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THEMA:   Grundfarben RGB und ihre Mischungen

 7 Antwort(en).

Johannes Michalowsky begann die Diskussion am 13.10.02 (13:52) mit folgendem Beitrag:

Grundfarben RGB und ihre Mischungen

Wenn ich die Grundfarben rot-grün-blau (RGB) mit je verschiedener Sättigung mische, entstehen Farbeindrücke, deren Zustandekommen mir nicht verständlich ist.

Konkretes Beispiel: Je mehr ich aus voller Sättigung den Blauanteil absenke, desto mehr entsteht die Farbe Gelb, bis bei vollständiger Abwesenheit von Blau, aber voller Sättigung von Rot und Grün, der Farbeindruck eines satten Gelb entsteht. Man kann das und Anderes mit Farbprogrammen sehr gut nachvollziehen.

Trotzdem: Warum ist Volles Rot plus Volles Grün = Gelb? Und man beschränke sich, wenn eine Antwort möglich ist, nicht auf diese Kombination, bei anderen ist es entsprechend. Ist das ein rein physiologischer Effekt, und sieht derjenige, der das hier liest, Gelb vielleicht ganz anders als ich das tue?

Und wie kommt ein Maler zur Farbe Gelb (wenn er sie nicht sowieso auf seiner Palette hat)? Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen - in der Schule mußten wir ja auch malen - daß da Rot + Grün die Farbe Gelb ergibt. Oder habe ich damals nicht aufgepasst?


K.G. antwortete am 13.10.02 (15:02):

In aller Kürze: Man unterscheidet das Subtraktive Farbsystem vom Additiven. Subtraktiv: Die rote Tulpe oder die rote Farbe an der Wand erscheinen rot, weil die anderen Farben absorbiert werden. Man spricht von Körperfarben. Farben, die der Monitor erzeugt sind hingegen Lichtfarben, die durch Mischung der drei Grundfarben (RGB) entstehen.
Farbsättigung einer Farbe steht für den Grauanteil, den die Farbe enthält. Eine leuchtende Farbe hat einen hohen Sättigungsgrad, somit einen geringen Grauanteil. Beim Sättigungswert von "0" besteht die Farbe nur aus Grau, bei 100%er Sättigung ist sie als rein anzusehen.
Kurt


Karl antwortete am 13.10.02 (16:02):

Ich möchte noch folgendes ergänzen:

Nicht Farben werden absorbiert, die existieren in der physikalischen Außenwelt gar nicht, sondern Wellenlängen. Ein roter Gegenstand reflektiert relativ mehr Licht aus dem langwelligen Bereich, der bei uns die Rotempfindung auslöst. Die relative Reflexion ist wichtig, sonst gäbe es keine Farbkonstanz. Ein "roter" Gegenstand ist auch bei einbrechender Dämmerung rot, obwohl er absolut gesprochen zu dieser Zeit sicherlich weniger Rotlicht reflektiert als mittags Blaulicht. Farbkonstanz bedeutet auch, dass unser Gehirn in der Lage ist, die "farbliche" Zusammensetzung des beleuchtenden Lichtes über einen sehr großen Toleranzbereich wegzurechnen. Bei Sonnenuntergang z.B. behalten die Gegenstände "ihre" Farbe, obwohl im beleuchtenden Licht der Rotanteil sehr stark zugenommen hat.

Farben sind Empfindungen, die in unserem Gehirn entstehen. Auf der Netzhaut haben normalsichtige Altweltaffen (inklusive Mensch) für das Tagsehen drei Zapfen mit Absorptionsmaxima bei 450 nm, 535 nm und 575 nm (trichromatisches Sehen). Fälschlicherweise werden diese Zapfen als Blau-, Grün- und Rotrezeptoren bezeichnet. Sie selbst für sich sind aber nicht in der Lage ein absorbiertes Lichtquant von einem anderen zu unterscheiden, d.h. schwaches Licht von 450 nm kann in dem "Blauzapfen" die exakt gleiche Erregung wie starkes Rotlicht erzeugen. Würde das Gehirn nur die Erregung aus diesem "Blaurezeptor" erhalten, würde es nicht errechnen können, welche "Farbe" ein reflektierender Gegenstand hat.

Diese Rechenoperation wird aber durch den Vergleich der Meldungen aller drei Rezeptortypen und eines summierten Intensitätskanals ins Gehirn möglich. Unsere Farbempfindungen korrespondieren mit den Rechenergebnissen des Gehirns und stellen so etwas wie die Klassifizierung der Gewichtungsverhältnisse der Rezeptoren dar.

Dabei schließt die Rotempfindung immer Grün aus, die Blauempfindung immer Gelb (Gegenfarbenprinzip). Gleichzeitige Reizung der "Grün-" und "Rot-Zapfen" bei geringerer Reizung des "Blauzapfens" ergibt das Rechenergebnis "Gelb". Ausgewogene Reizung aller Zapfentypen ergibt Weiß.

übrigens gibt es viele Menschen, die kein Trichromatisches Sehen haben. Ihnen fehlt einer der Zapfentypen für längerwelliges Licht (Rot-Grün-Blindheit). Dies ist ein Rückfall in den Zustand der Neuweltaffen, die alle Dichromaten sind.

Rot-Grün-Blinde sind meistens Männer, da die Gene für die beiden langwelligen Zapfentypen auf dem X-Chromosom liegen. In der Evolution zu den Altweltaffen hat es hier eine Genverdopplung gegeben. Die Mütter rot-grün-blinder Männer sind mischerbige Überträgerinnen, selbst rot-grün farbtüchtig, obwohl auf ihrer Netzhaut wegen der Inaktivierung des 2. X-Chromosoms in Körperzellen der Frau farbtüchtige mit farbuntüchtigen Bereichen abwechseln (genetische Mosaike).

In der Nacht sind alle Katzen grau, weil wir bei niedrigen Lichtintensitäten nur mit unseren lichtempfindlichen Stäbchen sehen.


Guitta antwortete am 13.10.02 (16:21):

Erste Methode: Mischen von Druckfarben (substraktive Methode, unsere altbekannte Farbe auf Papier Methode)

Im Computer gibt es -unter anderem- CMY Farben (C=Cyan=blau-grün, M=Magenta=rot-purpur, Y=Yellow=gelb), mit denen man eine Farbmischung wie im Leben auf der Palette eines Malers erreicht. Auf einem Blatt weissem Papier ergeben alle 3 Farben, zu gleichen Teilen gemischt, fast schwarz (ein sehr dunkles braun). Man nennt diese substraktive Farben. Sie werden vor allen Dingen benutzt wenn man gedenkt, das geschaffene Bild auszudrucken, denn normale Drucker können nur in der CMYK (wobei das K echtes schwarz bedeutet) Methode drucken.



Zweite Methode: Mischen von farbigem Licht (additive Methode)

Bei der elektronischen Bildbearbeitung und was allgemein in Farbe auf dem Computerbildschirm angezeigt wird, werden RGB Farben benutzt.(R=rot, G=grün, B=blau) es handelt sich hier um die additive Methode. Der Bildschirm ist zunächst schwarz, dann werden R, G und B zugefügt. Werden alle drei Farben zu gleichen Teilen in ihrer Höchstmenge gemischt, dann wird daraus weiss.

Internet-Tipp: https://www.guitta.net


Guitta antwortete am 13.10.02 (16:23):

Dazufügen möchte ich folgendes:
Wenn Sie zum Beispiel ein Photo auf dem Computer bearbeiten wollen, wird dieses generell in RGB angezeigt. Um am Ende der Bearbeitung zu sehen, wie das Bild gedruckt aussehen wird, können Sie es in jedem guten Malprogramm in CMYK umwandeln.

Internet-Tipp: https://www.guitta.net


Johannes Michalowsky antwortete am 13.10.02 (18:27):

Herzlichen Dank für diese prompten und fulminanten Auskünfte. Nun muß ich nur noch eines - das aber ist mein Problem: ich muß es verstehen.

Eigentlich könnte das Thema schon beendet werden?


seewolf antwortete am 14.10.02 (01:46):

Lieber Karl -

wenn ich hier auf unsere ST-Seiten gucke, habe ich den Eindruck, als würden alle meine Zapfen recht ordentlich herumzapfen.

Bin ich jetzt eher ein Altwelt-Affe oder schon mehr ein Neuwelt-Affe?

Ich meine - ist das eine mehr schlimm als das andere - oder : was muß ich meinen Gen-Lieferanten eigentlich vorwerfen, um meine Jetzt-Zeit-Farbwahrnehmungs-Defizite psychosomatisch korrekt konterkarieren zu können?


Karl antwortete am 14.10.02 (07:42):

Lieber Seewolf,


die "Altweltaffen" sind die moderneren mit trichromatischem Sehen. Die Neuweltaffen (hauptsächlich Südamerika) sind Dichromaten. Wir dürfen uns voller Stolz den Altweltaffen zuordnen, und zwar auch dann, wenn wir Rot-Grün-blind sind wie einige meiner Freunde ;-))

Unseren "Genlieferanten" sollten wir nichts vorwerfen, sondern ihnen dankbar sein, dass sie die Kette bis zu uns nicht haben abbrechen lassen.


Mit freundlichen Grüßen

Karl

P.S.: Ich habe oben in meinem Text übrigens stillschweigend einen ursprünglich enthaltenden sinnentstellenden Schreibfehler korrigiert. Der korrigierte Satz lautet:

Gleichzeitige Reizung der "Grün-" und "Rot-Zapfen" bei geringerer Reizung des "Blauzapfens" ergibt das Rechenergebnis "Gelb".