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THEMA:   Zum Schmunzeln - oder auch nicht

 9 Antwort(en).

Dorothee Theurer begann die Diskussion am 26.11.01 (23:35) mit folgendem Beitrag:

Der Bitkönig
Wer tastet sich nachts die Finger klamm?
Es ist der Programmierer mit seinem Programm.
Er testet und tastet, er tastet schnell,
Im Osten wird der Himmel hell.
Sein Haar ist fast ergraut, seine Hände zittern
vom unablässigen Hauptspeicher füttern.

Aus dem Hauptspeicher ertönt ein Geflüster,
Wer poppelt da in meinen Basis-Registern?
Nur ruhig, nur ruhig, ihr lieben Bits,
Es ist doch nur ein kleiner Witz.

Mein Meister, mein Meister, sieh mal dort!
Da vorne schleicht sich ein Vorzeichen fort!
Bleib ruhig, bleib ruhig, mein liebes Kind,
Ich hole es wieder, ganz bestimmt.

Mein Meister, mein Meister, hörst du das Grollen?
Die wilden Bits durch den Hauptspeicher tollen.
Nur ruhig, nur ruhig, das haben wir gleich,
Die sperren wir in den Pufferbereich!

Er tastet und tastet wie besessen,
SCHEISSE, jetzt hat er zu saven vergessen.

Der Programmierer schreit auf in höchster Qual,
Da zuckt durch das Fenster der Sonnenstrahl.
Der Bildschirm schimmert im Morgenrot,
Das Programm ist gestorben, der Programmierer tot.


Jutta M. antwortete am 27.11.01 (04:23):

Sehr zum schmunzeln, Dorothee.

Ist ja nicht als ob wir nicht ALLE schonmal so gesessen
und geschwitzt und geflucht haetten!

Das ganz fundamentale problem dabei ist doch wohl, dass
man einem computer "nicht gut zureden" kann!

Wirklich lustig und zum schmunzeln, Dorothee, danke

Jutta M.


bernhard antwortete am 27.11.01 (08:01):

Schön!


Schorsch antwortete am 27.11.01 (09:49):

Mein Meister, mein Meister,
zerknirscht gesteh ichs ein:
ist mir oft schon passiert,
mir armem Schwein.....

Schorsch


Dora/Millefoglio antwortete am 27.11.01 (15:39):

Hihihihi! Süss, dieses Gedicht, Dorothee.
Mach weiter so !

Es grüsst Dich lächelnd

Dora/Millefoglio


Gila antwortete am 27.11.01 (17:53):

Im Sommer habe ich meine Version des Erlkönigs zwar schon mal bei Kunst und Literatur gepostet, aber sie passt wohl hierher. Ich habe nur die letzte Zeile verändert:

Der Chatkönig oder der Liebe Abgesang

Wer surft so spät durch’n SENIORENTREFF?
Es ist der Chatter mit seinem Gekläff.
Er haut in die Tasten, mit wildem Arm,
Umkrampft die Maus, ihm wird ganz warm.

"Mein Lieber, was leuchtet so hell dein Gesicht?" -
"Siehst, Liebste, du den Chatkönig nicht?
Er schreibt doch ein Posting zu XYZett!" -
"Mein Lieb, nun komm schon endlich ins Bett!

Mein liebster Mann, komm her zu mir!
Gar schöne Spiele spiel ich mit dir;
Champagner steht an des Bettes Rand,
Sieh her, ich trage ein schwarzes Gewand."

"O Liebste, o Liebste, und siehst du denn nicht,
Was Chatterkönig mir leise verspricht?" -
"Sei ruhig, bleibe ruhig, du Wirrer!
Im Forenwald säuselt nur ein Irrer." -

'Willst, feiner Knabe, du mit mir gehn?
Meine Chatter sollen dich warten schön;
Meine Chatter führen den nächtlichen Reihn,
Und wiegen und tanzen und singen dich ein.'

"O Liebste, o Liebste, und siehst du nicht dort
Chatkönigs Chatter an der Foren Ort?" -
"O Mann, o Mann, ich seh es genau.
Schau mich an, ich bin schließlich deine Frau!"

'Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt;
Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt.'
"O Liebste, o Liebste, jetzt mailt er mich an!
Chatkönig hat mir ’ne mail reingetan!" -

Der Liebsten grauset’s, entfernt sich geschwind,
Der Chatter juchzt wie ein kleines Kind.
Der Chatkönig hat IHM eine Mail geschickt;
Seine Frau hat derweil einen Pulli gestrickt.


Dorothee Theurer antwortete am 27.11.01 (18:05):

Der Bitkönig

Mit fremden Federn schmücken möchte ich mich nicht, irgendwo habe ich das Gedicht gefunden und fand es lesenswert.
Dorothee


Volker Zdunnek antwortete am 02.12.01 (20:15):

Einst war ich Programmierer und kann
nur schmunzelnd bestätigen, was
Dorothee in Reim und Vers gesetzt hat.

Der Computer ist Menschenwerk und so
unvollkommen wie der Mensch selbst...

Einen freundlichen Gruß
Volker


Barbara antwortete am 08.12.01 (00:14):

Im Reisebüro:

"Buchen Sie uns bitte eine Reise
durch die ärmsten Länder der Welt!
Der Preis spielt keine Rolle"


Werner Bleicher antwortete am 11.12.01 (19:47):

War als Glosse in unserer Lokalzeitung:
Die virtuelle Zwei-Klassen-Gesellschaft
Von Werner Bleicher
Da gibt’s die einen die „sind schon d’rin“ (wie Boris Becker im Internet) während die anderen demnach noch „d’raußen“ sind. Dabei spielt aber die Alterspyramide eine nicht unübersehbare Rolle. Während die „draußen“ auf einer soliden sich vom Todes- zum Geburtstag verjüngenden Säule aufbauen, sieht die Säule bei denen „drinnen“ genau umgekehrt aus. Eine physikalische Statik spielt natürlich im virtuelle Geschehen aber keine Rolle.
Genau genommen teilen sich die d’rinnen und die draußen noch mal in zwei Kategorien. Unter denen „draußen“ gibt es noch diejenigen die „ganz draußen“ sind. Das sind jene die die „Software“ unter der Saftware im Getränkemarkt suchen und die „Hart“-ware beim unzerteilbaren Sperrmüll.
Unter – oder besser über – denen die nur wissen wie man ‘rein kommt, gibt es dann noch diejenigen, die sogar wissen wie es d’rinnen ausschaut. Es ist aber eine große Seltenheit einen solchen anzutreffen, weil sie bei uns eine ganz seltene Spezies sind. Aber in Indien, da gibt es diese Menschen haufenweise. Aber wen wunderts? Dort wo der Organhandel blüht, nimmt man es mit Genmanipulationen sicher auch nicht so genau und deshalb gibt es dort möglicherweise auch geklonte Bill Gates massenhaft. Es sind diejenigen glücklichen Menschen, die für das dritte Jahrtausend schon vorprogrammiert sind und deren menschliches Gehirn ab dem dritten Lebensjahr langsam zu einer Festplatte mutiert mit unbegrenzter Aufnahmefähigkeit für Bits und Bytes.
Nun sitzt er da, der von „draußen“, vor seinem Bildschirm aus dritter Hand, als Anfänger mit einem Fuß in der virtuellen Welt und beachtet auf der Tastatur peinlich genau die Prozedur, die ihm der Vorbesitzer mühevoll beigebracht hat. Immer sitzt ihm die gar nicht so virtuelle sondern sehr reale Angst im Herzen durch einen falschen Tastendruck das Teufelsding zum Abstürzen zu bringen, was in seinem Tagtraum einem echten Absturz aus großer Höhe mit dem anschließenden „Aus“ bedrückend nahe käme.
Beim zehnten Schreiben an das Finanzamt, das absolut nicht begreifen will, dass von einem Rentner keine Steuern einzutreiben sind, fangen plötzlich bisher nie da gewesene Mätzchen an. Der von „draußen“ ist sich keiner Schuld bewusst, aber plötzlich frisst jeder neue Buchstabe den vorher geschriebenen auf. Der „draußen“ versucht durch einen noch niemals ausprobierten Tastendruck, das Unheil zu korrigieren mit dem Erfolg, dass nun das Ganze nur noch aus Großbuchstaben besteht. Für den „draußen“ beginnt der Kampf mit einer Hydra. Er klickt auf „Fenster“ und sucht Hilfe unter dem Wort „Hilfe“ er er- und durchforstet alle Ecken seiner Festplatte, gerät ins Schwitzen. Er findet alles, nur nicht sein angefangenes Schriftstück. Nach zwei Stunden Aufregung und kurz vor der Verzweiflungstat ganz einfach den Strom abzuschalten ist plötzlich, Bill Gates sei Dank, alles wieder normal – nur der „draußen“ weiß nicht wieso und warum.
Das größte Unglück für den „draußen“ ist nun der Umstand, den er im ersten Moment für einen Glücksfall hält, wenn ihm nämlich in dieser Stimmung einer von „drinnen“ begegnet. Es gibt außer dem Notarzt keinen hilfsbereiteren Menschen als den „drinnen“, wenn er einem aus der Klemme helfen kann.
Er fragt zuerst einmal penetrant zum fünften Mal, was er denn gemacht habe, damit dieses Unheil seinen Weg genommen habe, obwohl der „draußen“ schon beim ersten Mal erklärt hatte, dass er das nicht wisse und sich keiner Schuld bewusst wäre.
Dieser „Sohn des Bill Gates“ setzt sich nun vor den Bildschirm und dann beginnt eine wundersame Verwandlung mit ihm und ein einmaliges Schauspiel. Er blickt starr auf den Monitor und unter spektakulärem Knistern scheint er sich mit den Augen in das Gerät zu „beamen“, während er mit der linken Hand die Tastatur streichelt wie die Tasten eines Klaviers und die Maus mit der rechten Hand bedient. Der „draußen“ erwartet gar nichts anderes als nur noch eine metallisch abhackte Kunstsprache in einer einzigen Tonlage zu hören und ist verwundert, dass es noch immer die bekannte Stimme des „drinnen“ ist, aber was er sagt, sagt dem „draußen“ überhaupt nichts.
Auf dem Bildschirm überstürzen sich die Ereignisse, lösen sich in Nichts auf, kommen aus ungeahnten Fernen, zeigen Formen, Farben, Tabellen in allen Sprachen des Universums und der „drinnen“ erklärt dem „draußen“ freudestrahlend, dass sein Gerät, obwohl es noch die Enigma der ehemaligen Kriegsmarine zur Großmutter hat, aber schon Erstaunliches leistet. Und wenn er sein Ziel – das er gar nicht will – auf diesen Weg nicht erreicht, gibt es noch diesen oder jenen Umweg und wenn dem „draußen“ dann auffällt, dass der „drinnen“ von ganz anderen Dingen spricht, als gerade auf dem Bildschirm zu sehen sind, bringt er damit den „drinnen“ nicht im Geringsten in Verlegenheit, denn der erklärt ihm, dass es auf seinem Gerät zuhause eben diesen einfacheren Weg gibt, in seiner Firma aber noch bequemer geht, aber in seiner Schule, vor kurzem noch, wesentlich umständlicher als hier war. Dabei wendet er keinen Blick vom Monitor und bedient Maus und Tastatur mit schlafwandlerischer Sicherheit.
Schließlich erhebt sich der „drinnen“ unvermittelt, mit der kurzen, keine Antwort heischenden Frage: „Hast du alles verstanden?“. Hocherhobenen Hauptes, kaum mehr durch die Türe passend, verlässt er mit glasigen Augen seinen „draußen“, der mit dem alten Problem: „Wo ist mein Schreibprogramm?“ und dem schlechten Gewissen zurück bleibt, ob er nicht dem „drinnen“ bis zur Ausnüchterung den Autoschlüssel abnehmen hätte sollen, denn der Bytesrausch, dürfte dem Drogen- oder Alkoholrausch, nach Meinung des „draußen“, in Nichts nachstehen.