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THEMA:   Werde ich mit "Anfang 70" eine Greisin sein?

 37 Antwort(en).

hedwig begann die Diskussion am 04.04.02 (12:15) mit folgendem Beitrag:

Unter "Politik" -Tot oder Lebendig -
wird doch tatsächlich von GREISEN geschrieben
in Bezug auf Sharon und Arafat.
Das berührt mich aber sehr eigenartig.

Wenn die "Autoren" auch viel jünger sein mögen, so ist es ein starkes Stück, von Personen, die Anfang siebzig sind, als von Greisen zu sprechen. Bin selber Jahrgang 1934.


Joachim antwortete am 04.04.02 (13:09):

Man sollte nicht alles auf sich beziehen.
Du bist - wie du dich fühlst.


Wolfgang antwortete am 04.04.02 (13:18):

"Greis" ist ein vielleicht etwas aus der Mode gekommenes Wort, aber doch ein sehr schönes und aus sich heraus ein auf keinen Fall beleidigendes Wort.

Wie schön die Worte "Greis" bzw. "Greisin" verwendet werden können, zeigt das Kindermärchen "Die Insel Marzipan" von GEORG ADOLPH GLASBRENNER (1810-1876):

Die Insel Marzipan - Zweiter Abend

Guten Abend, Kinder! Setzt
Euch um Muhme Rählen!
Erst ein Pris'chen! So! Und jetzt
Will ich Euch erzählen
Weiter von der Wunderwelt,
Von der Kinder-Insel,
Und, noch mal, wem's nicht gefällt,
Ist ein dummer Pinsel!

Sagt' ich Euch nicht gestern: dort
Gäb's in Dorf und Städtchen,
Rundumher im ganzen Ort:
Knaben nur und Mädchen?
Ja, so sagt' ich, und es ist
Auch im Grunde richtig;
Dennoch... nun paßt auf und wißt,
Was jetzt kommt, ist wichtig.

[...]

Seht, in Locken silberweiß,
Und im blauen Kleide
Diese Greisin, diesen Greis,
O wie edel beide!
Seht ihr Antlitz, himmelsklar,
Sanft und engels-milde!
Das ist's heil'ge Menschenpaar
In dem Lustgefilde!

[...]

Dass "GreisIn" als beleidigend aufgefasst wird, zeigt m. E. nach deutlich, wie schwer sich viele Menschen heutzutage mit dem Altwerden tun... Wie soll man Menschen dieser Gruppe nennen? Schlicht: Alte? - Oder, euphemistisch und deshalb sehr beliebt: SeniorIn? :-)

(Internet-Tipp: https://gutenberg.spiegel.de/autoren/glassbre.htm)


Margret antwortete am 04.04.02 (15:11):

Hallo,
woher kommt diese Bezeichnung überhaupt?? Für mich hat es etwas mit dem Wort grau, (graue -griese Haare zu tun) und die haben viele von uns doch schon seit Jahren, in dem Sinne sind wir fast alle Greise/Greisinnen.Wir wollen immer älter werden, aber
alt sein will keiner.
Gruß ;-)) Margret


Jörg antwortete am 04.04.02 (15:36):

Das Wort "greis" kommt etymologisch tatsächlich von "grau".

Unabhängig davon aber finde ich, das Wort "Greis" hat auch etwas Respekt- und Würdevolles und wurde zumindest früher oft im selben Atemzug mit "weise" genannt. Aber der heutzutage verbreitete Jugendwahn hat auch das schöne Wort "weise" beinahe aus dem Sprachschatz verdammt. (Ich bin übrigens erst 27 und nur gerade zufällig auf diese Seite gestoßen, aber mir gefällt das Wort "Greis"...)


Ruth L. antwortete am 04.04.02 (15:39):

Werde ich .....?

Aber sicher - bin ich schon - muss ja nicht unbedingt bedeuten, dass ich senil bin.
Gruss Ruth


Vroni antwortete am 04.04.02 (16:42):

Finde die Bezeichnung Greis nicht gut. Greis hat nicht unbedingt mit Weisheit im Alter zu tun. Der Ausdruck Senior ist doch viel besser. Wer möchte schon greisenhaft sein und der Ausdruck "Tattergreis" ist doch sehr abwertend. Es gibt viele "junge Alte", die aktiv im Leben stehen und durchaus nicht vom Jugendwahn besessen sind. Natürlich läßt die Leistungsfähigkeit im höheren Alter nach. Darauf muß man sich halt einstellen.
Gruß
Vroni


WANDA antwortete am 04.04.02 (17:43):

Beide Männer sind angesichts der Macht über die sie verfügen,schon recht alt. Nur deshalb fiel wohl der Ausdruck Greis. In unserem heutigen Sprachgebrauch hat der Greis tatsächlich etwas Abwertendes aber den Handschuh muss man sich ja nicht anziehen.
Ich weiss, dass ich alt bin, alles ist relativ und ich fühle mich jung. Gestern war ich im Kino: Italienisch für Anfänger. Danach habe ich beschlossen, irgendwann noch einmal nach Venedig zu fahren. Ich kann den Film nur empfehlen.


pilli antwortete am 04.04.02 (20:48):

liebe bestimmt nicht greisenhafte hedwig,
unsere sprache hat so viele wortarten, wir sollten versuchen, einige vieleicht doch in eine grosse schatztruhe zu stecken und für die nachwelt als abschreckendes beispiel zu konservieren. viele meiner freunde und bekannten nähern sich den "siebzigern" oder sind es schon. ich wüßte wirklich nicht zu sagen, wie alt der oder diejenige ist, wenn ich es nicht wüsste. so vieles bewundere ich an ihnen, so oft wünsche ich mir, ähnlich zu agieren. es wird bei unseren treffen gelacht, getanzt, geflirtet. reisepläne werden geschmiedet und, und, und...
ich sende dir zeitlose grüsse,
pilli


schorsch antwortete am 05.04.02 (09:31):

Im Zusammenhang mit Sharon und Arafat ist der Begriff "Greise" nicht von der Hand zu weisen. Denn beide benehmen sich tatsächlich wie sture, verknorkste, senile Greise!

Ich bin selber auch 70, fühle mich aber noch absolut noch flexibel......

Schorsch


hedwig antwortete am 05.04.02 (12:35):

Hallo ihr Lieben alle!

Eins hatte ich zu erwähnen vergessen, nämlich,
dass ich zu meinem Alter und Altwerden durchaus stehe.
Das drücke ich auch fröhlich in meinem Äußeren aus, färbe z. B.
keine Haare, was ich jedem, der anders handelt, aber herzlich
gönne etc und ihn gern annehme.

Eure Antworten las ich mit Interesse und lerne, ein bißchen
cooler...zu denken.
Seid gegrüßt.


Marianne Schmitt antwortete am 05.04.02 (15:58):

Liebe Hedwig
Habe lange nichts von Dir gelesen aber Du bist bei Gott keine Greisin, hast Dich in Deinem "hohen " Alter noch an den PC gewagt und alles gut geschafft. Du bist mir nur als sehr vital bekannt. Dies schreibt Dir eine des Jahrgangs 1928 Herzliche Grüße Marianne


Marusa antwortete am 05.04.02 (20:38):

Ich stehe durchaus zu meinem Alter. ( Jahrgang 1918 )Aber als Greisin fühle ich mich noch lange nicht.Wichitig ist doch, was man mit seinen Möglichkeiten anfängt und seine Freude auch an kleinen Dingen des Lebens nicht verliert.

Herzliche Grüße an alle junggebliebenen Alten
Eure Marusa


martina antwortete am 05.04.02 (23:31):

ein freundliches "hallo" an @ll hier :-)

ich bin rein zufällig hier auf dieses forum gestossen und und finde einfach gut, was ich hier so bisher gelesen habe.

nun die bezeichnung "greisin" finde ich persönlich auch nicht so schön, finde - es klingt ein wenig abwertend auf mich, ich glaube, meine omi und mein opa hätten das auch nicht so toll gefunden, leider leben beide nicht mehr. meine eltern sind jetzt 74j. und 70j. und sehen das sicher ganz genauso.

ich bin sehr angenehm überrascht von all den recht positiven und lebensbejahenden meinungen hier, ist sicher falsch ausgedrückt, denn älter zu werden heisst ja nicht auch gleich lebensmüde zu werden, damit ich hier nicht missverstanden werde :-)
vielleicht sehe ich das auch nur so, weil ich halt mir nicht mehr vorstellen kann, in diesem alter noch zu leben . . . was auch nichts mit dem alter an sich zu tun hat.
ich bin mit 42 jahren vor zwei jahren schon witwe geworden und seit dem ist nichts mehr, wie es mal war. lebensfreude gibt es keine mehr, sowie auch keinen lebenssinn. eigentlich denke ich nur noch ans sterben und fühle mich auch recht "alt" innerlich vom denken her. ich denke in letzter zeit oft daran, wie ich eigentlich so dachte mit 20j. oder mit 30j. - unvorstellbar dagegen erscheint mir 10 oder 20 jahre weiter im voraus zu denken, ich weiss nicht mal, ob ich das auf 1 jahr begrenzen könnte . . .
sorry, waren halt so meine gedanken . . .


Barbara antwortete am 06.04.02 (07:17):

hallo,ich bin 73 und seit 2 jahren witwe,sicher ist nichts mehr wie es war,liebe martina.aber das leben bietet nich so viele überaschungen.ich habe mich mit 72 noch an den computer gewagt und fülle die tage an denen es besonders schwer ist damit aus.ob greisin oder seniorin ist mir schnuppe,das leben ist schön.positiv denke und sich an den eigenen haaren aus den seelischen tiefs herauszeihen.
ich wünsche allem "greisinnen"und "greisen" ein schönes
wochenende
barbara


Sekretaeri antwortete am 06.04.02 (08:48):

Ich schreibe mal frei aus meinem Herzen und hoffe, es nimmt mir keiner übel.
Mit den Worten Greis/Greisin kann ich auch nichts anfangen, mir fehlen zwar noch ein paar Jahr, bis ich Euer Alter erreicht habe, aber trotzdem finde ich die Worte nicht sehr nett, geschweige denn angebracht.
Ich habe hier schon soviel geschmökert und gelesen, Eure Gedichte, Geschichten und Gedanken zu egal welchem Thema und bin aufrichtig begeistert.
Schon als ich das erstemal hier war, gingen meine Gedanken zum Vergleich an meine Eltern. Sie sind 63 und 66 Jahre, aber wenn ich es könnte, würde ich sie gerne ordentlich wachrütteln und ihnen ein Stück von Eurer Lebensqualiät geben. So, wie sie ihr Leben leben, finde ich es nicht gut. Sie haben sich versteckt vor dem Leben. Ich habe schon soviel mit ihnen darüber geredet, aber ich laufe gegen eine Mauer. Es soll nicht bösartg klingen, aber auf meine Eltern würde dieses für mich unschöne Wort Greis/Greisin geradezu passen. Wie wäre es denn ganz einfach mit Dame/Herr, Worte die eigentlich keine Altersbegrenzung benötigen?
Ich wünsche Euch allen noch ein schönes Wochenende.

Gruss Sekretaeri


hedwig antwortete am 06.04.02 (10:07):

Noch mal: Hallo, alle Lieben!

Hoffentlich gehe ich euch nicht auf die Nerven, aber eben lese ich wiederum Beiträge nach meinem gestrigen, die mich
alle sehr- und auch individuell - ansprechen.

Danke! Wenn ich hier nur Martina direkt erwähnen möchte, dann, um ihr zu sagen, dass ich - und sicher viele von uns -
diese Trostlosigkeit bestens kennen, aber gleichzeitig wissen
wir auch, dass wir uns selber helfen müssen, wie es Barbara
auch schreibt. Das klappt auch, liebe Martina, und wenn du dich ein bißchen an uns halten magst, an uns Alten, dann findest du dich auch bald wieder und magst leben.

Einfach denken: "Ich will versuchen, den heutigen Tag, nur den heutigen Tag, einigermaßen gut zu verbringen, und wenn es mir gelingt, einige Augenblicke mal nicht an mein Elend zu denken, ist das schon ein Schritt vorwärts"..
Das fängt mit ganz banalen Dingen an (sich besonders nett pflegen und rausgehen, Haltung beachten, als kleiner Anfang..) Das hilft, liebe Martina, denn es gibt keine gute Fee, die uns was hinzaubert, und erst recht keine Pillen.....

aber wir mobilisieren unsere eigenen Kräfte.
Vielleicht magst du eine kleine Aufgabe suchen. Oder, wie gesagt, dich ein wenig an uns halten. Über kurz oder lang magst du uns dann ein fröhliches Adieu sagen, weil du dann wieder mutig wurdest.
Unsere verstorbenen Männer wollen uns noch nicht dort haben, wo sie sind, noch nicht, liebe Martina.
In diesem Sinne liebe Grüße an dich, und recht herzliche Grüße euch anderen alle!


WANDA antwortete am 06.04.02 (11:56):

Liebe Martina, ich wurde vor fünf Jahren ganz plötzlich Witwe und kenne den Zustand, den Du beschreibst zur Genüge.Ich konnte dieser Traurigkeit nicht Herr werden, auch wenn ich mir vom Verstand her immer gesagt habe, dass das Leben weiter geht. Erst nach drei Jahren ging es mir besser, ich wurde wieder aktiv und sah Sinn in meinem Leben.Du musst Geduld mit Dir selber haben und vor allen Dingen nicht in Selbstmitleid verfallen. Ich wünsche Dir alles alles Gute - irgendwann wirst Du wieder die alte sein.


martina antwortete am 06.04.02 (15:02):

ich möchte euch einfach allen ganz lieb danken, es tut so gut, solch liebe worte zu lesen und an hedwig kann ich nur sagen, ich hab euch jetzt schon sehr lieb gewonnen und ich nehme das sehr gern an, mich ein wenig an euch zu halten.
ja, sicher - das stimmt schon, selbstmitleid hilft einem kein stück weiter und was den plötzlichen tod meines mannes betrifft, so war und ist das ohnehin eine ziemlich verzwickte angelegenheit, mit der ich einfach nicht klar komme.
wisst ihr, wir hatten uns kurz vor seinem tod getrennt und ich zog aus. schon damals während der letzten ehejahre, dachte ich oft daran, einfach schluss zu machen, doch ich gab mir noch mal einen ruck, dachte, du musst was ändern, so kann das nicht weiter gehen. mein mann wollte die trennung nicht, drohte, schikanierte und tyrannisierte, wo es nur ging. mit aller konsequenz zog ich dann von heut auf morgen aus, ohne was mitzunehmen, ausser meine persönlichen sachen. ich wollte ihm kein neuen ansatz für weitere streitereien und auseinandersetzungen mehr geben und mich schon gar nicht um einen löffel oder ne tasse streiten und das muss ihn wohl sehr geschockt haben.
wir hatten während der darauffolgenden zeit auch wieder kontakt und plötzlich konnten wir auch wieder miteinander reden, was mich fast schon wieder zweifeln liess an meiner entscheidung, doch wenn ich das all das andere erlebte dagegen stellte, war ich mir sicher, dass es die einzig richtige entscheidung war.
ich war dann gerade fertig mit allem, neue kleine wohnung, neues umfeld, alles ein - und her richten, so dass ich mir sagen konnte, jetzt kann ich wieder beginnen zu leben, ich genoss es allein zu sein und doch machte es mir auch irgend wie angst. ich fragte mich, das soll es nun gewesen sein? ist es das, was ich wirklich wollte? und ehe ich die antwort darauf fand, passierte es dann.
genau am 2. advent, zwei wochen vor weihnachten 99 fiel mein mann einfach um und war tod, ohne vorher je krank gewesen zu sein. herzinfarkt.
ein tag vorher sahen wir uns noch und sprachen wegen weihnachten und silvester, was da sein würde usw.
er bat mich dann auch zu bleiben, was ich ablehnte, denn ich hatte auch begründete angst vor ihm und ich fuhr zu mir nach hause. sonntagmittag telefonierten wir noch und ein paar stunden später war er tot.
was dann folgte, war einfach die hölle, mit allem stand ich allein da, es gab keine unterstützung von seitens der familie, nichts. mein sohn war der einzige, der mir hilfreich zur seite stand mit seinen damals 19 jahren.
und dann machte ich, glaube ich, einen sehr grossen fehler. als ich seine sachen abholen sollte, fragte man mich, ob ich ihn noch einmal sehen möchte und ich weiss bis heut nicht so richtig, wieso ich spontan ja sagte. ich hatte das gefühl mich verabschieden zu müssen, doch seit dem werde ich diesen letzten anblick einfach nicht mehr los. die beerdigung erlebte ich nicht wirklich real . . . ich spürte all die anklagenden und stechenden blicke der anwesenden, es wurde sogar auch ausgesprochen, was sie dachten, man gab mir die schuld an seinem tod, die trennung kurz zuvor usw.
ich brach alle kontakte ab und habe mich völlig isoliert, einzige kommunikationsmöglichkeit blieb das internet. das haus verliess ich nur noch, wenn es dringend notwendig war, um wenigstens das notwendigste einzukaufen.
sicher gab ich mich selber auf und sicher hat das auch sehr viel mit selbstmitleid zu tun, doch ich komm da einfach nicht mehr raus aus diesem tief. der gedanke an den eigenen tod liess mich einfach nicht mehr los. hinzu kommt noch, mein mann sagte damals, wenn ich wirklich gehe, dann werde ich meines lebens nicht mehr froh werden, wie recht er doch hatte.
immer wieder sag ich mir selber, dass ich doch gar nicht wirklich sterben will, ich möchte leben, doch nur nicht so . . . aber ich habe keine kraft mehr, weiss nicht mehr wie, wo und was - wo beginnen und wo hört es endlich auf.
ich war immer ein lebensbejahender mensch, stand mit beiden beinen fest im leben, hab viel geschafft und erreicht, trotz vieler niederschläge und nicht so tollen situationen, doch irgend wann ist die batterie halt leer und es gibt auch kaum noch lademöglichkeiten.
der einzige halt war bisher immer noch mein sohn, wir haben ein sehr gutes verhältnis zueinander, doch er ist inzwischen erwachsen, lebt sein eigenens leben und das ist auch gut so. ich bin froh, dass er es gepackt hat, obwohl es auch für ihn nicht leicht war, deshalb vermeide ich auch jede situation, wo er merken könnte, wie es mir wirklich geht.
liebe hedwig, deine worte haben mich besonders beeindruckt und du hast auch mehr als recht. ich weiss das alles ja, doch ich kann es nur sehr schlecht für mich selbst auch umsetzen. noch funktioniert es, "draussen" mit einer maske rum zu laufen, doch wie lange kann ich das noch durchstehen? es gibt tage, da bin ich euphorisch und sage mir, so jetzt ist schluss mit jammern und selbstmitleid, doch die stimmung kippt innerhalb sekunden und ich sitze wieder da, völlig apatisch mit nur einem gedanken, sterben, wann ist es endlich vorbei.
mir ist auch bewusst, dass nur ich mir selber helfen kann, doch all die schlaflosen langen nächte lassen einem kaum noch realistisch denken.
ich danke allen für ihre netten und lieben worte . . . danke, dass ihr mir zugehört habt.

alles liebe und gute auch für euch

martina


hedwig antwortete am 06.04.02 (17:59):

Liebe Martina,
bin eben nochmal da, gegen meine sonstige Gewohnheit.
Habe alles von dir gelesen, und ich glaube, sagen zu dürfen,
dass du dich zuerst von den Schuldgefühlen frei machen mußt,
mit denen die "lieben" Verwandten und Bekannten dich grausam
belastet hatten.
Mache dich von denen mal schön frei, von den leuten,die dir
zusetzten und von den Schuldgefühlen. Das ist dein Recht, Martina. Traurig sein sollst und darfst du, wie wir alle,
aber freimachen, und das ist der erste Schritt. Dann raus
aus der geliebten kleinen Wohnung, die du dir tapfer eingerichtet hast und derer du dich freuen kannst.
Das Gesicht des verstorbenen Mannes noch mal gesehen zu haben, tut dir weh, o ja, liebe Martina. Denk ruhig dran,
so verarbeitest du es, dann wirst du immer etwas weniger schmerzlich dran denken, und langsam wird es blasser, das
Weh, und dann mußt du, du mußt, was tun für dich; bist noch so schön jung.
Denke doch auch dran, wie schön es war, daß er und du euch noch gesprochen hattet, im Guten, sogar Pläne anspracht für Feiertage...das ist doch fast ein Geschenk. An das sich zu erinnern kann helfen. Die Leute - die laß man schön....

Aber sorge dafür, daß man nicht Recht hatte, wenn er tot sei, würdest du deines Lebens nicht mehr froh.

Man - er oder die Leute - faßten einfach nicht, daß du selber was auf die Beine stelltest, und das war prima.
Batterie leer und das alles wollen wir nicht mehr hören, weil wir - nicht nur ich - das zu gut kennen, und wir beweisen dir, dass man darauf nicht mehr reiten darf...

Und ein Sohn, der zu dir stand? Beneidenswert all das..
Reich wäre ich, könnte ich so was erlebt haben, als mein Mann vor 8,5 J.starb. Du darfst um einen Sohn froh sein, da darfste doch nicht vom Sterben reden, als Mutter!!!!

Kleine Pflichten helfen dir auch sehr...

Liebe Martina, ich melde mich hier nicht mehr, da wir das Thema nicht breittreten wollen, nicht wahr?
Tschüs nun, meine Liebe! hedwig


Samanta antwortete am 07.04.02 (08:06):

Liebe Martina,

Dein Schicksal hat mich zutiefst betroffen gemacht, ich kann dich so gut verstehen, wie gut kenne ich diese Schuldgefühle! Aber sie haben keine Berechtigung, du kannst NICHTS dafür dass er starb, nichts aber auch gar nichts!

Sag dir das immer wieder vor. Und zähl auf was du alles erleiden musstest in den Jahren eurer Ehe, dann schwindet das schlechte Gewissen ganz gewaltig.

Sag dir immer wieder vor: "das habe ich nicht verdient, ich will endlich leben.

Dein Mann hat in all den Ehejahren bestimmt gut gelebt an deiner Seite und hatte kein schlechtes Gewissen, dass du seelisch tot neben ihm vegetiertest! Solches vergessen die Bekannten und Verwandten oder sie wollten es damals schon nicht sehen.

ich wünsche dir alles Liebe und Gute und viel Kraft auszubrechen aus diesem Gefängnis der Selbstanschuldigung (denn ich glaube nicht, dass es sich bei dir um Selbsmitleid handelt, Selbsmittleid hatte dein Mann und DARAN starb er)

Samanta


Felix Schweizer antwortete am 07.04.02 (12:05):

Als ungewollter Auslöser dieser Diskussion kam ich erst jetzt dazu, eure bewegenden Beiträge zu lesen. Im Gegensatz zu politischen Themen spüre ich hier eine positive, mitfühlende Art mit einander umzugehen ... und das tut auch mir gut!
Ich habe den Begriff "Greis" im Zusammenhang mit der uneinsichtigen Sturheit der beiden Kontrahenten Sharon und Arafat verwendet. Die Bedeutung eines Begriffes ist stark vom Kontext abhängig und wandelt sich auch mit der Zeit. Man denke nur an Begriffe wie "Weib", "Vaterland", "heilig" oder"Führer".
Ich gebe zu ... ich habe in Bezug auf die Unflexiblität dieser beiden über 70 jährigen Machthaber den Begriff "Greis" im negativen Sinn gebraucht. Etwas später habe ich ja klargemacht, dass ich damit nicht allgemein Menschen in diesem Alter meine ... aber, das habt ihr ja selber auch festgestellt.

Also nochmals entschuldige ich mich hiermit bei allen, denen mein undifferenzierter Ausdruck aufgestossen ist.

Freundlich grüsst euch

Felix


Samanta antwortete am 07.04.02 (13:34):

Lieber Felix,

ich hatte dich und dein Anliegen schon verstanden, habe begriffen was du damit meintest:-)

Ich nehme an, dass Der Begriff Greis zu sein für dich wie für mich bestimmt nicht eine Herabwürdigung bedeutet, nur weil man ihn - am falschen Ort- nicht mag.

Die Bezeichnung Säugling ist auch keine Diskriminierung. Würde man aber ein Kind im Schulater Säugling nennen, so würde es wohl kaum darüber begeistert sein!

Senior ist ebenfalls kein Schimpfwort, doch wird sich ein 30 Jähriger sehr dafür "bedanken" würde man ihn so nennen.

Genauso so ist es wenn man schon mit 70 zum Greis gemacht wird

mfG

Samanta


Samanta antwortete am 07.04.02 (15:08):

mhm!? Jetzt habe ich gerade entdeckt, dass du Felix, gar nicht der Auslöser dieses Themas warst, sondern Hedwig!?


Felix antwortete am 07.04.02 (16:38):

Liebe Samanta,

du irrst dich nicht ... ich war ursprünglich der Auslöser zu dieser Diskussion ... aber nicht hier sondern im Forum "Politik" unter dem Thema "Tot oder lebendig" .... und wie schon gesagt ... es ging dort um Sharon und Arafat.

Gruss Felix


hedwig antwortete am 08.04.02 (07:00):

Danke, Felix, für deine nette Erklärung.
Hier wollte ich, wie gesagt, mich nur noch neutral
melden und grüßen.


WANDA antwortete am 08.04.02 (08:11):

Ja., Hedwig und Felix, danke. Wegen des Breittretens habe auch ich mich nicht mehr gemeldet. Es gibt Trauerseminare und Selbsthilfegruppen und Martina wird einen Weg finden.


Samanta antwortete am 08.04.02 (09:00):

Ohne jemand bösartig angreifen zu wollen (aus Angst, dass dies so aufgefasst würde, sagte ich bis jetzt nichts dazu) möchte ich nun doch noch mein unangenehmes erstaunen darüber äussern.

Denn - wie soll das gehen? Zuerst bringt man Martina vollstes Verständnis entgegen und lädt sie ein sich AN UNS ZU HALTEN , was sie mit grosser Freude und Dank annahm.

Dann (nach nur einem Beitrag!) diese eiskalte Kalte Dusche:
>da WIR das Thema nicht breittreten wollen, nicht wahr?

Als ich das las sah ich augenblicklich diese Frau vor meinem inneren Auge, ich sah sie weinen, ja ich sah sie am Boden zerstört.

Ich habe sie dann auch noch privat angeschrieben, weil ich annehmen musste, dass sie kaum mehr ins Forum schauen wird nach diesem Wink mit dem Zaunpfahl.

Liebe Hedwig, ich (und auch MArtina) weiss dass du das nicht böse meintest, aber es tut halt doch weh.

ich kann mir das aus eigener Erfahrung vorstellen (als es mir auch noch so schlecht ging) Es tut weh, nicht nur weil man keine Gelegenheit mehr hat mit Freunden (das wollt ihr hier doch sein?) über das zu reden was so weh tut, sondern weil es einem auch noch peinlich wird sich überhaupt gemeldet zu haben wo es doch so Seminare und Selbsthilfegruppen gibt!

Aber vielleicht denken Stadtmenschen zuwenig daran, dass es auch Menschen gibt die Meilenweit von solchen Angeboten wohnen. Oder dass oft sogar die Kraft fehlt sich an einen solchen Ort anzumelden.

Und was die Hilfe eines gerade mal 19 Jährigen Sohn betrifft- das solte doch klar sein, dass dies eher noch eine Belastung ist weil eine gute Mutter dabei nur ein schlechtes Gewissen hat, dass sie die frühe Jugend Ihres Kindes mit solchen Problemen belasten musste.
Liebe Grüsse
Samanta

Ps Die abrupte Aufforderung zur Einstellung des Gesprächs erstaunte mich auch desshalb so sehr, da über jeden anderen Sch.. Kilometerlang diskutiert wird, obwohl es für solches Bücher, Zeitungen, Familie, Freunde , Kollegen, Nachbarn und vieles mehr gibt;-)



schorsch antwortete am 08.04.02 (09:33):

Jeden Tag auf Hüüsli;
jede Woche ein Schmüüsli;
jeden Monat ein Reisli:
das gibt gesunde Greisli!

Nicht von mir, sondern von einem 84-jährigen Weltenbummler, den wir auf einer Rheinschifffahrt getroffen haben.

Schorsch


WANDA antwortete am 08.04.02 (13:35):

vlig erstaunt, lese ich Samantas Zeilen. Natürlich bin ich davon ausgegangen, dass Hedwig sofort den direkten Kontakt gesucht und auch gefunden hat. Und nur deshalb von "nicht öffentlich breittreten "sprach.


martina antwortete am 08.04.02 (14:52):

es tut mir leid, dass ich hier mit meinem beitrag soviel "unruhe" gestiftet zu habe, das wollte ich mit sicherheit nicht. auch passte das ganz sicher nicht hier zu diesem thema.
@liebe wande, du schreibst "Es gibt Trauerseminare und Selbsthilfegruppen und Martina wird einen Weg finden"
ja, sicher gibt es die und danke für den hinweis, stellt sich mir da jedoch die frage, welchen sinn und zweck internet-foren haben. sind sie nicht auch ähnlich wie selbsthilfegruppen einzustufen?
mir persönlich würde es sehr schwer fallen im kreis einer selbsthilfegruppe das aussprechen zu können, was mich bewegt.
ich hoffe, man verzeiht mir mein "reinplatzen" hier, ich wollte weder unruhe stiften, noch öffentlich im selbstmitleid baden, sondern einfach nur mal los werden, was mir auf der seele brennt.
in diesem sinne auch nochmals vielen lieben dank für auch viele liebe und verständnisvolle worte hier.
spontan fielen mir worte aus einem jüdischen märchen mit denen ich diesen beitrag schliessen möchte:

Gott weint . . . .
Als der Tempel in Jerusalem zerstört worden war,
begann Gott laut zu weinen und zu klagen.
"Warum habe ich das nur zugelassen?" schluchzte er.

Da trat der höchste Engel heran, fiel auf sein Angesicht
und sprach: "Allmächtiger! Ich will für dich klagen und
weinen, damit nur du nicht weinen musst."

Voll Trauer erhob sich Gott.
Dann wurde er zornig und antwortete dem Engel:
"Wenn du mich nicht weinen lässt, gehe ich an einen
Ort, an den du nicht kommen kannst, damit ich da
weinen kann.
Dann werde ich im geheimen klagen!"

(unbekannt)

martina


hedwig antwortete am 08.04.02 (18:15):

Samanta,
bin ganz erschrocken, wenn meine gute Absicht so ankam.
Wollte sagen, ich selber will das Thema nicht weiter breit treten mit Martina bzw. mich gar wiederholen. - Wanda verstand -.

Wenn ein 19 j. Sohn da ist, so bleibe ich dabei, um ihn schon lohnt es sich, und man ist reich, weil er da ist, nicht etwa durch seine Hilfe!

Liebe Martina, bitte, du brauchst dich doch nicht entschuldigen, wirklich nicht! liebe Grüße!


hedwig antwortete am 08.04.02 (18:19):

Nun doch noch mal:

Liebe Martina,

Die Engel stehn an immer gleicher Stelle
ganz nah, ihr braucht nur einen Stein zu drehn,
doch ihr, ihr fremdgewordenen Gesichter
versteht der Erde Herrlichkeit nicht mehr zu sehn.(
Francis Tompson)

Einer wird immer für dich dabei sein, Liebe!


WANDA antwortete am 08.04.02 (22:17):

Ich lese immer zu viel zwischen den Zeilen, das muss ich mir abgewöhnen, Martina, wenns brennt kannst Du Dir beim webmaster meine e-mail geben lassen.


Johanna Müller antwortete am 10.04.02 (07:16):

Hallo Martina
Du lebst immer nur einen Tag. HEUTE!
Um wirklich zu leben mußt Du heute leben. Das Leben ist kurz und geht schnell vorbei.
Wenn Du HEUTE nicht lebst, hast Du den Tag verloren.
Verdüstere Dein Gesicht nicht mit Angst und Sorgen von Morgen - Beschwere Dein Herz nicht mit dem ganzen Leid von gestern!!
HEUTE LEBEN!
An das Gute von gestern magst Du getrost denken, träume auch von schönen Dingen die morgen kommen mögen.
Aber verliere Dich nicht im Gestern oder im Morgen. LEBE HEUTE!
Gruß Johanna Müller

Hallo Schorsch,
ich denke, daß die Vergreisung dieser beiden Männer einzig und allein auf ihrem Machtgefühl basiert - Altersstarrsinn, oder?


eva antwortete am 10.04.02 (17:07):

Mit 70 Greisin ?!! Da kann ich nur lachen. Es kommt
allein auf dich an, was du aus deinem Alter machst.
(Natürlich nur, wenn man halbwegs gesund ist.)Ich bin
73, verwitwet, habe vor einem Jahr meinen Doktor gemacht,
fahre diesen Sommer zu meiner Tochter nach den USA - nicht
das mir dies alles leicht fällt, man muss sich oft selbst
einen Tritt geben, damit man nicht aus Bequemlichkeit
hinter dem Ofen sitzen bleibt, aber nur so erhält man
seine Unternehmungslust, die einen ja halbwegs jung hält.
Wen geht mein Alter etwas an ? Wir haben das Glück, in einer Gesellschaft zu leben, die uns im Alter unabhängig
macht, sei es auch noch so bescheiden. So Kopf hoch !
Seien wir dankbar, dass es uns gut geht, unsere Generation
hat ja andere Zeiten erlebt. In diesem Sinne allen
Teilnehmern herzliche Grüße - eva


P.S. für SCHORSCH

Ohne Dich istīs nicht das Wahre -
ich vermisse Deine Kommentare !


Brigitte antwortete am 28.04.02 (17:52):

Also ich will 100Jahre werden, wie man mich dann nennt ist mir egal...


schorsch antwortete am 29.04.02 (15:36):

@ Eva: "P.S. für SCHORSCH

Ohne Dich istīs nicht das Wahre -
ich vermisse Deine Kommentare !"

Liebe Eva, hast Du gewusst, dass Adam aus dem Paradies verwiesen wurde, weil er Eva einen Kommentar zuviel zumutete? (;--)))))

Schorsch