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THEMA:   Zeitzeugen der 30er Jahre gesucht

 11 Antwort(en).

Annemarie begann die Diskussion am 11.12.01 (21:37) mit folgendem Beitrag:

Hallo. Ich bin ganz verzweifelt, denn ich suche Leute, die in den 30er Jahren gelebt haben und sich noch daran erinnern können wie das Leben so vor sich ging. Es geht NICHT um das aufwärmen von traurigen Kriegserinnerungen sondern um Erinnerungen allgemeiner Art. Zum Beispiel fanden in der Zeit die Boxkämpfe von Max Schmeling statt. Wer mir helfen kann, bitte melden.


Schorsch antwortete am 13.12.01 (10:39):

Liebe Annemarie

Max Schmeling lebt nicht mehr - wohl aber all die traurigen Erinnerungen. Aber die möchtest Du ja lieber nicht mehr aufwärmen.
Wie wäre es denn, von Menschen zu erzählen und zu vernehmen, die nicht zu-schlugen, sondern zu-packten - und die in aller Stille ein ganz klein wenig mithalfen, dem Frieden zuzustreben?
Bald ist Weihnachten. Da möchte ich nicht vom Zu-schlagen hören, sondern vom Zu-Hilfe-kommen in jener schrecklichen Zeit!

Schorsch


Henry antwortete am 13.12.01 (13:04):

Aber Schorsch,
meines Wissens lebt Max Schmeling noch; musst mal das Internet befragen.
Ich war damals in der Volksschule als Joe Louis Schmeling besiegte wurde. Das war der Rückkampf. Da erzählte man, Joe hätte Eisen in den Handschuhen gehabt. Es konnte damals keiner glauben, dass ein Deutscher verliert....
Da ich in einer überwiegend katholischen Gegend zur Schule ging, konnten die Nazis ihre Ideologien nicht so schnell durchsetzen, wie sie es wünschten. Von den Lehrern waren "nur" 50% in der Partei, wie ich gerade dieser Tage las.
Im Übrigen gibt es viel Literatur zu dieser Zeit; so z. B. auch einzelne Aufsätze in historischen Fachorganen.
Ich hoffe, ich habe Dir, liebe Annemarie, einen Tipp gegeben.
Grüße
Henry


Johannes Michalowsky antwortete am 13.12.01 (16:37):

Annemarie hatte Max Schmeling nur beispielhaft gemeint, wenn ich das richtig lese. Ich war damals in einem Kinderheim, und wir Kinder haben uns am Vorabend des zweiten Kampfes zwischen Joe Louis und Max Schmeling gegenseitig die Fäuste zusammengebunden, damit wir auch im Schlaf es nicht unterlassen, für Schmeling die Daumen zu drücken.

Genutzt hat es nichts, wie man weiß, dennoch war das keine ideologisch initiierte Aktion, sondern im Nachhinein gesehen eine Geste gegenüber einem hervorragenden Sportsmann, der von der Politik instrumentalisiert worden sein mag.


Hanna antwortete am 13.12.01 (18:17):

Hallo, ich bin auch in den 30er Jahren zur Schule gegangen, in Süddeutschland, katholosch. Was genau möchtest Du wissen?
Bin gerne bereit etwas dazu tz sagen, aber so allgemein ist das Feld zu weit. Gruß Hanna


Schorsch antwortete am 14.12.01 (11:15):

An Henri

Danke für den Hinweis über Max Schmeling. Ich habe Deinen Rat befolgt, mit GOOGLE gesucht und bin tatsächlich fündig geworden. Tatsächlich scheint M.SCH. noch zu leben. Da er 1905 geboren wurde, müsste er also heute 96 sein. Vielleicht weiss ja jemand hier, ob und wo er lebt?

Schorsch


Johannes Michalowsky antwortete am 14.12.01 (13:20):

Max Schmeling lebt in Hamburg.


Marianne Brand antwortete am 14.12.01 (18:30):

Hallo, Annemarie!
Ich bin Jahrgang 1922, also in den 30er Jahren zur Schule gegangen. Ich lebte in Schlesien. Ich habe noch viele Erinnerungen an diese Jahre. Das Sängerfest 1937 und das Turnerfest 1938 in Breslau. Den Zeppelin LZ126 in frankfurt a.M. Ferien in Berlin 1933. und vieles aus dem Alltagsleben der Menschen in dieser Zeit. ZB.noch Bänkelsänger auf dem Jahrmarkt mit großer Leinwand. Leider wurden wir erst hinterher klug.
Grüße Marianne Brand


Dr. Alexander Böker antwortete am 16.12.01 (00:30):

Liebe Frau Annemarie,
ich bin 1919 geboren. Kann mich sehr gut an die 30-er-Jahre erinnern.
Würde es auch gern weiter-erzählen. Als ich kleiner Bub war, hat Gustav
Stresemann mir einmal die Hand gegeben. Aber sagen Sie mir bitte,,
auf welche Themen Sie hinzielen, Dann komme ich gern auf Sie zu.
Beste Grüße
Alexander Böker


Gina antwortete am 18.12.01 (19:28):

Liebe Annemarie, Ihre "Verzweiflung" kann ich nicht ganz verstehen: es gibt so viele Seniorenheime in diesem Land, wo sich viele gerne Erinnerungen von der Seele reden. Kontakt mit den Verwaltungen aufnehmen, die Ihnen dann Gesprächspartner empfehlen.


Margot Sass antwortete am 07.01.02 (23:00):

An Max Schmeling habe ich noch ganz frühe Erinnerungen. Es war Anfang der zwanziger Jahre. Mein Bruder hatte mit Freunden einen Rundfunkempfänger gebastelt, der von einer Batterie betrieben wurde. Nachts hörte die ganze Familie einen Boxkampf Schmelings in Amerika, und natürlich war mittendrin gerade die Batterie am Ende. Nun begann ein Wechselspiel zwischen aufladen und hören, das mir noch in lebhafter Erinnerung ist. Über die dreissiger Jahre wuerde ich mich auch lieber über bestimmte Themen aeussern.
Beste Gruesse, marusa


schorsch antwortete am 08.01.02 (11:19):

Ich bin 1932 geboren, habe also den Krieg bewusst erlebt - wenn auch aus sicherer Entfernung. Vieles kommt mir heute noch in Erinnerung und einiges wird mir erst heute so richtig bewusst. Das "Endlösungsprojekt Juden" wurde ja von den meisten Menschen totgeschwiegen. Heute graben Historiker es wieder aus - und einige noch Lebende kommen da gar nicht gut weg!
Ein Onkel von mir hatte in Deutschland einen Gutshof gepachtet. Da er sich weigerte, ein Nazi zu werden, hat man ihn so lange boykottiert bis er entnervt aufgab. Niemand bot ihm auch nur eine Mark für alle die Maschinen und Geräte und das Vieh. So musste er alles verschenken und die Nazitreuen rissen es sich unter den Nagel. Er aber kam mit seiner (deutschen) Frau und den zehn Kindern in die Schweiz, wo er als "der Dütsch" galt und Mühe hatte, eine Arbeit zu finden. Er fand den Anschluss nie mehr.

Schorsch