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THEMA:   `Der gute alte Hausarzt`...gibt es ihn noch?

 14 Antwort(en).

Tessy begann die Diskussion am 20.09.02 (10:06) mit folgendem Beitrag:

Mein Motto in den letzten Jahren war:
Nur nicht zum Arzt gehen.... Diese Einstellung war mit schlechten Erfahrungen begründet.
Der praktische Arzt den ich aufsuche wenn ich Medikamente brauche genießt absolut nicht mein Vertrauen. Er sitzt am PC und seine erste Frage lautet:Was brauchen wir denn?
Am liebsten würde ich sagen: Sie brauchen meine Karte zum Einlesen und ich bräuchte eigentlich Ihren Rat.
Natürlich verkneife ich mir diesen Spruch. ;-)
Inzwischen bin ich durch eine ernste Erkrankung meines Mannes zu dem Schluß gekommen: So geht es nicht.
Im (einigermaßen) gesunden Zustand muß ich mich bemühen einen Arzt zu finden zu dem ich Vertrauen haben kann, der möglichst an meinem Wohnort praktiziert und verläßlich ist!!
Wie zufrieden seid ihr mit eurer ärztlichen Betreuung?


Nuxel antwortete am 20.09.02 (11:30):

Hallo,Tessy
ganz grosses Glück hatte ich in den langen Jahren mit meinem Hausarzt im Schwarzwald!Er WAR es wirklich! Nach meinem Umzug nach L.ging ich zur nächstliegenden Praxis.Es folgte eine gründliche Untersuchung,bei der sogar die Zehenzwischenräume(Dreck oder Pilze?)untersucht wurden,na er fand weder noch.Die "alljährliche Fusswaschung" hatte ich vor der Untersuchung vorgenommen;-)
die nächste Amtshandlung war,dass er meinte,meine Herztabletten könnten wir absetzen-???-Angina pectoris,lange rumprobierei,bis endlich ein Mittel in Verbindung mit Betablockern half!!Ich sagte ihm "meine" Meinung,daraufhin meinte er,naja,wenn sie denn unbedingt wollen...
in der Folge verschrieb der muntere Doktor dann die Herzmittel grundsätzlich auf:Privatrezept!Dagegen hatte ich absolut etwas!Es hiess dann:Entschuldigung,war ein Versehen.. Beim 3."Versehen"gab ich das Rezept zurück,verlangte meine Unterlagen und sagte,dass mir das nicht gefiele.Da plötzlich hatte der Herr Doktor Zeit,mich überreden zu wollen,doch zu bleiben.--
Bei Nachbarn dann gefragt, habe ich nun einen Hausarzt,der wirklich einer ist! Ich bin so dankbar!Er hat sogar Zeit,wenn man Probleme hat und schaut nicht auf die Uhr!Chirurg und Gefässspezialist-ein Freund vom Hausarzt-ist ebenso vertrauenswürdig und sehr gut!Da ich nur in wirklichen Notfällen zum Arzt gehe,ansonsten nur meine Rezepte abhole,bin ich sehr dankbar,dass beide Ärzte auch einen alten Menschen "ernst"und sich Zeit für ihn nehmen.
Es gibt sie noch,die Hausärzte,nur, seltener als früher.
Wünsch dir Glück bei der Suche!


Utelo antwortete am 20.09.02 (15:23):

Ja meine Lieben, von einem guten Hausarzt träume ich auch. Habe vor vielen Jahren Arzthelferin gelernt und war danach bis zur Geburt meines 1. Kindes noch in der Praxis eines wirklich guten, vertrauenswürdigen, Hausbesuche machenden usw. Arzt. Von daher bin ich auch etwas verwöhnt, obwohl es schon 42 Jahre her ist. Den jetzigen Arzt fand ich, als er in meiner Nähe die Praxis eines alten Arztes, den ich schon als Kind kannte, übernahm. Am Anfang war das auch soweit in Ordnung, obwohl ich immer der Meinung war: Ich möchte bei ihm nicht richtig krank werden und auf seine Diagnose angewiesen sein. Da aber nichts Weltbewegendes an Krankheit geschah, war es in Ordnung. Aber es ist nichts mit anfassen, mit Lunge abklopfen, Leberdruck mal überprüfen. Auf Aufforderung mißt er den Blutdruck. Allerdings hat er mir jetzt schon im 2. Jahr die Grippeimpfung gegeben, da mein Immunsystem halt etwas angegriffen ist.
Ansonsten sitzt man ihm am Schreibtisch gegenüber, sagt, was man meint zu haben und er verschreibt etwas. Am liebsten gehe ich hin mit einer fertigen Diagnose hin, wenn überhaupt.
Die zufällig bei einem Ultraschall festgestellte Krebserkrankung wurde in der Uniklinik behandelt. Die Nachbehandlung war und ist besch....eiden. Aber einen anderen besseren Arzt zu finden, ist nicht leicht, also laß ich es und mach mir meinen Reim drauf.


Tessy antwortete am 20.09.02 (15:32):

@ utelo,
es ist genau so wie du sagst:abhören oder untersuchen ist out! Am PC sitzen und Rezepte ausschreiben ist in!
Außerdem erzählt mir der Arzt jedesmal wie schlecht es mit seinen Finanzen steht!
Aber vielleicht doch nach einem anderen Ausschau halten?!


WANDA antwortete am 21.09.02 (12:50):

Bitte bedenkt alle:

Ärzte sind auch nur M e n s c h e n

wie Du und ich !!


Dirgni antwortete am 21.09.02 (14:01):

Das ist richtig Wanda! Nur warum benehmen sie sich immer wie die "Götter in weiß" und nicht wie Menschen?


Utelo antwortete am 21.09.02 (14:13):

Stimmt, Ärzte sind auch nur Menschen. Aber sie haben diesen Beruf gewählt, wie jeder von uns seinen. Und wenn wir unsere Arbeit nicht richtig und ordentlich erledigen, gibts Abmahnungen. Wenn die Ärzte sich zuviel zumuten, sind sie selbst Schuld. Ich kannte Ätrzte, die klar gesagt haben, dass sie keine neuen zusätzlichen Patientenmehr aufnehmen können, es sei denn im Notfall. Das ist doch eine ehrliche Aussage. Etliche andere kriegen den Hals nicht voll, sind fast den ganzen Tag in der Praxis, lassen nicht zu, dass ihre Helferinnen ab einen bestimmten Zeitpunkt die Türe schließt Dann wundern diese Leute sich, dass sie ausgebrannt sind und keine Kraft mehr haben. Die sollten ihren Patienten doch mit gutem Beispiel voran gehen. Am Ende sind sie so kaputt, dass Behandlungsfehler gemacht werden.. Mindestens die selbständigen, nieder gelassenen Ärzte können sich ihre Zeiten in etwa einteilen. Bei Krankenhausärzten ist das schwierig. Die Red, Ärzte sind auch nur Menschen, kann keine Entschuldigung sein


kleinella antwortete am 21.09.02 (23:13):

Also, ich lebe in Sachsen, in einer Großgemeinde von ca.13.000 Ew.
Wir haben mehrere Allgemeinarzt-Praxen, aber alle haben einen guten Ruf. Hausbesuche sind bei Erfordernis selbst-verständlich.
Ich kann sagen, bei aller Überforderung meiner Ärztin hat sie immer ein offenes Ohr und zeigt nie, daß sie in Zeitdruck ist. Das finde ich besonders wichtig.


Johannes Michalowsky antwortete am 22.09.02 (13:38):

@Utelo

Richtig - sie haben ihren Beruf gewählt, aber weißt Du, wie lange eine medizinische Ausbildung dauert, bis jemand seine eigene Praxis aufmachen kann? D.h. die Parameter haben sich ab der Berufsentscheidung geändert, und zwar erheblich. Die Gesundheitspolitik ist sehr wenig verläßlich - egal unter welcher Regierung - , von daher gesehen kann man jungen Menschen nur empfehlen, nicht mehr Medizin als Berufsziel zu wählen - und das wollen wir doch auch nicht?


Utelo antwortete am 22.09.02 (16:55):

Hallo Johannes,
sicher weiß ich wie lange eine medizinische Ausbildung dauert. Ich weiß auch, daß die Gründung oder Übernahme einer Praxis nicht gerade billig ist. Und dass sich die Zeiten bezüglich Gesetzen in der Gesundheitspolitik ändern, ist mir auch bewußt.
Aber wenn die Leute etwas anderes studieren -Jurist, Informatik oder so, das dauert auch -wenn sie wirklich was werden wollen und auch da ändern sich die Gegebenheiten.
Dass die Ausbildung lange dauert, wissen die Leute doch von Anfang an. Also wählen sie doch bewußt diesen Beruf.


Johannes Michalowsky antwortete am 22.09.02 (17:53):

Kann ja auch mal vorkommen, daß man sich bei seiner berufsentscheidung entweder für die Materie oder für die Menschen interessiert - das kann doch den künftigen Patienten/Kunden auch nicht ganz gleichgültig sein?


helgaw antwortete am 22.09.02 (20:54):

@ johannes
Es sieht so aus, als ob Du noch so ein Juwel zur Verfügung hast?

@ Utelo
Auch ich bin noch auf der Suche......nicht den Mut verlieren. Wer suchet, der wird auch finden.

helgaw


WANDA antwortete am 23.09.02 (08:44):

Die lange Berufsausbildung entschuldigt gar nichts und darauf kann und sollte sich keiner berufen.
Ärzte sind eben keine Götter in weiss, sondern ganz normale Menschen. Zu Göttern werden sie von uns gemacht, d.h. von den Patienten und auch von den Medien.
Es gibt immer noch einen Haufen Patienten- vor allen Dingen Frauen, die die Praxen, vorwiegend die der Internisten bevölkern und deren Krankheiten hausgemacht sind.


Utelo antwortete am 23.09.02 (21:04):

Hi Wanda und alle anderen, eine "nette" Hausarzt-Besuchs-Episode:
Im Büro konnte ich mich vor Schmerzen nicht mehr bewegen, rief in der Praxis an, ob ich kommen könnte. Raste hin, weil die Arzthelferin sagte, es sei leer. Komme an und finde dort 9 Omas zwischen 70 und 90 Jahren vor. Oh Schreck, ich fragte sie, ob sie alle zum Doc wollten und sie sagten mir: Ja klar, aber Sie können gerne vorgehen. Wir haben uns hier verabredet, weil das netter ist, als wenn jeder einzeln geht. Und hier können wir uns auch ausquatschen. Habe dann leicht lachend gefragt, ob sie denn auch Kaffee usw. mitgebracht hätten. Das hatten sie aber dann doch nicht.
So kriegen die Ärzte ihre Wartezimmer voll -von anhimmelnden, gelangweilten, weiblichen Patienten, obwohl bei dem Geschratel von soviel alten Frauen möchte ich nicht der Arzt sein


WANDA antwortete am 24.09.02 (08:33):

So, genau das ist es, ich habe mich nur nicht gewagt, es so deutlich zu schildern wie Du.
Wenn die Krankenkassen Lebensberatungsstellen einrichten würden, wobei die Beratung eigentlich durch Zuhören stattfindet, könnten sie viel Geld sparen.
Ich kannte zwei alte Damen in Berlin, die den Arzt baten, doch ab und zu ins Wartezimmer kommen zu dürfen, auch ohne ihn zu konsultieren. Da der Arzt wusste, dass diesen Patienten das gut tun würde, hat er darin eingewilligt.
Für mich eine Horrorvorstellung, meine freie Zeit in irgendeinem Wartezimmer zu verbringen.