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THEMA:   Pensionsantrittsalter

 11 Antwort(en).

Geli begann die Diskussion am 23.05.02 (11:24) mit folgendem Beitrag:

Sowohl in den deutschen wie auch in unseren österreichischen Medien (die schweizerischen verfolge ich nicht so) ist eines der Dauerthemen in letzter Zeit die Frage der Pensionen (bzw. Renten): wie lange können, sollen, dürfen die Menschen in der Zukunft arbeiten? Besonders uns Mitt-Fünfziger kann dieses Problem ja in der einen oder anderen Art vielleicht noch überraschend "treffen".

Ganz abgesehen von den wirtschaftlichen und politischen Seiten dieser Frage würden mich daher einmal Eure ganz persönlichen Erfahrungen dazu interessieren:

Zum Beispiel: Wart Ihr froh, endlich aufhören zu können, hättet Ihr gerne länger gearbeitet oder lieber noch früher aufgehört? War das dann für Euch eine große Umstellung? Ist sie Euch leicht oder nicht so leicht gefallen? Würdet Ihr es im nachhinein vielleicht anders machen (früher gehen, länger bleiben) - wenn Ihr es Euch aussuchen könntet? War oder wäre Euch "mehr Freiheit" oder "mehr Geld" wichtiger (gewesen)? Hat Euch die Arbeit (nicht irgendeine, sondern Eure ganz spezielle, also die Arbeitsstelle, die Kollegen etc.) irgendwann gefehlt?


Nuxel antwortete am 23.05.02 (11:59):


Ja,Geli,
das sind gute Fragen!

Ich z.B.mußte aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig aus dem Beruf ausscheiden. Das war sehr schwer für mich.
Einem Arbeitstag war ich nicht mehr gewachsen-aber ohne Arbeit konnte und wollte ich nicht sein.
Also habe ich meinen Fähigkeiten entsprechend und unter Berücksichtigung meiner gesundheitlichen Beeinträchtigung
Beschäftigungen gefunden,die ich noch ausüben konnte und die sinnvoll waren.

Ich wäre gerne OHNE vorgeschriebene Pensionsgrenze so lange
im Beruf tätig gewesen,wie Hirn und Belastbarkeit dies zugelassen hätten.
ABER: wäre es gerecht,wenn ältere Menschen einen Arbeitsplatz besetzen,die von ihren Rentengeldern leben könnten - und die Zahl der jungen Arbeitslosen dadurch erhöht wird?
Es ist ja doch so,daß wir Älteren nicht hinterm Ofen sitzen müssen,wenn wir aus dem Beruf ausscheiden.
Noch nie hat es soviel Möglichkeiten gegeben,sich weiterbilden zu können und seine geistigen Fähigkeiten fit zu halten,wie jetzt.
Auch ist genügend bekannt,was wir selber tun können,um körperlich beweglich zu bleiben.

Nuxel


Marlene antwortete am 23.05.02 (12:43):

Hallo Geli, mein Bericht ist eigentlich positiv. Bevor ich 60 Jahre alt wurde ging es unserer Firma nicht so sehr gut. Man plante den Mitarbeiterbestand zu reduzieren. Die älteren Mitarbeiten bekammen das Angebot einen Aufhebungsvertrag anzunehmen. Großspurig habe ich darauf verzichten wollen, da ich mir ein Leben ohne Firma nach 25 Jahren nicht vorstellen konnte. Ausserdem waren die Kinder aus dem Haus und mein Mann arbeitet in der gleichen Firma. Mein damaliger Vorgesetzter, dem ich heute noch sehr dankbar dafür bin, machte mir das Ganze jedoch schmackhaft und dann habe ich den Vertrag mit einer Abfindung angenommen. Da ich die Kündigungszeit einhalten mußte habe ich noch ein halbes Jahr in kauf nehmen müssen. Diese Zeit war für mich die schwerste, meine netten Kolleginnen und Kollegen verlassen ohne Arbeit, nur Hausarbeit, das war das Ende. Aber alles hat sich zum Guten gelöst, ich war nur kurze Zeit zu Hause, da bot man mir eine Tätigkeit an, die mich, jetzt schon sechs Jahre zufrieden und glücklich sein lässt. Inzwischen ist mein Man auch Rentner und wir lassen alles langsam angehen.
Vielleicht wolltest du so etwas gar nicht hören, aber ich habe es einfach mal geschrieben.
Nebenbei bemerkt die Firma hat inzwischen auch auf etwa 2000 Mitarbeiter aufstocken können und es geht ihr gut. Der Kontakt besteht noch.


Heidi antwortete am 23.05.02 (13:19):

Die Frage, wie lange "dürfen" wir noch arbeiten, wird sich in der Zukunft wohl kaum noch stellen. Eher die Frage, wie lange "müssen" und/oder "können" wir noch arbeiten.

Ich "muss" zum Beispiel noch bis zum 65.Lebensjahr arbeiten, ob ich will/kann oder nicht. Es ist vorhersehbar, dass bei den derzeitigen und zukünftigen Altersstrukturen, sich diese Grenze noch weiter verschieben wird. Die Rente erst ab 70 ist für mich keine Utopie mehr.
--------

Hier ein Tipp für die noch jungen "schon Rentner" :-)

Auf Günter Roghans Seite(https://www.rogahn.de.vu/ unter "Was gibt es Neues" und dort unter "4. Altenbericht") gefunden - interessant für "Rentner" die es (Arbeit) nicht lassen können :-)

Bundesmodellprogramm "Erfahrungswissen für Initiativen" (EFI)

" Das Tätigkeitsfeld einer seniorTrainerin bzw. eines seniorTrainers steht Menschen im Übergang ( z.B.Vorruhestand, Altersteilzeit ), im Anschluss an die Erwerbsphase oder an die aktive Familienphase offen. Zur Ausübung von Vortrags-, Lehr-, Supervisions- oder Tutorentätigkeiten bei örtlich tätigen Freiwilligeninitiativen sind Fachleute angesprochen, die spezifische Erfahrungen aus ihrem beruflichen Kontext mitbringen. Ihnen wird für die Zusammenarbeit mit ehrenamtlichen Initiativen eine Zusatzqualifikation angeboten. Gleichzeitig sind erfahrene Ehrenamtliche angesprochen.
Für die Weitervermittlung ihrer Erfahrungen erhalten die künftigen seniorTrainerinnen/Trainer ein Kursangebot zur Didaktik der Wissensvermittlung sowie die Möglichkeit, sich für spezielle Inhalte weiterzubilden."

Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend startet das Multiplikatorenprogramm "Erfahrungswissen für Initiativen (EFI)"



https://www.efi-programm.de/

(Internet-Tipp: https://www.efi-programm.de/)


Hermann Penker antwortete am 23.05.02 (20:50):

Liebe Runde!
Die Österreichische Bundesregierung wünschte zwar, es mögen die unselbständig Erwerbstätigen länger in ihrem Beruf ausharren, verunsicherten aber all jene, die in naher Zukunft in Pension gehen konnten, durch immer unangenehmere Ankündigungen für zukünftige Pensionisten. So kam es, dass mancher, der eigentlich noch gerne weiter gearbeitet hätte, in Pension ging, weil er befürchtete, für seine längere Arbeitszeit anschließend bestraft und zu schlechteren Bedingungen pensioniert zu werden. Unter diesem Aspekt ging auch ich in Pension, sobald dies möglich war.
Ich wartete bis zum letzt möglichen Moment in der Hoffnung, es werde festgelegt werden, dass jeder, der länger arbeitet, auf jeden Fall zu den Bedingungen in Pension gehen können, zu denen er es schon früher hätte tun können. Meine Hoffnung erfüllte sich nicht. So hat die Regierung selbst sicher eine größere Anzahl von durchaus noch Arbeitswilligen in die Pension getrieben.
MfG Hermann


Ruth L. antwortete am 23.05.02 (22:22):

Ich habe genau bis zum Tag der Pensionierung gearbeitet und habe meinen Arbeitsplatz sehr gerne geräumt.
Allerdings hatte ich mir - branchenmässig parallel - schon Jahre vorher eine "eigene, kleine Firma" aufgebaut und durfte dadurch weiterhin meinem Metier treu bleiben.
Mit einigen der früheren Kollegen bin ich immer noch verbunden und wir plaudern gerne von den "alten Zeiten".


Johannes Michalowsky antwortete am 23.05.02 (22:34):

Das dürfte von Fall zu Fall sehr unterschiedlich sein, bei Angestellten anders als bei Beamten oder bei selbständig Gewerbetreibenden oder Freiberuflern, vorgezogener Ruhestand ja oder nein?

Ich konnte das Ende meiner beruflichen Tätigkeit als Freiberufler selbst bestimmen, habe meine Arbeitsbelastung kontinuierlich vermindert (ich nannte das für mich eine "weiche Landung" in den Ruhestand) und habe im Alter von 68 dann ganz aufgehört. Da gab es für mich nie Probleme, und auch jetzt übe ich im Grunde meinen Beruf noch aus (meine "Homepage"), allerdings ohne Pflicht und dafür auch ohne Vergütung, aber mit Spaß und hinreichender Ausdauer. Ich bin zufrieden mit dem, wie es gelaufen íst für mich.

(Internet-Tipp: https://michalowsky.de.vu)


Marliese antwortete am 24.05.02 (21:54):

Guten Abend zusammen,
mit 62 Jahren bin ich in Rente gegangen und habe nun mein Hobby zum Beruf gemacht. Manches Mal habe ich das Gefühl, noch nie im Leben so viel gearbeitet zu haben wie derzeit. Bei mir hat sozusagen das dritte Arbeitsleben begonnen. 25 Jahre "nur" Hausfrau und Mutter, 15 Jahre Arbeit mit jugendlichen Behinderten, eine interessante, abwechslungsreiche Tätigkeit, die mich voll ausgefüllt hat. .
Und doch habe ich keine Sekunde dieser Arbeit nachgetrauert. Für mich war einfach ein Lebensabschnitt vorbei, ohne Trauer, mit viel Neugier auf die Zeit die kommt.
Und jetzt habe ich manches Mal das Gefühl, die Zeit rinnt mir unter den Fingern weg, weil ich festgestellt habe, dass ich das, was ich mir für das Rentenalter vorgenommen hatte, gar nicht mehr schaffen kann.
Ich wünsche jedem diese Zufriedenheit im "Ruhestand" und das nötige Einkommen, um den Ruhestand ohne finanzielle Sorgen genießen zu können. (Ich hoffe, dass ich mit meinen Auslassungen nicht das Thema verfehlt habe).
Herzlich Marliese

(Internet-Tipp: https://www.marliese-echner-klingmann.de)


Geli antwortete am 28.05.02 (13:23):

Die derzeitige österreichische Regierung versucht mit allen Mitteln, Beamte einzusparen.
Deshalb hat sie ein (bis Ende 2003) befristetes Gesetz beschlossen, das die Möglichkeit gibt, Beamte unter bestimmten Bedingungen (ausgegliederte Dienststellen, aufgelassene Abteilungen etc.) mit 55 Jahren mit 80% ihres Gehalts in den Vorruhestand (Pension derzeit ab 61 1/2 Jahren) zu schicken.
Der Beamte, der dieses "Angebot" bekommt, muß sich innerhalb von 14 Tagen entscheiden, ob er annimmt oder nicht. Nimmt er nicht innerhalb dieser Frist an, kann es ihm passieren, daß er danach mit 75% gehen muß.
Wie würdet Ihr Euch entscheiden (auch wenn mir klar ist, daß man das so pauschal nicht entscheiden kann) ?


WANDA antwortete am 28.05.02 (19:16):

Ich stosse erst jetzt auf dieses Thema. Also bei mir war es so, dass ich mit der Berentung (mit6O) eine neue Ehe einging und in eine neue Stadt zog. Dadurch bedingt fiel ich nicht sofort in ein Loch. Das kam später.
Mir hat mein Berufsleben sehr gefehlt. Vom Kopf her wusste ich, dass ich es nicht mehr geschafft hätte, zumindest voll zu arbeiten aber vom Gefühl her litt ich. Mir fehlte ehrlich gesagt auch die Anerkennung, das Lob, das Gefühl etwas gut gemacht zu haben, die Kollegen usw.
Nachdem ich Witwe war, habe ich mir jeweils in den Sommermonaten Arbeit gesucht. Einmal war ich auf einer Insel als Saisonkraft für 4 Monate, l Jahr habe ich auf der Expo gearbeitet, bezw. einen Sommer und weil es immer schwieriger wird im Alter noch etwas adäquates zu finden, habe ich jetzt einen Schrebergarten, zumindest arbeitsmässig füllt er mich aus, ansonsten Brombeeren voller Läuse, im Birnbaum ein Pilz und an den zwetschgen die Krauselblätterkrankheit. Jetzt frage ich mich natürlich, hatte ich das wirklich nötig ??


Geli antwortete am 29.06.02 (14:17):

Die derzeitige österreichische Regierung versucht mit allen Mitteln, Beamte einzusparen.
Deshalb hat sie ein (bis Ende 2003) befristetes Gesetz beschlossen, das die Möglichkeit gibt, Beamte unter bestimmten Bedingungen (ausgegliederte Dienststellen, aufgelassene Abteilungen etc.) mit 55 Jahren mit 80% ihres Gehalts in den Vorruhestand (Pension derzeit ab 61 1/2 Jahren) zu schicken.
Der Beamte, der dieses "Angebot" bekommt, muß sich innerhalb von 14 Tagen entscheiden, ob er annimmt oder nicht. Nimmt er nicht innerhalb dieser Frist an, kann es ihm passieren, daß er danach mit 75% gehen muß.
Wie würdet Ihr Euch entscheiden (auch wenn mir klar ist, daß man das so pauschal nicht entscheiden kann) ?


Hagen antwortete am 07.07.02 (03:57):

Die eigentliche Frage ist doch stets die Gleiche:
Was mache ich denn mit der vielen Freizeit?

Verfüge ich über ein Hobby oder habe ich ein solches im Visier, das mich vollauf beschäftigen würde, gehe ich in den vorzeitigen Ruhestand.
Dazu suche ich meinen Arzt auf, lasse mich mit Hormonen und Kuren hochpäppeln, bewege mich in meinem Garten, auf dem Joggingpfad oder in einem Fitnesstudio. Dann bin ich bis zur Erreichung meines Pensionsalters topfit und kann mich an meiner Pension erfreuen.

Weiß ich jedoch, dass ich kein Hobby und keine Lust habe, mich durch ein wenig Sport zu verjüngen, bleibt mir nur weiterhin meinen Job zu erledigen, um an Ende dann wieder vor dem gleichen Problem zu stehen. Dann verfüge ich nur über ein schlappes Salär von 75% und frage mich, warum ich nicht eine paar Jahre früher eine bessere Entscheidung getroffen habe.