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THEMA:   Was ist Schönheit?

 9 Antwort(en).

Marianne Otto begann die Diskussion am 28.06.00 (17:20) mit folgendem Beitrag:

Ich habe etwas zum Thema Schönheit gefunden.
Es ist von Francois Nousissier:

"Schönheit verdankt der Seele mehr, als Kosmetik ihr geben kann, finde ich. Die Seele? Ihr schreibe ich Fröhlichkeit, Spontaneität, Großzügigkeit und Persönlichkeit zu. Ich bin dafür, dem Leben das Recht zu geben, dem Gesicht seine Spuren, seine Erinnerungen und seine Erfahrungen einzuprägen; der Körper muß auf natürliche Weise reifen. Eine abstrakte, starre Schönheit gibt es nicht. Ich kenne die Gesichter reifer, sogar älterer Frauen, die ein Maßstab ihrer Lebensqualität und des dazugehörenden Mutes sind. Ihre Schönheit raubt mir den Atem. Die fortschreitende Zeit ist ein Sieg, keine Niederlage.
Und ich möchte nicht vergessen, diesen Sieg zu feiern."

Und wie denken wir darüber?


Pierre Helmer antwortete am 29.06.00 (18:13):

Hallo Marianne,

Schönheit, das ist ein Thema, das mich anspricht, hatte ich doch mein ganzes Leben mit der Schönheit der Frauen zu tun.

Denn ich verkaufte im großen Stil über den französischen Fachhandel Kosmetika aus Deutschland, Österreich, Schweiz und USA.

Wenn ich heute, ich bin längst im Ruhestand, nach meinem Beruf gefragt werde, dann sage ich gerne: Ich habe beruflich mein ganzes Leben Frauen belogen.

Ich erinnere mich an einen Tag, als die Werbeagentur mir einen Text für eine Campagne vorlegte und von mir zu hören bekam: "Das könnt Ihr doch nicht schreiben, das stimmt doch nicht." Darauf kam die Antwort: "Wenn Sie verkaufen wollen, dann müssen Sie den Frauen Schönheit versprechen, auch wenn Sie wissen, dass das alles gar nicht stimmt."

Mit anderen Worten, will ich eine Schönheitscreme verkaufen, dann muss ich der Frau zu verstehen geben, dass meine Creme sie in 5 Jahren schöner, oder weniger hässlich aussehen lässt, als wenn sie die Produkte der Konkurrenz nimmt.

An diesem Tag wusste ich, dass ich baldmöglichst aus dem Geschäft aussteigen muss, ich konnte einfach nicht mehr hinter dieser Farce stehen. Und wenn ich heute die Werbung meiner ehemaligen Kollegen sehe..........na ja.

Heute weiss ich, Schönheit ist von aussen nicht zu erreichen, sie kommt von innen. Denn hässliche Gedanken machen nun mal keine schönen Gesichter.

Es gibt traumhaft schöne, uralte Gesichter, und wenn man mit diesen Menschen spricht, versteht man woher diese besondere Schönheit kommt.

Vielleicht werde ich jetzt wieder angegriffen, ist es doch so viel einfacher, sich für viel Geld eine Creme zu kaufen und nichts in uns selbst zu ändern.

Liebe Grüsse Pierre


Marianne Otto antwortete am 29.06.00 (19:09):

Lieber Pierre,
danke Dir fein für Deinen Beitrag. Genau das wollte ich, daß wir darüber reden, daß man auch alte Gesichter liebgewinnen und bewundern kann. Und sogar bei Frauen. Entgegen allen Versprechungen der Kosmetikindustrie und der Schönheitschirurgen (letztere können ja ihr Geld auch durch hilfreiche Operationen nach Unfällen verdienen). Die uns allen einreden wollen, daß wir ihre Mittel brauchen um sehenswert zu bleiben. Zur üblichen Meinung, daß man alles dafür tun muß, um Falten zu vermeiden, zitiere ich eine Bildunterschrift, die ich von Ricardo mal erhielt:
"Das einzige Mittel gegen Falten: Nie mehr lachen!"


Pierre Helmer antwortete am 30.06.00 (08:46):

Vielleicht ist das eigentliche Mittel gegen Falten: Viel Lachen!!!!

Pierre


Marianne Otto antwortete am 30.06.00 (09:50):

Genauso denke ich. Die Bildunterschrift ist natürlich humorvoll gemeint. Und Lachen ist gesund. Manchmal gilt es trotz aller Widrigkeiten, nicht den Humor zu verlieren. Und ich glaube auch, daß man etwas von der inneren Einstellung vom Gesicht ablesen kann.


Pierre Helmer antwortete am 30.06.00 (17:06):

Hallo Freunde der Schönheit,

Subjektive Spiele liebe ich besonders. So erging es mir letzte Woche in Paris. Ich sass in einem Strassencafé und betrachtete die Menschen, die auf dem Boulevard des Capucines vorbei gingen. Dabei versuchte ich die herauszufinden, die lächelten. Der Prozentsatz war gering, vielleicht 3-5%. Dann versuchte ich die zu erkennen, von denen eine eher positive Ausstrahlung ausging. Auch da kam ich kaum über 5%. Dagegen war es nicht schwer, die Missmutigen rauszufinden, ihre negative Ausstrahlung war unübersehbar. Hier will ich keine Prozente angeben um niemand zu frustrieren. Aber es scheint doch wichtig darüber nachzudenken, warum das eher Negative in unserer Welt so stark ist, denn es hat unendlich viele Auswirkungen auf uns, unsere Gegenwart und Zukunft.

Gehen wir in ein Jahrtausend der Hässlichkeit????? da wären wir wieder beim Thema.


Alles Liebe Pierre


Inge Haberland antwortete am 30.06.00 (21:27):

Hallo, ich habe in einem Buch gelesen:
"Jugend ist immer schön. Häßlich wurden die Erwachsenen durch böse Gedanken,Verbitterung, Niederträchtigkeiten, Lügen, schmutzige Eifersüchteleien und die unheilbare Eitelkeit, die immer im Mittelpunkt der Welt zu stehen schien. Häßlich wurden sie durch Faulheit, die ihnen jede Energie nahm, durch fehlenden Mut und die Unkenntnis des Todes."
Ich denke, in manchem hat der Schriftsteller recht. Ein positives Inneres schafft auch ein schönes Äußeres.


Ansgar Korte antwortete am 01.07.00 (14:27):

Zum Thema Schönheit muß eine Erlebnis erzählen.
Auf einer Sternwarte führte ich eine Gruppe älterer Damen aus einem Altenwohnheim.
Das Wetter war zum Beobachten zu schlecht, aber ich erklärte das Teleskop.
“Wichtigstes Merkmal sei das Auflösungsvermögen des Teleskops”, sagte ich. “Es wird mit einem Winkelmaß angegeben, dieses hier hat 0,4 Bogensekunden, aber das sagt ihnen vielleicht nichts.” Ich schaute in fragende Gesichter. “Doch mir schon” hörte ich eine Stimme hinter mir. Ich drehte mich um und schaute wohl in das zerfurchteste Gesicht, daß ich je gesehen habe. Die wohl achtzigjährige Dame sah mich mit einem Charme an, den ich nie vergessen werde. Ich sah plötzlich ihre jugendliche
Schönheit durch die Falten hindurchleuchten. Ihr feines Lächeln habe ich bis heute noch immer vor Augen. Ich hörte, sie sei Mathematikerin.
Das Auflösungsvermögen erklärte ich dann noch an einem praktischen Beispiel, so daß es alle verstehen konnten.

Ansgar


Trudi antwortete am 02.07.00 (23:41):

Wenn ich an meine Mutter denke, sehe ich ein ausgesprochen schönes Gesicht vor mir. Ein Gesicht, das mehr als 80 Jahre alt ist. Aber kein Gesicht, wie es uns die Zeitungen als Ideal zeigen, sondern ein Gesicht, das mir eine Lebensgeschichte erzählen kann - ohne Worte. Ein Gesicht, in dem ich lesen kann - ohne Zeilen. Ein Gesicht, das mir Bilder zeigt, ohne sie mir malen zu müssen. Jede einzelne Falte in diesem von mir sehr geliebten Gesicht, das mir nun nur noch als unvergessliche Erinnerung vor Augen ist, zeugt von Leben, Freude, Glück und Leid, sehr viel Leid, das aber der Schönheit einer vorhandenen Seele keinen Abbruch tat.
Das ist für mich Schönheit - wenn das Leben seine sichtbaren Spuren hinterlassen hat - und nicht die straff gezogene Haut, die hinter den Ohren oder im Haaransatz ihre Narben der Korrekturen hinterlassen hat und jede Lebenserfahrung vermissen lässt - das sind Karrikaturen des ehemals Echten - Mimik ist da nicht mehr nachvollziehbar. Wir sehen sie jeden Tag auf dem Bildschirm, im Kino, in den Zeitungen. Ich bin nicht schön - aber ich habe MEIN Gesicht!


Eva Wenzel antwortete am 05.07.00 (09:12):

Eigentlich kann ich garnichts Neues dazu mitteilen, aber wie schoen, dass wir uns alle einig sind ueber dieses Thema!
Wenn ich bedenke, dass Maedchen in jungen Jahren bereits anfangen sich zu schminken, dann kann ich sie nur bedauern.Aber man redet da gegen Waende, das ist eben "in", wie so vieles heute, und das muss man mitmachen. Das Ziel ist, irgendwelchen "Schoenheitsidealen" nachzueifern, die im Grunde genommen nur Masken aus ihren Gesichtern machen.
Denke an die Portraetaufnahmen, die mein Vater bei seinen Streifzuegen durch die Natur machte. Welch ausdrucksvolle und markante Gesichter hat er festgehalten!
Und, lieber Pierre, fuer Dich noch einen persoenlichen Anhang.Man geraet sicher in einen Beruf, den man sich anders vorstellte.Ich bewundere immer wieder Deine Offenheit,die in Deinen Beitraegen zu Tage kommen.