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THEMA:   Wie alt ist ein Text im WWW?

 11 Antwort(en).

Dorothea Theurer begann die Diskussion am 02.01.02 (16:55) mit folgendem Beitrag:

Hallo, liebe Spezialisten,
kann der Laie irgendwo sehen wie "alt" eine Veröffentlichung im WWW ist. Im Quelltext habe ich "auf die Schnelle" keinen Fund gemacht.
Mit freundlichem Gruß und Dank
Dorothee


Werner A. Sedelmaier antwortete am 07.01.02 (11:16):

Hallo Dorothea,

so wie die Frage gestellt worden ist, so kann man sie leider nicht beantworten. Besser gesagt, man kann das Alter einer Webseite nicht ohne weiteres feststellen, wenn innerhalb der Seite keine "Informationen" gespeichert worden sind.

Aber es gibt etwas, was sogar für mich fast eine Sensation ist. Zumindest hatte ich davon bis jetzt keine Ahnung und habe es erst bei meinen Recherchen zu Deiner Frage gefunden.

Es gibt ein Archiv, das Du abfragen kannst. Du bekommst dann eine "existierende Webseite" in allen Variationen angezeigt, auch wenn sie Jahre zurückliegen. Selbst wenn diese Webseiten nicht mehr existieren, Du kannst sie trotzdem noch anschauen und alles funktioniert auch noch.

Ich glaube, ich sage Dir ein Beispiel. Es ist einfach schwer zu beschreiben. Ich habe einen Test gemacht und nach der Webseite www.seniorentreff.de gesucht. Das Ergebnis sieht so aus:

www.seniorentreff.de wurde 68 mal gefunden

03 x aus dem Jahr 1998
05 x aus dem Jahr 1999
19 x aus dem Jahr 2000
41 x aus dem Jahr 2001

Das Ergebnis deckt den Zeitraum vom 03.12.1998 bis 31.12.2001 ab. Jedes Update der Seite kannst Du betrachten. Wenn Du also wissen willst, wie sah der Seniorentreff 1998 aus, so ist das tatsächlich möglich.

Nach diesem Prinzip kannst Du natürlich jede beliebig andere Webseite checken lassen. Leider funktioniert es nur in englischer Sprache, ist aber sehr einfach zu bedienen.

Wenn es Dich interessiert, dann teile es mir mit. Ich mache es hier nicht öffentlich, weil ich keine Lust habe, mich den Angriffen von Spinnern auszusetzen. Solange Leute nichts anderes zu tun haben, als mich für meine Hilfen zu beleidigen und zu kritisieren, solange sollen sie von meinen "speziellen" Hilfen und Hinweisen auch nicht mehr profitieren.


Dorothea Theurer antwortete am 07.01.02 (13:18):

Lieber Werner,
das war ein VOLLTREFFER - ich bedanke mich ganz herzlich für diesen wunderbaren Link.
Dorotheee


seewolf antwortete am 07.01.02 (13:56):

Hallo Werner -

super - der tip von Dir ...
...sowas muß man erstmal finden, und DAS klappt eigentlich NUR mit Hilfe von Freunden. Danke !!!


Karl antwortete am 07.01.02 (19:56):

Hallo zusammen,

ich muss sagen, ich bin sogar etwas schockiert von diesem Archiv. Damit gewinnt das Publizieren im Netz eine neue Dimension. Spätere Generationen werden sehen, was wir geschrieben haben! Das ist ein virtueller Friedhof.

Toll für den Historiker, problematisch für den Datenschutz?

Abgemahnte Seiten verschwinden aus dem aktuellen Web, aber sie sind doch immer noch da - und für jedermann erreichbar!
Auch juristisch ein Problem, denke ich und viel Stoff für Diskussion.


Werner A. Sedelmaier antwortete am 07.01.02 (20:55):

Lieber Karl,

ich habe die gleichen Bedenken. Für mich ist das auch nicht richtig nachvollziehbar. Deswegen habe ich in meinen ersten Beitrag auch geschrieben, daß ich es für eine "Sensation" halte. Ich meine es auch so.

Irgendwie habe ich ja einen Verdacht und werde die Spuren weiterhin verfolgen. Die größte Datenbank der Welt ist, wie Du vielleicht weißt, in der Hand einer Sekte. Die Mormonen haben Personendaten von mehr als 6 Milliarden Menschen gespeichert. Das Archiv ist in Salt Lake City, USA.

Natürlich dient es, zumindest vordergründig, einer recht ehrenhaften Sache, nämlich der Ahnenforschung. Von den besagten 6 Milliarden Menschen sind inzwischen wahrscheinlich mehr als 5 Milliarden verstorben. Aber sie leben virtuell weiter, weil irgendwo eine Datenbank existiert.

Für mich ist das purer Horror! Wer jemals etwas im WWW gesagt oder geschrieben hat, der wird sich davon nie wieder distanzieren können. Ich könnte wirklich weinen...

Nein, für den Datenschutz ist das sicher kein Problem. Einfach deswegen, weil sie dort ganz genau wissen, daß sie prinzipiell machtlos sind. Es interessiert die Amerikaner herzlich wenig, was der deutsche Datenschutz dazu sagt. Ähnlich ist es ja auch mit der Nazi-Propaganda. In Amerika werden die Freiheitsrechte völlig anders interpretiert. Was für uns eine Sekte ist, das ist in Amerika eine ganz normale Kirche.

Okay, ein interessantes Thema, das uns sicher noch öfters beschäftigen wird. Und einigen wird es vielleicht auch ein paar schlaflose Nächte bereiten.


Henner antwortete am 07.01.02 (21:07):

Surfen auf vergangenen Websites
(Auszug aus dem heise online news Ticker).
Auf einer jetzt für die Öffentlichkeit freigeschalteten Website des Internet Archive kann jeder kostenlos auf die dort seit 1996 gespeicherten 10 Milliarden Internet-Seiten zugreifen. Um in die Vergangenheit zu surfen, ist hierzu in der WaybackMachine lediglich die gewünschte URL einzugeben und ein Zeitpunkt auszuwählen, für den die Website zur Verfügung steht
Ich denke ,dass man darum kein Geheimnis machen braucht, da sie j e d e r m a n n zugänglich ist


Werner A. Sedelmaier antwortete am 07.01.02 (21:46):

Nein, es ist kein Geheimnis. Das hat auch niemand behauptet. Aber folgendes ist eben auch eine Tatsache: Die Frage wurde bereits am 02.01.02 gestellt. Niemand hat eine Antwort gegeben!

Ich bin der Meinung, daß ein Forum davon lebt, daß es ein gegenseitiges "geben" und "nehmen" gibt. Und genau das wollte ich demonstrieren. Es ist mir offenbar gelungen!


lydia antwortete am 09.01.02 (22:00):

hallo werner,
meinst du mit archiv, das was man z.b. bei einer google suche unten beim gefundenen link vorfindet.
also wenn ich z. b. etwas suche, das nicht direkt im titel der von google gefundenen page zu finden ist (weil nur ein kleiner bestandteil davon) und man desshalb lange suchend scrollen muss. so klicke ich dann unten auf "archiv" und dann wird das, oder die wörter farbig unterlegt, so dass man sie schnell findet. und so kommt man eben auch zu pages oder beiträgen die es gar nicht mehr gibt. aber ich glaube du meinst etwas anderes, etwas das noch tiefer greift?

das was ich meine sieht so aus (als beispiel mit der suche nach "frühgotischer glasmalerei")
da erscheint der link "kloster" um aber nicht im ganzen kloster zu suchen klicke ich eben auf archiv (welches natürlich auch anklickbar ist, was man hier im forum leider nicht sieht .


Kloster
... stellen vorromanische Säulen mit archaischen Kapitellen, frühgotischer Glasmalerei,
spätgotischer Altarschrein, wertvolle Renaissance-Möbel, einmalige ...
www.uwe-tolle.de/hadmersleben/geschichte/kloster.html - 5k - Im A r c h i v - Ähnliche Seiten

mfg
lydia


Werner A. Sedelmaier antwortete am 09.01.02 (22:53):

Guten Abend Lydia,

eigentlich meinte ich etwas anderes, aber entfernt ähnliches. Das Archiv der Mormonen, in Salt Lake City, ist eigentlich eine Zusammenschaltung mehrerer Großrechner. Die Speicherkapazitäten sind parktisch grenzenlos, weil ja immer wieder neue Rechner dazugeschaltet werden können.

Aber das ist längst nicht alles. Solche Datenbanken werden ja nicht nur auf Computern gespeichert. Es gibt sogenannte Almanache, also Bücher, die nach allen möglichen Gesichtspunkten aufgeschlüsselt sind. Zum Beispiel nach Namen, Ländern, Religionen, Jahren, Jahrzehnten, Jahrhunderten, Frauen, Männern, Kindern, nach lebenden Personen, nach toten Personen... und das natürlich in allen Sprachen dieser Erde.

Heutzutage werden die Daten vorwiegend auf digitalen Medien, Mikrochips, Mikrofilmen usw. gespeichert. Spezielle Prozessoren sind dafür geschaffen worden.

Stelle Dir so ein Archiv lieber nicht bildlich vor. Es hat die Größe und das Fassungsvermögen eines Wolkenkratzers. Du könntest auf den Fluren monatelang spazieren gehen. Es sind ja auch eine ungeheure Menge Menschen damit beschäftigt, um ein solches Monstrum zu beherrschen und laufend mit aktuellen Fakten zu versorgen.

Teilweise sind solche Datenbanken öffentlich zugänglich, oder über das Internet abrufbar. Allerdings dürfte es sich dabei um einen sehr geringen Teil der Datenmengen handeln.

Um bei Deinem Beispiel mit der Suchmaschine zu bleiben, es wäre ungefähr so, wie wenn Du die Sonne mit einer alten Taschenlampe vergleichen würdest.


lydia antwortete am 10.01.02 (09:00):

guten morgen werner,
herzlichen dan für die umfassende information und für das zusenden des links. das ist ja echt unheimlich was diese mormonen da betreiben!!!!
da kann man nur froh sein kein verbrecher zu sein. obwohl ich da so ein gefühl bekomme, ob es nicht gerade denen einst besser gehen wird als den redlichen bürgern!? (man denke da nur an die stasi zeiten zurück:-/
mfg
lydia


Michael antwortete am 10.01.02 (15:59):

@Werner A. Sedelmaier:

Das ist ja hochinteressant, daßn Webseiten in allen Versionen gespeichert werden. Was ich jedoch vermisse, ist der Link: Wohast Du z.B. nach www.seniorentreff.de gesucht? Wenn Du den Link nicht hier veröffentlichen willst, wäre ich dankbar, wenn Du ihn mir mailst: meih@gmx.de

Viele Grüße

Michael