morgenstern? :
Der Lattenzaun.
Es war einmal ein Lattenzaun, mit Zwischenraum, hindurchzuschaun.
Ein Architekt, der dieses sah, stand eines Abends plötzlich da -
und nahm den Zwischenraum heraus und baute draus ein großes Haus.
Der Zaun indessen stand ganz dumm, mit Latten, ohne was herum.
Ein Anblick gräßlich und gemein. Drum zog ihn der Senat auch ein.
Der Architekt jedoch entfloh nach Afri-od-Ameriko.
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Richard
antwortete am 01.10.01 (16:56):
Liebe Friedgard, du hattest ein Gedicht von Kästner geschickt »Hamlets Geist« Ich habe in meinen Kästner-Büchern hin und her gesucht, konnte es aber nicht finden. Wo hattest du es her?
Gruß Richard
Brief eines nackten Mannes
Gelihbte Frau! Mir geht es so weit guht auch siehst du aus den Brief das ich noch lebe. Seit gestern abend bin ich ohne Hut und an dem Schirm zerbrachen mir die Stäbe.
Doch ist dass nicht so schlimm, du siehst das ein am Arm hab ich stattdessen braune Flecke. Die Untergrundbahn mag ganz nützlich sein, es war nur eine seer besuchte Strecke....
Ja soein Grohsstadtleben ist fammos. Und ein Verbrauch ist hier an Wein und Bieren! Ganz wundervoll. Das eine kränkt mich blos. Wie konnt ich nur die goldne Uhr verliehren!
Vorgestern war sie ganz bestimmt noch da, ein Fräulein fragte mich wie spet es wäre, und als ich speter wieder nach ihr sah. Na hin ist hin und ist mir eine Lehre.
Ich dachte kaufst dir eine neue Uhr . Ja wär nicht auch das Portmannäh verschwunden schon Tags vorher. Und ohne jede Spur im Fundbüro hat es kein Mensch gefunden.
Wenn du einmal den Rumel sehen würdst! Cafees und Bahrbetrieb und Tanzballäste: Und ein Parkett! Ich bin mal hingestürzt. Ganz spiegelblank. Nicht wie in unsern Neste.
Die Hose war dabei etwas geplatzt drum wollt ich dann den dunklen Anzug tragen. Den du im Koffer eingemottet hast doch wo der Koffer ist wer kann das sagen.
Ich ließ ihn wohl im ersten Zuge stehn da ich zunäxt in falscher Richtung reißte. Den Mantel auch. - Geschehen ist geschehn. Was fehlt mir noch? Das war ja wohl das Meiste.
Ich schreibe dir aus Engelshorns Hotel, und hab kein Geld und nicht genügend Kleider. Schick mir von beiden und schick beides schnell! Ich muß ja nun nachhhauße....leider.....leider.
Anmerkung: Es gibt noch solche Leute. Aber sie werden selten. Erich Kästner
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Rosmarie S
antwortete am 01.10.01 (20:11):
Hallo miteinander,
ist das jedesmal eine Freude, eure ausgewählten Gedichte zu lesen!
Einen schönen Abend!
Das Folgende ist ein alter Grabsteinspruch für einen Hund:
Hier ruht mein treuer Dackel Max, Der treue Hund meiner Alten. Er hatte einen bösen Knax Von der Staupe zurückbehalten. Er folgte seiner Herrin trüb In ein besseres Jenseits hinüber. Ich hatte meine Alte lieb, Den Hund - den hatt´ ich lieber.
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eva
antwortete am 02.10.01 (15:55):
Absurdes von dem geliebten Christian MORGENSTERN :
Das Nasobem
Auf seinen Nasen schreitet einher das Nasobem, von seinem Kind begleitet. Es steht noch nicht im Brehm.
Es steht noch nicht im Meyer. Und auch im Brockhaus nicht. Es trat aus meiner Leyer zum ersten Mal ins Licht.
Auf seinen Nasen schreitet (wie schon gesagt) seitdem, von seinem Kind begleitet, einher das Nasobem.
Und Menschenkenntnis von Wilhelm BUSCH :
Ein Herr warf einem Bettelmann fünf Groschen in den Felber; das tat dem Armen wohl, und dann tat es auch wohl im selber.
Der eine, weil er gar so gut, kann sich von Herzen loben. Der andre trinkt sich frischen Mut und fühlt sich auch gehoben.
Zum Schluss eine Beobachtung von RINGELNATZ :
In Hamburg lebten zwei Ameisen, Die wollten nach Australien reisen. Bei Altona auf der Chaussee, Da taten ihnen die Beine weh, Und da verzichteten sie weise Dann auf den letzten Teil der Reise.
In diesem Sinne weiterhin alles Gute !!
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Gila
antwortete am 02.10.01 (16:40):
Die Ballade vom lyrischen Wolf
Frühlingslüfte lispelten im Haine, Und ein Wolf im Silbermondenscheine, Aufgeregt von lyrischen Gefühlen, Strich, in seinem Innersten zu wühlen, Melancholisch durch Gebirg und Strauch, Liebe spürt er, etwas Weltschmerz auch.
Davor mög uns Gott der Herr bewahren: Nachtigallenseufzer ließ er fahren. Eine Rose hielt er in den Knöcheln, Schwanenlieder in den Kelch zu röcheln, Und mit honiglächelndem Gemäul Flötet er ein schmachtendes Geheul.
Orpheus hörte diese Serenade. »Herr Kollega«, bat er ängstlich, »Gnade! Nutzlos quälst und quetschest du die Kehle, Denn die Bosheit bellt dir aus der Seele. Und mit einem Herzen voll von Haß Bleibe, Bestie, ferne dem Parnaß.
Zwar auf Tugend mag die Kunst verzichten, Liederliche sieht man Lieder dichten, Aber Drachen mit Musik im Rachen – Liebster, das sind hoffnungslose Sachen. Aller schönen Künste weit und breit Grundbedingung ist Gutherzigkeit.« Carl Spitteler
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Friedgard
antwortete am 02.10.01 (16:44):
Hamlets Geist, lieber Richard, hörte ich vor Jahrzehnten zum ersten Mal gesungen von Fifi Brix. Da ist er noch schöner. Jetzt fand ich das Gedicht wieder in einem Band deutscher humoristischer Literatur, den Kästner selbst gesammelt und herausgegeben hatte unter dem Namen: "Heiterkeit in Dur und Moll" - erschienen 1958 im Fackelträger-Verlag. Das findet man sicher höchstens noch antiquarisch. Fifi Brix hingegen, die wunderschöne Sachen gemacht hat, gibt es neu auf CD: "Best of Brix". Ich dachte mir, bei Deiner Theaterleidenschaft, daß Du Spaß daran hättest!
Heute nur ein kurzer Blick durch die Brille von Wilhelm Busch auf die "lieben Verwandten":
Die erste alte Tante sprach: Wir müssen nun auch dran denken, Was wir zu ihrem Namenstag Dem guten Sophiechen schenken.
Drauf sprach die zweite Tante kühn: Ich schlage vor, wir entscheiden Uns für ein Kleid in Erbsengrün, Das mag Sophiechen nicht leiden.
Der dritten Tante war das recht: Ja, sprach sie, mit gelben Ranken! Ich weiß, sie ärgert sich nicht schlecht Und muß sich auch noch bedanken.
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KarinD
antwortete am 03.10.01 (09:03):
Hoffentlich passen auch meine Beiträge zum Thema:
Zahnweh
Bescheiden fängt ein alter Zahn, der lange schwieg, zu reden an. Entschlossen, nicht auf ihn zu hören, tun wir, als würd' uns das nicht stören. Der unverschämte Zahn jedoch erklärt, er hab bestimmt ein Loch, und schließlich meint er, ziemlich deutlich, dass ihm nicht wohl sei, wurzelhäutlich. Wir reden dreist ihm ins Gewissen: „Wenn du nicht schweigst, wirst du gerissen!“ Doch wie? Der Lümmel lacht dazu: „Das fürcht ich lang nicht so wie du!!“ Wir suchen mild ihn zu versöhnen: „Ließ ich dich golden nicht bekrönen? Schau, haben nicht wir beiden Alten Zusammen jetzt so lang gehalten? So manchen guten Biss geteilt?“ Es ist umsonst, er bohrt und feilt Und sieht nicht ein, wie es verwerflich, uns völlig zu zersägen, nervlich. Wir werden stark! (In Wahrheit: schwach!) Am nächsten Morgen kommt' s zum Krach. Der Zahn wehrt sich mit Löwenmut; Doch übersteht er’s schließlich gut. Uns aber bangt schon – Zahn um Zahn – bald kommt vielleicht der nächste dran.
(Eugen Roth) ------------------------------
Zu spät
Die alten Zähne wurden schlecht, und man begann sie auszureißen, die neuen kamen gerade recht, um mit ihnen ins Gras zu beißen
(Heinz Erhardt) --------------------------------
Zahnweh
Das Zahnweh, subjektiv genommen, ist ohne Zweifel unwillkommen; doch hat’s die gute Eigenschaft, daß sich dabei die Lebenskraft, die man nach außen oft verschwendet, auf einen Punkt nach innen wendet und hier energisch konzentriert. Kaum wird der erste Stich verspürt, kaum fühlt man das bekannte Bohren, das Rucken, Zucken und Rumoren – und aus ist’s mit der Weltgeschichte, vergessen sind die Kursberichte, die Steuern und das Einmaleins, kurz, jede Form gewohnten Seins, die sonst real erscheint und wichtig, wird plötzlich wesenlos und nichtig. Ja, selbst die alte Liebe rostet – man weiß nicht, was die Butter kostet – denn einzig in der engen Höhle, des Backenzahnes weilt die Seele, und unter Toben und Gesaus reift der Entschluß: Er muß heraus!!!
(Wilhelm Busch) ---------------------------------
Herr Fips
Herr Fips bemerkte kummervoll, daß ihm die eine Backe schwoll. Das war an sich nicht schlimm, jedoch der Schmerz, der aus dem Zahnloch kroch, der bohrte, zog und quälte ihn. Da bat Herr Fips um Medizin den Doktor Stups. Der braute einen gesunden Trank aus Mückenbeinen, aus dem Urin der Vorgelspinne - (auch etwas Milz vom Frosch war drinne) - und noch so was ... Da sprach der Kranke, als er das Tränklein sah: "Nein, danke! Eh gegen Schmerzen aus dem Kelche ich trinke, hab ich lieber welche." Schlußfolgerung: Es werden Schmerzen erst, nachdem sie nachgelassen, angenehm.
(Heinz Erhardt) -----------------------------------
Ich wünsche Euch einen schönen Feiertag :-) Lieben Gruß, Karin.
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KarinD
antwortete am 04.10.01 (07:25):
Guten Morgen an alle!
Ein Nagel saß in einem Stück Holz
Ein Nagel saß in einem Stück Holz Der war auf seine Gattin sehr stolz. Die trug eine goldene Haube, und war eine Messingschraube. Sie war etwas locker und etwas verschraubt, sowohl in der Liebe, als auch überhaubt. Sie liebte ein Häckchen und traf sich mit ihm. In einem Astloch, sie wurden intim. Kurz, eines Tages entfernte sie sich, und ließ den armen Nagel im Stich. Der arme Nagel bog sich vor Schmerz, Noch niemals hatte sein eisernes Herz so bittere Leiden gekostet. Bald war er beinahe verrostet.
Da aber kehrte sein früheres Glück, Die alte Schraube wieder zurück. Sie glänzte über das ganze Gesicht, ja, alte Liebe rostet nicht.
Lieben Gruß von Karin.
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eva
antwortete am 04.10.01 (11:54):
Ein UFO hat mich heut´ Nacht entführt, das hat mich ziemlich irritiert, dabei war ich stocknüchtern. Das grüne Männlein hatte ein Horn, dazu vier Augen, zwei hinten zwei vorn; es konnte in alle Richtungen sehen und brauchte sich dabei nicht umzudrehen - doch war es dabei ziemlich schüchtern.
Dies war verständlich; es war ja so hässlich, und seine Aussprache fand ich grässlich, doch hoffte ich, etwas zu lernen. Es erzählte prahlerisch von seiner Welt, dort tue jeder, was ihm gefällt.. doch dachte ich schon kurz hinter dem Mond, die Reise hätte sich nicht gelohnt ... doch flog ich mit zu den Sternen.
Doch auch hier gab zwei und zwei nur vier, sie tranken ein miserables Bier, ihre Manieren fand ich nur peinlich. Sie bemühten sich sehr und waren galant einer küsste mir sogar die Hand... doch sie kochen mit Wasser genau wie wir und sind am Monatsende stier. Ihre Kleidung war nicht sehr reinlich.
So kehrte ich gerne zur Erde zurück und suche weiter hier unten mein Glück. Die ganze Zeit war mir nicht bange - so verrückt wie DIE sind WIR schon lange.
eKr
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Richard
antwortete am 04.10.01 (14:16):
Wilhelm Busch 1832 - 1908
er wird sehr oft zitiert, doch muss man ehrlich gestehen, er hat es auch verdient, denn kluge Weisheiten, geschickt versteckt und verpackt in humorigen Metaphern, sind bei ihm keine Seltenheit. Wir wundern uns nicht wenig, dass unsere Jugend so gerne Comics liest und betrachtet , doch auch wir haben Buschs Bildgeschichten, die ja außerdem noch in gut verständlicher Lyrik gemacht waren, sehr gerne gelesen und tun es noch heute. Übrigens im nächsten Jahr , im Jahre 2002, wird Busch, wäre er noch am Leben, 170 Jahre alt. ************ Liebe Karin, du bist uns genau so herzlich willkommen, ich nehme an, du weißt genau, dass deine Beiträge in unsere Runde passen.
Hier noch einige Kleinigkeiten von:
Wilhelm Busch
Dem Gücklichen schlägt kein Gewissen *********** Das sogenannte böse Gewissen sollte eigentlich das gute heißen, weil's ehrlich die Wahrheit sagt.
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Ach, ich fühl es! Keine Tugend, ist so recht nach meinem Sinn; stets befind' ich mich am wohlsten, wenn ich damit fertig bin.
Dahingegen so ein Laster, ja, das macht mir viel Pläsier; und ich hab' die hübschen Sachen lieber vor als hinter mir.
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Das Gute - dieser Satz steht fest - ist stets das Böse, was man lässt.
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Dumme Gedanken hat jeder, nur der Weise verschweigt sie.
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Dummheit, die man bei anderen sieht, wirkt meist erhebend auf's Gemüt.
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Mit sich selbst ist man nicht immer in der vornehmsten Gesellschaft. *******************
Sie stritten sich beim Wein herum, was das nun wieder wäre; das mit dem Darwin wär' gar zu dumm und wider die menschliche Ehre.
Sie tranken manchen Humpen aus, sie stolperten aus den Türen, sie grunzten vernehmlich und kamen zu Haus gekrochen auf allen Vieren.
Bis bald Richard
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Liebe Rosmarie, liebe Eva, liebe Karin, liebe Friedgard, liebe Gila,
mit jedem eurer Beiträge habt ihr mich erfreut und ich bin auch noch gespannt, was da alles noch kommen wird. Ich habe auch gemerkt, dass einige Beiträge aus eurer eigenen Feder stammen, bitte tut mir den Gefallen und zeichnet sie auf irgend eine Weise ab, damit ich das auch ganz deutlich erkenne. Seid alle lieb gegrüßt von Richard PS.: Liebe Eva, eben ist dein Beitrag hier eingetrudelt, dein Humor ist köstlich! Ich hoffe, in Zukunft mehr über deine Weltraumflüge zu lesen rei
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KarinD
antwortete am 04.10.01 (15:01):
Lieber RICHARD! Danke für Deine Begrüßung hier. GANZ neu bin ich auch nicht mehr in diesem Forum :-)
EVA, schön, daß Du wieder "gelandet" bist!
Hier auch noch was Kleines; ein Kästner, ein Roth, ein Erhardt:
Wird’s besser? Wird’s schlimmer? fragt man alljährlich. Seien wir ehrlich: Leben ist immer lebensgefährlich.
(Erich Kästner) ******************
Es sei der Mensch (in seinem Wahn) zu allem fähig, nimmt man an. Doch was viel tiefer an uns frißt: daß er zu gar nichts fähig ist.
(Eugen Roth) ******************
Wenn dir ein Fels vom Herzen fällt, so fällt er auf den Fuß dir prompt! So ist es nun mal auf der Welt: ein Kummer geht, ein Kummer kommt.
(Heinz Erhardt) ******************
Lieben Gruß von Karin.
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KarinD
antwortete am 07.10.01 (14:22):
Der Kaffee
In der Walze Form gebrochen Liegt die Trommel da von Blech. Jetzo will ich Kaffee kochen, Mägde, lauf' mir keine weg. Tummeln müßt ihr euch, faules Wetterzeug! Soll der Trank für zarte Gäste; Doch die Köchin tut das beste. ... Nehmt die Frucht vom Kaffeebaume, Aber grünlich laßt sie sein, In des Bleches hohlem Raume Schließt die Wunderkörner ein. Machet Feuer drum, Dreht die Welle um, Daß der Kaffee sich im Kreise Färbe nach der rechten Weise. ... Knistern hör' ich schon die Bohnen. Wohl, es wirkt des Feuers Macht. Euer Drehn wird sich belohnen. Daß nichts anbrennt, gebet acht. Bringt des Wassers Quell, Setzt's zum Feuer schenll, Daß der Zwist der Elemente Sich im Munde friedlich ende. Denn in der Tassen Feierklange Versöhnt sich jedes schöne Kind. Er bindet oft mit süßem Zwange, Die sonst die ärgsten Feinde sind. ... Ob sich nun die Bohnen bräunen? Macht den Deckel auf geschwind. Sehn wir schwitzend sie erscheinen, Sie zum Mahlen fertig sind. Jetzo, Hanne, fort, Bring die Mühle dort. Mahle du die braunen Kohlen, Christel mag die Sahne holen. ... Wohl! der Aufguß kann beginnen. Im Filtriersack ruht das Mehl. Laß die heiße Welle rinnen, Aber gießet ja nicht fehl. Himmelelement! Hin zur Sahne rennt! Seht ihr nicht die Haube oben? Hört ihr's nicht im Topfe toben? ... Mit der Flut hinabgeschwommen Sind des Kaffees Geister nun; Und den Leib, dem sie genommen, Seht ihr kraftlos oben ruhn. Dünget mit dem Satz Einen Blumenplatz. Doch den Geist der braunen Fluten Stärket an des Feuers Gluten. ... Fertig ist der Kaffee selber, Doch noch andres gibt's zu tun. Läppscht hernach, ihr rohen Kälber: Wollt ihr nah am Ziele ruhn? Schlagt den Zucker klein, Wascht die Tassen rein; Wenn ihr's Silber nicht polieret, Werd' ich dort beräsonnieret. ... Gieße nun den Topf aus, Hanne, Seinen Zweck hat er erreicht, In die blank geputzte Kanne, Der dein länglich Bild entsteigt. Bring den Löffel dann, Daß ich kosten kann. Was den Gästen gut soll schmecken, Muß die Köchin erst belecken. ... Prächtig ist der Trank gelungen. Rein und edel im Geschmack, Schmeichelt er den feinsten Zungen, Sei's mit Sahne oder Rack. Auch die Kanne lehrt Ihres Inhalts Wert, Und der Tassen blanke Glocken Müssen Ohr und Auge locken. ... Jetzo, auf gemalter Scheibe, Tragt den edlen Kaffee fort; Daß er bald im stummen Weibe Wecke das entschlafne Wort. Alles harret bang Auf der Tassen Klang. Sieh, da klirren sie und geben Das Signal zum neuen Leben.
(Gottfried Günther Röller)
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KarinD
antwortete am 08.10.01 (14:08):
Möchte nur kurz anmerken, daß das Gedicht
"Ein Nagel saß ich einem Stück Holz"
(von mir eingestellt am 04.10.) natürlich nicht von mir, sondern von JOACHIM RINGELNATZ ist.
Sorry, für diese Unterlassungssünde.
Gruß von Karin.
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eva
antwortete am 09.10.01 (08:07):
Wenn eines sicher ist, so dies : die Erde ist kein Paradies ! Doch sind wir dazu angehalten, das Leben um uns zu gestalten dass jeder, der in unsrer Nähe, das Paradies doch möglich sähe !
Im übrigen ein Tipp für die Liebhaber geschliffenen Witzes : Georg Christoph LICHTENBERGs "SUDELBÜCHER". Kleine Probe :
Wenn ein Buch und ein Kopf zusammenstossen und es klingt hohl, ist es allemal das Buch ?
Es wäre kein Wunder fürwahr wenn die Zeit einem solchen Schurken das Stundenglas ins Gesicht schmisse.
Ach, rief er bei einem Umfall aus, hätte ich doch diesen Morgen etwas angenehm Böses getan, so wüßte ich doch weswegen ich jetzt leide !
Der Mann hatte so viel Verstand, daß er fast zu nichts mehr inder Welt zu gebrauchen war.
Die Allmacht Gottes im Donnerwetter wird nur bewundert entweder zur Zeit da keines ist, oder hinten drein beim Abzuge.
Ich wünsche allen einen Guten Morgen ! - eva
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KarinD
antwortete am 11.10.01 (13:42):
Geständnis
Ihr fragt nach meinem Lieblingssport? Nun gut, es ist der Mord. Ja, ich sag's laut, ich morde gern, besonders wenn es heiß ist, und wenn das Wasser in dem See so klar und kalt wie Eis ist.
Dann ziehe ich die Kleider aus und springe in die Wellen, um dort mit Karpfen, Barsch und Aal durchs kühle Naß zu schnellen.
Ja Bürger, lache nur getrost und bleib in deinem Bette - ich morde derweil frisch und froh mit Fischen um die Wette.
Wie? Was? Ich hör' ein Widerwort? Der Sport heißt Schwimmen? Und nicht Mord? Moment - ihr seht mich sehr verwirrt... Mein Gott - vielleicht hab' ich geirrt.. Doch, Schwimmen könnte stimmen.
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Kleine Erlebnisse großer Männer: Kant Eines Tags geschah es Kant, daß er keine Worte fand. Stundenlang hielt er den Mund, und er schwieg - nicht ohne Grund.
Ihm fiel absolut nichts ein, drum ließ er das Sprechen sein.
Erst als man zum Essen rief, wurd' er wieder kreativ,
und er sprach die schönen Worte: "Gibt es hinterher noch Torte?"
******************* Am Abend
Wenn ich vom Abendlärm der Städte getrieben in die Schenke trete um erst mit innigstem Behagen so ein, zwei Klare einzujagen um dann mit freudigstem Begreifen diverse Bierchen einzupfeifen um drauf mit holdestem Entzücken rasch drei, vier Obstler zu verdrücken um noch mit dankbarstem Verstehen verschiedne Weine einzudrehn -- dann pfleg ich mit gespieltem Klagen "Ach, ach" und auch "Doch, doch" zu sagen.
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Ich sprach
Ich sprach nachts: Es werde Licht! Aber heller wurd' es nicht. Ich sprach: Wasser werde Wein! Doch das Wasser ließ das sein.
Ich sprach: Lahmer, Du kannst gehen! Doch er blieb auf Krücken stehen.
Da ward auch dem Dümmsten klar, daß ich nicht der Heiland war.
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Ich selbst
Selbstaussage:
Ich mach mir nichts aus Marschmusik, ich mach mir nichts aus Schach. Die Marschmusik macht mir zuviel, das Schach zu wenig Krach.
Selbstfindung: Ich weiß nicht, was ich bin. Ich schreibe das gleich hin. Da hab'n wir den Salat: Ich bin ein Literat.
******************
(alles von ROBERT GERNHARDT aus "Über alles")
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Richard
antwortete am 19.10.01 (12:22):
Es war einmal.......
Herbstlied eines Königsbergers
Herbstlich färben sich die Blätter, immer schlechter wird das Wetter, frieh steckt man die Lamp schon an, weil man nuscht mehr sehen kann.
Draußen ist's nicht mehr erlabend, man verkiehlt sich leicht am Abend, und in dem betauten Jras macht man sich die Stiebeln nass.
In der Luft in dichten Zügen seh ich Scharen Störche fliejen. Fliehn vor Winters Unjemach. - Einer zajelt hinten nach.
Auch die Schwalben und die Andern sieht man jetzt bald fortplachandern. Man der Spatz bloß bleibt und leckert, was die Pferde hinjekleckert.
Wo auch sieht man schon Jestalten, welche Klaftern Holz zerspalten; wo auch sieht man Jroß und Klein Torf und Holz zu Haufen flei'n.
Ach, wie wird ums Herz mir koddrich! Wird's erst draußen matsch- und moddrich, ach, denn is der Sommer fort --- rein, wie in die Ritz jeschorrt!
Josef Wiener-Braunsberg
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Friedgard
antwortete am 22.10.01 (16:35):
Das Seniorenforum kam leider zu kurz, denn ich tat einen gewaltigen Sturz. Jetzt kann ich durch die Straßen zieh'n als die schönste Hexe von Halloween.......
Aber ich fand heute bei den Literaturrecherchen die passende Lösung:
Ein Diplom-Ingenieur aus Steinhagen erfand vor wenigen Tagen ziemlich absurde Sicherheitsgurte, die sind beim Zufußgehn zu tragen. (Ferdinand Blumreißl)
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Richard
antwortete am 23.10.01 (09:07):
Liebe Friedgard, ich weiß nicht ob du wirklich gestürzt bist, aber wenn, dann wünsche ich dir eine wunderbare Erhebung und Genesung von allem Übel. Sonst aber wünsche ich auch allen anderen einen: »Guten Morgen!« Oft muss oder man sollte sich fragen: »Hat sich der Mensch nun doch grundlegend verändert oder ist er immer noch der, den es schon immer gab, diesen leicht beeinflussbaren »Depp«, der meist zu faul ist, die ihm in die Wiege gelegte Gabe der Logik fruchtbar - bitte nicht furchtbar, wie schon so oft - zu nutzen? Als Denkanstoß ein Gedicht von dem Dichter des Rhein-Liedes, das heute mit seiner letzten Strophe unsere National-Hymne ist: August Heinrich Hoffmann von Fallersleben:
Die Patrioten
Ich saß in einer alten Schänke, verräuchert waren Tisch und Bänke, kaum sah man Ohren, Aug' und Nase, ein jeder saß vor seinem Glase.
Und als sie so im Zwielichtscheine still saßen da bei ihrem Weine, da ward es Zwielicht auch in ihnen, dass sie sich selber hell erschienen.
Die Augen funkelten wie Blitze, sie rückten schnell von ihrem Sitze, sie wurden laut und immer lauter, vertrauter dann und noch vertrauter.
Wie sie aus voller Kehle sangen! Und wie die Gläser hell erklangen! »Gesegnet sei die gute Stunde!« So scholl es laut aus jedem Munde.
»Dem König Heil! Heil seinen Fahnen! Heil seinen guten Untertanen! Heil seinen treuen, braven Knechten, die für ihn sterben, für ihn fechten!«
Da gab es Witze, Scherz und Schwänke, lebendig ward die ganze Schänke; sie wurden toll und immer toller, die Flaschen leer, die Köpfe voller.
Der eine fiel, der andre schwankte, der eine sank, der andre wankte, und hob sich einer auch mal wieder, so fiel er mit dem andern nieder.
Und Wirt und Gäste, Tisch und Bänke und Flaschen, Gläser, Scherz und Schwänke, wie lag's beisammen da so traulich und wie gemütich und erbaulich!
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Schorsch
antwortete am 23.10.01 (09:30):
Drum sei ein jedem wohl geraten, dass er bedenk` bei solchen Taten: Der Alkohol macht uns zwar wohler, doch innen wird man immer hohler!
Der arme Schorsch, dran denken tat er, doch leider erst NACH seinem Kater!
Schorsch
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Friedgard
antwortete am 23.10.01 (18:22):
Danke für Deine Wünsche, lieber Richard, ich kann sie brauchen. Aber es wird langsam besser, jedenfalls hat Horst jeden Tag eine neue Frau: heute schwarz - morgen violett - übermorgen braun - er meinte, es gäbe einen gewissen Marmor, der so gezeichnet ist.....
Heute aber mal was Musikalisches zur Abwechslung:
Der Kenner - von Eugen Roth
Ein Mensch sitzt stolz, programmbewehrt in einem besseren Konzert, fühlt sich als Kenner überlegen - die anderen sind nichts dagegen. Musik in den Gehörgang rinnt, der Mensch lauscht kühn verklärt und sinnt. Kaum daß den ersten Satz sie enden, rauscht er schon rasend mit den Händen und spricht vernehmliche und kluge Gedanken über eine Fuge und seufzt dann, vor Begeistrung schwach: "Nein, wirklich himmlisch, dieser Bach!" Sein Nachbar aber grinst abscheulich: "Sie haben das Programm von neulich!" Und sieh, woran er gar nicht dachte: Man spielt heut abend Bruckners Achte. Und jäh, wie Simson seine Kraft, verliert der Mensch die Kennerschaft.
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Richard
antwortete am 24.10.01 (10:48):
Lieber Schorsch, dir traue ich noch viel mehr zu !!!??? rei
Liebe Friedgard, vielleicht kann Horst ein wenig die farbigen Flecken bepusten, das hat bei mir als Kind immer geholfen, wenn ich mal 'nen schlimmen Finger hatte. rei
Dafür muss eine alte Frau sehr lange stricken
Robert T. Odeman
Welch schönes Wort, das Wort Versicherungen! man kriegt gleich ein Gefühl wie: warmes Nest. Von dem, was dir der Werbemann gesungen, bleibt dir im Ernstfall nur ein kleiner Rest. Ja, heißt es dann, der Wert ist längst gemindert! ein Paragraphen-Dickicht wächst empor. So wird der Ahnungslose ausgeplündert und kratzt sich nicht verstehend hinterm Ohr. Die sind versichert, und ich geh' auf Krücken. Dafür muss eine alte Frau sehr lange stricken.
Du sparst und sparst und willst ein Häuschen bauen, man rechnet dir noch deinen Vorteil aus. Es klingt verlockend, du bekommst Vertrauen, nur leider wird dann später nichts daraus. Das schöne Waldgrundstück, in dessen Mitte das Haus einst stehen soll, bleibt Illusion. Das Geld reicht nur für eine Hundehütte, den größten Teil, den fraß die Inflation. Und du kannst nur noch durch die Röhre blicken. Dafür muss eine alte Frau sehr lange stricken!
Kommt mal ein Scheich hier an mit Frau Suleika, den müssen wir auch gleich repräsentiern. Dann machen sie Bankette und Kaleika, im Fernsehn siehst du sie dann schnabuliern. Doch keine Leberwurst und keine Grobe mit Knobauch drin, die trinken auch kein Bier. Das passt ja nicht zu Frack und Abendrobe. Und wenn sie Hummer essen, sagst du dir: »Das ist nicht ohne, was die da verdrücken. Dafür muss eine alte Frau sehr lange stricken.«
Was in der Welt verpulvert wird an Summen für Tötungsinstrumente aller Art, davon kann einem nur der Schädel brummen, das wird uns alle Tage offenbart. Woher nimmt man die riesigen Beträge? Na, dreimal darfst du raten. Untertan. Die Steuergelder leitet man in Wege, die alles andre sind, boß nicht human. Wir schaudern, wenn den Saldo wir erblicken.. Dafür muss eine alte Frau sehr lange stricken!
Und nun der große Clou, die Mondvisiten. Das ist des Wahnsinns letztes, dickes Ei. Die Menschheit macht sich dran, es auszubrüten, als ob da oben was zu holen sei. Kein Regenwurm und nicht mal Ungeziefer hält sich da auf, da gibt es nicht mal Luft. man steigt hinauf und kommt nur immer tiefer. Und was für Summen hat man schon verpufft! Da hören selbst Computer auf zu ticken. Dafür muss eine alte Frau sehr lange stricken!
Und wer das einmal ansieht von St.Peter, wenn auf der Sänfte Seine Heiligkeit getragen wird als Gottes Stellvertreter, sagt sich vor dieser Pracht und Herrlichkeit: »Was könnte dieser Mann mit seinem Stabe für Segen stiften auf der ganzen Welt, wenn er das Gold verkauft und diese Gabe den armen Teufeln zur Verfügung stellt. Denn womit sich die frommen Herr'n da schmücken, dafür muss eine alte Frau sehr lange stricken!«
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KarinD
antwortete am 24.10.01 (15:47):
In diesem Falle handelt es sich um ein Kinderlied, finde ich aber passend für hier, oder??
Der Gummibär
Es war einmal ein Gummibär, der wollte nicht zum Militär, er sagte: Gott behüte, kommt gar nicht in die Tüte.
Er warf sein Gummischiessgewehr schnell weg, dann lief er kreuz und quer um viele Gummiecken, er wollte sich verstecken.
Auf seiner Flucht, da kam er bald in einen grünen Gummiwald mit vielen Gummibäumen, dort fing er an zu träumen.
Von einer Gummibärenfrau, Gummikindern- und Wau-Wau, und dass die ganze Erde sehr bald zu Gummi werde.
Sein Traum, der wurde Wirklichkeit, und so begann die Gummizeit, da freute sich das Bärchen, so endet dieses Märchen.
**copyright by siegfried schreck**
(Internet-Tipp: https://www.vonschreck.de/kinderlieder.html)
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Richard
antwortete am 24.10.01 (18:55):
Liebe Karin, was soll die Frage: Oder?? Wer in dem Gummibärchen-Kinderlied die Metaphern nicht entdeckt hat doch selber Schuld und du hast sie bemerkt. Danke! rei
Ein großer Künstler bei der Anwendung von Metaphern ist Odeman. In mir wird durch dieses folgende Gedicht die Erinnerung an meine Pubertätszeit wach, als ich den ersten plumpen Versuch unternahm mit einem Mädchen meines Alters näher in Kontakt zu treten. Ich höre noch die spöttischen Bemerkungen von älteren Zeitgenossen: » Ach, guck mal, diese armen Würstchen!« Vielleicht hatte Odeman ein ähnliches Erlebnis. Natürlich alles Spekulation. ***+++***+++***+++***+++***
Ein Würstchen-Drama
Robert T. Odeman
In einer großen Metzgerei, inmitten riesiger Girlanden, entdeckten sich sofort die Zwei und gleich sich ihre Herzen fanden. Sie war zu Haus in Frankfurt/Main, von schlankem Wuchs, wie eine Gerte, er war aus Regensburg und klein, was aber sie durchaus nicht störte.
In seiner graden Bayern-Art erklärte er ihr auf der Stelle: »I bin total in di vernarrt.« Ein Schaudern ging ihr durch die Pelle. Sie hauchte nur: »Ich hab's gewusst beim ersten Blick, du bist der Rechte. Cupido traf mich in die Brust, so dass ich keinen andern möchte.«
Sie liebte sehr die Poesie und setzte ausgewählt die Worte. »Bin ich mit Goethe«, sagte sie, »geboren doch am gleichen Orte.« »I hob' für sulche Spriach koa Hirn«, entgegnete er sehr bescheiden. »Oaber i siach, du bist a saubre Diarn, do wärs scho richti mit uns Beiden -- «
Doch diesen Tag im Liebes-Mai zerriss Frau Klempnermeister Krause, sie kochte grade Erbsenbrei und hatte keine Wurst im Hause. Sie sprach: »Zwei Pfund von jenen dort«, womit sie Regensburger meinte. Schon nahm das Schicksal wieder fort, was sie vor kurzem erst vereinte.
Der Metzger warf zusammen ihn mit seinen Brüdern auf die Waage, schon sah sie ihn von dannen ziehn, die Frankfurt-Maid verging vor Klage. Den letzten Blick auf dem Papier warf er ihr zu mit einem Zipfel - mit Messern schnitt's ins Herze ihr, das Leid erreichte seinen Gipfel.
Stumpfsinnig und verlassen hing im Laden nun das arme Bräutchen, wo es bald an zu welken fing und Runzelchen bekam ihr Häutchen. Ein Knoblauch-Bengel warb um sie, ein ordinärer Kerl aus Polen. Sie sagte angewidert: »Nie!« Und er: »Soll dich doch Deibel holen!«
Allein nun ihre Stunde schlug, sie kam zum Pastor Franz Vermehren, in dessen Küche man sie trug mit ihrem Herz, dem überschweren. Bald schmorte sie im Sauerkraut, die nie gekannt des Herzens Manna. Sie blieb wie eine reine Braut wie einst die »Heilige Johanna«!
Die Hitze stieg, sie wurde prall, was sie als tiefe Schmach empfunden, dann platzte sie mit leisem Knall --- nun hatte sie es überwunden! Beim Mittagsmahl nach dem Gebet, als der Pastor schon lüstern schmatzte, rief er: »Verflixt und zugenäht!« Und schmiss vom Teller die Geplatzte.
Doch wär ihm je was hier passiert, was diesem Würstchen widerfahren, so predigte er tief gerührt, darüber sind wir uns im Klaren. Was ist der kluge Mensch doch dumm, indem er richtet, herzlos scheidet. Und ahnt nicht, welch Martyrium das kleinste Würstchen auch erleidet!
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hl
antwortete am 25.10.01 (09:25):
Ein böses Gedicht
Friede, Freude, Eierkuchen Lasst mich die heile Welt versuchen Hunger, Armut, Not, Gewalt Ist kein Thema für jung und alt
..schlaf, Menschlein schlafe In der Herde laufen die Schafe Sie fressen, blöken, laufen im Kreis Und ihre Wolle ist blütenweiß
Die Welt ist schön es geht uns doch gut Verdirb uns nicht den Lebensmut. Edel sei der Mensch, hilfreich und gut!
Friede, Freude, Eierkuchen Lass mich die heile Welt versuchen Deutschlandlied und Ausländerhass Nein, dieses Thema ist kein Spass
Schlaf, Menschlein, schlafe In der Herde rennen die Schafe Sie werden von braunen Hunden gehetzt Die sich ein Schafsfell aufgesetzt
Die Welt ist schön, es geht uns doch gut Verdirb uns nicht den Lebensmut. Edel sei der Mensch, hilfreich und gut!
Friede, Freude, Eierkuchen Lasst mich die heile Welt versuchen Klima, Umwelt, Embryonennot Bei diesen Themen sieht man .. rot
..schlaf, Menschlein, schlafe In der Herde laufen die Schafe Dolly, so heißt das eine von ihnen Wurde erzeugt von Menschenmaschinen
Die Welt ist schön es geht uns doch gut Verdirb uns nicht den Lebensmut. Edel sei der Mensch, hilfreich und gut!
Friede, Freude, Eierkuchen Lasst mich die heile Welt versuchen Globalisierung und Demonstration Was gilt ein junger Mensch da schon
..schlaf, Menschlein, schlafe In der Herde träumen die Schafe Von einer Schlachtbank im kühlen Raum Kein Thema, nur ein böser Traum
Die Welt ist schön, es geht uns doch gut Verdirb uns nicht den Lebenssmut. Edel sei der Mensch, hilfreich und tot!
Friede, Freude, Eierkuchen Lasst mich die heile Welt versuchen Terror, Gewalt will man besiegen mit Bomben für den Frieden
.. schlaf, Menschlein, schlafe in der Herde kämpfen die Schafe sie suchen den Feind, sie spielen Krieg und träumen von Wohlstand und Sieg
Die Welt ist schön, es ging uns doch gut Verdirb uns nicht den Lebensmut Tapfer sei der Mensch, bis in den Tod
hl
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Friedgard
antwortete am 25.10.01 (11:47):
Woher hast Du die Odemann-Gedichte, Ricardo? Gibt es die im Buchhandel? Ich finde seine Vergleiche auch sehr treffend und - bei allem Witz - nicht verletzend. A propos: Pusten hilft nicht, es brauchte schon Eisbeutel, nachdem der Onkel Doktor - ich müßte sagen: "Enkel Doktor" die durchgebissene Unterlippe genäht hatte - - -
Zum Thema "Wirtshaus" von oben noch zwei kleine Weisheiten von Wilhelm Busch:
Mich wurmt es, wenn ich nur dran denke. - Es saß zu München in der Schenke Ein Protz mit dunkelroter Nase Beim elften oder zwölften Glase.
Da schlich sich kümmerlich heran Ein armer alter Bettelmann, Zog vor dem Protzen seinen Hut Und fleht: Gnä Herr, ach sein S' so gut!
Der Protz jedoch, fuchsteufelswild, Statt was zu geben, flucht und schilt: Gehst raus, du alter Lump, du schlechter! Nix möcht' er als grad saufen möcht' er!
Und das Zweite:
Sie stritten sich beim Wein herum, Was das nun wieder wäre; Das mit dem Darwin wär gar zu dumm Und wider die menschliche Ehre.
Sie tranken manchen Humpen aus, Sie stolperten aus den Türen , Sie grunzten vernehmlich und kamen zu Haus Gekrochen auf allen vieren.
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Richard
antwortete am 25.10.01 (13:35):
Liebe Heidi, ich kann mir vorstellen warum du deinem Gedicht diese Art Formulierung zuteil werden ließest. Vielleicht denke ich in vielem ähnlich. Deshalb eine pazifistische Aufforderung von: Robert T. Odeman, die er auf Grund der erneuten Einführung der Wehrpflicht in den 50-ziger Jahren schrieb. Übrigens, ein Poet mit dem ich mich im Moment sehr viel beschäftige. rei
Liebe Friedgard, ich habe diesen Odeman als junger Mann noch selbst erlebt und zwar 1950 bei einer seiner Lesungen in Berlin-Charlottenburg. Mit Literatur von ihm ist es nicht besonders gut bestellt. Versuch es mal im Internet bei www.amazon.de. ich glaube die haben noch ein Bändchen vorrätig
Nicht von der Hand zu weisen
Robert T. Odeman
Nach jedem Kriege reden sie emphatisch, die Herren an der Spitze der Nation, vom Frieden philantropisch hochdramatisch, ergriffen von der eignen Emotion: »Wir wollen alle hüten ihn und hegen. Kein Mann braucht künftig wieder ein Gewehr auf einen andern Menschen anzulegen. Wir wollen Menschen und kein Militär.«
Die dies mit einem Bibber uns versprochen und Kloß im Halse vor Ergriffensein, die haben schon sehr bald ihr Wort gebrochen und ziehn die jungen Männer wieder ein. Verdrehen uns mit honigsüßen Worten ins Gegenteil, was vorher sie gesagt. Und sie befehlen wieder allerorten, wenn denen auch die Willkür nicht behagt.
Den »Bunten Rock«, das »Ehrenkleid« zu tragen. Gewaltsam steckt man sie in die Montur. Sie pflegen sie erst lange nicht zu fragen, ob sie das möchten, aber keine Spur! Der Eingezogene hat sich zu fügen. Er kriegt per Post..... »Sie haben sich...!« Man kennt die Tonart, sie macht kein Vergnügen. Und weigert man sich, wird es fürchterlich.
Gesetzt den Fall, dies einmal angenommen, die Jungen hätten in der ganzen Welt, wenn die Befehle mit der Post gekommen, sich völlig unberührt dazu gestellt. Und jeder hätte diesen Wisch zerrissen, wie einen x-beliebigen Prospekt. Ihn achselzuckend ins Klosett geschmissen. Welch ein Epoche machender Effekt!
Da blieben unbevölkert die Kasernen. Die Mäuse wohnten friedlich dort im Spind. An diesem Beispiel könnte man viel lernen, wie machtlos dann die Vorgesetzten sind. Mit offnen Mäulern hätten sie gestanden. Was nun? Herr Hauptmann? Herr General? Ganz plötzlich kein Interesse mehr vorhanden? Der Menschen-Markt ist lustlos. Ein Skandal!
Da könnten alle Panzer und Gewehre verrosten, denn die fasst kein Mensch mehr an. Und auch das sogenannte Feld der Ehre mit seinem Heldentod wär endlich dann undenkbar, wenn an diesem schönen Tage die Jugend einer jeglichen Nation erklärte - das kommt nicht in Frage. Doch leider bleibt dies vorerst Illusion.
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KarinD
antwortete am 27.10.01 (08:30):
Nichttrinklied
Das Schicksal hat es so gefügt, dass mir am Alkohol nichts liegt.
Mich lockt nicht Bier, nicht Gin, nicht Wein – Na ja, ein Wein, der darf schon sein.
Mich lockt nicht Korn, nicht Bier, nicht Gin – Ist da ein Gin? Dann immer rin! –
Mich lockt nicht Wein, nicht Korn, nicht Bier – Da kommt ein Bier? Das nehmen wir!
Mich lockt nicht Gin, nicht Wein, nicht Korn – Her mit dem Korn! Und dann von vorn:
Das Schicksal hat es so gefügt, dass mir am Alkohol nichts liegt etc.
**Robert Gernhardt**
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KarinD
antwortete am 27.10.01 (08:42):
Und noch einen hab' ich:
Wie tun es die anderen?
Heute: Die Inselbewohner Man tuts auf den Komoren mit angelegten Ohren Man tuts auf den Lofoten mit schräggestellten Pfoten Man tuts auf den Kykladen mit abgespreizten Waden Man tuts auf den Mollukken genauso, nur im Ducken Man tuts auf den Seychellen an höchst versteckten Stellen Man tuts auf den Kurilen nach stundenlangem Zielen Man tuts auf den Antillen in Trance, wie wider Willen Man tuts auf der Insel Juist indem man durch den Schniepel niest.
(Robert Gernhardt)
hihihi......
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KarinD
antwortete am 27.10.01 (14:16):
Die Fliege
Dem Herrn Inspektor tut's so gut Wenn er nach Tisch ein wenig ruht. Da kommt die Fliege mit Gebrummund surrt ihm vor dem Ohr herum.
Und aufgeschreckt aus halbem Schlummer, Schaut er verdrießlich auf den Brummer. Die böse Fliege! Seht, nun hat se Sich festgesetzt auf seiner Glatze.
"Wart nur, du unverschämtes Tier! Anitzo aber komm' ich dir!!" Behutsam schleicht er nach der Tasse, Daß er die Fliege da erfasse.
Perdauz! - Darin ist er gewandt - Er hat sie wirklich in der Hand. Hier schaut er nun mit großer List, Wo sie denn eigentlich wohl ist.
Surr! - Da! Sie ist schon wieder frei. Ein Bein, das ist ihr einerlei. Jetzt aber kommt es mit der Klappe, Daß er sie so vielleicht ertappe.
Und um sie sicher zu bekommen, Hat er den Sorgenstuhl erklommen. Rumbums! Da liegt der Stuhl und er. Die Fliege flattert froh umher.
Da holt er aus mit voller Kraft, Die Fliege wird dahingerafft. Und fröhlich sieht er das Insekt Am Boden leblos ausgestreckt.
Erquicklich ist die Mittagsruh, Nur kommt man oftmals nicht dazu.
(Wilhelm Busch)
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Richard
antwortete am 28.10.01 (13:30):
Liebe Karin, du warst am Sonnabend ja wirklich gut drauf, die beiden »Gernhardts«, du machtest nur hihi, ich aber: Ha-ha-ha-ha-ha....... Danke! rei
Es wird sehr viel über Geld geredet, zum Exempel: über den EURO, etc.
Odeman hat auch darüber geschrieben:
Hochfinanz oder: Wer den Groschen nicht ehrt, hat selbst nicht viel Wert
Drei Groschen lagen auf der Bank, schon abgegriffen, nicht mehr blank. Und neben ihnen lag dort auch mit Banderole um den Bauch ein Päckchen Tausender im Bündel. Der obere von diesen Scheinen sah nur verächtlich auf die Kleinen. Die hielt er alle für Gesindel.
»Ihr Kroppzeug«, sagte er gering. »Hier seht mich an, ich bin ein Ding, das immerhin beachtenswert. Ein Jedermann mich hoch verehrt.« Ein Groschen von den dreien nun, der gab dem Burschen drauf Kattun:
»Gewiss, Sie sind was Imponantes, jedoch nicht grade Interessantes. Stelln Sie sich vor, man würde Sie im Bäckerladen in der Früh in Zahlung für zwei Brötchen geben. Da könnten Sie mal was erleben, wie sehr beliebt Sie sind, Herr Mille. Na sehn Sie woll, da sind Se stille!
Ein zweiter Fall, der fällt mir grade noch ein aus der Vergangenheit: Ein Automat mit Schokolade hat jedes Kinderherz erfreut. Wen steckte man da in die Schlitze als Gegenwert der Süßigkeit? Nur uns!! Sie warn zu gar nichts nütze trotz ihrer Vollgewichtigkeit.
Die Parkuhr aber heut zu Tage erinnert jeden ungeniert, dass immer noch die Groschenfrage genau wie früher existiert. Vergisst uns jemand einzustecken, was häufig vorgekommen ist, muss er vor diesem Ding entdecken, dass niemals es Papiergeld frisst.
Gestatten Sie noch eine Frage. Wann kommen Sie mal an die Luft? Voll Angst verschließt bei Nacht und Tage im Safe man Sie wie in der Gruft. Noch etwas muss ich hier berühren, obwohl ich es vermeiden möcht. man pflegt Sie gern zu imitieren, sehr häufig sind Sie gar nicht echt.
Ein Hauch von Kriminalgeschichten umwittert Sie ein Leben lang, von Strafprozessen und Gerichten, nee, werter Herr, dann besten Dank! Auch werden Banken Ihretwegen sehr häufig heute ausgeraubt. An uns ist keinem was gelegen, was jeder uns aufs Wort wohl glaubt.«
Da hat der Tausender gezittert und bebte innerlich empört. Der Kleine hatte ihn erschüttert, das hatte er noch nicht gehört. »Doch nun das Schönste«, sprach der Groschen. »Sind wir auch nur gering und klein, ist unser Ruhm doch nicht erloschen, wir können trotzdem wichtig sein.
Wir haben Dichter, Musikanten in vielen Fällen inspiriert, die als Motiv uns gern verwandten. Selbst Beethoven hat komponiert: »Wut über den verlorenen Groschen«. Das spielt noch jeder Pianist. Das Rondo wird nie abgedroschen, weil dieses Werk unsterblich ist.
Und was gar Brecht und Weill erdachten, ist auch kein feuchter Dreck, als sie einst die »Dreigroschenoper« machten. Ein jeder singt die Melodie vom Haifisch und vom Mackie Messer. Die bleibt als Evergreen bestehn! Die beiden Herrn verstanden besser mit kleiner Münze umzugehn.
Im Übrigen kann man auf Erden viel schneller, als man es gedacht, vom Tausender zum Groschen werden. Mein Herr, das kommt oft über Nacht.«
Robert T. Odeman
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Richard
antwortete am 29.10.01 (19:44):
Das kommt davon
Man bat mich, in ein Gästebuch zu schreiben, und drückte mir die Feder in die Hand. Ich dachte mir: das lass' ich lieber bleiben, weil ich den Abend so abscheulich fand.
Weshalb bin ich denn bloß dahin gegangen? Mich warnte doch ganz spürbar mein Instinkt. Jetzt sitz' ich hilflos da und bin gefangen und hoffe, dass mir ein Erguss gelingt.
Um ihn in diesen Monsterband zu schmieren, in Leder und in echtem Pergament, wie sie bei diesen Leuten existieren, die man, pfui Teufel, besser gar nicht kennt.
Nun heißt es danken für die Artischocken, die du ja schließlich mitgefressen hast. Sie liegen nunmehr mit dem Henkell Trocken in deinem Bauch wie eine Zentnerlast.
Die Pute samt dem Salm schwimmt auch darinnen, auch die geeisten Erdbeer'n, das Kompott, beginnen dir im Magen zu gerinnen. Was schreibst du bloß? Oh Gott, oh Gott, oh Gott!
Bekunde ehrlich: Einfach unvergesslich! Das kann ja nega so wie posi sein. Drauf schäme dich und werde klein und hässlich und sage zu dir selbst: Du dummes Schwein!!!
Robert T. Odeman
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Hans-Jürgen
antwortete am 31.10.01 (21:56):
Also nein, wirklich! Selten hab' ich bei Gedichten soviel geschmunzelt und gelacht wie in diesem "thread"! Richards Idee war glänzend, Lyrische Satire vorzuschlagen. Ihm und allen anderen, die hier Lustiges und Absurdes, Nachdenkliches (aber trotzdem Humorvolles) aus bereits Gedrucktem wie aus eigener Feder zusammentrugen, sei herzlichst gedankt. Eine Fundgrube geistvollen Frohsinns, das Ganze, bestens geeignet, daraus in heiterer Gesellschaft zu zitieren!
Als ollem Mathelehrer (inzwischen pensioniert) fiel mir folgendes ein:
Das Y kann das X nicht gut leiden, dieweil es immer im Alphabet nur *hinter* dem X und nie vor ihm steht. So denkt das X: du bist ja nix, doch gibt's auf der Welt noch Gerechtigkeit. Sie tröstet des Y's Eitelkeit und dämpft seinen stillen Zorn. In "Mathe" ist's nämlich grad umgekehrt, da hat sich das Y tüchtig gewehrt und steht in der Gleichung meist *vorn*!
Viele Grüße an alle, Hans-Jürgen.
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Richard
antwortete am 01.11.01 (13:16):
Übrigens:
Lieber Hans-Jürgen, herzlichen Dank, einmal für dein »dickes Lob« und zweitens, das du auch noch etwas mit beiträgst finde ich noch besser. Grüße von rei Noch einmal was von Odeman, zur Warnung für den Menschen, die sich im »Suff« etwas eingeben, damit angeben und dabei jämmerlich zu Grunde gehen werden und einige, die sich auch ohne »Alkohol« zuviel zutrauen - fabelhaft ??? :-)))
Das Bacchanal
In einer großen Kellerei, da sprang ein Sektfass einst entzwei. Der Inhalt lief am Boden aus und dies sah eine alte Maus, die eben hier spazieren ging, worauf sie an zu pfeifen fing.... (Pfiuitt)
Die Sippschaft kam gleich groß und klein und stürzte in die Flut hinein. Es gab ein Schlemmen und ein Prassen, es war bacchantisch, nicht zu fassen! Sie schwammen förmlich in dem Sekt und haben sich den Bart geleckt.
Der Saft in ihrem Bauch moussiert, und alles tollt und jubiliert, sich fröhlich fassend Schwanz an Schwanz, bald wirbeln sie in wildem Tanz. Ein paar Besoffne fuhren Kahn, es war direkt der helle Wahn!
Des Festes Stimmung wurde feurig, und alles rülpste kohlensäurig. Der tollste Mäuserich, Heinz Grau, der übertönte den Radau und schrie: »Hört zu, ich sag' euch was! Jetzt gibt es einen Riesenspaß.
Die Katze schläft im ersten Stock auf ihrer Herrin Unterrock. Jetzt gehe ich hinauf zu ihr und dann wird dieses Biest von mir, damit der Abend richtig endet, im tiefen Schlafe --- glatt geschändet!«
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eva
antwortete am 05.11.01 (13:53):
Das Böse
Ein Mensch - was noch ganz ungefährlich - Erklärt die Quanten (schwer erklärlich). Ein zweiter, der das All durchspäht, Erforscht die Relativität. Ein dritter nimmt, noch harmlos, an, Geheimnis stecke im Uran. Ein vierter ist nicht fernzuhalten, Von dem Gedanken, kernzuspalten. Ein fünfter - reine Wissenschaft ! - Entfesselt der Atome Kraft. Ein sechster, auch noch bonafidlich, Will die verwerten, doch nur friedlich. Unschuldig wirken sie zusammen : Wen dürften, einzeln, wir verdammen ? Ists nicht der siebte erst und achte, Der Bomben dachte und dann machte ? Ists nicht der Böseste der Bösen, Ders dann gewagt, sie auszulösen ? Den Teufel wird man nie erwischen : Er steckt von Anfang an dazwischen.
Eugen Roth
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eva
antwortete am 06.11.01 (09:04):
Pessimismus
Die ganze Welt ist voller Arg, das Gute spärlich und so karg. Wohin man blickt, wohin man schaut, statt edler Früchte böses Kraut; die neue Zeit ist mir suspekt, die Jugend kennt keinen Respekt; die Alten, die durchs Leben zotteln, bestehen aus senilen Trotteln ! Die Ideale unsrer Jugend sind hingeschwunden, wie die Tugend ... Ein jeder denkt nur mehr an sich, denn wer, zum Beispiel, denkt an mich ?! In Zeitung, Radio und TV sieht man die Welt nur grau in grau, in dieser besten aller Welten ist Positives nur sehr selten, und wer glaubt, das dies nicht so wäre, erkennt schon bald - es ist Chimäre. Und so ergibt sich der Befund - wir alle gehen bald zugrund.
Ich hab es mir nicht leicht gemacht und über mich streng nachgedacht : Ich fand, der Schrecken, der war groß - mit mir ist auch nichts weiter los.
eKr
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KarinD
antwortete am 06.11.01 (17:51):
Liebe Eva! Spitzenmäßig, Dein Gedicht!
Hier nur 'n kleinen Busch:
Die Selbstkritik Die Selbstkritik hat viel für sich, Gesetzt den Fall, ich tadle mich, so hab ich erstens den Gewinn, dass ich so hübsch bescheiden bin, zum zweiten denken sich die Leut, der Mann ist lauter Redlichkeit, auch schnapp ich drittens diesen Bissen, vorweg den Kritiküssen, und viertens hoff ich außerdem auf Widerspruch, der mir genehm, so kommt es denn zuletzt heraus, dass ich ein ganz famoses Haus.
(Wilhelm Busch)
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Richard
antwortete am 07.11.01 (10:43):
Liebe Eva, das ist schon etwas sehr Gutes von dir, ich lese das mit großem Genuss, danke!
Die Selbstkritik von Wilhelm Busch, liebe KarinD, passte auch sehr gut zu dem Thema welches Eva ansprach.
Ich bin in letzter Zeit etwas rar dabei, das liegt am Umzug, da hab' ich wenig frei. rei
Ross und Reiter
Mein Freund, an einem Sonntag Morgen, tät sich ein hübsches Rösslein borgen. Mit frischem Hemd und frischem Mute, in blanken Stiefeln, blankem Hute, die Haltung stramm und stramm die Hose, am Busen eine junge Rose, so reitet er durch die Alleen, wie ein Adonis anzusehen.
Die Reiter machen viel Vergnügen, wenn sie ihr stolzes Ross bestiegen.
Nun kommt da unter sanftem Knarren ein Milch beladner Eselskarren. Das Rösslein, welches sehr erschrocken, fängt an zu trappeln und zu bocken, und hopp, das war ein Satz, ein weiter! Dort rennt das Ross, hier liegt der Reiter, entfernt von seinem hohen Sitze, platt auf dem Bauche in der Pfütze.
Die Reiter machen viel Vergnügen, Besonders, wenn sie drunten liegen.
Wilhelm Busch
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eva
antwortete am 08.11.01 (18:46):
Der Freigeist
Ein Mensch warf Gott zum alten Eisen, Um sich als Freigeist zu erweisen. Ein Unmensch aber, aus dem Schrott, Zog den verworfnen lieben Gott Und machte daraus tausend Gottchen, Im Auto baumelnd als Maskottchen. Der Mensch vertraut auf dies nun frech, Daß ihn es schütze - und sein Blech.
Eugen ROTH
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Richard
antwortete am 17.12.01 (08:14):
Weihnachtsbeleuchtung
Sonntag, 1. Advent 10:00 Uhr.
In der Reihenhaussiedlung Önkelstieg lässt sich die Rentnerin Erna B. durch ihren Enkel Norbert drei Elektrokerzen auf der Fensterbank ihres Wohnzimmers installieren. Vorweihnachtliche Stimmung breitet sich aus, die Freude ist groß!
10:14 U h r
Beim Entleeren des Mülleimers beobachtet Nachbar Ottfried P. die provokante Weihnachtsoffensive im Nebenhaus und kontert umgehend mit der Aufstellung des 10-armigen dänischen Kerzenset zu je 15 Watt im Küchenfenster. Stunden später erstrahlt die gesamte Siedlung Önkelstieg im besinnlichen Glanz von 134 Fensterdekorationen.
19:03 Uhr
Im 14 km entfernten Kohlekraftwerk Sottrup-Höcklage registriert der wachhabende Ingenieur irrtümlich einen Defekt der Strommessgeräte für den Bereich Stenkelfeld-Nord, ist aber zunächst arglos.
20:17 Uhr
Den Eheleute Horst und Heidi E. gelingt der Anschluss einer Kettenschaltung von 96 Halogen-Filmleuchten, durch sämtliche Bäume ihres Obstgartens, ans Drehstromnetz. Teile der heimischen Vogelwelt beginnen verwirrt mit dem Nestbau.
20:56 Uhr
Der Discothekenbesitzer Alfons K. sieht sich genötigt seinerseits einen Teil zur vorweihnachtlichen Stimmung beizutragen und montiert auf dem Flachdach seines Bungalows das Laserensemble Metropolis, das zu den leistungsstärksten Europas zählt. Die 40m Fassade eines angrenzenden Getreidesilos hält dem Dauerfeuer der Nikolausprojektion mehrere Minuten stand, bevor sie mit einem hässlichen Geräusch zerbröckelt.
21:30 Uhr
Im Trubel einer Joule-Club-Feier im Kohlekraftwerk Sottrup-Höcklage verhallt das Alarmsignal aus Generatorhalle 5.
21:50 Uhr
Der 85-jährige Kriegsveteran August R. zaubert mit 190 Flakscheinwerfern des Typs Varta Volkssturm den Stern von Bethlehem an die tiefhängende Wolkendecke.
22:12 Uhr
Eine Gruppe asiatischer Geschäftsleute mit leichtem Gepäck und sommerlicher Bekleidung irrt verängstigt durch die Siedlung Önkelstieg. Zuvor war eine Boing747 der Singapur Airlines mit dem Ziel Sydney versehentlich in der mit 3000 bunten Neonröhren gepflasterten Garagenzufahrt der Bäckerei Brohmeyer gelandet.
22:37 Uhr
Die NASA Raumsonde Voyager 7 funkt vom Rande der Milchstraße Bilder einer angeblichen Supernova auf der nördlichen Erdhalbkugel. Die Experten in Houston sind ratlos.
22:50 Uhr
Ein leichtes Beben erschüttert die Umgebung des Kohlekraftwerks
Sottrup-Höcklage, der gesamte Komplex mit seinen 30 Turbinen läuft mit 350 Megawatt brüllend jenseits der Belastungsgrenze.
23:06 Uhr
In der taghell erleuchteten Siedlung Önkelstieg erwacht Studentin Bettina U. und freut sich irrtümlich über den sonnigen Dezembermorgen. Um genau 23:12 Uhr betätigt sie den Schalter ihrer Kaffeemaschine.
23: 12 Uhr und 19 Sekunden
In die plötzliche Dunkelheit des gesamten Landkreises Stenkelfeld bricht die Explosion des Kohlekraftwerks Sottrup-Höcklage wie Donnerhall. Durch die stockfinsteren Ortschaften irren verwirrte Menschen, Menschen wie du und ich, denen eine Kerze auf dem Adventskranz nicht genug war.
In diesem Sinne FROHE ADVENTSZEIT!
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Rosmarie Schmitt
antwortete am 17.12.01 (09:17):
Auweia, lieber Richard,
ich werde gleich zu meiner Nachbarin gehen und sie bitten, ihren blinkenden Weihnachtsstern im Fenster abzuschalten!
Frohen Endspurt! Rosmarie
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Richard
antwortete am 27.01.02 (12:46):
Hallo, mein Umzug ist vollzogen, da bin ich wieder ! Vielleicht machen wieder einige mit ? Ein schöner Sonntagsgruß an alle von Richard
Die kleine Jenny Köhler aus Bremen
von Robert T. Odeman
Wenn Hein sechs Monat' auf dem Pott sich abgerackert hat, stinkt er nach Tran und Schiet und Sott und hat die Seefahrt satt! Und weil er von der Weiblichkeit war allzulang' getrennt, sehnt er sich schon seit langer Zeit nach einer, die er kennt:
Das ist die Jenny Köhler aus Bremen, die weiß die Lords und den Käptn zu nehmen. Die ist reinlich und nicht kleinlich und so herrlich modelliert. Alle Chargen, alle Ränge haben das schon ausprobiert. Vor ihrem Haus ist Tag und Nacht Gedränge.
Er bringt ihr mit ein Tee-Service und auch ein Eisbbärfell. Sie ist beglückt und flötet süß: »Ach, Hein, eventuell wärst du der rechte Mann für mich. Komm, gründen wir ein Heim.« Er wird nervös ganz fürchterlich, er spürt den Fliegenleim:
»Verdammt die Jenny Köhler aus Bremen, die will mit Haut und Haaren mich nehmen. Höchstwahrscheinlich wird das peinlich. Nee, da hau ich lieber ab. Meine Freiheit preiszugeben wäre für mich wie das Grab. Ich bleib' nicht gern in einem Hafen kleben!«
Die Zeit vergeht, und sieben Jahr' er nun schon wieder fährt. Hein sehnt sich jetzt, wie sonderbar, nach eignem Haus und Herd. Er will zu ihr zurück, er rennt bis an ihr Bremer Haus. Aus diesem tritt, sehr korpulent, jetzt eine Frau heraus:
Das war die Jenny, die hieß jetzt Binder, und um sie rum fünf niedliche Kinder, nicht sehr reinlich Augenscheinlich kommt das sechste Wohl auch bald. Hein stand da, die Kiemen offen. Ganz bleich ist er zurückgeprallt. Und dann war er drei Tage lang besoffen.
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Richard
antwortete am 27.01.02 (15:54):
Spucke im See
von Fred Endrikat
Ich habe in den See gespuckt, da kommt ein kleiner Fisch und guckt. Er blinzelt, äugelt und beguckt, was ich da in den See gespuckt. Die Kiemen bibbern und die Flossen nebst Schwänzlein pendelnd unentschlossen, mal links, mal rechts, mal rechts und links um dieses unbekannte Dings. Gern schnappt er zu mit einem Biss, doch --- traut er der Geschichte miss.
Da kommt ein alter Barsch geschwommen, der gleich beim ersten Blick vernommen, was hier geschlagen hat die Glocke und, dass der Braten riecht nach Spocke. Der Alte spricht zum jungen Barsch: »Mach, dass du weg kommst! Los! Marsch, marsch! Siehst du denn nicht, du Mamelucke? Das, was da schwimmt ist eitel Spucke. Das kannst du niemals nicht vertragen. Ein Barsch hat kein' Beamtenmagen.
Sei vor dem Schicksal auf der Hut. Nicht alles was es schickt ist gut. Oft schickt es scheinbar einen Happen, wenn du versuchst danach zu schnappen; dann merkst du erst des Schicksals Tücke. Wenn du recht hinschaust, ist es Spücke. Sieh dort ---- da kommt ein Wurm gekrochen. Der Wurm ist echt. ---- Ich hab' gesprochen.« Hierauf verschwand der alte Barsch --- und das Gedicht --- zu Ende warsch.
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Richard
antwortete am 31.01.02 (19:21):
Der Nachtschelm und das Siebenschwein oder: Eine glückliche Ehe
von Christian Morgenstern
Der Nachtschelm und das Siebenschwein, die gingen eine Ehe ein, o wehe!
Sie hatten dreizehn Kinder, und davon war eins der Schluchtenhund, zwei andre waren Rehe.
Das vierte war die Rabenmaus. Das fünfte war ein Schneck samt Haus, o Wunder!
Das sechste war ein Käuzelein, das siebte war ein Siebenschwein und lebte in Burgunder.
Acht war ein Gürteltier nebst Gurt, neun starb sofort nach der Geburt, o wehe!
Von zehn bis dreizehn ist nicht klar; -- doch wie dem auch gewesen war, es war eine glückliche Ehe!
Noch eins von ihm:
Drei Hasen
Eine groteske Ballade
Drei Hasen tanzten im Mondenschein im Wiesenwinkel am See:
Der eine ist ein Löwe, der andre eine Möwe, der dritte ist ein Reh.
Wer fragt, der ist gerichtet, hier wird nicht kommentiert, hier wird an sich gedichtet; doch fühlst du dich verpflichtet; erheb' sie ins Geviert und füge dazu den Purzel von einem Purzelbaum, und zieh aus dem Ganzen die Wurzel und träum' den Extrakt als Traum.
Dann wirst du die Hasen sehen, im Wiesenwinkel am See, wie sie auf silbernen Zehen im Mond sich wunderlich drehen als Löwe, Möwe und Reh.
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Richard
antwortete am 06.02.02 (16:41):
Auch G.E.Lessing, konnte schon spotten!!!
Gotthold Ephraim Lessing
Das Muster der Ehe
Ein rares Beispiel will ich singen, wobei die Welt erstaunen wird. Dass alle Ehen Zwietracht bringen, glaubt jeder, aber jeder irrt.
Ich sah das Muster aller Ehen, still, wie die stillste Sommernacht. Oh! dass sie keiner möge sehen, der mich zum frechen Lügner macht!
Und gleichwohl war die Frau kein Engel, und der Gemahl kein Heiliger; es hatte jedes seine Mängel. Denn niemand ist von allen leer. Doch sollte mich ein Spötter fragen, wie diese Wunder möglich sind? Der lasse sich zur Antwort sagen: »Der Mann war taub, die Frau war blind!«
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hl
antwortete am 12.02.02 (22:47):
schlecht gereimt ist doch gewonnen
immer diese Quertreiber immer diese Gegenschreiber immer diese Pessimisten wollen unsren Stall ausmisten
Nein, wir lieben unsren Mief niemand diese Leute rief. Unsre Meinung wollen wir doch behalten, aber ihr kritisiert, agiert wie toll wir haben jetzt die Nase voll von eurem Weltverbesserungstum lasst uns endlich einmal ruhn
Es geht uns doch gut, das Leben ist schön könnt ihr das nicht optimistisch sehn
Wär doch gelacht.. zwei sind schon geschafft! den Rest, werdet's sehen bringen wir auch noch zum Gehen dann sind wir wieder traulich vereint und keiner nach den Meckerern weint
Dann geht es uns gut und das Leben ist schön Bruder Bush für uns sorgt, ihr werdet's schon sehn Lieb Grüßchen, lieb Küßchen doch nur an die Guten den Bösen ein Trittchen sie sollen sich sputen
hl (eine von den Bösen)
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Hans-Jürgen
antwortete am 13.02.02 (16:46):
Liebe Heidi, ich muß sagen, mir mißfallen Deine Klagen, indirekte, ominöse, die in Gute und in Böse teilen Leser des ST.
Wenn Du glaubst, Dein Renommee steigt durch Tadeln, Schimpfen, Kränken, irrst Du Dich; wir selber denken vielfach wohl: Jetzt ist's genug, auch mit Politik-Bezug.
Dafür gibt es andre Foren. Deshalb hat auch *hier* verloren, wer die heitre Stimmung stört, Ärger, Abneigung beschwört und dabei sich so verhält, als drehe sich um *ihn* die Welt.
*
Das Folgende stammt, wenn ich mich nicht falsch erinnere, von Dirk Paulun:
Neulich trat ein Mädchen an mein Bette und behauptete, die Märchenfee zu sein, und sie fragte mich, ob ich drei Wünsche hätte, und ich sagte, um sie 'reinzulegen: Nein!
Mit besten Grüßen, Hans-Jürgen
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hl
antwortete am 13.02.02 (17:31):
hört mal!
gestern ist ein wunder gescheh'n der mond am himmel war plötzlich grün ist wirklich wahr - wie es geschah?
ich saß am schreibtisch worte suchend zu herzen gehend kitsch versuchend über silberne sterne und goldenen mond
las zwischendurch voll heiterkeit was man an "texten" wohl so schreibt. die heiterkeit wich dem entsetzen konnt' mich am geles'nen nicht ergötzen politsatire wurde angeprangt vielleicht - weil's zu eigenem nicht langt?
wisst ihr jetzt wie es geschehn warum mein mond auf einmal grün?
ach, silberne sterne ach, grüner mond
hl /Januar 02 ;-))
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Richard
antwortete am 13.02.02 (18:58):
Hallo Jürgen, du bringst mich auf eine wunderbare Idee, eine Ballade von der guten Fee, die der gute Robert T. Odeman vor etlichen Jahren geschrieben hat:
Drei Wünsche
Ein grantig Jüngferlein spazierte mit finstrer Miene durch den Wald. Es brummelte und meditierte: »Jetzt, wo ich fünfundfünfzig alt, da kommt kein Freier mehr in Frage, sie meiden mich geflissentlich. Mein Leben ist mir eine Plage....« Sie räsonierte fürchterlich.
Der Zufall spielt absurd im Leben. Es kam die gute Fee daher, die wollte einen Trost ihr geben, und sprach: »Du tust mir Leid, komm her. Drei Wünsche will ich dir erfüllen, Jetzt such dir etwas Schönes aus, nur überleg es dir im Stillen. Beschlaf es dreimal, geh nach Haus!«
Misstrauisch wie sehr viele Leute, entgegnete die Alte: »Nein, erfülle mir die Wünsche heute. Das kann ja auch ein Schwindel sein.« Drauf runzelte die Fee die Brauen und sagte: »Wie du willst, na schön. Du hast zu mir zwar kein Vertrauen, doch wähle, und es soll geschehen.«
»Ich finde alles Warten grässlich, erfüll den Ersten mir sofort. Reich will ich werden, unermesslich...« Da sprach die Fee: »Ich gab mein Wort. Nimm diesen Blanko-Scheck entgegen, trage die Summe selber ein. Jetzt musst du klüglich überlegen, was darf es denn noch weiter sein?«
»Du sollst mich jung und schön gestalten.« (Das Luder sagt' nie: Bitte sehr.) Die Fee erfüllte dies der Alten und sprach: »Was möchtest du noch mehr?« Und von Besitzwut schier zerfressen, nachdem auch dieser Wunsch erfüllt, war sie auf eins nur noch versessen: Jetzt wurde hektisch sie und wild.
»Nun mache mir aus meinem alten und braven Kater einen Mann, der soll mich in den Armen halten....« »Von mir aus .... sprach die Fee und dann --- hat es Sekunden nur gedauert --- stand plötzlich vor ihr ein Apoll. Sein Anblick hat sie heiß durchschauert. »Komm, küsse mich!« rief sie wie toll.
Sie streckt' die Arme ihm entgegen, die Fee zog lächelnd sich zurück. Der Bursche sagte: »Meinetwegen, jedoch es wird kein reines Glück. Wohl kann ich an die Brust dich pressen, doch das ist alles was passiert. Ich wurd', das hast du wohl vergessen, auf deinen eignen Wunsch kastriert!«
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Richard
antwortete am 18.02.02 (12:09):
Vor drei Jahren lernte ich Jochen Petersdorf kennen, einen Satiriker bester Art. Hier eine kleine Kostprobe:
Wunschlied
Wenn ich ein Vöglein wär und auch zwei Flügel hätt käm ich zu dir. Weil mit zwei Flügeln man viel besser protzen kann bloß mit Klavier Djam didel didel jam
Wenn ich ein Hering wär hopste ich aus dem Meer nur zum Pläsier Hering ist selten heut drum machten alle Leut Bücklinge schier und zwar vor mir. Djam didel didel jam.
Wenn ich ein Igel wär und solche Stacheln hätt, kröche ich fein jeglichem Handwerksmann der reparieren kann, flugs hinten rein flugs hinten rein Djam didel didel jam..
Jochen Petersdorf
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Richard
antwortete am 18.02.02 (17:19):
Und noch eins von ihm:
Ballade
Wer reitet so spät durch Nacht und Wind? Es ist die Oma mit Enkelkind. Sie hält den Knaben mit sicherer Hand. Die Eltern des Bübchens sind mit dem Trabant zur Party gefahren bei Dachdecker Krause und ließen das Kind mit der Oma zu Hause.
Nur reitet die Oma, sie reitet nicht gut. Der Knabe ist quenglig, zur Erde tropft Blut. Doch endlich erreicht sie das Kreiskrankenhaus. Die Nachtschwester klopft den Bereitschaftsarzt raus.
Der fackelt nicht lange, nimmt Sepso und Tupfer. Die Oma vollführt vor Schreck einen Hupfer. Der Doktor sagt ruhig: »Was soll das Geschrei?« Dann ruft er die Eltern des Kindes herbei..
Die kommen auch bald, wollen Näheres wissen. Der Arzt meint: »Ihr Kind hat die Oma gebissen..« Da schluchzen die Beiden und sagen gerührt: »Welch ein Glück, denn wir dachten, es ist was passiert!«
Sie nehmen das Kind mit zur Party bei Krause. Die Oma reitet im Frühdunst nach Hause. Erreicht ihr Stübchen, nimmt einen Strick, besteigt einen Stuhl mit großem Geschick., wirft den Strick übern Haken und hängt -- schnauf, schnauf -- die Wäsche von Tochter und Enkelchen auf.
Jochen Petersdorf
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