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THEMA:   Das fällt aufs Volk zurück

 16 Antwort(en).

juergenschmidb begann die Diskussion am 07.05.04 (10:03) :


Mit etwa 7 Jahren, es war 1947 verstand ich so nach und nach, dass mir meine Eltern vermittelen wollten, dass "Die Deutschen" etwas Schreckliches getan hatten, und erste Details. Ich empfand damals, dass ich eben zu einem Volk gehöre, das böse war, vielleicht sogar ist. Dabei spielte es keine grosse Rolle, dass alle Menschen, bis auf die Lehrer ;-) mir alle lieb erschienen.
Später fühlte ich dieses Erbe umso erdrückender, je mehr ich über die Nazizeit erfuhr, obwohl ich mir selbst nichts vorzuwerfen hatte.
Zementiert ist dieses Gefühl der Mithaftung bei mir mehr und mehr geworden, mit zunehmendem Alter und Erfahren vieler Wahrheiten.
Es gab offensichtlich viele Personen, im Auftrag des Regimes, dass sich ungeniert an beliebigen Menschen vergreifen, an deren Qual sich erfreuen konnten.
An diese Erinnerungen denke ich, wenn ich eine junge Soldatin, Frau London, sehe, wie sie sich, hinter der Kamera standen ja noch welche, an der Qual von Gefangenen erfreut.
Auch ich erlaube mir, nun nicht nur die paar Personen der Verfehlungen, deren Präsident ja ohnehin in der Kritik steht, als Repräsentanten der grossen Nation zu betrachten, sondern ein Pauschalurteil zu sprechen über das verübende Volk, denn sowas kann nur geschehen, wenn eine Gesellschaft an sich zerrüttet ist, wie das auch Deutschalnd nach dem ersten Weltkrieg war.

Die US-Amerikaner können nun vielleicht nachempfinden, wenn man pauschal beargwöhnt wird, auch nach Jahrzehnten noch, einem Volk anzugehören, das Ideale vorschützt, unter dessen Deckmantel Dinge geschehen, die weder Demokratie noch Menschenrechte ausstrahlen.

Meine Meinung, Jürgen Schmidbauer


siria antwortete am 07.05.04 (10:35):

Jürgen Schmidbauer, das ist ein sehr schweres Thema.
Was du empfindest und empfunden hast, ist sicher bedrückend. Das gibt es aber nicht nur in einem Land, so etwas erleben alle Familien, in denen ein Verbrecher lebt.

Kinder leiden darunter, dass ihr Vater im Gefängnis ist, Frauen werden verfemt. Man hilft einer Witwe, aber nicht, wenn ihr Mann sich und ein paar andere Menschen umgebracht hat. Ich denke oft an die Angehörigen, wenn ich von so etwas höre, wie denen zu Mut sein muss.

Ja, und Amerika ist natürlich auch mit der Völkerhaftung belegt.
Aber ich glaube, es ist noch nicht so schlimm wie damals in Deutschland, obwohl die Taten auch bös sind. Viele Menschen kennen Amerika als Ferienziel, haben Bekannte dort, die ausgewandert sind.
Was man kennt, verurteilt man nicht so scharf. Mit der heutigen Informationspolitik kann man nicht mehr den gleichen Hass erzeugen wie damals, als man einfach glauben musste, was man so hörte.

Ich habe Verwandte in Bayern und Württemberg, meine Eltern waren aber schon Schweizer, das hilft auch, dass ich die Deutschen nie als "die Bösen" kannte.

Meint ihr nicht, dass dieses Kennen von Amerika und seinen Menschen viel dazu beiträgt, dass die Schuld bei denen bleibt, die die Taten auch begehen?


schorsch antwortete am 07.05.04 (11:10):

Kein vernünftiger Mensch (homo sapiens) wird wohl die Nachkommen eines ganzen Volkes mit Verachtung bestrafen wollen, weil seine Vorfahren einmal in totaler Verblendung einem Führer nachliefen wie die Kinder von Hameln ihrem Rattenfänger.

Aber jeder vernünftige Mensch wird wohl erwarten, dass diesen Nachkommen eines ehemals ver-Führer-ten Volkes das gleiche nie mehr passieren wird......


Miriam antwortete am 07.05.04 (11:52):

JURGENSCHMIDT und auch SCHORSCH, dies ist eine Antwort die nur auf einen Teil Eurer Beiträge sich bezieht. Ich habe in einigen westeuropäischen Ländern gelebt, nachdem ich aus Rumänien "emigriert" bin (mag das Wort nicht, darum in Anführungszeichen) . Dann bin ich hier in Deutschland "sässhaft" geworden (das Wort mag ich, desswegen die Anführungszeichen). So erlaube ich mir ein Urteil, welches auf eigene Erfahrung beruht. Kein einziges Volk hat sich so tiefgehend mit seiner Vergangenheit auseinandergesetzt wie die Deutschen. Kein anderes Land hat dadurch in relativ so kurzer Zeit eine solche positive Entwicklung gemacht. (Dabei meine ich hier nicht die wirtschaftliche Entwicklung).
Nun kurz zum Titel der Diskussion : nein, nichts fällt aufs Volk zurück. Aber es ist natürlich eine Chance sich mit der eigenen Geschichte zu befassen. Sich kritisch zu betrachten und sich zu fragen was für Repräsentanten man wählt. Habe eine Menge Stimmen aus den USA die Tage gehört , die sehr kritisch waren.


Miriam antwortete am 07.05.04 (11:57):

JUERGENSCHMIDB, habe Deinen Namen völlig falsch geschrieben ! Tut mir leid! Miriam


juergen1 antwortete am 07.05.04 (12:03):

Jürgen Schmidbauer lernte von seinen Eltern, dass "Die Deutschen" etwas Schreckliches getan hatten.
Das er zu einem bösen "Volk" gehöre.

Wirklich böse waren nichtmal "die Nazi's" als Solche.
Sondern ein relativ kleiner Teil von ihnen, die als "Befehlsempfänger" und mit "deutscher Gründlichkeit" unter strengster Geheimhaltung das unaussprechliche Grauen "durchziehen liessen". Gefangene mussten Gefangene vergasen um zu Überleben, bis sie selbst an der Reihe waren.

Das Gefühl der "Mithaftung" wurde uns Deutschen systematisch, gleich nach Ende des Krieges "beigebracht". Und (typisch deutsch) unterwürfig vor jeder Obrigkeit nahmen viele dieses Gefühl auch noch an.
Trauten sich nichtmal mehr (nachdem sie sich endlich überhaupt wieder ins Ausland trauten) berechtigte Reklamationen auszusprechen - wurden zu den "dummen Deutschen" die zum "Ausnehmen" gut waren und es scheinbar garnicht merkten.

Kleines Beispiel:
Als kurz vor dem Überfall auf den Irak, Demonstranten mit Lichterketten von München bis Hamburg zu "bewundern" waren, gab es im hiesigen Fernsehen davon nichts zu sehen. Es passte nicht zum Bild über uns.

Wie ich das behaupten kann ?
Ich wohne seit 1973 in Holland. Für einen Rückzug war es bereits zu spät - als ich endlich "dahinter" kam.

Nicht "die Deutschen" - sondern einige Boshafte, die am "Drücker" sitzen - wo auch immer auf dieser eigendlich schönen Welt.


carla antwortete am 07.05.04 (14:43):

Es sind einige Mächtige mit ihren eigenen Ideen, die andere dazu nutzen, diese Ideen umzusetzen. Von diesen Mächtigen und Machtgierigen gibt es nicht allzuviele, aber ohne die MIthilfe der "Helfer" wäre es ihnen bzw. würde es ihnen nicht gelingen, ihre Ideen umzusetzen. Das ist für mich die "Moral von der Geschicht'" aus dem Dritten Reich: wären nicht so viele mitgelaufen, hätten die Angst, die Gleichgültigkeit, die eigene Machtgier, der eigene Antisemitismus nicht bei vielen eine Rolle gespielt: Hitler hätte sich nicht halten können. Also heißt es wachsam sein !


jeanny antwortete am 07.05.04 (16:22):

richtig carla

so sehe ich das auch.


schorsch antwortete am 07.05.04 (17:33):

Jeder Despot braucht Mitläufer, die sich vom Mitlaufen Profit versprechen. Aber: Mitgegangen, mitgefangen. Wenn es dann aber zum "Mitgefangen" kommt, waschen alle ihre Hände in Unschuld und verkünden, dass sie natürlich nur durch Zwang mitgemacht haben.


juergenschmidb antwortete am 07.05.04 (17:50):

wenn es dem amerikanischen Volk, allgemein gesprochen, gelingt, die politisch verantwortlichen loszuwerden, die sich statt wie versprochen als Vorbilder im Irak betätigen wollten, dann, aber nur dann bleibt das Desaster, das Nazideutschland angeríchtet hat, mit dem Schaden, den die USA angerichtet haben, unvergleichbar.
Die Praktiken, nur soviel zuzugeben, wie gerade nachgewiesen ist, war unter anderem auch die Praxis der verheerenden Variante eines "Sozialismus", ausgehend seit der StalinÄra.

Jürgen Schmidbauer


carla antwortete am 07.05.04 (18:30):

Es wäre fatal, jetzt hier eine Art "Wettbewerb in Sachen Grausamkeiten" zu machen...

Wenn ich aber daran denke, was Amerika mit den Indianern im eigenen Land und auch als Helfer in anderen Ländern gemacht haben und was Vietnam auch heute noch an Erinnerungen wachruft, ist der Golf- und Irak-Krieg kein Einzel-Ereignis...


juergenschmidb antwortete am 07.05.04 (19:36):

Eben, etwa 19.30 (live-Übertragung)unserer Zeit eiern Rumsfeld und Militärführer im Untersuchungsauschuss herum, weil sie nicht erklären können/wollen, warum erst durch die Misshandlungsbilder, die erst jetzt kamen, eine Entschuldigungswelle ausgelöst wurde, lässt Vertuschungsversuch vermuten.
So eine Regierung und leider muss ich es sagen, so ein Volk kann den Völkern in Arabien keine Demokratie schmackhaft machen, die sie so wie im Westen auch gar nicht brauchen/wollen.

Jürgen Schmidbauer


julchen antwortete am 08.05.04 (05:44):

Merkwuerdig, diese Thema.

Wie Juergen, verstand auch ich, dass etwas Schreckliches passiert war in Deutschland.
Aber ich fuehle mich schuldfrei davon.

Schlechte Menschen gibt es in jeder Gruppe.
Die finden auch immer "Mitlaeufer"! Erstmal mit
dem Stiefel fest auf dem Nacken der Mitlaeufer,
verbreitet sich auch Angst unter denen, die Kosequenzen fuerchen, wenn sie nicht mitmachen.
Das ist so alt wie die Bibel - und menschlich.

Mehr als nur beschissen finde ich die Sache die sich
nun abspielt mit dem unmenschlichen Behandeln
der irakischen Einsassen, und bin froh, dass den,
physisch am Ort, und ultimativ in der Rangliste, Verantwortlichen, brenzlige Fragen gestellt werden
und diese fuer Ihr Tun gerade stehen werden muessen und aus dem Verkehr gezogen werden.

So soll das auch sein!
Vor menschlicher Schlechtigkeit ist niemand geschuetzt, aber wie man damit verfaehrt ist eine
Andere Sache.

Ja, es faellt auf's Volk zurueck wenn Ausschreitungen
aufgedeckt werden.
DIESES Volk ist nicht einverstanden mit dem Handeln
einiger Ihrer Vertreter!

Dazu sagt Juergen:
...Die US-Amerikaner können nun vielleicht nachempfinden, wenn man pauschal beargwöhnt wird, auch nach Jahrzehnten noch, einem Volk anzugehören, das Ideale vorschützt, unter dessen Deckmantel Dinge geschehen, die weder Demokratie noch Menschenrechte ausstrahlen....

Und dazu sage ich: ..und koennt Ihr uns das auch
nachfuehlen?

Ausser diesem Thema hier, war bis jetzt nur haemische Schadenfreude und sensationsluesternes
Suchen nach "noch Schlimmerem" von vielen Diskutanten zu ersehen.


juergenschmidb antwortete am 08.05.04 (08:49):

Also, interessante Antworten.

Auch ich fühlte mich zwar als Kind schuldlos an den Schlechtigkeiten, die unter deutschem Namen begangen wurden, aber es bedrückte mich, dass ich diesem Volk angehörte.
Später, sehr viel später, konnte ich mich schon befreien von dieser Bedrückung, akzeptiere es als unsere Vergangenheit, belasten tut mich nur noch, dass mit dem "Nachtarokken" kein Ende hergeht.
Da Deutschland penetrant darauf achten, dass sich ähnliches wie 33 bis 45 bei uns nicht wiederholt, habe ich Probleme, dass man meint, man müsse uns ständig weiterhin darn erinnern.
Aber daran beteilige ich mich nicht mehr, fühle mich befreit.

Haeme gegenüber Amerika empfinde ich nicht, jedoch ist das Auftreten von W.Bush sehr arogant gewesen, man würde der ganzen Region um Irak herum einen neue Entwicklung bringen, Demokratie, Frieden, Wohlstand. Dies müsse USA alleine machen, ohne UNO, weil die zu zögerlich sei.
Dies hat mein Amerikabild sehr verzerrt, denn Bush wurde ja gewählt, ist bis auf das Habhaftwerden Saddams gescheitert, die Zeiten der USA, die Europa 45 gerettet hatte, besonders die Deutschen, die postive Ausstrahlung, ist vorbei, in die EU setz ich nun, als Vorbild auf der Welt, grössere Hoffnungen.

Jürgen


guenterpaul antwortete am 08.05.04 (11:34):

Wir sollten endlich begreifen, daß es Machtpolitik und Krieg sind, die Grausamkeiten gebären, und diese bekämpfen. Wir sollten auch endlich damit aufhören, die Geschichte der Völker gegeneinander aufzurechnen. Unter dem Thema “Was habt Ihr gewußt?” (Forum Politik)habe ich versucht zu erklären, wie eine Mehrheit der deutschen Bevölkerung dazu gebracht wurde, nicht nur den Widerstand gegen die Politik der deutschen Faschisten aufzugeben, sondern zu deren Mitläufern zu werden. Das funktioniert nicht nur in Deutschland so oder ähnlich, zumal noch eine mächtige Propagandamaschinerie dazu kommt, die ich in dem genannten Beitrag nicht einmal erwähnt habe.

Es geht hier nicht um die junge Soldatin. Es geht um deren Befehlsgeber und um diejenigen, für die Krieg das große Geschäft ist. Sie sind die wahren Schuldigen und sie müssen unschädlich gemacht werden.

Gruß Günter


juergenschmidb antwortete am 08.05.04 (12:07):

Hallo Günter,
da wird dir kaum jemand widersprechen können, nur vielleicht:Es geht hier nicht nur!! um die junge Soldatin.

Und: die Bevölkerung darf es auch mit auslöffeln.
die mit dem "Geschäft" werden wohl davonkommen.

Jürgen,


schorsch antwortete am 09.05.04 (09:09):

Irgendwie erinnert mich das Jagdgebaren der Amerikaner - pardon: Mr. president & Co - an die Hetzjagden früher in Afrika, wo man auf alles und jedes schoss, was sich bewegte....

....was sind denn für Obgenannte die Irakis oder die Vietnamesen anderes als Tiere, die man unschädlich machen muss - oder die man zum Abreagieren seiner Agressionen benutzen kann?