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THEMA:   Gedichte, positiv

 4 Antwort(en).

Hans-Jürgen begann die Diskussion am 21.07.01 (16:38) mit folgendem Beitrag:

Abschied von "Gedichte Kap. 15" und Neubeginn

Impertinente Schwarzgall-Inhaber1
nerven mit geistlosem Weltschmerz-Gelaber,
füllen den Bildschirm mit lyrischem Müll.
Was *sie* dort auftischen,
(das zeigt sich inzwischen),
kaum einer mehr lesen noch will.

Es gibt soviel Schönes an Versen, Gedichten –
sollte man nicht sich nach *ihnen* neu richten?
Schon manches erschien hier am richtigen Ort,
im "Treff", uns zur Freude, drum setzen wir's fort!

Man kennt sie seit langem, die Männer und Frauen,
die auf besondere Weise erschauen
das Leben, die Liebe, das Herz, die Natur –
glücklich zu preisen, wer folgt *ihrer* Spur.
Drum sammelt, ihr Freunde, grabt weiter hervor,
was an Schätzen ihr habt, von Ernst bis Humor!

1 Schwarze Galle: deutsche Übersetzung des griechischen Wortes "Melancholie"


Georg Segessenmann antwortete am 21.07.01 (18:13):

Lieber Hans-Jürgen

Ich denke, je mehr man dem Beachtung schenkt, desto mehr freut sich jener! Also besser Schwamm dürber und das Ende der Schulferien abwarten!

Gruss

Schorsch


Gila antwortete am 21.07.01 (20:56):

Hast vollkommen Recht, Schorsch!

Hier ein Gedicht, das ich beim Surfen entdeckt habe. Mir hats gefallen, obwohl mir der Verfasser unbekannt ist:

"Mit den Augen sieht man nur den äußeren Schein,
mit dem Herzen in den Menschen hinein.

Man fühlt mit dem Herzen, so dass es schlägt.
Manchmal so laut, dass man es nicht erträgt.

Man hört eine Stimme, ein Wort, einen Satz,
doch zwischen den Zeilen ist auch noch viel Platz

für Gefühle, Liebe, Trauer und Schmerzen,
die man einzig und allein hört mit dem Herzen.

Das Herz ist ein Muskel, man muss es belasten
und ab und zu auch einmal rasten,

so dass man wirklich alles trainiert,
auf dass das Herz einem nicht erfriert.

Wenn man es dann tief in sich spürt
und glaubt, jemand hätte es entführt,

man meint, es wäre plötzlich weg,
dann sitzt es doch am richtigen Fleck."

Joey B. irgwendwann im Frühjahr/Sommer 2001

Einen schönen Abend wünscht euch allen
Gila


Heidi antwortete am 22.07.01 (03:09):

Nun, lieber Hans-Jürgen, ich habe gegraben nach den altbekannten Dichtern und Dichterinnen, gefunden habe ich Eichendorff, Keats, Rose Ausländer, E.Borchers, William Wordsworth, Josef Weinheber, Matthias Claudius, Hesse .. das dürfte Deinen Ansprüchen genügen. Du findest sie alle in Gedichte Kapitel 2, einschließlich meiner nachstehenden "schwarzgalligen" Zusammenfassung ;-))



Gedichte, Gedichte - aneinandergereiht

Schläft ein Lied in allen Dingen
- das Leid der Erde, es schweigt nie
So sollst Du nun die Worte hören:
Statt mit den Sternen im Traum zu versinken
schneidet mein Lied Deine Träume entzwei

Ein neues Lied - von unbekanntem Leid
nur Worte, aneinander gereiht
Ihr hört an mir vorbei
und in die Almosenschale
- fällt Schweigen

O Trost der Welt, du stille Nacht
das Schreiben hat mich müde gemacht
Nehmt wahr - was Euch gebührt
Das Leid - endlos in seinen Reih'n
spiegelt sich in meinem Sein

Wer trägt die Schuld für Unzulänglichkeit
Verliebt in Leid und Schmerz?
Weil ich ein menschlich Antlitz hab'?
Gott gebe uns allen jeden Tag
Die Würde des Menschen und Liebe zu ihm

..seltsam im Nebel zu wandern!
Leben ist einsam sein
Kein Mensch kennt den andern
Jeder ist allein

Ich mach' die Augen zu
und lass' mich fallen.....

hl


Erich Kästner antwortete am 22.07.01 (08:24):

Und wo bleibt das Positive, Herr Kästner?

Und immer wieder schickt ihr mir Briefe,
in denen ihr, dick unterstrichen, schreibt:
"Herr Kästner, wo bleibt das Positive?"
Ja, weiß der Teufel, wo das bleibt.
Noch immer räumt ihr dem Guten und Schönen
den leeren Platz überm Sofa ein.
Ihr wollt euch noch immer nicht dran gewöhnen,
gescheit und trotzdem tapfer zu sein.

Ihr braucht schon wieder mal Vaseline,
mit der ihr das trockene Brot beschmiert.
Ihr sagt schon wieder, mit gläubiger Miene:
"Der siebente Himmel wird frisch tapeziert!"
Ihr streut euch Zucker über die Schmerzen
und denkt, unter Zucker verschwänden sie.
Ihr baut schon wieder Balkons vor die Herzen
und nehmt die strampelnde Seele aufs Knie.

Die Spezies Mensch ging aus dem Leime
und mit ihr Haus und Staat und Welt.
Ihr wünscht, daß ich's hübsch zusammenreime,
und denkt, daß es dann zusammenhält?

Ich will nicht schwindeln. Ich werde nicht schwindeln.
Die Zeit ist schwarz, ich mach euch nichts weis.
Es gibt genug Lieferanten von Windeln.
Und manche liefern zum Selbstkostenpreis.

Habt Sonne in sämtlichen Körperteilen
und wickelt die Sorgen in Seidenpapier!
Doch tut es rasch. Ihr müßt euch beeilen.
Sonst werden die Sorgen größer als ihr.

Die Zeit liegt im Sterben. Bald wird sie begraben.
Im Osten zimmern sie schon den Sarg.
Ihr möchtet gern euren Spaß dran haben?
Ein Friedhof ist kein Lunapark.