Archivübersicht
| Impressum
THEMA: Gedichte Kapitel 16
146 Antwort(en).
admin/seniorentreff
begann die Diskussion am 29.07.01 (15:11) mit folgendem Beitrag:
Zeit für ein neues Kapitel :-). Gedichte Kapitel 15 wird unter /seniorentreff/de/diskussion/archiv4/a154.html archiviert und die Mailanschriften wie immer übertragen.
(Internet-Tipp: /seniorentreff/de/diskussion/archiv/a154.html)
|
admin/seniorentreff
antwortete am 29.07.01 (15:27):
Tippfehlerteufel ;-), hier der richtige Link
(Internet-Tipp: /seniorentreff/de/diskussion/archiv4/a154.html )
|
sieghard
antwortete am 29.07.01 (22:07):
Ecce Homo
Weniger als die Hoffnung auf ihn
das ist der Mensch einarmig immer
Nur der Gekreuzigte beide Arme weit offen der Hier-Bin-Ich
[Hilde Domin]
.
|
Heidi
antwortete am 29.07.01 (22:19):
Vorsichtshalber
Der Herbst kommt wir müssen Löwen an die Leine nehmen
Niemand kommt uns zu nah wenn wir die richtigen Haustiere haben Größeres als der Mensch wenn es auf den Hinterbeinen steht
Wer den Hund zurückbeißt wer auf den Kopf der Schlange tritt wer dem Kaiman die Augen zuhält der ist in Ordnung
Hilde Domin
|
Waltraud
antwortete am 30.07.01 (21:14):
Allen einen schönen Abend und bei dieser Wärme etwas leichte Kost:
Peter Hacks,geb.1928 in Breslau, lebt in Berlin. Studierte Soziologie, Philosophie, Germanistik. Veröffentlichte Theaterstücke, Essays, Kinderbücher,Lyrik. Viele Literaturpreise, u.a.den Sonderpreis zum Dtsch.Jugendliteraturpreis (1998).
Der blaue Hund
Geh ich in der Stadt umher, Kommt ein blauer Hund daher, Wedelt mit dem Schwanz so sehr, Nebenher, Hinterher Und verläßt mich gar nicht mehr.
Wedelt mit den blauen Ohren, Hat wohl seinen Herrn verloren.
|
Gila
antwortete am 30.07.01 (23:01):
Das Ährenfeld
Ein Leben war's im Ährenfeld wie sonst wohl nirgends auf der Welt: Musik und Kirmes weit und breit und lauter Lust und Fröhlichkeit.
Die Grillen zirpten früh am Tag und luden ein zum Zechgelag': Hier ist es gut, herein! Herein! Hier schenkt man Tau und Blütenwein.
Der Käfer kam mit seiner Frau, trank hier ein Mäßlein kühlen Tau, und wo nur winkt ein Blümelein, da kehrte gleich das Bienchen ein.
Den Fliegern ward die Zeit nicht lang, sie summten manchen frohen Sang. Die Mücken tanzten ihren Reihn wohl auf und ab im Sonnenschein.
Das war ein Leben rings umher, als ob es ewig Kirmes wär'. Die Gäste zogen aus und ein und ließen sich's gar wohl dort sein.
Wie aber geht es in der Welt? Heut ist gemäht das Ährenfeld, zerstöret ist das schöne Haus, und hin ist Kirmes, Tanz und Schmaus.
Heinrich Hoffmann von Fallersleben
|
sieghard
antwortete am 31.07.01 (15:00):
Was passt, das muss sich ründen, was sich versteht, sich finden, was gut ist, sich verbinden, was liebt, zusammensein. Was hindert, muss entweichen, was krumm ist, muss sich gleichen, was fern ist, sich erreichen, was keimt, das muss gedeihn.
[Novalis]
.
|
Luzia
antwortete am 31.07.01 (15:49):
Wartezimmer
Der Hausarzt kommt nicht mehr wie früher. Du bist ein Selbst-Dich-hin-Bemüher. Im Wartezimmer - lang kanns dauern!- Mußt du auf den Herrn Doktor lauern, Der, wie´s der Reihe nach bestimmt, Den einen nach dem andern nimmt - (Soferne Du nicht wöhnest arg, Daß er noch viele schlau verbarg In Nebenräumen, Küch und Keller, Um sie dann vorzulassen - schneller.) Dortselbst, in schweigend stumpfem Ernst, Du warten kannst- wenn nicht, es lernst. Dann endlich trifft Dich ein beseeltes: "Der Nächste, bitte! Na, wo fehlt es ?" Nun gibts von Leidenden zwei Sorten: den einen fehlts zuerst - an Worten. Den andern fehlts gleich überall: Sie reden wie ein Wasserfall. Der Doktor, geistesgegenwärtig, Wird leicht mit beiden Sorten fertig. Maßgebend ist ihm ja der Grund- Nicht Dein Befinden - sein Befund.
Eugen Roth
|
Brita
antwortete am 31.07.01 (17:09):
Der Verschwender
Ein Mensch, der ein sehr hohes Maß von reiner Leidenschaft besaß Vermeinte, daß bei so viel Gnade Es vorerst weiter gar nicht schade, So ab und zu in kleinen Summen Die Zinsen quasi zu verdummen. Die Liebeleien wurden häufig, Verschwenden wurde ihm geläufig. Noch hab ich, kommt das Glück einmal, So dachte er, das Kapital! Die Liebe kam dann, unvermutet, Die wert ist, daß man für sie blutet. Der Mensch griff tief in seine Seele - Und merkte plötzlich, daß sie fehle. Zwar fand er noch, als Mann von Welt, In allen Taschen Wechselgeld, Doch reichte es für Liebe nimmer, Nur mehr für billige Frauenzimmer...
Eugen Roth
|
Richard
antwortete am 31.07.01 (18:34):
Ich lese oft in alten Büchern. Zufällig stieß ich auf einen Poeten der mir noch nie begegnete. Kennt ihn vielleicht Jemand? Wo und wann er gelebt hat? Hier eine kleines Gedicht von ihm.
Die Vorsehung Richard Zoozmann
Der Pfarrer will's den Kindern klar an einem Beispiel machen, wie Gottes Vorsehung fürwahr sich zeigt in allen Sachen.
Er spricht: »Es fällt ein Mauersmann vom Kirchendach herunter, kommt unten mit Gepolter an, doch unverletzt und munter.
Kann man aus solchem Vorgang nicht ein göttlich Wirken lesen? Sprich, Heinz, wie nennst du dies?« --- Heinz spricht: »Das ist Zufall gewesen.«
»Pass besser auf! Nach einer Weil fällt unser Maurer wieder vom Dach herab, und gleichfalls heil kommt er zu Boden nieder.
Wie heißt solch gütiges Geschick? Das Wort liegt auf der Zunge dir gewiss?« --- »Das nenn ich Glück!«, erwidert drauf der Junge.
Der Pfarrer kraus die Stirne zieht, doch spricht er ohne Galle: »Nimm an, ein drittes Mal geschieht dies Wunder mit dem Falle.
Nicht wahr, nun siehst du dich schon frei von deiner Geistestrübung? Sprich: was jetzt wirksam war hierbei?« Heinz spricht: »Jetzt war es Übung!«
|
Heidi
antwortete am 31.07.01 (21:35):
Richard Zoozmann geb. 1863 in Berlin - gest. 1934 in Herrenalb (Schwarzwald) Das Glück
Es huscht das Glück von Tür zu Tür, Klopft zaghaft an: - wer öffnet mir? Der Frohe lärmt im frohen Kreis Und hört nicht, wie es klopft so leis. Der Trübe seufzt: Ich laß nicht ein, Nur neue Trübsal wird es sein. Der Reiche wähnt, es pocht die Not, Der Kranke bangt, es sei der Tod. Schon will das Glück enteilen sacht; Denn nirgends wird ihm aufgemacht. Der Dümmste öffnet just die Tür - Da lacht das Glück: "Ich bleib bei dir!"
*** Brachte andern Trank und Speise, Brachte aber mir nichts mit, "Wo bleibt meine Weiße?" rief ich, Als er abermals mich schnitt. "Gleich, Herr," ruft der Kellner, "Wollen Sie sie ohne oder mit?"- "Bringen Sie sie ohne," sprach ich, "Aber bringen Sie sie mit!"
(von Richard Zoozmann)
|
Heidi
antwortete am 31.07.01 (21:53):
"La lune blanche" Paul Verlaine. La Bonne Chanson (1870).
La lune blanche Luit dans les bois, De chaque branche Part une voix Sous la ramée...
Ô bien-aimée.
L'étang reflète, Profond miroir, La silhouette Du saule noir Où le vent pleure...
Rêvons, c'est l'heure.
Un vaste et tendre Apaisement Semble descendre Du firmament Que l'astre irise...
C'est l'heure exquise.
|
waltraud
antwortete am 31.07.01 (22:25):
Angst und Zweifel
Zweifle nicht an dem der dir sagt er hat Angst
aber hab Angst vor dem der dir sagt er kennt keinen Zweifel
Erich Fried
Und von mir eine GUTE NACHT an alle. Waltraud
|
Heidi
antwortete am 31.07.01 (23:36):
ERICH FRIED :-))
In Gedanken
Dich denken und an dich denken und ganz an dich denken und an das Dich-trinken denken und an das Dich-Lieben denken und an das Hoffen denken und hoffen und hoffen und immer mehr hoffen auf das Dich-immer-Wiedersehen
Dich nicht sehen und in Gedanken dich nicht nur denken sondern dich auch schon trinken und dich schon lieben
Und dann erst die Augen aufmachen und in Gedanken dann erst dich sehen und dann dich denken und dann wieder dich lieben und wieder dich trinken und dann dich immer schöner und schöner sehen und dann dich denken sehen und denken daß ich dich sehe
Und sehen daß ich dich denken kann und dich spüren auch wenn ich dich noch lange nicht sehen kann
|
Werner
antwortete am 01.08.01 (08:12):
Liebe Heidi!
Ich verstehe - leider - kein Wort. Kann kein Französisch (Überlegung, die Sprache zu lernen?).
Gibt es eine Übersetzung zu dem Gedicht/Lied? Oder ist das umverschämt zu fragen?
Gruß von Werner.
|
Heidi
antwortete am 01.08.01 (14:48):
;-) auf eigene Gefahr! (mein Französisch ist nicht sonderlich gut) der Versuch einer Übersetzung:
Der weiße Mond scheint auf die Wälder von jedem Zweig tönt eine Stimme
o, liebe Freunde
Im Teich spiegeln tiefe Geheimnisse die Umrisse schwarzer Weiden wo der Wind weint
lasst uns träumen, das ist die Stunde
Eine gewaltige und zärtliche Beruhigung scheint auszugehen von der Kraft die den Stern so strahlen läßt
Es ist die große Stunde
****
Gedichte leiden so sehr bei der Übersetzung :-)
|
Jürgen Schmidbauer
antwortete am 01.08.01 (16:52):
PC-Senioren
Sie sind zwar eine Minderheit, Doch sehr gescheit. Sie tasten munter auf den Tasten, Ohne die Knochen zu stark zu belasten. Sie sind trotz Brille auf der Nase In einer stürmischen Phase. Denn Sie können die Welt umarmen, Oder andere per email vorwarnen. Oder schreiben sich bei Tag und Nacht, Bis Hunger oder anderes Bedürnis erwacht. Sie alle sind dabei und wie, In der Weltweiten Computer-Szenerie. Die Älteren sinds, die ich hier meine, Von Berchtesgaden bis nach Peine, Von Oder gar bis an den Rhein Ein Stück Computer darfs schon sein. Und täglich werden es viel mehr, Der Bulle ists und nicht der Bär, Der alle mitreisst die Millionen, Wenns vielen nützt, wirds uns auch lohnen.
Weiter so mit Silberschläfen, Wenn alle nur am PC sässen, Dann würde erwachen die PC-Industrie, Und mehr helfen ihnen, hihihi...
Jürgen Schmidbauer, 60, München.
|
Heidi
antwortete am 01.08.01 (22:24):
Träume der Nacht
Träume der Nacht Bilder im Wind jenseits der Zeit Träume der Nacht Kein Stern zu hoch, kein Weg zu weit Schlaf vor der verborgenen Tür Du hast den Schlüssel zum Glück Gib ihn mir
Träume der Nacht Ich such das Schloss tief unterm Meer Träume der Nacht Flüge zum Mond, Tränen im Schnee Ich singe im Traum dieses Lied kenn jedes Wort das bis heut niemand schrieb
Ich hab geweint Ich hab gelacht Die Liebe fühlte ich manche Nacht Der graue Tag Realität sind nur ein Schmerz der vorübergeht
Schlaf schick deine Boten zu mir Gib meiner Sehnsucht ein Ziel fern von hier
Nana Mouskouri auf CD "Kleine Wahrheiten"
:-) Gerade gehört
Gute Nacht an alle und schöne Träume!
|
hedwig schneider
antwortete am 02.08.01 (16:14):
bin 67, Witwe seit fast 8 J., suche netten Austausch mit anderen Senioren. Bin seit mitte Juli 01 neuer mailer, und am 29.7.01 richtete ich mir eine DFÜ zuhause ein. Eben las ich Gedichte und Meinungen dazu. Ich habe da einen guten Eindruck, weil Niveau vorhanden. Wenn ich noch nicht durchblicke, so llerne ich es noch. Erotik suche ich keine,aber Austausch. Gedichtbände habe ich seit Jungend, liebte das Fach schon aaals Schulkind. Nach Ehemannes Tod, ca. 1 j. später, besorgte ich mir Bücher und lernte im Selbststudium die Gesetze der Lyrik. Aber das sei ganz bescheiden erwähnt. Bin dankbar, wenn es nur ab und wann ein bißchen Gegenseitigkeit gibt. "hes"
|
Heidi
antwortete am 02.08.01 (16:35):
Willkommen, "hes" :-), ich bin gespannt auf Deine Gedichtsbeiträge
Ich will ein Garten sein
Ich will ein Garten sein, an dessen Bronnen die vielen Träume neue Blumen brächen, die einen abgesondert und versonnen, und die geeint in schweigsamen Gesprächen.
Und wo sie schreiten, über ihren Häupten will ich mit Worten wie mit Wipfeln rauschen, und wo sie ruhen, will ich den Betäubten mit meinem Schweigen in den Schlummer lauschen.
Rainer Maria Rilke
|
eva
antwortete am 02.08.01 (17:21):
Für viele
Wieviel Schönheit ist auf Erden unscheinbar verstreut ; möcht ich immer mehr des inne werden; wieviel Schönheit, die den Taglärm scheut, in bescheidnen alt und jungen Herzen ! Ist es auch ein Duft von Blumen nur, macht es holder doch der Erde Flur wie ein Lächeln unter vielen Schmerzen.
|
Luzia
antwortete am 02.08.01 (18:11):
Immer wieder----von Wilhelm Busch
Der Winter ging, der Sommer kam. Er bringt aufs neue wieder den vielbeliebten Wunderkram der Blumen und der Lieder.
Wie das so wechselt Jahr um Jahr, betracht ich fast mit Sorgen. Was lebte, starb, was ist, es war, und heute wird zu morgen.
Stets muß die Bildnerin Natur den alten Ton benützen in Haus und Garten, Wald und Flur zu ihren neuen Skizzen.
|
Heidi
antwortete am 02.08.01 (21:45):
Ja, der Sommer - das ist die Jahreszeit der Kinder ...
Gib einem Kind deine Hand Steh noch einmal wie gebannt vor Winzigkeiten die dir längst bekannt gib einem Kind deine Hand
Halt ein Kind in deinem Arm hilflos und wehrlos und warm und du wirst hilflos und wehrlos dabei halt ein Kind für Zauberei
Tröste ein Kind wenn es weint und was dir wichtig erscheint vor seinen Sorgen zählt das gar nicht mehr Sorgen der Kinder sind schwer
Schenk einem Kind deine Zeit Zuneigung und Zärtlichkeit tausch deine Hast gegen Fröhlichkeit ein und du wirst selbst wieder klein
Halt ein Kind auf deinen Knien und bald wird es dich erziehn wie wertlos wichtige Dinge oft sind lernst du erst von einem Kind
Zeig einem Kind selbst zu gehn auf eigenen Füssen zu stehn die ersten Schritte noch so ungelenk halt ein Kind für ein Geschenk
Dann lern Du ihm nicht im Wege zu stehn Lehre dein Kind fortzugehn
Text: R. Mey auf der CD "Kleine Wahrheiten" Nana Mouskouri
|
sieghard
antwortete am 02.08.01 (21:59):
Die Wolke seh ich wandeln und den Fluss, Es dringt der Sonne goldner Kuss Mir tief bis ins Geblüt hinein; Die Augen, wunderbar berauschet, Tun, als schliefen sie ein, Nur noch das Ohr dem Ton der Biene lauschet. Ich denke dies und denke das, Ich sehne mich, und weiß nicht recht, nach was: Halb ist es Lust, halb ist es Klage; Mein Herz, o sage, Was webst du für Erinnerung In golden grüner Zweige Dämmerung? - Alte unnennbare Tage!
.
|
Hedwig Schneider
antwortete am 03.08.01 (07:58):
Danke für so nette Zuschriften von mehreren. Bin sehr froh. Mein Unvermögen, gestrige Antwort abzuschicken, erkenne ich heute wieder. Ich fand nicht...Danke, Heidi, für Hilfe... Gestrige Kurzantwort von mir, war:
Gib mir noch eine kleine Weile Zeit, ich will die Dinge so wie keiner lieben..
R.M. Rilke ich grüße euch alle und bin dankbar! hhe
Auf Deine ..."Jahreszeit für Kinder"...
..Da wachsen Kinder auf an Treppenstufen, die immer in demselben Schatten sind und wissen nicht, daß draußen Blumen rufen zu einem Tag voll Weite, Glück und Wind und müssen Kind sein und sind trraurig Kind´...
Aus Rainer M. Rilke´s Stundenbuch (hoff. klappt´s heute...)
|
Brita
antwortete am 03.08.01 (16:11):
Das Gedicht über die Kinder ist wahr und traurig, schmerzt...
Ich will nicht das Thema wechseln, nur schnell ein Beitrg über die Hitze und Schwüle heute....
Aus den Steinen bricht der Schweiß, Schwalben irren sich noch tiefer und das Wasser glänzt wie Schiefer um den gelben Sonnenkreis.
Eine Königskerze, fahl, brennt herab am Weg zum Ufer, dreimal gellt der Regenrufer und die Wolken segeln schmal.
Umgeschlagen hat der Wind -; dort, die Sonne dreht sich gläsern zu den sauren Grummetgräsern, die schon halb verhungert sind.
Bald ist nichts mehr, wie es war gestern um dieselbe Stunde, nur der Wirbel rinnt die Runde schwarz und lockend immerdar.
Christine Lavant
|
Rosmarie Vancura
antwortete am 03.08.01 (16:34):
S o w a s v.KaL Emmert, übersetzt aus dem Bayrischen
Der Dings ist gestorben vom Nachbarhaus der Hintermeier Franz gerade tragt man den Sarg hinaus so schnell kanns gehen das Ganze
Schon lange habe ich ihn nimmer gesehen und hab mich nicht darum gekümmert. Dabei hat er auf den Tod gelegen.. hat sich der Krebs verschlimmert
So,so, der Hintermeier Franz wer denkt da gleich an Schimmel komm, wir kaufen einen schönen Kranz damit er sich freut im Himmel.
|
Werner
antwortete am 03.08.01 (17:00):
Liebe Heidi!
Vielen Dank für die freundliche Übersetzung aus dem Französischen.
Komme gerade hier mal wieder "rein" und finde sei.
Habe mich sehr gefreut, daß Du Dir die Mühe gemacht hast. Verstehe ich das Gedicht doch jetzt...
Gruß von W.
|
hedwig schneider
antwortete am 03.08.01 (18:29):
Liebe Brita, Hitze und Schwüle....Da paßt vielleicht auch ´was aus der Schulzeit gelerntes: Abseits Es ist so still, die Heide liegt im warmen Mittagssonnenstrahle, ein rosenroter Schimmer fliegt um ihre alten Gräbermale; die Kräuter blühn, der Heideduft steigt in die blaue Sommerluft.
Laufkäfer hasten durch´s Gesträuch mit ihren goldnen Panzerröckchen, die Bienen hängen Zwieg um Zwieg sich an der Edelheide Glöckchen; die Vögel schwirren aus dem Kraut - die Luft ist voller Lerchenlaut.
Ein halbverfallen niedrig Haus steht einsam hier und sonnbeschienen; der Kätner lehnt zur Tür hinaus, behaglich blinzelnd nach den Bienen; sein Juge auf dem Stein davor schnitzt Pfeifen sich aus Kälberrohr.
Kaum zittert durch die Mittagsruh´ ein Schlag der Dorfuhr, der entfernten; dem Alten fällt die Wimper zu, er träumt von seinen Honigernten. - Kein Klang der aufgeregten Zeit klang noch in diese Einsamkeit Theodor Storm
Auf Rosmarie´V.`s Gedicht morgen eine Antwort. Gruß Euch allen! Hedwig
|
Rosmarie.V.
antwortete am 03.08.01 (19:52):
Ravensburg-meine Stadt
Man hätte dich gerne gross und doch bist du nur eine kleine Stadt. Du bist wie ein Kind das, um grösser zu sein Mutters Schuhe anzieht.
City nennt sich dein Kern hie und da steht statt der schönen Giebel ein Flachdachhaus. Statt Fachwerk Glas und Beton.
Die Parkhäuser sind einige Nummern zu gross. Die Pflasterung soll an südliche Plätze erinnern. Neben schönen alten Brunnen Einer aus Stahl und Beton.
Und doch... Oft ertappe ich mich dabei, wie ich in Gedanken die Stadt umarme, die du sein könntest
|
Hedwig Schneider
antwortete am 03.08.01 (20:53):
Noch einmal Sommer, am fortgeschrittenen Abend:
Reiselied Sonne leuchte mir ins Herz hineien, Wind verweh´ mir Sorgen und Beschwerden! Tiefere Wonne weiß ich nicht auf Erden, als im Weiten unterwegs zu sein.
Nach der Ebne nehm ich meinen Lauf, Sonne soll mich sengen, Meer mich kühlen; unsrer Erde Leben mitzufühlen, tu` ich alle Sinne festlich auf.
Und so soll mir jeder neue Tag neue Freunde, neue Brüder weisen, bis ich leidlos alles Kräfte preisen, aller Sterne Gast und Freund sein mag. Hermann Hesse
Freundliche Bitte von mir: der nette Mensch aus Hamburg, bitte, wenn möglich, mich gelegentlich kurz anmailen. Wäre sehr dankbar. Downloaden wollte ich neu lernen, klappte nicht gleich... Gruß Euch allen!
|
sieghard
antwortete am 03.08.01 (21:49):
Mohn im Winde
Mohn im Winde So neigen wir uns glühend geneinander, - doch nie wird zwei zu eins - als einst im Kinde.
[Christian Morgenstern]
.
|
Luzia
antwortete am 03.08.01 (22:07):
Hier auch noch etwas von Christian Morgenstern
Ein Hase sitzt auf einer Wiese des Glaubens, niemand sähe diese.
Doch im Besitze eines Zeißes, betrachtet voll gehaltnen Fleißes
vom vis-a-vis gelegnen Berg ein Mensch den kleinen Löffelzwerg.
Ihn aber blickt hinwiederum ein Gott von fern an, mild und stumm.
|
Brita
antwortete am 03.08.01 (22:35):
...hier ein paar Gute-Nacht-Gedanken....
O wie gerne lern ich Milde, liebes Herz, von deinem Munde, folge dir in stillem Bunde in geläuterte Gefilde!
Und wir schaun zurück zusammen auf die Welt, samt ihrem Schelten, und anstatt sie zu verdammen, lassen wir sie gehn und gelten.
Christian Morgenstern
|
hedwig schneider
antwortete am 04.08.01 (07:09):
dreimal Christian Morgenstern, érfreulich. Kurz ein viertes Mal von ihm:
Stilles Reifen
Alles fügt sich und erfüllt sich, mußt es nur erwarten können und dem Werden deines Glückes Jahr und Felder reichlich gönnen.
Bis du eines Tages jenen reifen Duft der Körner spürest und dich aufmachst und die Ernte in die tiefen Speicher führest. Chr. M.
Wollte heute auf Brita´s ...Dingsda...antworten, doch das mir mehrfach Eingefallene könnte manchen zu ernst sein...?
aber schönes, das auf uns alle paßt, hier:
Alter
Das aber ist des Alters Schöne, Daß es die Seiten reiner stimmt, Daß es der Lust die grellen Töne, Dem Schmerz den herbsten Stachel nimmt.
Ermessen läßt sich und verstehen Die eigne mit der fremden Schuld, Und wie auch rings die Dinge gehen, Du lernst dich fassen in Geduld.
Die Ruhe kommt erfüllten Strebens, Es schwindet des Verfehlten Pein - Und also wird der Rest des Lebens Ein sanftes Rückerinnern sein. Ferdinand von Saar
|
Brita
antwortete am 04.08.01 (07:53):
....Dingsda?...;-) Du meinst die Milde des Herzens?
Mitten im August
Irgendwo trottet jetzt der schwarze Eber zur Tränke, aus den Tümpeln schlürft er die gelbe Sonne, und die Winde schmecken nach Moor - uralt.
Das Licht ist schwer. Wie lang noch tragen's die Wälder? Schon brechen die Wipfel und aus den Kronen prasselt unaufhörlich der Eichelregen.
Im Feld dengelt der Schlaf die blitzende Sense, dann rauschen schwere Schwaden. Vor seinem Schwung stürzen wir hin mit gebrochnen Gelenken.
Christine Busta
|
Rosmarie Vancura
antwortete am 04.08.01 (08:29):
Sehnsucht nach der Provence
von Fridolin Tschudi
Ich schlug die Karte auf, nur so: verträumt und ohne jedes Ziel, als, rhoneabwärts, irgendwo, bei Valence oder bei Les Baux, mich Sehnsucht plötzlich überfiel.
Weckt das in uns die Nostalgie, dass wir durch schattige Alleen, wie hinter einer Jalousie, von Avingnos bis St.Remy die gelben Ginsterbüsche sehen?
Zypressen züngeln immer noch wie dunkle Flammen steil empor. das ruft den Eindruck von van Gogh und trotz der Friedhofsnähe doch verklärte Heiterkeit hervor.
Ich träumte vor mich hin und war, südwestlich von Montelimar noch immer in der Schweiz und trank ( nicht erst am Pont du Gard!) vom Chateauneuf-du-Pape bereits...
Das zeigt selbst dem, den nichts berührt wohin das Kartenlesen führt.
Ihr Daheimgebliebenen: Macht doch mit mir eine Traumreise in die Provence... Riecht Ihr den Duft des Lavendels?
|
Heidi
antwortete am 04.08.01 (08:40):
Habe mal wieder im Archiv gestöbert: Edith, die das Kapitel 1 von Gedichte am 22.06.00 eröffnete (Dank dafür!) schrieb heute vor einem Jahr
... Als Kind von angenehmen Zügen war Röschen ein gar lustig Ding. Gern zupfte sie das Bein der Fliegen, die sie geschickt mit Spucke fing.
Sie wuchs, und größere Objekte lockt' sie von nun an in ihr Garn, nicht nur die jungen, nein, sie neckte und rupft' auch manchen alten Narrn.
Inzwischen tat in stillem Walten die Zeit getreulich ihre Pflicht. Durch wundersame Bügelfalten verziert sie Röschens Angesicht.
Und locker wurden Röschens Zähne. Kein Freier stellte sich mehr ein. Und schließlich kriegt' sie gar Migräne, und die pflegt dauerhaft zu sein.
Dies führte sie zum Aberglauben, obwohl sie sonst nicht gläubig schien. Sie meinte fest, daß Turteltauben den Schmerz der Menschen an sich ziehn.
Zwei Stück davon hat sie im Bauer, ein Pärchen, welches zärtlich girrt. Jetzt liegt sie täglich auf der Lauer, ob ihnen noch nicht übel wird.
Wilhelm Busch
:-))) Schön sind die gesammelten Gedichte-Kapitel
Ich wünsche allen, vor allem den "alten Hasen" von Gedichte, Gedichte, ein schönes Wochenende
|
Luzia
antwortete am 04.08.01 (15:12):
Hallo Heidi, auch ich stöbere oft in den Kapiteln Gedichte.Es macht Spaß zu lesen, was sich so alles an Gedichten ansammelt.Manche sind zum Schmunzeln,manche helfen aber auch über trübe Stunden hinweg.-- Hier auch noch etwas von Wilhelm Busch
Gründer
Geschäftig sind die Menschenkinder, die große Zunft von kleinen Meistern, als Mitbegründer, Miterfinder sich diese Welt zurechtzukleistern.
Nur leider kann man sich nicht einen, wie man das Ding am besten mache. Das Bauen mit belebten Steinen ist eine höchst verzwickte Sache.
Welch ein Gedrängel und Getriebe von Lieb und Haß bei Nacht und Tage, und unaufhörlich setzt es Hiebe, und unaufhörlich tönt die Klage.
Gottlob, es gibt auch stille Leute, die meiden dies Gefühl und hassen`s und bauen auf der andern Seite sich eine Welt des Unterlassens.
|
Cornelia Schulz
antwortete am 04.08.01 (16:41):
Hallo, ich suche für meine Großmutter (85 Jahre) ein Gedicht das den Anfang:
Wer will mit durch Europa reisen, kommt her ich will den Weg Euch weisen, das erste Land heißt Portugal ....
Können Sie mir weiterhelfen? Dichter oder evt. einen Tipp geben, wo ich weiter suchen kann.
MfG Cornelia Schulz
Schönes Alter
Es sollte schön sein, alt zu sein, Voll des Friedens, der aus Erfahrung stammt, Und voll der Falten reifer Erfüllung. Das faltenreiche Lächeln der Vollkommenheit, Das die Folge eines Lebens ist, Das gelebt wurde furchtlos und unverbittert von Lügen.
Wenn die Menschen lebten, ohne Lügen hinzunehmen, Würden sie reifen wie Äpfel und duften Wie Winterobst in ihrem Alter. Frieden sollten alte Leute ausstrahlen, gleich Äpfeln, Da sie der Liebe müde geworden sind. Duftend wie gilbende Blätter und dunkel von der sanften Stille und Zufriedenheit des Herbstes.
Und ein Mädchen sollte sagen. Es muss wunderbar sein zu leben und alt zu werden. Schau auf meine Mutter, wie erfüllt Und voll Frieden sie ist! Und ein junger Mann sollte denken: Bei Gott, mein Vater hat allen Stürmen getrotzt; Das ist ein Leben gewesen.
Aus: Lawrence.: Der Atem des Lebens. Späte und letzte Gedichte, Wiesbaden; München 1981. - S.3 1.
|
Herbertkarl Huether
antwortete am 04.08.01 (20:35):
gruss an jemand
sag dem tag einen schoenen gruss auch ich meinte dasselbe was du mir bedeutetest im schimmern deiner augen die ich immer wieder traf um mich zu verschenken in der gabe des nicht mehr zurueckmuessens sprich mir deine worte ins gesicht damit ich herablassend meine miene nicht weiter verziehen muss
nur eine pause im denken gewohnter gedanken
so sagt meine grimasse dem heutigen tag ein wiedersehen zu das einzulösen ich nicht berechtigt bin wenn der jahre reste langsam meinen mundwinkel hinunterstuerzen um beilaeufig ihre letzte sache zu erwaehnen an die ich nicht mehr gedacht hatte eh die sonne mir den morgen nahm
warme gemeinheiten werfen ihr letztes licht den abhang hinunter
und so stolpere ich hinternach ohne mich einzuholen denn da war niemand meine richtungen einzuschlagen
unvernunft ist das wort das mein leben durchzog von beginn an das mit mir wuchs und groesser ward
hkh
|
hedwig schneider
antwortete am 04.08.01 (20:43):
Mein Fehler im Gedicht "Alter" von F.v. Saar hat groben Fehler: "Saiten" muß ein a haben (Saiten reiner stimmt...). Ich merkte es zu spät; es entstellt sehr. Tut mir leid!
|
Brita
antwortete am 04.08.01 (21:11):
Augustinischer Blues
Der du übers Maß des Menschen Geschick empfindest, im Tal des Weinens die Winde weidest, die allzuviel gesehn: in Kinderhänden die Blüte der Bitternis, im Schoße von Frauen die Asche der Liebe, an faltiger Stirn den riesengroßen Trug: suchst nicht zu töten die Sorgen des Herzens, den Tod des Fleisches, lebst abwärts die schönen Dinge innig, liebst, was zugrundegeht, den Grund des Zugrundegehns, folgst dem funkelnden Staube wie einem Rätsel nach, der Kugel Zeit, die wirkend durch alles Leben rollt.
Ernst Meister
|
hedwig schneider
antwortete am 05.08.01 (07:14):
Schäfers Sonntagslied
Das ist der Tag des Herrn! Ich bin allein auf weiter Flur; Noch eine Morgenglocke nur, Nun Stille nah und fern.
Anbetend knie ich hier. O süßes Graun, geheimes Wehn, Als knieten viele ungesehn Und beteten mit mir.
Der Himmel, nah und fern, Er ist so klar und feierlich, So ganz, als wollt er öffnen sich. Das ist der Tag des Herrn! Ludwig Uhland
(Es ist auch so ein schönes Chorlied...)
|
Luzia
antwortete am 05.08.01 (07:38):
Ich wünsche allen einen angenehmen Sonntag mit den Worten von Phil Bosmanns
Heute leben!
Pack diesen Tag an mit deinen beiden Händen. Nimm gern entgegen was er dir gibt: das Licht dieses Tages, die Luft und das Leben, das Lachen dieses Tages, das Weinen und das Spielen, das Wunder dieses Tages. Nimm diesen Tag entgegen!
Um wirklich zu leben, mußt du heute leben. Das Leben ist kurz ung geht schnell vorbei. Wenn du heute nicht lebst hast du den Tag verloren. Verdüstere deinen Geist nicht mit Angst und Sorgen von morgen. Beschwere dein Herz nicht mit dem ganzen Elend von gestern.
An das Gute von gestern magst du getrost denken; träume auch von schönen Dingen die morgen kommen mögen. Aber verliere dich nicht ins Gestern oder ins Morgen. Leb heute!!
|
Heidi
antwortete am 05.08.01 (09:22):
gestern, heute, morgen
vergiss das gestern nicht behalte das morgen im auge lebe heute
dein gestern hat dein heute geformt dein heute formt dein morgen
gestern, heute, morgen ist dein leben
hl
Einen schönen Sonntag wünsche ich allen hier :-)
|
sieghard
antwortete am 05.08.01 (12:22):
Sämann
Der große Sämann, ungerufen, blies einen Atem von Blumensamen über mich hin und streute eine Saat von Kronblumen und rotem Mohn in meine Weizenfelder.
Das leuchtende Unkraut, mächtiger Sämann, wie trenn ich es je von den Ähren, ohne die Felder zu roden?
[Hilde Domin]
.
|
Rosmarie Vancura
antwortete am 05.08.01 (14:26):
AUGUSTNACHT von Peter Maiwald
Sie gehen nicht.Es ist ein Gehenlassen. Man sitzt nicht im Café. Es ist ein Ruhn und alle Welt hat mit sich selbst zu tun. Es ist zu heiß, um an dere zu hassen.
Sie sprechen nicht. Es ist ein Worteinwerfen graziös wie eine Lustpartie Pingpong, Der Sommer sinkt ganz sanft aus einem Song ins Ohr und legt sich wärmend auf die Nerven.
Die Alltagshäute sind zuhaus gelassen. Die Alltagsmesser sind im Küchenschrank. Die Liebe im Gebüsch, auf einer Bank lobt die, die leben und die leben lassen.
|
hedwig Schneider
antwortete am 05.08.01 (18:14):
Heidi´s Gestern -heute -morgen spricht sehr an, auch Sieghard mit Hilde Domin u.a...
Bekenntnis
Früher Zertrat ich Achtlos Insekten
Heute Trete ich Achtsam Daneben
Fliegen Am Fenster Morde ich Noch.
Seid alle gegrüßt! he
|
Erna Ecker-Philippi
antwortete am 05.08.01 (19:00):
Noch ein Versuch, das Gedicht von Paul Verlaine zu übersetzen.
Der weße Mond
Der weiße Mond Leuchtet in den Wäldern. Von jedem Zweig geht eine Stimme aus Unter dem Blätterdach.
O, Heißgeliebte (Liebling)!
Der Teich reflektiert, Tiefer Spiegel, Das Schattenbild Der schwarzen Weide, Darin der Wind weint.
Lasst uns träumen, es ist die Stunde dazu!
Eine tiefe, zärtliche Ruhe, So scheint es, steigt herab Vom Firmament, das die Sterne in vielen Farben flimmern lassen.
Das ist die köstliche Stunde.
|
sieghard
antwortete am 05.08.01 (22:30):
für Hedwig
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Und eine große Blüte stieg leuchtend blass aus meinem Herzen. Diese Vögel ohne Schmerzen diese leichtesten goldenen Vögel dahintreibend über den Dächern
[Hilde Domin]
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
.
|
sieghard
antwortete am 06.08.01 (08:22):
Heute vor 56 Jahren
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Hiroshima
Der den Tod auf Hiroshima warf Ging ins Kloster, läutet dort die Glocken. Der den Tod auf Hiroshima warf Sprang vom Stuhl in die Schlinge, erwürgte sich. Der den Tod auf Hiroshima warf Fiel in Wahnsinn, wehrt Gespenster ab nächtlich, Hunderttausend, die ihn angehen Auferstandene aus Staub für ihn.
Nichts von alledem ist wahr. Erst vor kurzem sah ich ihn Im Garten seines Hauses vor der Stadt. Die Hecken waren noch jung und die Rosen- büsche zierlich. Das wächst nicht so schnell, dass sich einer verbergen könnte Im Wald des Vergessens. Gut zu sehen war Das nackte Vorstadthaus, die junge Frau Die neben ihm stand im Blumenkleid Das kleine Mädchen an ihrer Hand Der Knabe, der auf seinem Rücken saß
Und über seinem Kopf die Peitsche schwang. Sehr gut erkennbar war er selbst Vierbeinig auf dem Grasplatz, das Gesicht Verzerrt von Lachen, weil der Photograph Hinter der Hecke stand, das Auge der Welt.
[Marie Luise Kaschnitz 1901-1974] .
|
Luzia
antwortete am 06.08.01 (14:04):
Hiroshima -- schrecklich. Hoffentlich nie wieder!!!
|
Rosmarie Vancura
antwortete am 06.08.01 (14:18):
Liebe ist wichtiger v.Hans Kruppa
Liebe ist wichtiger als Zwänge, Ängste und alle noch so hochvernünftigen Erwägungen, wichtiger als die Zukunft, wichtiger als die Geduld und die besten Absichten, wichtiger als Kompromisse Hoffnungen und guter Wille, so unermeßlich wichtiger als alle Worte, aller Trost und die sogenannten Notwendigkeiten.
Frag nicht warum.
|
hedwig
antwortete am 06.08.01 (19:12):
Sieghard, danke für Hilde Domin nochmal! A pro pos M.L.K... etwas Eigenes:
DARUM
Die Welt ist voller Krieg und Haß - Warum? Erstrebt wird nurmehr Macht, Profit - Fast jeder ist ein Egoist - Warum? Erzogen wird heut´ zur Gewalt - Schon Jugend lernt gezielten Schlag - Warum? Klein` Kinder üben nur noch Krieg - Sie wissen nicht ihr böses Spiel - Warum? Den Müttern fehlt das Ideal - Gedankenlos lebt man den Tag - Warum? Erziehung hat ein falsch`Gewicht - Man lehrt noch kaum, was wertvoll ist- Warum? Die innere Armut macht uns krank - Man fragt nicht mehr, was Andre plagt- Warum? Gefühle werden degradiert - Verachtet wird jed´ hehres Ziel - Warum? Zum Opfer fällt die Ehr` der Macht - Des Menschseins Sinn wird schnöd vertan - Warum? Bescheiden sein führt nirgends hin - Die Welt führt fort ihr tosend` Spiel - Warum?
Laßt finden neu das rechte Maß - Darum!
|
Heidi
antwortete am 06.08.01 (20:13):
Im Namen der Taube (Hiroshima) Im Namen der Taube und des Ölbaums, im Namen des verzweifelten Gefangenen, im Namen des Kindes, das nicht für nichts geboren wurde, vielleicht kommt er morgen. Mit Hilfe der täglichen Worte, mit Hilfe der Gesten der Liebe, mit Hilfe der Angst, mit Hilfe des Hungers, vielleicht kommt er morgen. Im Namen aller, die schon tot sind, im Namen aller, die noch leben, in Namen aller, die endlich leben wollen, vielleicht kommt er morgen. Mit Hilfe der Schwachen, mit Hilfe der Starken, mit Hilfe derer, die genauso denken, und wären es nur einige, vielleicht kommt er morgen. Um aller mit Füßen getretenen Träume willen, um der schon aufgegebenen Hoffnung willen, in Hiroshima und anderswo, vielleicht kommt er morgen, DER FRIEDEN. Georges Moustaki
(Internet-Tipp: https://www.seilnacht.tuttlingen.com/Gedichte/ABombe.htm)
|
Brita
antwortete am 07.08.01 (20:19):
Hochsommer
Im Erntemonde, wenn die Halme bleichen Verstummt der Vögel Sang. Die Erde ruht. Es wächst die grüne Decke auf den Teichen, erstickt die Flut.
Der Brunnenschale Wasser geht zur Neige, Der Efeu streckt die kleine Totenhand Im Garten schlingen Ranken sich und Zweige Zu finstrer Wand.
Die roten Beeren schimmern aus dem Laube Es tritt der Fremde in den Garten ein Zerpreßt die leuchtende Johannistraube Wie Blut und Wein.
Es dämmert in der Schluchten matter Wärme Auf faulem Teich ein Regenbogenglanz, Bei Schilf und Lattich heben Fliegenschwärme Sich hoch im Tanz.
Die Zeit ist kurz. Die Liebenden umgreifen Sich jäh in wilden Ängsten, dumpf und blind. Nah ist der Herbst. Die Frucht will reifen, reifen, Es ruht der Wind.
Marie Luise Kaschnitz
|
eva
antwortete am 08.08.01 (10:30):
Für H.
So wölkt sich um deinen Scheitel die Resignation : Verachtung umspielt deinen Mund, in den Brauen nistet der Zorn, die Stirn furcht Enttäuschung.
In deinen Wangen zieht die Entsagung tief ihre Spuren, und deinen blutleeren Lippen, zusammengepresst, entfliehen nur bittere Worte. Arg ist die Welt, die Menschen sind schlecht, ohne Sinn scheint das Leben und Unvernunft ist dein steter Begleiter.
Ach mein Lieber, du lügst und ich glaube dir nicht ! Trotz deiner weltverachtenden Pose leuchtet, tief im Hintergrund deiner Augen, ein Funken der Sehnsucht, ein Hoffen in der Verzweiflung, der Wunsch, sich zu verströmen. Halten wollen die Hände, die Arme umfangen.
So dürste nicht neben der Quelle ! Liebe umgibt dich, du brauchst dich ja nur zu neigen, um in vollen Zügen vom Wasser des Lebens zu trinken Warte nicht, dass die Liebe dich sucht ! Sie lebt ja in dir - so gib, so arm du dich dünkst, der Reichtum ist unerschöpflich, und im Geben wirst du empfangen - man wartet auf dich !
eKr
|
Gisa Ruf
antwortete am 08.08.01 (15:09):
Das Gestern wie eine welkende Blume einst betörende Schönheit vergänglich wann wird das Heute gestern sein?
Das Gestern wie ein dunkler Schatten drohende Kälte präsent können wir vergessen wollen wir vergessen das Heute morgen ?
Es wird ein Regen kommen es werden Ströme fliessen tränengleich unaufhaltsam Deiche werden brechen dann wird das Gestern wieder heute sein.
|
hedwig
antwortete am 08.08.01 (19:43):
Eva, dankeschön! Gruß H.
|
hedwig
antwortete am 09.08.01 (06:48):
MARIANNE
Es tröstet mich, daß in goldenen Nächten ein Kind schläft. Daß sein Atem neben der Schmiede geht und seine Sonne schon früh mit Hahn und Hennen über das nasse Gras steigt. Ilse Aichinger
|
Brita
antwortete am 09.08.01 (17:32):
Die Stunden! wo wir auf das helle Blauen Des Meeres starren und den Tod verstehn, So leicht und feierlich und ohne Grauen,
Wie kleine Mädchen, die sehr blaß aussehn, Mit großen Augen, und die immer frieren, An einem Abend stumm vor sich hinsehn
Und wissen, daß das Leben jetzt aus ihren Schlaftrunknen Gliedern still hinüberfließt In Bäum' und Gras, und sich matt lächelnd zieren
Wie eine Heilige, die ihr Blut vergießt.
Hugo von Hofmannsthal
|
Heidi
antwortete am 09.08.01 (21:59):
Der Sandmann
Stille: ich komm wie der Nachtwind kommt auf den Regenschnüren, mit Schritten, die lautlos und sacht sind, euch unter die Träume zu führen.
Ihr greift in mein wehendes Barthaar . . Ihr könnt mit den Sternen spielen . . Ihr wißt nicht, wie hart meine Fahrt war, und wieviele Sterne fielen . . .
Seid ihr tagsüber so einsam? Komm ich nicht wieder, wieder? Kein Kummer ist uns gemeinsam . . Ich streu euch den Schlaf auf die Lider . .
Kam ich spät? Ich muß über Land gehn und oft an den Kreuzwegen warten, bis ihr mich fühlt an der Wand stehn und rüsten zu purpurnen Fahrten . . .
. . .
Schwindelt euch, komm ich wie Nachtwind kommt auf den Regenschnüren, mit Schritten, die lautlos und sacht sind, euch sorgsam nachhausezuführen . . .
Paul Celan (Gedichte 1938 - 1944)
|
Brita
antwortete am 10.08.01 (12:08):
... mein Herz ist wundgerissen... ich bin traurig
Regen
Lauer Regen, Sommerregen Rauscht von Büschen, rauscht von Bäumen, Oh, wie gut und voller Segen, Einmal wieder satt zu träumen!
Wa so lang im Hellen draußen, Ungewohnt ist mir dies Wogen: In der eignen Seele hausen, Nirgend fremdwärts hingezogen.
Nichts begehr ich, nichts verlang ich, Summe leise Kindertöne, Und verwundert heim gelang ich In der Träume warme Schöne.
Herz, wie bis du wundgerissen, Und wie selig, blind zu wühlen, Nicht zu denken, nicht zu wissen, Nur zu fühlen, nur zu fühlen!
Hermann Hesse
|
eva
antwortete am 10.08.01 (16:01):
Seid mir nur nicht gar zu traurig, Daß die schöne Zeit entflieht, Daß die Welle kühl und schaurig Uns in ihren Wirbel zieht ;
Daß des Herzens süße Regung, Daß der Liebe Hochgenuß, Jene himmlische Bewegung, Sich zur Ruh begeben muß.
Laßt uns lieben, singen, trinken, Und wir pfeifen auf die Zeit ; Selbst ein leises Augenwinken Zuckt durch alle Ewigkeit.
Wilhelm Busch
|
Rosmarie Vancura
antwortete am 10.08.01 (16:38):
Helmut Preissler
Geize nicht mit der Zeit
Geize nicht mit der Zeit, ferne von mir; auch in der Trennung füllt deine Liebe mich aus.
Liebe, das ist nicht Nahesein zwischen Nachtmahl und Frühstück; Zärtlichkeiten und Lust sind der Liebe zuwenig; tausend Stunden Gemeinsamkeit machen die Liebe nicht satt.
Liebe erfüllt sich im Mühen, die Welt zu verbessern: Liebe erfüllt sich im Streben, einander wert zu sein.
Helmut Preissler aus: Zwischen Gräsern und Sternen" geb. 1925 in Cottbus lebt in Eisenhüttenstadt bei Fürstenberg(Oder)
|
Brita
antwortete am 10.08.01 (20:19):
Schlaflied für Mirjam
Schlaf, mein Kind - schlaf, es ist spät. Sieh, wie die Sonne zur Ruhe dort geht, Hinter den Bergen stirbt sie im Rot! Du, du weißt nichts von Sonne und Tod, Wendest die Augen zum Licht und zum Schein. - Schlaf - es sind so viel Sonnen noch dein - Schlaf, mein Kind - mein Kind, schlaf ein!
Schlaf, mein Kind, der Abendwind weht. Weiß man, woher er kommt, wohin er geht? Dunkel, verborgen die Wege hier sind: Dir - und mir - und uns allen, mein Kind! Blinde so gehn wir und gehen allein, Keiner kann keinem Gefährte hier sein - Schlaf, mein Kind - mein Kind, schlaf ein!
Schlaf, mein Kind, und horch nicht auf mich, Sinn hats für mich nur und Schall ists für dich. Schall nur, wie Windeswehn, Wassergerinn, Worte - vielleicht eines Lebens Gewinn! Was ich gewonnen, gräbt mit mir man ein, Keiner kann keinem ein Erbe hier sein - Schlaf, mein Kind - mein Kind, schlaf ein!
Schläfts du, Mirjam? Mirjam, mein Kind: Ufer nur sind wir - und tief in uns rinnt Blut von Gewesnen; zu Kommenden rollt's, Blut unsrer Väter voll Unruh und Stolz! In uns sind alle! wer fühlt sich allein? Du bist ihr Leben - ihr Leben ist dein. Mirjam, mein Leben, mein Kind - schlaf ein!
Richard Beer-Hofmann
|
Hans-Jürgen
antwortete am 10.08.01 (20:55):
Etwas Politisches (ich bitte um Entschuldigung):
Das Argument
Ein Kommunist tönte über Humanität. Und als ich ihm sagte: "Ihr schießt auf Kinder" und den Fünfzehnjährigen in der Spree als Beispiel nannte, war die Antwort:
"Hitler erschoß Tausende von Kindern. Außerdem wußte der Posten ja nicht, daß es ein Junge war, denn er sah nur (und von weitem) den Kopf über dem Wasser..."
Am kommenden 13. August denkt mancher schmerzerfüllt und mit Abscheu an den Bau der Berliner Mauer vor vierzig Jahren. Indirekt auf sie bezieht sich das vorstehende "Gedicht", das damals entstand.
Hans-Jürgen
|
hedwig
antwortete am 12.08.01 (04:25):
Trotz Jahrestags des Mauerbaus morgen. - Hier Eichendorff
Mittagsruh
Über Bergen, Fluß und Talen Stiller Lust und tiefen Qualen Webet heimlich, schillert, Strahlen! Sinnend ruht des Tags Gewühle In der dunkelblauen Schwüle,
Und die ewigen Gefühle, Was dir selber unbewußt, Treten heimlich, groß und leise Aus der Wirrung fester Gleise, Aus der unbewachten Brust, In die stillen, weiten Kreise. J. Frh.v.E.
|
Rosmarie Vancura
antwortete am 12.08.01 (18:57):
Traum
Du kennst das auch aus schlechten Träumen man will fliehen und kommt oh Schreck.. überhaupt nicht vom Fleck.
Jüngst träumte ich das Gegenteil ich war flink wie ein Pfeil floh mit List schlug haken kreuz und quer dabei war kein Mensch hinter mir her. RV
|
Herbertkarl Huether
antwortete am 12.08.01 (21:26):
hohl
so lag denn die dunkelblaue entscheidung von verlorenen jahren hinueber in der gewalt von sternen aus verloschenen sonnen
ruchloser rauch der kalten gestirne steig den eisigen gestaden des uferlosen seins empor wenn kraeuselnde baeume ihren hauch dem wind entgegenstrecken um ihren martern zu entfliehen
richte nicht die waage des goldenen fruehlings damit dein auge keinen traenenwall gegen die himmelsburg schleudere
rede nicht mit verstehen denn das erlaubt der verstand dem koerper nicht gehe den pfad des todlosen der nimmt sein schicksal an
glueck dem sieger dem herrscher ueber hass und gewalt dass sein gesicht mir nicht gefiel
gefaellt es dir auch nicht so schleudere ihm das hohle grinsen der ungeduld gezaehlter tage entgegen und nimm seinen verstand in deine haende um sein gehirn zu umnachten
krumme wege machen noch keinen kreis lange strassen noch keine verbindung loese die gier deiner gefuehle von der anzahl der welten
hkh
|
Heidi
antwortete am 12.08.01 (23:22):
Um Schönheit
Schönheit? Nicht machtlos aber in mancher Gestalt nur den Augen der Machtlosen aufblinkend flüchtig nur am entfernteren Rand des ungelebten Lebens (des zuerst lange noch nicht und zuletzt nicht mehr gelebten) sie ist dann wenig mehr als Maske des Todes
So leuchtet eine Frau auf oder ein Mädchen vor den Augen des Knaben der viel zu jung scheint für Glück aber vielleicht nur weil er noch nicht wagt wirklich zu leben
Grauer um jede nicht aufgebrochene Stunde wird unsere Zeit unfreier unsere Welt in Wirklichkeit nie mehr unser wenn wir uns nicht losreißen lernen (nicht von allem aber von mehr als die Ratgeber raten) wenn wir nicht endlich offen zu tun beginnen was wir geträumt haben vor dem bleiernen Tag
Gewiß: Die uns warnen vor der Gefahr sind erfahren aber oft nur erfahren im Sich-Beugen Keine Todesgefahr kann so groß sein wie die Lebensgefahr zu versäumen gelähmt vom eigenen Zögern die einzige Zeit
Erich Fried (Am Rand unserer Lebenszeit, Verlag Klaus Wagenbach,Berlin)
|
Brita
antwortete am 13.08.01 (21:41):
...ich lache so gerne, leider zu wenig... Hier 3 Teilchen von Eugen Roth....
Leider
Ein Mensch sieht schon seit Jahren klar: Die Lage ist ganz unhaltbar. Allein - am längsten, leider hält Das Unhaltbare auf der Welt.
Leider
Ein Mensch, kein Freund der raschen Tat, Hielt sich ans Wort: Kommt Zeit, kommt Rat. Er wartete das Herz sich lahm - Weil Unzeit nur und Unrat kam.
Das Geheimnis
Ein Mensch bemerkt oft, tief ergrimmt, Daß irgendwas bei ihm nicht stimmt. Jedoch, woran es ihm gebricht, Er findets nicht und findets nicht. Und ohne es entdeckt zu haben, Stirbt er zum Schluß und wird begraben; Schad, daß er nicht mehr hören kann: Am Sarg sagts offen jedermann.
|
eva
antwortete am 14.08.01 (09:30):
Vorsorge
Ich bin ein Retter von blessierten Käfern. Sitzt auf meinem Weg, am falschen Ort, so ein kleiner Schläfer, oder liegt er am Rücken und zappelt mit den Beinchen, so hebe ich ihn auf und trage ihn fort, setze ihn ins Gras, oder, ist dieses zu nass, am Wegesrand auf ein trockenes Steinchen.
Auch die Ameisen können mich preisen : wenn sie in ihrer Marschkolonne defilieren, steige ich wie Goliath über ihren Pfad, ohne sie auch nur mit der Schuhspitze zu berühren.
Wandelt eine Schnecke betulich über den Asphalt, gleich mache ich Halt, und trage sie behutsam mit ihrem Häuschen auf die andere Seite. Ich hoffe, dass ich ihr Freude bereite, auch wenn sie sich ängstlich zurückzieht in ihr Kläuschen.
Ich bin ein Schutzpatron der Schmetterlinge - seien es vornehme oder geringe, vom Kohlweißling bis zum Admiral - Rang und Stand sind mir hier egal.
Wie viele Wespen rettete ich aus dem Glase ! Verzweifelt rudernd in Bier, Wein oder Limonade; fischte ich sie heraus mit einem Grase und setzte die Halbertrunkenen ins warme Licht (die Tischgesellschaft dankte mir nicht ...).
Auch öffne ich immer, summt eine verlorene Biene in meinem Zimmer, die Fenster weit und schenke ihr Freiheit.
Grenzen hat meine Güte bei Mücken, Ungeziefer und Fliegen - die haben ihre Tücken; doch warne ich sie stets und rate ihnen zu flüchten, sonst würde ich sie vernichten - und auf mein Wort - noch vor dem geplanten Mord sind sie meist fort.
Ach, lächelt nicht : Stehe ich einst vor dem großen Gericht und St. Michael hält die Seelenwaage - keine Frage - wie viele Gebote, Gesetze und gute Sitten habe ich verletzt, übertreten, gebrochen, überschritten ! Wie es halt so eben im Leben geht - und zur Reue ist es dann immer zu spät - (und meine guten Taten sind eher dürftig geraten...) da hoffe ich dann auf das kleine Gelichter, vor dem großen Richter werden sie - vielleicht - ihre Stimmchen erheben und ihre Erlebnisse wiedergeben :
All diese Kleinchen mit fehlenden Beinchen, humpelnde Insekten mit vielen Defekten, verknitterte Falter von jeglichem Alter, Raupen, vom Baume gefallen und aufgeklaubt, die sich schon verloren geglaubt, die mir ihr kleines Leben danken - vielleicht bringt ihr Bericht die Waage ins Gleichgewicht ? Ich weiss es nicht, aber ich hoffe sehr, sie gerät ins Schwanken ; meine Gedanken sind voll Zuversicht. mag sein, das kleine Gewimmel hilft mir zu einem Plätzchen im Himmel, denn vor IHM sind alle Kreaturen gleich. So fürchte ich mich nicht und hoffe auf das Himmelreich. - eKr
|
Heidi
antwortete am 14.08.01 (22:46):
Nachtgebet
Vorbild in uns oder Nachbild das uns noch etwas bedeutet hilf uns daß wir nicht vorbeten oder nachbeten die falschen Lehren der Elektronengehirne und ihrer Herren und Knechte
Wo das Unrecht größer wird als wir wo das Unrecht schneller wird als wir wo das Unrecht kräftiger wird als wir hilf uns nicht zu ermüden
Wo das Unrecht uns übertrifft an Kenntnissen und an Mitteln wo das Unrecht uns übertrifft an Ausdauer und an Erfolgen wo das Unrecht so groß wird daß wir klein werden bei seinem Anblick hilf uns nicht zu verzagen
Wo das Unrecht eindringt in uns in unsere Tage und Nächte in unser Aufschrecken und in unsere Träume in unsere Hoffnungen und in unsere Flüche hilf uns uns nicht zu vergessen
Wo das Unrecht spricht mit den Stimmen des Rechtes und der Macht wo das Unrecht spricht mit den Stimmen des Wohlwollens und der Vernuft wo das Unrecht spricht mit den Stimmen der Mäßigung und der Erfahrung hilf uns nicht bitter zu werden
Und wenn wir doch verzagen hilf uns erkennen daß wir verzagen und wenn wir doch bitter werden hilf uns erkennen daß wir bitter werden und wenn wir uns krümmen vor Angst hilf uns wissen, daß es die Angst ist das Verzagen und die Bitterkeit und die Angst
Damit wir nicht verfallen dem Irrtum wir hätten eine neue Erleichterung erfahren und den großen Ausweg gefunden oder den Weg nach innen und nur der hätte uns so verwandelt
Erich Fried
|
Dietlinde
antwortete am 15.08.01 (13:39):
Heute hat Matthias Claudius Geburtstag.
15. 8. 1740 Matthias Claudius (+ 21.1.1815) Deutscher Dichter. Er studierte zunächst Theologie, dann Jura und Staatswissenschaften. Nach der Beendigung seines Studiums lebte und dichtete er im Haus seines Vaters, bis ihm 1770 eine Redakteursstelle bei der Hamburger Volkszeitung "Der Wandsbeker Bote" angeboten wurde. In dieser Zeitung erschienen ab 1775 seine eigenen Werke. Ab 1778 lebte er als freier Schriftsteller, zusätzlich hatte er ein kleines Einkommen als Bankrevisor. Zunächst schrieb er noch im Stil der Anakreontik Gleims, später wandte er sich unter dem Eindruck des Todes seines Bruders immer mehr religiösen und ethischen Themen zu. Seine Lyrik blieb volksliedhaft einfach und widersetzte sich den literarischen Moden seiner Zeit ("Der Mond ist aufgegangen", 1778). Einige Gedichte wurden von Schubert vertont. www.hausarbeiten.de/archiv/germanistik/germ-althaus.shtml Hausarbeiten.de mit einer Analyse einiger Texte von Matthias Claudius. gutenberg.aol.de/claudius/wandsbek/wandsbek.htm "Matthias Claudius, ASMUS omnia sua SECUM portans oder sämtliche Werke des Wandsbecker Boten" - in der digitalen Bibliothek des Gutenberg-Projekts erschienen. www.acronet.net/~robokopp/claudius.html Private Website mit einer Sammlung von Liedertexten von Matthias Claudius.
Fritze Nun mag ich auch nicht länger leben, verhaßt ist mir des Tages Licht; denn sie hat Franze Kuchen gegeben, mir aber nicht.
Die Liebe Die Liebe hemmet nichts; sie kennt nicht Tür noch Riegel, Und dringt durch alles sich; Sie ist ohn Anbeginn, schlug ewig ihre Flügel, und schlägt sie ewiglich.
Der Philosoph und die Sonne
Der Philosoph Du edler Stern am hohen Himmelszelt, Du Herr und König deiner Brüder! Du bist so gut gesinnt – du wärmest uns die Welt, Und schmückst mit Blumen uns das Feld, Und machst den Bäumen Laub, den Vögeln bunt Gefieder; Du machst uns Gold, das Wunderding der Welt, Und Diamant, und seine Brüder; Kömmst alle Morgen fröhlich wieder, Und schüttest immer Strahlen nieder – Sprich edler Stern am hohen Himmelszelt, Wie wachsen dir die Strahlen wieder? Wie wärmest du? Wie schmückst du Wald und Feld? Wie machst du doch in aller Welt Dem Diamant sein Licht, dem Pfau sein schön Gefieder? Wie machst du Gold? Sprich liebe Sonn', ich wüßt' es gern.
Die Sonne Weiß ichs? Geh, frage meinen Herrn.
Matthias Claudius
(Internet-Tipp: https://easy.to/haikulinde)
|
hedwig
antwortete am 15.08.01 (18:29):
Ich bitte nicht um Glück der Erden, nur um ein Leuchten nun und dann, daß sichtbar deine Hände werden, ich deine Liebe ahnen kann; nur in des Lebens Kümmernissen um der Ergebung Gnadengruß, dann wirst du schon am besten wissen, wieviel ich tragen kann und muß.
Annette von Droste-Hülshoff
|
Heidi
antwortete am 16.08.01 (13:39):
Dieses Gedicht von Erich Fried fiel mir beim Zeitunglesen heute morgen ein:
Drehorgellied
Ihr auf die ich vor dreißig Jahren hoffte - Aber der rote Wind wird am Abend blau oder grün - seid auch ihr gehässig geworden und kleinlich wie viele Beamte? - Und das Heidekraut auf dem gesprengten Bunker wird blühn
Seid auch ihr nur zu sehen bereit was euch in den Kram paßt - Und Kinder werden singen und weder von mir noch von euch - habt auch ihr verlernt auszuatmen und zu staunen und euch zu freuen? - Aber der Abendwind schaukelt die Spinnweben im Gesträuch
Könnt auch ihr von der Krankheit die ihr bekämpft euch nicht heilen - Aber der Abendwind ist am Morgen schon lange verweht - bringt auch ihr nur das Mißtrauen mit um es gerecht zu verteilen? - Und rostig kreischen die Räder von spielenden Kindern gedreht
Werdet auch ihr so kalt und gerissen sein wie die andern - Und das Heidekraut wird zwischen Betontrümmern blühn - ihr auf die ich vor dreissig Jahren hoffte? - Aber der Wind wird singen und der Abend wird rot sein und grün
Erich Fried in "Die bunten Getüme" Fischer Verlag
|
eva
antwortete am 16.08.01 (15:57):
Im schönen grünen Walde verging mir der Übermut : in der dornigen Brombeerhalde floss mancher Tropfen Blut.
Zwischen Dornen und Nesseln wachsen die schönsten Beeren ; Ranken wollten mich fesseln, mir den Zugriff verwehren.
Zerkratzt, geritzt und zerstochen kam ich des abends nach Haus - die Beeren, die waren gebrochen, doch die Eva sah traurig aus !
Zerrissen und zerschunden hab ich als wahr empfunden die alten Weisheitslehren : Willst du Süßes nicht entbehren, so rechne mit bitteren Wunden ...
eKr
|
Waltraud
antwortete am 17.08.01 (16:55):
Ihr werdet alle über die Abkühlung sehr froh sein.Ich wünsche Euch ein schönes Wochende. Waltraud
Gewitternacht
Frisch und sauber Baum und Strauch. Feiner Duft in jedem Hauch. Reine Luft, die ich so mag. Freu' mich auf den heut'gen Tag.
|
Heidi
antwortete am 17.08.01 (22:52):
Phantasie
Schweifen laß stets Phantasie, Denn daheim sind Wonnen nie: Kaum berührt, sind süße Wonnen Wie ein Regenguß zerronnen. Drum laß die Beschwingte streifen, Wo Gedanken nicht mehr greifen: Sperr dem Hirn das Tor weit auf, Schon steigt sie pfeilschnell hinauf. Phantasie! o laß sie frei — Schal geht Sommerglück vorbei, Es schwinden in der Frühlingszeit Freuden wie ihr Blütenkleid; Herbstobst, rot geschminkt, hat auch, Glühend durch den Dunst und Rauch, Viel zuviel Geschmack. Was dann? Rück an den Kamin heran, Wenn das Scheit hell lodernd kracht, Geist in einer Winternacht; Wenn die Erde still umschmiegt ist Und der Ackerharsch durchpflügt ist Von des Jungknechts schweren Schuhn; Wenn die Nacht die Mittnacht nun Dunkles planend trifft und gleich Den Abend bannt aus ihrem Reich. Setz dich dort und send ins Land, Durch ein Hirn, selbst-übermannt, Phantasie, höchst eilig, send sie! Aufmerksame Diener kennt sie: Statt des Frosts bringt sie hervor Schönheit, die das Land verlor; Bringt dir her, mit allen Düften, All das Glück aus Sommerlüften; All den Flor und Flaum des Mais, Von feuchtem Gras und Dornenreis; All die Pracht der Erntezeit, Still und voller Heimlichkeit: Sie mischt diese Wonnen klug Wie drei Weine in den Krug, Und du sollst saufen — sollst von fern Klar die Erntelieder hörn; Garben rauschen durch den Wind; Vögel, da der Tag beginnt; Und, zur selben Zeit - sei still! Schon die Lerche des April Oder emsig Krähngekrächz, Lärm des Stroh- und Stockgefechts; Sollst, auf einen Blick gleich, sehn Calendula und Tausendschön; Weiß-zart Lilien und verfrüht Heckenprimeln, schon erblüht; Schattenhyazinthen, ganz Mittmais Königinnenglanz; Und jede Blume, jedes Blatt Von demselben Schauer satt; Sehn die Feldmaus, mager noch Nach dem Schlaf in ihrem Loch; Und die Schlange, winterschlank Sich häuten auf der heißen Bank; Fleckige Gelege auch, In der Brut im Weißdornstrauch, Wenn des Rebhuhns Flügel gut Auf dem Nest aus Moosen ruht; Dann die Hast und den Alarm, Stürzt vom Korb der Bienenschwarm; Wie die Eichel prasselnd reift, Während schon der Herbstwind pfeift.
Phantasie! o laß sie frei; Alles geht so schal vorbei: Welche Wange wird nicht grau Durchs Bestarren? Welcher Frau Gereifte Lippen sind stets neu? Wo ists Auge, noch so treu, Das nicht langweilt? Das Gesicht, Das man ständig treffen möcht? Wo die Stimme, noch so sacht, Die dich stets neu lauschen macht? Kaum berührt, sind süße Wonnen Wie ein Regenguß zerronnen. Drum laß Phantasie auf Schwingen Deinem Hirn die Herrin bringen: Ceres´ Tochter gleich an Zärte, Eh der Martergott sie lehrte, Wie man zürnt und rast wie er; Weiß um Leib und Lenden her Ganz wie Hebe, als ihr Kleid, Vom Verschluß aus Gold befreit, Ihr auf ihre Füße sank, Während sie vom Weinkelch trank Und schwach ward Zeus. — Zerreiße nur Phantasiens Seidenschnur; Schneid rasch ihre Fesseln auf, Und sie bringt solch Glück zuhauf. Fliegen laß die Phantasie, Denn daheim sind Wonnen nie.
John Keats
|
Heidi
antwortete am 17.08.01 (23:07):
Du Dunkelheit, aus der ich stamme ich liebe dich mehr als die Flamme, welche die Welt begrenzt, indem sie glänzt mich nicht so sehr verhinderte am Wachen -: für irgend einen Kreis, aus dem heraus kein Wesen von ihr weiß.
Aber die Dunkelheit hält alles an sich: Gestalten und Flammen, Tiere und mich, wie sie's errafft, Menschen und Mächte -
Und es kann sein: eine große Kraft rührt sich in meiner Nachbarschaft.
Ich glaube an Nächte.
Rainer Maria Rilke
|
Luzia
antwortete am 18.08.01 (10:31):
Heute ist ein schöner Tag.Freuen wir uns über die kleinen Dinge und kleinen Nettigkeiten die unser Leben bereichern.Wir müssen nur genau hinsehen.
Katharina Münster
Schöne Blumen auf dem Weg - ein wunderbar geheimnisvoller Wolkenhimmel - ein spiegelnder See - leuchtend gelbes Korn - ein Mensch, der uns eine Gefälligkeit erweist - ein gutes Wort - ein Händedruck, der mehr sagt als Worte - jemand, der uns im Vorübergehen anlächelt - jemand, der ein Stück Weg mit uns geht..
<<<<<< Ich wünsche allen ein schönes Wochenende.
|
Heidi
antwortete am 18.08.01 (14:52):
Ein weiteres Werk von Keats, als Dank für einen "Schwalbenschwanz" :-)
Ode auf die Lässigkeit
Sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht
Drei Wesen konnt ich eines Morgens sehn, Gebeugt, halb abgekehrt und Hand in Hand, Und heiter nach und nach vorübergehn, In leichten Schuhn und weißem Schmuckgewand; Sie schwanden, wie Figurn im Marmorglanz Auf Urnen, die man vor den Augen dreht; Sie kamen neu — als sei das Drehn vollführt Und zeige die Gestalten wieder ganz; Und fremd warn sie mir, wie’ s wohl dem ergeht Mit Vasen, der an Phidias’ Künsten rührt.
Was hab ich, Schatten! euch nur nicht erkannt? Was kamt ihr so maskiert und stumm verhüllt? Habt ihr im stillen tief-verkappt geplant, Ihr stehlt euch fort, daß meinen Tag nichts füllt Als Trägheit? Reif war diese Stunde Schlaf; Vor selger Sommerlässigkeit mein Blick Ganz starr; mein Puls verflachte mehr und mehr; Kein Schmerz, der stach, kein Glück, das Blumen warf: O, warum wicht ihr nicht, ließt mich zurück Und meinen Sinn, erfüllt von Nichts nur — leer?
Ein drittes Mal noch zogen sie vorbei Und wandten sich mir zu in dem Moment; Da brannte ich auf Flügel, diesen drei Zu folgen, denn sie waren mir nicht fremd: Erst kam das hübsche Kind, das Liebe heißt; Dann kam der Ehrgeiz, blaß und abgezehrt Und müden Augs, doch schlafend nie; Zuletzt, mir mehr lieb, je mehr Schmach ihr Geist Erträgt, Elfe am ehesten entehrt — Sah ich meine Dämonin Poesie.
Sie schwanden — wahrlich! Flügel wollte ich. O Torheit! Liebe — was ist sie! und wo? Und Ehrgeiz — dieser kurze Fieberstich, Der eines Menschen kleinem Herz entfloh. Dann Poesie! — nein, nichts, das sie besitzt — Für mich niemals — vom Schlaf im Mittagslicht, Vom Abend, süß durchtränkt mit Lässigkeit. O, eine Zeit, vor Plagen so geschützt — Ich wüßte, wie die Monde wechseln, nicht Und wäre taub für rege Nüchternheit!
Ein drittes Mal kamen sie — ach! warum? Mit trüben Träumen war mein Schlaf bestickt; Der Rasen meiner Seele war rundum Mit Blumen, Licht und Schattenspiel geschmückt; Bewölkt der Morgen, doch nicht regennaß, Nur seine Augen tränten süß vom Mai; Durchs Fenster, in das knospend Wein sich brach, Kam warmer Duft und Drossels Lied herbei — O Schatten! Zeit, Lebwohl zu sagen, war’s! Nicht eine Träne weinte ich euch nach.
Darum adieu, ihr Geister! Für euch fährt Mein Haupt nicht auf vom kühlen Bett im Gras; Denn ich will nicht, daß man mit Lob mich nährt, Ein Schoßlamm in einer gefühlvollen Farce! Weicht meinem Blick und setzt ein weitres Mal Das Maskenspiel auf diesem Traumkrug fort. Lebt wohl! Visionen nachts hab ich schon meist Und zarte für den Tag in großer Zahl. Verlaßt, Phantome! meinen trägen Geist, Fort in die Wolken, und bleibt ewig dort!
John Keats
|
Heidi
antwortete am 18.08.01 (23:04):
Mir ist im Moment so "winterlich" zumute:
Der Winter singt und hört sich zu, Der zottige Wald summt sich zur Ruh Mit hundertfachem Laut. Tieftraurig hin am Himmelsrand Ziehn in ein unbekanntes Land Die Wolken fort, ergraut.
Der Schneesturm breitet vor dem Haus Das Bett, den seidenen Teppich, aus, Darin die Kälte liegt. Die munteren Spätzchen haben sich, Wie kleine Waisen, unglücklich Ans Fenster angeschmiegt.
Der Vogelwinter ist zu hart. Schwach und hungrig, wie erstarrt Kauern sie dicht an dicht. Ein Wirbelsturm uebergross Schlägt auf die Fensterläden los, Zornig, und endet nicht.
Die zarten Spaetzchen schlummern ein, Bei Sturm und Tosen, wildem Schnein, Am Fenster, weiss von Eis. Und träumend sehn sie wunderbar Die Sonne, schön, als sei es wahr, Die Gaerten blühendweiss.
Sergej Jessenin (3.10.1895 - 28.12.1925)
https://www.zeppelin-it.com/stefan/alfred/archiv/Jessenin/Der_Winter_singt.html
(Internet-Tipp: https://www.zeppelin-it.com/stefan/alfred/archiv/Jessenin/Der_Winter_singt.html)
|
eva
antwortete am 19.08.01 (12:06):
Das Leben spielt mir seltsame Streiche : Heut traf ich im Wald eine blinde Schleiche; sie lag gerad in meinem Pfad und wollte wohl, dass ich ihr weiche.
Ich dachte gerührt : "... die arme Blinde !" Ob sie den rechten Weg wohl finde ? doch sie, nicht faul, machte auf das Maul und zischte wütend : "Verschwinde !"
Ich bin ja nun schon von reiferen Jahren (man kennt es an meinen grauen Haaren), doch blieb mir vor Schreck die Spucke weg - das hatte ich noch nicht erfahren !
Und die Moral von dieser Geschichte, die ich erzähle in dem Gedichte : bind heißt nicht stumm und keinesfalls dumm ! - Ende von dem Berichte. -
eKr
|
Heidi
antwortete am 19.08.01 (22:03):
Suche nach Glück ..
Jenseits dieser weissen Häuser Ist ein anderes Universum da In mir gerät etwas in Bewegung Ein anderes Universum brauche ich.
Die Allgegenwart der Sozialbau-Häuser, Die Übersteigerung des blutenden Ichs Es müsste eine Welt da sein, in der man lieben, Ein Ozean, in dem man schwimmen kann
Nicht diese Schwimmbad-Embryonen, Wo die Vorstädter sich erholen; In Ruinen von Diskotheken Recken sich ein paar Halbstarke und sind geil.
In mir ist etwas am Zerreißen, Ich möchte Freude empfinden Den Menschen annehmen und die Natur, Es gelingt mir nicht. Ich friere.
Michel Houellebecq
|
hl
antwortete am 19.08.01 (22:24):
Ein Tag wie jeder andere
Schlaf verlässt das Zimmer Traum ist lang verweht Tag steht auf im Morgenrot - ich denke den Tod
Coffein für's Gehirn Nikotin für die Seele Aspirin anstatt Brot - ich denke den Tod
Finger auf den Tasten Gefühle formieren sich Worte sprechen von Not - ich denke den Tod
Selbstgespräche sinnlos stumm Fragen zerschneiden den Mund das Blut der Zunge fließt rot - ich denke den Tod
Nacht bringt die Dunkelheit Schlaf das Vergessen Erwachen im Morgenrot - nein, ich bin tot.
hl
|
KarinD
antwortete am 20.08.01 (08:26):
Liebe Heidi!
Lese gerade DEIN Gedicht. Hast Du Dich gestern Abend so gefühlt, als Du es hier reinstelltest? Das wäre schade ....
Hoffe von Herzen, daß es Dir wieder besser geht - heute. Trotzdem rührt mich das Gedicht.
Lieben Gruß von Karin.
|
hl
antwortete am 20.08.01 (08:51):
Nein, das war nur Houellebecq nachempfunden..
|
Heidi
antwortete am 20.08.01 (10:42):
Fragen und Antworten
Wo sie wohnt? Im Haus neben der Verzweiflung
Mit wem sie verwandt ist? Mit dem Tod und der Angst
Wohin sie gehen wird Wenn sie geht? Niemand weiß das
Von wo sie gekommen ist? Von ganz nahe oder ganz weit
Wie lange sie bleiben wird? Wenn du Glück hast Solang du lebst
Was sie von dir verlangt? Nichts oder alles
Was soll das heißen? Daß das ein und dasselbe ist
Was gibt sie dir -Oder auch mir- dafür? Genau soviel wie sie nimmt Sie behält nichts zurück
Hält sie dich -Oder mich- gefangen Oder gibt sie uns frei? Es kann uns geschehen Daß sie uns die Freiheit schenkt
Frei sein von ihr Ist das gut oder schlecht? Es ist das Ärgste Was uns zustoßen kann
Was ist sie eigentlich Und wie kann man sie definieren? Es heißt daß Gott gesagt hat daß er sie ist
Erich Fried
|
hedwig
antwortete am 20.08.01 (22:36):
Aus: "O unfaßbare Welt" von Francis Thompson:
Die Engel stehn an immer gleicher Stelle ganz nah - ihr braucht nur einen Stein zu drehn. Doch ihr, ihr frenmdgewordenen Gesichter, versteht der Erde Herrlichkeit nichzt mehr zu sehn.
Kennt jemand das Gedicht ganz? Finde nichts in der Bibliothek darüber, wohl daß F. Th. (englischer Autor) 1905 verstarb...
|
Herbertkarl Huether
antwortete am 21.08.01 (07:57):
frage
gruendet das meer in den dunklen tiefen vor den gezeiten nachgelebter intoleranz
wenn zwerge im geiste entschluesse erzwingen
haemmernd geht das tor zu krach im reiche hastdublossgesehen neben wirdeseinmalsein
wenn hohles wirken das sein einholen will
geaest wringt loses gestein wasser raus waescherin nimmt die welt in kauf
wenn klares fordern eis zerklirrt
der vogel der einsamkeit schwingt seine federn nicht mehr der apfel des verstaendnisses bekommt eine harte schale
wenn schwuere wie perlenreihen aus der muschel des lasters treten
gebirge weinen in qual natur kramt in seinen taschen welten wehen im zank getier sieht seine begrenztheit
wenn luefte aufeinander stehen wasser austrocknen
wueste ist der klang der harfen rascheln kriecht die wand entlang fuechse schnappen fell gelegenheit gab seine sorgen ab
hkh
|
Rosmarie Vancura
antwortete am 21.08.01 (11:23):
Starker Stern, der nicht den Beistand braucht
Starker Stern, der nicht den Beistand braucht, den die Nacht den anderen mag gewähren, die erst dunkeln muss, dass sie sich klären, Stern, der schon vollendet, untertaucht,
wenn Gestirne ihren Gang beginnen durch die langsam aufgetane Nacht. Grosser Stern der Liebes-Priesterinnen, der vom eigenen Gefühl entfacht,
bis zuletzt verklärt und nie verkohlend, niedersinkt,wohin die Sonne sank: tausendfachen Aufgang überholend mit dem reinen Untergang.
Rainer Maria Rilke
|
Christel Gruber
antwortete am 21.08.01 (19:06):
Ich wünsche Dir Zeit nach den Sternen zu greifen, und Zeit, um zu wachsen , das heißt um zu reifen, Ich wünsche Dir Zeit, neu zu hoffen, zu lieben. Es hat keinen Sinn, diese Zeit zu verschieben.
Ich wünsche Dir Zeit, zu Dir selber zu finden, jeden Tag, jede Stunde als Glück zu empfinden. Ich wünsche Dir Zeit, auch Schuld zu vergeben, Ich wünsche Dir: Zeit zu haben zum Leben!
|
hedwig
antwortete am 21.08.01 (19:55):
KarinD, sei bedankt und gegrüßt für "Francis Thompson". Näheres demnächst. hedwig
|
Heidi
antwortete am 23.08.01 (23:40):
Du musst das Leben nicht verstehen
Du musst das Leben nicht verstehen, dann wird es werden wie ein Fest. Und lass dir jeden Tag geschehen so wie ein Kind im Weitergehen von jedem Wehen sich viele Blüten schenken lässt.
Sie aufzusammeln und zu sparen, das kommt dem Kind nicht in den Sinn. Es löst sie leise aus den Haaren, drin sie so gern gefangen waren, und hält den lieben jungen Jahren nach neuen seine Hände hin.
Rainer Maria Rilke
Träume, die in deinen Tiefen wallen
Träume, die in deinen Tiefen wallen, aus dem Dunkel lass sie alle los. Wie Fontänen sind sie, und sie fallen lichter und in Liederintervallen ihren Schalen wieder in den Schoß.
Und ich weiß jetzt: wie die Kinder werde. Alle Angst ist nur ein Anbeginn; aber ohne Ende ist die Erde, und das Bangen ist nur die Gebärde, und die Sehnsucht ist ihr Sinn -
Rainer Maria Rilke
|
KarinD
antwortete am 24.08.01 (08:38):
Heidi,
schöööööön - Deine Rilkes! Den mag ich auch seehr gerne.
CHRISTEL, auch die zwei Strophen aus Elli Michlers "Ich wünsche Dir Zeit" sind schön, gehört auch dieses Gedicht zu meinen Lieblingsversen.
Schönen Tag von Karin.
|
Rosmarie S
antwortete am 24.08.01 (09:38):
Fülle eines Sommermorgens Lichterstrahlen überm Tau Lösen übertrieb´nen Sorgens Ich schau und schau und schau
Beim Blick aus dem Fenster sind mir gerade diese Zeilen eingefallen. Ich möchte mich damit hier in dieser Runde bedanken. Ihr bringt mir viel Bereicherung und Freude!
Herzliche Grüße Rosmarie
|
eva
antwortete am 24.08.01 (09:46):
Das Sommerloch scheint doch recht gross geraten; ich will versuchen, es mit einigen Balladen zu füllen :
Schön Agnete
Als Herrn Ulrichs Wittib in der Kirche gekniet, Da klang vom Kirchhof herüber ein Lied. Die Orgel droben hörte auf zu gehn, Die Priester und die Knaben, alle blieben stehn, Es horchte die Gemeinde, Greis, Kind und Braut, Die Stimme draussen sang wie die Nachtigall so laut :
"Liebste Mutter in der Kirche, wo des Mesners Glöcklein klingt, Liebe Mutter, hör wie draußen deine Tochter singt. Denn ich kann ja nicht zu dir in die Kirche hinein, Denn ich kann ja nicht mehr knieen vor Mariens Schrein, Denn ich hab ja verloren die ewige Seligkeit, Denn ich hab ja den schlammschwarzen Wassermann gefreit.
Meine Kinder spielen mit den Fischen im See, Meine Kinder haben Flossen zwischen Finger und Zeh, Keine Sonne trocknet ihrer Perlenkleidchen Saum, Meiner Kinder Augen schließt nicht Tod noch Traum - -
Liebste Mutter, ach ich bitte dich, Liebste Mutter, ach ich bitte dich flehentlich, Wolle beten mit deinem Ingesind Für meine grünhaarigen Nixenkind, Wolle beten zu den Heiligen und zu Unserer Lieben Frau Vor jeder Kirche und vor jedem Kreuz in Feld und Au ! Liebste Mutter, ach ich bitte dich sehr, Alle sieben Jahre einmal darf ich Arme nur hierher. Sage du dem Priester nun Er soll weit auf die Kirchentüre tun, Daß ich sehen kann der Kerzen Glanz, Daß ich sehen kann die güldene Monstranz, Daß ich sagen kann meinen Kinderlein Wie so sonnengolden strahlt des Kelches Schein. "
Die Stimme schwieg. Da hub die Orgel an, Da ward die Türe weit aufgetan, - Und das ganze heilige Hochamt lang Ein weißes weißes Wasser vor der Kirchentüre sprang.
Agnes MIEGEL (1879 - 1964)
|
Rosmarie Vancura
antwortete am 24.08.01 (12:42):
Ins weite Land mit dir
Ich umkreise dich mit meinen Stürmen, mit Sonnenschein und Morgenröte, damit dein Sonnenlicht gebäre eine große, weite Welt.
Ich umkreise deine Morgenstunde, damit wir trinken können wilden Wein und bis zum Mittag hin gebrochen wird dein trocknes Brot.
Ich umkreise deine tiefen Nächte und zerschlage bis zur Morgenstunde die letzte volle Gärung deiner Seele, damit das Werk gelinge, das ich begann in großen Tagen!
Ich umkreise deine Atemschläge und pflanz' auf deine tiefe Brust die Wurzeln eines edlen Weins, den wir einst trinken in den hellen Sommernächten.
Ich umkreise sanft dein zartes Wesen und trage dich auf weitem Felde einer großen Brücke zu, die wir gebaut für uns - Stein um Stein.
Ich umkreise dich auf dieser Brücke und geh mit dir ins andre Land, in die große Weite ein- wo du den Frieden findest. .
Ich umkreise deine bangen Fragen und trage dich auf unsere Brücke zu den letzten Dingen hin - damit dein Herz wird endlos schlagen!
Ich umkreise dich bei deiner letzten Erdenstunde und zeige dir die bittre Schwere meine dunkelhellen Seelengänge, um dir zu leuchten auf dem Wege - dem ahnungsvollen Lichte zu....
|
Heidi
antwortete am 24.08.01 (21:16):
Immer den gleichen Pfad
Ich geh jetzt immer den gleichen Pfad: am Garten entlang, wo die Rosen grad Einem sich vorbereiten; aber ich fühle: noch lang, noch lang ist das alles nicht mein Empfang, und ich muss ohne Dank und Klang ihnen vorüberschreiten.
Ich bin nur der, der den Zug beginnt, dem die Gaben nicht galten; bis die kommen, die seliger sind, lichte, stille Gestalten, - werden sich alle Rosen im Wind wie rote Fahnen entfalten.
***
Ich will nicht langen
Ich will nicht langen nach dem lauten Leben und keinen fragen nach dem fremden Tage: Ich fühle, wie ich weiße Blüten trage, die in der Kühle ihre Kelche heben.
Es drängen Viele aus den Frühlingserden, darinnen ihre Wurzeln Tiefen trinken, um nicht mehr könnend in die Knie zu sinken vor Sommern, die sie niemals segnen werden.
***
Ich bin zu Hause
Ich bin zu Hause zwischen Tag und Traum. Dort wo die Kinder schläfern, heiß vom Hetzen, dort wo die Alten sich zu Abend setzen, und Herde glühn und hellen ihren Raum.
Ich bin zu Hause zwischen Tag und Traum. Dort wo die Abendglocken klar verlangen und Mädchen, vom Verhallenden befangen, sich müde stützen auf den Brunnensaum.
Und eine Linde ist mein Lieblingsbaum; und alle Sommer, welche in ihr schweigen, rühren sich wieder in den tausend Zweigen und wachen wieder zwischen Tag und Traum.
Rainer Maria Rilke
(Internet-Tipp: https://bilux.onlinehome.de/rilke/index.html#MirzurFeier)
|
sieghard
antwortete am 24.08.01 (21:52):
Gebet um Gelassenheit und Weisheit
Gott, befreie mich von dem Verlangen, jedermanns Angelegenheiten in Ordnung bringen zu wollen. Mache mich bedachtsam und nicht schwermütig, hilfsbereit, jedoch nicht herrschsüchtig. Bewahre mich vor der unheilvollen Angewohnheit zu meinen, ich müsse zu allem etwas sagen und das bei jeder Gelegenheit. Angesichts meines unermesslichen Vorrats an Lebenserfahrung erscheint es mir bedauerlich, nicht alles zu nützen, aber du weißt Herr, dass ich ein paar Freunde haben möchte am Ende.
Bewahre mich davor, endlose Einzelheiten aufzuzählen; verleihe mir Flügel, zur Hauptsache zu kommen. Versiegle meine Lippen, was meine Schmerzen und Leiden anbelangt. Sie nehmen zu, und die Lust daran, sie aufzuzählen, wird wohltuender mit den Jahren. Um so viel Gnade zu bitten, dass ich an den Erzählungen über die Schmerzen anderer Gefallen finden könnte, wage ich nicht; hilf mir jedoch, sie mit Geduld zu ertragen. Trage Sorge dafür, dass ich einigermaßen liebenswürdig bin ; ich möchte keine Heilige, kein Heiliger sein - mit manchen von ihnen ist es schwer zu leben - aber eine sauertöpfische alte Person ist eines der hervorragendsten Werke des Teufels.
Ich wage es nicht, ein besseres Gedächtnis zu erbitten, wohl aber zunehmende Bescheidenheit, und abnehmende Selbstsicherheit, wenn meine Erinnerung mit den Erinnerungen anderer in Widerspruch zu stehen scheint. Führe mich zu der großartigen Erkenntnis, dass ich mich gelegentlich auch irren könnte.
Schenke mir die Fähigkeit, Gutes zu entdecken an Orten, an denen ich es nicht erwarte und Begabungen in Menschen, denen ich sie nicht zutraue.
Und gib mir, o Herr, die Gnade, es ihnen auch zu sagen. Amen.
[kürzlich im Internet aufgelesen] .
|
Herbertkarl Huether
antwortete am 25.08.01 (00:34):
irrelevanz
seltene toene der erloestheit zirpen enge gassen von erschrecktsein in das leere zimmer der gestrecktheit wenn volle kleider sich langsam entlueften geben rechte ausrufe von wohlsein an katzenartige farben das geloestseins ab
viele stimmen der erfuelltheit werfen rote betbaenke an die wand die mit stakkatoartigem widerstand dem lachen sich ergeben
fieberthermometer rieseln klangweilig aus uebervollen lueften dem gang des kalten lichtes entgegen als mir der gedanke kam das alles schon schon vor langer zeit unter anderen umstaenden vieltausendfach dem menschen gewuenscht zu haben dem suchend ich entgegenlief um ihm blicke der besorgnis zu schenken
nimm hin das brot der leere mit dem so mancher sich zufrieden gab bevor er es besser wusste als sein nachbar ihm erlaubte
hkh
|
Rosmarie.Vancura
antwortete am 25.08.01 (08:21):
Lieber hkh! Wunderschön! Vielen Dank und von wem?
Herzlichen Wochenendgruß Ruzenka - Rosmarie V.
|
Heidi
antwortete am 25.08.01 (10:29):
relevant
das brot der leere erst schluckend dann wiederkäuend spucke ich es wieder aus es macht hungrig ich will es nicht
blicke der besorgnis sind nutzlos wenn nicht taten folgen jedoch erfüllung bringt nicht immer erlösung dem wohlsein folgt leere
das feuer der seele erkaltet in den engen gassen der vernunft aus roter asche und salzwasser ersteht aufs neue phoenix
hl
|
eva
antwortete am 25.08.01 (11:33):
Da die Ballade von Agnes MIEGEL - aus politischen Gründen - keine gute Aufnahme fand, will ich den unverdächtigen alten GOETHE bemühen - obwohl auch er seinerzeit als "Fürstenknecht" beschimpft wurde und man ihm die Bewun-derung Napoleons sehr übel nahm ... Sollte man nicht doch versuchen, die Autoren an ihren Werken zu messen und nicht an ihrem menschlichen Verhalten - sie hatten ja alle ihre Fehler, wie auch wir !
Der Fischer
Das Wasser rauscht, das Wasser schwoll, Ein Fischer saß daran, Sah nach der Angel ruhevoll, Kühl bis ans Herz hinan. Und wie er sitzt, und wie er lauscht, Teilt sich die Flut empor; Aus dem bewegten Wasser rauscht Ein feuchtes Weib hervor.
Sie sang zu ihm, sie sprach zu ihm : "Was lockst du meine Brut Mit Menschenwitz und Menschenlist Hinauf in Todesglut ? Ach wüßtest du, wie´s Fischlein ist So wohlig auf dem Grund, Du stiegst herunter, wie du bist, Und würdest erst gesund.
Labt sich die liebe Sonne nicht, Der Mond sich nicht im Meer ? Kehrt wellenatmend ihr Gesicht Nicht doppelt schöner her ? Lockt dich der tiefe Himmel nicht, Das feuchtverklärte Blau ? Lockt dich dein eigen Angesicht Nicht her in ew´gen Tau ?"
Das Wasser rauscht´, das Wasser schwoll, Netzt´ihm den nackten Fuß; Sein Herz wuchs ihm so sehnsuchtsvoll, Wie bei der Liebsten Gruß. Sie sprach zu ihm, sie sang zu ihm; Da war´s um ihn geschehn : Halb zog sie ihn, halb sank er hin, Und ward nicht mehr gesehn.
|
Irene
antwortete am 25.08.01 (18:20):
Auf der Suche nach Seniorenseiten im web bin ich auf diesen "Gedicht-Salon" gestoßen und bin einfach hingerissen.Von wegen - der Pc sei der Untergang der Kultur ! Dieser Fund ist mal wieder ein wunderbarer Beweis für die alte chinesische Weisheit, welche besagt:
Es ist besser ein Licht anzuzünden als die Dunkelheit zu beklagen.
Irene
|
christel
antwortete am 25.08.01 (20:39):
Ich wünsche dir nicht alle Gaben. Ich wünsche dir nur, was die meisten nicht haben: Ich wünsche dir Zeit, dich zu freun und zu lachen, und wenn du sie nützt, kannst du etwas draus machen.
Ich wünsche dir Zeit für dein Tun und dein Denken, nicht nur für dich selbst, sondern auch zum Verschenken. Ich wünsche dir Zeit - nicht zum Hasten und Rennen, sondern die Zeit zum Zufriedenseinkönnen.
Ich wünsche dir Zeit - nicht nur so zum Vertreiben. Ich wünsche, sie möge dir übrigbleiben als Zeit für das Staunen und Zeit zum Vertraun, anstatt nach der Zeit auf der Uhr nur zu schaun...
(Autor unbekannt)
|
Rosmarie Vancura
antwortete am 25.08.01 (23:07):
Jetzt wo soviele Menschen auf Reisen sind hier einen
Irischen Reisesegen
Möge der Weg dir nicht zu lang werden
Der Wind sich niemals gegen dich drehen
Sonnenschein dein Gesicht bräunen
Wärme dich erfüllen
Der Regen möge deine Felder tränken
Harm dein Haus verschonen
Und bis wir zwei uns wiedersehen
halte Gott dich schützend in seiner großen Hand
|
Heidi
antwortete am 26.08.01 (09:03):
Sonntagsfrieden
Die Gedanken noch traumverwirrt Augen versinken im tiefen Blau des Morgens
weiche Kissen geben Wärme und Schutz Nur nicht aufwachen..
hl
Ich wünsche allen einen schönen Sommersonntag
|
Rosmarie Vancura
antwortete am 26.08.01 (09:35):
Es lohnt sich
Es lohnt sich auch die späteren Jahre voll zu leben Die lichten Tage auszukosten Schluck für Schluck den Wolken gleich in Träume zu entschweben Die Seele kann so übern Alltag sich erheben.
Es lohnt sich Von der Fülle der Erinnerung zu zehren den vollen Becher bis zur Neige leeren gern jeden Tag der uns geschenkt zu sich zurückzuholen und um der Menschen Urteil sich einen feuchten Dreck zu scheren
|
eva
antwortete am 26.08.01 (17:38):
Abends beim Einschlafen, allein, suche ich in der Erinnerung nach deinen lieben Worten; ich hülle mich in sie wie in eine warme, vertraute Decke und schlafe sicher und gut.
Morgends beim Erwachen, allein, suche ich in den Gedanken nach deinen lieben Worten - und in die leere Stube dringt die Sonne mit ihren Strahlen und ich beginne fröhlich den Tag.
Wenn du dann bei mir bist und sagst mir in lieben Worten, wie gern du mich hast, dann bewahre ich sie sorgfältig und hüte sie wie Juwelen.
Bin ich dann einsam, öffne ich den geheimen Schatz, putze ihn blank, damit er nicht matt und blind wird. Und zuweilen stecke ich mir ein liebes Wort wie einen Stern an meine Jacke und gehe damit spazieren, strahlend, und niemand sieht ihn.
Nur wenn ein Fremder mir tief in die Augen schaut, sieht er den Glanz - er könnte daran verbrennen - aber er ist nicht gemeint.
eKr
|
Luzia
antwortete am 26.08.01 (17:56):
Hallo Christel, <> hat doch einen Autor, und zwar: Elli Michler.--Den vollständigen Text habe ich Dir gemailt, ich hoffe, er ist bei Dir angekommen. Einen schönen Sommerabend wünscht <
|
Heidi
antwortete am 26.08.01 (22:00):
Gernhardt zum Abend:
Man oH Man
Man ist nur so jung wie man sich fühlt.
Man denkt nur so tief wie man sich wühlt.
Man kriegt nur so viel wie man sich gibt.
Man lebt nur so lang wie man sich liebt.
***
Sei gut zu dir, Die Welt ist schlecht. Das Unrecht blüht, nimm dir das Recht und tu den Schritt zum Ich vom Wir: Die Welt ist schlecht. Sei gut zu dir.
***
Katz und Maus
Die Katze spricht: Ich bin nicht so, wie alle Welt vermutet. Ich töte Mäuse, ja, jedoch mit einem Herz, das blutet. Mit einem Herz, das zuckt und schreckt, mit einem Herz, das leidet - Mit meinem Herz? Nein, dem der Maus! Denn wenn uns etwas scheidet, die Maus und mich, dann ist es das: Ich bin der Fresser. Sie ist Fraß.
Robert Gernhardt "Gedichte 1954-1997" Haffmans Verlag ISBN 3 251 00452 2
|
Heidi
antwortete am 26.08.01 (22:54):
vielleicht dieses noch:
Mäusegedicht
Und dräut die Katze noch so sehr, sie kann uns nicht verschlingen, solange wir nur unverzagt von allem, was noch ungesagt, von Lust und Frust von Frist und List und dem, was sonst noch sagbar ist, nicht schweigen, sondern singen: Das Singen wird es bringen!
Robert Gernhardt (s.o.)
|
KarinD
antwortete am 27.08.01 (07:28):
Einen schönen guten Morgen! Ich mag Rückert.
Alles ein Hauch
Herz nun so alt und noch immer nicht klug Hoffst Du von Tagen zu Tagen Was Dir der blühende Frühling nicht trug Werde der Herbst dir noch tragen?
Läßt doch der spielende Wind nicht vom Strauch Immer zu schmeicheln, zu kosen Rosen entfaltet am Morgen sein Hauch Abends verstreut er die Rosen.
Läßt doch der spielende Wind nicht vom Strauch Bis er ihn völlig gelichtet Alles, oh Herz ist ein Wind und ein Hauch Was wir geliebt und gedichtet.
(Friedrich Rückert)
|
sieghard
antwortete am 27.08.01 (14:33):
Heimat II
Du schwimmst auf dem Meer der Unendlichkeit
Glückt es dir eine Küste zu erreichen wird ein Stück Erde deine Heimat
Rose Ausländer
.
|
sieghard
antwortete am 28.08.01 (10:15):
Vergnügungen
Der erste Blick aus dem Fenster am Morgen Das wiedergefundene Buch Begeisterte Gesichter Der Wechsel der Jahreszeiten Die Zeitung Der Hund Die Dialektik Duschen, Schwimmen Alte Musik Bequeme Schuhe Begreifen Neue Musik Schreiben, pflanzen Reisen, singen Freundlich sein. [Bertolt Brecht] .
|
Rosmarie S
antwortete am 28.08.01 (20:03):
Weihnachtsspeck im August
Er sitzt auf Schenkeln, Po und Bauch und sagt: Ich ärgere mich auch! Es ist das Kilo Weihnachtsspeck. Das müsste weg, das müsste weg!
Ganz recht, jetzt haben wir August. Doch langsam wird mir schon bewusst, das nächste Christfest kommt gewiss und mit ihm mancher leckre Biss in Gans, Maronen, Marzipan... Zimtsterne schaun mich auch schon an...
Was mach ich mit dem alten Speck, der nun zum ersten Mal so keck, dass jedem Trick er widersteht und einfach nicht mehr runter geht? Habt ihr nen Tipp Speck-weg-im-nu? Wie andachtsvoll hört ich euch zu! Am besten wär ein Zauberwort wie: Jahresring, geh hurtig fort!
Ach, hör ich schon: Hungre doch fest? Nein, nein, das gäbe mir den Rest. Ich lieb doch Leben und Genuss! Nur die Folgen sind Verdruss... Wer sagte da: Schmus ihn doch weg, ein Küsschen gegen ein Gramm Speck... Genuss durch Kuss wär ja nicht schlecht. Doch gebt ihr mir ganz sicher recht, dass süße Küsse sind eher selten. Dagegen stehen Essenswelten wie Kipferl, Gans- und Entenbraten...
Lasst mich auf euren Tipp nicht warten!
|
eva
antwortete am 29.08.01 (14:23):
Aktäon
Aktäon hat im dunklen Hain Das edle Wild gefällt, Da sah von einem milden Schein Die Waldflur er erhellt.
Den Silbermond auf weißer Stirn, Sonst der Gewänder bar, Und um sie manche nackte Dirn, Die nicht zu tadeln war,
So stand Diana weiß und zart - O dreimal selige Birsch ! Sie spritzt´ihm Wasser in den Bart, O unglückseliger Hirsch !
Wohl sprang er über Stein und Dorn, Zitternd und verzagt, An seinen Fersen Götterzorn, Die wilde Jungfernjagd !
Schon floß sein rauchend Blut so rot Dianen vor den Fuß ; Das ist ein schlimmer Jägertod, Der so verenden muß !
Das letzte wilde Mägdlein sprang Voll keuscher Wut herzu Und hielt dem schön gehörnten Fang Das brechende Auge zu.
Auch heut noch mancher Junker birscht Durch das Kartoffelkraut, Der aber, wird er auch verhirscht, Die Göttin nie geschaut !
Gottfried Keller
|
hedwig
antwortete am 29.08.01 (18:12):
Elternlied
Kinder laufen fort. Lang her kann´s noch gar nicht sein, Kamen sie zur Tür herein, Saßen zwistiglich vereint Alle um den Tisch.
Kinder laufen fort, Und es ist schon lange her. Schlechtes Zeugnis kommt nicht mehr. Stunden Ärgers, Stunden schwer: Scharlach, Diphterie!
Kinder laufen fort. Söhne hangen Weibern an. Töchter haben ihren Mann. Briefe kommen, dann und wann, Nur auf einen Sprung.
Kinder laufen fort. Etwas nehmen sie doch mit. Wir sind ärmer, sie sind quitt, Und die Uhr geht Schritt für Schritt Um den leeren Tisch.
Franz Werfel
Hier möchte ich noch mal ganz besonders herzlich danken dafür, daß man den Service so schön nutzen konnte, sich die jeweiligen Einträge zusenden zu lassen. Finde so schön selber hin nun. Gruß an alle! hedwig
|
Heidi
antwortete am 29.08.01 (21:28):
Mir träumte einst von wildem Liebesglühn, Von hübschen Locken, Myrten und Resede, Von süßen Lippen und von bittrer Rede, Von düstrer Lieder düstern Melodien.
Verblichen und verweht sind längst die Träume, Verweht ist gar mein liebstes Traumgebild! Geblieben ist mir nur, was glutenwild Ich einst gegossen hab in weiche Reime.
Du bliebst, verwaistes Lied! Verweh jetzt auch, Und such das Traumbild, das mir längst entschwunden, Und grüß es mir, wenn du es aufgefunden -- Dem luftgen Schatten send ich luftgen Hauch.
Heinrich Heine
Grüsse auch von mir ;-))
|
eva
antwortete am 30.08.01 (09:14):
Reim dich oder ich fress´dich -
oder
Wie man einen Wiener Strudel backt
Man nehme : eine Handvoll Mehl, Wasser, Salz und etwas Öl, verknete dieses ohne Hasten und lass´ den Teig ein wenig rasten.
Womit soll man den Strudel füllen ? Zum Beispiel Kirschen, auch Marillen, Äpfel-Rosinen, reife Pflaumen. Beim Schneiden achte auf den Daumen denn auch ein kleines Tröpfchen Blut tut einem Strudel selten gut.
Was man dazu noch weiter nimmt : Vanille, Brösel, etwas Zimt, natürlich Zucker, nach Belieben auch Haselnüsse, fein gerieben.
Nun heize man das Ofenrohr auf zweihunderzwanzig Grad zuvor.
Dann wende man voll Seelenruh dem Strudelteig sich wieder zu. Man walze ihn mit voller Kraft, - hier zeigt sich erst die Könnerschaft ! - und zieh ihn aus mit zarten Händen, man muss ihn immer wieder wenden, bis ganz zuletzt so dünn er dann, dass durch ihn Zeitung lesen kann die Köchin. - So steht es im Buche. Jedoch mit einem herben Fluche wird sie recht bald erkennen müssen : Der Teig ist mehrmals durchgerissen ... Man kann das Loch natürlich flicken mit Teig - doch wird sie bald erblicken die nächsten Löcher desperat. Darum nun hier ein guter Rat :
Wenn du so recht verzweifelt bist, so wirf den Teig jetzt auf den Mist. Im Supermarkt, der gar nicht ferne, verkauft man preiswert dir und gerne Strudelteig von vielen Arten, von derben bis zu den ganz zarten, eilst du damit geschwind nach Hause, schaffst du es grade noch, zur Jause den schönsten Strudel zu vollbringen, es wird dir sicherlich gelingen.
Und jeder wird die Köchin loben. Beim nächsten mal dann - siehe oben.
eKr
|
Rosmarie S
antwortete am 30.08.01 (12:39):
Liebe Eva,
einfach köstlich - sowohl dein Gedicht als auch der Gedanke an Marillen-Strudel! Nur, dann wird mein Weihnachtsspeckkilo ja noch kilöiger... :-((
Liebe Karin, nachträglich möchte ich mich noch besonders für "Alles ein Hauch" von Rückert bedanken. Auch ich liebe ihn. Ich habe dieses Gedicht heute Morgen beim Gassigehen mit meinem Hund gelernt. Hoffentlich weiß ich morgen noch etwas davon - es ist eben alles so hauchig, selbst mein Gedächtnis... Aber im Ernst, ich empfinde das Gedicht als wunderschönen Ausdruck meines Lebensgefühls.
Herzliche Grüße in diese bereichernde Runde Rosmarie
|
KarinD
antwortete am 30.08.01 (14:52):
Schönen Tag, alle miteinander!
Freut mich, ROSEMARIE, daß Dir Rückert gefällt. Tja, diese Gedichte hier sollen erfreuen, und scheinen es zu tun. Ist der "Weihnachtsspeck" auf Deinem ..ähh.. "Mist" gewachsen? Einfach köstlich!! 'N Tipp habe ich aber leider nicht :-)).
HEIDI, Heine paßt doch auch immer, gelle? Ich mag ihn jedenfalls. Auch seine Geschichte "Die Nordsee". Kennst Du die?
EVA, hast Du den "Wiener Strudel" selbst gebacken *ähmm* gedichtet? TOLL! Wirf mal bitte 'n Stückchen rüber. Frau kriegt ja Hunger beim Lesen. -------------- Ich mag auch Ph. Bosmans:
Ich habe genug ......
Ich habe genug. Ich habe zwei Augen, kostbar wie Diamanten, einen Mund, um zu pfeifen, und eine Gesundheit, die nicht zu bezahlen ist.
Ich habe genug. Ich habe eine Sonne am Himmel. Ich habe ein Dach überm Kopf. Ich habe zu tun. Ich habe genug zu essen, und ich habe Menschen, um sie zu lieben.
Ja, ich habe genug. (Bosmans)
Lieben Gruß von Karin.
|
Gabriela
antwortete am 30.08.01 (14:59):
Im Sommer von Sarah Kirsch
Dünnbesiedel das Land. Trotz riesigen Feldern und Maschinen
Liegen die Dörfer schläfrig In Buchsbaumgärten; die Katzen Trifft selten ein Steinwurf. Im August fallen Sterne. Im September bläst man die Jagd an. Noch fliegt die Graugans, spaziert der Storch Durch unvergiftete Wiesen. Ach, die Wolken Wie Berge fliegen sie über die Wälder. Wenn man hier keine Zeitung hält Ist die Welt in Ordnung. In Pflaumenmuskesseln Spiegelt sich schön das eigne Gesicht und Feuerrot leuchten die Felder. ------- Kann mir jemand dieses Gedicht deuten, bitte, es eilt!
|
Heidi
antwortete am 30.08.01 (16:02):
Probleme mit "Hausaufgaben", Gabriela? ;-)
Gedichte kann man nicht deuten, jeder "liest" seinen eigenen Sinn darin. Obwohl dieses Gedicht von Sarah Kirsch doch recht unzweideutig ist. Lies die Biographie von ihr und dann noch einmal das Gedicht.
|
hedwig
antwortete am 30.08.01 (16:41):
Wiederhole meine gestrige Abbestellung der Zusendung hier mit nochmals herzlichem Danke!
|
Gabriela
antwortete am 30.08.01 (17:00):
@Heidi: Es sind ja schließlich nicht meine Hausaufgaben, aus dem Alter bin ich längst raus, ich habe nur vorm meiner 14-jährigen Großcousine angegeben, daß ich früher immer besonders gut in Deutsch war, nun kam sie heute zu mir und hat mir dieses Gedicht in dei Hand gedrückt und mich gefragt, ob ich den so freundlich wäre, natürlich habe ich ja gesagt, aber als ich mir das Gedicht durchgelesen hatte, habe ich nur Bahnhof verstenden. Die Suche im Internet hat mir auch nichts gebracht, also dachte ich, ich versuche es mal hier. Wenn du weißt, was die Kernaussage dieses Gedichtes ist, dann verrate es mir doch bitte, damit ich mich nicht vor meiner Großcousine blamieren muß.
|
KarinD
antwortete am 30.08.01 (17:36):
Liebe Gabriela!
Vielleicht hast Du hier noch nicht geklickt? Sonst war's ein Versuch!
Ich wünsche Dir viel Glück beim Finden Deiner Antwort.
Vielleicht bringt HEIDI die Lösung ja vorbei :-))
Mir fällt es auch schwer, den Inhalt zu verstehen, falls es Dich tröstet. Aber H. ist ein bisserl weiter.
Gruß von Karin.
(Internet-Tipp: https://https://www.goethe.de/os/hon/aut/dekir.htm)
|
sieghard
antwortete am 30.08.01 (17:42):
LIEBE IST
Liebe kennt weder Anfang noch Ende. Liebe ist unsterblich, mögen die Liebenden auch kommen und gehen.
Liebe ist Sanftheit, sie vermag selbst das verschlossenste Herz zu erobern.
Liebe wohnt nicht an einem Ort, sie durchdringt jede Faser deines Wesens.
Liebe kennt keine Geschichte, allein in der Gegenwart wird sie gefunden.
Liebe hat ihre eigenen Gesetze, sie ist nicht blind, noch hat sie Augen zu sehen.
Liebe ist schön; selbst dem Hässlichsten verleiht sie einen Ausdruck von Göttlichkeit.
Liebe ist alles; doch nur für den, der Liebe will......
.
|
KarinD
antwortete am 30.08.01 (17:48):
Sorry, falscher Link! Hatte zweimal http. dabei. Ich versuch's noch einmal. Die Überschrift des Gedichtes lautet übrigens "Im Sommer".
K.
(Internet-Tipp: https://www.goethe.de/os/hon/aut/dekir.htm)
|
christel grube
antwortete am 30.08.01 (18:34):
Die Menschen finden sich in dieser Welt zum Leben, wie Jahre sind, wie Zeiten höher streben, so wie der Wechsel ist, ist übrig vieles Wahre. daß Dauer kommt in die verschiednen Jahre; Vollkommenheit vereint sich so in diesem Leben, daß diesem sich bequemt der Menschen edles Streben.
f.hölderlin
|
christel
antwortete am 30.08.01 (18:44):
Unhemmbar rinnt und reißt der Strom der Zeit, in dem wir gleich verstreuten Blumen schwimmen, unhemmbar braust und fegt der Sturm der Zeit, wir riefen kaum, verweht sind unsre Stimmen. Ein kurzer Augenaufschlag ist der Mensch, den ewige Kraft auf ihre Werke tut; ein Blinzeln - der Geschlechter lange Reihn, ein Blick - des Erdballs Werden und Verglut.
|
Ruth
antwortete am 31.08.01 (00:16):
Gute Nachtgedanken:
Das wünsche ich Dir
Mögen sich die Wege vor deinen Füssen ebnen, mögest du den Wind im Rücken haben, möge die Sonne warm dein Gesicht bescheinen, möge Gott seine schützende Hand über dir halten.
Mögest du in deinem Herzen dankbar bewahren die kostbare Erinnerung der guten Dinge in deinem Leben.
Das wünsche ich dir, dass jede Gottesgabe in dir wachse und sie dir helfe, die Herzen jener froh zu machen, die du liebst. Möge freundlicher Sinn glänzen in deinen Augen, anmutig und edel wie die Sonne, die, aus den Nebeln steigend, die ruhige See wärmst.
Gottes Macht halte dich aufrecht, Gottes Auge schaue für dich, Gottes Ohr höre dich, Gottes Wort spreche für dich.
Gottes Hand schütze dich.
Altirische Segenswünsche für Euch alle.
(Internet-Tipp: https://www.mnr.ch)
|
Heidi
antwortete am 31.08.01 (05:18):
Nun seh' ich wohl, warum so dunkle Flammen
Nun seh' ich wohl, warum so dunkle Flammen Ihr sprühtet mir in machem Augenblicke. O Augen! O Augen! Gleichsam, um voll in einem Blicke Zu drängen eure ganze Macht zusammen.
Doch ahnt' ich nicht, weil Nebel mich umschwammen, Gewoben, vom verblendenden Geschicke, Daß sich der Strahl bereits zur Heimkehr schicke, Dorthin, von wannen alle Strahlen stammen. Ihr wolltet mir mit eurem Leuchten sagen: Wir möchten nah dir bleiben gerne!
Doch ist uns das vom Schicksal abgeschlagen. Sieh' uns nur an, denn bald sind wir dir ferne! Was dir nur Augen sind in diesen Tagen: In künft'gen Nächten sind es dir nur Sterne. Rückert
|
KarinD
antwortete am 31.08.01 (07:51):
Guten Morgen!
HEIDI - so früh schon auf? Hab auch noch'n Rückert - wenn auch ein bisschen früh noch - von wegen "es ist ein Ros entsprungen :-)):
Ursprung der Rose
Den Rosenzweig benagt ein Lämmchen auf der Weide, Es tuts nur sich zur Lust, es tuts nicht ihm zuleide. Dafür hat Rosendorn dem Lämmchen abgezwackt Ein Flöckchen Wolle nur; es ward davon nicht nackt. Das Flöckchen hielt der Dorn in scharfen Fingern fest; Da kam die Nachtigall und wollte baun ihr Nest. Sie sprach: "Tu auf die Hand und gib das Flöckchen mir, Und ist mein Nest gebaut, sing ich zum Danke Dir. Er gab, sie nahm und baut, und als sie nun gesungen, Da ist am Rosendorn vor Lust die Ros entsprungen!
Allen einen schönen Tag wünscht Karin.
|
Rosmarie S
antwortete am 31.08.01 (09:15):
Liebe Ruth,
danke für deine anrührenden Segenswünsche! Ich hatte mal einen altirischen, der mir besonders gefiel, den ich aber leider verloren habe und aus dem Gedächtnis nicht mehr zusammen bekomme. Vielleicht findet er sich in deiner Sammlung?
Nicht, dass keine Träne des Leides über dich komme, nicht, dass dein künftiges Leben ein langer Weg von Rosen sei, ... Das alles wünsche ich dir nicht. Mein Wunsch für dich sei...
Herzliche Grüße Rosmarie
|
Dietlinde
antwortete am 31.08.01 (11:05):
Was ich dir wünsche?
Nicht, dass du der schönste Baum bist, der auf dieser Erde steht. Nicht dass du jahraus, jahrein leuchtest von Blüten an jedem Zweig.
Aber dass dann und wann an irgendeinem Ast eine Blüte aufbricht, dass dann und wann etwas Schönes gelingt, irgendwann ein Wort der Liebe ein Herz findet, das wünsche ich dir.
Jörg Zink
aus dem Buch: Mehr als drei Wünsche /Kreuz Verlag
(Internet-Tipp: https://easy.to/haikulinde)
|
Wolfgang
antwortete am 31.08.01 (12:19):
Zu Sarah KIRSCHs "Im Sommer"... Sarah KIRSCH hat viel Naturlyrik geschrieben. Die Stilrichtung "Neue Subjektivität" sollte erklärt und erwähnt werden, denn sie ist davon eine der bedeutendsten VertreterInnen. Ich würde aber nicht zu viel in das Gedicht hinein interpretieren. Trotz grosser Felder und Maschinen (vielleicht ein Hinweis auf die grossen landwirtschaftlichen Betriebe in ihrer Heimat, der DDR) werden ein Stück Natur und Einfachheit und "heile Welt" beschrieben. "Werkimmanent" nennt sich solch eine Heransgehenweise an einen literarischen Text.
Hier noch zwei Links:
Deutschlandfunk - Büchermarkt - Kritiken, Gespräche, Porträts Sarah Kirsch - Werke in fünf Bänden https://www.dradio.de/cgi-bin/user/fm1004/es/neu-lit-buch/2579.html
Sarah KIRSCH https://vassun.vassar.edu/~vonderem/g301/project/Kirsch/
(Internet-Tipp: https://vassun.vassar.edu/~vonderem/g301/project/Kirsch/)
|
Richard
antwortete am 31.08.01 (13:15):
Noch zweimal Rückert, das Zweite liebe ich besonders.
Wenn die Vöglein sich gepaart Friedrich Rückert
Wenn die Vöglein sich gepaart, dürfen sie gleich nisten, ohne Sorg', auf welche Art sie sich werden fristen.
Ach, dass auch der Menschen zwei also könnten wohnen wie die Vöglein frank und frei in den Laubeskronen!
Brauchte mit der Liebsten ja nur ein kleines Nestchen: doch kein Nahrungszweig ist nah, der mir böt ein Ästchen.
---------------------
Schweigekunst Aus dem Arabischen des Hariri ins Deutsche geformt von Friedrich Rückert
Solang man schweigt, kann man für weise gelten, doch wenn man spricht, ist lautre Wahrheit selten.
|
Gabriela
antwortete am 31.08.01 (19:13):
Tagchen
Vielen Dank an alle, die versucht haben, mir ein wenig zu helfen, aber ein Volltreffer war leider nicht dabei. Es ist ja nicht das erste Mal, daß ich für die Kleine sowas mache, bis jetzt hatte ich immer auf diesen speziellen Hausaufgabenseiten etwas dazu gefunden, aber in diesen Fall eben nicht, daher war ich gezwungen, selbst darüber nachzudenken (es ist immer wieder schlimm wenn das passiert) Also bitte korregiert mich, falls Folgendes nicht stimmt:
-Sarah Kirsch beschreibt in dem Gedicht ihre Erinnerungen, worauf das in der 3. Strophe auftauchende "noch" hinweist, d.h. diese "heile Welt" existiert nicht mehr, die Gegenwart ist nicht mehr so harmonisch.
Ich habe da nur noch ein paar kleine Fragen:
"Dünnbesiedelt ist das Land" ist das positiv oder negativ gemeint
"riesige Felder und Maschinen" - Harmonie oder Bedrohung?
"In Buchsbaumgärten; die Katzen Trifft selten ein Steinwurf." - Wie ist das gemeint?
Warum werden Wolken mit Bergen verglichen?
Was sagt der Neologismus "Pflaumenmuskessel" aus?
Und "Wenn man hier keine Zeitung hält Ist die Welt in Ordnung." - Naivität der Bewohner?
|
Herbertkarl Huether
antwortete am 31.08.01 (21:59):
fluestern
fluestere mir noch einmal jene heiseren worte von wind und leid dass ich sehe dass dir nicht vor mir bangt
sag mir sacht die dinge die du von mir hoeren willst in denen ich mich fuer dein annehmen bedanke
sind meine lippen auch noch trocken so denk sie dir feucht mein sehnen ist wie dein sehnen wenn auch die bedenken mir von der seite nicht weichen wollen
vielerorts kam dein hauch meiner haut nah und spiegelnd ueberraschte dein funkeln meine ungeduld
samtiges tasten von verspuertem ahnen lehnen an schultern von offenheit
spueren der annehmlickeit von waerme und empfinden im tunnel ohne zeit geborgen im beieinandersein
hkh
|
Admin/Seniorentreff
antwortete am 01.09.01 (08:35):
Kapitel 16 kann jetzt im Archiv nachgelesen werden. Kapitel 17 ist eröffnet.
|
|