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THEMA:   Wann endlich

 18 Antwort(en).

alima begann die Diskussion am 17.06.02 (11:56) mit folgendem Beitrag:

Wann endlich???????
Wie die meisten von Euch wissen, komme ich aus den neuen Bundesländern, bin jetzt aber in die alten Bundesländer zu einem gebürtigen Braunschweiger gezogen. Alles prima, wir verstehen uns gut, Ost und West, auch hier im Chat ist, denke ich mal ist alles in bester Ordnung.
Letztens war ich eingeladen zum Geburtstag, das erstemal in eine Runde von westdeutschen Mitbürgern, der Abend verlief auch ganz gut, bis man feststellte ich bin ja keine von ihnen. Da hieß es dann, ach wir haben eine aus der Zone(Zooooooone) unter uns, zu faul zum arbeiten, sich hier einschleichen, wir bezahlen die Rente für euch, so ging das dann den ganzen Abend weiter. Wann wird das endlich mal aufhören den einzelnen zu beleidigen?! Für mich war dieser Abend natürlich gelaufen. Ich habe keine Vorurteile gegenüber dem Westen aber wenn man so was hört, kann ich verstehen, dass es noch Jahrzehnte dauern wird, bis Deutschland endlich zusammenwächst
Auf ein gutes verstehen untereinander
Liane


Nuxel antwortete am 17.06.02 (12:06):


Liebe Liane

dieses traumatische Erlebnis tut mir für Dich sehr leid!

Denke selber wirklich nicht so!Menschen kennzeichen sich durch Verhalten und Aussagen selber nur zu sehr!

Sende Dir besonders liebe Grüße!

bin in Braunschweig in die Oberschule für Mädchen: Kleine Burg (so hieß das damals) gegangen!

Braunschweig war eine wunderschöne Stadt!Bin nicht mehr dort gewesen seit 1943


alima antwortete am 17.06.02 (12:16):

hallo nuxel, das tut mir leid für dich, ich bin quedlinburg geboren und habe diese stadt 1955 verlassen und auch erst 2000 wiedermal besucht, eine herrliche stadt lohnt sich mal für einen ausflug


mulde antwortete am 17.06.02 (12:20):

Alima
Tröste dich , auch für geistige Denkweisen
kommt mal eine Pisastudie.
Jeder redet so wie er es vesteht.
Der eine so -und der andere geht.
blew to man ruhig
mulde.


Horst Krause antwortete am 17.06.02 (12:31):

Alima,

was Du erlebt hast, ist zwar hart, aber mache Dir nichts daraus, erstens sind nicht alle so und - gegen Dummheit kämpfen selbst Götter vergebens.
Ich denke, auf solche "Bekantschaften" kannst Du gut und gerne verzichten. Ich ärgere mich über solche dummen Redensarten genau so wie Du, obwohl ich im Westen geboren und aufgewachsen bin.

Viele Grüße Horst.


E-l-e-n-a antwortete am 17.06.02 (17:07):

@ alima

ich könnte immer den Einen nehmen und dem Anderen um die Ohren hauen. Ich dachte bei erwachsenen Leuten wäre endlich auch die Mauern im Kopf gefallen, ist aber wohl nur Wunschdenken.

Ein wenig habe ich davon allerdings auch in Dresden vor wenigen Tagen erlebt, dort war es allerdings umgekehrt. Die Reiseführer haben nur davon gesprochen, was die Wessis alles noch n i c h t getan haben und was WIR (die Dresdener) nun schnellstens verlangen. Dazu konnte ich nur schweigen, denn auf eine Diskussion wollte ich mich nicht einlassen, weil ich es unglaublich finde, wie schön es schon überall ist und was von beiden Seiten inzwischen geleistet wurde.


Johannes Michalowsky antwortete am 17.06.02 (17:26):

Die Vokabel Zoooone ist aber schon lange passe, das müssen wirklich ewig Gestrige gewesen sein, mit denen Du da zusammen warst. Sogar die Anführungszeichen um die Abkürzung DDR oder das Attribut "sogenannte" mußte ja die Springerpresse, in deren Redaktionsstuben die standhaftesten Kalten Krieger saßen, nach meiner Schätzung um 1970 herum aufgeben.

Trotzdem: Die Distanz zwischen Wessi's und Ossi's ist keine Einbahnstraße. Die Euphorie der Wendezeit ist schon längst beiderseitiger Ernüchterung und Skepsis gewichen. Bei uns im Süden der Republik sieht man in den Ossis wohl nicht nur die Ossis und PDS-Wähler, sondern auch die Nachfahren Preussens. Ich musste hier 1989 einige Überzeugungsarbeit für die Vereinigung leisten, ich fürchte ziemlich vergeblich. So mancher hier hatte die dortige Region als Ausland akzeptiert.

Das sollte sich aber nicht in den persönlichen menschlichen Begegnungen niederschlagen, deren wir ja auch hier im ST etliche haben und über die ich mich persönlich immer freue.


desiree antwortete am 17.06.02 (18:31):

Liebe Alima,
das tut mir leid. Ich kann es nicht verstehen.
Seit 1990 habe ich gute Bekannte in Wismar. Wir mögen uns.

Diese dummen Bemerkungen musst Du ganz schnell vergessen. Nicht Du hast ein Problem, sondern diese Leute
Ich hoffe sehr, Du fühlst Dich bald wohl.
Viele Grüsse
desiree


pilli antwortete am 17.06.02 (18:36):

@ alima

deine persönliche betroffenheit vermag ich sehr gut zu empfinden.


das thema ist viel zu komplex, gemachte erfahrungen hier zu schildern, bestimmt schwierig; forenteilnehmerInnen aus "alten" und "neuen" bundesländern haben jeweils unterschiedliche einstellungen. die "mauer" trennte nicht nur länder und menschen...

ich erinnere mich sehr gut an die nacht, bevor die mauer fiel. die begeisterung vieler menschen, die freude und auch die hoffnung, die von dieser nacht ausging...

ich erinnere mich aber auch an skeptische gespräche mit familie, freunden, bekannten und kunden. im september des folgenden jahres habe ich versucht, mein eigenes bild entstehen zu lassen...gedankliche "grenzen" abzubauen...

alima,

die vorzeichnung steht, skizzensammlungen sind entstanden, unterschiedliche farbschichten zusammen oder nebeneinander geplant und doch ist immer wieder neues miteinzubeziehen.

eine einheit werden?

Friedrich Nietzsche schrieb:

"Die Annahme des einen Subjekt ist vielleicht nicht notwendig; vielleicht ist es ebenso erlaubt, eine Vielheit von Subjekten anzunehmen, deren Zusammenspiel und Kraft unserem Denken und überhaupt unserem Bewußtsein zugrunde liegt...Meine Hypothese: Das Subjekt als Vielheit."
(Aus dem Nachlaß der Achtzigerjahre, Bd. IV, S. 473)

"wann endlich"
vielleicht ein titel für mein "bild", aber deine frage kann ich dir nicht beantworten; elena spricht ähnliches vorsichtig an. die erwartungen sind unterschiedlicher art.

vielleicht, wenn alle wirklich wollen?


Johannes Michalowsky antwortete am 17.06.02 (18:55):

"Es ist schwer, mit Menschen zu leben, weil Schweigen so schwer ist."

Friedrich Nietzsche, Zarathustra, S.129


Herbert Schmidt antwortete am 17.06.02 (19:47):

Liebe Alima,

mit großer Betroffenheit habe ich Deine Schilderung gelesen. Lass Dir sagen, nicht alle denken so. Leider gibt es aber auf beiden Seiten "ewig Gestrige". Es waren ja "nur" 40 Jahre, die die beiden Teile von Deutschland getrennt haben. Viel hat sich in den Köpfen festgesetzt. Leider.
Es wird noch eine Zeit brauchen, bis wir die Zeit der "Ost-Zone" und der DDR wirklich als Geschichte begreifen. Bis dahin müssen wir versuchen, gegenseitiges Verstehen und Verständnis zu erzeugen. Ich gehöre sicher zu denen, die schon vor der Wende einen Einblick hatten, was in der DDR vor sich ging. Bedingt durch Geschäfte, die meine Firma mit verschiedenen Firmen in der DDR gemacht hatte, konnte ich mich frei in der DDR bewegen, in allen 20 Bezirken, brauchte keine Einladung, keinen Zwangsumtausch, konnte fahren wohin ich wollte. Natürlich gab es auch Beschränkungen, ich konnte nicht übernachten wo ich wollte. Aber sonst, ich führte damals viele Gespräche, mit denen, die für den Staat arbeiteten und mit dem normalen Volk.

Aber eines sage ich Dir, die Begriffe "Ossi" und "Wessi" ich mag sie beide nicht. Wir waren Deutsche und wir sind Deutsche.
Nimm es nicht so tragisch, suche Dir Freunde, die Verstehen und Verständnis haben.

Johannes hat es ja auch schon angesprochen, als Preuße im Süden von Deutschland zu leben, da wirst du auch "angefeindet", nur es tut nicht so weh, wie Dir.

Laßt uns alle hier offen und ehrlich miteinander umgehen.
Deshalb bin ich froh, dass eines unserer nächsten Treffen in Thüringen ist. Gelegenheit, miteinander zu sprechen.

Euer
Herbert

(Internet-Tipp: https://erfurt.stufr.de)


schorsch antwortete am 17.06.02 (21:55):

Nur wer es selber erlebt hat, kann es erfassen.....

Wie sprach doch der Pharisäer?: "Gott ich danke dir, dass ich nicht so bin wie der arme Lazarus....!"

Schorsch


Ullika antwortete am 18.06.02 (11:31):

Alima,

vergiss ganz schnell deine "neuen Bekannten" und ziehe, wenn es denn geht, eine positive Erfahrung aus deinem Erlebnis: Diese Leute haben ihr wahres Gesicht gezeigt und sind es nicht wert, zu deinem Freundes- oder Bekanntenkreis gezählt zu werden.

Ullika


Ein Besserwisser antwortete am 18.06.02 (12:43):

Der Pharisäer stand für sich und betete so: Ich danke dir, Gott, daß ich nicht bin wie die andern Leute, Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner.
Ich faste zweimal in der Woche und gebe den Zehnten von allem, was ich einnehme.
Der Zöllner aber stand ferne, wollte auch die Augen nicht aufheben zum Himmel, sondern schlug an seine Brust und sprach: Gott, sei mir Sünder gnädig!
Ich sage euch: Dieser ging gerechtfertigt hinab in sein Haus, nicht jener. Denn wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden.


Anna antwortete am 18.06.02 (12:57):

Mein Mitmensch ist hier!
Warum suche ich ihn so weit weg?

Mein Mitmensch, der Anerkennung braucht.
Mein Mitmensch, dem ich helfen kann.
Mein Mitmensch, der auf meine Liebe wartet.
Er wohnt nicht hinter den Bergen,
er lebt nicht jenseits der Meere.
Mein Mitmensch ist hier!

Mitmensch, das ist der Mann, die Frau
in meiner allernächsten Nähe.
Das ist das Kind, das Wärme sucht,
der Kollege, der keine Arbeit mehr hat
und an den keiner mehr denkt.
Das ist der Kranke nebenan,
der schon lange im Bett liegt
und mich noch nicht gesehen hat.

Menschen müssen Freunde werden.
Wer die Freundschaft verweigert,
lebt in einem Land ohne Blumen.

von Phil Bosman. Es gibt noch mehr sehr schöne Verse von ihm. Ich lese sie sehr gerne und finde Trost und auch Ansporn dadurch.


Hans-Jürgen antwortete am 18.06.02 (19:23):

Guten Tag, Alima!

Was Du erlebt hast, war schrecklich - solche unverschämten "Freunde" mit ihren entsetzlichen Reden! Eine Schande! Glücklicherweise sind nicht alle "Wessis" so.

Ich selber stamme auch von "drüben", wie man im Westen jahrzehntelang sagte; es gelang mir damals, noch rechtzeitig vor dem Bau der Mauer, "abzuhauen". Nie habe ich meine Herkunft vergessen. Stets sagte ich hier aus Abneigung gegen das SED-Regime weiter "Zone" oder sogenannte "DDR", bis zum Schluß, obwohl viele meiner westdeutschen Bekannten und Kollegen dies für antiquiert, ja "reaktionär" hielten - sie hatten innerlich Frieden mit den Machthabern geschlossen und sich mit der Spaltung, der Existenz eines "zweiten deutschen Staates" abgefunden. Für mich waren die 17 Millionen Eingesperrten, wesentlicher Rechte Beraubten nach wie vor "unsere mitteldeutschen Landsleute", und ich hoffte die ganze Zeit inständig darauf, daß auch für sie der Tag der Freiheit kommt.

Auch jetzt stehe ich ihnen positiv gegenüber, obwohl es zwischen uns und ihnen manches Mißverständnis bezüglich der Vergangenheit sowie aktueller Notwendigkeiten und bestehender Möglichkeiten gibt. Solche Pauschalurteile, wie *Du* sie Dir anhören mußtest, sind absolut unberechtigt und mir ein Greuel.

Ich wünsche Dir, daß Du Dich trotz allem in Deiner neuen Umgebung wohlfühlst und grüße Dich sehr herzlich,
Hans-Jürgen.


schorsch antwortete am 18.06.02 (19:28):

Danke, lieber Besserwisser, nun weiss auch ich es besser (;--))))

Schorsch


Johanna antwortete am 19.06.02 (09:28):

Eine traurige Erfahrung Alima, aber manche Menschen taugen eben nicht zum Teetrinken!
Johanna


laleith@web.de antwortete am 21.06.02 (12:06):

Vielen Dank für Eure aufbauende Worte, da es sich um meine eventuell zukünftige Verwandschaft handelt, werde ich mich nicht immer zurückziehen können. aber der Weg bis zu Ihnen ist weit, also was solls, ich weiß jedenfalls über die Meinung verschiedener Bescheid und kann mich danach richten. Es wird wohl immer wieder Mitmenschen geben die so denken. Nehmen wir das positive, es haben sich schon viele herrliche Freundschaften zwischen Ost und West gebildet und darauf kommt es an. Euch allen ein geruhsames Wochenende.
Liane