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THEMA:   Das Internet der Zukunft .....

 11 Antwort(en).

Joachim Specovius begann die Diskussion am 11.06.2000 (09:05) mit folgendem Beitrag:

........... als Reich der Puppen und Waschmaschinen

(Meldung vom 7.6.2000)

Innerhalb der nächsten fünf Jahre werden "intelligente"
Spielzeuge und Haushaltsgeräte die Hauptnutzer des Internet
werden - so die Prophezeiung eines der bekanntesten
"Hightech-Gurus", des MIT-Professors Nicholas Negroponte.
"Mikrowellen" etwa werden selbständig Kochanleitung aus dem
Internet ordern, Kühlschränke automatisch Nachschub bestellen,
oder Barbiepuppen den neuesten Sprachkurs herunterladen, um dem
Kind Französisch beizubringen. Wegen ihrer Vielzahl werden die
Geräte mehr Online-Verkehr verursachen als menschliche "Surfer",
so Negropontes Vorhersage.

Dabei erwartet er, das sich bereits im kommenden Jahr mehr als
eine Milliarde Menschen im Internet tummeln werden. "In drei bis
fünf Jahren werden Waschmaschinen, Geschirrspüler,
Gefrierschränke und Spielzeuge die größte Nutzergruppe im
Internet stellen", sagte Negroponte auf einer Londoner
Veranstaltung der Internet-Firma "ihavemoved.com". Fortschritte
der Technologie und "künstlichen Intelligenz" werden dafür
sorgen, dass sich die Geräte regelmäßig selbst ins Internet
einschalten, um sich Programm-Aktualisierungen herunterzuladen
und sich über diese "Updates" neu zu programmieren.

Negroponte ist einer der Direktoren der Ideenschmiede Media Lab
am Massachusetts Institute of Technology (MIT) und Gründer des
Kultmagazins Wired.

[Quelle: Dörte Saße und bbc]

Bild der Wissenschaft :

Meldung Nr. 8845 vom 7.6.2000
Rubrik: Internet
Das Internet der Zukunft als Reich der Puppen und Waschmaschinen
https://www.wissenschaft.de/indexticker.hbs?myrec=9015&myid=466146

Schöne heile Welt ......


Richard Dammann antwortete am 11.06.2000 (09:21):

Da sieht man wieder einmal, wie sich Experten täuschen können, Gottseidank sind die wenigsten Prognosen dieser Art eingetroffen.
Ich finde, das Internet ist zunächst einmal für die Menschen da, und die werden schon was Vernünftiges draus machen.


Joachim Specovius antwortete am 11.06.2000 (10:04):

Woran sieht man denn, dass sich hier "Experten" irren - die Prognose zeigt doch eher, was generell im Internet möglich sein kann - und auch sein wird.

Ob das Internet nun wirklich "zunächst für Menschen" da ist, ist eine Behauptung, die zumindest für die Anfänge des Internets nicht zutreffend ist, es sei denn, man behauptet, dass das Militär mit allen Auswirkungen "für Menschen" ist - es könnte ja auch "gegen Menschen" sein.

Und was machen nun Menschen schon "vernünftig" ? Der Wertewandel in unserer ach so heilen Welt - "weg vom Menschen - hin zum Geld" - ist ein riesen Problem - ich glaube nicht nur für mich, auch für viele Freunde und bislang haben wir in unseren Diskussionen keinen Lösungsweg gesehen.


Almex antwortete am 11.06.2000 (11:24):

Wer mich schon länger, evtl. aus anderen Foren, kennt, wie meine Antwort lauten muß: vorbehaltlos ja! Ich bin begeisterter Technikfreak, hasse Bargeld, wo ich nicht "mit Karte" einkaufen kann, tue ich es ungern. Lieferanten haben mit Nachnahme bei mir keine Chance.
Sicher wird unsere Welt, ob ich es noch erlebe, weiß ich nicht, irgendwann von Computern gesteuert.
Aber ist es denn "gegen" den Menschen, wenn eine Maschine etwas "für" den Menschen tut ? Nur muß man sich eben, soweit möglich, sachkundig machen und es müßte auch Eingriffsmöglichkeiten geben - etwa eine "Notbremse", wenn es einem über den Kopf wächst !
Nur, wenn das über Internet erfolgen sollte, müßte es noch billiger werden, bei vielen (wie in den vorhergehenden Beiträgen beschriebenen) nicht immer kontrollierten, von Geräten angeforderten Einschaltungen könnte es eine schöne Rechnung im Monat werden.


Joachim antwortete am 11.06.2000 (11:34):

Hallo Günter (Almex),

zu Deinem "zu teuer" - ich habe mich für eine Flatrate zu 79,00 DM bei
t-online entschieden - kann jetzt 24 h täglich surfen - seit Donnerstag bin ich dabei, habe täglich neue Überraschungen erlebt - Lust & frust liegen direkt nebeneinander - durch t-online - gestern habe ich ein Protokoll geschrieben -
also, befriedigend ist t-online für mich nicht - Schulnote "mangelhaft"


Karl-Friedrich Fischbach antwortete am 11.06.2000 (12:09):

Hallo Joachim,


Du hast ein spannendes Thema angeschnitten: Künstliche Intelligenz. Sie ist im Kommen, s. z.B.: https://www.artificial-life.com oder meinen Beitrag zur Computerintelligenz von 1980:
https://www.zum.de/ki/

Wissenschaftler, die über das Internet nachdenken, haben von Anfang an betont, dass primär Computer mit Computern verknüpft sind. Der Anteil des Datentransfers, der nicht auf direkte menschliche Einflussnahme zurückgeht, sinkt mit dem Einsatz von Softwareassistenten (das sind autonom agierende Programme) ständig.

Der Einsatz solcher Programme geschieht natürlich nur, weil Menschen sich dadurch Entlastung versprechen. Ob sich irgendwann diese Netzwerke verselbständigen, wer kann das jetzt schon wissen oder sicher ausschliessen? Es ist faszinierend darüber nachzudenken, ob sich durch die enge Verpflechtung des Informationsaustauschs im WWW so etwas wie ein Eigenbewusstsein entwickeln kann. Welche Nervenzelle in unserem Kopf wäre in der Lage zu begreifen, was Denken ist? ;-)) Erst das Zusammenwirken von Milliarden von Neuronen bringt dies zustande. Kann dies als eine Analogie herhalten für das, was jetzt weltweit abläuft? Ich weiss es nicht, würde es aber gern wissen.


Almex antwortete am 11.06.2000 (12:18):

Hallo Joachim,
in der letzten Woche stand ich auch vor der Wahl "Flat .." oder nicht, und habe mich dann doch "nur" für ISDN-XXL entschieden. 'Flat' würde rein rechnerisch über 50 Stunden Anwesenheit im Netz erfordern - gut, vielleicht komme ich da sogar manchmal hin, wenn ich an lange Chats denke. Dann bin ich aber auch oft nicht da, und muß trotzdem bezahlen. Mit dem t-online-pro kam ich gut zurecht, aber der Sonntag nun noch frei, außer den anderen Angeboten, ist schon ganz gut. Andere Anbieter ködern zwar mit niedrigeren Stundengebühren, verlangen aber immer noch 6Pf/Einwahl !
Konkretisiere doch mal, was an t-online so mangelhaft ist, ich will aber gelich sagen, ich habe davon weder Aktien noch sonstige Vorteile, für mich war's nur einfach das günstigste !
Viele Grüße
Günter


Joachim antwortete am 11.06.2000 (13:21):

Hallo Almex,

über meine Erfahrungen mit t-online-Flatrate werde ich zur passenden Zeit berichten, aber ich kann nicht alles gleichzeitig erledigen.


Joachim antwortete am 11.06.2000 (13:39):

Hallo Karl-Friedrich,

ich denke, dass der Bericht im BDW recht wenig das Internet in den Bereich der KI lenkt, Deine zitierte Arbeit habe ich nur kurz überfolgen - da müßte ich auch tiefer einsteigen - ist ein sehr interessantes Gebiet, besonders dann, wenn wir die Neurobiologie einbeziehen .....

Deine Frage - ob sich technische Netzwerke verselbständigen können - betrachte ich von der Technik - meine Antwort "nein" - Technik ist ohne Menschen nicht möglich und als solches "wertfrei" - erinnere an das Philosophieseminar "Technik" an der FHS was ich mit einem guten Freund besucht habe, der dann in Freiburg an der Uni (um 1970) verschollen ist - Karl Ulrich Grusa hat dort Mathe studiert - ich hätte gern ein Lebenszeichen.

Das war ein Ausrutscher - liegt mir aber schon lange am Herzen ....


Karin Häsing antwortete am 12.06.2000 (09:50):




Dieses Feld möchte ich doch nicht nur den Männern überlassen!
Vor einigen Wochen habe ich mir einen Videorekorder gekauft. - Beim Studieren der Gebrauchsanweisung werde ich doch gleich wieder an Nächte mit Handbuch am Computer erinnert. Was für ein Glück, dass ich diese Erfahrung gemacht habe. - Meine elektronische Waschmaschine hat einen Mikrochip - gespannt habe ich gewartet, ob dieser Mikrochip denn auch Jahr2000tauglich ist. Er war es offensichtlich. - Und hierbei geht es nur um die Steuerungen bzw. die Programmierungen in den Geräten, noch nicht einmal um Vernetzungen mit anderen Geräten, Servern oder Computern. Wenn ich mein Umfeld so betrachte, sehe mir die Geräte an, die in den Wohnungen stehen, schaue mir die Gebrauchsanweisungen dazu an, die zum Teil schon richtige Bücher sind, dann frage ich mich, wo sollen die zukünftigen vernetzten Geräte stehen. In welchen Haushalten und vor allem, welche Personen, sollen damit umgehen. Muss demnächst jede/r Frau/Mann mindestens ein IT-Studium absolvieren, um noch mit ihren/seinem Kühlschrank, Mikrowelle, Fernseher umgehen zu können. - Denn eins ist doch auch klar, das wissen doch alle, die praktisch täglich mit Internet und Computer arbeiten. - Ganz viel Zeit geht immer noch damit verloren, den Grund zu finden, warum er jetzt nicht tut, was ich ihm sage, und zwar immer da, wo viele zusammenhängen - Welcher Kundendienst ist denn dann zuständig, wenn mein Kühlschrank vor überflüssigerweise bestellten Lebensmitteln überquillt oder mein Geschirrspüler sagt, "die Festplatte ist voll".

Kein Zweifel, dass die intelligenten Geräte kommen werden, aber ist es wahrscheinlich, dass sie sich auch durchsetzen? Hier setzt sich nur durch, was Profit macht. - Was von den Massen auch angenommen wird, aber die Kaufkraft derselben ist stark rückläufig. Jedenfalls in diesem unserem Lande und ich denke auch im europäischen Ausland. Und die Leute, die sowieso schon aus dem normalen Arbeitsleben nicht zuletzt dank dem Vormarsch der Elektronischen Datenverarbeitung outgesourced worden sind, werden sich noch nicht einmal den Normalcomputer leisten können und wollen, und in ihre 30-qm-single-Sozialwohnung passen die sowieso nicht hinein.

Und last but not least, habe ich nicht neulich gelesen, dass bei den einzelnen Nachrichtendiensten Arbeitsgruppen gebildet wurden, die sich ausschließlich damit beschäftigen, Schutzmaßnahmen gegen die neue "Kriegführung" und den neuen "Terrorismus" zu entwickeln, die Bedrohung durch professionelle Hacker ?? - Was für eine Herausforderung, mit einem kleinen Programm die ganze schöne neue Welt lahm legen zu können.

Damit hier kein Irrtum aufkommt - ich liebe es, am und mit Computer zu arbeiten und schätze die Möglichkeit, die das Internet mir bietet. Karl, ich habe mir Deinen Aufsatz durchgelesen, und ich habe mich bemüht, das total vorurteilslos und nüchtern zu tun. - Weiter kein Kommentar.


Karl-F. Fischbach antwortete am 12.06.2000 (10:36):

Hallo Karin,


danke, dass Du mich nicht gnadenlos zerissen hast. Trotzdem - einiges von dem, was ich vor 20 Jahren geschrieben habe, ist meiner Meinung nach heute schon viel deutlicher sichtbar. Wenn wir alt genug werden, werden wir bereits einiges mehr verwirklicht sehen.

Ich bleibe dabei, dass die Grenze dessen, was Computer nicht können werden, sehr weit von dem entfernt ist, was wir heute kennen.

MfG Karl


Karin Häsing antwortete am 12.06.2000 (11:35):

Hallo Karl,

mein "kein Kommentar" war nicht negativ gemeint. Ich stimme Dir zu. Nur bei dem Phänomen "Gefühle", da habe ich eine furchtbar zynische Bemerkung in den Tiefen meiner Hirnwindungen, und die lasse ich jetzt darin.

Im Ernst, dass das alles kommen wird, weil es wirklich machbar ist, daran habe ich überhaupt keinen Zweifel. Was mich dabei stark beunruhigt, ja geradezu hilflos macht, ist die Tatsache, dass das so unkontrollierbar ist. Du hast die Frage am Schluss Deiner Ausführungen ja bereits angeschnitten. "Wir brauchen eine Diskussion darüber, was für uns Menschen wünschenswert ist!" - Wenn Du ehrlich bist, weißt Du aber auch, dass jedes Forschungslabor, jedes Institut, in einem Wettbewerb des noch schnelleren, noch besseren, noch spektakuläreren steht, schon alleine um finanziert zu werden. Dazu kommt die Faszination am Spiel mit der eigenen - ja wie soll ich das nennen? - Intelligenz?! - Die Folgen, die diese faszinierende "Spielerei" schließlich hat, wird meistens leider erst wirklich diskutiert, wenn's zu spät ist. Und bedauerlicherweise habe auch ich überhaupt keine Idee, wie es besser gehen könnte. - Was jetzt läuft, kommt mir vor wie der Zauberlehrling, wie ja überhaupt alle diese Entwicklungen bereits in der ernstzunehmen Science-Finction-Literatur schon lange lange vorweggenommen und beschrieben worden sind. - Und ich fürchte, der Meister wird nicht, wie im Zauberlehrling, zurück sein! - Und dann? - Die intelligenten Haushaltsgeräte sind gegen dieses Problem wirklich nicht so dramatisch, um den Bogen zum eigentlichen Ausgangspunkt nochmal zu schlagen.

mfg Karin Häsing

mfg