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THEMA:   Wo liegt die Altersgrenze für eine notwendige Herz-OP?

 26 Antwort(en).

Medea. begann die Diskussion am 03.06.03 (09:06) mit folgendem Beitrag:

Wie ich gerade meiner Tageszeitung entnehme, soll sich gestern im ARD-Magazin "Report" der Konstanzer Wirtschaftswissenschaftler Friedrich Breyer für eine Altersgrenze von 75 Jahren für aufwendige medizinische Leistungen ausgesprochen haben. Die Befürworter einer Altersgrenze führen wirtschaftliche Notwendigkeiten ins Feld; der Nutzen einer Herz-OP sei ab 75 Jahren zu gering und die Kosten dafür zu hoch.
Also künftig doch "weil die alt bist, mußt Du früher sterben?"


Angelika antwortete am 03.06.03 (09:56):

Hallo Medea - von chirurgischer Sicht gibt es offenbar keine Altersgrenze nach oben - bestimmen werden das die Kassen - und wenn die einmal den Altersriegel vorgeschoben haben, werden sicher andere Leistungsträger Zusatzversicherungen für Senioren anbieten...so geht das auch in Grossbritannien. DA ist die Grenze für Herzplantatione bei 65. Danach zahlt die Kasse es nicht mehr .
In Deutschland kommen auch zB Alkoholiker bis zu einem bestimmten Zeitpunkt ihrer "Trockenzeit" auf keine Transplantationswarteliste - nicht, weil sie es nicht verdient hätten sondern weil die notwendige Diszipin, die nach so einer OP vom Empfänger vorausgesetzt werden muss, nicht erwartet wird. (Pünktlichste medikamenteeinnahme usw).


Vielleicht nützt Dir der Link hier etwas:

Internet-Tipp: https://www.transplantation-clinic.de/index.php/id.179/index.php


Ursula B antwortete am 03.06.03 (10:03):

Der ARD-Sendung "Report Mainz" zufolge hat sich nicht nur der Sozialpolitik-Professor Friedrich Breyer für eine Altersbegrenzung für medizinische Leistungen ausgesprochen, sondern auch der katholische Theologieprofessor Joachim Wiemeyer.
Professor Wiemeyer lehrt an der Universität Bochum Christliche Gesellschaftslehre und ist Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Sozialethiker.

Die beiden "Experten" vertreten die Ansicht, dass nicht alle möglichen medizinischen Maßnahmen für jeden finanzierbar sind und - so Wiemeyer wörtlich - "dass wir vor allen Dingen für Jüngere medizinische Leistungen bereit stellen müssen ..."

"Report Mainz" berichtete auch über einen Vorstoß Breyers, wonach in höherem Alter nur noch die Linderung von Schmerzen finanziert werden sollen, nicht aber Maßnahmen, die dazu dienen, das Leben zu verlängern. Er schlug eine Altersgrenze von 75 Jahren vor...

N o c h reagieren Politiker und Ärzteverbände mit Empörung ...

Ursula


Ursula B antwortete am 03.06.03 (10:24):

PS Zur Reaktion aus Politik und Ärzteverbänden hier noch ein Link

https://de.news.yahoo.com/030602/3/3h2cn.html

Internet-Tipp: https://de.news.yahoo.com/030602/3/3h2cn.html


RoNa antwortete am 03.06.03 (11:18):

Im Einzelfall einer Bypass-Operation würde ich Ablehnung fast als passive Euthanasie ansehen.
Ganz abgesehen davon, daß Tierschützer - wenn der Patient denn ein Tier wäre - gegen die Quälerei heftig protestieren würden. Der Patient behält Schmerzen und vor allem schwere Angstzustände. Wer verantwortet das? Auch wenn wir nicht gerade in einem humanen Zeitalter leben?
Wenn schon erneut das Unwort "sozialverträgliches Frühableben" hier in die Diskussion kommt, dann aber auch erneut das Thema "aktive Sterbehilfe".
In dem oben bezeichneten Einzelfall wäre letzteres unter Umständen die kostengünstigste, aber eben doch eine
H i l f e für den Patienten.


Barbara antwortete am 03.06.03 (11:18):

Auch das Hamburger Abendblatt berichtet heute in seinem Leitartikel über die Reaktionen auf die Äußerungen der beiden deutschen Wissenschaftler. Immerhin handelt es sich um durchaus anerkannte Größen:

>> Die umstrittenen Forderungen stammen vom Konstanzer Wirtschaftsprofessor Friedrich Breyer (52), Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des Bundeswirtschaftsministeriums, und dem Bochumer Theologie-Professor Joachim Wiemeyer (49), Berater der katholischen Bischofskonferenz.<<

Ich denke, diese Äußerungen sollen das Volk so ganz allmählich auf eine Medizin nach Kassenlage einstimmen. Natürlich empfinde auch ich derartige Äußerungen als empörend. Trotzdem muss auch die Frage erlaubt sein, welcher Einsatz von Kosten in einem bestimmten Fall noch Sinn macht. Hierbei das Alter allein zum obersten Kriterium zu erheben, ist jedoch unverantwortlich. Johannes Heesters, der in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag feiern wird und noch in Solo-Stücken auf der Theaterbühne brilliert, war somit im Alter von 75 Jahren ja noch ein junger Spund. Außerdem kommt eine kostspielige Operation der Gesellschaft nicht in jedem Fall teurer zu stehen als ein langes Siechtum in einem Pflegeheim.

Ich denke, wir täten gut daran, die Entscheidungen für derartige Operationen weiter in der Händen von verantwortungsvollen Ärzten zu lassen.

https://www.abendblatt.de/daten/2003/06/03/173137.html

Internet-Tipp: https://www.abendblatt.de/daten/2003/06/03/173137.html


mechtild antwortete am 03.06.03 (13:28):

Der Vorschlag medizinische Leistungen am Alter der Patienten festzumachen und diese Entscheidungen dann vom Schreibtisch auszufällen ist schon abenteuerlich, aber er erschreckt auch. Die Politiker arbeiten fleißig mit daran, dass vorhandene Solidarität möglichst bald verloren geht. Noch funktioniert die Solidarität zwischen alt und jung. Wenn noch mehr solche Rechnungen erstellt werden, was wir Alten kosten, werden sicher bald junge Menschen diese Forderung Unterstützen. Dann Alt gegen Jung, Raucher gegen Nichtraucher, Akademiker gegen Meister, Gewerkschafter gegen Selbständige usw. Wir brauchen dann nur noch eine Freigabe der Waffen für all, dann bringen wir uns gegenseitig um und die Sozialkassen stimmen wieder. So einfach ist das.


Barbara antwortete am 03.06.03 (13:51):

Weitere Meinungen:

>>Dr. Michael Späth (53), Chef der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Hamburg: "Dahin kommen wir unausweichlich, wenn wir nicht die gegenwärtigen Tendenzen zu immer mehr Staat in der Medizin stoppen. Eine schleichende Rationierung haben wir bereits. Im staatlich bestimmten Gesundheitswesen kommen zuerst Wartelisten, später dann die Auswahl, wer die teuren Verfahren bekommt. Dann wird bei der Dialyse der 40-jährige Familienvater eben dem 75-jährigen Rentner vorgezogen, so wie es im staatlichen Gesundheitssystem in England bereits Realität ist."<<

https://www.abendblatt.de/daten/2003/06/03/173139.html

>>Anja Heringhaus (25), Studentin: "Jetzt, da ich unter 75 Jahre bin, votiere ich natürlich dafür, die alten Menschen ihre teuren Behandlungen selbst zahlen zu lassen. Aber sobald ich alt bin, werde ich dagegen sein. Das Problem ist, die Reform muss so grundlegend sein, dass sie viele Menschen trifft. Und das tut natürlich weh. Muss aber sein."<<

https://www.abendblatt.de/daten/2003/06/03/173141.html

Weitere Links zum Thema aus dem Hamburger Abendblatt:
https://www.abendblatt.de/daten/2003/06/03/173116.html
https://www.abendblatt.de/daten/2003/06/03/173115.html


Angelika antwortete am 03.06.03 (14:42):

Nun - Tierschützer würden das Tier erlösen lassen und nicht im Schmerz dahinvegetieren lassen - das nur nebenbei (wobei ich nicht nachvollziehen kann, warum Tierschützer keine Menschenschützer sein sollten??? Hunde, die der allerbeste Freund vor jedem Menschen für ihre Besitzer sind, sind arm dran ... ihre Besitzer auch).

Ich fürchte, dass solche menschenverachtenden Vorschriften vor allem auch wieder ein lukratives Feld für bestechungen und Betruf sind ... und kann Barbara nur zustimmen - die Entscheidung ob Transplantation oder nicht sollte in den Händen der verantwortlichen Ärzte liegen, nur da gehört sie hin.

Als meine Mutter nach akutem Nierenversagen zur Dialysepatientin wurde, war für mich klar, eine Niere zu spenden und ichwar zwischen Enttäuschung und Wut, das es nicht von den Ärzten unterstützt wurde, zumal sie und ich beide eine sehr seltene Blutgruppe haben. Ich verstand es aber, nachdem unser langjähriger Arzt mir eingehend davon abriet, weil das gesamte Krankenbild meiner Mutter so ungünstig war (Diabetis, hoher Blutdruck usw) .. auch wenn sie zu dem Zeitpunkt erst 65 war :-(


Mart antwortete am 03.06.03 (15:51):


Es gibt eine Reihe von Kontraindikationen für Transplantationen,deren Auftreten im Alter einfach wahrscheinlicher ist. Natürlich ist das biologische Alter entscheidender, aber der Zustand einzelner oder mehrerer Organe (Sklerosen best. Blutgefäße, hoher auf Medikamente nicht reagierender Blutdruck im kleinen Kreislauf, überalterte Nieren etc.) können Gründe gegen eine Transplantation sein.

Momentan wird eine relative Grenze von 70 J. für eine Herz- und von 55 J. für eine Herz-Lungentransplantation angesehen, aber wie gesagt, dass biolog. Alter der Organe und Organsysteme ist entscheidender.

Eine weitere sich anbahnende Entwicklung möchte ich aber noch anführen:
Es werden Stimmen laut den Organhandel zu kommerzialisieren.
Der bereits erwähnte Konstanzer Wirtschaftswissenschaftler Prof. Friedrich Breyer :„.........Wir sehen, dass auf den meisten Märkten Knappheit beseitigt wird, indem Preise gezahlt werden, die so hoch sind, dass es sich für Anbieter lohnt, das Gut herzugeben. In diesem Falle denke ich an Menschen, die bereit sind, für sagen wir mal 100.000 Euro auf eine ihrer Nieren zu verzichten. Von der wir ja wissen, dass sie medizinisch sowieso überflüssig ist." Breyer hält es für "absolut legitim, dass jemand eine Niere verkauft, um sich eine Existenz aufzubauen oder um sich etwas leisten zu können, was er sich mit dem normalen Einkommen nicht leisten kann.........."

Bitte ansehen: Google: „Organe gegen Geld“
z. B. https://www.3sat.de/3sat.php?https://www.3sat.de/nano/cstuecke/42272/


Helga B. antwortete am 03.06.03 (16:37):

Nun brauchen wir ja sicher auch im Alter nicht alle ein neues Herz, aber viel erschreckender finde ich - vor allen Dingen von einem katholischen Sozial"ethiker" die Sichtweise. Ich denke, daß es sowieso schon aus v erschiedenen Gründen nicht sooo viel Spaß macht, alt zu werden, aber wenn die Gesellschaft noch inhumaner wirde als sie es ohnehin schon ist, dann sollen sie uns doch erschlagen oder eine Pille geben, wenn wir nur noch Last werden. Bis jetzt haben sie doch immer alles nur Erdenkbare versucht, um uns auch mit über 100 am Leben zu erhalten.
Helga B.


Medea. antwortete am 03.06.03 (17:25):

Ich bin seit vielen Jahren eine begeisterte Anhängerin der sience fiction Serie Star Trek, Raumschiff Voyager - die Besatzung des Raumschiffes fliegt durch die Galaxien und trifft auf fremde Welten und Gesellschaften. Eine Fortsetzung ist mir besonders im Gedächtnis geblieben:
es fand ein Fest für den alten Vater statt, gewissermaßen ein Abschiedsfest, liebevoll arrangiert und von der Familie ausgerichtet. Er hatte das vorgegebene Alter in dieser Gesellschaftsordnung erreicht und mußte jetzt gehen, d.h. in den vorgeschriebenen Tod....
Ich habe damals lange darüber nachgedacht, ob so etwas auch in unserer Welt möglich sein könnte - wenn die Entwicklung unserer gesellschaftlichen Kräfte so ungebremst weitergeht, und selbst ein Vertreter der katholischen Kirche Sympathie signalisiert wie weiter oben geschrieben - dann scheint ja unser Weg in eine ähnliche Richtung zu gehen. Wer wehret den Anfängen?


Mart antwortete am 03.06.03 (19:11):

Hier ein interessantes Interview mit dem betreffenden Professor Joachim Wiemeyer (Katholischer Sozialethiker und Volkswirtschaftler) Universität Bochum vom November 02 im WDR Morgenecho, in dem er seine Ansichten näher erläutert:

https://www.wdr5.de/morgenecho/interviews/Morgenecho20021128_6.phtml


Ursula B antwortete am 03.06.03 (19:55):

Danke, Mart - das ist wirklich ein sehr aufschlussreiches Interview!

Ich jedenfalls bin jetzt endgültig angewidert von diesem Professor, der sich katholischer Sozialethiker nennt und junge Menschen unterrichten darf ... ;-((((

Haben nicht schon einmal Menschen dieser Sorte in einflussreichen Positionen darüber entschieden, wer leben darf und wer nicht??

Ursula


schorsch antwortete am 04.06.03 (19:03):

So hart das klingen mag: Im nächsten Jahrhundert wird man eine Alterslimite setzen. Wer das Alter XX erreicht hat, der wird sanft dem jenseits übergeben.

Ich denke aber, dass auch dannzumal Leute mit Geld einen Trick finden werden, die Frist zu verlängern....


sofia204 antwortete am 04.06.03 (20:21):

schorsch,
wenn sie die Organe abgegeben haben, dürfen sie etwas länger - lol


Mart antwortete am 05.06.03 (13:31):

An Medea:
Eine der Voyager/Vater ähnliche, aber wirkliche Erzählung beschäftigt mich schon länger und immer wieder: Eine alte Eskimofrau verließ nach einem gemeinsamen Mahl mit der Familie den Iglu und wanderte in die kalte Schwärze. Jeder der Familie akzeptierte ihr Handeln schweiglos. Es war für alle klar, daß bei der herrschenden Nahrungsmittelnot dadurch die Überlebenschancen der übrigen Familie besser wurden.- Schweigen, keine Verabschiedung, aber wortloses Einverständnis.


RoNa antwortete am 05.06.03 (15:32):

... und so sollten die Ärzte es dem Patienten überlassen, ob er nach seiner Meinung die Altersgrenze schon erreicht habe und auf die Operation verzichtet.


Medea. antwortete am 05.06.03 (16:46):

Ja, RoNa, aber wer geht schon gerne freiwillig ...?
Klammern sich nicht die meisten, gerade wenn es dem unausweichlichen Ende entgegengeht, geradezu panisch an das Leben? Ich muß gestehen, ich lebe so gerne und freue mich an jedem neuen Tag - wüßte ich, morgen ist das alles vorbei, darüber möchte ich zur Zeit nicht nachdenken ....


mechtild antwortete am 06.06.03 (12:13):

@ RoNa
sehe ich auch so. Es wäre jedoch so etwas wie eine Sterbekultur in unserer Gesellschaft notwendig. Heute machen sich nur wenige Menschen über ihren Tod bzw. die Beerdigung Gedanken, sondern überlassen die „Entsorgung“ ihren Nachkommen oder dem Staat. Die Nachkommen sind emotional damit überfordert, vor allem dann wenn man zu Lebzeiten nie darüber gesprochen hat. Der Staat lässt es von Beamten oder Angestellten machen, die den Toten nicht kennen und verpflichtet sind nach Vorschrift zu handeln.
Ärzte sind dazu da Leben zu retten. Sie sollten nicht Wiedersprüche vereidigt werden. Sie müssen aus beruflicher Ethik anbieten, was medizinisch möglich ist. Die Entscheidung über das was gemacht wird müssen die Patienten treffen, möglichst bevor der Ernstfall eintritt.


RoNa antwortete am 06.06.03 (12:35):

"Heute machen sich nur wenige Menschen über ihren Tod bzw. die Beerdigung Gedanken, sondern überlassen die „Entsorgung“ ihren Nachkommen" (mechtild).

Hast recht.
Und damit meine Kinder "nachher" nicht zu viel Zeit verlieren, habe ich alles aufgeschrieben, was getan werden muß. Sogar die Briefe, die sie an irgendwelche Institutionen versenden müssen, brauchen von ihnen nur noch unterschrieben zu werden. Meine Wohnung ist ausgemistet :-) und sortiert. Ich bin bereit.
Und ich werde auch, falls sich einmal eine medizinische Operations-Notwendigkeit ergibt, entscheiden bzw. von allerhand Faktoren abhängig machen, ob ich mich überhaupt noch operieren lasse.

Alle, die hierüber lachen, müßten eigentlich noch viel jünger sein als ich.


Mart antwortete am 06.06.03 (17:36):

an RoNa:

Ich stimme da überall zu! Ich glaube, daß das zu meinem Leben als verantwortungsvoller Mensch dazugehört - schriftlich habe ich noch nichts niedergelegt - aber meine Angehörigen wissen meine Wünsche ganz genau.

Dazu als Ergänzung: Ein befreundeter Notar erzählt öfters - ohne Namen zu nennen - von den skurilen bis erschütternden Erbschaftsverhandlungen. Er vertritt die Meinung, daß es die verdammte Pflicht eines jeden einzelnen ist, dafür zu sorgen, daß nach seinem Tode sich die Familie nicht entzweit, das heißt, er soll rechtzeitig in gültiger Form und wenn es um mehr zum Erben geht mit Beratung seinen Willen festlegen.


RoNa antwortete am 07.06.03 (08:32):

Das halte ich für fishing for money.

Wenn mir auch nichts egal ist, dann dennoch das, wie sich die Erben nach meinem Tod untereinander verhalten. Soll ich mich postmortal weiter um sie kümmern müssen? Ich habe ihnen dadurch, daß ich k e i n Testament erstelle, schon die Notarskosten erspart. Testaments-Hinterlegung und öffentliche -Eröffnung sind teuer.
Ich habe einfach nur notiert, ich ginge davon aus, daß sie sich einigen.


pilli antwortete am 07.06.03 (22:27):

irgendwann vor zwei jahren habe ich mal gedacht, so, jetzt ist es an der zeit, einen teil deines lebens in die tonne zu kloppen, so feng-shui mässig halt.

anlass war das buch einer finanz-lady, die ein kapitel dieses buches nutzte, um das "aufräumen" in vielerlei arten zu empfehlen. ob es nun töpfe oder tiegel im badezimmer oder aktien-depots oder watt auch immer sei; alles was frau oder mann länger als 1 jahr nicht mehr benutzt oder beachtet habe, sei wenig sinnvoll und belaste nur.

ich habe dann ähnlich wie RoNa "sortiert" und "ausgemistet";
vielleicht weniger im hinblick auf einen eventuellen tod, sondern eher um befreiter von vielem unnützen, leben zu können.

anfangs war alles sehr einfach und flugs füllten sich die müllsäcke. kleider wurden verschenkt und einige möbel auf die strasse gestellt zwecks sperrgut-abholung.

mittlerweile ist es so, daß ich denke, jou wenn ett denn nun sein soll, dann kannste aber sehr beruhigt entschweben.

:-)

halt, eine freie ecke könnte ich noch dekorativer gestalten; ich überlege mir gerade, ob ich nicht schon meinen sarg aussuche und ihn hochaufgestellt und mit regalen versehen als bücherregal nutzen sollte?

so könnte ich mich im lauf der vielleicht noch kommenden jahre schon mal langsam daran gewöhnen und vielleicht bietet dann eines der regalbretter noch platz für ein schönes schmuckstück in form eines herzens, in das dann meine asche gefüllt werden kann. so könnten tochter und schwiegersohn immer fein der reihe nach, mich am halse tragend, ausführen. meine lieblingslokale kennen sie beide.

:-)

mal sehen, vielleicht interessiert datt sargregal noch andere? einfach mal den link anklicken :-)))
gefunden im gästebuch des ST.

Internet-Tipp: https://www.beepworld.de/members36/laudatio/hintergrund.htm


Medea. antwortete am 07.06.03 (22:49):

Noch bis vor ca. 50 Jahren war es in Niedersachsen üblich, daß der Sarg schon zu Lebzeiten gekauft wurde und dann auf dem Dachboden "wartete", bis er "zum Einsatz kam". ;-)
Wir kamen damals als Vertriebene bei einer sehr lieben Witwe unter - und die lagerte ihr Trockenobst darin ....


RoNa antwortete am 08.06.03 (10:17):

Kürzlich erzählte mir einer, es würden neuerdings Busfahrten nach Holland zu einem Krematorium durchgeführt, damit man sich vor Ort orientieren, vielleicht auch anmelden könne. Dieses besagte K. verbrenne und streue dann einfach so in den Wind.

Ich fand das gleich interessant. Ist das vielleicht billiger als eine anonyme Bestattung, auch wenn der Sarg erst dorthin transportiert werden muß?
Weiß jemand Genaueres?


pilli antwortete am 08.06.03 (11:03):

ja, RoNa :-)

ein freund meines vaters, ein journalist aus den niederlanden wußte schon vor vielen jahren zu berichten, daß sehr freiheitlich ´gewählt werden kann, wie der "abschied" und auch das "erinnern" möglich gemacht werden kann, wenn es denn gewünscht ist.

bei Fliege hörte ich unlängst einem sehr kämpferischen mann zu, der ähnliches berichtet. es wird schon vielfach so verfahren. bisher wurde der sarg mit dem verstorbenen von einem niederländischen bestattungsunternehmer angefordert und das krematorium innerhalb dessen zuständigkeit übernimmt die verbrennung. die angehörigen können dann die urne persönlich abholen und mit etwas "geschick" mit urne wieder in deutschland einreisen. den weiteren verbleib entscheiden dann die hinterbliebenen oder auch gute freunde, die zu lebzeiten damit beauftragt wurden.

in der sendung zeigte dieser mann z.b. in einem kleinen filmausschnitt ein waldstück, dem er und seine frau sich sehr verbunden fühlen. u.a. entstand an dieser stelle leben,
:-) sie beide wählten diesen ort und haben entsprechende vorkehrungen getroffen, daß dem so geschieht.

selbst wenn keine angehörigen da sind, könnte man zu lebzeiten einen holländischen bestatter wohl damit beauftragen, den sarg mit dem leichnam anzufordern. eine entsprechende vereinbarun sollte dann aber auch mit einem notar getroffen werden.