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THEMA: Sterbehilfe
18 Antwort(en).
Chris
begann die Diskussion am 22.01.03 (19:23) mit folgendem Beitrag:
Hallo
ich wurde in der kleinen Kneipe auf das Thema Sterbehilfe angesprochen. Da uns dieses Thema ja alle schon morgen selbst betroffen machen kann,. möchte ich meine Gedanken, hier einfach mal aussprechen.
Sicher wünschen wir uns alle, recht lange gesund und ohne Krankheiten zu bleiben. Doch was wird sein wenn ..... Pflegebedürftigkeit und Gebrechen eintreten.
Meine Meinung dazu ist:
Das unnatürliche Verlängern eines Lebens, das ohne Apparatemedizin schon längst zu Ende wäre, kann niemand von mir verlangen. Ich habe diesen Wunsch ausdrücklich gegenüber meiner Familie ausgesprochen und ich hoffe, dass mein Wunsch erfüllt wird. Die Apparatemedizin dient in meinen Augen nur dazu dem Arzt Geld einzubringen, aber sie hilft sicher nicht einem Todkranken, wieder gesund zu werden.
Ich hab im Familienkreis einen über 10 J. langen Schwerstpflegefall miterlebt und ich wünsche mir nur, dass mir nicht dasgleiche blüht.
Ein Tier, das man quält, da bekommt man ne Anzeige wegen Tierquälerei.... einen Menschen darf man ungestraft jahrelang quälen.....
Nein, das kann es nicht sein!
Sicher werdet ihr sagen, so kann man es nicht sehen! Und die Ärzte werden mit Ihrem Eid kommen, dass sie verpflichtet sind, Leben zu erhalten?? Doch ist das noch Leben.......??? Das keinen Anteil am täglichen Geschehen mehr nehmen kann, das nicht einmal mehr seine Wünsche aussprechen kann?.
Ich weiss und kann sicher keine Patentlösung anbieten!
Doch ich hoffe, dass seitens der Ärzteschaft hier eine Lösung gefunden wird, die allen Seiten gerecht wird, auch den Wünschen der Patienten!
Wünsche euch einen schönen Abend!
Chris
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schorsch
antwortete am 23.01.03 (09:26):
Du hast Recht!
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utelo
antwortete am 23.01.03 (09:49):
Guten Morgen zusammen, Chris, dieses Thema ist so wichtig und wird doch so unter dem Tisch gehalten. Ich weiß, dass ich nicht "krepieren" will, sondern würdig sterben, wenn es soweit ist. Habe etliche Leute u..a. meinen Vater so unwürdig sterben sehen, weil andere Leute sich nicht an die Absprachen gehalten haben. Das ist schon so lange her, aber es steht mir immer noch vor Augen. Ich habe 2mal meine Patientenverfügung gemacht und mich der Gesellschaft für humanes Sterben angeschlossen. Mit den Kindern ist vereinbart, keine "lebens"verlängernden Maßnahmen zu ergreifen zum gegebenen Zeitpunkt. Ich hoffe, dass sich die Leute an diese Vereinbarungen halten. Wie schnell man in eine so unwürdige Position geraten kann, hat mir mein Lymphdrüsenkrebs mit der notwendigen Strahlenbehandlung gezeigt. Einmal habe ich es überwunden, aber nochmal würde ich diese Prozedur nicht mehr durchmachen wollen. Ich denke, dass ich für mein Leben oder auch Sterben die Verantwortung haben will und vielleicht gibt es eines Tages eine Pille, mit der man sein Leiden selbst beenden kann, wenn es gar nicht mehr geht.
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Tessy
antwortete am 23.01.03 (13:53):
Eine Patientenverfügung ist bestimmt sinnvoll. Aber die Meinungen dazu beziehen sich immer auf die ungewollte Apparatemedizin. Aber zwischen "in Würde an Altersschwäche sterben" und an "Apparate angeschlossen sein" liegt noch ein ganzes Meer von Möglichkeiten. Was habt ihr vorgesehen für den Fall daß sich der Geist verwirrt? Oder was würdet ihr euch wünschen, daß ein euch nahestehender Mensch für einen solchen Fall im Patiententestament verfügt hat? Das Ablehnen der Apparatemedizin denke ich hat nicht nur damit zu tun niemandem zur Last fallen zu wollen, sondern ist vor allem die Angst hilf-und willenlos ausgeliefert zu sein. Im Falle einer geistigen Verwirrtheit ist man das aber im gleichen Masse?!!
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utelo
antwortete am 23.01.03 (17:22):
Hallo Tessy, die Patientenverfügung beinhaltet u.a. auch die Verweigerung der Apparate, aber auch künstliche Ernährung, Magensonden o.ä. Ich habe verfügt, dass lediglich Flüssigkeitszufuhr und Schmerzmittel gewährleistet werden. Das Schlimme ist ja tatsächlich, wenn man tatsächlich nicht mehr klar im Kopf ist und die mit einem machen, was sie wollen. Da habe ja wohl nicht nur ich sondern auch viele andere unheimliche Angst vor. Ich verstehe auch nicht warum man die Menschen nicht "Würdig" sterben lässt, also an Altersschwäche oder an der jeweiligen Krankheit. Als ich gerade 10 Jahre alt war, starb meine Oma nach 8 oder 9 Gehirnschlägen (durch eine Nierenkrankheit bedingt) eines Tages ganz friedlich ein. Sie hat zwar vorher zwischendurch immer mal gelitten, aber dann war sie ganz schön und friedlich eingeschlafen. Sie war so entspannt und wirklich noch hübsch anzusehen. Man hat ihr vorher geholfen bei der Körperpflege, wir Kinder durften runter zu ihr und mit ihr singen, manchmal auch streiten. Sie war halt da, obwohl manchmal schon weit weg. Bei ihr war die "Sterbehilfe", dass man sie in Ruhe gelassen hat mit allen möglichem Medikamenten. Zugegebener Weise gab es ja 1951 auch noch nicht die vielen Dinge, die heute das "Leben" verlängern, aber es war menschlicher.
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Chris
antwortete am 23.01.03 (19:03):
Hallo,
ich danke für alle Antworten. Es ist sicher schwer über das Thema zu sprechen und sicher tut ihr das lieber im Familienkreis.
Ich wollte einfach mal zum Nachdenken drüber anregen. Patentlösungen gibt es sicher keine.
@ Utelo,
Ich kann dich verstehen, habe auch bei meiner Schwiegermutter erlebt, dass ich vom Arzt auf die Frage: "warum bekommt meine totkranke Schwiegermutter noch Blut zugeführt?" Nur die lapidare Antwort bekam: "ich muss alles tun, um Leben zu erhalten"! Einen Tag später schlief meine Schwiegermutter friedlich ein!
Nun meine Schwiegermutter hatte Lebertumor und jede Hilfe kam zu spät.Die Blutzufuhr, hat niemand was genutzt, höchstens dem Bankkonto des Professors!
Ich denke auch, dass ich ein Recht habe, zu entscheiden, welche Behandlung ich möchte, und ich hoffe, dass ich das auch später noch so betont sagen kann.
Chris
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WANDA
antwortete am 24.01.03 (09:07):
Sicher ist uns allen der Umgang mit Sterbenden nicht fremd. Meine Erfahrung hat gezeigt, dass man nichts absichern kann und dass es eine "Vorbereitung" nicht geben kann. Eine Nenntante von mir 99 bat mich, nichts zu unternehmen, falls es es wieder einmal schlecht gehe. Sie lebte in einem Altersheim und war total klar, geistig. Dann bekam sie plötzlich einen Schlaganfall. Der Arzt und ich trafen zur gleichen Zeit ein. Es wurde nichts unternommen, man entschied sich, abzuwarten. Am nächsten Tag sprach die Patientin deutlich hörbar und immer wieder "Durst, Durst". So etwas kann man nicht überhören. Die Folge war, dass sie ins Krankenhaus kam und einen Tropf bekam. Für mich ist es klar, dass ich mein Ende nicht planen kann, natürlich möchte ich mit Bewusstsein gehen - aber all das bleibt eben offen und das akzeptiere ich.
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Medea.
antwortete am 24.01.03 (16:20):
Unter "Allgemeine Themen" wurde am 10.1.03 vom margretm das Thema "Sterbehilfe" ebenfalls eröffnet, wie sich aber etwas später herausstellte, mit einem anderen Hintergrund. Ich habe eben noch einmal hineingeschaut - vielleicht interessiert es einige von Euch, dort ebenfalls zu lesen.
Medea.
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Angelika
antwortete am 24.01.03 (16:34):
Ich habe bei dem Thema ein sehr ambivalentes Gefühl - im besonderen dann, wenn es sich um Organisationen wie "Humanes sterben e.V." und kommerzielle Vereine handelt... Für mich ist das eindeutig Euthanasie in der Mogelpackung und wenn ich mir angucke, wo die Gesundheitsreform hingalloppiert, dann halte ich eine Legalisierung der Sterbehilfe aus Kostengründen bald für möglich und dann siehts übel aus!
Eine Sache ist das Leid der totkranken Menschen - eine andere ist die Gratwanderung zwischen Menschlichkeit und Erlösung vom Leid und dem sich entziehen sozialer und menschlicher Pflichten (sowohl die des Staates, der leistungsträger und vor allem auch die der Familie) und so lange diese klaren Unterschiede nicht eindeutig bestimmt werden können, bin ich gegen Sterbehilfe so vehement wie ich gegen die Todesstrafe bin.
Interessant ist, das dieses Thema im Forum "Fitness und Gesundheit" und nicht etwa unter "Soziales und Lebenshilfe" steht - (Chris, das ist eine Feststellung, KEIN Vorwurf, ok? :-)) Vielleicht steckt unbewusst bei der Initiatorin des Themas ein kleiner Schrei nach mehr Menschlichkeit dahinter? Nicht im Sinne von Sterben sondern von LEBEN. Fazit: Lebenshilfe für Sterbende (Hospize zB zähle ich dazu) ist etwas, womit ich mich anfreunden könnte - denn bei "Sterbehilfe" gibt es zu viele Grauzonen - nach der Aussage von Gerichtsmedizinern werden in Deutschland jährlich schon genug Menschen von ihren eigenen Verwandten umgebracht, ohne das diese Fälle aufgeklärt werden. Die Toten kann man nicht mehr fragen, ob sie das so wollten.
Angelika
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Angelika
antwortete am 24.01.03 (16:50):
Es war in der Zeit der Quing-Dynastie in China so in der Mitte des 18.Jahrhunderts zur Zeit des Kaisers Qianlong, der ein sehr gebildeter und kluger Kaiser aber auch ein grausamer Kriegsherr war. Im einem seiner grausamen Kriege nahm er den besten General seines Feindes gefangen und verkündete ihm persönlich das Urteil: "Da Du kein einfacher Soldat bist, habe ich mir für Dich etwas Besonderes ausgedacht! Wir werden Dir jeden Tag einen Körperteil abhacken, bis Du tot bist - und DU SELBST darfst bestimmen, welcher Körperteil es denn jedes Mal sein soll......"
Dann warf man den General in den Kerker und so wie wohl jeder intelligente Mensch beschloss er, nicht lange leiden zu wollen und sich am nächsten Tag den Kopf abschlagen zu lassen. Er legte sich nieder und hörte plötzlich am Gitter seines Kerkers eine leise Stimme aus der Nacht, die ihn rief: "Psssst....General!!!Hab keine Angst! Wi sind es - Deine Freunde! Halte durch, wir holen Dich hier raus!!!"
Und so änderte er seinen Plan und liess sich am nächsten Tag nur den kleinen Finger der linken Hand abschlagen. -
Und jede Nacht war da die Stimme an seinem Fenster "Wir holen Dich hier raus, hab nur Mut" Unser General gab die Hoffnung auch noch nicht auf, als ihm nach den Fingern und Zehen usw nur noch dr Kopf und der Torso geblieben war und es ihm nach logischem Ermessen gar nicht mehr möglich gewesen wär, zu fliehen. Und doch war da jede Nacht die Stimme und seine Hoffnung ...
Was will uns das im Zusammenhang mit der Sterbehilfe sagen?
(PS die Geschichte las ich vor fast 30Jahren in einer medizinerfachzeitung und habe sie nie vergessen können)
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Chris
antwortete am 24.01.03 (19:14):
Liebe Angelika,
ich betrachte das nicht als Kritik, hab selbst lange überlegt, wo ich den Eintrag hinstelle. Habe mich dann für diese Forum entschieden.
Danke für alle Beiträge und Hinweise.
Ich denke die Hospiz-Leute haben erkannt, wo die Probleme sind, und ihr solltet ruhig mal Kontakt zu den Leuten haben, um zu erkennen, was dort hilfreiches getan wird.
Wünsche allen einen schönen Abend!
Chris
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Angelika
antwortete am 25.01.03 (12:36):
Chris, ich hoffe doch, Du rückst die Hospiz-bewegung nicht in das Licht der Sterbehilfe - In der letzten Phase ist weder eine künstliche Verlängerung noch eine gewaltsame Verkürzung des Lebens sinnvoll. Die Hospizbewegung wendet sich deshalb sowohl gegen Lebensverlängerung um jeden Preis aber auch gegen jede Form der aktiven Sterbehilfe. Lebenshilfe bis zuletzt ist die sinnvolle Alternative zu aktiven Euthanasie.
Was mich übrigens interessiren würde, ist ein vergleich zwischen denen, die für Sterbehilfe sind und den Organspendern . Ich habe den Eindruck, es gibt mehr Pro für Sterbehilfe als für Organspende und das macht irgendwie ..stutzig.
Angelika
"Wenn der Mensch am Beginn seines Lebens schon so gefährdet ist (embryonenforschung, Desinerbabies), wie steht es um seinen Schutz am Ende des Lebens?"
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Geli
antwortete am 26.01.03 (09:52):
Hallo Angelika, ich danke Dir für dieses plastische, unbedingt zum Nachdenken anregende Gleichnis!
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rotti
antwortete am 04.02.03 (21:09):
Hallo ihr Lebenslustigen, schaut doch bitte mal im Archiv unter dieses Thema, da könnt Ihr viele interessante Meinungen erfahren.
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gero
antwortete am 05.02.03 (19:40):
Hallo liebe Diskussions-Teilnehmer, ich habe das Muster, bzw. den Wortlaut einer solchen Verfügung, die von der Hamburger Ärzteschaft herausgegeben wurde. Ich habe das jedenfalls mit meinen Angehörigen besprochen und vereinbart. Ich denke, da die Ansichten zu diesem Thema so unterschiedlich sind (und das ist gut so !) sollte doch jeder seiner Situation entsprechend entscheiden und niemand ist berechtigt ihm einen Vorwurf zu machen wie er sich entschieden hat. Es sind nicht alle als Märtyrer geboren worden. Wenn jemand Interesse an diesem Text hat, kann ich ihn hier mal veröffentlichen
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schorsch
antwortete am 06.02.03 (11:47):
Vielleicht hast Du dazu einen Link, liebe gero?
Du hast übrigens die neuste Umfrage von Jo noch nicht angeklickt (;--)))))
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gero
antwortete am 06.02.03 (20:51):
Hallo Schorsch, bitte unter welchem Forum läuft denn die neueste Umfrage von Jo? Bei Sterbehilfe ist sie nicht. Kannst Du mir bitte auf die Sprünge helfen? VG.von gero
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schorsch
antwortete am 07.02.03 (10:10):
Das ist Jo`s HP.
/seniorentreff/de/my/
Internet-Tipp: /seniorentreff/de/my/
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gero
antwortete am 07.02.03 (12:45):
Hallo Schorsch, vielen Dank ich hatte es sogar schon von selber gefunden und finde sie großartig, diese HP. Ich hatte mich nach kurzem Einblick sogar in das Gästebuch eingetragen, mit dem Hinweis, dass Du mich darauf gebracht hast. Ich bekam postwendend eine Nachricht von Jo, in der er sich ausdrücklich freute, dass Du mich praktisch mit der Nase darauf gestossen hast. Besten Dank noch mal und liebe Grüße in die Schweiz von gero
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