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THEMA:   Wer kann/kennt noch Sütterlin?

 22 Antwort(en).

Johannes Michalowsky begann die Diskussion am 03.04.01 (16:03) mit folgendem Beitrag:

Ausgerechnet durch Graphiti-Schmierereien am Hölderlinturm in Tübingen, für die der "Autor" Sütterlin gewählt hat, ist bei mir die Erinnerung an diese Schrift geweckt worden. Ich gehöre genau zu der Generation, die während ihrer gesamten Volksschulzeit diese Schrift zu erlernen hatte.

Wem ist es genauso ergangen und erinnert sich noch? Und welche Gefühle habt Ihr dann dabei? Eine Font-Datei (TTF-Format) habe ich jetzt auf meinem PC installiert. Wer hat noch Interesse daran?

(Internet-Tipp: /seniorentreff/de/my/)


Rudi antwortete am 06.04.01 (10:01):

Hallo Johannes,
es war interessant für mich, daß sich jemand heute noch für Sütterlin interessiert, eine Schrift, die nur noch von "Älteren" gelesen werden kann, die in der Schule Gelegenheit hatten, diese Schrift zu lernen. Eines Tages wird man solche Leute suchen, um "alte Texte zu übersetzen", die noch mit viel Liebe und Sorgfalt geschrieben wurden. Aber damals wurde ja auch noch "Schönschreiben" gelehrt. Wenn man das heute erzählt, wird daüber gelacht ! Ich habe mir schon vor längerer Zeit einen Sütterlin-Font besorgt, den ich für besondere Briefe verwende. Allerdings ist der Font etwas umständlich, da man das Schluß-S jeweils nachträglich einfügen muß.
Gibt es da einen besseren Font ?
Beste Grüße
Rudi

(Internet-Tipp: https://easy.to/haikulinde)


Werner antwortete am 06.04.01 (10:11):

Hallo,

für den den's interessiert, hier kann man nachlernen:

https://www.peter-doerling.de/Lese/Sutterlin.htm

Gruß von Werner.


Anni antwortete am 06.04.01 (19:02):

Ja, Werner das stimmt. Wir haben die Schrift in der Schule nur aus Spaß gemacht. Da ich bei Ahnenforschungen viele alte Urkunden lesen mußte, habe ich in Linz am Rhein vor einigen Jahren einen Kurs bei der VSH mitgemacht.Konnte mir dann ganz gut helfen. Solche Kurse werden immer wieder angeboten. Man kann sich ja auch mit Gleichgesinnten zusammentun und üben, üben, üben...


Ilse Wedelstaedt antwortete am 06.04.01 (20:52):

Sütterlin haben meine Eltern geschrieben, ich komme heute noch gut damit zurecht. Interessant auch die alten Eintragungen im Stammbuch - wie gemalt!


Hanna Born antwortete am 07.04.01 (20:19):

Meine Einschulung war 1934 in Bayern und wir haben eine andere an die Süterlin-Schrift angelehnten Schreibschrift gelernt, die ich heute noch voll beherrsch und manchmal noch, aus Sspaß an der Freud, schreibe. Wer will eine Probe davon haben?


Marina Hafner antwortete am 17.04.01 (14:00):

Ich bin 1950 in die Schule gekommen, mußte aber auch noch kurz die Sütterlinschrift lernen. Außerdem schrieben meine Eltern noch so und mir hat es immer viel Spaß gemacht, diese Schrift zu entziffern. Als ganz junge Frau habe ich einmal für einen Kunden den gesamten Schriftwechsel seiner Eltern mit den Mitgliedern der Brücke (u.a. auch mit Emild Nolde) mit der Maschine übertragen. Er ließ diesen Schriftwechsel dann binden und verteilte ihn innerhalb der Familie. Mir hat diese Arbeit sehr viel Spaß gemacht, war es zum einen eine echte Herausforderung und zum anderen Zeit- und Kunstgeschichte zugleich. Später habe ich dann noch einmal die Kenntnisse der Sütterlinschrift gebraucht. Im Rahmen einer ABM-Maßnahme war ich ein paar Monate in einem Staatsarchiv beschäftigt. Die erste Frage lautete: Können Sie auch die Sütterlinschrift lesen? Es gab eine Unmenge von Urkunden mit gestochen scharfen handschriftlichen Randbemerkungen. Es war nicht immer ganz einfach, aber die Freude umso größer, wenn ich den Text vollständig verstanden hatte. Im Rahmen von emails ist es doch eine schöne Sache, wenn man sich wieder mal die Zeit nimmt, um die Buchstaben "zu malen" statt wie wild auf der Tastatur herumzuhacken.
Herzliche Grüße
Marina


Hans-Jürgen Caspar antwortete am 19.04.01 (00:23):

Auch ich habe als Kind die Sütterlinschrift gelernt und kann sie bis heute fließend lesen und schreiben.
Interessieren würde mich, warum sie plötzlich, noch während der Nazizeit, abgeschafft und durch die lateinische Schrift ersetzt wurde.
In der Mathematik (Analytische Geometrie) waren die "deutschen" Buchstaben noch Jahrzehnte später zur Bezeichnung von Vektoren in Gebrauch.


Veronika antwortete am 24.04.01 (10:44):

Hallo an alle Interessierten,
als ich eingeschult wurde, war Suetterlin gerade verboten worden -, wir lernten die Schrift nicht mehr. Aber wir hatten schon vor Schulbeginn die Kinderbücher unserer Nachbarn "verschlungen" und Suetterlin somit autodidaktisch gelernt. Ich kann die Schrift noch heute lesen und einigermaßen schreiben, habe mir Bücher besorgt und ebenfalls die Schrift auf meinem Computer.
Ich finde es bedauerlich, daß nur einzelne "unsere" deutsche Schrift pflegen. Viele Grüße aus Hannover!


Vosbein Irmlind Bohmte antwortete am 31.05.01 (22:36):

Gruess Dich Jo und alle Gaestebuch-Besucher . Bin 1945 eingeschult worden .In der Schule gab es die Suetterlin-Schrift nicht mehr.Meine Grossmutter hat sie mit mir geuebt und ich bin froh darueber , denn anlaesslich eines Klassentreffens -50 Jahre nach der Einschulung- und zum 100 jaehrigen Bestehen - unserer mehrstufigen kleinen Heideschule, konnte ich die Chronik uebersetzen.Meine Tochter schrieb dann alles auf dem PC, es war viel Arbeit, aber es gab auch viel Lob. So kann ich alte Urkunden und Testamente unserer Familie lesen und find es schade,dass ich mich nicht mehr traue in Suetterlin zu schreiben. Deine Anregung koennte das aendern,finde das Thema super und werde mich an die Arbeit machen . Danke .-. Irmlind Vosbein


Richard Eickstädt antwortete am 25.06.01 (12:58):

Ich bin Jahrgang 1927, und wurde im April 1933 eingeschult. Vom ersten Tage an lernten wir erst einfache Blockschrift in Groß-Buchstaben, doch dann war der Spaß vorbei als es mit der Sütterlin-Schrift losging. Schon auf der Schiefertafel waren die zwingenden Linien für die Schönschrift vorhanden. Ehrlich gesagt, es war kein Vergnügen und ich habe seit dem Verlust dieser Schrift kein Trauergefühl.
In einem Beitrag, der von Hans-Jürgen Caspar stammt, wird behauptet, dass die Sütterlin-Schrift, in den letzten Jahren des Nazi-Regims verboten wurde. Das stimmt so nicht!
Lesen und schreiben lernen dieser Schrift ist eine Sache, doch sie wieder als Schulfach einzuführen wäre Schwachsinn, hoch 3
Womit sich die Leute doch alles befassen!
Tschüß burlala


sylvia antwortete am 04.07.01 (23:10):

Ich bin Jahrgang 1948. Wir haben im Lehrer- und Lehrerinnenseminar in Schaffhausen (CH) die "alte deutsche Schrift" - dass sie Sütterlin heisst wusste ich gar nicht - noch lernen müssen. Die meisten haben sich darüber geärgert, eine "antike" Schrift lernen zu müssen. Ich war eine von den wenigen, die diese Schrift gerne geschrieben und gelesen haben. Es wurde mehr Wert darauf gelegt, sie lesen zu können, als sie schreiben zu können. So haben wir die Novelle "Kleider machen Leute" von Gottfried Keller in Sütterlin gelesen. Später, Mitte der 70er Jahre, konnte ich mehrmals Gebrauch von meinen Kenntnissen machen. Mein Mann war Aktuar der Forstkommission. Da hatte er mehrmals mit Gesuchen und andere Schreiben von alten Bauern zu tun, die in alter deutscher Schrift geschrieben waren. Er brachte sie mir zum "Übersetzen". Vor kurzem bin ich der Schrift wieder begegnet, als einer meiner Schüler mir ein Entschuldigungsbriefchen brachte, das seine Grossmutter (86) geschrieben hat. Jetzt hätte ich direkt Lust, diese Schrift selber wieder zu schreiben. Ich finde sie sehr schön.
Herzliche Grüsse aus der Innerschweiz!


Dr. Alexander Boeker antwortete am 07.07.01 (10:42):

Zweiteilige Antwort: 1. Ich habe meinen Abiturs-Aufsatz (1938) noch in dieser Schrift geschrieben.
2. Ich stelle zur Disskussion, ob es überhaupt richtig ist, diese Schrift mit "Sütterlin" zu bezeichnen;
denn sie besteht schon seit hunderten von Jahren - während der Berliner Zeichenlehrer
Sütterlin (1865 - 1917) nur eine bestimmte Schreibweise entwickelt hat, und zwar steil
und breiter gezogen, während die "deutsche Handschrift" leicht rechtsgeneigt und enger geschrieben wurde.
Viele Gruesse


Gisa antwortete am 09.07.01 (16:31):

In der Schule habe ich ab 1935 "Sütterlin" schreiben gelernt, aber auch die "Lateinschrift" und fand es von Anfang an spannend, daß es so verschiedene Schriften gibt. Bis ca. 1950/60 habe ich nur Sütterlin geschrieben und es erst aufgegeben, als offenbar nicht mehr lesbar war, was ich schrieb. Worin bestehen eigentlich die großen Schwierigkeiten beim Lesen? Natürlich ist die Schrift für Fremdsprachen nicht verwendbar. Erstaunlicherweise bietet die Universität des Saarlands im Internet Kurse zum Erlernen der Schrift an. Adresse siehe unten! Gruß Gisa

(Internet-Tipp: https://www.uni-saarland.de/~m.hahn)


Erika Dreißen antwortete am 17.07.01 (14:58):



eine antwort auf die frage von hans-jürgen caspar: "warum die sütterlin-schrift unter den nazis verboten wurde?"

meines wissens, weil diese schrift nur in deutschland praktiziert wurde und daher eine schriftliche verständigung mit den übrigen ländern nicht möglich war.

servus
riki


Erna Ecker-Philippi antwortete am 20.07.01 (17:22):

Im Internet habe ich nach den Gründen des Verbots der Sütterlin-Schrift in Nazi-Deutschland gesucht. Ergebnis:
Die Schrift wurde von den Nazis als Schwabacher Judenschrift bezeichnet und daher 1941 verboten. Woher dieser Name kommt, konnte ich nicht erfahren.

Als Volksschülerin habe ich noch Sütterlinschrift erlernt in vielen Stunden des Schönschreibunterrichts. Das war keine schöne Schrift, weil die meisten Buchstaben eckig waren, so dass kein flüssiger Schreibstil möglich war. Ich glaube, ich könnte diese Schrift auch heute noch, allerdings nur langsam schreiben. Lesen kann ich sie so wie so.

Auf der höheren Schule schrieben wir allerdings die Fremdsprachen in der sog. Lateinschrift. Später war dann die Sütterlinschrift für alle Fächer verboten.

Gruß an alle

Erna


hedwig Schneider antwortete am 05.08.01 (07:52):

Sütterlin lernte ich im 1. oder 2. Volksschuljahr,
nicht lange. Bin recht froh, sie noch zu können,
jedoch geht es langsam, wenn ich einmal Schreibversuche mache.
Lesen klappt schneller.
Schönschreiben aber wäre tatsächlich schwierig,
ja, Erna, wegen der Ecken und Kanten in den Buchstaben.

Ein Sonntag-morgen-Gruß Euch allen!


Barbara Pirovsky antwortete am 23.10.01 (14:19):

Hallo,ich habe in meiner Volksschulzeit Sütterlin gelernt
und habe auch später Briefe an ältere Verwandte in Sütterlin geschrieben.Es ist eine Schrift in der fast jeder schön schreiben konnte.Es ist gut,dass dieses Thema im Seniorentreff aufgenommem wurde. nun habe ich eine Bitte:wie kann ich Sütterlin auf meinen PC herunterladen?
Barbara


Johannes Michalowsky antwortete am 23.10.01 (16:05):

Liebe Barbara,

ich schicke Dir den Font als Anlage zu einer Email.

Wer noch, bitte?


Ilse Wedelstaedt antwortete am 25.10.01 (14:28):

Lieber Jo,

ich bitte!

Gruß
Ilse


Barbara Pirovsky antwortete am 29.10.01 (14:16):

Liebe Freunde der Suetterlinschrift,
Dank Herrn Johannes Michalowsky habe ich nun Suetterlin auf meinem PC.Er hat mir alles so gut erklaert,dass ich es schoen herunterladen konnte,das ist fuer mich ein Erfolg,da ich noch eine Anfaengerin bin.
Ich moechte mich noch einmal herzlich bedanken!
Schoene Gruesse
Barbara


Heiden Gloß antwortete am 06.11.01 (23:52):

Auf der Suche nach einem Beitrag zur Sütterlinschrift bin ich auf diesen Seiten gelandet. Ich war richtig beeindruckt, das es doch noch so viele Menschen gibt die sich mit dieser Schrift beschäftigen. Ich habe sie leider in den 50ziger Jahren nicht mehr in der Schule gehabt, fand sie trotzdem Faszinierend und habe sie mir selber angeeignet, durch Briefelesen von der Großmutter und des Vaters konnte ich gut damit umgehen, sodaß ich heute für mein Dorf alte Protokolle abschreibe um so der Nachwelt den Text zu erhalten. Es macht mir sehr viel Freude.
Heiden


Ela Steiner antwortete am 02.12.01 (12:06):

Hallo schönen Adventsonntag...

ja, auch ich habe in der Schule zu Anfang etwas Süttterlin-Schrift gehabt, aber nur so zum Kennenlernen....

hat mir Spass gemacht, da ich gern schreibe und male und somit grundsätzlich an Formen und Schriften und deren Gestaltung *Kalligraphie* interessiert bin...

werde, wenn mehr Zeit, auch gerne mal nachlesen...denke schreiben kann ich es noch und lesen auch...

lieben Gruss Violet ;-)