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THEMA:   Reform der Rechtschreibreform

 5 Antwort(en).

Almex begann die Diskussion am 01.08.00 (10:21) mit folgendem Beitrag:

Nun wird wieder diskutiert - über die Rechtschreibreform. Zugegeben, ich tue mich mit manchen neuen Rechtschreibformen auch schwer, was man gelernt und fast ein Leben lang getan hat, läßt sich schwer wieder ändern. Nur, finde ich, w e n n schon eine Reform, dann hätte es auch eine richtige, und keine halbherzige sein müssen ! Um Ausländern den Zugang zur deutschen Sprache zu erleichtern, müßten schon einmal alle Umlaute sowie das "ß" verschwinden und Großbuchstaben müßten, wie bei englisch, auf Eigennamen beschränkt bleiben. In der "HÖR ZU" wurden schon in den 60er Jahren Kostproben gegeben, wie das aussehen würde, durchgesetzt hat es sich, wie man sieht, jedoch nicht. Wäre es nicht auch eine Verleugnung der deutschen Sprache, wenn man auf Umlaute verzichten würde ? Die Schweden z.B. würden sicher auch nicht auf ihre Sonderzeichen verzichten.


Frank Hübler antwortete am 01.08.00 (11:27):

Ich möchte auf die laufende Diskussion zum gleichen Thema im Forum "Kunst, Literatur und Kultur" verweisen.


Karl antwortete am 01.08.00 (11:42):

Die Adresse der Diskussion über die Rechtschreibreform im Forum "Kunst, Literatur und Kultur" ist unten angegeben:

(Internet-Tipp: /seniorentreff/de/diskussion/threads4/thread38.html)


Almex antwortete am 01.08.00 (17:47):

Tut mir leid, wußte ich nicht, gehe nicht alle Foren durch !


Frank Hübler antwortete am 02.08.00 (23:07):

Macht ja nichts, Almex. Nach etwas Nachdenken werde ich auch hier antworten, zwei Diskussionen zum gleichen Thema wird der Seniorentreff schon verkraften ;-)

Verleugen kann man m.E. eine Sprache nicht durch ihre Schreibung. Sprache gab es bekanntlich in der längsten Zeit der Menschheitsgeschichte auch ohne Schrift. Insofern ist unsere Schrift lediglich ein relativ junger wenngleich sehr erfolgreicher Versuch Laute durch Symbole (Buchstaben) darzustellen und dadurch die Inhalte des Gesagten (oder Gedachten) zur Wiederverwendung zu konservieren. Die gesprochene Sprache entwickelt sich oft in eine andere Richtung und ist flexibler als die Schriftsprache. Dieser Effekt des Auseinanderdriftens ist umso stärker, je mehr man die Rechtschreibung reglementiert und je länger man zögert, hin und wieder mal Anpassungen - auch Reformen genannt - vorzunehmen.

Die von Almex genannten Schweden werden zwar wie wir nicht auf die Umlaute verzichten wollen (warum auch?), sind aber wesentlich reformfreudiger als wir, die Schriftsprache eilt hier der gesprochenen Sprache fast voraus. Einige Beispiele:
- Das Schwedische verzichtet wie alle anderen Sprachen außer der deutschen auf Großbuchstaben außer am Satzanfang und in Namen.
- die Konjugation der Verben gestaltet sich auch recht einfach, außer bei den Hilfsverben gibt es für alle Personen Plural und Singular nur noch eine Endung.
- Bei den Endungen der Substantive sind durchgängig Dativ und Akkusativ mit dem Nominativ zusammengefallen (in der gesprochenen Sprache, besonders in Dialekten gibt es natürlich Reste davon)
- Fremdwörter werden radikaler an die heimische Schreibweise angepasst (z.B. medaljong)
- "ph" gibt es gar nicht, der Laut wird völlig konsequent als "f" wiedergegeben (fysik, symfoni, epitaf)

Anmerkung: übrigens steht im Schwedischen im Anlaut auch f (fågel) dort wo deutsch v (Vogel) steht. Eigentlich ginge das vom Laut her auch im Deutschen. "Fersuch" (schwed. försök) sähe zugegebenerweise sehr ungewohnt aus :-)

Und doch gibt es in Schweden keine politische Diskussion darüber ob man durch die vereinfachte Rechtschreibung seiner Sprache Schaden zufügt ... und die Schweden sind wie alle "kleineren" Völker durchaus stolz auf ihre sprachliche Identität. Schrift ist mehr ein Mittel zum Zweck als ein auf Biegen und Brechen schützenswertes und zu konservierendes Kulturgut. Insofern sind die Schweden schon mehr in der Gegenwart angelangt als die Deutschen, was übrigens auch auf viele andere Bereiche zutrifft (z.B. Frauenerwerbstätigkeit, Verwendung von Computern ... aber das gehört hier nicht her) ;-)


Ilse antwortete am 30.08.00 (08:45):

Auszug aus einem Artikel des Kölner Stadtanzeiger vom 30.08.2000:

"Der Deutsche Hochschulverband hat sich entschieden: Ab dem 1. Oktober kehrt die Berufsvertretung der Professoren und Privatdozenten in offizieller Korrespondenz und in der Zeitung 'Forschung & Technik' zur alten Orthographie zurück."
Begründung: Man wolle ein Zeichen setzen, damit die Kultusministerkonferenz die Reform noch von 2004 überarbeitet.