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THEMA:   Was ist ein Held?

 23 Antwort(en).

Johannes Michalowsky begann die Diskussion am 01.07.02 (20:13) mit folgendem Beitrag:

Im Zusammenhang mit der abgelaufenen WM liest man heute für die dort aufgetretenen Kicker - natürlich die unseren - mehrfach die Vokabel "Helden".

Ich empfinde das als ein wenig reichlich hoch gegriffen und habe mich gefragt, was denn überhaupt ein Held ist. Mir fielen da nur die Helden an der Front im Krieg ein, für die man Denkmäler gebaut hat und für die ab und zu mal ein Kranz niedergelegt wird, wenn es gerade in die politische Veranstaltung passt. Ich denke, diese Menschen haben manchmal oder sogar meist nur aus Angst um ihr Leben in einer Situation gekämpft, in die sie nicht freiwillig, sondern auf Befehl und ohne Alternative geraten waren.

Diese Lage auf Fußballspieler zu übertragen, die in erster Linie um ihren Marktwert "gekämpft" haben, scheint mir schon beinahe zynisch.


Kein Held antwortete am 01.07.02 (20:40):

Ist es typisch für Dich, daß Dir beim Stichwort "Helden" nur der Krieg als Vergleich dient?

In der Schule lernt man beispielsweise etwas über Heldensagen. Natürlich kann man damit keine Sportler durch den Kakao ziehen.


Alfred antwortete am 01.07.02 (20:45):

Hi Johannes,

...mich gefragt, was denn überhaupt ein Held ist.
Und Dir ist dann, unseres gemeinsamen Traumas wegen, der Krieg eingefallen - das passiert mir, hier in diesem Forum - nun nicht mehr so...
Mir ist bei Deiner Frage zuerst ganz spontan der Steuermann aus der Theodor Fontane-Ballade "John Maynard ...noch eine Minute bis Buffalo.." eingefallen. Und dann weiter über meine Bücher so schauend, denke ich mal, daß der doch eigentlich nur neugierige Odysseus möglicherweise auch als Held zu sehen wäre...? Sicherlich aber sind - wenn schon mit dem Krieg verbunden nach gedacht - Bonnhöfer, die Jugendlichen der "Weißen Rose" und andere ganz ohne jeden Zwifel als Helden zu sehen
Aber ich denke mal - über Helden ist gerade in unserer deutschen Literatur (und Geschichte) so viel erzählt, geschrieben und kommentiert worden, daß dabei die Zeitungs-Meldungen, wenn sie das Wort "Held" - und auch noch in der Mehrzahl - auf die glücklich heimgekehrten Fußballprofis anwenden - einfach der allgemeinen Vorstellung Rechnung tragen. Das ist sicherlich nicht zynisch - denn es ist kein Vergleich zum Begriff Heldentum angestrebt worden. Nur einfach ein Synonym für hervorragende Leistungen umgangsprachlich angewandt. Das ist doch keine Tragik...
Andererseits - wenn vom Helden die Redeist, zum Denken anregend sein könnte:
Es gibt in unserer Zeit kaum noch Menschen, die bereit sind, für das Wohl anderer Menschen - und, was den Helden aus zeichnet - sich ohne jeglichen Bezug zur eigenen Person - einzutreten und ggf. auch das eigene Leben zu "geben"...


DorisW antwortete am 01.07.02 (20:46):

Nein, Fußballer sind für mich keine Helden.
Sie haben ihren Job, für den sie sehr gut bezahlt werden, besonders gut getan - na und? Das macht sie bestenfalls zu Idolen, die man bejubeln und feiern kann.

Doch auch Soldaten, die an der Front sterben, sind für mich keine Helden. Sie sind Opfer des Krieges, und sie zu Helden zu erklären und zu feiern, setzt in meinen Augen dem Zynismus des Krieges die Krone auf.

Meine Helden sind die Helden des Alltags...
Jeder, der seinen inneren Schweinehund bekämpft, der über seinen Schatten springt, der die Hand zur Versöhnung ausstreckt, der einen ersten Schritt tut, der seinen Stolz hintenansetzt, der sich für Schwache einsetzt, der sein persönliches Wohlergehen größeren Zielen opfert, der aus seinen Möglichkeiten und Fähigkeiten das beste macht... der ist ein Held! Im Kleinen wie im Großen.

So wie Mut nicht bedeutet, keine Angst zu haben, sondern seine Angst zu überwinden, so ist für mich ein Held nicht der Starke, sondern der Schwache, der seine Schwachheit überwindet.


Karl antwortete am 01.07.02 (20:47):

Lieber Jo,


ja, was sind Helden? Eine gute Frage und die Antwort darauf verrät viel über den Zustand einer Gesellschaft. Ich persönlich bin froh, dass die Kriegshelden ausgedient haben und heute eher als Opfer gesehen werden.

Lieber Fussballhelden als Kriegshelden.

Helden sind aber alle, die ihren Mann oder Frau stehen und dabei etwas für die Allgemeinheit tun.


Konfuzius antwortete am 01.07.02 (20:48):

Wer mit bloßen Händen den Tiger angreift,
wer ohne Nachen das Wasser überquert,
wer ohne Sinn in den Tod geht -
den mag ich nicht bei mir haben,
vielmehr jemanden,
der Pläne macht und vorsorgt
und so sein Ziel erreicht.


Nuxel antwortete am 01.07.02 (20:52):

Hallo,Johannes

„Zynisch“ ist vielleich etwas krass ausgedrückt,aber Fußballspieler als „Helden“ zu bezeichnen,ist schon sehr gewagt!
Ich bin auch der Meinung,daß bei sportlichen Betätigungen das Wort: Kampf in welcher Verbindung auch immer,nicht richtig gewählt ist.
Vor langer Zeit gab es „Wett-Kämpfe“,Ritter,Gladiatoren etc.
Im Sport aber geht es doch nicht um „heldenhafte“sondern um gute Leistungen,die mit einander verglichen oder „gemessen“ werden.
Daß besondere oder herausragende Leistungen anerkannt und belobt werden,ist schon richtig.Aber der „Empfang“ in Frankfurt,in der ARD übertragen,glich doch eher einer Karnevalveranstaltung.Man scheute sich auch nicht,unsere Natinalhymne zwischen gegrölten Schlagern zu singen und zu spielen .
Das finde ich einfach geschmacklos!

Nuxel


Nuxel antwortete am 01.07.02 (21:03):


Soldaten
Männer,gezwungen von Politikern,Tod und Verwüstung anderen –auch-Menschen anzutun.
Nicht alle sind Helden.
Aber viele von ihnen haben sich ganz sicher heldenhaft verhalten in mancher Situation!
Aber nicht nur sie!
Frauen und junge Menschen haben sich oft ebenso heldenhaft verhalten in Bombennächten .
Heldenhaft verhalten sich auch sehr viele Rettungstrupps,die unter oft unter Einsatz ihres eigenen Lebens sich für andere einsetzen!
Eigentlich ist jeder Mensch,der in bestimmten Situationen über sich und seine eigene Leistungsgrenze hinaus wächst,u, anderen zu helfen,ein Held!


Mulde antwortete am 01.07.02 (21:12):

Ach lieben Nichthelden
Wie tröstlich , das andere auch so denken
oh ja in sehr jungen Jahren wollte ich auch ein Held werden
beim Seeminen räumen - Sogar ein sozialistischer Held wollt iche werden- Doch als die Mine explodierte da hab ich
mein Heldentum aus der Hose gewischt.
Helden sind Retter - unter eigener Gefahr Brände bekämpfen
ihre Mitmenschen aus Gefahren retten.
Helden können aber auch die sein , welche trotz Meinungsfreiheit den Polikern mal das rechte Wort sagen
Helden sind aber niemals gut bezahlte Stars.
Aber gebt mal den Reportern ein anderes Wort.


Natschi antwortete am 01.07.02 (22:30):

Hallo Nuxel,ich bin zwar auch der Meinung,daß Fußballspieler keine Helden sind.
Die Begrüßung im ZDF hingegen fand ich richtig toll,weil endlich auch mal die zweiten Gewinner gefeiert wurden.
Natschi


Felix Schweizer antwortete am 02.07.02 (00:24):

Fussballstars als Helden zu bezeichnen ist eine grasse Beleidigung für alle, die durch eine selbstlose Tat andern Menschen geholfen haben ... oft unter dem Einsatz des eigenen Lebens und deshalb diesen Ehrentitel verdienen.
Weshalb macht man diesen Rummel um einige zugutbezahlte Männer, die ein rundes Leder mit mehr oder weniger Bravour umhergekickt haben? Ist dies eine Leistung für die menschliche Gesellschaft?


juttam antwortete am 02.07.02 (02:54):

Doris W

ich habe Dir nichts mehr hinzuzufuegen!
Deine Helden sind meine!

juttam


Karl antwortete am 02.07.02 (07:23):

@ Felix
Ich glaube tatsächlich, dass die Kicker eine Leistung für die Gesellschaft erbracht haben. Sie sind die Projektionen vieler Träume und Identifikationsfiguren. Ich möchte nicht darüber streiten, ob dies die Richtigen sind, denn es gibt "Schlimmere".


Carola antwortete am 02.07.02 (08:23):

Man muß leider hinnehmen, daß die Medien in ihrer Wortwahl nicht gerade nachdenklich sind. Auch Recherchen über die Richtigkeit der Aussprache werden nicht vorgenommen (je nach Sender, je nach Moderator sprechen sie z.B. Al Quaida anders aus als andere), medizinische Fachausdrücke haben oft eine falsche Betonung. Na und wenn es um die Requisiten geht: in fast allen Arzt-Filmen hängen die Rötgenbilder des Brustkorbs falsch herum. L e r n e n kann man d a jedenfalls nichts.
Insofern sehe ich die Verwendung des Wortes "Helden" auch nicht so sehr als "zynisch" an, sondern betrachte es als sprachliche Nachlässigkeit. Und einer übernimmt so etwas dann vom anderen.


WANDA antwortete am 02.07.02 (08:53):

Meine Meinung hierzu hat bereits @DorisW kundgetan, genauso denke ich.


Ullika antwortete am 02.07.02 (10:21):

Held - das Wort steht auch als Synonym für "Sieger" und "Gewinner". Warum muss eigentlich bei (fast) jedem Thema auf die Vergangenheit zurückgegriffen werden? Freuen wir uns doch an den kleinen Dingen des Alltags, an einer Weltmeisterschaft, die ohne Ausschreitungen verlaufen ist.


e k o antwortete am 02.07.02 (11:02):

@ullika:
Da stimme ich Dir aus ganzem Herzen zu !


Nuxel antwortete am 02.07.02 (12:11):

@ullika

wieso Vergangenheit?????
Meines Wissens werden derzeit sehr,sehr viele junge Menschen sinnlos in den Krieg geschickt!
Auch dortwerden Kinder und Frauen mit Grauen konfrontiert und müssen es bewältigen!
Was hat das,bitte,mit Vergangenheit zu tun????


Ullika antwortete am 02.07.02 (13:16):

Nuxel, ich wüsste nicht, dass für die sinnlosen Opfer der heutigen Kriege schon Denkmäler errichtet und Kränze niedergelegt wurden.


Nuxel antwortete am 02.07.02 (13:53):


@Ullika

hat auch niemand behauptet!!
lies mal Deine Beiträge,vielleicht fällt Dir dann selber
manches widersprüchliche darin auf!


e k o antwortete am 03.07.02 (10:57):

Versteh nicht, warum man um das Wort "Held" soviel Tamtam machen muss.

Man kann doch nicht alles über einen Kamm scheren.

Für mich ist ein Held ( oder eine Heldin, der Quote wegen ;-)) ein Mensch, der sich mutig für etwas einsetzt. Dabei kann er Gefahren für Leib und Leben ausgesetzt sein.

Manches Mal ist Todesverachtung im Spiel ( bei Kriegern), maches Mal ist es Selbstlosigkeit ( etwa bei der Rettung von Menschenleben)

Bei den Fussballern ist die Messlatte natürlich etwas niedriger. Man muss aber hier zwischen geldbetonten Liga- oder Pokalspielen und einem Nationalspiel sehr deutlich unterscheiden.

Beim Nationalspiel kommt nicht viel "Geld" heraus, hier geht es noch um Begriffe wie "Ehre". Wer sich noch ein bisschen Gefühl erhalten hat und nicht nur ein kaltes Herz, wird mir zustimmen und nicht gleich wieder zu lästern anfangen.

Natürlich ist der Einsatz in einem Fussballnationalspiel nicht lebensgefährlich. Insofern wird man Fussballhelden auch keine Denkmäler errichten. Dennoch ist ihr Einsatz dann, wenn es um einen Titel geht und sie sich bis zum Allerletzten verausgaben und nie aufgeben, auch wenn schon alles verloren scheint, schon auch "heldenhaft".

Ich finde es schäbig und kleinkariert, wenn man diesen jungen Menschen, die zwar in der Zeit ihrer Karriere viel Geld verdienen ( wovon sollen sie denn anschließend leben?), die aber auch in einer Weltmeisterschaft nur für die Ehre und die Nation ihre Knochen hinhalten, wenn man diesen jungen Menschen ihren Einsatz und ihren Idealismus derart verunglimpft, dass man meint, von "grasser" (krasser) Beleidigung sprechen zu müssen. Umgekehrt wird ein Schuh daraus.

Man muss eben ein bisschen differenzieren und nicht alles in einen Topf werfen wollen, dann kann man Fussballer auch als Helden bezeichnen, ohne die großen Helden damit zu beleidigen.


schorsch antwortete am 04.07.02 (21:13):

Ein Held ist meiner Meinung nach jemand, der sich nicht in erster Linie um sein eigenes Heil kümmert, sondern um das seiner Mitmenschen. So ist also einer, der von der Masse des Volkes zum Helden gestempelt wird, nur weil er es verstanden hat, einen Ball am Torhüter vorbei in ein Netz zu kicken, keiner. Oder glaubt vielleicht jemand hier, der gleiche "Held" würde Kopf und Kragen ohne die zu erwartenden Tausender oder Millionen riskieren?


Hagen antwortete am 07.07.02 (03:07):

Ein Held tut in einer brenzligen Situation genau das, was eigentlich jeder von uns tun müsste und was ein Feigling, aufgrund seiner Ängste und oder seines nicht fehlenden Selbstvertrauens nicht tun würde.
Helden sind sich dazu ihrer Heldentat meist erst dann bewusst, wenn andere sie darauf hinweisen.


Dieter antwortete am 07.07.02 (08:16):

Hagen,

wenn ein Mensch Angst hat, oder zu wenig Selbstvertrauen, dann ist er deswegen noch lange kein Feiglung. Warum machst Du auch hier, wie bei einem anderen Thema auch, so eine banale Pauschalaussage?

Ein Nichtschwimmer wird einen Ertrinkenden auch nicht retten können. Deswegen ist er aber doch kein Feigling!