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THEMA:   Abtreibung

 33 Antwort(en).

Herta begann die Diskussion am 03.02.02 (03:13) mit folgendem Beitrag:

hallo miteinander,
mich würde es interessieren,was ihr von abtreibungen haltet und wie diejenigen unter euch,welche eine hatten,diese verarbeitet hatten.


Roswitha Lyra antwortete am 03.02.02 (09:53):

Eine Grundsatzdebatte zu diesem Thema kommt um viele Jahre zu spät. Heute wäre es wichtiger, über Werte zu diskutieren, an der wir unsere Gesellschaft messen wollen. Was sind die wahren Werte des Lebens? Wann beginnt das Leben überhaupt?

Ich möchte aber nicht kneifen und beantworte die Frage gerne. Ich persönlich lehne jede Art von Abtreibung ab. Moralische Begriffe sind für mich wertvoller, als zum Beispiel soziale Aspekte, oder medizinische Indikationen.

Auch wenn ich den Widerspruch vieler Frauen herausfordere, ich behaupte dennoch: Das Selbstbestimmungsrecht einer Frau hört an der Stelle auf, wo über Leben und Tod entschieden wird.

Was mich ärgert ist aber folgendes. Über all diese Fragen entscheiden immer nur Männer. Ausgerechnet Männer, die nie schwanger waren und nie ein Kind zur Welt gebracht haben. Aber das ist bereits wieder eine andere Geschichte.


schorsch antwortete am 03.02.02 (11:07):

Gerade deshalb, weil ich ein Mann bin, liebe Roswitha, möchte ich eigentlich auf eine Stellungsnahme verzichten, denn ich bin der Meinung, dass nur die Frau alleine entscheiden kann und darf, ob sie eine ungewollte Schwangerschaft austragen oder beenden soll.
Wenn Du nun aber sagst ".....Auch wenn ich den Widerspruch vieler Frauen herausfordere, ich behaupte dennoch: Das Selbstbestimmungsrecht einer Frau hört an der Stelle auf, wo über Leben und Tod entschieden wird......" merke ich, dass Du nicht nur den Männern sondern auch Deinen Mitschwestern das Recht absprichst zu entscheiden.
Meine Eltern hatten 7 Kinder und wir kannten nichts anderes als Schulden, Streit und Diskriminierung der Umwelt, die unseren Eltern immer wieder vorhielten, wenn man schon den Arsch voller Schulden habe, dann müsse man nicht noch am laufenden Band Kinder in die Welt setzen. Hätte es damals schon Verhütung gegeben und Aufklärung, wäre nach mir wohl kein Geschwister mehr gekommen. Aber ich möchte trotzdem keines missen!
Heute sind die Gegebenheiten anders: Einerseits gibts zwar Aufklärung und Verhütung. Andererseits aber sind die Lebenshaltungskosten heute viel höher weil eben vieles, was man früher noch nicht kannte, heute zum Selbstverständnis geworden ist.
Kurz: Ich bin der Meinung, dass ein Kind das Recht nicht nur auf Leben hat sondern auch auf Ausbildung und Geborgenheit. Wie aber sollen Eltern mit vielen Kindern das bewerkstelligen? Bist Du, Roswitha, vielleicht der gleichen Meinung wie der Papst: Gott wirds schon richten!

Schorsch

PS. Ich konnte keinen Beruf erlernen, habe aber noch mit 33 Jahren den Mechaniker gemacht.


Barbara antwortete am 03.02.02 (11:26):

Ganz allein einer Frau muss es überlassen sein, ob sie bereit ist, ein Kind in die Welt zu setzen oder sich der Verantwortung nicht gewachsen fühlt. Es gibt tausend Gründe zu meinen, sich gegen ein Kind entscheiden zu müssen. Noch immer besteht ein immenses Risiko, durch die Geburt eines Kindes sein gesammtes Leben zu verfuschen.

Wie sieht es bei Vergewaltigung aus?
Wie bei Inzest?
Wer übernimmt die Verantwortung für ein behindertes Kind?
Wo sind ausreichend Krippenplätze vorhanden?
Wie hoch sind die Kosten für eine Ganztagsbetreuung?
Wie hoch ist die Bereitschaft von Arbeitgebern, die vielen Fehlzeiten einer allein Erziehenden mitzutragen?
Wie hoch ist das Risiko, durch ein Kind zum Sozialfall zu werden?

Keine Frau wird die Entscheidung für eine Abtreibung leichtfertig treffen. Neben den körperlichen Folgen muss sie auch mit den seelischen fertigwerden. Daher sollte auf jeden Fall eine umfassende Beratung angeboten werden. Die endgültige Entscheidung sollte jedoch allein bei der Frau liegen.

Ich bin meinem Schicksal dankbar dafür, dass ich nie in meinem Leben eine solche Entscheidung habe treffen müssen. Ganz sicher bin ich, dass ich alles versucht hätte, das Kind behalten zu können. Trotzdem könnte ich mir Situationen vorstellen, in denen ich hin- und hergerissen gewesen wäre.

Notwendig wäre, diesen Frauen sehr viel mehr Hilfe entgegenzubringen, als es momentan der Fall ist.

Warum ist Kinderbetreuung derart teuer?
Warum gibt es so wenig Mutter-Kind-Heime?
Warum gibt es kaum Ganztagsschulen?
Warum wurde in sozialen Brennpunkten der Mittagstisch für Schulkinder aufgelöst? (In Hamburg-St.Pauli unter SPD/Grüner-Regierung geschehen, Hamburg = reichste Region Europas)
Warum können Schulen aus Kostengründen nicht renoviert werden?
Warum wird Sportvereinen der staatliche Zuschuss gestrichen?

Unsere Kommunen sind pleite. Für soziale Projekte fehlt das Geld. Merkwürdig, dass für den Ausbau der Bundeswehr auf einmal Milliarden vom Bund aufgebracht werden können.

Gruß Barbara


Roswitha Lyra antwortete am 03.02.02 (12:21):

Lieber Schorsch,

>>Bist Du, Roswitha, vielleicht der gleichen Meinung wie der Papst: Gott >>wirds schon richten!

Nein, dieser Meinung bin ich nicht! Jeder Mensch hat eine Eigenverantwortung. Und nur daran wollte ich erinnern.

>>Ich bin der Meinung, dass ein Kind das Recht nicht nur auf Leben hat >>sondern auch auf Ausbildung und Geborgenheit.

Das ist absolut richtig, hat aber auch noch einen ganz anderen Hintergrund, den man wenigstens bedenken sollte. Die soziale Leistungsfähigkeit des Staates ist hinlänglich bekannt. Die Schul- und Kindergartensituation ist ebenfalls bekannt. Man kann in seiner Lebensplanung nicht so tun, als ob das alles völlig neu ist.

Wenn eine Frau dennoch ein Kind zur Welt bringt, dann tut sie dies in der Regel gewollt. Die eigene Verantwortung, für das Wohlergehen eines Kindes, darf man nicht einfach dem Staat in die Schuhe schieben. Hier ist meines Erachtens auch die Vernunft der Frauen gefragt. Zu einer Schwangerschaft wird man ja nicht gezwungen.

Liebe Barbara,

leider gibt es Grenzfälle, wie Vergewaltigung oder Inzest. Ich kann die Frage nicht beantworten, wie ich mich als Betroffene verhalten würde. Das gebe ich gerne zu.

Was mir bei Ihrem Beitrag nicht so sehr gefällt, das ist etwas ganz anderes. Für Sie ist ein Kind lediglich ein Kostenfaktor. Solange Sie das in den Vordergrund Ihrer Überlegungen stellen, werden Sie in einen Erklärungsnotstand gegenüber Ihren eigenen Kindern geraten.

Ich habe selbst 4 Kinder. Ich möchte meinen Kindern zeigen, wie sehr ich sie liebe und wieviel sie mir bedeuten. Auf die Idee, meinen Kindern vorzurechnen, wieviel Geld sie kosten bin ich glücklicherweise noch nie gekommen.


Barbara antwortete am 03.02.02 (13:24):

Liebe Roswitha,

Sie schreiben:
"Was mir bei Ihrem Beitrag nicht so sehr gefällt, das ist etwas ganz anderes. Für Sie ist ein Kind lediglich ein Kostenfaktor. Solange Sie das in den Vordergrund Ihrer Überlegungen stellen, werden Sie in einen Erklärungsnotstand gegenüber Ihren eigenen Kindern geraten.
Ich habe selbst 4 Kinder. Ich möchte meinen Kindern zeigen, wie sehr ich sie liebe und wieviel sie mir bedeuten. Auf die Idee, meinen Kindern vorzurechnen, wieviel Geld sie kosten bin ich glücklicherweise noch nie gekommen."

Ich bewundere immer wieder Menschen, die meinen, mich besser zu kennen als ich selbst. Wollen wir konkurrieren? Ich habe zwar nicht vier, dennoch drei Kinder. Meine Kinder waren 12, 14 und 16 Jahre bei der Trennung von meinem Mann. In meinem Leben kamen meine Kinder stets an erster Stelle. Ich habe ihnen sehr viel geopfert, und das nicht einen Tag lang bereut. Trotzdem weiß ich gerade aus meiner Lebenserfahrung heraus, was es heißt, Kinder bis zur Selbstständigkeit zu begleiten. Ich kann Frauen verstehen, die diese Verantwortung aus ihrer Lebenssituation heraus nicht tragen wollen oder können.

Wenn Sie die wunderbaren Möglichkeiten der Verhütung ansprechen, darf ich Sie darauf hinweisen, dass allein in meinem Umkreis viele kleine "Tropis" existieren. Sollte Mr. Check keine Erklärung für "Tropis" anbieten: es sind Kinder "trotz Pille". Außerdem gibt es Frauen, die weder Pille noch Spirale noch sonstwas vertragen.

Daher bleibe ich dabei: meiner Meinung nach gehen Frauen mit der Entscheidung ob Abtreibung oder nicht durchaus verantwortungsbewußt um. Ich möchte keine Frau in dieser Situation zu "Engelmacherinnen" treiben und hoffe, dass diese Zeiten endgültig überwunden sind. Meine Mutter hatte zehn Geschwister, die Nachbarn hatten fünfzehn Kinder. Sie hat mir erzählt, was Frauen damals alles unternommen haben, um unerwünschten Nachwuchs loszuwerden. Wenn nichts geholfen hatte, konnte man dem Neugeborenen immer noch eine Nadel in die Fontanelle am Kopf stechen.

Nein, die Zeiten sind hoffentlich überwunden.

Gruß Barbara



Roswitha Lyra antwortete am 03.02.02 (15:48):

Liebe Barbara,

nein, ich möchte nicht mit Ihnen konkurrieren. Dazu habe ich kein Recht, weil ich Sie, wie Sie selbst sagen, ja auch nicht persönlich kenne. Ich stelle auch Ihre Eigenschaften als Mutter nicht in Frage. Wirklich nicht!

Das Thema ist viel zu komplex, um Einzelfragen beantworten zu können. Ich weiß, daß es traurige Schicksale gibt, die in keine allgemeingültige Denkschablone passen. Deswegen spreche ich lieber von einem grundsätzlichen Standpunkt. In diesem Fall von meinem eigenen Standpunkt.

Mich wundert es eben, wenn finanzielle Fragen so in den Vordergrund gestellt werden. Es ist richtig Mode geworden, immer nur nach dem Staat zu rufen. Der Sinn einer Familie wird auf diese Weise falsch wahrgenommen. Ich bin auch nicht gegen die Hilfen des Staates, wenn sie im Einzelfall erforderlich sind.

Falsch ist es aber, wenn man solche Überlegungen schon vor und während einer Schwangerschaft einkalkuliert. Wie immer man einen Staat auch interpretieren möchte, die kleinste Gemeinschaft beginnt innerhalb einer Familie, nicht bei den Behörden und nicht bei den Sozialämtern.

Bildlich gesprochen: Wenn ich ein Kind in den Regen schicke, dann darf ich mich nicht hinterher beklagen, wenn es nass geworden ist. Dann habe ich Vorsorge zu treffen, so wie es jede gute Mutter auch tut. Einfacher geht es nur, wenn man dazu nicht bereit ist und stattdessen beim Sozialamt einen Regenschirm beantragt.

Zuletzt noch etwas anderes. Sie schreiben:

>>Außerdem gibt es Frauen, die weder Pille noch Spirale noch sonstwas >>vertragen.

Wissen Sie, dieses Argument lasse ich nicht gelten. Es wird vorwiegend als Ausrede gebracht. Zur Zeugung eines Kindes gehören immer zwei Personen. Es gibt auch Verhütungsmittel für Männer, sogar in allen Variationen! Frauen haben Kraft und Macht genug, um selbst zu entscheiden, ob sie schwanger werden wollen. Zumindest ist das in einer Partnerschaft so.

Die Wirklichkeit sieht leider manchmal anders aus. Und davon kann ich die Frauen nicht freisprechen. Um es krasser zu sagen, manchmal sind Kinder Abfallprodukte aus kurzfristigen Liebesbeziehungen, oder werden so betrachtet. Und allein deswegen ist mir die Eigenverantwortung von Frauen wichtig. Nur eine Frau zu sein, das ist wahrlich keine Kunst. Eine richtige Mutter zu werden, das ist hingegen eine grandiose Leistung, die nicht hoch genug bewertet werden kann.


Sammy antwortete am 03.02.02 (17:31):

Hallo Barbara,
wenn Sie auf Grundsatzfragen ausweichen und dafür die These des Absoluten für sich in Anspruch nehmen, finde ich es ein wenig grotesk.
Die Beispiele von Barbara vom 03.02.01 um 11:26 sind doch Realität und in diese Realität werden Kinder nun mal hingeboren.
Nur wer die Realität nicht erkennen will oder kann,wird auch schwerlich etwas ändern können - zum Wohle a l l e r.
Entschuldigung-das es sich hier nur um eine Meinungsäußerung eines Mannes handelt.


Barbara antwortete am 03.02.02 (17:39):

Liebe Roswitha,

mich wundert Ihre Argumentation sehr, denn obwohl die Folgen der fehlenden Gebärfreudigkeit (hat nichts mit Abtreibung zu tun) z.B. für unsere Sozialsysteme bekannt sind, entgegnen Sie auf meinen Einwurf, dass für unseren weltweiten Bundeswehreinsatz sehr schnell ausreichend Mittel zur Verfügung standen, für Kinderbetreuung hingegen nicht, mit:

"Die soziale Leistungsfähigkeit des Staates ist hinlänglich bekannt. Die Schul- und Kindergartensituation ist ebenfalls bekannt"

Ich denke schon, dass der Staat Frauen finanziell stärker Unterstützen müsste, damit sie sich leichter für ein nicht geplantes Kind entscheiden könnten.

Außerdem schreiben Sie:

"Mich wundert es eben, wenn finanzielle Fragen so in den Vordergrund gestellt werden. Es ist richtig Mode geworden, immer nur nach dem Staat zu rufen.
und:
Falsch ist es aber, wenn man solche Überlegungen schon vor und während einer Schwangerschaft einkalkuliert
und:
Um es krasser zu sagen, manchmal sind Kinder Abfallprodukte aus kurzfristigen Liebesbeziehungen"

Zum einen kritisieren Sie das in Ihren Augen lasterhafte Leben einiger Frauen, die sich offenbar keine Gedanken über die Folgen machen. Zum anderen raten sie schwangeren Frauen, sich doch über die finanziellen Folgen, die Nachwuchs bedeutet, keine Sorgen zu machen. Meiner Meinung nach widersprechen Sie sich damit selbst.

Außerdem bleibe ich weiter bei meiner Überzeugung, dass es eine 100%ig sichere Verhütung bisher nicht gibt.

Gruß Barbara


Barbara antwortete am 03.02.02 (17:47):

Hallo Sammy,

ich begrüße es sehr, dass Sie sich als männliches Wesen - außer Schorsch - trauen, einen Beitrag zu diesem schwierigen Thema zu schreiben. Leider muss ich gestehen, dass ich überhaupt nicht begreife, was Sie mir sagen wollen.

Ginge es evtl. etwas konkreter?

Gruß Barbara


schorsch antwortete am 03.02.02 (18:14):

Zum Thema "Kostenfaktor":

Ich habe in zweiter Ehe zwei Kinder übernommen. Diese bekamen von ihrem Erzeuger kleine monatliche Alimente. Ich habe meiner Frau von Anfang an gesagt, dass, wenn ich eine Familie übernehme, diese keine Kosten zu tragen habe. Also haben wir jedem Kind eine Lebensversicherung gemacht, fällig im Alter von 20 Jahren. Als das Geld fällig wurde, haben wirs auf die Bank getragen unter je dem Namen des betreffenden Kindes. Als sie dann heirateten, gab das einen willkommenen Zusatzbatzen zum "Grossen Batzen", den jedes Kind noch zusätzlich zur Hochzeit erhielt.
Wir, meine Frau und ich, haben es dank Fleiss und Sparsamkeit zu "etwas" gebracht. Heute lassen wirs uns wohl sein und reisen viel jedes Jahr.

Dies zum Thema "Kostenfaktor", liebe Roswitha.

Herzliche Grüsse

Schorsch


Karl antwortete am 03.02.02 (18:44):

Liebe Barbara,

Sammy hat in der Anrede Barbara mit Roswitha verwechselt. Stimmt doch Sammy?

Mit freundlichen Grüßen

Karl


Brigitte antwortete am 03.02.02 (19:27):

Mein erstes Kind habe ich mit 17 1/2 Jahren bekommen, vier Jahre später noch ein zweites. Beide sind nun erwachsen und ich liebe sie sehr. Aber - hätte ich damals beim ersten Kind die Möglichkeit der Abtreibung gehabt - ich weiss nicht wie ich mich entschieden hätte.


Sammy antwortete am 03.02.02 (19:37):

Liebe Barbara,lieber Karl,
...da ist mir leider eine falsche Anrede unterlaufen.
Liebe Barbara, der Text klärt es dennoch ein bisschen auf-Entschuldigung.
Sollte,wie Karl richtigerweise festgestellt hat, Roswitha heißen.
Mit den besten Grüssen
Sammy


Roswitha Lyra antwortete am 03.02.02 (21:17):

Liebe Mitdiskutanten,

ich habe ausdrücklich betont, daß ich hier meinen eigenen Standpunkt zum Ausdruck bringe. Ich habe weder eine These aufgestellt, noch habe ich einen Anspruch auf das Absolute geltend gemacht.

Es ist mir vollkommen gleichgültig, wenn andere Leute eine andere Meinung haben. Deswegen diskutiere ich ja hier, weil mich jede andere Meinung auch interessiert.

Zu Sammy:

>>Die Beispiele von Barbara vom 03.02.01 um 11:26 sind doch Realität >>und in diese Realität werden Kinder nun mal hineingeboren.

Für mich, entschuldigen Sie bitte, sind solche Aussagen nicht nachvollziehbar. Kinder werden nicht willkürlich irgendwo hineingeboren, sondern man entscheidet sich für ein Kind, weil es zur Lebensplanung gehört. Oder man ist asozial und produziert einfach nur Kinder, ohne sich vorher Gedanken darüber zu machen.

Zu Barbara:

Leider sind Sie sehr unsachlich geworden. Ich habe nirgends von einem Bundeswehreinsatz gesprochen und auch nichts damit verglichen. Was soll diese Unterstellung?

>>Zum anderen raten sie schwangeren Frauen, sich doch über die >>finanziellen Folgen, die Nachwuchs bedeutet, keine Sorgen zu machen.

Auch das habe ich nirgends gesagt. Auf eine so bösartige Art und Weise können Sie mit mir nicht diskutieren. Diesen Rat habe ich keiner Frau gegeben und Sie finden diese Worte auch in keinem Beitrag von mir.

Zu Brigitte:

Das kann ich sogar verstehen, weil damals eben völlig andere Voraussetzungen herrschten. Heute ist das sehr viel einfacher, weil die Möglichkeiten zur Familienplanung anders geworden sind. Empfängnisverhütung war früher sehr schwierig und eigentlich ein Tabuthema.

Meine Mutter hat auch 6 Kinder zur Welt gebracht und unter sehr bescheidenen Verhältnissen aufgezogen. Ich glaube nicht, daß sie es in der heutigen Zeit wiederholen würde.

Zu Schorsch:

Ich gratuliere zu dieser Einstellung. Es beweist nur, daß es auch andere Wege gibt, als immer nur den Staat anzurufen und Kostenerstattung fordern.

Ich kann nur wiederholen, was ich bereits sagte: Der Staat soll im Einzellfall helfen, wenn dies erforderlich ist. Alles andere gehört zu einer Eigenverantwortung, von der man sich nicht nach Belieben lossagen darf.


Barbara antwortete am 03.02.02 (22:02):

Liebe Roswitha,

irgendwie scheint in dieser Diskussion der Wurm drinzustecken. Der Sammy verwechselt uns beide, und Sie werfen mir vor, unsachlich zu werden, weil Sie Bundeswehreinsätze nie erwähnt haben wollen. Genau, liebe Roswitha, nicht SIE haben die Milliarden erwähnt, die unsere neue militärische Rolle in der Welt kosten wird, ICH habe darauf hingewiesen, dass den Kommunen das Geld für dringend notwendige Projekte fehlt (z.B. Schaffung von Ganztagsschulen, bezahlbare Hortplätze, Mittagstische für Kinder aus sozialen Brennpunkten), dass der Bund hingegen keine Schwierigkeiten bei besagter Finanzierung zum Ausbau der Bundeswehr sieht. Sie stellen jedoch als von Gott gegeben fest, dass die Leistungsfähigkeit unseres Staates erschöpft ist, was ich hiermit bezweifle.

Wenn wir nicht bereit sind, Frauen in Krisensituationen zur Seite zu stehen, können wir sie auch nicht zwingen, ein Kind gegen ihren Willen auszutragen.

Gruß Barbara


Roswitha Lyra antwortete am 04.02.02 (00:18):

Liebe Barbara,

zugegeben, der Teufel steckt mal wieder im Detail. Wenn man will, dann kann man allerdings auch zwischen den Zeilen lesen, was wirklich gemeint ist.

Ich habe in meinem allerersten Beitrag gesagt, daß man eigentlich zuerst über die eigentlichen Werte des Lebens diskutieren sollte. Damit war die Frage gemeint, ob man moralisch betrachtet zu einer Abtreibung berechtigt ist. Diese Frage verneine ich eindeutig.

Später habe ich aber auch gesagt, daß ich nicht weiß, wie ich in einem Grenzfall (Vergewaltigung oder Inzest) reagieren würde. Ferner habe ich ausdrücklich betont, daß man Frauen helfen muß, wenn sie durch eine Schwangerschaft in finanzielle Not geraten. Damit habe ich meine Position eigentlich ganz klar abgesteckt. Warum ich trotzdem kritisiert werde, das ist mir nach wie vor ein Rätsel.

Sie sprechen pausenlos davon, daß der Staat dies und jenes bezahlen soll. Sie haben mit keinem einzigen Wort erwähnt, woher der Staat das Geld nehmen soll. Sie haben kein einziges Wort dazu gesagt, daß Frauen auch selbst eine Verantwortung zu übernehmen haben. Das ist es, was mich stört.

Sie reden von Geldern für Bundeswehr, Schulen, Kindergärten, Krippenplätzen und Kinderbetreuung. Alles wirr durcheinander. Sie sagen kein Wort, wie die Finanzierung gestaltet werden soll. Der Staat ist nicht irgendein reicher Onkel, sondern der Staat sind wir selbst. Jeder ist ein Teil davon.

Auch die Zuständigkeiten sind völlig unterschiedlich. Mal ist der Bund zuständig, mal sind es die einzelnen Bundesländer, oder einfach nur die Gemeinde. Nur Forderungen stellen und keinen eigenen Beitrag leisten, daß ein Staat auch funktioniert, das ist mir zu billig.

Nicht alle Frauen sind Engel, das wissen Sie wahrscheinlich genau so gut wie ich. Sie können täglich in der Zeitung lesen, was manche Frauen mit ihren Kindern machen. Man wirft sie in Aschentonnen, man schaut wochenlang zu, wie Kinder qualvoll verhungern. Neugeborene werden ausgesetzt, verkauft, gequält und umgebracht. Und so weiter.

Darüber sollte man zuerst diskutieren. Erst wenn man wirklich begriffen hat, was den Wert eines menschlichen Wesens ausmacht, erst dann sollte man über das Thema Abtreibung sprechen. Die Natur hat nicht vorgesehen, daß eine Frau schwanger wird, damit sie eine Abtreibung machen kann, sondern weil sie ein Kind zur Welt bringen soll.

Ich kann für meine Kinder selbst sorgen, was mich glücklich und zufrieden macht. Und nur deswegen habe ich diese Kinder auch. Zufallskinder kann man in einer Partnerschaft leicht verhindern, oder zumindest kann man das Risiko einer ungewollten Schwangerschaft fast bis auf null reduzieren.

Auch wenn es vielleicht hartherzig klingen mag, ich vertrete die Meinung, daß man auf Kinder verzichten sollte, wenn man ihnen keine relativ sichere Zukunft bieten kann. Das verstehe ich unter Eigenverantwortung von Frauen. Und das ist dem Staat gegenüber fair und wohl auch sachlich richtig.


schorsch antwortete am 04.02.02 (09:00):

Zitat Roswitha: "....Auch wenn es vielleicht hartherzig klingen mag, ich vertrete die Meinung, daß man auf Kinder verzichten sollte, wenn man ihnen keine relativ sichere Zukunft bieten kann. Das verstehe ich unter Eigenverantwortung von Frauen. Und das ist dem Staat gegenüber fair und wohl auch sachlich richtig....."
Wunderbar, liebe Roswitha. Dann haben also arme Leute kein Recht mehr, Kinder in die Welt zu setzen. Wie würdest Du wohl argumentieren, wenn Du nicht per Zufall in eine Familie geboren worden wärst, die sich Kinder "leisten" konnte? Eigentlich könnten wir es ja so machen wie die Feudalherren in den Südstaaten vor noch nicht so langer Zeit: Man paart diejenigen Sklaven, die von den Genen her am besten geeignet sind, willige und effiziente Nachkommen zur Welt zu bringen, auf dass der Feudalherr immer genügend Menschenmaterial zur Verfügung hat.
Ein weiteres Zitat von Roswitha: "....Es ist mir vollkommen gleichgültig, wenn andere Leute eine andere Meinung haben...." Da möchte ich lieber nicht darauf antworten!


Schorsch


Roswitha Lyra antwortete am 04.02.02 (09:52):

Lieber Schorsch,

bitte lesen Sie doch etwas genauer, was ich wirklich gesagt habe. Zumindest das darf ich doch von Ihnen erwarten, oder nicht?

>>Wunderbar, liebe Roswitha. Dann haben also arme Leute kein Recht >>mehr, Kinder in die Welt zu setzen.

Sie wissen genau, daß Sie mich falsch zitieren! Ich habe niemand das Recht abgesprochen ein Kind zu kriegen. Das ist ja absurd. Wörtlich habe ich geschrieben und das zitieren Sie ja ebenfalls:

>> Auch wenn es vielleicht hartherzig klingen mag, ich vertrete die >>Meinung, daß man auf Kinder verzichten sollte, wenn man ihnen keine >>relativ sichere Zukunft bieten kann. Das verstehe ich unter >>Eigenverantwortung von Frauen.

Wenn Sie schon mal in einer Familienberatungsstelle gewesen wären, dann würden Sie wissen, was ich damit meine. Dort würde man Ihnen haargenau das gleiche sagen. Man würde jungen Leuten, die noch kein ausreichendes Familieneinkommen haben, von einem Kind abraten. Verzichten bedeutet ja nicht, daß man ein Leben lang auf Kinder verzichten soll. Nehmen Sie als Beispiel zwei Studenten. Während der Studienzeit ist das Geld knapp. Ein Kind ist so praktisch kaum zu finanzieren. Ein paar Jahre später kann das alles ganz anders sein. Und dann kann man doch neu darüber nachdenken, ob man ein Kind haben möchte. Was ist an solchen Überlegungen falsch?

An anderer Stelle sagen Sie dies:

>>Ein weiteres Zitat von Roswitha: "....Es ist mir vollkommen gleichgültig, >>wenn andere Leute eine andere Meinung haben...." Da möchte ich >>lieber nicht darauf antworten!

Das hätten Sie aber tun sollen, damit ich verstehe, was Sie an dieser Aussage stört. Ich wiederhole erneut, daß ich hier meinen eigenen Standpunkt vertrete. Deswegen ist es mir wirklich gleichgültig, wenn andere Leute eine andere Meinung zum Thema Abtreibung haben.

Wenn Sie persönlich keine eigene Meinung haben sollten, oder aber eine völlig andere, dann würde ich das zwar zur Kenntnis nehmen, aber es wäre mir tatsächlich gleichgültig. Anders wäre es, wenn Sie mich überzeugt hätten, daß ich mich mit meiner Meinung auf dem Holzweg befinde. Das haben Sie bis jetzt noch nicht geschafft, egal wie falsch Sie mich zitiert haben.


Barbara antwortete am 04.02.02 (11:35):

Liebe Roswitha,

wenn ich Sie richtig verstehe, plädieren Sie dafür, Geschlechtsverkehr allein zur Zeugung von Nachwuchs auszuüben. Nun, ja. Der Papst teilt diese Ansicht mit Ihnen. Immerhin einer . . .

Fragen Sie Gynäkologen aller Richtungen:
Es gibt keine 100%ig sichere Verhütung. Nicht einmal eine Sterilisation ist 100%ig sicher.

Ich zitiere Sie:

>>Sie reden von Geldern für Bundeswehr, Schulen, Kindergärten, Krippenplätzen und Kinderbetreuung. Alles wirr durcheinander. Sie sagen kein Wort, wie die Finanzierung gestaltet werden soll.<<

Was, bitte, ist wirr daran, wenn ich bezweifle, dass kein Geld für eine kinderfreundlichere Politik aufzutreiben wäre. Allein der Wille fehlt!

Was Sie als "wirr" bezeichnen, ist meine Argumentation, dass z.B. für eine militärische Stärkung Deutschlands, ja ganz Europas, plötzlich Milliarden locker gemacht werden können, weil man es will! Geld ist somit vorhanden. Der Staat muss sich lediglich entscheiden, wo er Prioritäten setzen will.

Ich beglückwünsche Sie zu Ihrem ausnahmslos tugendhaften Lebenswandel, habe jedoch Verständnis für Mitmenschen, die aus mir durchaus menschlich erscheinenden Gründen irgendwann im Leben einmal "schwach" geworden sind.

Ich bedaure es, wenn Frauen keinen anderen Ausweg sehen, als den einer Abtreibung, und plädiere aus diesem Grund für eine kinderfreundlichere Gesellschaft, damit sich die Entscheidung für ein Kind als Möglichkeit anbietet. Da wir von dieser Gesellschaft meilenweit entfernt sind, verstehe ich Frauen, die sich nicht in der Lage sehen, ein Kind bzw. weitere Kinder aufzuziehen. Ich bin fest davon überzeugt, dass sie ihre Entscheidung durchaus verantwortungsbewusst treffen.

Vielleicht mag Herta auch einmal ihre Meinung äußern, da sie dieses Thema zur Diskussion stellte.

Gruß Barbara


Brigitte antwortete am 04.02.02 (12:06):

Liebe Roswitha,
ich höre sehr deutlich dass Sie sich unverstanden fühlen und von der Diskussion frustriert sind.
Vielleicht kann ich etwas zur Aufklärung beitragen? Ihr Statement, so habe ich das Gefühl, kommt aus einem sehr behüteten und abgesichertem Umfeld. Aber das ist nicht die allgemeingültige Realität. Erweitern Sie mal Ihr Blickfeld und Sie werden mehr Verständnis aufbringen für andere Lebensweisen.
In einem Punkt muss ich Ihnen recht geben: nicht alle Frauen sind Engel, aber wäre das nicht auch ein Argument in manchen Fällen eine Abtreibung zu befürworten??
Zum Thema Staat: warum wird es kinderlosen Paaren so schwer gemacht ein Kind zu adoptieren, während für künstliche Befruchtung auch bei Frauen über 40 sehr grosszügig gehandelt wird?
Ich habe noch nie die Hilfe des Staates in Anspruch nehmen müssen, aber ich sehe sehr wohl die Mißstände und wir alle haben das Recht und die Pflicht über Verbesserungen zumindest nachzudenken.


gebranntes Kind antwortete am 04.02.02 (12:31):


Eine Diskussion über den Wert des ungeborenen Lebens halte ich für sehr sinnvoll.

Eine Verbesserung des Adoptionsrechtes ebenfalls.

Eine Frage hätte ich mal: Ist eine der obigen Diskutantinnen noch in gebärfähigem Alter oder besehen Sie die Angelegenheit von der ungefährlichen Warte der nicht mehr Betroffenen?

Eine weitere Frage: Warum werden die Väter nur im Zusammenhang mit der Verhütung erwähnt. Sollten sie nicht auch ein Mitspracherecht haben, wenn es um das gemeinsam gezeugte Kind geht?


Roswitha Lyra antwortete am 04.02.02 (12:47):

Liebe Barbara,

die Diskussion mit Ihnen möchte ich nicht fortführen, weil ich es für zwecklos halte. Sie sagen:

>>wenn ich Sie richtig verstehe, plädieren Sie dafür, Geschlechtsverkehr >>allein zur Zeugung von Nachwuchs auszuüben. Nun, ja. Der Papst teilt >>diese Ansicht mit Ihnen. Immerhin einer . . .

Ich habe so etwas nicht gesagt, folgedessen verstehen Sie mich auch nicht falsch, sondern Sie inszenieren eine Falschaussage. Ich habe in einem anderen Beitrag auch von Empfängnisverhütung gesprochen, was Sie leider nicht zur Kenntnis genommen haben, sonst würden Sie logischer argumentieren.

>>Zur Zeugung eines Kindes gehören immer zwei Personen. Es gibt auch >>Verhütungsmittel für Männer, sogar in allen Variationen! Frauen haben >>Kraft und Macht genug, um selbst zu entscheiden, ob sie schwanger >>werden wollen. Zumindest ist das in einer Partnerschaft so.

Das habe ich wörtlich geschrieben. Und zwar deswegen, weil Sie von der Unverträglichkeit der Pille sprachen. Daraus abzuleiten, ich würde für Sex plädieren, der lediglich zur Fortpflanzung dient, das ist eigentlich eine Kunst.

Da Sie offenbar nicht in der Lage sind, einer Diskussion chronologisch zu folgen, erübrigt sich jedes weitere Wort.


Roswitha Lyra antwortete am 04.02.02 (13:59):

Liebe Brigitte,

ich bin gerne bereit, Ihnen Ihre Frage zu beantworten. Auch deswegen, weil Sie sachlich geblieben sind. Ich zitiere Sie:

>> Ihr Statement, so habe ich das Gefühl, kommt aus einem sehr >>behüteten und abgesichertem Umfeld. Aber das ist nicht die >>allgemeingültige Realität.

Das ist nur teilweise richtig. Behütet war mein Umfeld nie! Und wenn ich in abgesicherten Verhältnissen lebe, so habe ich mir diese Verhältnisse selbst geschaffen. Für mich und für meine Kinder.

Ich habe mich mit 26 Jahren selbstständig gemacht und einen kleinen Buchhandel gegründet. Damals habe ich meinen Kinderwunsch zurückgestellt, weil mir eine gesunde Existenz wichtiger gewesen ist. Ich habe mit Schulden und mit Krediten begonnen. Nach etwa 5 Jahren hatte ich mein erstes Ziel erreicht. Mit 32 Jahren bekam ich mein erstes Kind. Und mit 38 Jahren hatte ich vier Kinder.

Wie schwierig meine Lebensplanung in den ersten Jahren gewesen ist, weil ich über kein Eigenkapital verfügte, das kann man sich vielleicht vorstellen. Ich bin diesen Weg gegangen, weil ich mir etwas anderes überhaupt nicht vorstellen konnte, auch nicht vorstellen wollte. Und in diesem Sinne bin ich auch von meinen Eltern erzogen worden.

Sehen Sie, ich lasse mich hier nicht kritisieren, weil ich mein Leben richtig und vernünftig geplant habe. Ich habe meinen Kindern alles geboten, was Sie zu Ihrer Entwicklung brauchten. Und ich habe die Entbehrungen früherer Jahre nie bereut. Ich würde es heute nicht anders machen.

Das ist es, was mir Sicherheit und Selbstwertgefühl gibt. Und das macht es mir unmöglich, jemanden zu verstehen, der jede Eigenverantwortung von sich weist und stattdessen nach staatlicher Vollversorgung schreit.


Barbara antwortete am 04.02.02 (16:30):

Liebes "gebranntes Kind",

Du schreibst:

>>Eine Frage hätte ich mal: Ist eine der obigen Diskutantinnen noch in gebärfähigem Alter oder besehen Sie die Angelegenheit von der ungefährlichen Warte der nicht mehr Betroffenen?<<

Diese Frage hatte ich mir auch schon gestellt und dabei still in mich hinein geschmunzelt. Für meinen Teil beantworte ich sie gern: ich bin jenseits von Gut und Böse und in dreifacher Hinsicht gegen Nachwuchs abgesichert. Ich betrachte es als Glück, diese schwere Gewissensentscheidung nie habe treffen zu müssen. Meine drei Kinder waren Wunschkinder. Nach einer Fehlgeburt erlitt ich einen Nervenzusammenbruch. Obwohl ich bei der Geburt meines letzten Kindes über 30 Jahre alt war, habe ich nicht untersuchen lassen, ob das Kind evtl. eine Behinderung haben könnte. Ich wusste, dass ich mich im Falle einer Behinderung trotzdem für das Kind entscheiden würde. Während der Schwangerschaften befand ich mich im Schutze meiner Ehe, die zwanzig Jahre lang hielt.

Obwohl das Schicksal es gut mit mir meinte, kann ich mir Situationen vorstellen, in denen sich Frauen schweren Herzens gegen ihr Kind entscheiden. Diese Entscheidung sollte man allein ihnen überlassen. Daneben bin ich für eine gute Beratung und bessere staatliche Hilfe für betroffene Frauen. Ich selbst war zum Glück nie gezwungen, staatliche Hilfe zu beantragen und werde wohl, soweit ich es z.Zt. übersehen kann, auch nie in die Lage kommen.

Gruß Barbara


Herta antwortete am 05.02.02 (09:17):

ich finde,es ist eine sehr schwierige frage,die ich hier ins forum gestellt habe.ich persönlich bin gegen schwangerschaftsunterbrechungen(...ich bin übrigens noch im gebärfähigen alter:-)...)da ich der ansicht bin dass auch ein ungeborenes kind schon in den ersten tagen nach der zeugung als ein mensch zu betrachten ist.ich verstehe aber eine frau,der es psychisch nicht möglich ist ein kind nach einer vergewaltigung auszutragen.
ein aspekt der hier noch nicht angeschnitten wurde ist aber der,wie eine frau die eine abtreibung hinter sich hat,diese bewältigen kann.es ist für die betroffenen nämlich gar nicht so einfach sich dieser tat zu stellen.ich kenne einige,die nach einer abtreibung schwere psychische probleme(das "post abortion syndrom") hatten obwohl sie "davor" überzeugt waren die richtige entscheidung getroffen zu haben.
ich bin eigentlich nicht der ansicht,dass vom staat(ich komme aus der schweiz) zuwenig unternommen wird um ungewollt schwangeren frauen zu helfen.aber ich finde,die stellen,bei denen diese frauen hilfe finden können werden viel zuwenig bekannt gemacht.ich würde es gut finden,wenn auch in den schulen der oberstufe über dieses thema aufklärungsarbeit geleistet würde.es wird zwar viel über verhütung gesprochen aber trotzdem gibt es immer wieder mädchen von 14,15,16 jahren welche schwanger werden und nicht wissen wohin sie sich wenden können.nicht alle haben verständnisvolle eltern und schon manches mädchen hatte eine abtreibung gemacht,weil sie nicht wusste wo sie hilfe bekommen kann und unter dem druck von eltern oder freund zerbrochen ist.
oben wird ja die verantwortung der väter angesprochen.bei diesen jungen frauen nehmen die männer ihre verantwortung oftmals in dem sinne wahr,dass sie keine verantwortung über das neue leben übernehmen wollen(von seltenen ausnahmen mal abgesehen)und die junge frau beeinflussen das kind abzutreiben damit sie selbst frei und ungebunden leben können.
herzliche grüsse an alle
herta


Christiane antwortete am 06.02.02 (19:29):

Meine Mutter war in den 1920ger Jahren mit einem lungenkranken Mann verheiratet. Nachdem sie zwei Kinder geboren hatte, hatte sie mehrere Abtreibungen, weil sie die Angst, die Kinder könnten angesteckt oder schon mit Tuberkulose geboren werden, nicht mehr ertragen konnte. Zu den Zeiten wusste man nicht genügend über Tuberkulose und Geburtenverhütung. Sehr christlich erzogen, liess ihr ihr Gewissen keine Ruhe und, um weitere Schwangerschaften zu verhindern, liess sie sich scheiden. Sie hatte keinerlei Ausbildung, mit der sie für sich und ihre 12-jährige Tochter (der Sohn blieb bei dem Vater) einen Lebensunter halt hätte verdienen können. Ihre Eltern hatten 1929 alles Vermögen verloren. Staatliche Hilfe gab es damals noch nicht. So verdingte sie sich als Erzieherin, wo sie ihre gute Allgemeinbildung und Sprachkenntnisse verwenden, und ihre Tochter mitbringen konnte. Verzweifelt, von Schuldgefühlen geplagt, vereinsamt, und ohne Hoffnung, war sie oft nahe daran Selbstmord zu begehen. Die Verantwortung für ihre Tochter veranlasste sie schliesslich dazu, durch ein Heiratsbüro meinen Vater kennen zu lernen. Mit ihm hatte sie dann noch drei Kinder.
Als ich mich zweimal in einer Situation befand, in der ich eine Abtreibung in Betracht zog, entschied ich mich dagegen weil meine Mutter eben so sehr unter ihrer unabwendbaren und unwiderruflichen Entscheidung gelitten hatte.


lh antwortete am 07.02.02 (17:02):

Mal ein bißchen was zur Aufheiterung und Beruhigung der Gemüter_:
Im Wirtshaus sitzen der Pfarrer, der Arzt und der Richter beisammen und diskutieren über eben dieses Thema, im besonderen darüber, wann denn das Leben beginne: Der Pfarrer meint, nach der Zeugung! der Arzt, nach einer bestimmten Anzahl von Zellteilungen; der Richter, nach Ablauf der gesetzlich zugelassenen Frist zur Abtreibung.
Sie können sich natürlich nicht einigen. Da fällt ihr Blick auf die alte Kathi, die im Eck bei ihrem Glaserl sitzt - Fragen wir sie, sie ist eine erfahrene Frau! Die Kathi schaut nachdenklich in die Ferne, dann hebt sie ihr Glas: "Das Leben, sag ich euch, das Leben fangt an, wenn die Kinder aus dem Haus sind und der Mann am Friedhof! Ja, genau dann fangt das Leben an!!"


Hermann Penker antwortete am 15.02.02 (22:30):

Liebe Barbara! Ich war lange nicht am PC und habe auch die Beiträge dieses Themas nur zum Teil gelesen. Ich möchte daher mich nur kurz zu Deinem Beitrag vom 3. 2. 02 äußern. Beim Googeln mit dem Begriff "Spirale" kommt man auf eine Reihe von Besprechungen der Spirale, wie z. B.: "Wirkungsweise: Die Wirkungsweise von Spiralen ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Man geht aber im Wesentlichen von folgenden Mechanismen aus:
Die Spirale behindert als Fremdkörper das Einnisten des Eies.
Kupferhaltige Spiralen geben kontinuierlich Kupferionen ab, die eine spermizide(die Spermien schädigende) Wirkung haben". So weit nicht bei jetzt ebenfalls verwendeten Modellen Chemikalien oder Hormone eine Befruchtung der Eizelle sicher verhindern, bewirkt die Spirale im Leben einer Frau unter Umständen mehr als nur eine Abtreibung, nur dass dieser Vorgang der Frau nicht bewusst wird. Daher ist die Anwendung der Spirale nur bedingt als Geburtenkontrolle ohne Abtreibung zu werten. Ich bin allerdings weder Arzt noch eine Frau, weiß daher auch nicht, ob nicht nur noch die Befruchtung verhindernde Spiralen verwendet werden, bzw. wie weit überall der letzte Standard auch bekannt und genutzt wird. Vielleicht sollten wir uns einmal überlegen, ob nicht besonders auch ältere Menschen für den Lebensschutz während der gesamten menschlichen Entwicklungszeit eintreten sollten, um nicht selbst eines Tages als nicht mehr Produktive und nur das Budget Belastende entsorgt zu werden, wie es jetzt oft aus "sozialen Gründen" mit einer Unzahl von Ungeborenen passiert.
MfG Hermann


Barbara antwortete am 15.02.02 (23:39):

Lieber Hermann,

mir ist bekannt, dass eine Spirale praktisch eine sehr früh eingeleitete Abtreibung ist, was jedoch offenbar kaum jemand anklagt. Weiter oben ging es um die Behauptung, jede Frau habe die Möglichkeit einer total sicheren Verhütung. Daraufhin habe ich bemerkt, dass es keine 100 %ig sichere Verhütung gibt, es sei denn, man verzichte total auf Geschlechtsverkehr.

Auch ich finde es schrecklich, wenn ein Kind abgetrieben wird, wobei für mich die Menschwerdung mit der Verschmelzung von Ei- und Samenzelle beginnt. Bei der Abtreibung geht es jedoch um das Recht einer Frau, über ihre Zukunft eigenverantwortlich zu entscheiden. Wäre nicht der beste Weg, eine Frau von dem Gedanken an eine Abtreibung wegzubringen, wenn die Gesellschaft für bessere Bedingungen sorgen würde, als Berufstätige allein ein Kind aufzuziehen? Den Ruf nach einem Verbot der Abtreibung empfinde ich als scheinheilig, besonders wenn er aus dem Munde von Frauen kommt, die längst nicht mehr im gebärfähigem Alter sind.

In unseren Nachbarländern Dänemark und Frankreich existiert ein gutes Betreuungs-Netz, das Frauen ein Leben mit Kind trotz Berufstätigkeit erleichtert. Dort ist auch die Geburtenrate viel höher, was in unserem Land für die Sicherung unseres Sozialsystems dringend nötig wäre.

Leider kam darauf nur das Totschlagargument: dafür fehlt das Geld.....
Alles weitere bitte ich oben nachzulesen.

Gruß Barbara


schorsch antwortete am 16.02.02 (18:00):

Man stelle sich vor: Noch heute gibt es Kleriker, die darauf pochen, dass der Mensch nur dann Verkehr haben dürfe, wenn er Kinder zeugen wolle!

Schorsch


Rosi antwortete am 15.03.02 (11:59):

Ich bin 18 Jahre alt und vielleicht schwanger.Seit letzten Freitag quäle ich mich mit tausend Fragen.Ein Test kann ich erst nächste Woche machen,bis dann werde ich auf Dornen sitzen.Ich habe das Glück einen wunderbaren Freund an meiner Seite zu haben.Meine Eltern wissen es nicht, weil ich weiss dass sie mich nicht Unterstützen würden.Ich möchte heiraten und eine Familie gründen,aber nicht jetzt. Selbst ich bin noch ein Kind,ich will lernen und mein Leben geniessen.Wenn ich eines Tages mein Kind zur Welt bringe, möchte ich nicht das Gefühl haben ein Teil meines Lebens zu verpassen.Ein reines Gewissen mit mir selbst.In meinem Kopf herrscht chaos....
Ich möchte meinem Kind geben was es braucht und das ist jetzt nicht möglich.Jedoch der Gedanke mein eigenes Kind im Arm zu halten zaubert ein Lächeln auf mein Gesicht.Es soll das glücklichste Kind auf der Welt sein.Jetzt ist es zu früh...
Wie kann ich auf der Suche nach mir selbst sein, wenn ich mich um ein kleines unschuldiges Geschöpf kümmern muss, das Tag für Tag,Nacht füt Nacht.Meine Entscheidung möchte ich nicht bereuen.


Hermann Penker antwortete am 15.03.02 (21:00):

Liebe Rosi!
Ich bin ein alter Mann und kann Dir keine Ratschläge aus der eigenen Erfahrung geben. Berichten kann ich allerdings über Probleme, die in meinem Umfeld bekannt wurden. Eine junge Frau hat aus ähnlichen Gründen abgetrieben. Sie fürchtete, zu Hause keine Stütze zu bekommen, und sie war mit der Ausbildung nicht fertig. Einige Jahre nach der Abtreibung heiratete sie, und beide wünschten sich ein Kind. Was kein Arzt erklären kann ist aber nun ihr Schicksal. Trotz jahrelanger "Bemühungen" kam es zu keiner weiteren Schwangerschaft. Die Mediziner finden keine Ursache dafür. Nun lebt sie mit andauernden Selbstvorwürfen und trägt schwer an ihrer Kinderlosigkeit.
Ich weiß nicht, wo Du lebst. Aber ich nehme an, dass es in Europa keinen Staat mehr gibt, in welchem man eine junge Mutter total im Stich lässt. Und wenn Dein Freund zu Dir steht, dann müsste doch Euer zu dritt Beisammensein ein wunderbares Leben ermöglichen. Für mich ist Genuss das Erreichen dessen, was ich mir als Lebensideal vor Augen halte. Und es gibt nichts schöneres als die Gemeinschaft mit Menschen, die man liebt.
Bedenke, dass Du eine Abtreibung relativ rasch hinter Dich bringen kannst, dass Du die vollzogene Tötung aber nie mehr rückgängig machen kannst.
MfG Hermann Penker


schorsch antwortete am 16.03.02 (14:57):

@ "....Es soll das glücklichste Kind auf der Welt sein.Jetzt ist es zu früh..."

Liebe Rosi, hör auf niemanden denn auf Dich selber. Denn niemand wird Dir die Mühen, Sorgen und Nöte abnehmen, die zwangsläufig auf Dich zukommen werden, wenn Du mit einem Kind dastehst. Und all jene, die aus frömmlerischen Gründen eine "Abtreibung" verurteilen, werden Dir keinen einzigen Cent zur Verfügung stellen. Dein Kind hat das Recht, in einer einigermassen sorgenfreien Familie aufwachsen zu dürfen. Kannst Du oder Dein Freund ihm das bieten? So denke bei allem was Du tust weder an Dich, noch Deinen (jetzigen) Freund, noch an die Nachbar, noch an die Verwandten, sondern einzig allein daran, was das Beste für Dein Kind sein wird und kann.

Ich wünsche Dir, dass Du dich so entscheidest, dass Du in einigen Jahrzehnten noch sagen oder denken kannst: Ich habe mich für das Richtige entschieden.

Schorsch

PS. Wir haben in unserer Verwandtschaft ein "Mädchen" (heute 40 Jahre alt), das sich so entschieden hat, wie ich oben antöne. Sie hat es bis heute noch nie bereut. Sie hat mit ihrem Mann - der nicht der damalige "Schwängerer" war) ein paar Jahre danach noch ein Mädchen bekommen.