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THEMA:   Deitsche Sprache

 16 Antwort(en).

J.Schmidbauer begann die Diskussion am 04.08.01 (12:16) mit folgendem Beitrag:

Hallo,
über Umwege habe ich über einen Berliner-Englischklub mitbekommen, welche Sorgen man sich auch um die deutsche Sprache macht; Wortmüll wird demzufolge weniger aus England, sondern aus USA rekrutiert.

Die Grenzfall-Definitionen finde ich interessant, wenngleich man diese ja nicht teilen muss.


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https://www.t-online.de/home/GStiller-Berlin/Englischklub2/index.html

Sehr geehrter Herr Dr. Pogarell,

unsere Englisch-Konversationsgruppe möchte einen Beitrag zu der dankenswerten Arbeit des Vereins der deutschen Sprache e.V. leisten. Unsere Gruppe besteht seit ca. 8 Jahren. Sie hat sich auch im Internet unter der obigen URL vorgestellt. In ihr wirken u.a. Anglisten, Dolmetscher, Hochschullehrer, Journalisten, auch ein Muttersprachler (US-Staatsbürger) sowie Vertreter anderer Berufsgruppen mit, die alle die englische Sprache und Kultur verbindet. Wir Unterstützen das Projekt des Vereins zur Reinhaltung der deutschen Sprache von überflüssigen und vermeidbaren Anglizismen. Als ersten Schritt möchten wir unsere Bemerkungen zur Liste d) Grenzfälle von Teil I unterbreiten. Wir haben hier insbesondere die englischen Wörter ausgewählt, die nach Auffassung unserer Gruppe keine Grenzfälle mehr sind und daher aus dieser Liste entfernt und ggfs. in andere Listen aufgenommen werden sollten:

Airbag ist gebräuchlicher als "Prallkissen", kein Grenzfall.

Bestseller ist ebenfalls gebräuchlicher als Verkaufsschlager, wobei Verkaufsschlager keine 1:1-Entsprechung ist, weil sich bestseller nur auf das bestverkaufte Buch bezieht, Verkaufsschlager können auch andere Erzeugnisse sein. Kein Grenzfall.

Checkliste ist gebräuchlicher als Prüfliste. Kein Grenzfall.

Comeback wird mit dem Wiedererscheinen auf der Bühne und Wiedererlangen der früheren Beliebtheit eines Künstlers (vornehmlich: Schauspielers und Sängers) nach längerer Vergessenheit, Rückkehr mehr mit der Heimkehr von einer Reise in Verbindung gebracht. Es sollte daher in der Liste gestrichen werden. Kein Grenzfall.

Establishment wird mit der an der Macht befindlichen politischen Klasse, zu der der Benutzer dieses Begriffes eine kritische Distanz ausdrückt, in Verbindung gebracht. Kein Grenzfall.

First Lady wird respektvoll für die Ehefrau vornehmlich des Regierungschefs, Premierministers, Bundeskanzlers etc. gebraucht; Landesmutter (hist.) wirkt antiquiert (s. Maria Theresia), wird mit ironischem Unterton gebraucht. Kein Grenzfall.

Fitness ist ein körperlicher Zustand, der zwar Gesundheit, Ausdauer und Kraft unterstellt, aber nicht unbedingt mit Gesundheit gleichzusetzen ist. Keine 1:1-Entsprechung. Kein Grenzfall.

Gentleman's agreement = Vereinbarung auf Treu und Glauben (Collins Englisch-Deutsch/Deutsch-Englisch Großwörterbuch für Experten und Universität). Der englische Ausdruck ist gebräuchlicher. Kein Grenzfall.


Handicap = Nachteil, Behinderung (körperl., geistig). Der englische Ausdruck hat sich durchgesetzt. Kein Grenzfall.

Happy end gebräuchlicher als "gutes Ende" oder "Friede, Freude, Eierkuchen" (umg.). Kein Grenzfall.

Jogging üblicher als "Dauerlauf". Kein Grenzfall.

knowhow umfassender als Fachwissen, schließt praktische Erfahrungen und Kenntnisse ein. Kein Grenzfall.

Last-minute-Angebot. Torschlußangebot wirkt komisch, weil es sofort mit Torschlußpanik in einem anderen bekannten Zusammenhang gebracht wird. Kein Grenzfall.

Mobbing = Pseudoanglizismus, sollte besser mit "Schikanieren am Arbeitsplatz" wiedergegeben werden, Engl.: harassment in the workplace .

Makeup umfassender als Schminke. Der englische Begriff ist üblicher. Kein Grenzfall.

Nonstop wird vornehmlich mit Nonstopflug in Verbindung gebracht. Nonstop hat sich als Neuwort im deutschen Sprachgebrauch durchgesetzt. Kein Grenzfall.

Online hat sich als englisches Neuwort im Deutschen durchgesetzt. Kein Grenzfall.

Slang = ebenfalls englisches Neuwort. Jargon dürfte keine Entsprechung sein, weil Jargon sich auf eine bestimmtes Fachgebiet bezieht, s. Fachjargon. Umgangssprache ist eine Sprachebene höher und noch allgemeinverständlich, slang weniger. Kein Grenzfall.

Small talk ist üblicher und bedeutet eine Unterhaltung über belanglose Themen ohne inhaltliche Substanz (über das Wetter, Gesundheit). Mit small talk will der Gesprächspartner Hemmungen überwinden, den Gesprächspartner geneigt stimmen. Es ist kein Gerede oder Geschwätz im herabwürdigenden Sinne. Kein Grenzfall.

Teenager = nicht über zwanzig Jahre (teen), Jugendlicher wird im deutschen Sprachgebrauch nicht so eng gesehen. Kein Grenzfall.


Ursel Reimann antwortete am 04.08.01 (14:41):

Ja, Jürgen,
nur, Moderator wird oder will
falsch verstanden oder nicht
verstanden werden.
Thatīs it


Johannes Michalowsky antwortete am 04.08.01 (15:08):

Am Lufthansa-Counter (sic!) gehört:

Check doch mal das Sheet.

Begrüßung bei deutschen Angehörigen in US:

Wenn Du mal ein Shower taken willst...

Fortsetzung beliebig, alles keine Neuigkeiten, auch hier im Forum nicht

(Internet-Tipp: /seniorentreff/de/my/)


Friedgard antwortete am 04.08.01 (19:51):

Umgekehrt gibt es doch auch im Englischen Ausdrücke, die Deutsch sind: Kindergarten z.B. und meines Wissens auch Rucksack - sicher gibt es noch mehrere.
Früher waren es französische Ausdrücke, die hängen blieben. Bei uns in Mannheim gibt es ein "Slang"-Wort,
mit dem man jedes Gespräch abschließen kann: "Alla " - Kommt aus dem Französichen von "allons - im fränkischen sagt man "geh' mer".
Solche Sprachmischungen sind nicht zu vermeiden und auch nicht so gravierend, meine ich, solange es nicht so aussieht wie in dem Beispiel von Johannes ;-)))


J.Schmidbauer antwortete am 05.08.01 (08:34):

Was da alles zu Tage gefördert wird, interessant, wenngleich ähnliches schon mal früher hier behandelt, war ich noch nicht Leser hier


Heinzdieter antwortete am 05.08.01 (14:43):

Ich habe Ihre Argumente gelesen und möchte das von Ihnen
zur Diskussion gestellte Thema erweitern:
Es betrifft nicht nur die Sprachform sondern auch die Schreibform.
Haben Sie die Sendung am 29.07.2001 von Frau Christiansen gesehen ?


Georg Segessenmann,alias Georg von antwortete am 05.08.01 (18:30):

Schön, wenn eines Tages nur noch eine einzige Sprache existieren würde. Die "Sünden von Babylon" wären behoben!

Man muss einfach wissen, dass vor vielleicht hunderttausend Jahren es nur eine einzige Sprache gab: Die Zeichen- und Grunzsprache. Aus dieser haben sich bis heute - hauptsächlich deshalb, weil die Menschen isoliert von einander lebten - tausende von Sprachen und Dialekten entwickelt. Heute - dank moderner Kommunikationsmöglichkeiten - geht der Trend in umgekehrter Richtung: Wir nähern uns wieder einer Einheitssprache. ich hoffe nur, es werde nicht die Zeichen- und Grunzsprache sein!

Schorsch


Ricardo antwortete am 07.08.01 (10:41):

Hier mal was zur Erheiterung aus Lessings "Minna von Barnhelm"

Fräulein
Falsch spielen? betrügen?

Riccaut
Comment, Mademoiselle? Vous appellez cela betrügen? Corriger la fortune, ....das nenn die Deutsch betrügen? Betrügen! Oh, was ist die deutsch Sprak für ein arm Sprak! für ein plump Sprak!


Anni Lindemann antwortete am 08.08.01 (21:59):

Leider,leider kann ich Eure Beiträge nur sehr schwer lesen, weil die Zeilen zu lang sind. Ich muß bei jeder Zeile nach rechts scrollen. Wer gibt mir einen Rat, um das zu ändern?


Johannes Michalowsky antwortete am 09.08.01 (18:19):

Liebe Anni,

Du mußt ganz am Anfang - d.h. wenn Du Diskussionsforum angeklickt hattest - "Ganzer Bildschirm für Diskussion" anklicken.

Gruß Jo.

(Internet-Tipp: /seniorentreff/de/my/)


Ilse Wedelstaedt antwortete am 17.08.01 (13:16):

Amüsant, wenn die Werbung zum Rohrkrepierer wird. Ein Beispiel: "bad trend"!


Doris Routliffe antwortete am 23.08.01 (00:54):

In unserem technologischen Zeitalter laesst es sich wohl kaum vermeiden, dass englische "Fachausdruecke" mit der deutschen Sprache vermischt werden. Es ist allerdings manchmal amuesant, zu lesen, wie englische Worte (falsch) gebraucht werden. Uebrigens ist es gentlemen's agreement, Mehrzahl, es muessen mindestens zwei sein, die miteinander ein Abkommen treffen. Allerdings finde ich es unnoetig, dass voellig ausreichende deutsche Worte von englischen ersetzt werden (soll das "cool" sein?). Das Experiment wurde im Dritten Reich gemacht, und das Resultat war oft ganz laecherlich.


Johannes Michalowsky antwortete am 28.08.01 (10:52):

Im Englischen gibt es weder das Wort Handy noch Wellness. Da machen sich die Deutschen sogar noch verdient um die Bereicherung der englischen Soprache, nur hat man das dort womöglich noch gar nicht gemerkt.

Doris hat völlig recht, überflüssige Anglizismen sollten zwar vermieden werden, aber selbst der Duden sanktioniert sie, etwa mit einem schaurigen Wort wie Downloaden, wofür doch so einfach Herunterladen gesagt werden könnte.

Nicht alles war lächerlich - wer hat nicht schon einmal in seinem Leben ein nettes Stelldichein (früher: Rendezvous) gehabt?

(Internet-Tipp: /seniorentreff/de/my/)


ilse wedelstaedt antwortete am 02.09.01 (21:31):

Vor 2 Jahren suchte ich als simple Hausfrau auf dem Kölner Hauptbahnhof die Toiletten - wurde von einem jungen Mann auf "McClean" (?) hingewiesen. Fühlte mich danach in Ost-Berlin zu Hause - da gab es den vertrauten Begriff noch. Das gute alte Postamt gibtīs auch nicht mehr überall (heute vielfach McPaper); zum Glück finde ich noch den gewohnten Briefkasten - vielleicht demnächst nur noch als "paperbox". Demnächst werde ich mich in der "peacebox" oder "ashbox" wiederfinden- und endlich up to date sein - wie beruhigend!


Wolfgang Mücke antwortete am 06.09.01 (22:57):

Da war am Sonntag ein ausführlicher Bericht über die Funkausstellung in Berlin. Und da wurden dann neue Geräte erklärt - ich gestehe, daß ich mir ziemlich dumm vorkam, verstand ich doch kein Wort! Ich dachte nur: Die armen Verkäufer, die dann an so total verdummte Bürger, wie mich, geraten und die Geräte erklären sollen!
Beruhigt war ich erst, als dann einige Besucher befragt wurden, die alle erklärten, daß sie auch kein Wort verstanden hätten! Bravo - ich stehe nicht alleine da.
Allerdings gestehe ich: Ein Gerät habe ich verstanden, es hat mich total beeindruckt: Man kann vom Büro aus mit dem Dingsda den Viderecorder zu Hause einschalten! Wie haben wir nur die Jahrzehnte ohne diesen Kasten überlebt!!
Deutsche Sprache? Brauchen wir diese noch? Existiert Deutschland überhaupt noch? Ab 01.01.2002 auch noch ohne Geld?
Deutschland nicht einmal ein Wintermärchen...
Na, denn, herzlichst
Wolfgang Mücke


Günter Peltz antwortete am 15.09.01 (16:54):

Doris, ein Beispiel aus dem "3.Reich":
6-Topf-Zerkmall-Treibling? =6-Zylinder-Explosions-Motor!!


Doris antwortete am 19.09.01 (17:49):

Guenter, oh wie schrecklich!!
Johannes, es gibt im Englischen das Wort "wellness" - wird dauernd synonym mit "Gesundheit" gebraucht. Handy heisst "cell phone" - - muss meiner Freundin, die aus Deutschland zu Besuch ist, so allerhand in der Beziehung erklaeren - - sie aber umgekehrt auch.