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THEMA:   Arbeitergeber belohnen „positives" Verhalten

 11 Antwort(en).

M.Threin begann die Diskussion am 27.02.01 (12:39) mit folgendem Beitrag:

Beschäftigte eines dänischen Versicherungsunternehmens erhalten als Nichtraucher einen
zusätzlichen Urlaubstag. Erst einmal hört sich das nicht schlecht an, denn rauchen schadet
der Gesundheit. Aber wie geht das weiter? Ist es jetzt auch Aufgabe der Arbeitgeber die Moral
der Angestellten zu bewerten? Haben die Gewerkschaften dabei ein Mitspracherecht? Als
nächstes wird mit Sicherheit der Drogenkonsum bewertet, dann das Sexualverhalten, danach
wird das Freizeitverhalten bewertet und sicher auch die Art des Humors, den man zu haben
hat. Dann bekommt man für blaue Augen und blonde Haare oder für braune Augen und grüne
Haare, ist im Grunde egal zusätzliche Privilegien und schon ist der "gute" Mensch auch ohne
klonen geschaffen.


Klaus D antwortete am 27.02.01 (19:14):

Unsere Zukunft stelle ich mir so vor:

Morgens ins Bad zum Check - hier hängt an der Wand ein Gerät zur Abnahme sämtlicher Werte.
Diese Werte gehen dann sofort rund um die Welt.

Mein Arbeitgeber kennt meine Verfassung für den Tag.

Noch schlimmer wird die Sache mit der Gendatei!!

Wir Menschen ersticken uns selbst mit allem Fortschritt!

Gruß


Manfred Franz antwortete am 01.03.01 (06:59):

Ich würde das nicht so dramatisieren. Ein richtiger Raucher kann das Rauchen während der Arbeitszeit kaum lassen. Entweder er qualmt den Kollegen die Bude voll, oder er nimmt immer mal eine Zigarettenpause. Diese summieren sich zu ordentlichen Zeitmengen:
3 Päuschen/Arbeitstag a´10 Min= 30 Min/Tag. Bei 200 Arbeitstagen im Jahr sind das 6 000 Minuten, oder 100 Stunden. Dagegen ist doch ein einziger zusätzlicher Urlaubstag für die Nichtraucher wohl nicht zuviel?


Marianne Otto antwortete am 01.03.01 (10:41):

Nicht nur der Arbeitgeber profitiert von solch einem Angebot. Er weiß, daß immer mehr Krankheiten durch's Rauchen bedingt sind. Der Raucher, der schon immer mal mit seinem Laster aufhören wollte, ist sicher hier und da nun genügend motiviert. Nach 10 Jahren Nichtraucherzeit sollen ja die Bronchien fast wie beim Nichtraucher aussehen. Und dann noch einen Urlaubstag dazu. Wär' das nicht was?
Ich hoffe, daß viele Arbeitgeber so klug sind.
Auf ein fröhliches Frische-Luft-Schnappen.
Eure Paula


Almex antwortete am 01.03.01 (10:47):

Ich würde sogar noch weitergehen und den Rauchern einen Tag Urlaub abziehen (ich weiß, ich weiß: Tarifverträge), aber es kann niemand ernstlich bestreiten, daß durch Raucherei Arbeitszeit verloren geht, die der Arbeitgeber dann noch bezahlen soll, oder dürfen die Nichtraucher auch alle zwei Stunden mal für 10 Min. "an die frische Luft" ?


Günter Peltz antwortete am 01.03.01 (11:57):

Liebe Raucher,
ich bin seit 50 J. Raucher, seit 30 starker (bis 40/Tag!)
Bei meinem letzten Brötchengeber gab es (aus Sicherheitsgründen, Reinräume usw) absolute Nichtraucherzonen. Im Vertrieb wurde geraucht auf Deibel komm raus. Agressive Nichtraucher bekamen ein extra Kabuff. Ich arbeitete in einem Großlabor (Physik, ca 30 Hanseln davon 5 Raucher) Abstimmung über Rauchverbot: 20 dagegen, aber Arbeitspäätze umgeschichtet, Raucher in eine Ecke! Auch agressive Nichtraucher waren gegen ein allgemeines Rauchverbot im Labor!
Wie sagte doch seinerzeit W. Churchil:
Wer immer wieder davon liest, wie gefährlich Rauchen ist, höhrt bald auf z u l e s e n ! Gruß Günter


Ilse Wedelstaedt (hallo Jo!) antwortete am 02.03.01 (16:23):

Lieber Almex,
Arbeitszeit geht doch nur dann verloren, wenn man es denn nicht lassen kann und deshalb in die Raucherecke gehen muß.
Ich arbeite im Büro konzentriert (allerdings weniger mit den Händen als mit dem Kopf) und rauche dabei - dank meiner toleranten Kollegen. Wenn ich sehe, daß manche Mitarbeiter lauthals die Arbeitsüberlastung beklagen, dann aber zwischendurch öfter ein Schwätzchen halten oder das Internet für private Zwecke nutzen, dann behaupte ich, daß dem Arbeitgeber dadurch erheblich größere finanzielle Schäden entstehen, seriöse Statistiken beweisen es.
Günter, klasse Bonmot von Churchill (leider, wie auch sein berühmtes über Sport, nicht gerade zum Nachahmen empfohlen).


lydia h. antwortete am 03.03.01 (07:58):

da sind die , welche mit alen mitteln ihre sucht beschönigen wollen und diese massnahme eines arbeitgebers lächerlich zu machen versuchen.
ja da kommt sogar die befürchtung auf , dass man zuletzt für alles bestraft/kontrolliert werden könnte.

was aber hier erstaunlicherweise ganz vergessen wird- rauchen schadet nicht nur denen die es selber tun!! verdammt noch mal, wir nichtraucher haben es einfach satt euren abfallkübel zu sein! wo man hingeht, wo man sitzt und steht- man wird dauernd abgefüllt mit diesem grässlichen rauch. stellt euch doch nur mal vor, es würde euch täglich jemand zwingen etwas zu essen das ihr auf den tod nicht leiden könnt! dürfte man euch dann desswegen intolerant nennen??
wer ist da intolerant?
denkt doch bitte auch mal daran,dass es menschen gibt, die den rauch nicht nur einfach äusserst lästig finden, sondern auch sehr schmerzhaft (augenbrennen asthmaanfälle udg)

ich musste als kind täglich unter diesem qualm leiden. vater rauchte 5 packete tgl und er arbeitete zuhause, und weil wir keine zentralheizung hatten, verlegte er sein büro während der kalten jahreszeit in das wohnzimmer! die grösse dieses einzigen heizbaren raumes betrug 29 m3. und wir durften nie das fenster öffnen!
unsere mutter und wir kinder litten an chronischer bronchitis und andauernder heiserkeit. was bis heute nie ganz ausheilte.

und dieser vater redete auch dauernd von der intoleranz der nichtraucher!! welch ein hohn!

es scheint als ob der konsum von nikotin auch die selbsterkenntnis rauben tät.
noch zu der befürchtung , dass auch andere laster von der versicherungen und den arbeitgebern kontrolliert/bestraft werden könnten:
welches der oben aufgeführten "laster" schadet dem/der arbeitskollegen/gin?

ich glaube auch kaum, dass z.b. ein/e
arbeitskolege/gin an kilos zunehmen wird wenn der andere eine tafel schockolade verdrückt oder, dass eine kollegin schwanger wird, weil ihr kollege zuhause täglich sex mit seiner frau hat! *fg*


Ilse W. antwortete am 03.03.01 (20:11):

Liebe lydia h., ich kann Ihre Emotionen verstehen; aber bleiben wir doch mal auf dem Teppich: Jeder Raucher weiß, wie ungesund sein Laster ist! Von fehlender Selbsterkenntnis kann also nicht die Rede sein. Wenn er wohlerzogen ist, wird er das Rauchen in Gegenwart von überzeugten Nichtrauchern sein lassen (so viel Beherrschung kann man wohl verlangen) und ihnen nicht Intoleranz vorwerfen. Ich will auch in keiner Weise Versicherungen lächerlich machen, die das Nichtrauchen belohnen, finde das sogar gut. Ich denke, die verantwortungsbewußten "Nikotingeier" werden mir zustimmen.


Ilse W. antwortete am 04.03.01 (00:08):

... ups! Sollte ... "rücksichtsvolle Nikotingeier" heißen ...


lydia h. antwortete am 04.03.01 (07:12):


Liebe Ilse,
ich glaube du hast mich missverstanden, ich habe mich wahrscheinlich sprachlich nicht perfekt ausgedrückt. War ja auch sehr agressionsbeladen mein beitrag *g*
also, mit selbsterkenntnis meinte ich 1., dass sobald jemand zum raucher wird, verlangt er meistens schlagartig von allen andern, dass sie AUCH mitrauchen, denn es bleibt uns NR in den meisten fällen einfach nichts anderes übrig. 2. sein umpolen der schuldzuweisung, eben das, dass er alle NR (überzeugte, oder einfach weil sie so etwas stinkiges nicht mögen!) zu intolerante menschen stempelt und nicht sieht, dass dies doch rein NICHTS mit intoleranz zu tun hat, wenn einem etwas derart stört, wenn man es einfach nicht riechen kann! Wenn es vielen sogar körperlich weh tut! Und wenn man –im gegenzug zum raucher- keine fluchtmöglichkeit hat!
Es können ja nicht alle mit ihren PCs aufs clo, aber der einzelne raucher könnte eine zigarette lang damit dorthin verschwinden *g*
dass dies kosten verursacht, die er gerechtikeitshalber selber tragen muss, ist halt ein opfer das er bringen muss, genauso wie der chronische internet benutzer dies auch müsste, da hast du mehr als recht Ilse, denn diese unendlichen stunden, welche diese chater am arbeitsplatz vertun, das ist grösster diebstahl!!

Dass jeder raucher weiss wie gefährlich rauchen ist, das weiss ich schon und ich kritisiere ja auch nicht- sein nicht davon lassen können. Das liegt mir ferne , denn jeder mensch leidet an irgendeiner sucht (und sei es nur an der sucht so langweilig zu sein,keine zu haben*g*)
Aber eine persönliche Sucht darf NIE andere direkt miteinbeziehn! Ganz besonders nicht gesundheitsschädigend!! Die lungen der kollegen eines rauchers gehören ihm nicht , er kann nicht darüber bestimmen sie auch kaputt zu machen .

da ist immer wieder die rede von kollegen die es tolerieren.

Ja liebe raucher, ihr wißt nämlich nicht wieviele dies nur desswegen tolerieren weil sie nicht dauernd als die bösen fanatischen nichtraucher abgestempelt werden möchten! die freigabe zur einnebelung des arbeitspaltzes geben die meisten NR aus resignation! (und- wenn der raucher eine höhere stellung hat- aus angst, die gunst oder gar den arbeitsplatz zu verlieren!)
Und auch darum – weil man, dadurch, dass man nicht nur am arbeitsplatz dauernd angenebelt wird, sich mit der zeit NOTGEDRUNGEN einigermassen daran gewöhnen kann/muss.

raucher haben leider auch keine ahnung, wie ZAHLREICH dies NR sind, die eine solche „zustimmung“ geben!
Ich kann sie schon gar nicht mehr zählen , die mir solches schon klagten.
Ja, liebe Ilse, auch du würdest staunen wieviele dir schon grünes licht gaben und danach die ganze nacht an augenbrennen leiden mussten! :-(
Aber ich will auch nicht versäumen all den sehr rücksichtsvollen rauchern zu danken, die nicht in gegenwart von NR ihrer sucht frönen, die einem gar nicht erst mit der frage um erlaubnis, unter druck setzen.


Georg Segessenmann,alias Georg von Signau antwortete am 10.04.01 (17:00):

Etwa 25 Jahre war ich Abteilungsmeister in einer Fabrik. Als es zu Personalknappheit kam, setzten die Raucher durch, dass überall im Betrieb - mit Ausnahme einiger gefährlichen Orte - geraucht werden durfte - sonst würden sie einen Arbeitgeber suchen, wo das Rauchen erlaubt sei. Etwa 3 Jahre vor meiner Pensionierung wurde es sehr schlimm in meiner Abteilung, denn in einigen Büros hatten die dortigen MitabeiterInnen beschlossen, dass im Büro nicht mehr geraucht werde. Was passierte? Die Raucher aus den Büros kamen in unsere Abteilungen um ihrer Lust zu frönen. Auch in einer Unterabteilung meines Ressorts klebten die dortigen Arbeiter ein Plakat an die Türe mit der sinnigen Mitteilung: "Die Mitarbeiter dieser Abteilung haben beschlossen, in diesem Raum nicht mehr zu rauchen". Ich schrieb dann auch ein Plakat, das ich über das andere klebte: "Die Mitarbeiter dieses Raumes haben beschlossen, nur noch in anderen Abteilungen zu rauchen". Natürlich gab es ein Gelächter. Ich nahm alle meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu mir und gemeinsam fassten wir folgenden Entschluss: In sämtlichen Räumen unseres Einzugsgebietes wird ab sofort nicht mehr geraucht. Wer rauchen will, macht dies im Korridor, wo der Getränkeautomat steht. Ich bat die Nichtraucher, sich nun nicht etwa lustig zu machen über ihre armen Kollegen. Die ersten, die sich bei mir bedankten, waren natürlich die Nichtraucher, von denen es etliche gab, die Astmathiker waren. Aber sogar ein Kettenraucher kam zu mir, gab mir die Hand und sagte: "Ich danke dir - endlich kann ich einen Entschluss, den ich schon seit Jahren immer wieder vor mich her geschoben habe, in die Wirklichkeit umsetzen.

Herzliche Grüsse

Schorsch