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THEMA:   So kann´s aussehen....

 29 Antwort(en).

hedwig begann die Diskussion am 24.10.01 (12:41) mit folgendem Beitrag:

Beobachtung im Supermarkt. In meiner Nähe stand ein betages (Ehe-)Paar, und ich wurde erst aufmerksam, als die Frau laut sagte: „Wo sind denn die Kartoffeln? Ach da.“ Der Mann hatte sich etwas entfernt, und die Frau rief ihm barsch zu: „Hallo! Die Kartoffeln!“
Ich sah die Frau erschrocken an. Er aber, der alte Mann, bewegte sich in Richtung Kartoffeln,
befehlsgewohnt oder einfach um des Friedens willen „gehorchend“. Ich sah auch, dass seine
Hände zitterten. Ich sah die Frau solange stumm an, bis sie wegsah....
Diese Art von Gemeinsamkeit am Lebensabend...So kann´s aussehen... hedwig


Günter antwortete am 24.10.01 (17:36):

Hallo Hedwig, ich vermute mal, die Frau stand schon in der Schlange vor der Kasse und wollte ihren Platz dort nicht verlieren. Der schöne, gemeinsame Lebensabend ist oft nur ein Wunschtraum. Die Wirklichkeit sieht meist anders aus. Vielleicht mußte SIE ihn nur dran erinnern, daß er Kartoffeln holen wollte. Und manche tun sich schwer mit Höflichkeitsformen in der Öffentlichkeit, und dann hört sich das für Außenstehende etwas barsch an. Aber wichtig ist doch zum Beispiel, daß sie im Alter auch noch für einander da sind und jeder von ihnen die Stärken und Schwächen des anderen kennt und akzeptiert. Aber es spricht FÜR Dich, daß Dir der etwas barsche Ton unangenehm aufgefallen ist. Ich wünsche Dir noch einen schönen Abend
Günter


hedwig antwortete am 25.10.01 (08:33):

Hallo, Günter,
danke für Deine realistische, gute Reaktion. Nebenbei: "Sie" stand nicht an der Kasse...Nimm´s nicht übel. Gruß hedwig


Georg Segessenmann antwortete am 25.10.01 (09:11):

Aus meiner eigenen Erfahrung:

So etwa alle zwei Monate fahren meine Frau und ich ins grenznahe Rheinfelden (unser Wohnort ist in der Schweiz) um einzukaufen. Am Anfang trotte ich folgsam - den Einkaufswagen vor mich her schiebend - meiner Frau nach. Selber etwas ab Gestell nehmen und in den Wagen legen soll ich nicht, denn es ist sowieso das Falsche. Also beschränke ich mich, den Leuten und ihren Gewohnheiten zuzusehen. Da sehe ich Einzelgänger, Ehepaare und ganze Familien. Sie fahren zielstrebig durch die Gestellgänge, einen Zettel in der Hand und füllen ihren Wagen im Nu. Während meine Frau gemütlich aus fast jedem Fach etwas in die Hände nimmt (soll ich oder soll ich nicht?), nach einer halben Stunde etwa zehn bis zwölf Artikel im Wagen liegen, stehen besagte Leute bereits an der Kasse oder sind gar schon wieder draussen. Das zerrte an meinen Nerven. Also sagte ich meiner Frau: "Geh du doch schon mal vor - ich komme etwa in einer halben Stunde nach!"
Am Anfang musste ich mir einiges anhören von wegen Alleinlassen und so weiter. Aber ich setzte mich (einmal!) durch und bleibe seither im Wagen, wo ich Musik und News höre. Wenn ich dann nach einer halben Stunde gemächlich in den Laden trotte, steht meine Frau im ersten Gang und..... siehe oben!
Das ganze Einkaufsprozedere geht etwa 1 1/4 Stunden. Kommen wir dann an die Kasse, fällt meiner Frau gewiss das eine oder andere noch ein, das sie vergessen hat. Dann lässt sie mich in der Warteschlange stehen und macht sich auf die Suche. Ich schiebe mich langsam der Kasse entgegen. Bei jedem Schritt schlägt mein Puls schneller - wird meine Frau das Gesuchte finden bis ich anfange, die Ware auf das Band zu legen?
Eine Kurzgeschichte? Übertrieben? Nein: Brutale Wirklichkeit.
Gehört doch gar nicht hierher? Wo sonst kann ich meinen Frust denn loswerden?
Schorsch

PS. Ich suche keine gut gemeinten Ratschläge betreffs Durchsetzen, Einkaufszettel zur Hand haben etc. Das haben wir alles schon X-mal durchgekäut! Nur mir einmal von der Galle schreiben wollte ich es.
Ach ja, da war doch noch was: Was glaubt Ihr, liebe Frauen, warum wir Männer wortlos hinter Euch her trotten im Laden? Antwort: Kein Mann hat es gern, in aller Öffentlichkeit abgekanzelt und als Trottel angesehen zu werden!
Frage noch: Kommt "Trottel" vielleicht von "der Frau nach trotte(l)n"?


Chris antwortete am 25.10.01 (10:45):

Muss das sein??

Kann man nicht mal Einkaufen, ohne Meinungsverschiedenheit??
Also was bin ich froh, dass ich allein einkaufen darf, wenn ich euch so lese.


Ursula K antwortete am 25.10.01 (11:53):

Hallo, ihr Lieben.
Habe schön geschmunzelt über die Beiträge und räkel mich geradezu in Zufriedenheit. Obwohl,~~~wenn ich es mir recht überlege~~~ ob es meinem Mann auch immer gefällt?
Zu zweit einkaufen ist für mich "Freizeitvergnügen"
und wenn ich etwas brauche und habe eigentlich keine Zeit, geht mein Mann mal eben alleine, mal mit, mal ohne Zettel.
Meistens geht das dann viel schneller, allerdings ist nicht immer alles richtig. Daran bin ich schon gewöhnt.:))
Gehen wir zusammen, kommt es immer wieder mal vor, daß es in der Schlange, vor der Kasse heißt:"ach, kannst du mal eben, das könnte ich auch noch gebrauchen, holst du mal?
~~~~Ach wie schön, mir macht es Spass. Ihm auch? Jedenfalls hat er sich schon dran gewöhnt.)))~~~
Was soll´s, Wir benötigen doch beide, was gekauft wird. Geteiltes Leid- - -, geteilte Freud.
Es grüßt freundlich Ursula


Rosmarie Vancura antwortete am 26.10.01 (19:10):

Beim Lesen Eurer Beiträge kommen mir recht traurige, ja bittere Gedanken.

Ich war verheiratet mit einem begeisterten " Einkäufer ".
I c h schob den Wagen und e r füllte den Einkaufswagen.
Ich sehe immer das Bild vor mir, wie er vor dem Regal mit
Süssigkeiten stand, meine Lieblingsschokolade in der Hand, im Gesicht sein breites Verschwörerlächeln und wie wir uns
über frustrierte Einkäufer und Nachtrottler zugrinsten.

Jetzt kaufe ich alleine ein und d a s ist frustrierend!

Schorsch, als notorische Flirterin gebe ich dir nen Tip:
Suche Dir die hübscheste Kundin aus und lächle sie mal an...
Verkürzt Deine Leidenszeit und tut keinem weh!

Herzliche Grüsse von der Heimwehschweizerin Rosmarie


Gila antwortete am 26.10.01 (23:25):

Lieber Schorsch,
trotz deines verständlichen Frustes musste ich herzhaft über deinen Beitrag lachen. Ich erkannte mich selbst in ihm wieder, ebenfalls als Leidtragende.

Zu Beginn unserer Ehe hat mein Mann das Kochen übernommen, da er als Student mehr Zeit hatte als ich, die schon berufstätig war. Deshalb übernahm er auch das Einkaufen. Das Aufräumen des "Schlachtfelds" Küche war dann mein Ressort. Bei dieser Aufgabenverteilung ist es bis heute geblieben - zu beiderseitiger Zufriedenheit! Ich hasse Einkaufen, mein Mann liebt es und hasst es, wenn ich mitkomme, was ich auch tunlichst vermeide. Aber manchmal ergibt es sich halt so.

Während er sich träumerisch im Anblick des 3m langen Jogurtregals verliert und der elementaren Frage nachgeht, ob er nun Jogurt ohne oder mit Körnern nehmen soll, mit Pfirsich oder Kirsche oder vielleicht doch lieber Heidelbeere?...., düse ich durch die verschiedenen Abteilungen, knalle 10 Sachen vom Einkaufszettel - bei denen ich nichts falsch machen kann - in den Wagen und finde meinen Mann beim Quark. Weißt du, wie viele Quarksorten es gibt?!?

Wenn ich dann vorsichtig anfrage, ob wir uns nicht mal langsam der Käsetheke nähern könnten, meint mein Mann: "Hetz nicht so!" Schließlich an der Fleischtheke ertappe ich mich dabei, wie ich interessiert ein scharfes Hackebeilchen in Augenschein nehme, während mein Mann mit der Verkäuferin über die verschiedenen Vorzüge eines mir unbekannten Teils des Schweins fachsimpelt.

Endlich in der Warteschlange an der Kasse stehend sehe ich die kleinen Kinder im Einkaufswagen ihrer Mütter hocken und selig vor sich hinschlummern. Wie ich sie beneide! Obwohl ich mir jegliche Bemerkung verkniffen habe, meint mein Mann später im Auto: "Ich gehe doch lieber alleine einkaufen. Da hab ich mehr Ruhe."

Schorsch, deine Frage, ob Trottel vielleicht von "der Frau nachtrotte(l)n" kommt, würde ich also nicht unbedingt geschlechtsspezifisch sehen. ;-)))
Übrigens, laut Herkunftswörterbuch gehört das Wort Trottel im Sinne von "Mensch mit täppischem Gang" tatsächlich zu den Verben trotten, trotteln.

Mitfühlende Grüße von Gila


Schorsch antwortete am 27.10.01 (17:57):

Zitat Rosmarie V.:

"....Schorsch, als notorische Flirterin gebe ich dir nen Tip: Suche Dir die hübscheste Kundin aus und lächle sie mal an... Verkürzt Deine Leidenszeit und tut keinem weh!...."

Frage: Wo und wann gehst Du einkaufen - das Flirten wäre dann schon etwas weniger Nerven aufreibend....!


Zitat Gila: "....Weißt du, wie viele Quarksorten es gibt?!?...." Nein - aber meine Frau!!

Danke für die guten Tipps. Um sie anzuwenden bräuchte es aber zwei auf der gleichen Wellenlänge denkende Menschen!

Übrigens: Meine zweitjüngste Schwester (ich habe 5 plus einen Bruder) macht es mit ihrem Mann so: Beide haben einen Einkaufszettel, spazieren unabhängig an den Regalen vorbei, behändigen ohne Kommentar des Partners jene Ware, die ihnen zusagt, gehen unabhängig voneinander zur Kasse - und treffen sich dann auf dem Parkplatz!

Herzlich

Schorsch


Brigitte8 antwortete am 28.10.01 (00:01):

Um mal an den Anfang der Geschichte zurückzukommen: Ist der Ton, der so im allgemeinen unter den Menschen herrscht, die sich schon lange sehr nahestehen nicht oft sehr wenig herzlich ? Mir ist eines Tages aufgefallen, daß ich als Mutter viel mehr gemeckert als gelobt habe. Seitdem bemühe ich mich meinen Kindern und Enkeln mehr zu sagen, was mir an ihmen gefällt. Ihr würdet doch alle alleine einkaufen gehen, wenn es nicht im Grunde zu zweit mehr Spass macht, oder? Aber "jeder Jeck ist anders" sagt man hier bei uns.Gott sei Dank ist es so. Wir lieben doch auch die Schwächen unserer Partner, denke ich. Gruß Brigitte8


Doris16 antwortete am 28.10.01 (02:05):

Was man vielleicht bedenken sollte, ist, dass Ehen frueher gar nicht so lange bestanden haben wie in letzter Zeit. Da lebten Leute nur noch bis 45 oder weniger, waren hoechstens 20 Jahr verheiratet. Heute sind's 40, 50 Jahre - - wann kommt man dann noch zu sich selbst? Wir haben uns nach 40+ Jahren Ehe freiwillig getrennt, und wir sind beide sehr zufrieden damit.


Schorsch antwortete am 28.10.01 (10:08):

Letzthin sah ich im TV einen Film von einem Stamm im afrikanischen Urwald. Da dürfen die Ehepartner nur wenige Jahre beisammen sein. Dann muss der Mann mit anderen weit weg im Urwald in eine Männerkommune. Die Frau muss sich einen jüngeren Mann suchen in der Stammesgemeinschaft. Nach drei Jahren Kommune kommt der Mann wieder ins Dorf und sucht sich eine Frau, meist eine jüngere. So wäre also allen geholfen. Aber das spezielle Paar, das kurz vor dem Auszug des Familienvaters in den Urwald stand, sah nicht gerade glücklich aus!

Schorsch


Dora Naef/Millefoglio antwortete am 28.10.01 (23:29):

Ja, lieber Schorsch, so kann es aussehen, aber auch anders.man hat die Wahl.

Vor etwa 25 Jahren, als ich noch in Airolo wohnte, brachte mir eine Bäuerin jeden Abend die Milch. Einmal sah sie mich weinen. Sie fragte, warum ich weinte. Ich erzählte ihr, dass mein Mann wieder mal so ungerecht mit mir gewesen war. Sie sagte mir, ihre Grossmutter hätte ihr in einer solchen Situation einmal gesagt: "Chi pecora si fa, lupo lo mangia"(" Wer sich zum Schaf macht, wird vom Wolf gefressen")
Zuerst war ich etwas wütend, dann besann ich mich und es ging mir wie ein Licht auf. Klar, sie hatte recht, ich hatte es all die Jahre zugelassen, dass er mich so behandelte, und er war es so gewohnt, dass ich nichts sagte. Ich hatte mich selber zum Schaf gemacht. ! Ganz langsam habe ich dann angefangen, die Taktik zu ändern, was natürlich zu weiteren Auseinandersetzungen führte und nach Jahren dann zur Trennung.

Es war nicht leicht und ich musste lernen allein zu sein. Die Einsamkeit bedrückte mich so sehr am Anfang, aber langsam gewöhnte ich mich daran und heute bin ich glücklich, frei und allein zu sein. Und jetzt ich hab ja Euch, liebe Senioren und ich freu mich, unter Euch zu sein.

Liebevoll

Dora/Mille


Rosmarie S antwortete am 29.10.01 (19:58):

Hallo miteinander,

hier im Diskussionsforum fasziniert mich immer wieder, wie spaßig, aber auch wie tiefgehend ein zunächst "harmlos" erscheinendes Thema sich entwickelt! Ich habe mich beim Lesen köstlich amüsiert - schließlich habe ich u.a. ähnliche Erfahrungen -, bin aber auch sehr angerührt.
Beim Einkaufen scheinen die verschiedenen Charaktere doch viel deutlicher herauszukommen als bei manchen anderen Alltagsdingen. Ähnlich wie beim Autofahren.

Mit meinem Freund gehe ich möglichst nie einkaufen. Er ruft mir zwar kein barsches Wort zu, ich ihm auch nicht, aber seine ungeduldige Miene spricht Bände... Und das nicht etwa, weil ich beim Aldi genüsslich lange einen Joghurt oder gar einen Radiowecker betrachten würde, nein, einfach weil ich überhaupt noch an der Käsetheke vorbei muss oder beim Obst. Dabei laufe ich ihm zuliebe schon im Schnellschritt. Aber während ich hier zehn Minuten einkaufe, könnte er ja schon zu Hause vor seinem Computer sitzen... Ach ja... :-))))
Eingedenk dieser menschlichen Verschiedenheiten bin ich zu dem Schluss gekommen, dass es ein großes Glück und ein nicht zu unterschätzender Luxus ist, wenn man zwei verschiedene Alltage in zwei Wohnungen leben kann. :-))))

Mit fröhlichen Grüßen in die Runde
Rosmarie


Peter Cordes alias Dierk antwortete am 29.10.01 (22:33):

Na, ihr lieben Leute. Es muß aber nicht immer Zank und Streit sein in einer Ehe. Wir sind nun fast 45 Jahre verheiratet und mögen und lieben uns immer noch. Gerne kaufen wir gemeinsam ein, ohne böse Worte. Die überlassen wir Anderen. Wir freuen uns riesig in einem gemeinsamen Haushalt zu leben. Nur die Schlafzimmer haben wir getrennt - wegen Schnarchen. Es ist wirklich schön verheiratet zu sein und auch im Alter sich zu verstehen!
Das muß hier mal gesagt werden.
Herzliche Grüße Peter


Ursula K. antwortete am 30.10.01 (10:06):

Schön, wie du das schreibst Peter. Ist ja eine Liebeserklärung an deine Frau. Ich freue mich, daß es euch so gut geht und ihr euch prima versteht.
Ich würde sogar sagen, daß das ganze Zusammenleben jetzt, nachdem man viel mehr Ruhe hat, das Arbeitsleben ist vorbei, die Kinder aus dem Haus, erst mal voll genutzt werden kann. Auch ich freue mich, nicht alleine morgens am Frühstückstisch zu sitzen und alles was dazu gehört.;-))
Um sich mal ein wenig Luft zu machen,d.h. sich Freiraum zu verschaffen,ist die Wohnung ja jetzt außerdem auch groß genug. Ich hoffe, uns geht´s noch lange so gut. Wie es mit dem Einkaufen klappt, das schrieb ich ja bereits.)))
Ach, es gibt doch sicher noch viel mehr Ehepaare, die so oder ähnlich denken. Meldet euch doch mal.
Noch einen schönen Tag wünscht euch~~~Ursula~~~


Henric antwortete am 30.10.01 (10:07):

Hallo liebe Einkäuferinnen und Einkäufer. Mit grossem Amusement habe ich alle Beiträge gelesen. Ich gehöre zu denen, die auch lieber alleine Einkaufen gegangen sind. Das gilt aber nur für Lebensmittel etc..Ich bekam alles aufgeschrieben, das ich mir nach der Reagalordnung vorher auf dem Zettel sortiert hatte. Alle anderen Einkäufe machten wir zusammen. Leider konnte ich mich immer zu schnell für etwas entscheiden, während meine Frau doch noch ein bißchen länger gesucht, "geprüft" hätte bzw. hat. Das waren noch Zeiten...
Beste Grüße


Hans-Jürgen antwortete am 30.10.01 (14:57):

Ursula schreibt in Bezug auf Ehepaare, denen es genauso gut geht wie ihr und Peter: "Meldet euch auch mal..." Dies will ich tun, obwohl ich zunächst einen Moment zögerte. Es klingt ja ein wenig nach Eigenlob, wenn man mitteilt, daß bei einem selbst alles in Ordnung ist und bestens läuft. Andererseits entsteht ein falsches, einseitiges Bild, wenn nur diejenigen, die sich bereits über's Einkaufen streiten oder anöden, die sich gegenseitig unterdrücken oder unfreundlich (oft auch gleichgültig) behandeln, als einzige über ihre negativen Erfahrungen in der Ehe berichten und es zum Teil sogar begrüßen, wenn diese endlich vorbei ist. Deshalb entschließe ich mich, hier ebenfalls Privates auszubreiten.

Also: ich bin fast so lange glücklich verheiratet wie Peter (ein Jahr weniger), und meine Frau und ich, wir lieben uns wie am ersten Tag. Es gibt, abgesehen von ganz wenigen Ausnahmen, kein Geschimpfe und keine bösen Worte zwischen uns, und über Trivialitäten wie das Einkaufen ist ein Streit undenkbar. Dieses besorge ich allein, und meine Frau ist's offenbar zufrieden. Wenn ich 'mal etwas falsch mitbringe oder vergesse, lächelt sie und sagt, es sei nicht schlimm. Sie meint, wenn man etwas nicht selber macht, sondern der andere, muß man ihm gegenüber großzügig sein. Nachdem sie jahrzehntelang für mich und die ganze Familie kochte, tue ich das seit ein paar Jahren für uns beide. Ich begann damit freiwillig nach dem Ende der Berufszeit, und sie freut sich, daß sie es los ist. Meine Frau macht die Wäsche, ich den Hausputz; sie bügelt meine Hemden und macht die Steuererklärung. (Weitere Details erspare ich Euch; es ist alles gerecht und fair aufgeteilt...) Wie Peter und seine Frau schlafen wir seit einigen Jahren getrennt, aus demselben Grund :-))

Für jeden Tag, den wir so – unverdient und vom Schicksal offenbar begünstigt – miteinander verbringen, sind wir dankbar; man weiß nie, wie lange das andauern wird.

Ich grüße Euch alle,
Hans-Jürgen.


Ingrid Steiner antwortete am 30.10.01 (15:59):

"Meldet euch auch mal..." Ich melde: Einkaufen ist nicht mein Problem, ist für meinen Mann der tägliche Spaziergang. Er sorgt dafür, daß "alles" zuhause ist, weiß wo man was am günstigsten einkauft, kennt die Preise und die Sonderangebote usw ---- Ich koche dann das, was er bringt, erfordert ein wenig Flexibilität und Kreativität :-) so ist das Kochen auch nicht langweilig. Größere Anschaffungen beraten und besorgen wir gemeinsam und mit ein wenig Kompromißbereitschaft ist auch das kein Problem.

Grüße
Ingrid


Schorsch antwortete am 30.10.01 (19:15):

Ach wie schön wärs doch wenn meine Frau Auto fahren könnte. Dann würde ich sie liebend gern zum Einkaufen allein fahren lassen. Aber leider hat sie`s nie lernen wollen. Hingegen "hilft" sie mir tatkräftig dabei. Hin und wieder rettet sie mich vor gefährlichen Situationen - in die ich nicht geraten wäre, würde sie ohne zu "helfen" daneben sitzen!

Schorsch


Rosmarie S antwortete am 30.10.01 (21:53):

Hallo miteinander,

es ist wunderschön zu lesen, dass es durchaus rundherum glückliche Ehepaare gibt! Ich kenne auch eines, das ich wirklich beneide. Leider nur ein einziges - im Gegensatz zu vielen mittelprächtigen Beziehungen und einer Reihe von schlechten. Zum dauerhaften Glück gehören meinem Eindruck nach zwei Menschen, die ganz mit sich selbst im Reinen sind, die liebesfähig, offen und sensibel für den anderen sind, die ein großzügiges Naturell haben und die sich ständig kontrollieren, auf Dauer nicht mehr vom Anderen nehmen zu wollen oder gar zu verlangen, als sie selbst zu geben bereit und fähig sind. Solche Menschen gibt es nicht in der Überzahl. Und wenn es sie gibt, ist es nicht gesagt, dass sie auch an solch einen Partner geraten...

Andererseits gibt es durchaus auch gute Partnerschaften, wo der eine mal vom andern genervt wird. Ich war mir z.B. bisher immer ganz sicher, dass Schorsch eine sehr gute und erfreuliche Ehe führt. Warum also sollte er nicht mal erzählen, wie nervtötend gelegentlich ein gemeinsamer Einkauf sein kann? Mich hat seine Offenheit und das fröhliche Augenzwinkern dabei beeindruckt und erwärmt! Und ist es nicht auch erfreulich, dass es glückliche Scheidungen geben kann? Nicht alle Charaktere sind so wie oben beschrieben. Aber sind sie deshalb unakzeptabler oder schlechter? Meiner Meinung nach kommt es nur darauf an, mit den nahestenden Menschen Umgangsstile und Lebensformen zu finden, die der Verbindung oder zumindest beiden als Einzelpersonen zuträglich sind.

Wenn ich für meinen Freund und mich zwei Wohnungen und eine gewisse Distanz als erfreulich beschreibe, so heißt das ja nicht, dass es nicht noch weit schönere Beziehungsformen gibt. Es heißt nur, dass wir damit beide optimal und zufrieden zurecht kommen.
Außerdem nehme ich an, dass mancher hier, der eine wirklich glückliche Ehe hat, nach dem Tod des geliebten Partners vielleicht auch nicht mehr so flexibel wäre, noch einmal in gleicher Nähe eine neue Beziehung leben zu können.

Mir wäre es bei diesem Thema außerdem wichtig, dass aus halb spaßigen und halb ernsten "Ehe-Katastrophen-Darstellungen" hier nicht falsche Schlüsse gezogen werden. Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Aber es ist auch nicht alles Schrott, was ein bisschen rostig aussieht... :-))))


Ingrid Steiner antwortete am 30.10.01 (22:23):

Hallo Schorsch,

möchtest Du Deine Frau nicht einladen, im Forum mitzudiskutieren - wäre interessant, auch ihre Meinung zu lesen! :-)

Grüße Ingrid


Gila antwortete am 30.10.01 (23:17):

Liebe Rosmarie,

du sprichst mir aus der Seele! Man sollte wirklich keine voreiligen Schlüsse ziehen. Meine "Einkaufsgeschichte" war eine Satire mit einem Schuss Wahrheit, natürlich maßlos überzogen. Aber dass mein Mann kocht und lieber alleine Lebensmittel einkauft, das stimmt. Mich interessiert mehr das Endprodukt seiner Kochkünste. Und darüber kann ich mich in keinster Weise beklagen!
Ich bin mit meinem Herzallerliebsten seit 28 Jahren sehr glücklich verheiratet. Wir haben auch noch ein gemeinsames Schlafzimmer, obwohl er schnarcht! Er behauptet selbiges übrigens auch von mir. ;-)))

Herzlichen Gruß
Gila


Schorsch antwortete am 31.10.01 (10:43):

Für Ingrid Steiner

Internet - und alle anderen "Neumodischen Dinge" - ist für meine Frau suspekt. Sie ist aber das treue Heimchen am Herd - wie von so vielen Dichtern beschrieben und besungen! Goethe hätte seine helle Freude an ihr gehabt.

Herzliche Grüsse

Schorsch



Heimchen am Herd.


Das Heimchen stand an seinem Herd,
es wollte etwas kochen.
Es fand im Schrank, von einem Pferd,
nur ein paar müde Knochen.

Die tat es dann in einen Topf
und liess die Sache sieden.
Der Mann, der gute, alte Tropf,
der war es so zufrieden.

Doch anderntags da gab es dann
statt Knochen nur noch Wasser.
Wen wundert`s, dass der gute Mann
seither ist Frauenhasser?


Januar 93 Schorsch


Jutta Lettau antwortete am 31.10.01 (19:01):

Hallo Schorsch. Erzähl uns doch mal, was Du an Deiner Frau besonders schätzt. Das Leben besteht sicher nicht nur aus Einkaufen und neumodischen Dingen.
Gruß
Jutta


Schorsch antwortete am 01.11.01 (10:42):

Was ich an ihr schätze:

Sie ist das bewahrende Element in unserer Beziehung;
sie hält unser Nest zusammen und hält es in Ordnung;
sie bringt die Neuigkeiten aus dem Dorf;
sie hält den Kontakt zu unseren (ihren) Kindern;
sie lässt mich nicht verhungern;
sie hilft mir beim Autofahren;
sie schaut für einen schönen Blumengarten;
sie bringt mich dazu, jede Woche einmal tanzen zu gehen;
sie bringt mich dazu, 6 Mal in die Ferien zu fahren;
sie hält mich auf Trab, wenn ich mich mal einfach auf die Faule Haut legen möchte;
sie........

Ja, da wäre noch Vieles zu sagen, liebe Jutta. Aber negative oder ulkige Eigenschaften eines Menschen eignen sich doch viel besser als Denkanstösse für Karikaturen, Satire oder Ironie. Der Maler machts mit Pinselstrichen, der Dichter eben mit Worten! Nun denke also bitte nicht, ich sei meines Lebens nicht froh. und ich danke Dir, dass Du dir Sorgen um mich und meine Frau machst.

Herzliche Grüsse

Schorsch


Iris antwortete am 02.11.01 (23:51):

Lieber Schorsch....

gratuliere dir zu dieser tollen frau...!!!!!

aber... verstehe deine ungeliebten "einkaufstage" bestens...

kenne sie aus 36jähriger erfahrung...zu genüge...

deshalb neige ich dazu....einkäufe allein zu tätigen...

nur...wenn es erforderlich ist...wenn mein mann leibhaftig ..mich begleiten muß...dann bezieht sich dieser ausflug...nur auf ihn...dann handelt es sich.. um SEINE garderobe....!!!die einer dringenden ergänzung bedarf!!!!

ich schleppe ja alles ins haus....
seine hemden und krawatten....
seine unterhosen...
selbst seine schuhe...(immer
vorerst einen....zur probe...immer den rechten...)

nur bei hosen ..und auch anzügen passe ich...da MUSS er mit...

und dann beginnt der kampf:

"warum benötige ich denn schon wieder eine neue hose?
mein schrank beinhaltet doch schon hosen in allen denkbaren farben!!!
alles vertane zeit!!!"

wenn ich es dann tatsächlich geschafft habe...diesen...(ansonsten liebenswerten...verträglichen und gütigen mann)in einer umkleidekabine zu sehen...
ja..dann lacht mein herz...

aber leider nicht lange...

wieder beginnt der kampf:

schnell eine ..nur diese eine hose angezogen...passt nicht....
nun blitzschnell wieder die eigene hose hochziehen...
lachend die kabine verlassen...
triumpfierend... lächelnd...
"siehst du....nichts passendes für mich da!!!"

beim letzten "einkaufstag" habe ich getrickst...
nahm seine eigene hose aus der kabine....
und ein überaus verständiger verkäufer...
der meine "einkaufswut" sofort begriff...
brachte geduldig eine hose nach der anderen...
alle mußten probiert werden...
es gab keine fluchtmöglichkeit!!!!

in der zeit danach sind diese 3 gekauften hosen...
nun zu seinen lieblingshosen geworden...

ich hatte an diesem tag einen ausgleich geschaffen...
und bin nach diesem einkaufsstress mit ihm einige stunden...durch seinen so sehr geliebten wald spaziert...

ohne kampf....ganz friedlich....
und das...war keine "VERTANE ZEIT"
für uns beide nicht...

und morgen ..werde ich für ihn wieder einen rechten schuh besorgen...
und er wird dankbar lächeln....


liebe rosmarieV.
danke für deinen tip...
sehe dem nächsten "kampftag" nun gelassener entgegen...
werde mich dann.. an deine worte erinnern ;-))))


Barbara antwortete am 03.11.01 (22:26):

Liebe hedwig,

es geht in Deinem Beitrag ja darum, wie Ehepaare im Alter miteinander umgehen: sie schreit, er zittert.
Als Bankkauffrau habe ich derartiges leider auch oft bei Kunden erlebt. Dabei kommt beides vor, mal kommandiert er seine verschüchterte Frau herum, mal die Frau ihren Mann. Ich versuche dann immer, mich beruhigend auf die Seite des Schwächeren zu stellen: "Sie werden die Scheckkarte schon finden, und wenn nicht, zahlen wir es ihnen mit Quittung aus." Oder aber, sie hat die Geheimnummer schon wieder vergessen. Dann sage ich immer: "Besser, als wennn man sie notiert und sie dann in falsche Hände gerät. Ich bestelle einfach eine neue Karte, das kostet nicht einmal etwas."
Mir tut es jedoch jedesmal furchtbar weh, wenn ich sehe, wie demütigend einer den anderen behandelt. Von gegenseitiger Achtung ist dort nichts mehr zu erkennen. Ich denke, das zeichnet eine gute Ehe aus: gegenseitige Achtung. Wenn die abhanden kommt, ist das demütigende Niedermachen tödlich.


hedwig antwortete am 07.11.01 (12:05):

Liebe Barbara, erst heute war ich hier am Lesen. Dein Beitrag hier zeigt, daß Du für meine Begriffe die Einzige (außer Günter) bist, die hier genau das versteht, was ich aussagen wollte.
Viele schweifen immer vom Gemeinten ab..

Du selber spricht auch aus diesem Beitrag, den man gern öfter lesen mag. hedwig


Mozart antwortete am 02.02.02 (21:44):

habe mich amüsiert beim lesen, war aber auch betroffen. Bin jetzt 32 jahre mit ein-und demselben mann verheiratet. Wir zanken und wir lieben uns, aber wir wissen auch voneinander was jeder mag oder nicht. Und wir gehen gerne gemeinsam einkaufen. Zuvor haben wir überschlagen was im haushalt fehlt, dann fahren wir los, ganz bewußt fahren. Im laden stehen wir dann vor den regalen und beraten was wir diesmal nehmen, dieses oder jenes hatten wir ja schon biem letzten mal, also nehmen wir mal was anderes. Er sagt: ich möchte das, ich weiß du magst das nicht , nimm etwas was du magst:, oder umgekehrt. Oder wir sehen etwas, was der andere gerne mag, dann zeigen wir es, oder rufe es zu, und dann wird genickt oder kopfgeschüttelt, eingepackt oder auch nicht. Zwischendurch verschwindet jeder mal und kommt zuück mit dem was er möchte. Oder wir sagen: was wollen wir denn für einen wein nehmen, ach gehen wir doch mal schauen, was es gibt: und dann nehmen wir einen oder zwei , evtl. für jeden was, und so geht das mit allem. Auf diese weise dauert der einkauf etwas länger, und es wird auch immer etwas mehr als gedacht, darum fahren wir zum einkaufen, und bis dato hat es beinahe immer spaß gemacht. Es ist auch nicht sicher , daß wir dann auch alles haben, aber das macht nichts, dann gehen wir bald mal wieder.