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THEMA:   Ehrenamtliche Tätigkeit ohne Dank?

 27 Antwort(en).

Johannes Michalowsky begann die Diskussion am 24.03.02 (10:43) mit folgendem Beitrag:

In einem anderen Diskussionsthema ist zu lesen, daß für ehrenamtliche Tätigkeit kein Anspruch auf Lob besteht.

Diese Feststellung trifft zweifellos zu. Dennoch stellt sich die Frage, ob es nicht auch im Interesse der "Leistungsempfänger" liegt, durch Anerkennung freiwilliger und unbezahlter Tätigkeiten die Motivation des / der Aktiven aufrechtzuerhalten oder gar zu steigern.

Es ist meiner Meinung nach eine Frage der Herzensbildung - und vielleicht auch der Erziehung -, der Klofrau, dem Taxifahrer, dem Friseur und wem auch immer für seine Tätgkeit Danke zu sagen und sie für ihre Leistung zu loben, und das sogar, obwohl diese Leute dafür bezahlt werden!

Warum dann nicht auch für Ehrenamtliche?


Hans Feldmeier antwortete am 24.03.02 (12:46):

Lieber Jo, im Prinzip hast Du vollkommen Recht damit, daß alle freiwillig und uneigennützigen Arbeiten einen Dank verdienen.
Für Dich, lieber Jo, und Deine Arbeit und das große Engagement trifft das auch im vollem Umfang zu. Ich bin ein ständiger Bewunderer Deiner Arbeit für die Gemeinschaft!

Wenn sich jedoch in der "Volksmeinung" das Lob für ehrenamtliche Tätigkeiten etwas abgeflacht hat, so liegt es m.E. mit an den andauernden Skandalen, Koruptionen und Mißbrauch politischer "Ehrenträgern". Du kannst nicht verleugnen, daß gerade in diesem Metier Ehrenämter mißbraucht werden, was sich letztendlich in einer Verdrossenheit der Anerkennung widerspiegelt.

Leider ist eben pauschal Ehrenamt nicht Ehrenamt und muss differenziert werden.

Dir persönlich sei aber an dieser Stelle nochmals ausdrücklich Dank gesagt!


juergen_schmidbauer antwortete am 24.03.02 (12:48):

Ich bin im Rahmen der "Altenhilfe" vertraglich ehrenamtlich tätig, um alten Menschen ein wenig dem PC näherzubringen.
Dafür gibt es gute Behandlung seitens des Organsiators und zwei Treffen pro Jahr mit Brotzeit und geselligem Beisammensein(=ein Dankeschön).


Marusa antwortete am 24.03.02 (13:09):

Ich glaube, die ehrenamtliche Tätigkeit ist eine Sache der inneren Einstellung zu seinen Mitmenschen.Wer nur damiz glänzen will, sollte es lieber lassen.Ich bin seit meiner Jugend meist irgenwie ehrenamtlich tätig gewesen, mit Freude und ohne Erwartung eines Dankes, habe ihn aber sehr oft erhalten. Heute leite ich seit 15 Jahren eine Seniorengruppe in meinem Wohngebiet, und mein schönstes Dankeschön ist der, dass alle mit helfen, damit ich noch in der Lage bin, unseren "Klönnachmittag" durchzuführen.
Nur Mut zum Ehrenamt wünscht Euch Marusa


baerliner antwortete am 24.03.02 (14:13):

Auch ich übe ein "Ehrenamt" bei der Betreuung psychisch Kranker im Rahmen einer Zuverdienstmöglichkeit bei Arbeiten am PC aus. Da gibt es auch eine Weihnachtsfeier, aber das
Wichtigste ist es, wenn ich merke, daß sich meine Betreuten
über ihre "Arbeit" freuen, auch wenn sie nicht ausdrücklich danke sagen.


e k o antwortete am 24.03.02 (18:21):

Ich war über 20 Jahre lang Wanderführer im Schwarzwaldverein und habe so "ganz nebenbei" noch ein paar andere Ämter innegehabt, weil ich nicht schnell genug weggerannt bin, als neue Amtsträger gesucht wurden.

In dieser Zeit habe ich die Erfahrung gemacht, dass man sich selbst nichts Gutes tut, wenn man Dank erwartet. Anfänglich hat mir das auch oft genug weh getan, doch dann habe ich erkannt, dass ich mir selbst gut genug sein muss. Das Warten auf Anerkennung von anderen Menschen ist vergeblich....und oft genug ist es auch nur "aus Anstand" gesagt und nicht aus dem Herzen.

Für mich war die schönste Belohnung, wenn das, was ich mir ausgedacht hatte, bei den Teilnehmern ankam, wenn organisatorisch alles gut abgelaufen war und wenn sich die Wanderfreunde am Schluß gesagt haben: Das war heute eine schöne Wanderung.

Ich würds wieder so machen.


schorsch antwortete am 24.03.02 (18:24):

Als ich meine erste Autorenlesung in einem Altersheim halten wollte, sagte mir der Verwalter: "Was wollen Sie; die verstehen ja doch nicht mehr, was Sie ihnen sagen wollen!" Ich forderte ihn auf, die Probe aufs Exempel zu machen. Er ging skeptisch darauf ein. Wie erstaunt war er aber als er sah, dass diese alten Menschen mir an den Lippen hingen und ihre Freude darüber zeigten, dass da jemand war, der sie offensichtlich noch als mündige Bürger betrachtete! Nach der Lesung kamen einige auf mich zu, drückten mir die Hand und dankten. Ich dankte zurück, denn sie hatten mir mehr gegeben als ich ihnen!

Schorsch


Geli antwortete am 24.03.02 (18:47):

Ein Politiker hat einmal gesagt "Dank ist keine politische Kategorie".
Wenn man für ehrenamtliche Arbeit Dank erwartet, wird man nur unglücklich - wenn man ihn dagegen trotzdem bekommt, macht einen das doppelt glücklich (wenn man spürt, daß es von Herzen kommt und kein Lippenbekenntnis ist).
Dank und Gruß an alle Ehrenamtlichen !
Geli


Doris Routliffe antwortete am 25.03.02 (03:00):

An der Bezeichnung "Ehrenamt" ist zu erkennen, daß sich in Deutschland der Begriff "Voluntär" (volunteer=freiwilliger) auf sozialem Gebiet noch nicht eingebürgert hat. "Volunteerism" ist in Kanada weit verbreitet. Jeder groessere Ort hat ein "Volunteer Büro", in dem gemeinnützige Organisationen freiwillige Helfer finden können. Die Anerkennung für die geleistete Hilfe erfolgt alljährlich, formell, mit einem Festessen und Verleihung von "Zeugnissen" (Certificate of Appreciation oder Recognition)in denen die Anzahl von geleisteten Stunden aufgezeichnet ist. Ich bin seit vielen Jahren als Volunteer engagiert, u.a. als Bewaehrungshelferin, im Vorstand verschiedener Organisationen, Bürgerwacht (Auffinden von gestohlenen Autos und sonstigen kriminellen Aktivitäten), Begleitung von Altersheimbewohnern auf Ausflügen oder zum Arzt, Nachhilfe im Lesen in der Volksschule und bei Erwachsenen usw.. Wie schon in obigen Beiträgen gesagt, die "unformelle" Anerkennung ist dabei jedoch das Wichtigste.
Meine Kusine in Deutschland hat mir berichtet, daß sie in ihrem Ort bei der "Oma-Zentrale" registriert ist und es ihr (kinderlos geblieben) riesigen Spass macht. Ich bin auch "vize-Oma" bei zwei Familien und als "Mitglied" angesehen gewesen.
Unzählige Sozialdienstleistungen wären hier überhaupt nicht möglich, wenn es keine 'volunteers' gäbe.


Heidi antwortete am 25.03.02 (03:14):

"Die Anerkennung für die geleistete Hilfe erfolgt alljährlich, formell, mit einem Festessen und Verleihung von "Zeugnissen" (Certificate of Appreciation oder Recognition)in denen die Anzahl von geleisteten Stunden aufgezeichnet ist"

Diese Art der Anerkennung sollte man hier bei uns auch einführen. Nicht der Dank oder das Lob ist wichtig, sondern die formelle Anerkennung in der Öffentlichkeit.

Das ist Motivation für die bereits tätigen "Ehrenamtlichen" und motiviert auch andere, sich zu engagieren.

Ich sagte es bereits einmal an anderer Stelle, ich wüßte nicht wie die Altenheime ohne ihre "Ehrenamtlichen" auskommen sollten. Gerade heute, in den Zeiten des Pflegenotstandes.


schorsch antwortete am 25.03.02 (08:46):

War nicht letztes Jahr das Jahr der Freiwilligen? Welches haben wir den heuer?

Schorsch


Petrone antwortete am 25.03.02 (10:28):

Dank fürs Ehrenamt? Ich bin froh, dass ich das tun darf. Es ist doch die beste Möglichkeit, die grauen Zellen zu aktivieren und sich das ach so schwer erworbene Wissen noch einmal als richtig bestätigen zu lassen.
Gerade letzte Woche habe ich mich nochmal für 4 Jahre zum Vorstandsvorsitzenden eines sozialen Hilfsvereins wählen lassen. Sowas macht Riesenspass - nicht immer, aber immer öfter!

Herzlichst Petrone


KlausD antwortete am 25.03.02 (10:49):

Was wäre eine Gesellschaft ohne "Freiwillige"?

Im Grunde schließe ich mich der Meinung von e k o an.

Ich habe während meiner Zeit als Vorstandsmitglied in einem Sportverein nicht verhinder können,daß die Tätigkeiten gegen Bezahlung immer weiter anstiegen.
Leider ein weiterer Beweis für die Dekadenz in unserer Gesellschaft.


hedwig antwortete am 25.03.02 (11:42):

Der Dank liegt an der Freude, die ich Mitmenschen durch
mein Tun, meine Zeit, mein Engagement, bereite.
So beschenke und erfreue ich mich doch selber.

Habe aber noch nie verstanden, daß man oft von bezahlten
Ehrenämtern liest.......????...Auch geringes Entgelt ist Bezahlung.


Nick antwortete am 25.03.02 (11:49):

Wenn jemand eine ehrenamtliche Tätigkeit des Lobes wegen ausübt und sogar meint, daß ein Anspruch auf Lob und Anerkennung besteht, dann hat dieser jemand eine falsche Einstellung zum Ehrenamt.

Eine ehrenamtliche Tätigkeit übernimmt man aus innerer Überzeugung heraus. Die Motivation dazu ist Voraussetzung. Dafür Lob und Dank zu fordern ist falsch. Es gibt keinen Anspruch auf Lob oder Dank.

Ein Vergleich mit anderen, die für ihre Arbeit bezahlt werden, ist falsch.


Bella antwortete am 26.03.02 (03:00):

Wer - um Himmels Willen - FORDERT hier denn Lob? Wer erhebt ANSPRUCH auf Lob? Bisher kein Mensch - nur Nick stellt diese These auf. Ich frage mich allerdings, was ist der Grund hierfür? Es ist sehr schön, für eine geleistete Arbeit, für ehrenamtliche Tätigkeit einmal ein Dankeschön zu bekommen, aber niemals hat es hier jemand gefordert.
Auch eine "innere Überzeugung" stößt einmal an ihre Grenzen, wenn keinerlei "feedback" (schönes Neudeutsch!) kommt. Dann ist schon eher das Gegenteil der Fall, wenn es nur Meckerer gibt. Oder "motiviert" meckern gar zu neuem Einsatz? Wohl eher nicht ...
Nein, verehrter Nick, Deine Vorwürfe müssen wohl einen ganz anderen Hintergrund haben!


schorsch antwortete am 26.03.02 (08:32):

Es wurde hier schon einmal gesagt: Ohne Freiwillige würde unser Staatswesen zusammenklappen. Ich möchte bei dieser Gelegenheit daran erinnern, dass dieses Forum von einem "Freiwilligen" eingerichtet wurde. Herzlichen Dank wieder mal an Karl unseren Webmaster.

Schorsch


Johanna antwortete am 26.03.02 (08:57):

Ich möchte dazu nur mit Konfuzius antworten:
Fordere viel von Dir selbst und erwarte wenig von Anderen. So bleibt Dir mancher Ärger erspart.
Ich kann mich EKO nur anschließen. Der Dank liegt allein in der Zufriedenheit, etwas für Andere zu tun.


baerliner antwortete am 26.03.02 (09:20):

Ja, Johanna,

in der Lindenstraße hieße das "Konfuze sagt";-))

Schorsch,

ich danke mal Karl stellvertretend für viele andere hier im
ST, die formal vielleicht nicht einmal ein Ehrenamt ergriffen haben.


Nick antwortete am 27.03.02 (10:55):

Richtig lesen ist eine Kunst, die nicht jeder beherrscht...


bella antwortete am 28.03.02 (02:57):

ach nee, Oberlehrer Nick - nun reicht es wirklich!


Gruß Elke antwortete am 28.03.02 (04:50):

Also ich kann nur den jenigen beipflichten welche sagen
das ein Händedruck oft mehr sagt als jedes Wort.
Ich leite seit fast 10 Jahren eine Selbsthilfegruppe
das ist mit sehr viel arbeit verbunden, oft habe ich auch
keine Lust, ich denke dann warum machst du das. Dann
kommt ein Anruf oder ein Brief, in dem sich Menschen bedanken und dann bekomme ich wieder neuen Schwung.
Es muß nicht immer der öffendliche Dank sein.
Eine Stille Umarmung bringt oft mehr, auch für sich selber.


hedwig antwortete am 28.03.02 (08:56):

Schön ausgedrückt, Elke!


Nick antwortete am 28.03.02 (12:00):

Wer andere verbal an die Wand nageln will, der sollte doch etwas genauer hinsehen.

Warum? Es ist weder eine These aufgestellt noch ein Vorwurf gemacht worden.

Wer aber schreibt: "Deine Vorwürfe müssen wohl einen ganz anderen Hintergrund haben!" sollte klar schreiben was damit gemeint ist. Andeutungen sind da nicht hilfreich.


baerliner antwortete am 28.03.02 (16:38):

Nick, Du beherrschst vielleicht auch nicht die Kunst des
"Zwischen-den-Zeilen-Lesens". Aber wenn Du Tacheles reden möchtest,
dann schreibe auch Du klar und deutlich, was Du
zu sagen hast.


DieterH antwortete am 29.03.02 (21:44):

Wer ehrenamtlich tätig ist, ganz gleich wo es ist, bringt in die Arbeit sehr viel Idealismus und Energie ein. Sehr oft viel mehr wie andere die für die Arbeit entlohnt werden.
Die innere Befriedigung erhält er, wenn seine Abeit anerkannt wird. Ein plattes Lob wirkt da oft deplaziert.
Wenn man im Leben über viele Jahre Menschen helfen konnte und man hat gesehen wie gut es ihnen getan hat dann ist ist das etwas sehr Schönes.
Dort, wo das menschliche Miteinander unmittelbar berührt ist, kann eine Geste, ein Wort oder ein Händedruck sehr viel sagen. Mehr als manche Lobesrede.
Im politischen Bereich, im Bereich der Parteienarbeit, ist die Mitarbeit leider oft abgesunken zu einem berechnenden Handeln oder zur Beschaffung von Mandaten oder Ämtern. Dies drückt sich in einem Konkurenzkampf oder auch im Ränkespiele aus. Dieses Klima ist, wenn es an diesem Punkt angekommen ist, nicht in Ordnung. Das äußert sich dann auch oft darin, daß Menschen die lange dort mitgearbeitet haben, sobald sie ihr Amt nicht mehr innehaben, sehr schnell vergessen werden.
Mir scheint zum Ehrenamt gehört auch der Umgang miteinander all derer die diese Ämter innehaben dazu.
Ist das Klima dort gut und freundschaftlich, dann bedarf es nicht der vielen Worte, wenn man jemandem danken möchte. Ist das Klima aber schlecht, dann wirken Dankesworte oft wie ein Hohn.


Rosmarie Vancura antwortete am 07.04.02 (00:14):

Im Grunde bedeutet das Ehrenamt weder Ehre noch Amt sondern
Arbeit.

Aber Arbeit kann auch sehr befriedigend sein. Nach achtjähriger Hospizarbeit habe ich für mich persönlich
soviel positives erfahren, was mir die Angst vor dem
Sterben und vor dem Tod genommen hat. Meistens bin ich
innerlich gestärkt und ermutigt vom Sterbebett in meinen
eigenen Bereich zurückgekehrt. Und das habe ich als Lohn
empfunden.


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schorsch antwortete am 08.04.02 (09:38):

Ich denke, es muss nicht unbedingt von aussen als Lautstarker Dank kommen. Es kann auch aus einem selbst, aus dem Bewusstssein heraus, etwas Gute zu tun, kommen. Wenn dann doch ab und zu doch ein Dankeschön oder auch nur ein dankbarer Blick kommt, stärkt das das Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein.

Schorsch