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THEMA:   Zwangspfand für Einwegverpackungen

 24 Antwort(en).

Almex begann die Diskussion am 04.05.01 (11:24) mit folgendem Beitrag:

Nach der zweckentfremdeten Ökosteuer ist die Bundesregierung dabei, eine weitere Preislawine loszutreten. Die heute täglich stattfindenden Preissteigerungen werden mit erhöhten Kosten für Transport und Lagerung begründet, also mit viel zu hohen Energiekosten; das sind nicht nur für Treibstoffe sondern auch Strom für Beleuchtung, Kühlung u.a.
Mehrwegverpackungen kosten Geld für Transport und Lagerung, die gute alte Glasflasche ist nun mal schwerer als die Dose und nimmt durch ihre Gestalt mehr Platz weg. Es geht weniger auf einen Lkw.
Wie sonst ist zu erklären, daß ein Getränk der selben Marke zu 0,5 l in der Dose 0,99 DM, in der 0,5 l Mehrwegflasche 1,15 DM plus Pfand kostet ? Anreiz für „Umweltbewußtsein" ???
Jetzt muß der Händler auch noch Einweggebinde (den Ausdruck dürfte es ja dann eigentlich nicht mehr geben) zurücknehmen und lagern. Kleinere Geschäfte mit geringen Lagerkapazitäten sind damit schlicht überfordert. Wenn sie den Kunden weiterhin das selbe Angebot an Waren machen wollen, damit die Kunden nicht „zu den Großen" abwandern, muß Lagerraum geschaffen werden, günstigstenfalls, wenn Gelände vorhanden ist, ein hübscher Käfig. Schließlich muß ja auch mit irgendeiner Stelle abgerechnet werden, es glaubt ja wohl niemand, daß ein Händler nur die Dosen zurücknehmen muß, die er auch verkauft hat - ein positiver Nebeneffekt wäre, daß jemand sein Taschengeld aufbessert und weggeworfene Dosen einsammelt und „verkauft".
Das alles kostet schließlich Geld, was wir als Verbraucher zahlen müssen, und der Umwelt wird damit kaum geholfen werden, denn wer jetzt schon seinen Müll „wild" entsorgt, wird sich auch von einer Abgabe nicht schrecken lassen.


Rosmarie S antwortete am 04.05.01 (14:17):

Hallo Almex,
deine Argumente leuchten mir in mancherlei Beziehung ein.
Und dennoch: Bei uns liegen überall (in Geschäftsnähe, an Schulen, in Parks, im Wald, an Straßenkurven und -kreuzungen, in Unterführungen...) so viele leere Dosen herum, dass ich mich auf das Dosenpfand freue und gewisse Hoffnungen damit verbinde.

Herzlich
Rosmarie


Ursel R antwortete am 04.05.01 (16:26):

Ich denke eher, dass die Dosenhersteller ihre Produktion wieder auf Tetrapack umstellen werden und müssen. Ich kann mir schlecht vorstellen, dass Mensch, egal welcher, diese Pfandpreise akzeptiert, geschweige denn überhaupt bezahlt.
Schauen wir uns doch einmal um, wer die Dosen kauft...
Wem schmeckt denn Bier aus Dosen?
Trinken wir Wein aus Dosen?
Nun, von mir aus brauchte es diese Blechdosen nie zu geben.
Von daher: Es gibt schlimmeres.
Herzliche Pfandgrüße
UrselIn


Almex antwortete am 05.05.01 (11:40):

Es ist so wie mit der BILD-Zeitung: angeblich liest sie keiner, aber jeder weiß, was 'drin steht !
Sicher sind es Millionen von Menschen, die Getränke in Dosen kaufen, sonst wäre ja kein Markt da.
Gut, Wein in Dosen habe ich noch nicht gekauft, aber ist Wein in Tetra-Packs 'stilvoller' ?
Der Mensch, der kohlensäurehaltige Getränke dauerhaft in Tetra-Packs verpacken kann, gehört zum Nobelpreis vorgeschlagen.
Wie ich eingangs schon erwähnte: was ist denn der gravierende Vorteil der Dose: leicht, platzsparend, schnell zu kühlen und schließlich: recyclebar !
Mit der Entsorgung hatte ich auch nie Probleme, auch der kritischste Tester wird in unserer Restmülltonne nicht einen Gramm Wertstoff finden, ob ich nun Mehrweg zum Händler zurück bringe oder auf dem Wege dahin Einweg zum Container, das ist das gleiche Verfahren.
Nur, was hier jetzt versucht wird, bietet vielen wieder einen Vorwand, noch mehr zuzulangen, und das bezahlen wir a l l e , nicht nur die Einwegbenutzer.


e k o antwortete am 06.05.01 (19:58):

Lieber Almex,

jedes Ding hat zwei Seiten. So ist es auch mit dem Dosenpfand.

Aber es ist doch unbestritten, dass wir mehr und mehr zur Wegwerfgesellschaft verkommen. Gewiß, das Dosenpfand müsste nicht sein, wenn.... ja, wenn....., aber an diesem wenn scheitern alle Wünsche. Es wird zu viel weggeworfen, einfach nur weg. Wo man hinschaut, überall liegt doch der Unrat herum. Und gerade Dosen. Ex und hopp!!

Da werden z.B. Bierdosen bei Wanderungen auf Berge hinaufgeschleppt, dort ausgetrunken.....und dann ist man zu faul, um diese leergetrunkenen Dosen wieder mit nach Hause zu nehmen. Man schmeißt sie einfach weg, grad so. Die Beispiele ließen sich noch verlängern bis zum Gehtnichtmehr.

In dem Moment, wo so eine leere Dose noch einen Wert darstellt ( das Pfand) gehen die meisten nicht mehr so achtlos damit um.

Dass dies eine Belastung für den Vertrieb darstellt, keine Frage, und dass dann wieder Schindluder getrieben wird, auch keine Frage, aber auf andere Art und Weise ist das Problem nicht in den Griff zu kriegen. Und es i s t ein Problem! Und trifft, wie immer und überall, Gerechte und Ungerechte.

Mich persönlich kann dieses Dosenpfand überhaupt nicht schrecken, den ich kaufe so gut wie nie ein Getränk in Dosen. Da gibt es andere Möglichkeiten.


Almex antwortete am 06.05.01 (20:18):

e k o ,
richtig, wir diskutieren über vieles, was für uns garnicht relevant ist. Aber dieser sog. "Pfand": wo bleiben die anderen Umweltsünder: Pfand auf jede Zigarettenkippe und jede Zeitung oder jedes Kaugummi, dessen Entfernung sehr arbeitsintensiv ist ? Würde die Überwachung gesteigert, käme ein Aufschrei in die Richtung 'Polizeistaat' (außerdem hat die Polizei auch 'wichtigeres' zu tun, Autofahrer überwachen bringt mehr Rendite und erhöht das Erfolgserlebnis, anderes ist so schwer zu beweisen - s. auch Beitrag 'Videoüberwachung')
Schlimm ist nur, wir müssen im Moment Preissteigerungen hinnehmen wie noch nie, die paar Mark 'Steuerentlastung' waren schon im ersten Monat aufgezehrt, auch bei der Öko-Steuer hat zunächst sicher niemand an die Kreise gedacht, die das ziehen wird !


Manfred Franz antwortete am 08.05.01 (06:52):

Im Interesse der Umwelt wäre ein Dosenpfand schon gut. Und es würde, Horrorvorstellung GRÜNER Mehrwegfreaks, den Mehrweganteil mit seinem enormen Transportaufwand (Diesel ist auch ein Rohstoff, der so vergeudet wird) deutlich senken können. Zusammengepresste Dosen brauchen einen geringen Bruchteil des Transportraumes von Mehrwegverpackungen.
In diesem Sinne finde ich das Dosenpfand gut. Also in einem ganz Anderem, als seine "Erfinder". ;-))


Wolfgang antwortete am 08.05.01 (10:46):

Hoffen wir, dass die neue Pfandregelung die gewünschte Wirkung haben wird. Denn es gibt zwei Untersuchungen des Umweltbundesamtes (UBA) - sogenannte Ökobilanzen* -, die belegen, dass bestimmte Getränkeverpackungen ökologisch nachteilig sind - vorneweg die Dose aus Weissblech oder Aluminium.

Bei Bierverpackungen - eine Untersuchung von 1995 - war die Mehrweg-Glasflasche den drei Einweg-Verpackungen – der Weißblechdose, der Aluminiumdose und der Einweg-Glasflasche – ökologisch überlegen. Die neueste Untersuchung von 2001 befasste sich mit Verpackungen für alkoholfreie Getränke: Mehrwegflaschen – ganz gleich ob es Kunststoff- oder Glasflaschen sind – haben gegenüber den Einwegdosen und Einwegflaschen klare ökologische Vorteile. Nur zwischen Mehrweg-Glasflaschen und den Einweg-Getränkekartons (deswegen wird darauf auch kein Pfand erhoben) gibt es aus Umweltsicht ein Patt.

Das UBA empfiehlt demzufolge auch den VerbraucherInnen: Lassen Sie Einwegdosen und Einwegflaschen im Regal stehen, denn sie sind die Öko-Schlusslichter.

*Die Ökobilanzen des UBA berücksichtigen ALLE entscheidenden Parameter (es sind fast einhundert)... Gewichte der Verpackungen, Energiemengen zu ihrer Herstellung, Transportwege, um nur einige zu nennen.

Ökobilanz...
https://www.umweltbundesamt.de/uba-info-daten/daten/bil.htm

(Internet-Tipp: https://www.umweltbundesamt.de/uba-info-daten/daten/bil.htm)


Manfred Franz antwortete am 08.05.01 (12:26):

Hallo, Wolfgang! Genau DIE Antwort habe ich erwartet und provoziert. Du weißt ja, dass ich bestellten Gutachten gegenüber sehr kritisch bin. Ich stimme insoweit zu, dass das für Getränkeverbrauch im Nahbereich vielleicht stimmen mag, im Fernbereich auf gar keinen Fall. Das drückt sich übrigens auch im Preis aus. "Holsten" bei uns hier in Sachsen ist in er Flasche fast 1,5x so teuer wie in der Dose. Und das, obwohl in Folge der rot-GRÜNEN Verkehrspolitik eine Autobahn nach der anderen feierlich eröffnet und eine Eisenbahn nach der anderen (nicht so feierlich) geschlossen wird. Da der Lkw-Transport bei dem "Autokanzler" eine wichtige, also zu fördernde, Rolle spielt, -sind ja so viele schöne Arbeitsplätze für die "Könige der Autobahnen"-, ist es kein Wunder, dass "unabhängige" Institute zu derartigen Ergebnissen kommen.
Sicher sind diese vom "ohnehin anfallendem" 50%-Leerlauf ausgegangen, (weil jede Brauerei ihre Getränke nur in ihren Lkw befördert) obwohl es weitaus günstigere Lösungen (in der "freien


Wolfgang antwortete am 08.05.01 (13:07):

Manfred, wenn Du meinst, dass das UBA "bestellte" Gutachten liefert - also Gutachten, bei denen das Ergebnis vom Auftraggeber abhängt oder sogar von vornherein feststeht -, irrst Du Dich gewaltig. Unter Fachleuten würdest Du mit dieser Äusserung im besten Fall nur ein Kopfschütteln ernten.

Die Gutachten des UBA - meistens von externen Instituten angefertigt, wie zum Beispiel vom renommierten PROGNOS-Institut - sind über jeden Zweifel erhaben. Sie sind auf dem Stand der Wissenschaft und entsprechen internationalen Standards. Sie richten sich an alle, die fähig und willens sind, rational über die Untersuchungsmethoden und Ergebnisse zu diskutieren. Parteipolitisch geblendete Ideologen und andere Gläubige erreichen solche Untersuchungen allerdings nicht... :-)

P.S.: Achte bitte einmal auf das Erscheinungsdatum der ersten UBA-Untersuchung zum Thema... das war 1995. Damals wurde die Regierung von Bundeskanzler Helmut KOHL geführt...

P.P.S.: Gibt es in Sachsen denn kein gutes, in der Region gebrautes Pils? Zu DDR-Zeiten gab 's das doch schon... :-)))


Manfred Franz antwortete am 08.05.01 (16:03):

Ach weißt Du, Wolfgang, von "absoluten Wahrheiten und Unfehlbarkeiten" sind wir Bürger aus den östlichen Landesteilen ziemlich enttäuscht worden. Daher unsere und meine kritische Skepsis!
Der Verdacht liegt doch nahe, wenn man weiß, dass alle diese Institute vom Wohlwollen der Regierenden und den von denen verteilten Finanzen abhängen. Eine UNABHÄNGIGE Forschung, wer soll die bezahlen? Mit DER oder der VORHERGEHENDEN Regierung hat das nur in soweit zu tun, als bei beiden Anspruch und Wirklichkeit, deswegen hatte ich ja das Wort "GRÜN" so groß geschrieben, auseinander klaffen. Auch unter KOHL gab es ein Umweltministerium.
Als Bier bevorzuge ICH übrigens mein Leipziger "REUDNITZER", weil es von hier ist, hier gebraut wird und hier Arbeitsplätze erhält. Natürlich aus Flaschen! (Die Transportweite sind kaum 15 km)


Manfred Franz antwortete am 08.05.01 (16:27):

Fällt mir noch Etwas ein:
Obwohl die Studie in der Überschrift 1995 als Datum ausweist, erwähnt sie im Text Angaben aus 1998 und für die Darstellung Werte aus 1996. :-D).
Richtig daran ist jedenfalls die überragende Frage der Transportentfernung, die in der ökonomischen Bilanz sicher schärfer gestellt würde, wenn nicht.... siehe meine Beiträge zu "Autokanzler" und im Forum über den Mobilitätswahn. Es muss einfach nicht alles und jeder überall hin möglichst schnell und mit möglichst hohem Energieverbrauch gekarrt (oder geflogen) werden.


seewolf antwortete am 08.05.01 (17:25):

lange bewährt - hier noch nicht erwähnt: die PET-flasche, bekannt von markengetränken mit und ohne kohlensäure. sie hat ernorme vorteile:

- sehr leicht
- bruchsicher
- hygienisch handhanbbar wie glasflasche
- inhalt sichtbar
- lebensdauer analog glasflasche

ihr gegenüber ist die wegwerf-dose geradezu lächerlich. verpackungsgewicht wie auch gebinde-packtechnische gegebenheiten entsprechen modernen anforderungen. allerdings binden anschaffung und pflege wiederum kapital - was die industrie zum teil bislang davon abgehalten haben dürfte, diese flüssigkeits-verpackungsform vermehrt einzuführen.


Manfred Franz antwortete am 09.05.01 (06:38):

Doch, das Umweltbundesamt hat in seiner Studie die PET-Flaschen als besonders umweltfreundlich hervorgehoben. Allerdings unter der Annahme, dass die LKW, die die vollen Flaschen bringen, ohnehin leer zurückfahren. Da wir ein zwar (nur) technisch auf der Höhe der Zeit stehendes Straßen-Transportsystem haben, ginge deren Rechnung sogar halbwegs auf. Von Transportoptimierung und Ähnlichem scheint man in DEM AMT ohnehin noch nie gehört zu haben. Zuviel Wissen schadet ohnehin nur beim Regieren! ;-)


Wolfgang antwortete am 09.05.01 (10:07):

Das Fazit der UBA-Untersuchungen: Mehrweg-Getränkeverpackungen (egal aus welchen Materialien gefertigt, also auch PET-Flaschen) sind fast immer ökologischer als Einweg-Getränkeverpackungen (einzige Ausnahme: Kartonverpackungen). Das ökologische Schlusslicht: Dosen aus Weissblech oder Aluminium.

So weit, so gut... Unser Thema heisst aber "Zwangspfand auf Einwegverpackungen". Durch das Pfand sollen Mehrwegsysteme gestärkt bzw. Einwegsyteme geschwächt werden. Es kann sein, dass dieses gute Ziel durch eine Pfandregelung erreicht werden kann. Darüber hinaus sollten aber auch eingeführt werden drastische ökologische Zwangsabgaben (Ökosteuern) schon auf die Vorprodukte von Verpackungen... Also zum Beispiel spezielle Ökosteuern auf den Energieverbrauch bei der Herstellung energieintensiver Verpackungsmaterialien. Die Verpackung selbst muss teurer werden. Und natürlich müssen die Spritpreise stetig steigen, damit sich weite Transporte immer weniger rechnen... :-)


Klaus antwortete am 20.05.01 (20:01):

Das Pfand kann gar nicht hoch genug sein - wenn dadurch unsere Natur dann von Dosen u.ä. verschont bleibt.

Wer nicht hören will muss eben fühlen.

Klaus


Hans-J. Schaper antwortete am 20.05.01 (23:35):

Mir kommt da mal eine ganz andere Idee. Für die Rücknahme von Dosen muß ja wohl vom Handel mächtig investiert werden. Es ist ja wohl blauäugig anzunehmen, da wäre jemand damit beschäftigt, leere Dosen zu stapeln und mit dem Kunden abzurechnen. Dieses erledigt natürlich ein demnächst noch anzuschaffender Automat. Der Vorteil der Automatisierung und des geringen Volumens (nach Pressung der Dosen) bringt doch einen riesigen Kostenvorteil für das Unternehmen wie geringe Raum-, Energiekosten, und Wegfall von Lohn und Gehalt. Warum eigentlich sollte dann noch ein Kaufmann auf die irrwitzige Idee kommen, überhaupt noch Mehrweggebinde in seinem Sortiment zu haben. Die sog. Wünsche der Kunden interessieren in diesem Lande doch ohnehin niemanden mehr. Das "Warsteiner" ist das selbe - ob nun aus Flasche oder Dose. Vermutlich geht der Schuß unserer ÖKO-Gotteskrieger wohl wieder mal nach hinten los!


Wolfgang antwortete am 21.05.01 (10:14):

Alles ist möglich, denn die Wirkung eines Pfands kann nicht präzise vorausgesagt werden... Die umsatzstarken und marktbeherrschenden Discounter (Aldi, Norma, Lidl usw.) hatten aber bisher schon keine Mehrweggebinde in ihren Regalen, sondern setzten ausschliesslich auf Einweggebinde, bei manchen Getränken bevorzugt auf (Einweg-)Dosen.

Gut wäre es, nicht nur beim Konsumenten anzusetzen, sondern schon beim Produzenten. Den Herstellern von Alu- und Weissblechdosen könnte man zum Beispiel eine besondere und hohe Ökosteuer auferlegen für ihr energieintensives Produzieren. Das würde die Herstellkosten in die Höhe treiben. Am besten so hoch, dass sich das Produzieren besonders umweltschädlicher Verpackungen am Ende nicht mehr lohnt.


Manfred Franz antwortete am 21.05.01 (20:47):

Vor Wolfgangs Vorschlag, noch mehr mit den Preisen zu spielen, kann ich nur warnen. Zum Schluss kostet Nichts mehr, was es kostet. Mit dem Ergebnis maßloser Verschwendung (der "gestützten" Produkte) und Dauermangel für alle anderen. Schon einmal in einem Teil unseres Landes daneben gegangen.
Jedenfalls: Wenn der Vermüllung der Landschaft Einhalt geboten werden könnte, das wäre schon gut. Und wenn außerdem die Verwendung der oft unsauberen und fast immer viel zu schweren Mehrwegverpackungen eingeschränkt werden könnte- umso besser. (Das wollten die "Erfinder" des Dosenpfandes sicher nicht, wäre aber eine mögliche Folge.) Der derzeit geringe Preis der Einwegverpackungen entsteht doch aus der viel rationelleren Herstellung, ohne Rücklauf-Aufwand. Dass der bei dem Dosenpfand automatisch in den Preis einfließt, ist zu erwarten. Dann findet vielleicht eine vernünftige Differenzierung nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten und nicht mehr nur nach der Umweltideologie statt...


Wolfgang antwortete am 22.05.01 (10:00):

Vielleicht hat sich ja die Diskussion des Westens noch nicht überall herumgesprochen... Seit jetzt etwa 30 Jahren wird diese Diskussion geführt: Wie bekommen knappe Naturgüter ihren Preis? Denn den Realströmen stehen keine entsprechenden Geldströme gegenüber. Die bisherigen künstlich niedrig gehaltenen Preise der Güter sagen uns damit nur einen kleinen Teil der Wahrheit.

Um was geht es? Die Natur gibt Leistungen, ohne dass dafür ein Preis bezahlt wird. Die Folgen: Verschwendung, Verschmutzung, Ineffizienz... - Was kann dagegen getan werden? Das allgemeine Preisniveau muss um eben diese Preisanteile steigen. Die relativen Preise verändern sich dann um die der Natur zugefügten Schäden. Güter, deren Produktion und Konsumtion erheblichen und/oder besonders schädlichen Abfall verursachen, werden teurer und dadurch zurückgedrängt. Ein nachhaltiges Wirtschaften wird möglich. Hoffnungsvolle Ansätze gibt es schon eine ganze Menge...

Zumindest das sollte man aus dem Untergang der DDR-Wirtschaft gelernt haben: Auf Dauer verliert selbst der härteste Ideologe gegen das wirkliche Leben... :-)


Manfred Franz antwortete am 22.05.01 (11:35):

Da haben wir uns ja mal wieder (beinahe) verstanden. Um genau das geht es, um die Preiswahrheit. Nicht angestrebt werden sollte mit künstlichen Preisen ein bestimmtes, ideologisch motiviertes, Verbraucherverhalten. Das ist tatsächlich voll in die (DDR-)Hose gegangen. Vielleicht kommt, ironisch ausgedrückt, noch jemand auf die Idee, den Wind für die Windkraftwerke oder den Sonnenschein für die Solaranlagen zu besteuern. (Traue ich einigen Leuten durchaus zu!) Einfach so als Neidsteuer. Eine "Umweltbelastung" ließe sich schon von irgend einem (gut bezahltem) Institut errechnen.


Wolfgang antwortete am 22.05.01 (12:58):

Nein, Manfred, Du hast die Diskussion um die Preise nicht verstanden... Denn es geht genau darum: Das Produzenten- und Konsumentenverhalten per Preis auf bestimmte, politisch gewollte Ziele hin zu verändern. Diese Ziele sind: Nachhaltigkeit und Effizienz. Die Ziele sind auch mittlerweile von allen Staaten und in allen wichtigen Beschlüssen und Verträgen festgeschrieben. Über den Weg dahin wird und muss gestritten werden. Den Weg zurück zu den alten Preisen gibt es allerdings nicht mehr...

Ich hatte es zart angedeutet: Die Diskussion um ökonomisch und ökologisch aussagekräftige Preise dauert schon recht lange (im Westen) und war schon weit fortgeschritten, bevor die DDR das Zeitliche segnete. Deren Mechanismen waren ganz und gar nicht darauf angelegt, die Natur zu schützen oder zu schonen, oder sonst irgend etwas Sinnvolles zu bewirken. Im Rahmen der Nachhaltigkeitsdebatte hat die DDR-Wirtschaft demzufolge auch nie eine Rolle gespielt. Selbst für eine ernstzunehmende Diskussion hat sie nicht getaugt... :-)


Manfred Franz antwortete am 22.05.01 (17:49):

Da haben wir uns beide nicht ganz verstanden. Ich wollte die DDR-Preispolitik (so sie den Namen überhaupt verdiente) nicht als Muster, höchstens als abschreckendes Beispiel sehen. Wohin es nämlich führt, wenn sich die Preise allzu sehr vom Wert entfernen. Genau das wurde dort überdeutlich: Mangel und Verschwendung waren die Folge.
Ich will also sagen, dass die von Dir hochgelobten (staatlichen) Preisgestaltungselemente nur bis zu einer, vermutlich nur schwer festzulegenden, Grenze taugen. Jenseits treten oft unerwartete und ungewollte Folgen auf. Siehe den möglichen Rückgang des Mehrweganteiles infolge des (zu hohen?) Dosenpfandes.


Wolfgang antwortete am 22.05.01 (18:58):

Warten wir 's doch einfach ab, wie sich der Mehrweganteil verändert. Wer will das jetzt schon seriös prognostizieren? Schau 'n mer mal... ;-)


Wolfgang antwortete am 13.07.01 (18:36):

Die geplante neue Verpackungsverordnung mit dem Zwangspfand für Einweg-Getränkeverpackungen ist heute im Bundesrat abgelehnt worden... Aber - wie praktisch - der Zwangspfand kommt doch, und zwar aufgrund der Bestimmungen der alten Verpackungsverordnung. *fg* - Dosenbier wird also auf jeden Fall teurer. Wenigstens ein bescheidener Erfolg im Kampf gegen die Dosenlobby... :-)))

SPIEGEL ONLINE
Zwangspfand nur für Bier und Mineralwasser
https://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,144900,00.html

(Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,144900,00.html)