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THEMA:   Alfred Polgar - Österreicher, 1873 - 1955 gelebt - Verfasser hintergründiger Glossen....

 10 Antwort(en).

lola begann die Diskussion am 06.05.04 (16:51) :

....
PERSPEKTIVEN

»Was schert der Tod des einzelnen! « sagte der Hauptmann,
»wenn nur die Truppe der Fahne Ehre macht!“
»Was liegt am Schicksal eines Regiments, wenn nur
die Stadt genommen und der Feind verjagt wird«, sagte der General.
Der Patriot sagte: »Und ob wir alle bis auf den letzten
Mann sterben müssen, wenn es nur dem Vaterland zunutze kommt.
„Der weitblickende Kulturhistoriker blickte weit und sagte:
„Selbst wenn ein paar Staaten zugrunde gingen ...
sie wären nicht vergeblich zugrunde gegangen.
Europa würde sich auf sich selbst besinnen, und aus dem
Blutbad gereinigt, neugeboren, emporsteigen.«
Der Weise strich mit kühlen Fingern den langen Bart:
»Nehmen wir an, das alte Europa verfiele dem Chaos,
wie wohl täte das in weiterer Folge ... der Welt!
Der Untergang Europas jedem, der tiefe Zusammenhänge
ahnt, wird das klar sein brächte unserem Planeten
reichsten Segen. Als Dünger auf dem Acker der
Menschheit geopfert, verhülfe der tote Erdteil diesem
Acker zu ungeahnt üppigem Gedeihen.«
Gott sprach: »Für mein Sonnensystem XXVII,
arabisch 12, litera F, wird das Verschwinden des Planeten
Erde einen großen Vorteil bedeuten. Vielleicht sogar
wäre es gut, wenn ich die ganze Sonnensystemgruppe
im Interesse höherer kosmischer Zweckmäßigkeit ... «
»Mag alles hin werden, wenn nur mein Bub mit
geraden Gliedern nach Hause kommt!« sagte Frau Müller
und legte die Zeitung mit den Siegesnachrichten
ungelesen neben die ungetrunkene Tasse Kaffee Ersatz.


Alfred Polgar


Entnommen dem "großen Lesebuch" von Alfred Polgar, aus dem Kein & Aber


juergen1 antwortete am 06.05.04 (17:05):

So.
So hört man auch mal was aus Österreich :-))


schorsch antwortete am 06.05.04 (18:55):

Schön, iola. Aber was genau möchtest du uns mitteilen?


lola antwortete am 06.05.04 (21:55):

Ja, mei - was fragst Du, was "Ich Euch mitteilen möchte"????
Wenn einer einen Text schreibt, dann hat er in der Regel das Bedürfnis, auf etwas aufmerksam zu machen! Und ich finde, daß das hier recht deutlich wird, was Polgar deutlich machen möchte!
Klar, ich habe die Polgar-Texte im Radio gehört, während ich über Hitler etc. von Rafael Seligmann gelesen habe, vielleicht versteht man dann schneller und genauer, was hier gesagt wird!? Tut mir leid, wenn einige diesem Text so nichts entnehmen können!
Es ist herrlich, wahrzunehmen, wie er mit wenigen kernigen Worten die realen Hitler-Entscheidungen deutlich macht. Das ist auch der Grund, weshalb der Polgar schließlich nach Amerika emigrieren muste. Hitler und seine Leute verstanden sehr wohl, daß hier ihr Handeln öffentlich dargestellt und kritisiert wurde, was ihnen gar nicht lieb war.
Vielleicht liest Du unter diesen Voraussetzungen seinen Text noch einmal?


iustitia antwortete am 06.05.04 (22:38):

Wer die Novelle "Der Mantel" von Polgar liest, weiß, was er in Frankreich der Nazizeit erlebt hat.
Oder die Farce "Goethe" (der als Student über sein Leben und Werk in einer Prüfung befragt wird) - das beste Stück über doof-verkalkte Professoren und einen lebendigen Goethe!


juergen1 antwortete am 06.05.04 (23:56):

Hitler, aah ja. Das "passt".

Musste aber auch an Bush denken.
Wie sich die Zeiten gleichen, äh, ändern, nee, garnicht ...


lola antwortete am 07.05.04 (08:12):

schorch,

Du fragst mich, was ich damit sagen will, daß ich hier einen literarischen Beitrag leiste!?
Du, fragst Du auch den guten alten Goethe - und - und - was sie eigentlich sagen wollen mit ihren Texten?
Weißt Du, wenn man allgemein mit Literatur nichts anfangen kann, dann sollte man überlegen, ob man nicht einen Weg finden kann, seine Fragen so deutlich zu machen, das man derartigen Texten dann vielleicht eher gerecht werden kann!?

Wie Du siehst hat die iustitia u.a. durchaus auch erlebt, was der gute Polgar mit wenigen Worten für Dinge an die Oberfläche bringen kann, und auf diese Weise darauf aufmerksam machen kann, was im Leben abläuft! Wie gut, daß es solche Menschen gibt! Das ganze bringt er nicht nur kurz und knapp sondern humorvoll und ohne Vorbehalte!
Ich wollte denen, die - wie ich bis jetzt - von diesem Menschen nichts gewußt haben,einen Tipp geben! Es ist herrlich, worauf er so aufmerksam macht!


Miriam antwortete am 07.05.04 (10:38):

Hallo lola, mir hast Du wirklich einen wichtigen Hinweis gegeben -und der lautet : nimm Dir wieder den guten alten Polgar vor, z.B.auch seine "Geschichten ohne Moral" oder "An den Rande geschrieben". Um manch einer Bemerkung vorzubeugen : ich stamme aus den Westen Rumäniens (Banat) und dieser Teil gehörte bis zu den Trianoner Verträgen zu Ungarn-Österreich. Also war es selbstverständlich, dass man Polgar las.

Zu den Wert dieser literarischen Beiträge : ich denke schon, dass die sehr wichtig sind --und man kann m.E. wählen zwischen :
1. sie links liegen lassen
2. durch diesen ersten Text auf den Autoren neugierig werden (garantiert eine Bereicherung im vorliegenden Falle)
3. durch den Beitrag animiert werden z.B. Polgar wiederzulesen. Als ich dies machen wollte, stellte ich fest, dass ich Bücher von Polgar garnicht besitze. Er war nicht "mitausgewandert"! Diese Feststellung kommt nun den Buchhandel zugute, denn ich werde mir manches von Polgar wieder kaufen. Danke also für den Einstieg, lola !...


carla antwortete am 07.05.04 (14:52):

Ich werde mir von Polgar eine Hörkassette bestellen, die von einem Österreicher gesprochen wird, den ich sehr schätze: Fritz Muliar (Senta Berger wäre auch nicht schlecht; - immer diese Entscheidungen *g*!)...

Internet-Tipp: https://tinyurl.com/ytlyp


lola antwortete am 08.05.04 (12:29):

schorsch,

noch mal zu Deiner Frage: "...Und was willst Du uns damit sagen?"
Du, ich bin eben begeistert von seiner knappen aber umwerfend treffenden Art, beobachtete Dinge wiederzugeben! Ich bin richtig begeistert! Dieses Erlebnis wollte Euch hier anbieten! Es bleibt doch jedem selbst überlassen, ob er davon sich angesprochen fühlt!
Schnell noch ein "En Passant" von ihm:

Deutsches Lustspiel. Der Humor trägt eine Tarnkappe; immerzu schreit er:" Ich bin da!" und nie sieht man ihn!


und:

Kommentar zur Dichtung? Geister werden nicht besser sichtbar, wenn man Licht macht.

Du, schorsch, ich finde sie herrlich!


lola antwortete am 09.05.04 (11:29):

Hallo, Miriam.
Ich habe diese Geschichten im Radio kennen gelernt, in der Sendung: morgens um 8,30 Uhr vorgelesen im Kultur3 Sender

Daraufhin habe ich mir "Das große Lesebuch" von ihm im Amazone.de bestellt, ruckzuck hast Du es und kannst es auch aus zweiter Hand dort billiger kaufen!
Dieses nur ein Hinweis!
Es freut mich, daß wir da so total einig sind!
Einen schönen Sonntag wünscht Dir die lola