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THEMA:   Ehrenamt

 14 Antwort(en).

Anita begann die Diskussion am 16.10.00 (17:13) mit folgendem Beitrag:

Seit ich denken kann, habe ich ehrenamtlich gearbeitet. Nun heißt es immer öfter, das Ehrenamt seie out, das bürgerschaftliche Engagement soll es ablösen. Es werden in diesem Sinne in manchen Städten Baden-württembergs Institutionen gebildet. Wie denkt Ihr darüber?


Heidi Lachnitt antwortete am 16.10.00 (19:44):

Nun, bei uns hier in NRW wird das Ehrenamt gerade wieder in den Himmel gehoben und von allen erdenklichen (kirchlichen und staatlichen) Seiten unterstützt. Vor allem wenn es um die "Altenarbeit" geht.
Hintergrund: Die Kassen sind leer, Fachkräfte kosten Geld!

Wir, in unserem Altenpflegeheim, wären verloren ohne unsere Ehrenamtlichen, seien es die "(Rollstuhl-)Schiebedamen", seien es die "Besucherinnen" - die in regelmäßigen Abständen die Bewohner besuchen, die keine Angehörigen mehr haben; es gibt noch viele mehr, die die Arbeit leisten, die wir, das Pflegepersonal wegen Mangel an Zeit nicht erbringen können.

Und die "Ehrenamtlichen" heißen bei uns auch noch so, obwohl ich "bürgerliches Engagement" auch ganz nett finde, denn was ist das Ehrenamt anderes?


Klaus Stoll antwortete am 21.10.00 (21:07):

Hallo, ich arbeite seit 5 Jahren ehrenamtlich und finde das Wort immer noch schrecklich. Zum Einen ist es keine "Ehre" etwas für die Gesellschaft zu tun, sondern eigentllich eine Pflcht und zum Anderen hat das Wort "Amt" für mich einen unschönen Beigeschmack. In England, wo Institution auch kaum noch ohne freiwillige Helfer auskommen, wäre ich ein "volontary worker" und "freiwillige Helfer" klingt m.E. noch besser als "bürgerliches Engagagement". Klaus

(Internet-Tipp: https://www.althilftjung.de)


Marlies Nickels antwortete am 22.10.00 (00:18):

Hallo, ich arbeite auch seit Jahren ehrenamtlich und muss Klaus Stoll zustimmen, das Wort Ehrenamt trifft nicht den Kern der Sache. Schöner wäre es wenn es freiwillige Helfer heißen würde. Ich besuche seit 15 Jahren einmal im Monat im Altenheim jemanden, der ansonsten keinen Besuch bekommen würde. Auch besuche ich Kranke im Krankenhaus, die keine Angehörigen haben und froh sind, wenn jemand sie besuchen kommt. Diese Besuche erfreuen nicht nur die Besuchenden sondern auch mich. Diese Besuche mache ich freiwillig und ich übernehme damit kein Amt. Ich hoffe, dass ich noch einige Jahre diese Besuche machen kann.


Anita antwortete am 22.10.00 (09:28):

Die Frage ist ja auch wie kam es zu dem Namen Ehrenamt,
weil es denjenigen, der es ausübt, ehrt oder
weil er eine "Arbeit" oder Hilfe umsonst tut und als Entgelt dafür Ehre erhält oder geehrt wird?
Das Problem ist in diesem Zusammenhang, daß viele "Ehrenämter" heute geldwerten Vorteil bringen.


H. Jürgen Grebin antwortete am 03.11.00 (17:12):

Unsere Antwort dazu! Wir sind ein ehrenamtlich geleiteter Verein "JAHRESRINGE ROSTOCK e.V." mit seinen zahlreichen Mitgliedern. Die über 100 EHRENAMTLICHEN sprechen wohl eine deutliche Sprache.
Aber der Staat, der ja von unseren Steuergelder "lebt" und sich allerhand einverleibt, sollte auch bei den Aufwandsentschädigungen mal an die Rentner denken. Ich möchte nicht aufzählen, wieviel der Staat durch uns einspart. Er sollte die Hinweise zur VERSCHWENDUNG und beim KRIEGFÜHREN z. B. in Jugoslawien mehr beachten. EINSPAREN und nochmals EINSPAREN sollte die Devise sein- es ist aber wohl gegen den Wind gerufen.

Aus unserem Programmangebot Dezember 2000:

Aus Anlaß des zu Ende gehenden Jahres 2000 danken wir allen über 100 Ehrenamtlichen unseres Vereins sehr herzlich für ihre uneigennützige Arbeit.

Stellvertretend für sie alle, würdigt der Vorstand Frau E. G., die die Leitung der IG „Künstlerisches Gestalten“ übernommen hat und damit anderen Freude und Entspannung bereitet und Frau R. H., die unsere zahlenmäßig wachsende Wandergruppe mit Organisationsgeschick und großem Engagement durch die Natur und Landschaft unserer Region führt. Anerkennen sollten wir dieses nicht selbstverständliche Wirken immer wieder durch freundliche Worte und Unterstützende Bereitschaft der Mithilfe, denn es erfolgt aus sozialer Verantwortungsbereitschaft, trägt zum Wohlbefinden Gleichaltriger bei und kann deshalb nicht genug gewürdigt werden.


Anita Gentgen antwortete am 20.11.00 (08:24):

also ich finde die Bezeichnung 'freiwillige Helfer' auch treffender als ehrenamtlich. Grümde, daß der Begriff Ehrenamt"nicht mehr den Kern unseres Engagements trifft, sind hier genug und schlüssig benannt worden. Ich werde künftig versuchen, diesen 'Titel' in unserem Verein zu etablieren. Es hat einen einzigen Nachteil: bei den 'freiwilligen Helfern' muß nach den modernen Regeln geschlechtsspezifisch unterschieden werden, bei den 'Ehrenamtlichen' fällt dies nicht an. (Kann bei längeren Ehrungen mehrerer lästig sein).


Rosmarie Vancura antwortete am 02.12.00 (15:29):

Diese freiwillige und unbezahlte Arbeit ist keine Ehre und noch weniger ein Amt, sondern oft Dienst am Nächsten und noch öfter von der Politik unbeschreibbar missbraucht.Ich jedenfalls nehme das Wort gar nicht mehr in den Mund, ich tue einfach das, was ich meine tun zu müssen und das ist oft " Knochenarbeit". Ich habe etwas, ach was, sehr viel gegen " Ausnützerei" Rosmarie


H. Jürgen antwortete am 02.12.00 (17:26):

Man könnte auch sagen, Herzensarbeit, Arbeit mit dem Herzen- es bleibt aber eine Tätigkeit ( ein Amt, eine Funktion) Ich mache es auch für meine Mitbürger nicht für den Staat, der uns sowieso ausnutzt und seine Pflichten, für die wir ihm noch die Steuern geben, vernachlässigen kann. Doch bleibe ich aus Tradition beim alten Begriff EHRENAMT. Es ändert sich hoffentlich durch den Willen des Volkes allmählich das Verhalten der Politiker und sie begreifen die Notwendigkeit, wenigsten die Ausgaben, die persönlichen Aufwendungen zu ersetzen.


Brigitte Seidler antwortete am 21.12.00 (20:31):

Also, ich bin eine Neue im Club und habe etwas beizutragen:

Willst Du froh und glücklich leben,
lass kein Ehrenamt Dir geben!
Willst Du nicht zu früh ins Grab,
lehne jedes Amt prompt ab!
So ein Amt bringt niemals Ehre,
denn der Klatsch sucht scharfe Schere,
schneidet boshaft Dir schnipp-schnapp,
Deine Ehre einfach ab!
Wieviel Mühe, Sorgen, Klagen,
wieviel Ärger mußt Du tragen.
Gibst viel Geld aus, opferst Zeit,
und der Lohn? Undankbarkeit!
Selbst Dein Ruf geht Dir verloren,
wird beschmutzt vor Tür und Toren,
und es macht ihn oberfaul,
jedes ungewaschne Maul.
Ohne Amt lebst Du so friedlich
Und so glücklich und gemütlich.
Du sparst Kraft und Geld und Zeit,
wirst geachtet weit und breit.
Drum, so rat‘ ich Dir in Treuen:
Willst Du Weib und Kind erfreuen,
soll Dein Kopf Dir nicht mehr brummen,
lass das Amt den andern – Dummen!

Fröhliche Weihnachten und viel Muse für Sprüche
Brigitte

(Internet-Tipp: https://www.CCS-Seidler.de)


Traudl antwortete am 27.12.00 (21:18):

Liebe Brigitte Seidler
Sie mögen zwar gut dichten ..
wenn Sie die Inhalte der Beiträge aufmerksam angesehen,so müssen Sie bemerkt haben, daß hier viele Menschen uneigennützig Dienst am Nächsten tun. Gäbe es sie nicht, so wäre unsere Welt sehr viel ärmer, liebloser, kälter. Wir leben in einer Gemeinschaft, die wir durch solchen Einsatz positiv mitgestalten. Auch Sie nutzen mit Sicherheit ständig Dienste, bei denen Andere sich selbstlos einsetzen, bemerken Sie das überhaupt -
Der Gedanke, es gäbe mehr Menschen, die nach dem Inhalt Ihres
Gedichtes lebten ,macht mir großes Unbehagen.
Für alle,die sich für Mitmenschen einsetzen, ist vor allem Ihr Schlußsatz eine m.E. sehr unverdiente Beleidigung!
Allen , die sich weiterhin für eine Gemeinschaft einsetzen herzliche Grüße und frohes Schaffen auch im Neuen Jahre
Traudl


Ricardo antwortete am 27.12.00 (22:05):

Also obwohl ich mich auch ein bissel auskenne mit "Ehrenamt", liebe Brigitte Seidler, mir hat das Gedicht sehr gefallen.

Aaaaaaber, so supergscheid sind die ja auch nicht, wo kein Ehrenamt haben.
:-)))))))


Sieghard antwortete am 27.12.00 (23:08):


Seit meiner Pensionierung habe ich
Ehrenämter inne. Meine mehrjährige
Erfahrung ist, dass ich für meine Ein-
sätze -- unterm Strich betrachtet --
mehr bekomme, als ich gebe.
Offensichtlich sind aber die Erfahrungen
unterschiedlich.

Liebe Grüße an alle hier
Diskutierenden
.


Brigitte Seidler antwortete am 28.12.00 (12:36):

Sorry, wollte niemandem, der seine Freizeit ehrenamtlich zur Verfügung stellt, auf die Füße treten. Das Gedicht ist übrigens nicht aus meinem gescheiten Kopf entsprungen. Das bekam ich einmal von einem Freund, der der Meinung war, ich tue zuviel an Ehrenarbeit. Ich habe vor allen Achtung, die zum Wohle eines Vereins oder was auch immer, sich einsetzen. Es geschieht nichts Gutes, außer man tut es.
Ein gutes Neues Jahr, viel Glück - und vor allem Gesundheit - wünsche ich allen im Seniorentreff.


Sammy antwortete am 21.02.01 (19:21):

Wer hilft,wenn Not am Manne ist,
Termine an den Nerven frißt,
um große Ziele zu erreichen:
Immer die Gleichen,immer die Gleichen.

Wer baut beim Feste auf und ab,
wem ist die Zeit niemals zu knapp,
auch Wände einmal anzustreichen:
Immer die Gleichen,immer die Gleichen.

Wer macht den Dienst in unserem Heim,
von früh bis in die Nacht hinein,
um müde dann nach Haus´ zu schleichen:
Immer die Gleichen, immer die Gleichen.

Wer macht sich an der Theke breit,
reißt`s Schlappmaul auf,so groß und weit,
wenn man sie braucht nicht zu erreichen:
Immer die Gleichen, immer die Gleichen.

Dabei könnt vieles leichter geh`n,
ließ sich des öfters mancher seh`n,
damit nicht so wie ich es find:
die Gleichen auch die Dummen sind!