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THEMA:   EURO = TEURO

 16 Antwort(en).

Wolfgang begann die Diskussion am 30.05.02 (10:00) mit folgendem Beitrag:

Jetzt haben wir es sogar wissenschaftlich schwarz auf weiss: Der EURO ist ein TEURO... "Die Teuerung aufgrund der neuen Währung ist kein Hirngespinst.", zitiert DER SPIEGEL die BILD-Zeitung und die wiederum beruft sich auf eine wissenschaftliche Studie.

"TEURO"-DEBATTE
Drastischer Preisanstieg bei Alltagsgütern
Verbraucher, die seit der Einführung des Euro-Bargelds ein "Teuro"-Gefühl beschleicht, leiden offenbar nicht unter Halluzinationen. Laut einer Studie von Wirtschaftsforschern war die Inflation im ersten Quartal bei Produkten des täglichen Bedarfs doppelt so hoch wie offiziell gemeldet.
https://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,198458,00.html

(Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,198458,00.html)


Barbara antwortete am 30.05.02 (10:31):

Und da wundern sich die Einkaufszentren, dass die Kunden ausbleiben.

Das Hamburger Abendblatt schreibt heute:

>>Tourismus

Urlaub - diesen Sommer zu Hause

Die Deutschen sparen beim Verreisen. Auch Hamburger Reisebüros sind betroffen. Doch die Preise werden nicht gesenkt.
Hamburg - Jetzt hat es auch die Reisebranche erwischt. Die Wirtschaftsflaute, die Terror-Anschläge in den USA und auf Djerba haben selbst dem reiselustigsten Volk der Welt den Spaß am Urlaub verdorben. Viele Deutsche bleiben zu Hause. Immerhin 24 Prozent der Bundesbürger wollen in diesem Jahr ganz ohne Reise auskommen, fand das Hamburger BAT Freizeitforschungsinstitut heraus. Und fast ein Drittel der Befragten, 29 Prozent, sind noch unsicher, ob sie sich einen Urlaub gönnen wollen.
Was für den Einzelnen einen Verzicht bedeutet, entwickelt sich für die Reiseanbieter zur größten Krise seit Jahrzehnten. Die Preussag, mit ihrer Hauptmarke TUI Europas größter Reisekonzern, meldete gestern drastische Einbrüche. Die Buchungen der Deutschen bei Preussag sind gegenüber dem Vorjahresquartal um 14, 2 Prozent zurückgegangen. Das ist zwar besser als der Schnitt - die Branche muss einen Rückgang von 16 Prozent verkraften. Dafür erhöhte sich der Verlust im Touristikbereich der Preussag aber um satte 57 Prozent auf 168 Millionen Euro.
Auch die Fluggesellschaften mussten im ersten Quartal 2002 Einbußen hinnehmen: Die Summe der Passagiere von Deutschland aus sank im Vergleich zum Vorjahresquartal um fünf Prozent auf 9,4 Millionen. Damit ging die Passagierzahl zum ersten Mal seit 1991 in einem ersten Vierteljahr zurück. Hauptverlierer waren dabei Flugreisen nach Mallorca und in die Dominikanische Republik.
Die Hamburger stehen den Urlaubsmuffeln bundesweit in nichts nach - im Gegenteil. Das Minus der Passagiere im ersten Quartal betrug am Flughafen Fuhlsbüttel sogar 12,5 Prozent. Auch die Reisebüros der Hansestadt klagen. "Ich bin jetzt seit 1975 in der Branche, aber so etwas habe ich noch nicht erlebt", sagt Michael Röhlck, Geschäftsführer des Reisebüros Dr. Klemann & Röhlcke Erlebnisreisen. Besonders Familien und Freiberufler zögerten mit den Buchungen. "Ich habe bereits eine von fünf Stellen streichen müssen, und meine Umsätze sind um bis zu 25 Prozent gesunken", sagt Oliver Schlachtbauer.....<<

Ich frage mich, warum die Wirtschaftsexperten die Regeln der Marktwirtschaft nicht zur Kenntnis nehmen: wenn die Preise zu hoch sind, reagiert der Konsument mit Verzicht. Wie man oben lesen kann, schieben die Unternehmen den Rückgang jedoch hauptsächlich auf die Auswirkungen des 11. September.

Nun, dann müssen wir Verbraucher uns eben noch weiter zurückhalten, damit die Preise allgemein sinken, da auf der anderen Seite die Lohnforderungen von den Arbeitgebern ja auch als vollkommen überzogen abgelehnt werden. Wer jedoch immer weniger Geld zur Verfügung hat, kann nicht immer mehr ausgeben. So einfach ist das.

(Internet-Tipp: https://www.abendblatt.de)


schorsch antwortete am 30.05.02 (11:29):

Alles wird sich regeln (hoffentlich): Wer abzockt, wird abgeblockt und verschwindet vom Markt. Wir alle haben es in der Hand dafür zu sorgen.

Schorsch


Horst Krause antwortete am 30.05.02 (12:01):

schorsch antwortete am 30.05.02 (11:29):

Alles wird sich regeln (hoffentlich): Wer abzockt, wird abgeblockt und verschwindet vom Markt. Wir alle haben es in der Hand dafür zu sorgen.

Schorsch

Nur so funktioniert die freie Marktwirtschaft. Als Verbraucher und Konsument sollten wir uns auf unsere Rolle als Regulativ besinnen und diese wahrnehmen.


e k o antwortete am 30.05.02 (12:05):

"unsere Rolle als Regulativ wahrnehmen".

So sehe ich das auch, alles andere bringt nichts. Wir haben es selbst in der Hand und dann wollen wir mal sehen, wer am längeren Hebel sitzt.

Wir sollten halt ein bisschen Disziplin üben, dann werden die schon einlenken.


Usch antwortete am 30.05.02 (23:02):

lieber eko, so einfach ist das nicht: ehe wir diszpliniert als regulativ wirksam werden können, haben tausende von firmen bankrott angemeldet, es gibt hunderttausende arbeitslose mehr, die wir alle ernähren müssen. auch du.
das wirtschaftliche desaster ist uns sicher, das war aber bereits bei verkündung des euro absehbar. es dauert nur noch eine weile, bis wir die auswirkungen total verspüren.
NOCH geht es uns gut ... aber nichts im leben bleibt wie es ist.


schorsch antwortete am 31.05.02 (09:18):

Mutlos?

Gerade wir Senioren, die wir ein Leben lang den Groschen zweimal umdrehen mussten, müssten doch jetzt unsere Courage zusammennehmen und einem Abzocker - vor allen Kunden! - sagen können: "He hallo, Sie Abzocker, was fällt Ihnen denn eigentlich ein? Glauben Sie denn, Sie seien der einzige, der dieses Produkt anbietet? Machen Sie nur weiter so, dann können Sie Ihren Laden bald schliessen!"

Schorsch


Horst Krause antwortete am 31.05.02 (15:16):

Usch antwortete am 30.05.02 (23:02):
" ehe wir diszpliniert als regulativ wirksam werden können, haben tausende von firmen bankrott angemeldet, es gibt hunderttausende arbeitslose mehr, die wir alle ernähren müssen. auch du."

Diese Angst habe ich nicht und sie ist m.E. auch unbegründet. Es geht doch darum, denen entgegen zu treten, die die Euroumstellung mißbräuchlich für eine überzogene Preiserhöhung schamlos ausgenutzt haben, und das ist nicht die Masse, sondern einige wenige in der Masse. Also kann es auch keine Lawine von Pleiten und erst recht nicht hunderttausende Arbeitslose geben. Das ist Panikmache und hat mit einem Regulativ nichts zu tun. Gegen Shell wurde mal zu Boykott aufgerufen, der hat etwas bewirkt und Shell lebt heute noch. Ich habe als Konsument schon ganz gezielt gehandelt und Erfolg gehabt, der Preis wurde gesenkt und ich bekomme das zuviel gezahlte Geld zurück. Das Geschäft existiert weiter und hat auch kein Personal entlassen müssen. Nur wenn wir alles akzeptieren, bleibt der Unmut und der Euro-Frust, dann dürfen wir uns allerdings auch nicht beschweren.


Günter Paul antwortete am 01.06.02 (18:11):

Vergeßt bitte nicht, daß die DM im Verlauf ihrer „Karriere“ seit 1948 bis zum 1.Januar dieses Jahres auf dem Binnenmark etwa 75 % ihres ursprünglichen Wertes verloren hat und ihre Kaufkraft bei Einführung des EURO nur noch ein Viertel der anfänglichen betrug (25 Pfennige). .... Teuerung und Abwertung des Geldes sind in der kapitalistischen Marktwirtschaft nun einmal „normale“ Mechanismen der Erwirtschaftung von Profit. Daß die Einführung der neuen Währung zum Anlaß für weitere Preissteigerungen genommen wurde, hat mich nicht überrascht. Aber gerade deshalb rechne ich auch nicht mit Rückkehr zu den ursprünglichen Preisen, höchstens mit zeitweiligen Preisschwankungen.

Was den Boykott von „Abzockern“ betrifft: ... Was denn, wenn die Preise in allen umliegenden Geschäften deutlich erhöht sind, wie ich das hier in Leipzig-Grünau feststelle? - Solllen die Menschen einmal für eine Weile das Essen ganz einstellen? .... Oder sollen sie längere Fahrwege in Kauf nehmen, um günstiger einkaufen zu können?. .... Bei Berücksichtigung der ebenfalls steigenden Fahr- und Benzinpreise können sie dann auch gleich mehr bezahlen. - Die Empfehlung, Abzocker zu boykottieren, trägt also nicht und ist lebensfern.

Bleibt der Trost, daß die Inflationsrate mit 1,2 % doch noch erträglich (? s.o.) ist.- Ihre Berechnung hängt aber leider von einem nach Ermessen der Statistiker gewählten „Warenkorb“ ab. Je nachdem, wie man ihn füllt, fällt auch die errechnete Teuerungsrate aus. Auf den vorwiegend den Alltagsbedürfnissen dienenden tatsächlichen „Warenkorb“ der Bevölkerungsteile mit geringerem Einkommen wirken sich die Preissteigerungen, die ja vor allem Güter des Alltagsbedarfs betreffen, stärker aus als auf den der einkommensstärkeren.

Frau Kühnast hat empfohlen, die „Kaufzurückhaltung“ aufzugeben, weil ja doch alles besser werde. Ja, haben denn die Politiker nicht begriffen, daß es nicht an Kauflust, sondern an Geld fehlt – übrigens auch der Grund für die hohen Forderungen der Gewerkschaften. - Es ist an der Zeit, endlich zu erkennen, daß die spätkapitalistische Wirtschaft derzeit weltweit – nicht nur in der Bundesrepublik – dabei ist, ihre eigenen Grundlagen zu zerstören. .... Um Profit zu erwirtschaften, braucht man eine - möglichst große - Differenz zwischen Preisen und Kosten. Da die Kosten die Arbeitseinkommen, die Grundlage der Massenkaufkraft sind, einschließen, wird dadurch der Absatz und damit die ProfitREALISIERUNG verringert. - Die Folge: Insgesamt geringerer Profit, Firmenpleiten, Massenarbeitslosigkeit, wegen nachlassender Finnazierbarkeit sinkende Sozialleistungen u.s.f. u.s.f.

Es ist an der Zeit, darüber nachzudenken und notwendige Veränderungen der Wirtschaftsordnung anzudenken (vor allem aber anzubahnen). Nicht der Euro trägt die Schuld an dieser Entwicklung, sondern die Profitwirtschaft. Sie funktioniert auch unter dem Schein „sozialer Marktwirtschaft“ nicht mehr! ....

Grüße von Günter Paul


e k o antwortete am 02.06.02 (11:39):

Liebe Usch,

ganz so dramatisch sehe ich das nicht. Es gilt ja nicht, die gesamte Wirtschaft zu boykottieren,lahmzulegen und damit Arbeitslose zu produzieren. Das ist sowieso ein ganz anderes Thema. Es gibt genügend Firmen, die ehrlich und diszipliniert die Preise reell umgerechnet haben.

Wo wir aber aktiv werden sollten - und dies auch können! - ist bei denjenigen, die unverschämt und gewissenlos zugelangt haben.

Selbstverständlich müssen wir auch weiterhin den täglichen Bedarf einkaufen, aber ich denke, dass man nicht alle Preise einfach hinnehmen sollte.

Eigenes Beispiel, über das ich mich ärgere, weil ich es zu spät festgestellt hatte: Ich kaufte bei BAUHAUS einen Schlauchwagen mit 30 m Schlauch. Dafür zahlte ich € 41.80, das sind umgerechnet DM 81.xx Zu Hause angekommen, den Schlauchwagen ausgepackt und dann auf dem Karton entdeckt, dass da der alte DM-Preis geschwärzt war, aber nicht so gut, dass man nicht hätte erkennen können, dass dieser Preis DM 70.00 hieß. Das ist ist eine Preisanhebung um 14% !!! und das finde ich unverschämt und dagegen sollten wir angehen.

Ob die von Günter Paul angedachte "Veränderung der Wirtschaftsordnung" das probate Mittel ist, wage ich sehr zu bezweifeln. An solchen Veränderungen ist ja schon einmal ein deutscher Staat bankrott gegangen. Also, wir sollten schon bei der jetzigen Wirtschaftsordnung bleiben, aber als Verbraucher etwas aktiver werden. Das bleibt nach meiner Überzeugung das probate Mittel der Wahl.

Herzliche Grüße

e k o


Johannes Michalowsky antwortete am 02.06.02 (12:15):

Die Politik ist aufgewacht, nachdem sich Frau Kühnast nicht entblödet hatte, die Vorgängerregierung für eine falsche Weichenstellung hinsichtlich der Euroeinführung verantwortlich zu machen - als ob 4 Jahre nicht genügt hätten, nun zutage tretende Fehler zu korrigieren! Hier ein dürftiges Ergebnis, weiteres unter der unten angegeben URL:


"Der mit Spannung erwartete «Anti-Teuro-Gipfel» in Berlin hat ein Internet-Forum hervorgebracht, in dem sich Verbraucher über Preiserhöhungen beschweren können. «Der Handel kann dann Stellung nehmen, oder auch nicht», sagte Verbraucherschutzministerin Renate Künast nach dem Treffen mit Vertretern von Branchenverbänden, Gewerkschaften und Verbrauchern. Sie hatte vor dem Gespräch konkrete Maßnahmen gegen Euro-Preistreiber angekündigt. Der Handel zeigte sich zufrieden mit dem Ergebnis. An dem Gipfel nahm auch der "Teuro-Scheriff" der "Bild"-Zeitung teil, der die Preisdiskussion in Gang gebracht hatte."


Es ist wohl ein Treppenwitz, daß die Gewerkschaften als einer der Kostentreiber - wie das jetzt wieder vorgeführt wurde - an dieser Runde beteiligt wurden.

(Internet-Tipp: https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/nachrichten/artikel.asp?67220)


Ruzenka antwortete am 02.06.02 (15:58):

Der langen Rede kurzer Sinn, Augen auf, Geldbeutel festhalten, abwarten und zu Hause Tee trinken. Irgendwann
merkt es auch der Letzte.

Tee zu Hause: Da ich nicht willens bin, für einen Teebeutel und ein Glas heisses Wasser soviel zu zahlen, wie für
200 Teebeutel! So viel kann auch die Arbeitskraft nicht kosten, die den Teebeutel ins Wasser versenkt und mir das Glas auf den Gasthaustisch knallt.


schorsch antwortete am 02.06.02 (17:51):

Habt den Mut, im Restaurant zuerst die Karte zu studieren - und dann aufzustehen, wenn einem die Preise nicht behagen! Nur so lernen sie es!

Schorsch

PS. Aber bitte nicht die Bedienung anschnauzen - die kann nämlich nichts dafür und kriegt trotz höherem Gewinn des Patrons nicht mehr Lohn!


Johannes Michalowsky antwortete am 02.06.02 (18:37):

Wie das, lieber Schorsch? Der Euro hat Euch doch (noch) verschont? ;-)


seewolf antwortete am 03.06.02 (02:26):

...weiter (wie bisher schon) mit den Füßen abstimmen !

Übrigens - Ruzenka : es gibt auch "politische" Preise... ich zB möchte NICHT, daß Leute auf meinen besten Plätzen stundenlang einen (1) Tee trinken - deshalb habe ich DEN schon immer teuer angeboten :-)


pilli antwortete am 03.06.02 (10:09):

so was nennt frau/mann "mischkalkulation" :-))

darüberhinaus bleiben manchem wirt "langweilige" gäste erspart.
restaurants und foren zeigen da ähnlichkeiten...


schorsch antwortete am 03.06.02 (16:25):

Ob Euro oder Franken, lieber Jo: Abzocker gibts auch bei uns.

Schorsch