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THEMA:   "Hausfrau" - kein Beruf?

 11 Antwort(en).

Johannes Michalowsky begann die Diskussion am 23.11.00 (09:21) mit folgendem Beitrag:

In den Tarifbedingungen des VVS (Verkehrsverbund Stuttgart) habe ich unter den Seniorenermäßigungen folgende Bestimmung gefunden (wörtliches Zitat):

"Verbundpass mit Lichtbild und Wertmarke erforderlich. Personen ab 63 Jahren gegen Altersnachweis. Personen ab 60 Jahren: Bescheinigung über Altersruhegeld oder Ruhegehalt erforderlich. Nichtberufstätige Personen (z.B. Hausfrauen) ab 60 Jahren ohne Rentenbescheid gegen schriftliche Erklärung."

Der vollständige Text findet sich bei der unten angegebenen Linkadresse.

Die Aussage, daß Hausfrau kein Beruf sei, hat mich befremdet. Was haltet Ihr davon?

(Internet-Tipp: https://www.vvs.de/vvs/fahrpreise/jahres.htm)


Heidi Lachnitt antwortete am 23.11.00 (12:17):

Hausfrau ist KEIN Beruf - bestenfalls Berufung :-)

-solange die Hausfrau keinen "Lohn", keine sozialen Leistungen - Urlaub, Weihnachtsgeld etc. erhält, nicht selbst kranken/pflegeversichert ist, Rente nur als Witwe oder Mutter erhält.
Nur-Hausfrau ist auf Gedeih und Verderb ihrem Ehemann ausgeliefert - :-))

Man stelle sich vor: der Ehemann muss seiner Frau Gehalt zahlen, Urlaub gewähren, Fortbildungen anbieten ....
wär' doch nicht schlecht :-)) :-))

Herzlichen Gruß, Heidi (absolute Nichthausfrau) :-)

(auwei - schon wieder geoutet!)


Bigi Bökenkamp antwortete am 23.11.00 (19:39):

Hausfrau = Dienerin oder au pair mit Eheschein und vielleicht Taschengeld und besonderen Pflichten.

Wo ist hier der Beruf? Beruf geht einher mit Entlohnung.
Heidi beschreibt es richtig. Wenn schon Beruf, dann aus Berufung mit der Konsequenz:

-Gehaltszahlung zuzügl. anteil. Kranken/Renten/Pflege- und Arbeitslosenversicherung-,

die eine eigenständige Existenz bietet und jede Abhängigkeit vom Ehepartner vermeidet. Dazu zählt auch eine Auszeit, um die Erholung zu gewährleisten.

Ich war in der Vergangenheit "NIE" Nur-Hausfrau und deshalb immer unabhängig in meinen Entscheidungen.
Folge: Heute eigenständige Rente und immer noch unabhängig.

Der VVS bestätigt somit in den Tarifbedingungen, daß das Hausfrauendasein nicht bezahlt wird.
FAZIT daraus: kein Beruf!

Es grüßt herzlich
Bigi


Gerlinde antwortete am 24.11.00 (17:27):

Für mich ist HAUSFRAU kein Beruf, sondern eine (in der heutigen Zeit) meist freiwillig gewählte Lebensform. Jede Frau weiss, was in der Ehe bzw. Familie von ihr erwartet wird und dass es dafür keine, oder so gut wie keine Entlohnung gibt. Wenn sie sich dafür entscheidet, muss sie es auch mit allen Vor bzw. Nachteilen machen. Das heißt meist Abhängigkeit und selten Anerkennung in der Gesellschaft. Anderseits fällt der Stress einer arbeitenden Frau bzw.Mutter und gleichzeitigen Hausfrau weg.
Viele mir bekannten Hausfrauen, sonnen sich im Erfolg ihres Mannes, müssen aber viele Kränkungen hinnehmen, da sie alleine finanziell nie leben könnten.
So gesehen, ist für mich "nur Hausfrau" kein Beruf, sondern ein Zustand.
Herzlichst, Gerlinde


(Ich hör Dich direkt JO, lauter Emanzen:-)) )


Iris antwortete am 24.11.00 (17:50):

Jede Berufstätige hat die Möglichkeit, ihren Arbeitgeber bzw. Auftraggeber zu wechseln, wenn die Arbeitsbedingungen und die Entlohnung nicht stimmen. Das dürfte für eine Hausfrau nicht ganz einfach sein :-))


Hermine antwortete am 25.11.00 (13:49):


ICH FINDE HAUSFRAUEN: KANN MAN NICHT IN EINEN TOPF WERFEN, DIE ÜBEN MEINER MEINUNG NACH MEHRERE BERUFE AUS.
ALLERDINGS SCHLECHT BEZAHLT.


Friedgard antwortete am 26.11.00 (11:24):

Hausfrau: Lehrerin, Krankenpflegerin, Köchin, Putzfrau, Schneiderin, Psychologin, Kindergärtnerin,
Säuglingspflegerin, Gärtnerin, Buchhalterin, Sekretärin......
sonst noch was?
Aber: kein Beruf!


Oda Bernet-Hohlwein antwortete am 26.11.00 (12:27):

Hausfrau/Hausmann ist kein Beruf!! Für einen anerkannten Beruf braucht man ein Diplom, wer soll denn das ausstellen, womöglich der Ehemann/Ehefrau?? Nach jahrelanger Berufstätigkeit bin ich heute froh, wieder Hausfrau zu sein. Das hat auch viele Vorteile: ich kann nach Lust und Laune meinen Haushalt machen oder auch mal liegen lassen, ohne ein schlechtes Gewissen! Während der Kuchen im Ofen ist kann ich lesen, ein Schwätzchen mit der Nachbarin abhalten oder im Internet surfen.... Ich bin mein eigener Chef, bestimme meinen Arbeitsrhytmus selber und mit unseren heutigen "Wundermitteln" im Haushalt wie Waschmaschine/Geschirrspüler/Mikrowelle usw. ist doch die Hausarbeit im Nu erledigt, wenn ich da an meine arme Mutter denke, welche diese Annehmlichkeiten nicht kannte!
Wer immer noch Mühe hat mit der Bezeichnung "Hausfrau" kann sich ja "Selbständige Unternehmerin eines Kleinbetriebes" nennen..


Marianne Otto antwortete am 26.11.00 (14:24):

Es gibt ja (zwar selten) auch "Hausmänner". Neulich wurde mal einer in einer Talk-Show interviewt. Er sagte von sich selbst, daß ihn diese "Aufgabe" Haus und Kinder zu hüten und zu betreuen vielmehr befriedige als sein Beruf. Könnte man also sagen: Hausfrau oder auch Hausmann ist eine "Berufung"?
Die Rechnung kommt dann allerdings offenbar im Rentenalter: wenn der verdienende Mann für seine Hausfrau nicht genügend in eine Rentenkasse zahlen konnte oder wollte und sich später "aus dem Staube" macht, könnte sie zum Sozialfall werden. Dann bereut (meist) die Betroffene die praktizierte Arbeits- und Lebensteilung. Sie konnte beruflich keine Karriere machen, hat oft mehr Stunden täglich "gearbeitet" und wird am Ende des Lebens bestraft. Solange auch unsere Versicherungsanstalten Hausfrauenarbeit nicht als eine berufliche Tätigkeit werten, ist es also KEIN BERUF. Für die "Kindererziehung" bekommen wir neuestens pro Kind einen Punkt im Rentensystem. Das bedeutet diese Kinder-Punkte multipliziert mit dem aktuellen Rentenwert. Ich bekomme für 3 Kinder 126,73 DM. Und wer zu DDR-Zeiten geschieden wurde, bekommt auch nichts vom Rentenkonto des Ehemannes. Das ist in der BRD anders.
Schönen Sonntag wünscht
Paula


seraina antwortete am 27.11.00 (15:33):



"hausfrau" als beruf mit allem drum und dran zu regiestrieren, ist nur schon aus dem einfachen grund nicht möglich, weil damit die gewerkschaft von heute auf morgen kollabieren würde. denn bei DEN arbeitszeiten die eine hausfrau und mutter (nicht als pensionierte, wo eienm kaum mehr jemand eine schweineordnung beschert und auch keine hungrige wolfschar mehr bekocht werden muss *g*)

ein 8 stunden tag?? das kann eine hausrfauund mutter galtt vergessen!


man stelle sich mal vor wie das zu und herginge wenn diese , mit z.b. drei kindern erst um acht mit der arbeit beginnen würde, während der säugling schon seit drei stunden nach nahrung schreit und die anderen schon längst ihr frühstück haben sollten (unsere mussten schon um 7uhr zum schulbus) und wenn diese mutter auch noch nach 8 stündchen ihr werk einstellen würde, also um 16uhr!die "mittagspause" ist für eine mutter ja alles andere als eine pause!!

und was tut die frau den ganzen tag? wenn ich - heute wo ich diese mammut arbeit hinter mir habe - ab und zu
ein paar minuten zuhöre, welchen grässlichen stress eine mutter in einem geschäft ausgesetzt ist! wenn sie mit kleinen kindern einkaufen gehtš!!!

das schlimmste an diesem einkaufsstress mit kindern, sind aber die "zuschauer" mit ihren erziehungsweisheiten,- welche ihnen spätestens beim eigenen nachwuchs tüchtig vergehen werden *frechgrins*

denn - gibt die mutter dem kinde einen "klapf" auf den hintern , dann ist sie eine rabenmutter,
tut sie es nicht, dann heisst es "dem "frechdachs"würde ich mal eine tüchtige runterhauen. ja WAS soll sie nun???

und gerade dieses ausgesetzt sein, ist es, was sie, und damit auch ihre kinder am meisten nervös macht.

ja, da stelle ich mir dann jeweils vor, was ein mann sagen würde wenn man ihm nur mal 8 stunden lang, nur EINEN solchen spross in sein büro stellen würde.
er würde ausrufen und sagen, DAS kann ich nicht gebrauchen ich musss ARBEITEN!!

da könnte nämlich auch er, jegliche zeiteinteilung vergessen!! kaum hast du die nächste stunde verplant, da passiert ein malheur, der kleine macht in die hose, er ebricht sich, oder er fällt und verletzt sich, du musst zum arzt, hast aber kein auto, musst rum telefonieren bis dich endlich wer hinfährt.
und der morgen ist gelaufen, dabei solltest du doch längst mit kochen angefangen haben aber da kommt das andere kind aus der schule und muss unbedingt irgend etwas haben für die bastelstunde am nachmittag, du hilfst ihm suchen , zwischendurch versuchst du das mittagessen vor der verkohlung zu retten, dem dritten kinde zuzuhören was es erlitten im kindergarten. und der kleine schreit nach dem brei und reisst auch schon wieder seinen verband- und der blumenstock vom tische weg usw usw. aber um 6 uhr abends,
oder gar schon um 5!! da gibt es keinen feierabend. oh nein!!
das geht noch lange,lange weiter!

und da musst du dich ja auch noch dem armen "kohleverdienenden " manne widmen, solltest so gut gepflegt aussehen wie seine sekretärin.
und wenn du todmüde- und den kopf noch voller sorgen und frust über die von niemandem geschätzte "nur hausfrauenarbeit" -dich zum schlafen hinlegen willst, da kommt der herr des hauses, der von dir die ehelichen pflichten erwartet!! auch dann, wenn du soeben mit ihm eine
ungelöste debatte hattest!!*sauergrins*

nachts wenn dieser dann gemütlich schläft, ist es wiederum in den miesten fällen die mutter welche x mal nach dem kranken kinde sieht, die windeln wechselt, "kotzete" aus dem bett oder dem spannteppich (oder beidem) wischt. die ein, aus einem
schrecklichen traum erwachten kinde, tröstet. usw usf:!!


wenn diese reihenfolge auch eine ausname sein sollte, dann nur desshalb weil es noch viel, viel aufregendere reihenfolgen gibt im leben einer mutter.

aber eben was tut sie schon, sie GEHT ja nicht ARBEITEN,

nein, denn- sie tut es im verborgenen !-
zu hause und erst noch gratis!!

und was nichts kostet ist in den augen der meisten, auch nichts wert!
und darum gibt es auch kaum lob dafür.

dabei arbeiten doch beide!, der mann UND die frâu , aber der ZUFALL entschied, dass DER elternteil, der AUSSER haus arbeitet zufällig dafür entlöhnt wird
(und damit an einer allfälligen lohnaufbesserung seine kapazität messen und sein selbstbewusstsein
stärken kann!!!!).

leider bildet er sich aber oft ein, ER sei der, welcher ALLEIN finanziell für die familie sorgt. er bedenkt nicht , dass die hälfte des lohnes der frau GEHÖRT, also nicht ein almosen von ihm an sie ist. denn wenn sie nicht zu hause zum rechten sehen würde , dann müsste er eine
haushälterin für den GANZEN tag engagieren und einen GANZEN lohn bezahlen, (auch wenn deren ganztagesjob aus blossen 8 stunden besteht!! )
denn er kann, um geld zu sparen, die kindern für die andere hälfte des
tages ja nicht in die kühltruhe stellen kann*g*

der mann, der zur arbeit ausser haus gehen muss, kann oft nicht glauben, dass seine frau zu hause, mindestens dem gleichen stress ausgesetzt ist.

so missgönnt er ihr nur, dass sie selber die zeit einteilen könne und zwischendurch sich hinlegen , dass sie dieses hinlegen aber mehrfach nachholen muss in überstunden, DAS weder er noch andere berufstätige sehen.
ganz zu schweigen davon, dass sie während diesem päuschen NUR mit EINEM auge schlafen kann!
da sie ja immer picket dienst hat!!
eienm nachtwächter bezahlt man ja auch den lohn für die zeit wo nichts läuft, denn auch sie müssen jederzeit bereit sein,
sie können nie ganz abschalten, noch weniger ihre arbeitsstätte verlassen.

und WIE sieht es erst aus, wenn eine mutter krank ist!!

der "karren" läuft nicht einfach selber weiter,
mit fieber und schmerzen steht sie am herd und zu den kindern muss sie ja auch sehen. für gratisarbeitende gibt es halt keinen ersatz!!

während der mann sich bei der kleinsten grippe den GANZEN tag ins bett legen kann und erst noch gepflegt und bedient wird! und wenn er zurück kommt an seine
arbeit, liegt (in den meisten fällen) nicht ein unübersehbarer haufen an liegengebliebener arbeit da!!

in einem aus 5 personen bestehenden haushalt sähe das nach nur 4 tagen verhehrend aus!!! z.b nur mal die 60 unabgewaschene teller,dutzende von bestecke, tassen schüsseln , x verkrustete pfannen und haushaltgeräte,
(die von den kindern und dem gatten nicht mal wenigstens eingeweicht wurden !!) , berge von wäsche, unerledigtes bis zum geht nicht mehr.

ich kennne beide seiten -die der angestellten und die der gratisarbeitenden mutter- (von mehr! als drei kindern)

ich bereue es nicht, dass ich "nur" hausfrau war. aber ich weiss auch wie herrlich es war, als ich mich zu ledigen zeiten, auf den freien tag

-welchen einem seltsamerweise niemand missgönnte!!-

freuen konnte!
obwohl das strenge stellen waren , mit sehr wenig freizeit-höchstens einen tg in der woche!- war es ein leichtes leben gegen das was man als mutter leisten muss.

nur, dass das mutter und hausfrau sein, halt viel mehr befriedigung und freude schenkt. es ist alles andere als eintönig. wenn man nur ein bisschen grütze hat, kann man ja selber viel interessantes einbauen!!.


Johannes Michalowsky antwortete am 05.12.00 (11:26):

Diese Antwort erhielt ich auf meine Beschwerde bei der Stadt Stuttgart hin:

"Sehr geehrter Herr Michalowsky,

danke für Ihren Hinweis an Frau Dr. Lüdtke. Wenn Sie damit einverstanden sind, werden wir Ihr Mail an den Verkehrsverbund Stuttgart (VVS) weiterleiten und anregen, den Ausdruck "nichtberufstätige Personen" durch "nichterwerbstätige
Personen" zu ersetzen.

Bitte melden Sie kurz zurück, ob wir Ihr Schreiben weiterleiten dürfen

Mit freundlichen Grüßen
H. Ernst, Gleichstellungsstelle der Landeshauptstadt Stuttgart, 70161 Stuttgart"

(Internet-Tipp: /seniorentreff/de/my/)


Johannes Michalowsky antwortete am 21.12.00 (15:47):

Und das die Reaktion des VVS:

In unseren Publikationen zum Tarif werden wir, soweit diese nicht bereits im
Druck waren, dem konstruktiven Vorschlag der Gleichstellungsstelle bei der
LH Stuttgart folgend, das Wort "Nichtberufstätig" durch "Nichterwerbstätig"
ersetzen.

(Internet-Tipp: /seniorentreff/de/my/)