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THEMA:   Gedicht zum Muttertag

 8 Antwort(en).

Siegrun Graune begann die Diskussion am 03.05.2000 (12:31) mit folgendem Beitrag:

Du stürmst ins Haus bringst Blumen ihr,
und schüttelst ihr die Hände.
"Hab`Dank für alles", sagst du noch,
dann schleichst du fort behende.
Versonnen bleibt die Mutter steh`n.
Warum nur soviel Nelken?
Hättīst lieber Zeit für mich gehabt, denn Blumen die verwelken.
Du hast mich lang nicht mehr besucht,
sprachst nur durch`s Telefon,
"diese Woche passt es nicht,
doch nächste Woche schon."
Ich hab`doch immer Zeit gehabt,
bis du mein Kind ging`st fort.
Nun bin ich alt und warte hier
auf dich und auf ein liebes Wort.


Evelyn von Wietersheim antwortete am 03.05.2000 (23:30):

Liebe Siegrun,sicher bekommst Du viel Zustimmung zu Deinem gekonnten doch recht traurigen Gedicht.Könntest Du die Sache vielleicht auch anders sehen- vielleicht so:
Abgenabelt
Wir waren nah beisammen
im Traum vergang`ne Nacht:
Laut rief ich deinen Namen-
da bin ich aufgewacht.

Ich träumte:Schwer beladen
hingst du in steiler Wand -
Aus Angst,du kämst zu Schaden
griff ich nach deiner Hand

und durfte sie nicht halten -
Fest an den Fels gekrallt
warfst du in Gletscherspalten
was ich dir aufgeschnallt.

All das,was unerbeten
dir jetzt die Luft abdreht
s`Korsett mit meinen Gräten -
Weil`s um DEIN Leben geht

versuchst du dich im Rahmen
nur dir gemässer Fracht.
Du hattest viele Namen
mein Sohn,in dieser Nacht.

Evelyn


Friedgard Seiter antwortete am 05.05.2000 (14:23):

Wie wäre es denn damit:

Mutter

Ein abgefallnes Blatt
das zart gefiedert
und weinrot-golden schimmernd
mir im Vorübergehn
durch seinen Anblick Schönheit schenkte
wollt ich Dir bringen
damit es deinen müden Sinn
von Angst und Trauer fort
hin auf den Zauber
von des Herbstes Schlafengehen lenkte -
doch schien's mir zu gering.
Nun lässt es meine wandernden Gedanken
nicht los,
ich mach mich auf
um Dir ein solches welkendes Juwel
zu suchen
und leg es Dir behutsam
in den Schoß.

Friedgard Seiter.


Sieghard Winter antwortete am 07.05.2000 (14:16):

Die obigen drei Gedichte sind selbst gemacht, wenn ich das richtig sehe.
Da ich keine so guten Texte machen kann, stelle ich unten ein Mutter-
tagsgedicht von AvDH ins Forum. Vielleicht erinnern Sie sich dabei an frühere Zeiten, vielleicht gefällt es Ihnen sogar.




Annette von Droste-Hülshoff1797 - 1848

An meine Mutter

So gern hätt' ich ein schönes Lied gemacht,
Von deiner Liebe, deiner treuen Weise,
Die Gabe, die für andre immer wacht,
Hätt' ich so gern geweckt zu deinem Preise.

Doch wie ich auch gesonnen mehr und mehr,
Und wie ich auch die Reime mochte stellen,
Des Herzens Fluten rollten drüber her,
Zerstörten mir des Liedes zarte Wellen.

So nimm die einfach schlichte Gabe hin,
vom einfach ungeschmückten Wort getragen,
Und meine ganze Seele nimm darin;
Wo man am meisten fühlt, weiß man nicht viel zu sagen.


Marliese Echner antwortete am 08.05.2000 (07:34):

Ich möchte auch einmal ein Mundartgedicht zum Muttertag anfügen:

Unser Mudder

Wie sie finfezwonzich war
isch erre de Monn en de Krieg
un er hot gsaad
"Baß mer uff des Maaidl uff"
un sie hot gedenggt
"Sie werd mer doch recht werre!"

Wie sie achtezwonzich war
isch noch en Buu dezu kumme
un de Monn war als noch em Krieg
un sie hot gedenggt
"Sie werre mer doch recht werre!"

Wie de Krieg aus war
hot sie gwißt
er kummt nimmi
un sie hot gsaad
"Ach Gott, sie werre mer doch recht werre!"

Streng isch sie gwest, d Mudder
immer e bißl strenger wie onnere
un immer widder
"Sie werre mer doch recht werre!"

Jetzt senn mer erwachse
gsaad hot sie uns nie
"Ihr seid recht worre!"
Blouß, wonn sie uns ooguckt
merke mer
"S isch recht worre!"


Evelyn von Wietersheim antwortete am 09.05.2000 (22:13):

Ich kenn`s und es ist schön,sich wieder daran zu erinnern,das Gedicht von A.D-H.Das Mundartgedicht von Marliese Echner ist in seiner Schlichtheit etwas ganz Besonderes.Friedgard Seiters Gedicht ist poetisch und Sigrun Graunes,deren Gedicht ich auch auf ihrer HP fand,sehr berührend.Mein Gedicht:"abgenabelt" passt eigentlich nicht zum Muttertag,als sogemeinter Ehrentag. Es ist eigentlich eine Art Rebellion gegen das Unabänderliche- eine Bestandsaufnahme-und andererseits sogar die Hoffnung,endlich die Rolle der Mutter loswerden zu können. Pustekuchen - man wird sie nie los.Evelyn


Friedgard Seiter antwortete am 10.05.2000 (08:12):

Wollen wir sie denn loswerden, liebe Evelyn? - Sicherlich, "klebrige" Mütter sind eine Last, aber ich finde, durch die Emanzipation ist die Rolle der Mütter schwer beschädigt worden. Als ob es ein Makel wäre. - Ich möchte etwas dagegenstellen, ein Gedicht auf ein Enkelkind, das kurz nach dem Tod meines Mannes geboren wurde und mir das Weiterleben erleichterte.

Kinderlied

Wie kann ich das
zu Worten machen:
deine weiche Haut,
dein Lachen,
deine kleinen
wilden Zärtlichkeiten,
soll dich tragen,
willst auf meinen Knien reiten,
deine Fragen -
deinen nächtlich hellen Ruf,
wenn du erwachst
und dein sanftes Tasten
wenn du morgens
meine Tür aufmachst.
Dieses: spiel mit mir!
Und: lies mir vor!
Deine kleine Hand
in meiner,
wenn wir gehen,
deine Augen leuchten auf,
wenn sie mich sehen
und wir gehen
durch ein neues Tor.

Das Gedicht wird im Sommer veröffentlicht werden mit anderen, ich nehme es hiermit vorweg.

Ich mag den Muttertag nicht, nicht die Gloriole, die man für einen Tag im Jahr aufgesetzt bekommen soll. Aber ich bin tief glücklich darüber, daß ich Mutter und Großmutter - und inzwischen auch "Vizemutter" sein darf.
Friedgard.


Marliese Echner antwortete am 10.05.2000 (19:07):

Hallo, liebe Friedgard, das Gedicht ist wunderschön. Auch sonst stimme ich voll und ganz mit Dir überein. Muttertag wird bei uns eher von der humorvollen Seite betrachtet. Ich spöttle darüber und lasse mir mit Wonne Blumen schenken. Auch über die Enkelkinder, meine heißen Philipp und Paul und sind 2 und 4 Jahre alt, kann ich aus vollem Herzen sagen: "Sie sind wunderbar". Man hat als Großmutter keinen Erziehungsauftrag, man darf einfach nur verwöhnen und genießen, man sieht sie aufwachsen, sich entwickeln und ist erstaunt, über diese kleinen Menschenkinder. Jetzt bin ich direkt pathetisch geworden, was ich gar nicht mag. Gruß von Marliese
Übrigens: Das Mundartgedicht war nicht für den Muttertag gedacht, aber es hat halt gepaßt.


Marliese Echner antwortete am 10.05.2000 (19:12):

Hallo, liebe Friedgard, das Gedicht ist wunderschön. Auch sonst stimme ich voll und ganz mit Dir überein. Muttertag wird bei uns eher von der humorvollen Seite betrachtet. Ich spöttle darüber und lasse mir mit Wonne Blumen schenken. Auch über die Enkelkinder, meine heißen Philipp und Paul und sind 2 und 4 Jahre alt, kann ich aus vollem Herzen sagen: "Sie sind wunderbar". Man hat als Großmutter keinen Erziehungsauftrag, man darf einfach nur verwöhnen und genießen, man sieht sie aufwachsen, sich entwickeln und ist erstaunt, über diese kleinen Menschenkinder. Jetzt bin ich direkt pathetisch geworden, was ich gar nicht mag. Gruß von Marliese
Übrigens: Das Mundartgedicht war nicht für den Muttertag gedacht, aber es hat halt gepaßt.