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THEMA:   Öko-Nahrungsmittel vergiftet?

 8 Antwort(en).

Johannes Michalowsky begann die Diskussion am 27.05.02 (18:38) mit folgendem Beitrag:

Aus der Süddeutschen Zeitung von heute:

"Nach dem Auftauchen von schadstoffhaltigem Futterweizen in ökologischen Geflügelbetrieben ist der Biolandbau stark in die Kritik geraten."

Wen wundert das eigentlich? Ich habe stets das Gefühl gehabt, daß es sich bei vielem Öko... und Bio... nur um eine Verkaufsmasche handelt. Viele von uns haben jahrzehntelang Mangel- und unbewusste Fehlernährung bis zum heutigen Tag ohne Öko überstanden - wozu das also?


Manfred Franz antwortete am 28.05.02 (07:12):

Genau so sehe ich das auch.
Schon vor vielen Jahren, als die Öko-Manie auftauchte, sagte ich, zugegeben etwas sarkastisch:
"ÖKO- das sind besch... Eier und madige Äpfel zu Wucherpreisen"
An die "Giftigkeit" von Nicht-Öko-Lebensmitteln glaube ich nicht.
Fest steht außerdem, dass nur die übersättigten westlichen Überflussgesellschaften sich den Öko-Luxus leisten können. Die anderen, und das ist die Masse der Menschheit, könnten sich ohne moderne Anbau- und Pflanzenschutz-Methoden überhaupt nicht ernähren.
Bitte nicht falsch verstehen: Ich rede keineswegs der Naturzerstörung durch die Landwirtschaft das Wort- und auch nicht der Tierquälerei!


Hermann Penker antwortete am 28.05.02 (18:06):

Lieber Johannes M., lieber Manfred F.!
Vielleicht habt Ihr beide recht, zumindest in einigen Staaten. Nicht überall sind die Produktionsbestimmungen für Bioprodukte gleich hart, und nicht überall sind die Kontrollen gleich gut. Demeterbetriebe, die es heute weltweit gibt, sind bestens kontrolliert und daher auch relativ sicher (natürlich kann auch bei solchen Produkten durch Niederschläge eine Beeinträchtigung der Qualität bewirkt werden, überdacht sind ja auch Biobetriebe nicht). Es mag auch da oder dort tatsächlich Betrug vorkommen, nur muss der Täter wissen, dass er nach seiner Aufdeckung seine amtliche Beglaubigung als Biobauer und das Recht, am Biobauernmarkt zu verkaufen, verliert.
Sinnlos mag der Konsum von vollwertiger Nahrung vielleicht für Menschen mit robuster Gesundheit sein. Bei Menschen mit großen Stoffwechselproblemen könnte aber völlige Außerachtlassung der Nahrungsmittelqualität infolge Mineral-und Vitaminmangel die Probleme nur verschärfen. Ich spreche aus eigener Erfahrung. Und natürlich gibt es sowohl in Deutschland wie auch in Österreich Biobetriebe, die zwar nicht zur Demetergruppe gehören, deren Ehrlichkeit aber außer Zweifel steht.
MfG Hermann


Manfred Franz antwortete am 28.05.02 (19:07):

Kann sein, dass auch Du, Hermann, Recht hast.
Bleibt aber die Frage: Haben die "Ökobauern" das gewusst, und den billigeren Hochzuchtweizen als kleinen Zusatzverdienst gern angenommen, oder sind sie wirklich vom Futtermittel-Vertreiber getäuscht worden?
Fest steht jedenfalls, dass der Sache der Ökolandwirtschaft durch gewissenlose Geschäftemacher übel mitgespielt wurde.
Ohne strenge Kontrollen, die auch unbequem sein dürfen und müssen, wird es wohl nicht abgehen, wenn die ökolandwirtschaft nicht zur primitiven Abzocke gutgläubiger Verbraucher verkommen soll.


Hermann Penker antwortete am 28.05.02 (21:06):

Lieber Manfred! Im Raume Leibnitz in der Steiermark durfte über lange Zeit für Kinder nur mit Mineralwasser gekocht werden, weil im Grundwasser die Nitratwerte viel zu hoch waren. Dies war eine Folge des jährlichen Maisanbaues nach konventionellen landwirtschaftlichen Methoden (mit entsprechender Stickstoffdüngung), gekoppelt mit Schweinezucht und damit verbundener Jaucheproduktion, die das Stickstoffproblem weiter verstärkte.
Allein die Genießbarkeit unserer Wasservorräte müsste uns veranlassen, sanfteren Produktionsmethoden den Vorzug zu geben, auch wenn uns dies allen etwas kostet. Aufgabe der Politik müsste es sein, dafür zu sorgen, dass die erforderliche Nahrung für alle erschwinglich bleibt. Dass es Mindestrenten gibt, zum Leben zu wenig und zum Verhungern zu viel, ist eine Bankrotterklärung der Politik der Vergangenheit. Allerdings gibt es auch aktiv im Erwerbsleben Tätige, die Mühe hätten, sich von Bioprodukten zu ernähren. Vielleicht lernen unsere Politiker doch noch dazu? Mit Betrug und auch Dummheit müssen wir in allen Lebensbereichen leben, warum nicht auch in der Lebensmittelproduktion?
Dieses Thema könnte uns auch zum Waldsterben, zur Versauerung der Böden, Verminderung der Keimfähigkeit der Samen von Kulturpflanzen und zu anderen Umweltproblemen führen, ich weiß aber nicht, ob dies vom Autor des Themas erwünscht ist.
MfG Hermann


schorsch antwortete am 29.05.02 (13:39):

Dass mit dem Label "Bio" häufig Schindluder getrieben wird, ist bekannt. Ein Beispiel: Vor ein paar Jahren fanden wir auf einem Markt Baumnüsse, die "Bionüsse" angeschrieben waren. Ich fragte die Bäuerin, die die Nüsse verkaufte, wie alt denn der Baum sei, der so herrlich Früchte liefere. Sie sagte stolz: "Der hat schon zu meiner Grosseltern Zeit auf unserem Hof gestanden und zentnerweise Nüsse erbracht!" Und ich erwiderte: "Glauben Sie wirklich, dass in den über hundert Jahren, in denen der Baum seine Wurzeln in das Erdreich und die Äste in den Himmel gestreckt hat, nie Umweltgifte in den Stamm geleitet wurden?"

Schorsch


DieterH antwortete am 31.05.02 (18:48):

Warum die CDU-regierten Länder im Bundesrat eine Verschärfung der Verbraucherschutzvorschriften heute abgelehnt haben ist eigenartig.
Ist es die Interessenvertretung für die traditionelle Ernährungsindustrie einschließlich der Landwirtschaft?
Ist es nur ein Mittel im Bundestagswahlkampf?
Sind es fachliche Kriterien die im Gesetzesvorschlag nicht richtig behandelt werden?
Die Argumente des Herrn Stoiber waren, was den letzten Punkt betrifft, sehr dünn.
Hätte man ihn nach den anderen Punkten befragt, so hätte er es sicherlich weit von sich gewiesen.
Man kann zu der zuständigen Bundesministerin Kynast stehen wie man will, Verbraucherinteressen sind bei ihr besser aufgehoben wie bei Herrn Stöiber und seiner Lobby.


Margret antwortete am 31.05.02 (21:35):

Auch wenn ich denke dass es bei den Bioprodukten Betrug geben kann und sicher auch gibt, so werde ich die Eier weiterhin beim biohof kaufen, schon der Gedanke an die Hühner in Legebatterien würde mir sonst den Appetit verderben.
Ich wohne am Rand einer wunderschönen Stadt wo es an manchen Tagen unerträglich nach Gülle stinkt,und wenn ich sehe wie trotz aller modernen Technik die Jauche immer noch in großen Mengen über die Felder ausgeleert wird (nicht versprüht)frage ich mich wie kann da das Grundwasser - also unser Trinkwasser noch in Ordnung sein.
Ich kann mir vorstellen das irgendjemand mit dieser Aktion ganz bewußt der Idee der Bioerzeugnisse schaden wollte, was ihm ja auch gelungen ist.
Mir ist ein Apfel mit Wurm auch immer noch lieber als ein Apfel mit Gift, wobei ich aber den Vorteil habe Äpfel in meinem Garten ernten zu können.
Gruß Margret :-)


Margret antwortete am 31.05.02 (21:38):

@DieterH,
Herr Stoiber arbeitet in diesem Fall nach der Methode "der Verbraucher darf alles essen, aber nicht alles wissen".
Gruß Margret :-)