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THEMA:   Erinnerungen

 6 Antwort(en).

Nuxel begann die Diskussion am 17.05.02 (12:12) mit folgendem Beitrag:

Wer mit Geschwistern aufgewachsen ist,kennt ganz sicher die vielen Möglichkeiten,einander Schabernack zuzufügen.
Ich kam als junge Mutter vom Ehemann "beurlaubt" mit meinem Baby für einige Wochen ins Elternhaus zurück,3 Geschwister waren noch zu Hause.
Als ich an einem heißen Tag in der Waschküche die windeln (machte man damals noch)waschen wollte,ging mein ältester Bruder gerade am -glücklicherweise vergitterten- Fenster vorbei und ich mußte natürlich ganz schnell den Wasserschlauch nach draußen richten."Das gibt Rache"wartete ich nicht ab und verriegelte die Tür.Mein Bruder war sich sehr sicher,daß ich irgendwann rauskommen müßte,da die Kleine oben schrie,es war Trinkzeit!! Alles betteln von mir half nichts,er ließ mich nicht raus,also lautstark:MUUUttter
rufen,half,und sie kam,"geleitete"mich nach oben,in ihrem Geleitschutz war ich sicher und bis zum Abend sah es so aus,als ob alles vergessen sei.
Ich war schon fast eingeschlafen,da ging meine Zimmertür auf
ein Bruder riß blitzschnell meine Bettdecke hoch,der andere ergoß einen großen Krug eiskaltes Wasser über meinen Bauch.
Mein Aufschrei holte erschrocken meine Mutter nach oben,die aber auch nur mitlachen mußte.
Sie murmelte zwar:ist ja nicht zu glauben,man sollte meinen,ihr wäret erwachsen..


schorsch antwortete am 17.05.02 (13:03):

Glücklich, wer niemals ganz "erwachsen" wird! Wie sollte man denn seine Kinder verstehen, wenn man selber nie eines war - oder es schnellstens zu vergessen trachtet.

Am Muttertag waren meine Frau und ich von unserer Tochter eingeladen. Unsere Enkelin begrüsste uns ganz betrübt. Ich versuchte aus ihr heraus zu bringen, was sie denn bedrücke. Endlich sagte sie, sie habe zwei Wochen Ausgeh- und Fernsehverbot, weil sie vor ein paar Tagen zu einem Nachbarskind gegangen sei ohne sich abzumelden. Hier muss ich aber noch anfügen, dass das Haus nur wenige Meter vom Wald und der Autobahn entfernt liegt. Als ich unsere Tochter unter vier Augen fragte, ob sie da nicht ein bisschen zu heftig reagiert habe, und ihr so nebenbei einige Müsterchen aus ihrer eigenen Jugend zum Besten gab, lachte sie. Ich denke, dass das obige Verbot die Woche drauf ein bisschen reduziert wurde!

Schorsch


lydia antwortete am 17.05.02 (22:56):

liebe nuxel.
ich habe deine geschichte mit grösstem vergnügen gelesen :-)))))
oh wie schön, dass es noch mehr solche grosse kindsköpfe gibt:-))
ich konnte auch nie verstehen, dass andere frauen,, kaum waren sie verheiratet, und erst recht wenn sie kinder hatten - sooo fürchterlich vernünftig wurden! :-/

bringt doch das leben noch unbillen zur genüge, warum soll man denn nicht wenigstens das geniessen was man kann, und erst noch nichts kostet:-))

ich kann auch heute noch so rumalbern mit meinen enkelchen.
als ich mal zu einem von ihnen (dem portugiesli) sagte, dass er bei mir nicht leise sein müsse, denn ich liebe lärm, insbeondere den von kindern, da schaute er mich mit riesengrossen augen an und dann rannte er ins haus und schriee: "maiiiii, minha avo lili ela gosta du barulho!!"
mamiiii, meine oma lili liebt den lärm)


Nuxel antwortete am 18.05.02 (00:12):


Liebe Lydia

kann mir denken,daß Dir meine Erinnerung Spaß gemacht hat,muß ja selber lächeln,wenn ich daran denke!
Es gibt noch sehr viel mehr Erinnerungen dieser Art.

Ja,Kinderlachen und lärmen=fröhlichsein ist etwas Kostbares,
das kann man mit Geld nicht kaufen!
Obwohl meine Enkelkinder,wenn sie bei mir waren,gehorchen mußten,waren sie doch sehr gerne bei mir-oder gerade deswegen?
Aber Spaß gemacht haben wir und die "Eltern" meiner Enkel haben mehr als einmal gesagt: also Mutti,wirklich,du bringst den Kindern auch noch den Unsinn bei!Wieso gehorchen sie dir trotzdem......
Ich bin keine Schokoladenbonbon-Oma--das Schönste,was ein Enkel,fünfjährig,zu seinen Freunden sagte,war:meine Oma kann alles.Tatsächlich hatte er in seinem Zimmer ein Körbchen,in das er alles legte,was entzwei gegangen war.und wenn ich hinkam,versuchte ich, es gemeinsam mit ihm zu reparieren.
Als Erstklässler hat er einmal auf dem Schulweg mit Freunden die Zeitungen in den Briefkästen "ausgetauscht"
zum absoluten Entsetzen meiner Tochter,ich nahm in an die Hand und ging mit ihm in die Straße,wo die Buben den Unsinn gemacht hatten und blieb bei ihm,während er sich entschuldigte.
Als Fünfjähriger war er begeisterter Zuschauer,als Haus und Garage gestrichen wurden.Als der Maler Feierabend hatte,strich er Fahrräder und Mülltonnen an----konnte gar nicht verstehen,daß seine Eltern entsetzt waren und mit ihm schimpften.Ich ging mit ihm nach draußen,und gemeinsam haben wir mit viel Wasser und Mühe alles wieder gereinigt.
Dabei war es ganz leicht,zu erklären,warum es nicht richtig
war,mit fremder Farbe fremdes Eigentum zu bemalen.

Nuxel


isolde antwortete am 18.05.02 (07:02):

Ich lebe in einem Dreifamilienhaus mit Gemeinschaftsgarten.
Gestern nun kam die 5-jährige Tochter eines meiner Mitbewohner zu besuch.

Sie backte flugs einen Kuchen (Eierpampe) für uns. Nun suchte sie noch das Ei, das ja in dem Kuchen hineingehört. Sie fand als Ersatz einen weissen Stein.

"Nein", sagte ich, "das Ei kannst Du nicht nehmen, dass ist ein Zauberstein."
Grosse, ernste Augen schauten mich fragend und skeptisch an.
Ich bat sie, mir doch mal diesen Stein zu geben, damit ich hören kann, was dieser Zauberstein sagte. Sie gab ihn mir erwartungsvoll. Ich hielt den Stein an meinem Ohr, lauschte anstrengend und sagte zu ihr: "keine Frage, das ist ein Zauberstein und er sagt, er möchte bei dir bleiben, um sie zu beschützen." Ich hielt ihr selbst den Stein ans Ohr, und fragte sie: "hörst du, wie er mit dir spricht?? " Ja, sie hörte ihn sprechen. Sie freute sich und suchte nun weiter nach Zaubersteine. Oh, wie war die Enttäuschung gross, dass alle Steine, diese noch zeigte, keine Zaubersteine waren.
Sie backte dann ihren Kuchen zu ende, um ihn uns dann mit Kaffee zu servieren.
Na toll, wie nun ablenken?
Da viel mir meine Beethexe ein.
Ich habe auf einem Beet aus Kostengründen eine selbstgemachte blaue hübsche Hexe hingestellt.
Ich lenkte sie mit der Hexe ab, damit der Kuchen verschwinden kann.
Ich sagte:"schau, Du kannst den Zauberstein der Beethexe anvertrauen. Sie passt auf ihn auf."
Wieder grosse fragende Augen.
"Na, schau doch," sagte ich zu ihr, "wie sie dich anschaut."
"Ja," bestätigt sie, "sie schaut mich an." Ich fragte sie: "was sagt die Beethexe zu dir?"
Und sie sagte voller inbrunst: " Das ist eine gute Hexe und sie wird auf meinem Zauberstein aufpassen."
"Richtig", sagte ich zu ihr, "doch sie sagt noch etwas. Hör doch mal." Wieder grosse Augen. "Die Beethexe sagt noch", erzählte ich ihr, "dass sie dich lieb hat".
Freudig erregt, Kuchen vergessen, ging sie mit ihren Papa in die Wohnung.

So einfach ist es kleine Kinder ohne Geld zu mindest lächelnd zu machen.

Gruss - isolde


lydia h. antwortete am 18.05.02 (07:12):

liebe nuxel

>du bringst den Kindern auch noch den Unsinn bei!Wieso gehorchen sie dir trotzdem......

fast genau diese worte (nur auf französich:-) sagte meine schwiegertochter aus portugal zu mir.

warum das so ist? weil wir diesen kindern unsere zeit und volle aufmerksamkeit schenken können.

als wir aber selber noch mitten im strudel der kindererziehung waren, war das nicht immer so einfach, auch wenn ich meinen kindern nur sehr weniges kaufen konnte und wir aus allen das wir fanden, in natur und aus weggeworfenem, etwas bastelten und ich auch immer für die kinder da war, so musste doch gar so manches husch husch gehen, und da brannten dann auch mal die nerven durch.

die enkel, die sind nicht immer bei einem und man muss nicht die ganze verantwortung und 24 stunden bereitschaft haben.
man kann sie und sie uns, einfach geniessen und deren mütter entlasten.
wie z.b. deine gemeinsame entschuldigungstour mit dem sprössling;-)

leider kann ich meinen lieben enkel aus portugal(bald 8j) nur 2 x im jahr in die arme drücken. da müssen wir dann alles in konzentrierter form unternehmen, das macht mich so oft traurig. und jedesmal diese herzzerreissenden abschiede:-((
vorletzten sommer war er zum erstenmal alleine für ca 2wochen bei mir in der schweiz. ich flog runter ihn zu holen und wieder runter ihn heimzubringen.

er wäre gerne noch länger geblieben, aber seine mama hatte fürchterliches heimweh nach ihm, was ich sehr gut verstehen konnte.

ich habe aber noch 2 enkel in der nähe (söhne meines 2.sohnes, 2j und halbjährig) .
beim grösseren ist im moment das steine werfen am fluss der grosse hit , sowie das zug fahren.

ja grosseltern haben eine grosse und schöne aufgabe.

liebe grüsse
lydia


schorsch antwortete am 18.05.02 (13:39):

Schon als unsere Enkel noch ganz klein waren, begann ich ihnen Unsinn zu erzählen. Wenn sie es dann glaubten, machte ich sie darauf aufmerksam, dass ich erstens Unsinn erzählt hätte und zweitens, dass man jedesmal, wenn man etwas erzählt bekommt, dieses im Kopf auf seinen möglichen Wahrheitsgehalt prüfen solle. Nur so könne man verhindern, dass jemand einen übers Ohr haue. Sie habens begriffen und seither kann ihnen niemand ein X für ein U vormachen - nicht mal am 1. April!

Schorsch

PS. Natürlich muss ich ab und zu riskieren, dass man mir Sachen auch nicht glaubt wenn sie wahr sind!!!