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THEMA: Erfahrung mit Schmerztherapien
12 Antwort(en).
Eva-Maria
begann die Diskussion am 29.01.01 (22:18) mit folgendem Beitrag:
seit zwei Jahren bekomme ich starke Schmerzmittel, beaufsichtigt von einer Schmerz-Ärztin. Die Nebenerscheinungen machen mir sehr zu schaffen, ich hätte gerne Erfahrungen anderer Patienten gehört.
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E.M.König-Roeder
antwortete am 02.02.01 (22:41):
Hat wirklich niemand indieser Gruppe Erfahrung mit Schmerztherapien? Das wundert mich ehrlich, und es ist schade, dass ich keinerlei Antorten bekomme.
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Karl
antwortete am 03.02.01 (19:28):
Liebe Eva-Maria,
ich habe aufgrund mehrerer Ohroperationen vor Jahren auch eine schwierige Zeit durchgemacht. Natürlich weiss ich nicht, ob Dir mein Fall eine Hilfe ist, aber vielleicht kannst Du ja doch etwas übernehmen.
Mein Problem waren grässliche Kopfschmerzen, die sich vor allem immer dann am Hinterkopf aufbauten, wenn mein Puls auf Touren kam. Das konnte sich so äußern, dass ich bei einem Spaziergang den Berg (bzw. leichten Anstieg) zwar noch hoch, aber nicht mehr runter kam. Der Kopf fühlte sich dann wie ein rohes Ei an, dass sorgfältig, erschütterungsfrei balanciert werden musste, weshalb ich bestenfalls noch in Tippelschritten und in Zeitlupe gehen konnte.
Ich fand dann selbst heraus, dass mir Voltaren (=Diclofenac) am besten helfen konnte. Ich nahm bis zu 500 mg täglich. Sport war damit noch immer unmöglich, aber ich fand heraus, dass mit der prophylaktischen Einnahme von zusätzlichem Paracetamol selbst Squash wieder spielbar wurde. Jemand der ansatzweise mein Glücksgefühl nachvollziehen kann, dass mich ergriff als ich längst verloren geglaubte Tätigkeiten wieder aufnahm, versteht, warum ich freiwillig zur Chemie gegriffen habe.
Ich habe über meinen Tablettenkonsum, über meine Tätigkeiten und Befindlichkeiten damals akribisch buchgeführt. Ziel war es, die Dosis so niedrig wie möglich zu halten und eine Reduzierung anzustreben; denn die Nebenwirkungen von Diclofenac und Paracetamol auf Magen und Nieren sind leider nur zu gut bekannt. über einen Zeitraum von 12 Monaten ist mir eine fast vollständige Reduktion der Tabletteneinnahmen gelungen. Heute, 12 Jahre danach kann ich mich voll belasten, ohne Probleme und ohne jede Hilfe von der Chemie.
Was Du vielleicht von meiner Schilderung mitnehmen kannst: 1. Nie aufgeben 2. Genau beobachten, was tut Dir gut, was nicht und Dich entsprechend verhalten - und durcchsetzen (meine Ärzte hatten mir von Voltaren abgeraten). 3. Schreibe ein Tagebuch. Das hilft Dir Dich an die Bedingungen zu erinnern, die vielleicht die Ursache für besonders gutes oder schlechtes Befinden an einem Tag waren (ich hatte Voltaren wegen eines sekundären Rückenproblems, s. WWW-Link unten, zwei Tage lang nach meiner letzten Operation bekommen und den Ärzten schon überschwenglich für die Beseitigung meines Hauptproblems gedankt; nach Hause entlassen begann alles von vorne. Nur weil ich die Verbindung mit Voltaren herstellten konnte, konnte ich mir dann helfen). 4. Lass Dich nicht von Tätigkeiten abbringen, die Dir viel bedeuten. Notfalls schlucke vorausschauend eine Schmerztablette, so dass der Schmerz erst gar nicht hochkommen kann.
Ich würde mir wünschen, Dir geholfen zu haben. Bitte bedenke, ich bin kein Arzt und schildere nur meinen Einzelfall.
Beste Grüße, Karl
(Internet-Tipp: https://www.rueckenleiden.de)
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Heidi
antwortete am 03.02.01 (23:23):
"Irgendwann gibt es nur die Wahl zwischen einem Dahindämmern--und Schmerzen.Oder,Heidi? "
Diese Frage hast Du mir in einem anderen Thema gestellt, liebe Eva und die Antwort ist bereits darin enthalten.
Ich habe keine eigene Erfahrung mit Schmerztherapie, nur als Beobachter im Rahmen meines Berufes als Altenpflegerin. Es ist eine schwierige Gratwanderung zwischen Schmerzfreiheit einhergehend mit diversen Nebenwirkungen die die Qualität des Lebens auf ein Minimum reduzieren und Schmerzarmut mit relativ wenigen Nebenwirkungen die das tägliche Leben kaum beeinflussen.
Da der behandelnde Arzt auf die Beobachtungen des Patienten angewiesen ist, halte ich Karls Hinweis auf ein "Schmerztagebuch" für sehr nützlich. Denn je besser die Dosierung der Medikamente auf die Reaktion des Patienten abgestimmt ist, um so geringer sind die Nebenwirkungen. Wichtig hierbei ist, dass die Anweisungen des Arztes bezüglich der Medikamenteneinnahme peinlich genau befolgt werden.
Im übrigen musst Du selbst entscheiden, wie weit Du bereit und fähig bist Schmerzen zu ertragen zu Gunsten eines "besseren" Lebens. -- Leider kenne ich keine Alternative.
Ich wünsche Dir weiterhin viel Kraft!
Mit lieben Grüssen, Heidi
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E.M.König-Roeder
antwortete am 04.02.01 (21:05):
danke, Heidi und Karl, das mit dem Tagebuch werde ich gleich anfangen, ich habe eine Zeit lang für den Arzt eine Schmerztabelle führen müssen. So kann ich das ungefähr niederschreiben. Als Altenpflegerin kennst Du die Nebenerscheinungen, Heidi, und manchmal bin ich sehr im Zweifel, ob die Schmerzfreiheit das alles aufwiegt. Dann versuche ich es mal wieder, mit weniger auszukommen, aber es geht doch nicht. Mist. Ich halte mich nun wieder streng an die Vorschriften vom Arzt.Wenn man nur nicht immer so müde wäre. Und man hat noch seine Pflichten. Ja nun. Ich danke Euch, Eva
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monibri
antwortete am 05.02.01 (16:51):
Liebe Eva,
Du schreibst nicht, ob Du unter chronischen Schmerzen leidest - ich nehme es aber mal an. Nachdem ich seit vielen Jahren eine Odysee an Schmerzen und Ärzten hinter mir habe, habe ich einen Schmerztherapeuten (Deutsche Schmerzliga - www.dsk.ev.de) gefunden.
Meine grosse Angst war, dass ich meine "Innereien" durch die üblichen Schmerzmittel schädige; mein Magen sagte mir da bereits so einiges. Inzwischen bin ich auf Marinol (Canabis) eingestellt und komme damit sehr gut klar. Es ist für mich nebenwirkungsfrei und ich habe meine chronischen Schmerzen unter Kontrolle. Die Dosis konnte ich ebenfalls bereits reduzieren.
Mein Problem ist das Post-Polio-Syndrom, das sind Spätfolgen der Poliomyelitis. Der Begriff "Kinderlähmung" ist irreführend; auch Erwachsene können daran erkranken.
Wichtig: Impfen lassen - alle 10 Jahre wieder!!!
Mein Rat: such Dir über die Dt. Schmerzliga einen Schmerztherapeuten in Deiner Nähe und spreche mit ihm über Deine Problematik. Er kann Dir helfen!!! Und - keine Angst vor Medikamenten wie Marinol - sie machen Dich nicht süchtig!
Alles Gute und viel Erfolg
monibri
(Internet-Tipp: https://dsl-ev.de)
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monibri
antwortete am 05.02.01 (16:58):
F e h l e r !!!
Jetzt hab ich gerade die Url aufgerufen und festgestellt, dass das www. fehlt!
Also - richtige Homepage der Deutschen Schmerzliga:
(Internet-Tipp: https://www.dsl-ev.de)
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Beate
antwortete am 06.02.01 (17:18):
Bezüglich des Canabis: Ich weiß nicht aus welchem Land Monobri schreibt, aber meines Wissens nach gibt es in Deutschland noch kein zugelassenes Canabis-Präparat. Es wird noch darum gekämpft es zu legalisieren. Aus meiner Erfahrung als Krankenschwester ist Canabis sehr hilfreich bei Menschen mit Multipler Sklerose und Dauer-Schmerzmedikation. Es fördert den Appetit und beruhigt ohne zu dämpfen. Dummerweise sind die mir bekannten Menschen gezwungen in Holland einzukaufen und Joints zu rauchen. Ich möchte ebenso noch einmal betonen, daß es keine Suchtprobleme auslöst!
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monibri
antwortete am 08.02.01 (00:28):
Liebe Beate,
ich schreibe hier aus "diesem unserem Lande". Und ich habe Canabis vom Schmerztherapeuten in Deutschland verschrieben bekommen!
Es ist sehr traurig, dass Canabis Tausenden von Schmerzpatienten vorenthalten wird, meist mit der Begründung, dass es süchtig machen würde. Es ist schön, dass Du aus Deiner Erfahrung als Krankenschwester mir beipflichtest, dass dem nicht so ist. Auf der anderen Seite ist es mehr als traurig, dass in Kauf genommen wird, wenn jährlich über 3000 Menschen in Deutschland an den Folgen der Nebenwirkungen von den üblicherweise verabreichten Schmerzmittelnsterben, die durch Canabis erst gar nicht auftreten!
Sehr traurig aber wahr - an den Uni's wird Schmerzbehandlung kurz gestreift, dies betrifft jedoch Akutschmerzen. Chronische Schmerzpatienten benötigen eine ganz gezielte, speziell auf ihn abgestimmte Behandlung. Dazu gehört auch Canabis. Die Schmerztherapeuten der Deutschen Schmerzliga gehen da ganz andere Wege, als die meisten Ärzte. Vor allem ist es eine unglaubliche Erfahrung, wenn ich nach jahrelanger Odysee einen Arzt finde, der mir überhaupt glaubt, dass ich Schmerzen habe, sie also ernst nimmt und versucht, mir zu helfen!
Auf dem "grauen Markt" einzukaufen, ist nicht ganz ungefährlich; Sie wissen doch gar nicht, was Sie für viel Geld angedreht bekommen. Ausserdem haben meine Schmerzen einen ganz bestimmten Grund, an dem sich jedoch nichts verändern lässt. Aber an meinen Schmerzen konnte ich was verändern! Das ist für mich wichtig - mein Leben hat sich dadurch wesentlich verändert - positiv.
Ist es zulässig, Menschen Medikamente vorzuenthalten, nur weil Ärzte nicht die richtige Ausbildung dafür haben und sie ignorieren? Ist es zulässig, zuzusehen, wie Menschen tagtäglich verzweifelter werden, nur weil sie nicht die für sie richtigen Medikamente bekommen? Warum haben wir Angst zu sterben? Die meisten Menschen haben keine Angst vor dem Tod, sondern vor dem Weg dorthin - mit unerträglichen Schmerzen, die niemanden interessieren! Meinen Grossvater konnte ich auf seinem Weg begleiten und dafür sorgen, dass er schmerz- und angstfrei sterben konnte. Und das war gar nicht so einfach. Die Schwester im Pflegeheim wollte Dienstags keinen Arzt holen, um eine Schmerzspritze zu verabreichen: "Der Arzt kommt erst am Freitag!" Und dann musste er auf mein Verlangen hin sogar zweimal kommen. Das Glücksgefühl, das ich nach seinem Sterben erlebte, war unbeschreiblich. Ich konnte ihm helfen, sich in Würde von dieser Welt zu verabschieden.
Ich weiss selbst, was es bedeutet, ständig starke Schmerzen zu haben und bin dankbar dafür, einen Weg gefunden zu haben, wieder zu leben und meinen Tag zu geniessen! Und ich kämpfe bei jeder Gelegenheit, möglichst Vielen das klarzumachen.
Niemand kann sagen, dass ihn das nicht betrifft - das kann sich morgen schon ändern!
monibri
(Internet-Tipp: https://www.dsl-ev.de)
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E.M.König-Roeder
antwortete am 08.02.01 (20:34):
Monobri, danke für Ihre Teilnahme und danke, Beate. Ich habe eine Schmerz-Ärztin, aber von Marinal habe ich noch nichts gehört, ich werde sie danach fragen, denn wenn Sie das ohne Nebenwirkungen vertragen, kann ich das ja vielleicht auch. Ich habe eine Knochenmarkserkrankung, daher chronische Schmerzen, dazu starke Arthrose in den Händen. Komischerweise helfen die Morphin-Präparate dagegen garnicht, ich verstehe das nicht ganz. Oder ohne wären die Schmerzen vielleicht noch viel mehr. Ich will mich gleich darum kümmern, denn das Leben wäre ohne "Nebenwirkungen" sicherlich leichter zu ertragen. Nochmals danke, Eva
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monibri
antwortete am 08.02.01 (22:11):
Liebe Eva-Maria,
das Mittel heisst "Marinol" (Dronabinol) und ist auch ein Morphin-Präparat. Wenn Dir Deins nicht hilft, dann ist entweder die Dosis zu niedrig, oder Du brauchst vielleicht ein anderes. Jedenfalls benötigst Du dafür ein Betäubungsmittelrezept, aber das ist Dir sicher geläufig, wenn Du bereits ein Morphin-Präparat nimmst.
Ich wünsche Dir, dass Du mit Deiner Ärztin gut darüber reden kannst und Du mit der richtigen Medikation künftig schmerzfrei (oder wenigstens nahezu) leben kannst. Das Leben ist dann einfach leichter und lebenswerter.
Viel Glück
monibri
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Wilhelm Teufner
antwortete am 13.02.01 (23:12):
Dazu kann ich eine kleine Geschichte erzählen. Im Urlaub bekam ich leichte Rückenschmerzen. Trotz viel Sonne und angenehmen Temperaturen wurde es nicht besser. Zurück in Wien wurden die Schmerzen immer stärker. Dies erzählte ich einem Freund und er meinte daß er mir helfen könnte. Er gab mir Schuheinlagen und sprach, morgen sind deine Schmerzen vermutlich weg. Innerlich musste ich lächeln da ich an so etwas nicht glaube. Dennoch versuchte ich es und die Schmerzen waren wirklich zur Gänze weg. Das erzählte ich meiner Freundin welche mich gleich auslachte aber meinte "das könnt ich auch brauchen". Gesagt, getan, sie bekam auch solche Einlagen und ihre Schmerzen waren ebenfalls nach 24 Stunden nicht mehr vorhanden. Dieses Erlebnis hat mich dazu gebracht, eine kleine Homepage zu erstellen und diese Schmerzkiller an Bekannte und Familienmitglieder zu vermitteln.
(Internet-Tipp: https://web.dschungel.com/gesund/mfe/index_mfe)
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Gisela
antwortete am 14.04.01 (01:29):
Bin seit einiger Zeit in Schmerztherapie mit Antidepressiva. Aber täglich überlege ich, was schlimmer ist die Nebenwirkungen, oder die Schmerzen. Mir wurde gesagt, ich müsse bis zu 6 Monaten diese Mittel ununterbrochen nehmen, um das Schmerzgedächtnis zu löschen, aber ich glaube kaum, daß ich die Müdigkeit, das ewige Schlafbedürfnis, die Lethargie, das Zunehmen und die Steifigkeit aller Muskeln und Sehnen so lange ertragen kann. Vielleicht helfen ja auch die Magneteinlagen. Einen Versuch möchte ich gerne machen.
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