Archivübersicht | Impressum

THEMA:   Es lebe der Dialog!...

 22 Antwort(en).

Volker Zdunnek begann die Diskussion am 12.01.02 (20:07) mit folgendem Beitrag:

Es lebe der Dialog!...denn durch Kommunikation wird die
individuelle und gesellschaftliche Wirklichkeit erschaffen -
das Gedanken-Netz des Wirksamen - ein morphologisches Feld,
das die Gesellschaft verändert. -

Kann sich jemand die Welt ohne Kommunikation
vorstellen?


Jutta M. antwortete am 13.01.02 (07:00):

Nein Volker!
Absolut nicht!

Ohne unsere Form von Kommunikation wuerden wir wohl
noch an Bueschen schnueffeln und Duftmarken hinterlassen.

Im Rechten Licht betrachtet tun wir das wohl immer noch,
aber, gottlob, soooo viel mehr kultiviert.

:)))) Witz - Witz - Witz (nur im Falle)

Jutta


elsabe antwortete am 13.01.02 (08:47):

... das kann man nur unterstreichen.
Was aber soll man tun, wenn man durch die Reaktion des Gegenübers auf dem Monolog sitzen bleibt?
(Da wären wir wieder bei den Selbstgesprächen.)


Volker Zdunnek antwortete am 13.01.02 (11:26):

Hallo Elsabe,
ich glaube, es gibt kein Patentrezept gegen
"gescheiterte Dialoge", aber die grundsätzliche
Gesprächsbereitschaft sollte nicht aufgegeben
und seinem Gegenüber signalisiert werden.
Manchmal hilft eine Schweigepause, dem Anderen
das "Wort zu entlocken", wenn es um persönliche
Beziehungen geht.
Grüß Dich
Volker


KlausD antwortete am 13.01.02 (11:27):

Guter Gedankengang,Volker.

Es ist schon überlegenswert,wie die beiden "Extreme" in den verschiedenen Foren einander begegnen.

Es lebe der Dialog!Aber ob die Wirklichkeit durch einen Dialog geschaffen wird,kann ich nicht erkennen.
Die Wirklichkeit entsteht so oder so -mit oder ohne Dialog.

Die Wirklichkeit ist das Ergebnis des Dialogs.

Wenn wir die Literatur auch zur Kommunikation zählen weiß man,daß sie wenig bis gar nichts bewirkt -in den Entscheidungsfindungen.
Dieses wurde vor kurzer Zeit von unserem Literaturpapst -R.R.- bestätigt.

Man muß in den geschriebenen Worten schon sehr ausfallend werden, damit es überhaupt zur Kenntnis genommen wird.

Aus diesem Grund werden die Schreiber oft zum Extrem verleitet -wie wir es hier in den Foren sehen können.


Es lebe der Dialog!


Rosmarie Schmitt antwortete am 13.01.02 (13:34):

Hallo miteinander,

mich spricht Volkers Stichwort auch an. Ich möchte dazu noch ergänzen, dass die Sprache dabei offensichtlich eine Riesenrolle spielt. Aber wie schnell werden gleiche Worte völlig anders aufgefasst! Auch Gesten oder Blicke können missverstanden werden. (Vielleicht sollten wir doch manchmal aufs Schnüffeln zurückkommen... :-))) Also gehören viel guter Wille und eine Portion Einfühlungsvermögen zu funktionierender Kommunikation dazu. Dieser gute Wille und andere förderliche Eigenschaften sind in meinen Augen in dem "geistigen Feld", das Wirklichkeit schafft, enthalten. Sie sind lebensnotwendig, wenn Produktives geleistet werden soll.

Für mich schaffen schon Gedanken Wirklichkeiten.

Liebe Elsabe, zu deinen Anmerkungen: In meinem Leben habe ich die Erfahrung gemacht, dass manche Partner einfach keine Lust haben und keinerlei Notwendigkeit sehen, dem anderen entgegenzukommen. Je weicher und bemühter frau reagiert, umso weniger wird die Situation geändert. Wenn Sprache partout nicht funktionieren will, dann sollte man auf andere Konsequenzen ausweichen. Handeln ist manchmal eine Form von Kommunikation, die in bestimmten Fällen besser verstanden wird.


Henner antwortete am 13.01.02 (19:32):

Beim Sprechen kommts auf die Betonung an,,beim Schreiben ist die Zeichensetzung manchmal ausschlaggebend.


zB:
Was willst du schon wieder?
Was willst du,schon wieder?
Was,willst du schon wieder ?


seewolf antwortete am 13.01.02 (20:23):

Liebe Rosmarie -

..."dann sollte man auf andere Konsequenzen ausweichen. Handeln ist manchmal eine Form von Kommunikation"...

"Handeln" kommt von "Hand". Also - nicht mehr die Sprech- oder Schreibwerkzeuge benutzen, sondern mit der Hand handeln? - Na... ich weiß nicht so recht :-)))


Rosmarie Schmitt antwortete am 13.01.02 (22:47):


> "Handeln" kommt von "Hand". Also - nicht mehr die Sprech- oder Schreibwerkzeuge benutzen, sondern mit der Hand handeln? - Na... ich weiß nicht so recht :-)))

Haha, lieber Seewolf, klar doch!

Mit der Hand lässt sich glatt streicheln, was vorher störrisch war, und es lässt sich be-handeln, was Heilung braucht - auch Seelenschmerz... Vielleicht lässt sich danach doch noch ver-handeln, was vorher rein verbal nicht klappte.
Allerdings muss ich gestehen, dass ich an etwas andere Handlungen dachte, wie z.B. Wohnung mieten, Koffer packen, ausziehen...

Hast du etwa an Hand-greiflichkeiten gedacht? Ich? Nie!!! :-)))

Einen händelfreien Abend wünscht dir
Rosmarie


Barbara antwortete am 13.01.02 (23:19):

Liebe Rosmarie,
liebe Runde,

mich erinnert Dein Beitrag, liebe Rosmarie, an das Ende meiner zwanzigjährigen Ehe:

ich bat meinen Mann um ein Gespräch

seine Antwort: "Ich lehne jede Diskussion mit Dir ab!"

Ich entgegnete: "Das kann doch nicht wahr sein. Was ist denn eine derartige Ehe noch wert?"

Zwei weitere Jahre habe ich gelitten. Er verlor mehr und mehr an Gewicht, saß nur anklagend herum. Neben ihm Beruhigungstabletten und das Buch "Sorge Dich nicht - lebe!"

Dann habe ich einen Anwalt aufgesucht, der ihm das Ende unserer Ehe schriftlich mitteilte.

Auf einmal konnte er wieder Laute von sich geben. Er schrie so furchtbar laut, dass der ganze Stadtteil sein Elend mitbekommen konnte.

Erst später habe ich gemerkt, wie sehr ICH in den letzten Jahren gelitten hatte.

Wenn also wirklich kein Dialog mehr möglich ist, sollte man sich dem Ende einer Beziehung stellen.

Gruß Barbara


Doris Routliffe antwortete am 14.01.02 (02:16):

Ich bin nie dazu gekommen, herauszufinden, warum mein Mann nicht über/von persönlichen Sachen (Gefühlen schon überhaupt nicht)sprechen kann. Versucht hab ich in den ersten Jahren unserer Ehe, einen Dialog in Gang zu bringen, vergebens. Handgreiflich ist er jedoch geworden - - das ist auch eine Form der Kommunikation! Seit 10 Jahren wohne ich nun alleine, und wir "verständigen" uns recht gut, wenngleich sporadisch. Schweigen kann übrigens auch Kommunikation sein - -


schorsch antwortete am 14.01.02 (09:37):

Darum liebe Frauen: gebt euren Töchtern mit auf den Lebensweg, sie sollen ihre Söhne nicht lehren, die Zähne zusammenzubeissen, sondern sie weit aufzumachen und ihren Gefühlen freien Lauf zu lassen.

Schorsch


Rosmarie Schmitt antwortete am 14.01.02 (09:55):

Liebe Barbara, liebe Doris,

ja, manchmal ist es mit der Kommunikation zwischen den Geschlechtern nicht so einfach... Ich habe in der Beziehung auch sehr schmerzhafte Erfahrungen gemacht. Aber auch ich habe gelernt, Konsequenzen zu ziehen. Und ich habe gelernt, meine Erwartungshaltungen sehr weit herunter zu schrauben. Bei viel Distanz geht das gut, aber tief beglückend ist natürlich etwas anderes... :-)))

Aber das Leben hat ja glücklicherweise so viele erfreuliche Facetten.
Eine davon ist der ST hier, wo ich immer wieder mich sehr bereichernde, sachlich und menschlich interessante und offene Kommunikation finde. Der ST ist für mein heute ansonsten auch erfreuliches Leben eine optimale Abrundung!

Lieber Schorsch,

du hast Recht. Ich habe meinen Sohn anders erzogen, und bei ihm klappt die Kommunikation mit seiner Frau (mit anderen und auch mit mir) bestens. Zum Glück! ("Glück" deshalb, weil ich mir nicht so sicher bin, wieviel durch Erziehung wirklich erreicht werden kann...)

Allen einen fröhlichen Gruß
Rosmarie


Volker Zdunnek antwortete am 14.01.02 (13:56):

Wovon "lebt" ein Dialog?...
von der gegenseitigen Anteilnahme an allem,
was nicht zum ICH gehört...mit wenigen Ausnahmen!

Grüße Euch alle, die Ihr den Dialog "liebt"...*smile*
Volker


Volker Zdunnek antwortete am 14.01.02 (13:57):

Wovon "lebt" ein Dialog?...
von der gegenseitigen Anteilnahme an allem,
was nicht zum ICH gehört...mit wenigen Ausnahmen!

Grüße Euch alle, die Ihr den Dialog "liebt"...*smile*
Volker


anica antwortete am 14.01.02 (23:20):

Ja, Henner,
da sieht man mal wieder,
was ein kleines Komma einem manchmal so sagen will :-)))


Jutta M. antwortete am 15.01.02 (07:29):

Hallo Alle
und vorerst mal KlausD:

"Die Wirklichkeit ist das Ergebnis des Dialogs"?
Neeeee, Die Wirklichkeit passiert um uns herum waehrend
wir beschaeftig sind mit "dialogen" (grins).

Rosemarie und Henner haben natuerlich recht:

es kommt erst mal schon drauf an wie das gesagte anderswo
ausgelegt wird, unterstrichen mit modernen erwerbnissen
wie z. B. Satzzeichen, etc.

Da liegt es wesentlich mehr an dem "Hoerer" als an dem
"Sager" die Auslegung des Ganzen so zu gestalten wie
es dem "Hoerer" ebend passend waere.

Mit anderen Worten:

Da iss nix verkehrt mit dem Strauch, kommt bloss drauf man
was man schnueffeln moechte!
Gegenteilig mag man Duefte hinterlassen bis Gott-weiss-wo,
und die werden trotzdem bloss so bewertet wie der "Schnueffler" sie auslegt!

Mmmmmh, trotz allen Fortschritts, trotz aller Bildung,
trotz aller "Ueberlegenheit" der Menschlichen Art
scheint mir dass sich das Buesche schnueffeln nicht
sooooo wesentlich geaendert hat.
Oder?
:))))))
Frohe Dialoge weiterhin!

Jutta


Volker Zdunnek antwortete am 15.01.02 (10:48):

Der Dialog geht weiter...

Mich „reizt“ die Aussage von Jutta M.:
„Die Wirklichkeit passiert um uns herum, waehrend
wir beschaeftigt sind mit ‚dialogen‘“.
Wenn nicht gerade das „Graswachsen“ oder die Erdumdrehung
als „Wirklichkeit“ gemeint ist, dann muß ich immer wieder
feststellen, dass in unserer Gesellschaft – öffentliches und privates Leben –
nichts ohne Denken und Absprachen geschieht.
Dafür gibt es viele Beispiele, die jeder nachvollziehen kann:
Kein Gesetz ohne politische Auseinandersetzung (sind das keine Dialoge?).
Kein Arbeitsplatz ohne Verhandlungen mit dem Arbeitgeber.
Keine Partnerschaft ohne Dialoge, oder?
Keine Verkehrsregeln ohne vorherige Absprachen.
Kein Hausbau ohne Planung, Abstimmung mit den Beteiligten
(nicht das Bauamt vergessen).
Diese Reihe könnte ich noch fortsetzen.
Von dem Augenblick an, wo nur zwei Menschen etwas gemeinsam tun wollen,
müssen sie sich denkend verständigen (Dialog).
In einer pluralistischen Gesellschaft wie der unsrigen passiert nichts ohne
vorherige Diskussion, Absprache u.s.w.
Die Welt ist voller Gedanken und Gedankenaustausch, das unser Bewußtsein
und letztlich auch unser Handeln beeinflußt.

Grüße alle dialogbereit...*smile*
Volker


Rosmarie Schmitt antwortete am 15.01.02 (16:10):

Lieber Volker, liebe Runde,

sicher hast du mit deinen Ausführungen Recht.

Andererseits gibt es meiner Meinung nach auch genug lebensprägende Situationen, die mit Dialogen nichts zu tun haben. Da bekommt einer Krebs, ein Flugzeugunfall rafft Hunderte hinweg, eine Katze läuft zu, ein Kind bricht im Eis ein, einer gewinnt im Lotto... Solche Ereignisse sind meiner Meinung nach zwar nicht zufällig, aber mit Dialog-Führen haben sie wohl nichts zu tun.
Ich glaube zwar an die Wichtigkeit von Kommunikation, aber ich glaube nicht an ihre Allmacht... :-)))

Herzlichen Gruß
Rosmarie


Volker Zdunnek antwortete am 15.01.02 (19:44):

Liebe Rosmarie,
natürlich besteht unser Leben nicht nur aus Dialogen und von „Allmacht“ kann auch keine Rede sein.
Aber die von Dir beispielhaft genannten „lebensprägenden Situationen“ geben genügend
Anlaß für die Betroffenen, die entstandenen Probleme (Krebs, Flugzeugunfall,...) zu ERÖRTERN und nach Lösungen zu suchen oder Chancen/Möglichkeiten (Erbschaft, Lottogewinn, ...) zusammen mit den Nahestehenden phantasievoll zu DISKUTIEREN und zu nutzen.
Wie schon des öfteren vorgekommen, haben Unfälle wie Flugzeugabsturz, Zugentgleisung, Grubenunglück, Feuerbrand u. s. w. heftige Diskussionen in der Öffentlichkeit ausgelöst, um solche Unfälle durch überlegte Maßnahmen in Zukunft nach Möglichkeit zu vermeiden.

Da der Mensch ein soziales Wesen ist und auf Kommunikation nicht verzichten kann/sollte, lösen fast alle Geschehnisse im Leben eines Menschen ein Mitteilungsbedürfnis aus (auch bei Psychopathen), darüber zu sprechen, Antworten auf Fragen zu finden und Probleme zu lösen.
Ich halte daher die Fähigkeit, sich zwischenmenschlich zu verständigen, den Dialog zu pflegen, für unbedingt lebenswichtig.
Liebe Rosmarie, aber vielleicht findest Du noch weitere Einwände, die wir hier im Dialog klären können...*smile*

Grüß Dich
Volker


Rosmarie Schmitt antwortete am 15.01.02 (20:35):

Nein, lieber Volker, gegen das von dir hier Eingebrachte habe ich nichts einzuwenden! :-)))

Grüß dich auch :-)
Rosmarie


Barbara antwortete am 15.01.02 (21:50):

Ich habe stets frei über meine/unsere Probleme gesprochen. Nur dann trifft man auf Menschen, die einem helfen können.

Wie viele Leute habe ich kennengelernt, die keinerlei Probleme hatten:

ihre Kinder gediehen einzigartig. Die lieben Eltern freuten sich tagaus tagein über diese wunderbaren kleinen Geschöpfe.

sie hatten einen Traumberuf und Traumkollegen und einen Traumchef

ihre Ehe kannte keine Krisen. Der Ehemann las ihnen jeden Wunsch von den Augen ab

Jahre später erfuhr ich, wie es denen wirklich ergangen war. Dagegen waren unsere Probleme lachhaft. Weil sie sich nie offen ausgesprochen hatten, konnte ihnen auch niemand helfen. Vollkommen isoliert ist manch eine/einer daran zerbrochen.

Erst im Dialog mit unseren Mitmenschen können wir lernen, mit den verschiedenen Anforderungen, die das Leben an uns stellt, fertig zu werden.

Es zeigt keine Schwäche, seine Probleme zu benennen.
Vielmehr beweist es Stärke, zu seinen Schwächen zu stehen.

Gruß Barbara


Rosmarie Schmitt antwortete am 15.01.02 (23:00):

> Es zeigt keine Schwäche, seine Probleme zu benennen.
> Vielmehr beweist es Stärke, zu seinen Schwächen zu stehen.

Liebe Barbara,

genauso sehe ich dies auch! Es gibt Menschen, die wollen die ganz tollen Kerlchen sein, weil sie ein Selbstbild haben, wonach sie unbedingt besser, größer, erfolgreicher, klüger, gewandter, edler ... und... und... sein müssen. Gerade das sind diejenigen, die weder menschlich echt, noch wirklich kommunikationsfähig sind.
Was wäre mir alles entgangen, wenn ich solch ein tolles Kerlchen gewesen wäre! Im Grunde fühlen sich andere Menschen doch nur dann bei einem wohl und sich wirklich verstanden, wenn sie spüren, dass man auch ein kleines Licht mit Kämpfen und Unzulänglichkeiten, mit Scheitern und Leiden, mit Hoffnung und Wiederaufstehbereitschaft und noch ein paar guten Seiten ist. :-)

Herzliche Grüße
Rosmarie