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THEMA:   Entschädigung für ehemalige Zwangsarbeiter

 14 Antwort(en).

Trudi begann die Diskussion am 17.07.00 (23:28) mit folgendem Beitrag:

An alle Leser richte ich heute die Frage: Was haltet Ihr von dem Vorschlag von Günter Grass und anderen, freiwillig 20,-- DM/Bundesbürger in einen Fond für die Entschädigung der ehemaligen Zwangsarbeiter einzuzahlen? Ich bin dafür und werde es mit meinem Mann und meinen Kindern (also 100,--) auch tun - nicht aus einem Gefühl der Schuld, sondern aus dem einer moralischen Verantwortung. Dank der "Gnade der späten Geburt (Zitat H. Kohl, unser aller ehemaliger Kanzler - ob von uns (mir) gewählt oder nicht!)" fühle ich mich nicht schuldig. Aber ich schäme mich für das, was geschehen ist, trotzdem und glaube auch, dass es uns gar nicht so schlecht anstünde, einen persönlichen freiwilligen Beitrag zu leisten. Und wer keine 20,-- zahlen kann, z.B. dank der "enormen" Rentenerhöhung, der zahhlt halt weniger. Es geht, glaube ich, um die ganz persönliche Einstellung. Was haltet Ihr davon?


Gerti Hummel antwortete am 18.07.00 (09:29):

Guten Morgen,

ich finde, es ist jedem selbst überlassen, ob er etwas zahlen will. ich selbst bezahle da lieber 50,-- DM an das nächste Tierheim, da weiß ich, daß das Geld ankommt und auch dementsprechend verwendet wird.


Richard Dammann antwortete am 18.07.00 (13:57):

Liebe Trudi
Ich finde den Vorschlag von Günther Grass beherzigenswert, und stimme Dir zu, auch wir, die wir nicht direkt in die Schuld verstrickt sind, sollten etwas beitragen zur Entschädigung der Opfer.Ich bin dabei.


Almex antwortete am 20.07.00 (20:20):

Wer zahlt den deutschen Kriegsgefangenen, die in Rußland auch bis in die 50er Jahre "Zwangsarbeit" verrichten mußten, eine Entschädigung ?
Das Ausland ist bei jedem Schadensereignis schnell mit der Sammelbüchse und Sonderkonten dabei - ist auch schon einmal etwas an uns geflossen ?
Nein, wir lassen uns immer nur den "3.Reich-Knüppel" über den Kopf ziehen und zahlen !!!


Trudi antwortete am 20.07.00 (23:04):

Tja, das ist nun wieder eine Antwort, die mich schockt.
Sicher haben deutsche Kriegsgefangene schlimmes Leid erfahren müssen - gar keine Frage, mein Vater gehörte auch dazu - also weiß ich, wovon ich rede.
Und trotzdem sei die Frage gestattet: Wer hat den Krieg denn angefangen?
Muss man immer gleich einen "Knüppel" sehen, der uns angeblich IMMER über den Kopf gezogen wird, lieber Alex? Ich glaube, es stünde uns an, zumindest ein wenig nachdenklicher und auch vorsichtiger mit der gestellten Frage umzugehen.


s.birkenhof antwortete am 21.07.00 (15:07):

hallo trudi,
gut dass ich erst karls beitrag(warum...
..oft ausrasten)gelesen habe!mea culpa,
ich gehoere wohl auch zu den gemeinten,
-grins-,nur bei fast allen wortmeldungen
vom -lieben-almex vergeht mir,mit verlaub gesagt,das grinsen!!wie recht du hast,(ich bin zwar erst im krieg geboren-die sog.gnade der spaeten geburt),aber ich werde mich daran beteiligen.selbst ein symbolich geringer beitrag-von allen erbracht-,
ergiebt am ende eine grosse hilfe,auch
wenn das zugefuegte leid durch kein geld
rueckgaegiggemacht werden kann!
bei aller toleranz,es faellt einem schwer-zorn-,bei manchen antworten nicht
auszuflippen!


Almex antwortete am 22.07.00 (13:35):

Haben die deutschen Soldaten den Krieg gewollt ? Sicher doch genauso wenig wie die Russen und alle anderen Beteiligten.


Trudi antwortete am 22.07.00 (14:37):

Nein, DIE deutschen Soldaten haben den Krieg sicherlich nicht gewollt, aber die, die als Zwangsarbeiter bei uns arbeiten mussten, ganz sicherlich erst recht nicht. Und es ist nun einmal so, dass die Deutschen den Krieg begonnen haben - oder möchtest Du, lieber Almex, das bestreiten?
Und wenn man immer darauf wartet, dass der andere (in Deinem Beispiel eben die Russen) den ersten Schritt macht, wo wären wir dann wohl heute?


Karl antwortete am 22.07.00 (14:49):

Lieber Almex,

viele haben den Krieg sicherlich auch auf deutscher Seite nicht gewollt. Es stellt sich hier aber das grundsätzliche Problem, inwieweit eine Bevölkerung für die Taten ihrer Regierung verantwortlich ist. Leider ist es eine historische Wahrheit, dass das Regime der Nationalsozialisten eine breite Unterstützung in der Bevölkerung hatte. Ohne diese wäre es nicht an die Macht gekommen und hätte sich auch nicht halten können. Deshalb gibt es eine Verantwortung 'der Deutschen'. Ich bin 1948 geboren und extrem froh, dass mein Gewissen durch die z.T. entsetzlichen Alternativen damals nicht auf die Probe gestellt worden ist, aber ich akzeptiere die Verantwortung, an der ich als Deutscher auch dann zu tragen habe, wenn ich nicht direkt involviert war. So wie ich die materielle Erbschaft der älteren Generation zu akzeptieren bereit bin, stehe ich ganz allgemein in der Kontinuität der Verantwortung der Gesellschaft, in die ich hineingeboren wurde.
20.-, 200.- oder 2000.- DM können uns von dieser Verantwortung nicht freikaufen, aber ein Zeichen setzen dafür, dass die
neuen Generationen sich nicht als Herrenmenschen verstehen und alles tun werden, die Wiederholung solchen Unrechts zu verhindern.

(Internet-Tipp: https://www.zum.de/ZUM/Faecher/G/BW/nationalsozialismus/index.htm)


Ursula Trautmann antwortete am 31.07.00 (00:23):

Ich finde den Vorschlag mich mit einer kleinen Summe zu beteiligen gut und werde es auch machen, obwohl der deutsche Staat ja ein schönes Sümmchen übernimmt. Ich schäme mich für die deutsche Wirtschaft, die den Nutzen ,auch noch nach dem Krieg ,für alle Werte die so geschaffen wurden einstreichen konnte. Die Banken , die unermeßlichen Gewinn mit den Geldern der entrechteten Menschen machten , es ist so peinlich !!. Ich wundere mich, dass bestimmte Marken , auch bei Kleidung, noch gekauft werden. Es wäre auch eine Öffentlichkeitsarbeit, wenn die Solidarität über das Kaufverhalten der Bürger ausgedrückt würde.


Thüringer antwortete am 03.09.00 (15:11):

Hallo
ich habe alles aufmerksam gelesen und es wird weiter Probleme geben. Mein Vater wurde von den Russen umgebracht und mit Hilder der Deutschen Botschaft in Moskau habe ich ein Urteil vom Obersten Gericht von Rußland bekommen, daß es sich nach Sichtigung der Akten um einen "Irrtum" gehandelt hat und mein Vater voll rehabilitiert wurde. Nur Entschädigung? Von wem soll ich sie verlangen? Von denen, die heute leben? Ich würde mich in Grund und Boden schämen, sowas zu machen und Geld von den Nackommen zu verlangen.
das ist meine Meinung!


Gisela Herklotz antwortete am 03.09.00 (20:16):

Hallo Trudi,
danke für diesen Hinweis. Ich habe zwar davon in der Presse gelesen, dass, wenn jeder etwas beitragen würde doch eine Riesensumme zusammenkäme, aber ich weiss nicht wo man es einzahlt. Kannst Du es mir bitte sagen? Noch eins, nicht nur Wirtschaft und Banken, sondern auch die Kirchen haben diese armen Menschen für sich arbeiten lassen.


Trudi antwortete am 03.09.00 (23:01):

Liebe Gisela,
ich bin noch nicht fündig geworden, an wen man es einzahlen kann, da ich längere Zeit nicht "präsent" war, aber ich werde am Ball bleiben und - sobald ich ein Konto weiß, dieses ins Forum bringen.
Gruß und Dank - Trudi


Günter Peltz antwortete am 04.09.00 (15:18):

Hallo Ihr Lieben,
....und sie sollen verflucht sein bis ins dritte und vierte Glied!. Das ist die christliche Lebensauffassung? Nein danke!
Ich muß Almex u. Thüringer recht geben, immer mit dem 3. Reich-Knüppel auf DIE Deutschen! Sie haben ja Geld genug!
Und das von US-Anwälten mit sogenannten Massen-Klagen vertretene Prinzip: Erst wird ein Schuldiger gesucht, dann kassiert, dann ein paar Opfer aufgetrieben, denen man als Alibi ein paar Dollar abgibt. Vergleiche die Millionenklagen gegen Mikrowellenhersteller (In der Bedienungsanleitung steht nicht, daß man keine lebenden Tiere darin trocknen darf); die Zigarettenindustrie, usw..
Sie verdienen nicht schlecht dabei, kassieren die Anwälte (max 10 – 30 Leute) doch 30...50 % der erfochtenen Summe!!! In dem Zusammenhang: In den USA ist das Image der Anwälte schlechter als das der Politiker. Letzteres ist schlecht genug, wie man an der Wahlbeteiligung (40...45 %) bei Präsidentenwahlen sieht.

Meines Wissens kamen fast alle Zwangsarbeiter aus Osteuropa. Wie wollen die US-Linksanwälte diese auftreiben?? Da ist Betrügereien doch Tür und Tor geöffnet!

Ich habe nichts mit der Kirche am Hut, aber hier muß ich die kat. Kirche loben. Zahlungen nur diekt an Betroffene, nicht in einen pool!

Wer mich jetzt beschimpfen will, bitte! Ein Lob für meine große Klappe wär mir natürlich lieber, Gruß Günter


Günther Grentner antwortete am 11.09.00 (19:49):

Pravo Günter, endlich traut sich einmal jemand das Kind beim Namen zu nennen.

Ich weiß wovon ich spreche im gegensatz zu vielen Anderen die auf Grund Ihres Alters nur davon hören konnten.
Ich wurde mit 16 Jahren im Jahre 1945 noch eingezogen und war 3 1/2 Jahre in Jugoslawischer Gefangenschaft (als Zwangsarbeiter) für mich gibt es keinen Anwalt der für mich eine Entschädigung fordert.
Als ich aber in den Kriegszeiten noch zu Hause war habe ich Kontakte mit sogenannten Zwangsarbeitern gehabt. Die lebten alle besser als ich in der Gefangenschaft. Die meisten waren bei uns in der Landwirtschaft und kleinen Betrieben untergebracht und waren vollständig frei oder konnten ohne Wachen vom und zum Lager gehen und mußten vor allem nicht um Ihr Leben zittern.
Ich habe nichts gegen eine Entschädigung, aber wenn, dann nicht für die Anwälte (die werden Heute ja schon in Amerika diesbezüglich angegriffen) und nicht einseitig sondern für Alle. Dies gilt auch für die sogenannte "Aufarbeitung".

Soll das ewig so weiter gehen?