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THEMA:   Die Rolle der Uno in der Welt

 11 Antwort(en).

bernhard begann die Diskussion am 16.10.01 (10:04) mit folgendem Beitrag:

Bin neu hier im Forum. Obwohl die Wellen im Politischen hochschlagen, bin ich positiv überrascht über das Niveau vieler Diskussionen. Ich möchte gern eine Diskussion beginnen über die Rolle der Uno in der Welt.
Wie findet ihr die Entscheidung, der Uno und ihrem Generalsekretär den Friedensnobelpreis zu verleihen? Wird die Rolle der Uno dadurch gestärkt oder ist sie weiterhin nur zum Zuschauen verurteilt?


Eberhard Killi-König antwortete am 16.10.01 (15:08):

Ich finde es in Ordnung, dass Kofi Annan den Friedensnobelpreis bekommen hat.

Er ist ein integrer Mann - meiner Meinung nach. Man kann über die Rolle der UNO meckern und lästern und alles Mögliche an ihr aussetzen, aber ich denke, man muss auch berücksichtigen, ,was es für ein Unterfangen darstellt, so viele verschiedene unterschiedliche Völker der Welt zu vereinen. Das ist kein leichte Sache.

Kofi Annan hat die Uno aus ihrem Dornröschenschlaf hervorgeholt und ihr wieder eine Bedeutung gegeben. Ob die UNO zum Zuschauen verurteilt ist ? Ich denke nicht. Man darf keine Wunder erwarten, gewiss, denn viele Völker scheren sich einen Dr... um die UNO und machen nur, was sie wollen. Da kann auch keine UNO helfen.

Ansonsten denke ich, dass sie schon Einiges bewirkt hat.


e-l-e-n-a antwortete am 16.10.01 (18:54):

Das die UNO an der Spitze mit Kofi Anan den Friedensnobelpreis erhalten freut mich sehr, denn auch wenn diese immer noch viel zu wenig bewirken kann, sind die Ansätze gut. Das Kinderhilfswerk und die Flüchtlingshilfe sind ein Teil dieser Organisation und helfen schon heute in vielen Teilen der Welt, die sonst völlig vergessen wären.

Ich hoffe für die Zukunft, dass die UNO mehr Durchsetzungskraft und Mittel erhält als bisher, damit sie mehr tun kann zum Wohle vieler Menschen.


Jean antwortete am 17.10.01 (14:42):

Ein Teil der Welt, dessen Menschen gerade vergessen werden, ist Afghanistan. An diesem Beispiel wird die Rolle der UNO (und ihrer Hilfsorganisationen) deutlich: Tausende Menschen versuchen in die Nachbarländer Afghanistans zu fliehen. Diese sind mit der Aufnahme von noch mehr Flüchtlingen völlig überfordert. Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) schickt Helfer und Decken, Zelte, Küchensets und Wasserkanister. Die USA und die anderen Herren der Welt bomben die humanitäre Katastrophe herbei, die die UNO dann mühselig etwas zu lindern versucht.

Deutsche Stiftung für UNO-Flüchtlingshilfe e. V.
https://www.dsuf.de/afghan.htm

(Internet-Tipp: https://www.dsuf.de/afghan.htm)


Manfred Franz antwortete am 17.10.01 (16:51):

Der Hunger und die Not in Afghanistan bestanden aber doch schon vor dem Anschlag am 11.September. Oder? Und wer hat die USA provoziert mit der Unterstützung einer Clique von Massenmördern? Was hatte diese, offenbar sehr vermögende, Gruppe getan, um die Not in diesem ihrem Gastland zu lindern? War die Vernichtung des WTC der Beitrag dazu?
Jedenfalls bin ich schon der Meinung, dass die Schaffung der UNO in der Mitte des 20.Jahrhunderts eine der herausragendsten Leistungen und Folgerungen aus den beiden Weltkriegen war. Dass dort nicht immer alle einer Meinung sind, kann bei der Vielfalt nicht verwundern. Und dass Kofi Anan und damit die UNO als Organisation mit dem Friedensnobelpreis geehrt werden, finde ich absolut in Ordnung.


friedrich antwortete am 20.10.01 (08:01):

Heute ist der 20.10.; seit dem 16.10. kamen nur magere 4 Äußerungen zum Thema "Die Rolle der UNO für die Welt" -----traurig ! traurig !!!!----Den Friedensnobelpreis haben sich die VEREINTEN NATIONEN noch überhaupt n i c h t verdient--!!!---auch nicht ihr Generalsekretär KOFI ANAN----denn gerade ER hätte nach dem 11.9. nicht 4 Wochen verstreichen lassen dürfen, sondern jetzt oder nie bewirken müssen, die einzelnen UNO-Mitglieder Farbe bekennen zu lassen, wer von ihnen wirklich für eine globale Menschenwürde stimmt-----!!!--- Das Flüchtlingshilfswerk UNHCR, welches seit Jahrzehnten lediglich Decken, Zelte, Küchensets usw. in die chronisch existierenden Notstandsgebiete schickt, ist doch ein unhaltbarer Blamage-Zustand für eine "Völkergemeinschaft".----Wenn die UNO angesichts der ethnischen Probleme in Mazedonien, Palästina, Afghanistan usw. noch lange so gedankenlos vor sich hin döst, wird sie sich nicht beschweren können, wenn in der Welt bald allüberall Atombömbchen herumfliegen ----.


Jean antwortete am 20.10.01 (10:27):

Als Kofi Annan den Friedensnobelpreis erhielt, hatte ich das Gefühl, daß der Harmloseste und Unwichtigste geehrt wurde. Einer, dessen schöne Worte in schönen Veranstaltungen von gut gekleideten, satten und zufriedenen Menschen gerne gehört werden. Einer, auf den sich alle einigen können. Eine Entscheidung, die niemandem weh tut. Allerdings auch eine Entscheidung, die nichts bewirkt. Derweil man den Jubilar hochleben läßt, sind andere da, wo das Leben tobt und führen ihren Krieg.

Kofi Annan und seine Mitarbeiter werden in den nächsten Monaten viele Zelte und Decken beschaffen müssen. Eine wichtige und ehrenvolle Aufgabe ist das. Aber brauchen wir dafür eine UNO? Das Rote Kreuz und der Rote Halbmond könnten das auch.


Georg Segessenmann antwortete am 20.10.01 (14:05):

Merke: Ein UNO-Generalsekretär muss die Kunst beherrschen, es allen recht zu machen, niemandem weh zu tun und der Welt vorspiegeln können, dass es ohne UNO nicht gehe. Wenn man diese Tatsachen als Massstab akzeptiert, hat Kofi den Preis doch verdient, oder?

Schorsch


Jean antwortete am 25.10.01 (11:12):

Die Lösung von Konflikten mit friedlichen Mitteln - die Kernaufgabe der UNO - ist weitgehend gescheitert. Das lag nicht an der Mehrheit der UNO-Staaten. Es waren die Supermächte, die sich von Anfang an einen Sonderstatus herausnahmen und UNO-Beschlüsse entweder mit ihrem Veto blockierten oder sich selbst nur an die UNO-Beschlüsse hielten, die ihnen in den Kram passten. UNO-Sanktionen kann einzig der Sicherheitsrat verhängen (gem. Art. 39 der UNO-Charta), in dem die Großmächte dank ihres Veto-Rechtes eine dominierende Vormachtstellung haben und ihre Interessen rigoros durchdrücken.

Nicht die UNO hat also das Sagen, sondern die Atommächte, hauptsächlich die USA mit ihren Vasallen und (mit Abstrichen) Rußland und China. Krieg ist nicht umsonst auch heute noch gängiges und immer mehr bevorzugtes Instrument imperialer Politik. UNO-"Friedenspolitik" ist die Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln. - Eine Art Wolfsgesellschaft mit Leitwölfen hat sich etabliert. Das Völkerrecht, das auch kleinen Staaten Rechte gab, wurde faktisch abgelöst vom UNO-Recht der Großmächte mit Veto-Status. Sanktionen und Strafexpeditionen gibt es nur noch gegen kleine Staaten (hauptsächlich in der 3. Welt). Die Großmächte selbst sind vor Maßnahmen der UNO gefeit.

Drei Staaten gibt es noch, die nicht - freiwillig oder zwangsweise - zur UNO gehören: der Vatikan, die Schweiz und Taiwan (dieses kleine Land passte nicht den imperialen Ansprüchen Chinas und wurde als Nicht-Staat deklariert und aus dem ehrenwerten Klub ausgeschlossen). Die UNO, gemessen an ihrer Gründungsdeklaration, ist so gut wie tot.


Karl antwortete am 25.10.01 (15:14):

Ich sehe die UNO nicht so machtlos wie Jean. Natürlich kann man nicht erwarten, dass die mächtigen Einzelstaaten sich freiwillig einer Weltorganisation unterordnen und immer wieder versuchen werden, sie zu instrumentalisieren. Aber die UNO hat durchaus ihr Eigenleben und sie ist nicht ohne Einfluss. Das zeigt sich immer wieder, auch in der aktuellen Situation.


MfG Karl

(Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,164411,00.html)


Barbara antwortete am 29.10.01 (18:21):

Eine friedliche Zukunft ohne Stärkung der UNO kann ich mir für unseren Planeten nicht vorstellen. Die UNO darf nicht erst gerufen werden, wenn es um das Einsammeln der Minen geht. Ich denke, dass das auch die USA irgendwann begreifen werden. Hoffentlich dauert es nicht zu lang . . . . .


Jean antwortete am 31.10.01 (11:17):

Endlich, möchte man ausrufen. Nach wochenlangem Krieg der Amerikaner und Briten gegen die Afghanen hat Kofi Annan - der Chef der UNO - sein Schweigen gebrochen. Heute forderte er die Einstellung (nicht nur die Unterbrechung) der Kampfhandlungen gegen Afghanistan. Er begründet das mit der drohenden Hungerkatastrophe, die den Afghanen mit Beginn des Winters drohe, sollten die Bombardierungen weitergehen.

Ob die UNO und ihr Generalsekretar die (moralische) Macht haben, diese Forderung auch durchzusetzen? Ich bezweifele das. Aber hoffen soll man ja immer. :-)

(Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,165366,00.html)